Amerikas Genua -Note. Washington . 9. MLrz.(Reuter.) Staatssekretär Hughes schreibt in seiner Note an den talienischen-Bot- schafter Ricci über die Genuese? Konferenz: Seit Empfang der ersten Note Eurer Exzellenz ist die Frage der Teilnahme der Vereinigten Staaten an der vorgeschlagenen Aon- ferenz ernstlich in Erwägung gezogen worden. Sie werden verstehen, daß die Regierung der Vereinigten Staaten ein großes Interesse an jeder Konserenz nehmen muß, wtlche wirksame Maßregeln zur Förderung des wirtjchaskllchen Wiederaufbaues Europas verheihl. denn nicht nur ist es unser inniger Wunsch, daß die Völker, welche am meisten unter den durch den Krieg hervorgerufenen Vcrwüstun' gen und Erschütterungen litten, zur Wohlfahrt zurückkehren, sondern es ist auch klar, daß ohne eine Gesundung Europas von einer Besserung der well leine Rede sein kann. Die Regierung der Vereinigten Staaten hat mit diesem teilnehmenden Empfinden und mit dem größten Widerstreben, jedem geeigneten Schritt zur Erreichung dieses Zieles ihr« Unterstützung vorenthalten zu müssen, die in Cannes angenommene Entschließung »nd das für die Konferenz vorgeschlagene Programm geprüft. Mit Bedauern benachrichtige ich Eure Exzellenz, daß als Er- gebnis der stattgehabten Prüfung festgestellt worden ist, daß man unmöglich dem Schluß« entgehen kann, daß die vorgeschlagene Konferenz in der Hauptsache leine Wirtschaftslonserenz ist, sind doch von den Beratungen Fragen ausgeschlossen worden, ohne deren zufriedenstellende Lösung die hauptursachen der wirtschaftlichen Störung weiterwirken müssen, sondern daß sie eher einen p o l i- tischen Charakter trägt, woran die Regierung der Ler- einigten Staaten sich in nützlicher Weise nicht beteiligen könnt«. Die Regierung der Dereinigten Staaten muß auf die klar ausgesprochene Ueberzeugung des amerikanischen Volkes Rücksicht nehmen, daß, wie sehr die Regierung es auch wünscht— und sie hat Beweis dafür in reicher Fülle erbracht—, in angemessener Weise an dem Wieder- aufbau des Wirtschaftslebens Europas teilzunehmen, sie doch nicht ohne dringende Roiwendigke» in fragen der europäischen Politik verwickelt werden sollte, hinsichtlich Rußlands mag hinzugefügt werden, daß die Regierung der Vereinigten Staaten zwar daraus bedacht ist, alles, was in ihren Kräften steht, zur Förderung der Wohlfahrt des russischen Volkes zu tun, und daß sie mit dem leb- Hastesten freundschaftlichsten Interesse jeden Schritt aus dem Wege zur Wiederherstellung wirtschaftlicher Bedingungen begleitet, die es Rußland gestatten, seine produktive Kraft wiederzugewinnen, daß sie aber der Meinung ist, daß solche Bedingungen solange nicht sichergestellt werden können, als nicht ein entsprechendes vorgehen der für Rußlands gegenwärtige wirtschaftliche Zerrüttung hauplsächllch verantwortlichen erfolgt ist. Die Meinung der Regierung der Vereinigten Staaten geht auch dahin— und sie ist dessen sicher, daß sie von den Regierungen, ' die die Konferemz einberufen haben, geteitt wird—- daß, solange man noch auf die Herstellung der unbedingt notwendigen Sicherheiten für Rußlands Produktivität wartet, auf die in der am 25. März 1921 veröffentlichten Erklärung der Regierung der Bereinigten Staaten hingewiesen wurde und ohne die» wie die Regierung der Bereinigten Staaten glaubt, jede Prüfung eines wirtschaftlichen Wiederauflebens wertlos ist, nichts unternommen werden sollte mit dem Ziele, in Rußland wirtschaftliche Vorteile zu erlangen, welche berechtigte Möglichkeiten anderer schmälern würden. Dielmehr sollten die Hilfsquellen des russischen Volkes von einer derartigen Ausbeutung frei geHallen werden, und eine unparteiische und billige ZNSglichkeit zur wirtschaftlichen Betätigung sollte sowohl im Interesse des russischen Volkes wie in dem aller Mächt« sichergestellt werden. Wenn die Regierung der vereinigten Staaten auch nicht glaubt, an der vorgeschlagenen Konferenz teilnehmen zu sollen, so gibt sie sich doch aufrichtig der Hoffnung hin. daß ein Aortfchrilt gemacht werden möge in der Bahnung des Weges für eine even-
