Kr. 115� AH. Jahrgang
Heilage öes vorwärts
Mittwoch, S.MSrzim
HaperiMe Gemütlichkeit Gerliner Prägung.
� ifn'prgcnhsrt Semcrffrstrerttn Ausfllkrungcn unter- gifol ein Genoffe nuS Saiwn die EdifEiietbcrgnügungcn Berlins einer fdictfen nrltif. Sei alter Secedmgung bce. im einzelnen feefagtcn möchten wir doch der allzu ftedtifcScn ZchluUolgerung ■— besonders soweit die vdlitische iluSwirkung gestreikt wird— nickt obne weiteres Beiffimmen. Ter Verfaller liebt unseres ErachtenS hier ein wenig zu schwarz. D. Red. Von zwanzig„Buorn" und„Madln", die in München in der „Krachledernen" und im„Deandigewand" umherlaufen, stammen siebzehn czus dem Berliner Westen und zwei sonst aus Berlin . Der eine echte Bayer ist ein Oberlondler, der nichts andeies anzuziehen hatte oder zu eilig in die Stadt muhte, um seine Gcbirgstracht noch ablegen zu können. Es ist in Bayern eine allbekannte Geschichte, die oon der„echt bayerischen Gemütlichkeit"— Berliner Ursprungs und in Geist und Art dortselbst hergestellt. Der Münchener kennt sie und lacht von Gerzen darüber, wenn er nicht gerade über diese Art, ein naives Bolkswesen ins Urkomische zu ziehen, schimpft und in baye- rischen Kraftausdrücken, die echt sind, wettert. Der Berliner aber macht es nicht und amüsiert sich nach wie vor über den bayerischen Stands- mann, den er erfunden hat und der so, wie er ihn erfunden hat, vielleicht auf dem Mond oder sonst irgendwo, aber nur nicht in Bayern vorhanden ist. Der Bayer kann gar nicht urwüchsig und grob genug weichen, um nicht v�n Berliner als gemütlich empfunden zu werden. Das weih man in Bayern . Blätter vom Schlage des �.Miesbacher Anzeiger" wären längst eingegangen, würden sie nicht im Norden, und nur dort, ernst genommen und förmlich verschlungen. Ks ist eine Spekulation aus die Berliner Unschuld. Sie hat sich gelohnt. Das weiß-blauo �ushängcschilS. Will man wissen, wie der Berliner eigentlich dazu kommt, Bayern ganz unrettbar schief zu sehen und sich durch seine falsche Einstellung so unbeliebt zu machen, wie es überhaupt nur möglich ist, dann muß man sich an die Quelle echt bayerischer Gemütlichkeit, also nach Berlin selbst, begeben. Schon Aschinger bereitet die Auf- klärung vor: weiß-blau ist nicht eine Landesfarbe, sondern ein Aus- liängeschild für Magen und Gurgel. Und der Bayer, der in die Reichshauptstadt kommt, merkt gleich, wie er eingeschätzt wird. Der weiß-blaue Wirtschasisbeirieb hat mit Layern so wenig zu tun wie irgendein norwegisches Restaurant aus der Berliner Weltstadtzeit mit skandinavischer Eigenart. Es gehörte nun einmal zum Welt- stadtbild, aus allen Ländern Stile zusammenzutragen und sie zu einem Ganzen von vollendeter Kulturlosigkeit aneinanderzureihen. Berlin selbst wußte in der Glanzperiode seines„Aufstiegs" wenig aus eigenem zu geben. Es schmückte sich mit fremden Federn— vom Kamerunneger, der als Portier zu einem eleganten Nachtlokal gehörte, bis zum weiß-blauen Wirtshausanstrich. Der internationale Glanz ist schäbig geworden, das bayerische Aushängeschild ist ge- blieben und, was noch schlimmer ist, die Berliner bayerische Gemüt- lichkett auch. Sockbier und Kuliffenzauber. In Bayern selbst gibt es dies nicht. Diese Art Bock hat mit einem Gemsbock nichts zu tun, und wenn der Bayer in die Alpen wandert, dann will er Natur genießen und denkt nicht ans Trinken. vielleicht liegt nur ein Mißverständnis der Festidee zugrunde. Der Bayer pflegt ja seinen S a l v a t o r auch auf einem„Berge" zu trink-»«, dem