lung der Sozialdemokratie zum Beamtentum ganz von selbst: sie kann gar nicht beamtcnseindlich sein! Wllre sie es, dann müßte schon chr Bekenntnis zum Staatsgedanke» den Stempel der Unehrlichkeit an der Stirn tragen. Aus dieser sozialistischen Grundauffassung ergkbt sich mlt zwingender Notwendigkeit die Aufnahme des Kampfes gegen ' die Proletarisierung der Beamten. Das wird i» einem weiteren Programmpunkt mit aller Klarheit heraus- gestellt...Während rücksichtsloses Gewinnstreben ein« neue Bourgeoisie von Kriegslieferanten und Spekulanten emporhob, sanken kleine und mittlere Besitzer, Gewerbetreibende, Scharen geistiger Arbeiter, Beamte, Angestellte, Künstter, Schriftsteller» Lehrer. Angehörige aller Art der freien Berufe zu proletari» schen Lebensbedingungen hinab." Gegen dies« Kapitalsherr- schaft eröffnete die SoziaK>emokratie den Kampf. Können wir als Beamte diesem Kampf tatenlos zusehen? Dürfen wir alles nur der Partei überlasten? Wer ist die Partei? Die Partei sittd wir alle, also haben auch alle, die ihr zugehören, mitzukämpfen, aktive Bekenner zu sein, nicht nur passive Mit- läuser. Dieser Kampf sollte nicht in den Gewerkschaften aus- getragen werden, sondern auf dem Boden der politischen Partei, denn sie allein ist in der Lage, eine Umstellung des Nirtschastssystems herbeizuführen. Es heißt, sich aufs falsche Pferd zu setzen, wenn man für die politische Aktion die Ge- «ertschast in Anspruch nimmt. Der Favorit, der ans Ziel trägt, bleibt auch für den Gewerkschaftler die Politik und ihr Instrument: die Partei. Die Republik hat auch dem Beamten Rechte beschert. »sn denen ihn kühnstes Hoffen nicht einmal träumen ließ. Aber auch Pflichten, denen er sich umso weniger entziehen kann, dieser Pflichten fordert, daß mit dem Irrtum, man müfle den dieser Pflichetn fordert, daß mit dem Irrtum, mair müsse den „Arbeitgeber" Reich. Staat oder Gemeinde weiter bekämpfen, «l» wenn sie kapitalistische Gegner wären, auch im Beamten- tum schnellsten» aufgeräumt wird. Die Beamten, die diesen Kampf gla»ben weiter führen zu müssen, haben immer noch nicht begriffen, daß sie in Wahrheit sich selber bekämpfen, den» sie sind«in lebendiger Teil dieses„Arbeitgebers" Reich, Staat«der Gemeinde. In Wirklichkeit sind die im Beamten- tum steherchen Berneiner des demokratischen Staatsgcdankens Zerstörer jeder Staatsgewalt und sie sollten sich am wenigsten »arüder wundem, wenn die Beamtenschast gerade durch ihr Perhalten immer mehr an Ansehen verliert. Wenn von den nirbtbeamteten Staatsbürgem Staatsgesinnung gefordert wird, sallte sie doppelt bewiesen werden von den Beamten, die immer so schnell mit der Forderung der Aufrechterhaltung des Lerufsbeamtentums bei der Hand sind, in der Praxis oft aber »as gerode Degenteil von dem wn, was ihrer Forderung zur Erfüllung verhelfen könnte. Wer von ihnen da» sozialdemo- tratische Programm nicht nur gelesen, sondem auch verstanden hat, wirb sich des Borwurfs, daß die Sozialdemokratie das Berufsdeamtentum beseitigen wolle, schämen müssen. Oder glaubt man alen Emstes, daß die Partei in dem Abschnitt „Sozialpolitik" ihres Programms die Forderung „Sicherung und Ausbau der staatsbürgerlichen und Wirtschaft- lichen Rechte der Beamten" aufgenommen hätte, um außer- halb des Programms den Abbau des Berufsbeamtentums ungestörter betteiben zu können? Warum also immer noch mit dem«lten Märchen unklare Köpf« verwirren, nachdem das neue Parteiprogramm jede in das Erfurter Manifest de» Jahres 1191 hineinkonstruierte Auslegungsmöglichkeit beseitigt hat. Klarheit ist der