der unsicheren Lage der Wirtschaft keineswegs unwahrschein- lich ist— bei ihnen auf Grund der Indexzahlen(eines ver- gangenen Zeitabschnitts) eine Verminderung in den Bezügen ein, während im allgemeinen bereits neue Erhöhungen not- wendig werden, so muß das ganze Kartenhaus einer solchen Regelung zusammenbrechen. Im umgekehrten Falle aber würde das Mißvergnügen über eine Erhöhung der Beamten - gehälter Schwierigkeiten bei den übrigen Arbeitnehmern be- reiten. Bei diesen wirtschaftlichen Bedingtheiten der Lohnrege- lung bleibt zunächst kein anderer Ausweg als der, es bei dem heutigen Zustande zu belassen. Er ist aber wesentlich zu mil- dern, wenn die Lohntarifbezirke möglichst umfangreich und dadurch die Lohnentwicklung einheitlicher gestaltet, zahlreiche Einzeloerhandlungen überflüffig und die durchschnittlichen Wirtschaftsverhältnisse zur Grundlage der Lohnbemesiung ge- macht werden. Es lasten sich natürlich auch hiergegen gewisse Bedenken anführen. Immerhin aber verdient die Frage, welche Einwirkung die lokale und betriebliche Abgrenzung der Tarif- bezirk« und die Struktur des Vertragsgegners auf die Lohn- entwicklung hat. die ernsteste Beachtung der Gewerkschaften.
Die Angelegenheit Hermes.
Zu der Melduno, daß der Reichsminister Hermes gegen die„Freiheit" die Verleumdungsklage angestrengt hat, erklärt diese, daß sie im Prozeß den Wahrheits-
eine solch« Zuteilung nicht bewilligt wurde. In der nächsten Sitzung am 21. Dezember 1920 wurde dann die betreffende Zucker- menge aui SOOOZentner festgesetzt. Da die Zuckerzuweifung im allgemeinen nur mit Bewilligung der Länder erfolgen konnte, hatte Herr Hermes den Versuch gemacht, die Länder dabei einfach zu übergehen, ein Versuch, der aber mißlang. Deshalb setzte sich der Minister in diesem besonderen Fall« über die übliche Praxis hinweg und erteille die Zuckerzuweifung direkt vom Reichsernährungsministerium aus, ohne der preußischen Regierung davon Kenntnis zu geben. Da hier ausdrücklich auf amtliche Protokolle ver- wiesen wird, so mückte sich u. E. ja sehr schnell feststellen lasten, ob die Akten wirklich derartige Vorgänge ergeben. Eine solche Feststellung würde nicht unwesentlich zur Klärung des Sach- Verhalts beitragen und erscheint auch um deswillen dringend geboten, als— ganz unabhängig von der einstweilen offen. zu lastenden Frage des inneren Zusammenhangs dieser Vor- gänge mit der Weinsendung— behauptet wird, daß der Mi» nister Hermes sich über das Recht des Bundesstaates Preußen hinweggesetzt und auch sonst seinen persönlichen Standpunkt ziemlich eigenmächtig zur Durchführung gebracht habe. Zur Klärung wenigstens dieser Punkte brauchte nicht erst ein gerichtliches Verfahren abgewartet zu werden.
dem jetzigen Geldwert etwa 5 M. alter Währung ent- spricht. Dafür zum Morde aufreizen zu dürfen, ist allerdings ein billiges Vergnügen, so daß dies Urteil wohl nur die Wirkung haben kann, zur Nachfolge aufzureizen. Die Sache ist aber durchaus nicht harmlos. Unsere Zeit mit politischen Mordtaten von reaktionärer Seite gesättigt. ie Lebius, Lehmann usw., die in ihren Blättern fortwährend zum Mord aufreizen, sind die intellektuellen Ur- Heber dieser Taten. Wenn die Justiz sie mit lächerlich kleinen Geldstrafen belegt, so macht sie sich immer wieder zur Mitschuldigen des politischen Mordes. Die Derufsrichter klagen fortwährend, daß ihre Unabsetzbar k e i t von links her bedroht sei. Niemand bedroht die Unabsetzbarkeit des Richters schwerer als Richter der Spandauer Art, die nicht die sittliche Kraft aufbringen, das Leben auch ihres politischen Gegners zu schützen. Die gekränkte Unschuld. Wie uns aus Potsdam gemeldet wird, beabsichtigt der Schieß- Held v. Kaehne gegen die Hauptredner in der Glindower Protest- Versammlung, sowie gegen mehrere Berliner Blätter Straf- a n t r a g wegen Beleidigung zu stellen. Uns geht das noch nicht weit genug. Warum beantragt Herr v. Kaehne nicht endlich, daß ihm und semer waffengewaltigen Familie die goldene Rettungsmedaille für fortgesetzte Gefährdung setner Mitmenschen verliehen wird?!