lebhafte Handels- und Verkehrsbeziehunaen bestanden. Dem Schrifttypus nach gehören die Inschriften etwa ins vierte oorchrist- liche Jahrhundert. Bis dahin waren offenbar die handelsbeziehun- gen der Etrusker nach den Rheinlanden vorherrschend, in der Folge- zeit sind sie dann von der römischen Konkurrenz verdrängt worden. Der Rübezahl des Himalaja . Ucber das Tierleben im höchsten Vcrggcbict der Erde haben die Mitglieder der Mount-Everest - Expedition höchst merkwürdige Beobachtungen gesammelt. In einem Lager, das für einige Tage in reichlich 6000 Meter Seehöhe auf einer Felsterrosse zwischen zwei Gletschern aufgeschlagen worden war, taten sich Bcrgratten allnächtlich, an den Eßvorräten gütlich: es muß für sie das größte Fest ihres Lebens gewesen sein, denn es ist einfach un- erfindlich, wovon sie sich sonst ernähren. Das waren aber noch nicht die höchsten Spuren des Lebens, denn bis etwa 6500 Meter Meere?- höhe, also gegen 2000 Meter höher als der höchste Punkt Europas , wurden lio<h� Spuren von hasm, Füchsen und Wölfen beobachtet, und die großen Fährten einer mächtigen grauen Wolf-art, die denen eines barfüßigen Menschen ähneln, haben wahrscheinlich den Anlaß zu dem tibetanischen Märchen vom Schneemann gegeben, der dicht behaart aus den Schneebergen haust und von ihnen hcrabtommt, um auf ungezogen« Kinder Jagd zu machen. Man kann ihm nur ent- rinnen, wenn man bergab läuft: beim Bergabrennen fallen Ihm näm- lich sein« langen haare ins Gesicht, so daß er nicht mehr deutlich seheiz kann. So erzählen die tibetanischen Mütter des Himalaja ihren Kindern, wenn diese nickt folgen wollen. Liegt nicht«in tieferer Sinn darin, daß der Kinderschreck in unseren schmutzigen, rauchigen Städten derschworzeMann heißt, im Himalaja ,.der Wohnung des Schnees", aber der Schneemann? Ein salomonisches Urteil. Die Trennung des Haushaltes, die bei Ehescheidungsprozessen manchmal vom Gericht ge- tordert wirb, stößt bei der gegenwärtigen Wohnungsnot auf große Schwierigkeiten und Hot in manchen Fällen zu sehr merkwürdigen Regelungen geführt. Wie der bekannte Jurist Geheimrat Ed. Heil- bron in„Reelams Universum" erzählt, begehrt« in einem solchen Prozeh die Frau die einstweilige Trennung von ihrem angeblich untreuen Manne bis zum Erlaß des Urteils. Die Ehescheidungs- kammer des Landgerichts, die hierüber zu entscheiden hatte, wollte aber weder den Mann noch die Frau au, der Ehewohnung heraus- setzen, weil keiner von ihnen anderweitig ein angemessenes Unter- kommen hätte finden können. Deshalb ordnete das Gericht eine Teilung der bisher gemeinschaftlichen Räume an und führt« diese auch hinsichtlich der unteilbaren Lokalitäten, wie Hadezimmer, Klosett usw., bis aufs kleinste durch. Das Gericht setzte nämlich für diese unbedingt notwendigen Räume genau« Benutzung,- Sunden fest, an die sich Mann und Frau halten sollten. Das rteil hat mir dem des weifen Solomon zweifellos eine oewiss« Lehnlichkelt. Dir fürchten aber, daß feine praktische Durchführung zuweilen doch heftige und drangsoloolle Schwierigkeiten verursachen wirb.