Charakter des Görlitzer Programms. Demzufolge kann es auch keine Unklarheit bestehen lassen auf dem Gebiet« Verfassung und Verwaltung". Allen, die feit der politischen Umwälzung das Augenmaß für die Abgrenzung »« Macht berufsständischer Vertretung gegenüber den Aufgaben der demokratischen Volksvertretung verloren haben, steß das Görlitzer Programm einen natürlichen Damm«nt- gegen mit der Forderung:„Ueberordnung der demokratischen Volksvertretung über die berufsständischen Organisationen". I» diese» Satze kommt die Ablehnung des„politischen Räte- tzans Thoma. GM»>»»Kell«»g i»»er Natianatgaterl«. tm letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts, zu«in« Zeit, »»»eatrolischer Bombast und gespreizt« Unnatur die deutsch« Land- schaffe und Genremalerei beherrschten, wurt« Hans Thoma «nt- »««kt in» gefeiert. Die natürliche Einfalt und schlichte poetisch« ZsnaigMi fmner Bilder med Bildchen wirtten wohltuend auf über- reizte und SdersSttigte Nerven. Der brave und tüchtige Meister, d« »««als schen ein Menschenalter fleißigen Schaffen» hinter sich hatte, «hn« daß ihm Beachtung zuteil geworden war, wurde jetzt plötzlich als ei» bahnbrechendes««nie gepriesen und den Größten zur Seite gestellt. Heut«, w» wir ruhiger urteilen gelernt haben und uns ein« klaren und klärenden Uebersicht über das Können unser« Zeit näh«», müssen wir Thoma und seine Kunst etwa» ander» ein- rangt«?»» als aa damals geschah. Di» Abstammung de» Künstlers au» etn« kleinen süddeutschen Bauernfamilie gibt den besten Schlüssel zum Verständnis seiner Kunst, ihres Werden» und Wesen». Sie löst zugleich da» Rätsel, daß »« ei» Menschenleben lang verkannte nicht zugrunde gegangen «d nie»in eigentlicher Märtyrer geworden ist. Di« wctterharte Widerstanbefähigkeit und Anspruchslosigkeit des an Entbehrungen gewähnt»»«einbauernsahne« ließen ihn Rot und Unbilden ertragen, tm denen etn Bourgeoisfprößling wahrscheinlich gesch«it«t wäre. Bäurisch« Zähigkeit und bäurischer Trotz machten ihn relativ unemp- (inMich gegen Beifall und Tatet der großen Menge. Er bequemte stch gelegentlich, wenn e» nicht anders ging, ohne merkbare G«. «tsse,sfkrup«ln äußerlich dem Geschmack de» zahlenden Publikum» a», ad« inn«lich blieb er stet» sich selber treu und machte unbe- kümmert seinen Weg. Da» Stoffgebiet seiner Kunst ist anscheinend sehr reich, w Wahrheit aber ziemlich eng begrenzt. Er malte kMi»schast«n.«lifliös« Bild«, genreartlge Szenen, Porträts, Mär- che», Phantasiestücke usw., ab« seine Eigenart oermag« nur dann z» entfalten, wenn« mit beiden Füßen auf heimischem Grund u»d Boden steht. Da» süddeutsche Hügelland, der Schwarzwald und b« Tain»» sind seine Domäne. Ihnen hat« alle charakteristische SchönheA im» di, v«schwiegensten Reize abgesehen. Diese sanften, stch kreuzenden und überschneidenden Hügel mit ihren grünen Wiesen uach gelben Kornfeldern, mit ihren dunklen Wäldern, mit ihren an- mutig sich schlängelnden Wegen und Bächen, mit ihren stillen Därsern»nd Gehöften hat keiner vor ihm so fein gesehen, so tief empfunden»nd so treu wiedergegeben. Und ebenso hat et den Menschen sein« ländlichen Heimat in» inmrste Herz geblickt und weiß ihr Sein und Wesen in wimd«bar lebendigm Bildnissen und stiHÜnung»u»Ien Szenen ganz eigenartig künstl«isch zu gestalten. Thoma, Kunst wird mit den Iahren reif« und reich«, aber ihre eaffcheidenden Kennzeichen besitzt sie von Anfang an.. Man be- trachte«in ganz frühes Iugendbild wie di«.Schworzwaldhöhe" lRr. H und»ertles« sich in die späteren Landschaften.Schwarz- »aldlandschast mit