Kapitalistische Reklame üer KPD . Das Mitteilungsblatt der Komm. Arbeitsgemeinschaft beweis für ihre Behauptungen anzutreten gedenke, lieber(Herausgeber Ernst Däumig und[ f m°" /O das von der„Freiheit" veröffentlichte Schriftstück, das die � wac�m semer neuesten Nummer über die Geschastsprattiken Liste der vom Winzerverein an Hermes gelieferten Weine der KPD. , die den Herausgebern doch hinreichend bekannt sein enthält, gibt das MTB. — offenbar halbamtlich— folgende folgende Bemerkungen: Erklärung an die Presse: Ts war vor dem Krieg eine Stärke der Arbeiterbewegung, daß In Verbindung mit den Behauptungen über Bezug von Wein zu, die in der Organisation und der Taktik enthaltenen Schwächen Und....... Bestechungsprelsen durch den Minisder Dr. Hermes, deretwegen der Mängel bei den Auseinandersetzungen mit rücksichtsloser Offenheit. bindlichen Formen abgespielt habe und daß der Entschluß, ohne ihn Minister Lerleumdungstlage angestrengt hat. ist ein Brief des' bloßgelegt wurden. Dadurch allein war es möglich, Klarhest zu zu arbeiten, sofort dem Reichskanzler übermittelt wurde. Die Winzerverbcmdes für Mosel , Saar und Ruwer in Trier , abgedruckt i schaffen und das Vertrauen der noch fernstehenden Arbeiter zu ge- Aegensätze zwischen Reichsrat und Reichsministe- worden, der adressiert ist: Herrn Regierungsrat Iaffe. Berlin winnen. j r i u m hätten vielfach ihren Grund in g.wisten Strömungen im W. 8. Mohrenstr. 11/12, Minifterdu�au Wie wir hören, liegt hier' In der Kommunistischen Partei ist die üble Methode der kapl-! die Wem«er �rsasiuNg ruckwart»»"/»'di-r-n Der ein Schreibfehler vor. Gemeint war Herr Regierungsrat! wlisttschen ReName zum ersten Male in der Arbeiterbewegung zur � Mmister stellte fest, daß bei einer Besprechung der Relchsregterung Ratte, der im Ministerbureau tätig war, während ein höherer Anwendung gekommen.
Koesters Personalpolitik. Im weiteren Verlauf der gestrigen Sitzung des Hauptausschusies des Reichstags begründet« Minister Dr. Soester seine Personalpolitik. Noch parteipolitischen Gesichtspunkten sei niemals gehandelt worden. Der Minister stellte fest, daß die Aussprache zwischen ihm und dem ehemaligen Staatssekretär L e w a l d sich in durchaus ver-
Beamter namens Josse als Ministerialrat das Referat für die d« setzten Gebiete hatte. Da die Meldung des MTB. einen— soweit wir erkennen j itu" und Sekretäre der Partei. Trotzdem mar. auf einem Trümmer. können— nebensächlichen Schreibfehler richtigstellt, so muß haust" sitzt, flunkert man der flaoaenden Welt ohne große Se- daraus gefolgert werden, daß das Schriftstück als solches für' wlsiensstrnpel eine gute, im wachsen begriffene Organisation vor. echt anerkannt wird Andernfalls wäre eine solche Richtig- An einer anderen Stelle des Blattes wird in bezug(ms stellung ohne Sinn.. Die Meldung des MTB. läßt keinen � die moskoutreuen Kommunisten das bübiche Bild von den anderen Schluß zu. als daß tatsächlich ein Schreiben des!„politischen Schautelpferden" geprägt.� Daß es auch noch auf Winzervereins existiert, in dem die Uebersendung eines größe- andere ganz gut passen könnte, dieser Gedanke scheint den ren Postens Flaschenwein für 3 M. die Flasche zugunsten des � Herausgebern nicht gekommen zu fein. Herrn Hermes angezeigt wird, nur daß dieses Schriftstück in-!