berühmten Nockerberg, der allerdings noch nicht einmal fo hoch ist wie der Berliner Kreuzberg , vielleicht aber den Alpengedanken nahegelegr hat. Beim Berliner Dockbierfcst ist zunächst alles da, glänzend aufgemacht und gemalt— von der Zug spitze bis zum Berchtesgadener Land . Aber die Zugspitze friert in der Wirklichkeit ihrer Eisbedeckung noch lange nicht so wie «v diesem Saal und die Berchtesgadener Türme strecken ihre fzälse verzweifelt zum Himmel, weil sie in diesem Bacchanale bayerischer Gemütlichkeit auch nicht einen Schimmer von bayerischer Ari oder gar.Grüblgkeit" entdecken können und weil sie sich der weiß-blauen Fahnen schämen, die so zahlreich und feierlich ausgehängt sind, als
stattete ein pensionierter bayerischer Prinz einem oberboyerischen Bauerndors einen Besuch ab. Was hier gemütlich und bayerisch sein soll, ist dem, was man in Bayern als gemütlich betrachten kann, vollständig entgegengesetzt. Der Bayer ist ja gar nicht einmal gemütlich, er wirkt nur so. Und er wirkt so, weil er die Ruhe selbst ist— bis auf weiteres. Er setzt sich zum Bier und schweigt. Man kann nicht einmal sagen, daß er denkt. Man sieht ihn nur trinken und vor sich hinbri'ten. Ganz anders in Berlin . Man begibt sich mit bewußter Gemütlichkeit zum Fest und nimmt sich vor, so formlos zu sein, als es nur möglich ist. Unter dem Schutze der weiß-blauen Flaggen geht dies ja. Was ist nicht alles möglich, wenn ein Mensch — bayerisch gemütlich ist? Rummel Serliner Note. Es ist ein gutbürgerlicher Hexensabbat. Ist ein ganz närrisches Kinderspiel Erwachsener. Ist, zusammengetragen, all das, was in Berlin an Tollheit vorhanden ist— von der Neujabrsnacht und den Rummelplätzen bis zum intimsten Dielentreiben. Ist ein ständiges Hin und Her, eine Unruhe ohnegleiäien, ein Schieben, Drängen, Stoßen, Sichnecken, Singen, Brüllen, Pfeifen, Tanz, Maskerade, Konfettischlacht, eine Musikkapelle neben und nach der anderen, mitten im Saale auch eine Rutschbahn— ist all das zusammengedrängt und aus die Spitze getriehen, was ein bayerisches Lolkssesi nicht hat. Echt sind nur zum überwiegenden Teil die bayerischen Musikkapellen, die durchweg Berliner Schlager spielen— aber wenn statt ihnen Negerkapellen musizierten und lärmten, es würde da- durch gar nichts an dem Charakter des Festes selbst geändert wer- den, das der höchste Ausfluß Berliner Bescheidenheit unh Harm- losigkcit und ein Gipfelpunkt jener Freude ist, die darin besteht, daß man sie bekundet und vor anderen zur Schau trägt. Es ist bei solchen Festen, wie dem Berliner alpenbayerischen Bockbierfest, eine grenzen- lose Gemütlichkeit vorhanden. Gerade deshalb ist es alles eher als bayerisch. Ein Fest dieser Art und in der gewaltigen Massenaus. machang wäre weder in München noch sonst in Bayern «östlich. Schon um Mitternacht würden dort die gastlichen Säle etnem Schlachtfeld gleichen— vorausgesetzt, daß nicht vorher Hausknechte, Sanitäter und Polizei in fieberhafter Einzelaufräumearbeit be- griffen gewesen wären. Hier verläuft alles harmlos und friedlich und man weiß gor nicht, wo Bock und Böcklein zu suchen sind— im Krug oder unter den Menschen. Und das ist das Allcrunbayerischste daran. V:e ernste Seite. Das also ist der Anschauungsunterricht, den sich der Berliner selbst über Bayern erteilt. Kommt der Bayer nach Berlin — natürlich nicht ein Gegengast für den Bayernbesuch aus Berlin West—, so lernt er rasch begreifen, warum sich in Bayern selbst die Dinge in einer Weise entwickeln