Ziegen"(ZT),.Der Rhein bei Säckingen"<4<), „Holzhousen, Part"(8(5),.Der verlorene Sohn"(IVZ),.Schwarz- «aldlandschoft*(138),.Die Rast"(145),.Bernau « Tal"(156) oder m die Figurenbild«.Der Do'lgeig«"(SS)..Die Seschwister"(45), ».Mastttapale"(141) tmfc.Beschauliche» Dasat»"(148). Ab« um« systems' zum Ausdruck. Das heißt, bewußt die Unterordnung der berufsständischen Bertretung unter die auf dem gleichen politischen Recht aller beruhende staatliche Macht fordern, da das Recht der Entscheidung gewahrt werden muß. Eine Gewerkschaftsbewegung, die Forderungen mit entgegen- gesetzten Zielen erheben würde, könnte Anerkennung weder seitens der maßgeblichen Instanzen im Staate noch der nicht- beamteten Oeffenllichkett erwarten. Eine„Macht im Staate" kann die Beamtengewerkschaft nur werden, wenn sie es ver- steht, sich in die politische Linie« i n zuordnen, nicht aber dann, wenn sie die politisch« Macht an sich reißt. Schon deshalb nicht, well sie nicht in der Lage fft, die politische Berantwor- tung zu tragen. Dazu fehlen chr die Organe. Das zu begreifen, sollte dem Gewerkschaftler nicht schwer fallen, der das Programm seiner Partei höher wertet als eine Handvoll Forderungen, die gerade ihm passen, sondern in dem Programm die Tragfläche für die Idee sieht, zu der er sich bekennt. Das sollten vor allem auch die sozialistischen Beamten einsehen, die immer nur Kritik üben an den Hand- lungen ihrer Parteiinstanzen, ohne sich über die Beweggründe Klarheit verschafft zu haben. Was hinter dieser Kritik zur Gettung drängt, ist in der Hauptsache die Forderung der geisti- gen Umstellung des Beamtentums, die in der Erneue- rungdes Systems lebendigen Ausdruck findet. Kann diese Forderung von«inigen wenigen von der Partei in die Regierung entsandten Genossen überhaupt erfüllt werden? Die Kritiker vergessen, daß in einer Koalitionsregierung nicht sozialistisch regiert werden kann, und daß nicht nur von den Ministergenossen der Mut zur Durchdringung der Berwaltung mit freiheitlichem Geist aufgebracht werden muß, sondern auch freiheitlich denkend« Beamte dazu gehören, das alte System zum neuen umzubiHien. Diese Aufgabe zu erfüllen heißt kämpfen, bekennen, und nicht nur mitlaufen, vor allem aber erst einmal die Fernstehenden davon überzeugen, daß es sich nicht darum handelt, anstelle des öffentlich-rechtlichen Beamten- Verhältnisses das reine Arbeitnebmerverhältn-.s zu setzen. Der nichffozialistisch« Beamte muß Bertrauen zum Syzialismus als einer Idee gewinnen: die Erfüllung mancher Einzeffordel rung wird ihm auch von feiten anderer Parteien verheißen. Es muß ihm klar weiden, daß Politik mehr ist als ein Ge- schäst, wenn sie der Eroberung einer neuen Welt dienen soll — daß nicht die Wirtschaftspolitik A und 0 ist. sondern nur die Stufe zur Erklimmung eines höheren Kulturmveaus, die «in Kulturprogramm voraussetzt, wie es das Görlitzer Partei- Programm darstellt. Wenn PoNtik mehr ist als Geschäit. kann die Partei nichi als das Sammelbecken egoistischer Einzel- und Gruppen- menschen, deren Bertreter einander bekämpfen, betrachtet wer- den. Die Partei muß vielmehr dem Filttierapparat verglichen werden, der die Sonderwünsche gereinigt dem politischen Strombett zuführt. Dieser Filtrierprozcß vollzieht sich nach Gesetzen, die im Parteiprogramm zwar den verschiedenartigsten Ausdruck finden, letzthin aber doch auf ein grundlegendes Be- tenntnis zum Ganzen, zu der Idee als Trägerin eines Snltems hindrängen. Auch für die sozialistisch denkenden Beamten geht es um das System, nicht um die Erfüllung von