Reinhoedö rnifii'che Reifep'äne. Wie die?ete>«dur.ier Theater« «eitschrist.Sbiin Iliusllra- berichtet, finden zwischen den Peteibburger Bühnen und Max Reinhard Berhaodlungen über eine Reise nach Peters- bürg statt. Reinhard ist die Aujjühnwg mehrerer Theaterstücke zugedacht
kuelle Besprechung der Regelung der grundlegenden wlrsschaststchen und finanziellen Fragen des europäischen Wiederaufbanes. die zu einer Lösung drängen. » Die Haltung der Vereinigten Staaten der Konferenz von Genua gegenüber ist nicht überraschend. Auch der Inhalt der Note enthüllt keine Geheimnisse. Man tonn es den Ver- einigten«taaten nachfühlen, wenn sie keine Lust verspüren, sich in das Uäderwerk der europäischen Intrigen einspannen zu lassen. Dieses politische Wtderspiel auseinandcrstrebender Kräfte hat seit der Liquidation des Weltkriegs nur zu gut bewiesen, daß es ungeeignet ist, auch nur einen Stein wieder» aufzubauen, den der Krieg zertrümmert hat. Soldaten sind schlechte Handwerker und Diplomaten nicht immer gute Rechenkünstler. Das neue Europa verlangt nichts so sehr als eine Erholungspause von der Politik. Wenn man Europa wieder aufbauen will, kann man nicht einen Teil Europos in seiner natürlichen Entwicklung hemmen wollen. Wenn in Genua über den Wiederaufbau Europas beraten werden soll, ist es ein Unsinn, die Fragen von vornherein auszuscholien, von denen der Wiederaufbau abhängt. Das ist die gesunde Logik, die die amerikanische Regierung davon abhält, ihre Zeit in Genua zu vergeuden. Damit ist nicht gesagt, daß die Konferenz von Genua nunmehr zwecklos geworden ist. Hughes sagt deutlich genug, daß dh Dereinigten Staaten jederzeit bereit sind, in Erschei- nung zu treten, wenn es sich um den wirtschaftlichen Wiederaufbau handelt. Aber Voraussetzung dafür ist— auch das verhehlt die Note nicht— eine für Deutschland erträgliche Lösung des Reparationsproblems und eine Finanzpolitik, die ihr Kapital nicht in Riesenheeren und Besatzungstruppen erschöpft. Wenn auch Frank- reich nicht in der Note genannt ist, so richten sich diese Worte doch in erster Linie an die französische Regierung. Frankreich bleibt es also vorbehalten, über das Schicksal Europas zu«nt- scheiden. Es ist noch immer so viel von der Schuld am Kriege die Rede. Viel größer wird die Schuld derer sein, die nach diesem Kriege den Weg zum Frieden nicht zurückfinden. „Temps" über die amerikanische Absage. Paris , 9. März.(EP.) Der„I e m p s" kommentiert in pessimistischer Weise die Rote, worin Amerika seine Beteiligung an der Konferenz von Genua absagt. Europa werde aus seinen gegen- wörtigen Schwierigkeiten herauskommen, aber die Entwicklung, die dann folgen wird, wird unbedingt verursachen, die soziale Krisis in Amerika zu verschärfen.(?) Was bleibt nun noch nach der amerikani- fchen Weigerung von der Konferenz, die in Genua stattfinden soll? Sie ist von vornherein durch die Abwesenheit Amerikas nutzlos gemacht. Gewisse Propagandisten werden sagen, diese Frag« auszuwerfen, bedeute den Wiederaufbau Europas sabotieren. Aber diese Frage nicht stellen, heißt, sich Über das Publikum lustig machen. Was bedeutet der Wiederaufbau Europas ohne die chilfe Amerikas ? So ist die Konferenz von Genua invalide. Man müßte sie rasch durch einen besser ansgearbeüeten Aktiov.splan ersehen.