konnten, die menschlich und politisch des höchste Maß von Ungemüilichkeit darstellen. Er begreift, warum er in seinem Kampfe allein stehen muß, warum er machtlos ist gegen eine reaktiv- näre' Herrschsucht, die geistig kaum niehr etwas mit dem übrigen Deutschland gemein hat oder gemein haben will. Er versteht es, daß die bayerische Reaktion geradezu von der in Berlin erfundenen und gepflegten bayerischen Gemütlichkeit leben kann. Aber er ver- steht es nie und nimmer, daß auch Berliner Arbeiterkrcise sich von der Bayernsinstellung des Westens ankränkeln lassen, daß sie ge° dankenlos Trinkgelage und Faschingstreiben unter den weiß-blauen Fahnen mitmachen, ohne auch nur einen Augenblick an die ernste Sprache zu denken, die eben diese Fahnen reden. Berliner Westen und herrschendes Bayern von heute gehören zueinander und dulden sich gegenseitig. Vom Berliner Arbeiter aber möchte und darf man verlangen: sieh dir einmal das Wesen sogenannter echt nationaler, oolksstämmiger Kultur an und du wirst zum Ergebnis gelangen. daß sich Hohlheit und— als einziger Geist— Geschäftsgeist dahinter verbirgt. « Das neue Deutschland verlangt auch eine Republikanisiörung des Volksvergnügens, eine Befreiung von schäbig gewordener alter Verkleidung und Einstellung auf rein menschliche und darum echte
Freude. Geht ihr einmal daran, bayerische Gemütlichkeit Berliner Prägung in die Rumpelkammer zu werfen, wo diese am finstersten und unzugänglichsten ist, dann höht ihr den besten Anfang gemacht und euren wirklichen Volksgenossen in Bayern den größten Dienst erwiesen.
vom Schlafrock.
Es gibt Dinge in uns und um uns, die sich aus unserer Existon» fortstehlen, ohne daß wir es gewahr werden. Zum Teil geistiger Art, ihren Ausdruck durch die Sprache findend— man erinnere sich an die tö »ichten Spielereien mit Cri-Cri, an Pschute, Vlan und ähn- liche Modercdcnsartxn—, zum Teil aber auch materieller Art, solche, die wir sehen und fühlen können. Nun denkt man sicherlich: Spaß, der Krieg hat uns so manches abgezwackt, den englischen Senf, den Kaviar, selbst den Stockfisch—, aber das ist ein Kapitel für sich, das seines Chronisten noch harrt, Nein, Dinge, die uns erreichbar sind, die wir aber abgestreift, er- ledigt haben—. So der Schlafrock. Gewiß werden noch etliche würdige Herren sich an ihrem vorkriegszeitlichen(vielleicht ge- wendeten) Schlafrock erfreuen, auch mögen etliche neue„gebaut" werden, aber im allgemeinen... Die Zeit ist vorüber, wo der ?octa laurcatus die Leier stimmt«: In der Goldnen Uli sind 1kl WO Schlafröcke zu sehn— Und man sah sie wirklich, appetitlich auf die Straße hinaus- hängend, sofort„greifbar". Heute sieht man in den Auslogen Pelze— für das Alter von dreißig Jahren eine unbedingte Not- wendigkcii— und Sportkostüme, gewissermaßen� der Gegensatz vom Schlafrock. Selbst Männer im reiferen Alter wickeln sich Gamaschen um und zeigen trotz der Nachwehen der Kriegskost stramme Waden, Vielleicht ändert sich der Geschmack wieder später— ober augenblicklich ist der knapp gehaltene Anzug, der für die Bauchentwicklung kaum Platz bietet, Ehrensache. Wenn das starke Geschlecht auch noch nicht auf dem Standpunkt des schwachen steht, das„oben nichts und unten nichts" für die Winterzeit angemessen hält, so ist es doch in erfreulicher Weise be- müht, das alte Vorurteil von dem Philisterdasein der Deutschen zu beseitigen, und deshalb wird der Schlafrock ack setz gelegt oder von der in die Jahre kommenden Generation nicht mehr angeschafft.