-- folge eines Schreibfehlers an eine falsche Adresse geraten ist. In unserer Abendausgabe vom Donnerstag teilten. wir mit, daß die angebliche Gegenleistung des Herrn Hermes nach der Behauptung seiner Ankläger darin bestanden i haben soll, daß er dem Winzerverein für Mosel , Saar und j Ruwer eine S o n d e r z u w e i s n n g von 8000 Zentnern Zucker erwirkt habe, die andere Winzervereine nicht erhielten.! Günther Lehmann in Berlin-Friedenau , ist wegen des vor Zu dieser Behauptung machen jetzt eine Anzahl Korrespon-> einiger Zeit erschienenen Artikels:.Auf, Schafott! Das zweite denzen inhaltlich übereinstimmende detaillierte Angaben. Die, Opfer: hello ooa verlach" von der Strafkammer beim Land- „Dena" vercheist auf das Protokoll zweier Sitzun-j g-richt II wegen Vergehens gegen§ in Abs. 2 des Reichsstrafgesetz- gen, die am. 20. und 21. Dezember 1S20 in Sachen der buche zu einer Gelbstrafe von 200 Rl, im Richtbeitreibungsfalle zu Zuckerverteilung stattgefunden haben. Ueber den Inhalt des Protokolls behauptet die„Dena": In diesen Sitzungen lag ein Gesuch des Winzerverbandes für Mosel , Saar und Ruwer vor um Zuweisung eines größeren Zucker- tontingenls zur Weinfüßung. Die Rcichszucker stelle hatte sich gegen«in« solche Zuweisung ausgesprochen. Minister Hermes errgiff persönlich in der Sitzung das Wort und setzte sich für die Zuweisung em. Es gelang ihm in dieser Sitzung, prinzipiell die Zuteilung eines besonderen Zuckerkontingents an den Winzer- verband durchzusetzen, wähnend für di«. übrigen Verbände
Wie der M e t ck> ä f t s m a n n d« r v o r! � Parteien im letzten Sommer Einigkeit darüber bestanden W.e ver Getchattsmann. oer vor j keine grundsätzliche Aenderung des Reichs-
dem Bankerott steht, bemüht ist. der Kundschaft solide Ber- hältniss« vorzutäuschen, genau so machen e« gegenwärtig die Redat-
Gerichtlicher Mörüerschutz. ÄOO Matk Geldstrafe für Auffordcrnng zum Morde. Wir lesen im amtlichen Preußischen Pressedienst: Der Schriftleiter des„Spandauer Tageblatts" und des mit diesem durch Satzgemeinschaft verbundenen„Völkischen Tageblatts",
8 Tagen Gefängnis, verurteilt worden. » Dieses Urteil stellt wieder einmal»inen Tiefpunkt unserer cheutigsn Justiz dar. Es ist das genaue Seitenstück zu der Berurtellung des Herrn Lebius, der zweimal in nachdrück- lichster Weise zur Ermordung verschiedener Pazifisten aus- gesordert hatte und von einer Berliner Strafkammer ganze 1000 M. Geldstrafe zudiktiert erhielt. In Spandau ist man noch billiger. Da kostet die Auf- forderung zum Morde gar nur 200 M. in Papier, was bei
Wahlrechts eintreten zu lassen. Er erklärte sich aber zu einer neuen Besprechung mit den Parteien bereit. Ferner betonte der Minister, daß keine Stelle im Reichsamt des Innern mit den Bor - würfen in Berührung gebracht werden könne, die im bayerischen Landtag vorgebracht wurden. Der preußische Staatskom- m i s s a r für die össentliche Ordnung erhalte vom Reiche keine Mittel. Staatssekretär Schulz erklärte, daß die Möglichkeit einer gesetz- lichen Bekämpfung von Schund und Schmutz zurzeit dem Reichs- justizministerium zur Stellungnahme vorliege. Außerdem geschähe diese Bekämpfung durch moralische und finanzielle Unterstützung von Dolksbildungsoerbänden. In der weiteren Debatte bemängelte Leicht lDnatl. Dp.) u. a.. daß preußische Beamte in Bayern tätig sind. Abg. Stücklen(Soz.) führte ans, daß es dem Minister unbe- nommen sein müsse, nach seinem eigenen Ermessen die Wahl ber Mitarbeiter zu treffen, da er sonst nicht die Verantwortung traaen könne._ Dunkle Machenschaften. Der amiliche Preußische Pressedienst schreibt: „In einigen Berliner Zeitungen waren in diesen Tagen Mit- tcilnngen über einen Ersatz des gegenwärtigen Polizeipräsidenten Richter durch«inen namentlich genannten anderen höheren preußischen Beamten erschienen, die, als amtlich auf ihre Unrichtig- keit hingewiesen worden war, wenigstens insofern aufrechterhalten wurden/ als behauptet wurde, daß jedenfalls die Abberufung des Polizeipräsidenten Richter unmittelbar bevorstehe. Der amtliche Preußisch« Pressedienst teilt hierzu nunmehr mit, daß auch diese Auffassung falsch sei. und daß an der hierzu allein zuständigen Stelle nicht die Absicht bestehe, einen Wechsel im Berliner Polizeipräsidium eintreten zu lassen." Es handelt sich hier offenbar um dunkle Machenschaften einer Clique, die den Wunsch zum Vater ihrer Falschmeldung hat werden lassen.