Gin englischer Reparationsplan) Paris , 9. R!ärz.(WIR.)„Pekii Journal" will wissen, daß Sir Robert hörne, der englische Finanzminisler, bei der De- sprechung der Finanzminister einen ins einzeln« gehenden Plan über dieReparaklonennnddieFlüffigmachungderdeuk- fchen Schuld vorlegen wird. Borgefiern hatte er Besprechungen mit Thenui» nnd Peano. krach in See Jinanzkonferenz! Paris , 9. März.(EP.) Am Donnerstag vormittag 11 Uhr fand eine Beratung der alliierten Finanzmini st er statt, die bis gegen 2 Uhr dauerte. Aus offiziellen Kreisen erfährt der „Temps " über die Beratungen folgendes: Die Vertreter Englands, Belgiens und Italiens , die nach Paris gekommen waren in der Ueberzeugung, daß die Konferenz die in Cannes gefaßten Be- fchlüsse ratifizieren werde, waren sehr überrascht, als de Lastcyrie ihnen die französische Denkschrift überreichte, worin erklärt wird, daß die seit Spa eingegangenen Ab- machungen nicht ratifiziert wurden. Im französischen Parlament gaben zwar Briand und Loucheur Erklärungen ab, aber das Parlament votiert« die getroffenen Abmachungen nie, wes- halb die Besprechungen wieder aufgenommen werden mußten und der französische Außenminister das Mem�rcmdum überreicht«. Die Diskussion war sehr peinlich und die alliierten Finanz- minister erklärten, daß sie erwartet hätten, man würde das Ab- kommen von Cannes sofort ratifizieren, während das Memorandum de Lasteyrie an diesen Abmachungen wesentliche Abänderungen vornimmt. Das Memorandum wurde von den Sachverständigen geprüft und gleichzeitig mit den Projekten von London (Dezember 1921) und von Cannes (Januar 1922) verglichen. Di« Sachver- ständigen erkannten an, daß tatsächlich die früheren Abmachungen in gewisser Hinsicht abgeändert werden sollten, aber andererseits würde darauf verwiesen werden, daß im Namen Frankreichs früher bestimmt« Verpflichtungen eingegangen wurden. Demnach könnten die Abänderungen, die im Projekt von Cannes getroffen werden müssen, nur von untergeordneter Be- deutung sein, und wenn man sich an die früher beschlossenen Abmachungen nicht halten wollte, lo würde man zn dem Abkommen von Spa zurückkehren, da seit dessen Unterzeichnung keine weiteren Abkommen ratisiziert worden seien und keine anderen noch Rechts. gültigkeit hätten. Aber seit dem Abkommen von Spa erzielte Frankreich bei den alliierten Beratungen gewiss« Borteile, die nicht vernachlässigt wer- den dürften, namentlich bezüglich der Naturollisferungen, de» deutschen Kohlenprei'es und der Abtretung von 140 Milliarden Goldmark. Denn die fei Spa getroffenen Abmachungen erfüllt werden sollten, dann würde Frankreich dieser Borteil« verlustig gehen, und das Abkommen von Spa, das in niehrfacher Hinsicht den. französischen Wünschen nicht entspreche, würde wieder- kommen und in vollem Umfange wirksam werden. Frankreich ist also in verschiedener Hinsicht gebunden. Man glaubt demnach, daß die Abmachungen, die die Finanzministerkonferenz treffen wird, nicht zu sehr von den Beschlüssen von Cannes abweichen werden.