Einzelforde- rungen, die bestenfalls augenblicklich Erleichterungen schafft, niemals aber die Umstellung vom Formalismus zum lebend!» gen Organismus herbeizuführen imstande ist. d!e Antwort ües Ministers Kermes. Reichsfinanzminister Dr. Hermes hat am Sonnabend laut WTB. an den Reichskanzler folgendes Schreiben ge- richtet: Zu dem mir m» Ihnen mitgeteilten,«n Sie gerichteten Schreiben»er Reichstagsfraktion der USPD. vom 10. d. M. beehre ich mich, Ihnen nachstehende, zu unterbreiten: Wenn in der Gegenüberstellung der Punkte 1 und S zu Punkt 2(Anm. d. WTB.: Punkt 1 und 3 des Schreibens der USPD. betrafen die Weinlleferungen, Punkt 2 die Z u ck e r- belieferung de» Winzerverbandes) in dem genannten Schreiben vertiefe sich wirtlich, begnüge sich nicht mit oberflächlichem An- schauen, sondern beachte alle Einzelheiten, folge dem rhythmischen Fluß d« Linien, lasse au» der Nähe die tausendfältig abgestuften Reize all« Farbennuancen und aus einiger Entfernung den Gesamt» roganismus de» Bilde» auf sich wirken— unt der Zauber einer feinen, tiefen und liebenswerten Persönlichkeit wird in Herzen des Veschauers' lebendig werden, er wird das Erlebnis einer Kunst haben, die zwar nicht geeignet erscheint, fernen Geist zu befeuern und zu beflügeln und seine Phantasien in Aetherhöhen zu erheben, die ober in ihr« schlichten, poesieumflossenen Beschaulichkeit ihm als Genossin friedlich stiller Stunden stets willkommen sein wird. Ab« Thoma darf das ihm eigentümliche Gebiet nicht v«. lassen. Sobald er h«olsche, pathetisch«, ideale Landschaften malen will, versagt«(.Da, Paradies", Nr. 68). Die urwüchsigen, vier- schrötigen, nackten Landkinder, di«« uns zuweilen als Engel od« Genien vorführt, mögen possi«en(„Engelwolke", Nr. 67), un> (senießbar aber wird seine Kunst— nach meinem Gefühl—, wenn ie Fabelgestalten. Gotter . Heroen und Heilige aufmarschieren läßt (.Faune am Meer", Nr. 101, u. a.). Thoma gibt dann nichts Echtes, sondern Kunst au, zweiter Hand, und«weist sich auch hier als d« urgesunde Schwarzwälder Bauernbursche, d« den Alltag ver. klären kann und«in groß« Dichter, ab« durchaus kein Phantast ist. Die Vorbereitungen und da» Arrangement der Ausstellung haben nicht nur außerordentlich« Schwi«igkeiten, sondern auch immense Kosten v«ursocht, d» fast alle W«ke au» auswärtigem Prioatbesip entliehen werden mußten. Die Erhebung von Eintrittsgeld ließ sich dah« leider nicht vermeiden. E» beträgt an den billigsten Tagen (Sonntag und Mittwoch) 5 M. Wer dies« Summe erschwingen kann, dem ist der Besuch aufs dringendste zu empfehlen. Und wer beson- der» gut bei Kasse ist, d« möge sich auch den reichillustrierten Katalog(20 M.) zulegen, d« ausgezeichnet einführende Betrachtun- gen von Ludwiq Iusti sowie ein mit vielen? interessanten Zitaten au« Thomas Schriften und Briefen versehene» Berzeichni» der W«te enthält.__ John Schikowski . Deutsches Ihklck«:.llulülh". Das Iugendwerk Friedrich Hebbels ist eigentlich modern. Nicht deshalb, weil es mit seiner Uebtrsteig«ung und Ueberhitzung an den Expresstonismus ge- mahnt, sondern weil d« Konflikt dieser Frau, die auszieht, Holo- fernes zu töten und ihn schließlich nicht als feindliche Bürq«in, sondern als sich rächendes Weib tötet, wenn man ihn von der Maß- losigkeit des historischen Geschehen» entkleidet, nichts ist, als der Konflikt, in den heute jede Frau kommen kann: der Konflikt der Bürgerin mit d« Frau in«in« Frauenseele. Hebbel wollte diesen Konflikt gestalten, deshalb nannte« die» Drama„Judith" und nicht �Hololcrne»". Der dramaturgisch orientierte