Gefthichtslügea. Konzert umschau von Kurt Singer . Es gibt Ungerechtigkeiten der Musikgeschichte: doch halten sie so wenig dem praktischen Geist der Musikpslege stand, wie etwa die systematische Unterdrückung eines Genies. Die Legende von den verkannten Genie« kann all am gelegt werden. Ihr Tag kommt, ist immer noch gekommen, wenn die Zeit reif war. Ein Mann von der gigantischen Höhe eines Johann Sebastian Bach allerdings ver- iunkclr auch noch Große des Schaffens, weil in seiner Kunst eben der geistige und musikalische Extrakt zweier Jahrtausend« organisch, harmonisch, fest gebunden zusammenfloß. Auch er ist nicht ohne Vorgänger, auch er schuldet anderen von seiner besten Wesenheit. Einer dieser lang Vergessenen ist Heinrich S ch ü tz. Ein Schüler Gabrielis in Benedig. erlebte er den greßen Umschwung der Musik- theorie, der Gesetze, Formen, Ideen einer neuen Kunst um die Wende des 17. Jahrhunderts leibhaftig, lernend und aufgreifend mit. Monodie(Einzrlgefang), rezitatinifcher und dramatischer Stil, Kunst des Madrigals, Passion smusiken— dos waren Formen, wegungen, Kunsttaten, die Schütz theoretisch von Jtqiien nach Deutsch land brachte und in unerichöpfiicher Eigenarbeii— 16 große Lände liegen vor— als grunolegend für die Musikeniwicklung erwies. In der Motette und Passion, im dramatischen Oratorium ist er Vorbild, Vorläufer Lachs derselbe vielseitig« Meister, die ülxr- haupl erste deutsche Oper(„Daphne") geschrieben hat. Lach hat Schützens Rudm verdunkelt, das Größte wurde Feind des Großen. Ader wie selbst die Malhäus-Passion bis I82S warten mußte, um in Mendelssohn ihren kündenden Heros zu finden, so beginnt jetzt da» Gesamtwert Heinrich Schütz ' unter dem Feuereifer unk den schürenden Händen von Siegfried Ochs neu aufzuerstehen. Die drei biblischen Szenen, die dreichörigen Kantaten„Saul, was verfolgst du mich?" und„Zion' spricht" zeigten, daß die Sprache dieses Meister» eine lapidare, dröhnende Weltsprache ist, gewaltig im Erfassen und klanglichen Nachbilden dramatischer Stimmungen, zart und liebevoll den Dialog streichelnd. Chor unk Orchester der Hoch- schul« wetteiferten, die Reize dieser Meisterpartituren zu erschließen, unter den Solisten fielen die üppige Altstimme der Hilde E l l r, die kluge Sopranistin Paula G u t t in a n n und die hübsche, wohl- gebildete Stimme Leni Steins aus. An ber gleichen Stelle lang die„T y p o g r a p h i a" Bolls- lieker. Keiner der besseren gemischten Chöre Berlins hat ein so stattliche», so breit unk stark klingendes Männerensemble wie die „Typogravhia"(mit deren Hilfe man über dieses heikle Kapitel einmal ein Luch drucken könnte� Schade, wenn diesen von Wein- bäum wirklich zum Kunflgesang erzogenen, trefflich disziplinierten Massen nicht einmal Aufgaben im Studium großer Messen erwachsen würden. Welch ein Gewinn wäre das für den gemsschten Chor, wenn solch ein Klang ihn stützte! Doch das mag persönliche Sehn- sucht sein. Im begrenzten, wenn auch nicht monotonen Liedgesang stehen diese eifrigen Männer neben den ollerbestsn Eangesbrüdern (wenn man von den rheinischen, helleren, leuchtenderen Ellmmen obsieht) in ekler Konkurrenz. Sehr gut, daß Weinbaum mit