<kin Schlagsahneprozeß. Di« vielfach erörterte Angelegenheit des Verkaufs der söge- nannten E in u l s i o n s s a h n e durch die Firma Bolle beschäftigt« wieder das Wuchergericht des Landgerichts III. Ange- Nagt wegen Schleichhandels bzw. Kettenhandels und Uebertretung der Verordnung vom 30. April 1921(Sahnehsrstellungsverbot) waren die Milchhändler Tesche und Quick. Die Angeklagten hatten in ihren Geschäften Sahne verkauft und. deshalb an- geklagt, in dem ersten Termin angegeben, sie hätten die Sahne als sogenannte Emusahne von der Firma Boll« bezogen, die diese mit Genehmigung des Milchamts verkaufe.— Der Staatsanwalt beantragte seinerzeit selbst die Freisprechung, während das Gericht es für notwendig hielt, diese Angelegenheit im Interesse der sehr im arge» liegenden Berliner Milchversorgung weiter aufzuklären. — Mit Rücksicht daraus, daß sich inzwischen herausgestellt habe, de.ß die sogenannt« Emusahne aus Milchpulver und reiner Butter b e st e h e, die ganze Herstellung der Emulsionssahne an sich also lediglich eine Umgehung des Gesetzes darstellt, beantragte Staatsanwalt De. Nothmann jetzt die Verurteilung der Ange. klagten zu Gefängnis- und Geldstrafen. Das Gericht kam zu einer Freisprechung der beiden Angeklagten. Auf Grund der Be, weisausnahme fei als nicht widerlegt anzusehen, daß die von den Angeklagten verkaufte Sahne von der Firma Bolle bezogen worden sei. Das Gericht sei nun davon ausgegangen, daß die Firma Bolle und das Milchamt der Ansicht gewesen war, daß die Emulsionssahne ein Produkt gewesen sei. auf'das die Verordnung vom 30. April vorigen Jahres nicht Anwendung finde. Sei dies der Fall, so müsse man auch den Angeklagten den guten Glauben zusprechen.
»i Die Sünde im Wasser. Bon Wilhelm Schmidkbonn. Er regte sich nicht und sah starr auf die Straße. Dann entzog er sich ihr und ging durchs Zimmer, langsam, auf und ab. Bor dem Klavier blieb er stehen, setzte sich auf den Stuhl, von ihr abgewandt, legt« beide Arme auf und stützte den Kops in die Hände. Dann machte er den Deckel aus und schlug ein paar Töne an, kaum hörbar. Stille, traurige Akkorde spielte er, die den Atem anhalten machten, und dann eine Melodie, die ganz oben in den hohen Tönen begann und niederstieg und ganz unten in den tiesen Tönen starb. Nach einem rauhen, schneidenden Akkord, der keine Auslösung fand, klappte er den Deckel zu und ließ die Arme sinken. Sie stand hinter ihm und strich ihm über das Haar und lehnte sich an seine Schulter. Sie sah ihn von der Seite an, drängte sich an ihn und berührte seine Hand mit ihren Lippen. Sie kniete sich neben ihn und legte ihr Gesicht auf seine Hände. Er wehrte ihr nicht. Er fühlte seinen Hals von zwei Armen niedergezogen, fühlie zwei nasse, warme Lippen über sein Gesicht gehen und sich auf die seinen legen, suhlte sein Gesicht naß von ihren Tränen werden. Er nahm ihren Kopf in seine Hände und sah auf sie hin- unter und lachte traurig.„Bist du gekommen?" fragte er. „Ich bin da," llüsterte sie und sah zu ihm auf. Er küßte ihr Haar.„Weißt du, was das bedeutet?" fragte er. „Ja," sagte sie ruhig, ohne ihre Augen zu senken. „Wir sind Betrüger, wir sind Diebe, sagte er,„wir stehlen das Glück eines Freundes." Und dann atmete er tief auf, zog sie zu sich, zog ihren Mund an seinen, und sie hingen sinnlos, init immer neuem Jubel, merkwürdig leise und an- schwellend, aneinander. Beider Lippen küßten wie irr über des anderen ganzes Gesicht hin. Sie waren zwei Liebende, die nur noch das waren, was da in ihnen war. was da mit tausend Pferden zu einander strebte. „Daß du gekommen bist!" sagte er und legte seinen Kopf an ihre Brust. „Wir wollen in ein ander Land gehen, wir wollen über das Meer gehen," sagte sie,„und immer zusammen bleiben." Er zog sie fester an sich, senkte seinen Kopf tiefer und sagte:„Küsse mich! Wie lange habe ich darauf gewartet!"
War es Morgen? War es Mittag? Sie standen am Fenster, hoben den Vorhang beiseite und sahen auf die Straße. Das ging vorüber da unten, hastig »ind träge, mit srohlicljen Augen und krummen Rücken.
Er sah nach den Fenstern und Giebeln, um aus dem Stand der Sonne die Zeit zu sehen. Aber Grete zog ihm den Vorhang vor die Augen und richtete sich an ihm auf und stand auf den Zehen und berührte seinen Mund von unten. Und er trug sie auf seinen Armen ins Zimmer zurück.