Neaisseur wird diese Linie herausarbeiten, die leider teMch sehr schwach vom Dicht« bedacht ist. verthold viertel, der Regisseur de» Abends, versuchte es. Wenn es ihm nicht ganz gelang, so lag dos einmal daran, daß bildhaft der Holofernes und das Holofernes- Milieu überwog, und Zwesten » daran, daß Agnes Straub die Judith war. d« vi«t«ls Regie schlecht bekommt, viertel spielt das Zelt de« Holof«ne» in Vorhängen und Betulian vor einer kahlen Mau«, womit d« Puritanismus auf dl« Spitz« getrieben ist. Da- Mr bewegen sich diese Menschen wie Marionetten mst krassen die Verdächtigung eines Amtsmißbrauchs ausgesprochen werden soll, so muß ich diese Verdächtigung— wie ich dies berests in der gestern vor meiner Ernennung zum Reichsfinanzminister mit Ihnen gepflogenen Unterredung getan habe— mit aller Entschiedenheit als jeder Grundlage entbehrend zurückweisen. Ich habe Ihnen schon vorgestern mstgetellt, daß ich wegen einer derartigen in der„Freihest" enthaltenen Verleumdung Strafantrag gestellt habe. Das bevorstehende Gerichts- verfahren wird vollständige Aufklärung über alle in Betracht kom- Menden Punkte bringen; ich habe alle erforderlichen Schrstte unter- nommen, um eine beschleunigte Durchführung des Der- fahrens zu erreichen. Die Antwort des Reichsfinanzministers geht auf die Rich- tigkeit der einzelnen Punkte nicht ein, es muß danach an- genommen werden, daß die von der USP. behaupteten Tat- fachen als solche von ihm nicht besttitten werden. Sein Wider- spruch richtet sich gegen die Konstruierung eines inneren Zusammenhanges zwischen dem zweimaligen Empfang einer außergewöhnlich billigen Weinsendung durch den Winzerverband einerseits und seinem— zeitlich zwischen beiden Sendungen liegenden— amtlichen Eintreten für die Sonder- belieferung dieses Verbandes mit Zucker andererseits. Damit wird die Angelegenheit auf das Gebiet des Subjektiven geschoben. Die Bejahung oder Verneinung eines inneren Zu- sammenhanges zwischen Weinlieferung und Zuckerbelieferung wächst zu einer Frage der persönlichen Beurteilung des Ministers überhaupt. Ohne diese Frage voreilig entscheiden zu wollen, was ja erst bei Kenntnis aller in Bettacht kommen- den Momente möglich sein wird, müssen wir doch sagen, daß der Minister zum mindesten unvorsichtig und unklug gehandelt hat, wenn er sich in eine Situation begab, die auch nur den A n s ch e i n eines solchen Zusammenhanges erwecken konnte._ Ein irreführender Sericht. Der Untersuchungsausschuft gegen Hermes und der „Vorwärts". Der üb« die Sonnabendabendsitzung verbreitete amtliche Bericht des Untersuchungsausschusses gegen Minister Hermes ist in- sofern irreführend, als aus d« Bemerkung üb« den„Irrtum" des „vorwärts" gefolg«t werden könnte, daß unsere sachlichen An- gaben in den Ausgaben vom 28. Februar und Z. März unrichtig gewesen seien. Wir hatten bekanntlich darauf ausm«ksam gemacht, daß die Umbuchung des für ein Automobil des Minist«» oeraus- tagten Betrages nachträglich vorgenommen worden ist. Diese Tatsache ist durch den Untersuchungsausschuß nicht entkräftet, son- dern bestätigt worden. Unser Irrtum bezog sich allein darauf. daß wir meinten, Regierungsrat Funke habe diese Umbuchung bestritten, während durch Protokoll festgestellt wurde, dah« sie schließlich bekundet hat. Nur aus diesem Grunde— weil also dos Zugeständnis des Regi«ungsrats Funke b«eits protokollarisch fest- stand— zog d« Abg. H«tz(USP.) seinen Anttag aus nochmalige Vernehmung des Regi«ungsrats Funke zurück. Beschlagnahme des Briefwechsels Hermese Auch der Bericht, der sich mit der