Nuancen arbeitet: dem Othegraoeschen..Vogel, stieg weiter" aber steht die Tempodehnung und die minutiöse Derteiluna der Stärke- grade nicht cm. schon weil Diolektworte(wie„Diarndl.„Schatzerl". ..beglaila") dadurch um ihren kecken Reiz gebracht werden. Paula : W e i n b a u m sang erotische Volksweisen mit einsühlsanier Stimme, Wittenberg brillierte als G eigens olift Mit den Philharmonikern hatt.- sich Ignatz W a g h a l t e r bei Interpretation der ersten Lrahmsschen und der 6. Tschaitowskyjchen Sinfonie kaum viel anzustrengen. Um so bemerkenswerter war der elementare Erfclg, der also feiner Dirigierar: allein zu kante» ist. Waghailer hatte seine für Theaterleistungen tüchtigen und zweck vollen Bewegungen ganz ausgegeben: da oben stand ein nicht über mäßig beweglicher, doch fe-uergeladener, ruhiger und doch inbrün stiger Musikant. Das Aeußere entsprach der'inneren Hingabe cm Werke, deren Pulse mit zartestem und verständnisvollstem Finger ' abgetastet wurden. 3iach ein paar Enthalksamdeiten im Blech, ein paar Verdickungen nach der kühleren, unsinnlicheren Seit« Brahms- scher Sinsonit, und wir grüßen W a g h a l t e r als besonderen Gast bei ken Philharmonikern. Die spielten auch— schwerstes Amt von Künstlern— unter Hugo Reichenbergers Inspiration eine endlose im Gedankenflug winzige Sinfonie von Robert Heger . Wer ist das? Nach der Redseligkeit(der Redunfeligkeit) stammt er aus Wien , nach dem Blälerfatz lernte er bei Bruckner , nach der Aeußer- Uchkeit thematischer Kombinationen ist er sehr' jung, nach der Dichte, Unfiltdcrtheit seines Orchesters steht er am Anfang. Der vielver- sprechend wäre, wenn die Durchführung des echt sinfonischen Ein- gangsmotivs fo gelänge wie dieses selbst, wenn Blut in di« Wasser- suppe dieser Abwandlungen gemischt wäre, wenn«ine Scherzo-Ge- läusigkeit nicht Grazie, Anmut, Spielerei über ken Haufen rännte. Feier und Bewegung und Ausdruck bleiben im Instrument stecken, das Herz steht still, fünf Viertel Stunden lang. Dieser Physiognomie- losigkeit konnte auch Reichenberger keine Farbe geben. Zu- dem schien er müde und bewies erst in der Begleitung d'A I b« r t s, daß er ein geistesgegenwärtiger Könner ist. Geübt, geprobt war dos Lz-Dur-Konzert Beethovens anscheinend nicht: sonst hätte der Diri- gent im Adagio nicht langsame Achtel taktiert, wo hernach der Pianist(wesentlich besser) mäßig schreitend«, melodiebindende Viertel brachte. Ueber d Albert öffnen und schlichen sich die Akten fort- wähcrnd. Die Geschichte lügt, wenn si« ihn heute den größten aller Pianisten nennt,• sie- lügt, wenn sie einen Namen vorweift, der stärker fasziniert. Der L,-Dur-G!anz aber ist verloren, und die Poesie verhüllt ihr Haupt, Läuse werden hart herausgeschleudert, Fehler schlecht oertuscht. Kantigkeiten mutwillig in die gelungenste Linie gesetzt. Ein Genie? Das war. Geblieben ist die Suggestion, der Nimbus, kte Person, die Kraft. Stanislawa S z u b e r t gehört zu dem soliden Typ der Pianistinnen, die ein« gute Schule hinter sich haben und im Salonstück Brillanz, Intelligenz, Temperament zeigen. Eine bcssere Pedalbehandlung wird das Spiel feiner diffe- renzieren. Irmgard Heuser-Duloug tritt mit großer Sicher- heit auf, ihr Soprm, ist weich, süllig. klug behcmkelt. Sie schützt lim Duett) und stützt der sonore Baritonklong von Hermann S ch e y. Und damit noch mehr Spieler, Sänger, SSirtuosen des Kritikers Herz umtosen, baut man in Berlin einen neuen Saal. Den allerletzten? Dt« Geschichte lügt, Propheten irren. Das Ge- schäjt aber legt langsam di« Kunst lahm— totjichcr.