Der Kampf um den£Dc!ffnc6cn. Di« Pertrög». die aus der Konferenz von Washington Zwilchen den großen Seemächten vereinbart wurden, wurden in den Ver- einigten Staten zum Teil lebhaft kritisiert. Vor ollem«endet sich «in Teil des Senats gegen da« Siermochte- abkommen Über den Stille»Ozean, von dem man befürchtet, daß es die Vereinigten Staaten In politische Abhängig- leiten verwickelt Die Oppositionspartei ist stark genug, um das Abkommen zu Fall zu bringen. Damit wären aber auch die anderen Verträge dar Washingtoner Konserenz gefährdet. Man braucht es
deshalb nicht für eine leer« Drohung zn halten, wenn Präsident harding die Absicht ausspricht, bei einer Ablehnung des Vertrages zurückzutreten. Vorläufig versuchen harding und seine Freunde im Senat eine bessere Stimmung für das Abkommen zu schaffen. So erklärt harding in einem Brief an den Senat, daß das Neunmächteobkommen über China völlig die zwischen Lansmg und Ischii getroffenen Abmachungen über China ersetze. Das Vier- mächteabkommen im Stillen Ozean berühre China nicht und stehe in keiner Beziehung zu dem Notenaustausch Zwischen Lansing und Ischii, der keine zwingende Verpflichtung darstelle und in keiner Weise mit den im Neunmächteabkommen ausdrücklich aus- cinondergefetzten Prinzipien übereinstimme. Das Neunmächte- abkommen trete an Stelle oller Abmachungen oder Erklärungen über China als zwingendes internationales Ab- kommen. Senator L o d g e trat in einer großen Rede im Senat stir die Ratifikation des Liermächteabkommens ein. Die Wlehnung der Ratifikation sei eine Gefährdung des Abkommens(ibtt die Flottenrüstungen. Das Viermächteabkommen scheide die englisch - japanische Allianz aus und damit die größte Gefahr für die ameri- tonischen Beziehungen zum fernen Osten. Die Bereinigten Staaten. welche die Konferenz von Washington veranlaßt und selbst auf dieser Konferenz Vorschläge gemacht hätten, könnten die Ratisikatioi, des Vertrages nicht ablehnen, um sich nicht in die unangenehme Zfolie. rung einer bis«n die Zähne bewaffneten Einsiedlernaiion zu begeben. welche ständig in der Aussicht auf einen neuen Krieg leben würde. Der Diermächtevertrag lege den Dereinigten Staaten nur die Berpilichtung auf, sich mit den übrigen Unterzeichnern ins Benehmen zu setzen. Die Beseitigung der englisch . japani- s ch e n Allianz mache die Herabsetzung der Flottenrüstung«» möglich. Die Ablehnung des Diermöchteabkommens fei gleich- bedeutend mit dem Fehlschlagen der Konferenz. Nach dem„New Aork herald" erklärte Lodge, die aus der Abriistungs- konferenz hervorgegangenen Verträge würden entweder ratisiziert oder man müsse mit der Erneuerung der englifch-japanifchen Alltanz und einem unbegrenzten Wettrüsten rechnen.
?nü:en unü öer Grient. London , 9. März.(WTB.) Das Reuterfche Bureau meldet aus Delhi : Die indische Regierung richtete an hie englische Regierung ein Telegramm, in dem sie mit Nachdruck auf die in Indien herrschende Stimmung hinsichtlich der Notwendigkeit einer R e v i- sion des Vertrage? von Scvres hinweist, durch die die Beschwerden der indischen Muselmanen befriedigt würden. Die indische Regierung verlangt unter der Bedingung der Neutrall- sierung der Meerengen und der Gewährleistimg der Sicherheit der nichtmusclmanischen Bevölkerung im besonderen dreierlei: nämlich Räumung Konstantinopels , die Souveränität des Sultans über die heiligen Stätten, die Wiederherstellung von Türkisch-Thrazien mit Adrianopel und Rückgabe von Smyrna . Die Erfüllung der letzt- genannten drei Punkte sei von höchster Bedeutung für Indien . -» � Es ist bemerkenswert, daß die indische Regierung, die die Inter- essen der britischen Krone vertritt, sich genötigt steht, die englische Regierung auf die Zusammenhänge zwischen der indischen Auf- standsbeweaung mit den Kämpfen der Kem listen um die Be- freiung der Türkei aufmerksam zu machen. An der Spitze der indischen Unabhängigkeitsbeweaimq steht Gandhi , eine Person- lichkeit, die In ihrem Lande fast das Ansehen eines Propheten ge- nießt und die den Kampf gegen England mit den Mitteln der' passiven Resistenz und des Boykotts predigt. Die Lage in Indien muß drohender fein, als es die englischen Staatsmänner.« letzthin im Unterhause darstellten, wenn die Vertreter der englischen Krone in Indien den Rat erteilen, der kleinysiatischen Kemalisiln- gruppe derart weitgehende Zugeständnisse zu machen, um die Be- völkerung Indiens zu beruhigen.