„Hast du Hunger?" fragte er und sah ihr in die großen, weltentrückten Augen. „Küsse mich noch einmal," sagte sie.
Sie saßen äuf dem Tisch und sahen auf das Bild ihrer Eltern, von dem die Rose gefallen war. „Wie schöne deine Mutter ist," sagte er. „Du bist schön," sagte sie leise und selig und küßte seine- zwei Daumen. Wie Kinder waren sie.
„Bist du glücklich?" fragte sie'leise. „Du auch?" fragte er.-
Als sie jeden einzelnen seiner Finger küßte, klopfte es an die Tür, leise, wie fragend. Die Wirtin war es. Er antwortete nicht, und Grete rückte enger an ihn.
„Mein Weib du," sagte er. „Mein Gatte und Gebieter," sagte sie.
'„Wir sind ehrlos," sagte er,„unser Glück gehört uns nicht. Unser Glück kann nicht dauern. Es hat die Kraft der Reinheit nicht, die nötig wäre, damit es leben bliebe." Sie deckte feine Hände über ihr Gesicht und antwortete nicht.
Ein Sonnenstreif siel ins Zimmer, geradx aufs Sofa hin. Er nahm ihren Kopf und hielt ihn so, daß der Strahl über ihr Gesicht ging. Und ihre Augen leuchteten bis in die Tiefe hinein, und ihre weiße Haut wurde rosig und blühte Und lebte, ihr Haar schimmerte wie eine Krone über ihrer Stirn. Es war ihnen, als ob der goldene Gruß eine Verklärung, die segnende Berührung einer Hand vom Himmel sej�
„Was soll aus uns werden?" fragte er, ohne sie anzu- sehen.„Was wird das Ende sein?" „Wie schön deine Stimme klingt," sagte sie,„sprich weiter." „Gib mir deine Hände," sagte er.„laß mich deine Hände küssen und nicht aufhören. Ist es denn wahr, daß du neben mir sitzt, und daß du mir gehörst?"
Sie saßen aus dem Sofa und hatten die Arme ineinander- gelegt. Er nahm einen Säbel von der Wand, zog die Schneide prüfend durch seine Hände und setzte ihr die Klinge auf die weiße Keble. Sie sah es, ohne zu erschrecken, und hielt den Kopf ganz still. „Nein," sagte er,„wir wollen leben." „Wie du willst," jagte sie mit träumenden Augen,„ich gehöre dir...■-.,... j
Sie hatte die Augen geschlossen.— Schlief sie? Er beugte sich mit seinem Gesicht über das ihre. Er konnte seine Augen nicht wegwenden von dem jungen Mädchengesicht da mit seinem unbeschreiblichen Uebcrerden- schimmer von Glück. Sein Herzschlag schlug ibm bis an die Zunge. Es war ein Jubel in ihm, nicht ein Jubel, der sich stürmend auf die Lippen drängte, der die Beine durch das Zimmer jagte und die Arme hod— ein Glückjubel, der tief in ihm strömte, krei- send, wirbelnd, der in tausend Rieseln durch seinen ganzen Lcib verfloß, der ihm einen Schleier vor die Augen breitete, der ihm in Stirn und Backen glühte und bis ins Braun der Locken zu wehen schien— ein Jubel, der nichts mehr sehnte. der nichts rief, was noch weit war, der in herztiefster Seligkeit die Lippen geschloffen hielt. Er nahm ihr langes Haar und zog es durch die Hände. Er legte es ihr unters Kinn, um den starken Nacken herum, holte es auf der andern Seite wieder hervor und zog es leise an. Schlief sie? Er zog die Schlinge immer fester an. Ihr Gesicht rötete sich, er hörte sie schlucken. Er atmete nicht und zog fester an. Da schlug sie die Augen auf.„Küß mich doch," sagte sie.
„Bist du glücklich?" „Du bist'-!"
fragte er wieder.
Sie saßen, an die Wand gelehnt, Arm in Arm und sahen der Nacht zu, die sich über das Zimmer legte. Draußen brannten die Laternen. Sie sahen zur Decke und sahen, wie da das ganze Leben der Straße in Schatten- bildern vorübereilte. Jetzt ein Wagen, dann Kinder, dann zwei, die sich im Arm hielten, und Hosen der Männer und Röcke der Frauen. Und alle standen auf dem Kopf. ... miiiii uwmijMiw u'ii.b �Schluß folgt.)