kunstblätteroerlofvng der künsilerhilse. Die von der Maler- kommission der Künstlerhilse für die Hungernden in Rußland veranstaltete Graphik- und Kunstblätterverlosung be- ginnt nunmehr mil einer G e w i n n a n s st e l l u n g vom 9. bis 15. März in der Kunsthandlung von Josef A l t m a n n, Berlin W.. Lützowuser 13(täglich geöffnet von ll bis 2 und 4 bis 6 Uhr, Sonntags von 12 bis 2 Uhr) und einer weiteren Aus- stellung vom 17. bis 24. März in der Arbeilertunstaus- stellung, Petersburger Str. 39. Lose sind erhältlich in der Aus- stellung. Ebenso ab 9. in den öffentlich bekanntgegebenen Lose- Verkaufsstellen. Di« vom preußischen Staalsminister des Innern genehmigte Wertlotterie findet unter Aussicht des Deutschen Roten Kreuzes statt, an dessen russische Lertcilungsstelle der Ertrag der Verlosung abgeführt wird. Fast alle führenden modernen Gra- phiter und Maler haben Arbeiten ihrer Hand gespendet, unter anderen sind verirrten: Kät « Kollwitz , Erich Heckel » Schmidt-Rottluff , Lyonel Feininger , Paul Klee , Max Pechstein , Cäsar Klein, George Groß. Lud- wig M eidner, Emil Orlik , Heinrich Zille , Georg Kolbe und andere. Da hier den weitesten Kreisen Möglichkeit gegeben wird, für wenig Geld gute wertvolle Gra- p h i k zu erwerlren, so ist ein rascher Absatz der Lose mit Sicherheit zu erwarten. Anfragen, die Lotterie betreffend, sind zu richten an die Malerkommission der Künstlerhilse für die Hungernden in Rußland , Berlin W. 62, Lützowplatz 13, zu Händen Frau Ines Wctzel. Lose sind nur in den Vertaussstellen erhältlich, Die hohenzovern al» Kunst Protektoren. In Veihagen und Klaslngs Monatsheften veröttentticht Wilhelm v. Bode' einen Aussatz über die Berliner Museen und ihre Protektoren. Unter anderem erzählt er, daß di« Kaiserin Friedrich der Ber - liner Galerie einmal«inen Mädchenkops von Greuze geschenkt habe, den einer ihrer Kamnierherrn sür 30 M. ge kaust hatte, Bode ließ das stark übermalte Bild reinigen und restaurieren, wobei es schön und tadellos erhalten zutage kam. Einig« Jahre später sah es die Kaiserin zufällig in der Galerie wieder.„Ist dieses nicht das Bild, das ich Ihnen einmal geschenkt habe?" war>ire erstaunt« Frage. „Freilich, Majestät," antwortete Bode,„wir haben das Bild reinigen lassen, wobei sogar zwei echte Bezeichnungen zutage gekommen sind, und den schönen Rahmen dafür gefunden, so daß es sich jetzt als echt kaiserliche« Geschenk präsentiert."„Derspottea Sie mich nicht! Glauben Sie, ich werde dem Museum echte Bilder schenken? Die behalte ich doch für mich."— Feine Familiel Ekruekischi- Denkmäler In der Pfalz . Man schreibt uns: Die Weinberge des„vogelsonges" bei Neustadt o. d. Haardt sind bekanntlich eine uralte«stulturstätte. Funde aus der jüngeren Stein- zeit sind dort wiederholt gemacht worden. Neuerdings wurden auch Kalksteine gefunden, die würfelförmig gehauen,«trnskisch» In- schritte» trugen. Die Inschriften enthielten nur Namen von Personen und deren etruskische Heimat. Oisenbor handelt e» sich um Grabsteine von Etruskern, die hier ihre letzte Ruhestätte ge- funden haben. Diese und andere etruskische Fund«, die vereinzell schon wiederholt in der dortigen Gegend gemocht wurden, deuten darauf hin, daß einst zwischen Etrurien und den Rheingegende»