Generalstreik in Südafrika . London . S. Zllärz.(DIB.) Wie aus Johannesburg in Süd- a f r i k a gemeldet wird, ist die Lage im Randminengebici sehr ernst. Eine große Anzahl Arbeiter aller Erwerbszweige hat dem Befehl zum General st reit Folge geleistet. Im Mittelpunkt der Stadl sind die Läden geschlossen. Ver Berkehr ruht.
Der Kampf um die Volksschule. Im Preußischen Landtag ging am Donnerstag die allgemeine Beratung des Abschnitts„Volksschulen" im Kultusctat zu Ende. Für die Sozialdemokratie sprach noch Abg. Simon- Neusalz, der die Behauptung des Kultus- Ministers Boelitz widerlegte, daß die Lehrerschaft den Reli- gionsunterricht verlangt. Man soll, so führte unser Genosse aus, nicht immer Religion und Religionsunterricht ver- wechseln. Er erinnerte an Goethe, der Pantheist gewesen ist, nnd stellte die Frage, ob wohl der Gründer des Christentums an einer konfessionellen Schule hätte unterrichten wollen. Es werde immer sehr viel von der deutschen Volksgemeinschaft gesprochen, tatsächlich aber werde die innere Einheit des beut- fchen Volkes durch konfessionelle Schulen, Standesschulen und Kastenschulen fortgesetzt zerstört. Das Ideal der Sozialdemo- kratie ist und bleibt die weltliche Schule. Bei der Besprechung der«inzelnen Posstionen des Etats wandte sich Genosse B a h l k e gegen das heutige System der Seminare. Es war ein Fehler des alten Systems, die Lehrerseminare in weltentlegene kleine Städte zu legen, Ihre Aufgabe Ist nunmetzr beendet. Die neue Lehrerbildung muß durch die höheren Schulen und durch die Universitäten gehen. Der Landtag beriet dann noch vier Regierungsvorlagen über die staatliche Stromversorgung im oberen Quellgebiet der Weser und den Ausbau der Wasserkräfte. Für die Sozial- demokraten erklärte Abg. G r z e s i n s k i die Zustimmung zu allen vier vorlagen um» beantragte, die in Aussicht gcnom- mene Gesellschaft zu? Aufbringung des Kapitals zusammen mit dem Reich oder mit den Kommunalverbänden zu bilden. Das Haus vertagte sich dann auf Freitag 12 Uhr.
Gemeinsame INaifoier. In Leipzig haben nach einer TU.-Mel- dung USPD. , SPD. und KPD. sowie das Gewerkschaftskartell in Leipzig beschlossen, den 1. Mai des Jahres durch eine gemeinsame Demonstration der Leipziger Arbeiterschaft zu begehen. Ein gemein- sames Moi-Koimter ist gebildet worden. Dos engitsch« Unterhaus bat mit 295 gegen 52 Stimmen dxn Gesetzentwurf Über den»nglisch-irischen Vertrag in dritter Lesung angenommen. Die rmnänl'che» Wahlen. Bei den Kammerwahlen in Rumä - nun wurden bisher im alten Königreich III, in Bessarabien 31, in der Bukowina 16, in Siebenbürgen 33 Regierungsanhänger gewählt. Die O v p o s i t i o n dürste etwa 60 Sitze erhalten. Abschaffung der Sommerzeit in Frankreich Die iranzöniche Kammer nahm mit 255 gegen 200 Slnnmen einen Entwurf Über die Abschaffung der Sommerzeit au.