W e i n- u n d Z u ck e r» ossäre des Dr. Hermes befaßt, gibt ein völlig schiefes Bild. Wie wir dazu mitteilen können, erklärte der Vertreter des Ministers, Staatssekretär Dr. H u b e r, auf das Verlangen nach Borlage der gesamten Korrespondenz in der Wein- ongelegcnheit, daß der He« Minister bis gestern die Briefe»och nicht gefunden hätte. Daraus beschloß der Ausschuß auf Anttag Dr. Levi, telegraphisch vom Oberpräsidium in Koblenz die Beschlagnahme der Originalunterlageo in Trier herbeizuführen. Gegenüber diesem Beschluß wies He« Dr. Huber auf die Be- unruhigung(?) hin, welche damst in der Oeffentlichkeit ent- stehen müßte und gab zu bedenken, daß es sich hierbei teilweise um reine Privattorrespondenz handle. Dennoch blieb d« Ausschuß auf seinem Beschluß bestehen, dies« Unterlogen telegraphisch in Koblenz anzufordern. Abg. Hertz verlangt außerdem die eidliche Vernehmung der Zeugen Ministerialamtmann B a r n e r. des ehe- maligen Referenten im Reichsernährungsministerium E n g e l t e sowie des in der Presse genannten Regierungsrats Ja ff« oder Ratte. Kesten, statutarischer Festbannung und hüpfrischen Bewegungen. Diese Weise ist nun so bekannt, daß man sie schlecht nach erttägt, und auch dadurch, daß ein« stilisiert gerade oder Holofernes acht- mal im Kreise geht, wird nichts im Zuhörer erschüttert. Immerhin sei Biertel zugestanden, daß er das Wort mit großer Ehrfurcht be- handelt und hie und da sogar nicht schreien läßt. Darin folgten ihm Heinrich George sowohl wie Agnes Straub . George, der mit dieser großen Rolle des Holof«nes eingeführt wird, ist ein Phänomen. Zunächst hört man«in Potpourri aus Vogen«, Brozermann, Krauß und sogar Pallenb«g: aber allmäh- lich kommt das Eigene unter den Dorblld«n hervor, am intensivsten da, wo George leise wird und mit herzhafter Intellektualität mehr mit sich als mit den andern spricht. In diesen Nuancen liegt Zu- kunft. Die man der Straub nicht mehr glaubt. Cigenllich müßte ihr« gehirnlichen Art diese grandiose Hebbelsche Mischung aus Ekstase und Ueberbewußtsein entgegenkommen. Doch, trotz einigen großen Momenten, zerfällt ihre Gestalt in virtuose Einzel- heiten, die interessieren, ab« nicht hinreißen, und eine wahrschein- liche Einheit springt nicht heraus. In dem Ensemble darum nicht» darstellerisch Bem«renswertes und viel Ungeschicktes, dos auf das Konto d« Regie kommt. Das Premierenpublikum war begeistert. » O. E. H. Neues Operetten-Theater:„Cadtj Chic".(Operette in 3 Akten. Musik von Walter Kollo , Libretto von Kroog und Keßler, Sesangstexte von S t e i n b e r g.) W a l t e r K o l l o, als Komponist sein eigener Verleger und Theaterdirektor und mindestens insoweit Selfmademan, seroiert« einem.in Luxus gehüllten Publikum«in Ragout von Melodien, die dem Gefühl der großen wie der kleine» Lebewelt liegen, die ihr Ohr liebt und Ihr Gedächtnis für die üblich« Zeit pflegen wird. Der Erfolg war nach dem ersten. Akt entschieden. Da» Quartett.Traurig, ttourig", das Duett.Man liebt nur ein- mal" und gar erst im zweiten Akt:..Wenn man beim Regenwetter durch die Stadt marschiert", sind.Schlaaer". Kollo — ein Rou- tinier ersten Grades— versteht es, fein Publikum mit nicht zu viel geistixem Aufwand einzufangcn. Der musikalische Wert seiner Por- titur überragt nicht den Durchschnitt dessen, was man von ihm ge- wähnt ist. Die Handlung ist nicht aufregend: Ein etwas ttottel- hafter Ehemann, der in Indien die Gunst ein« Lieblingsfrau des Maharadscha genossen, sieht sich in die Lage oersetzt, sich bei diesem zu revanchieren. Eine Arttstin, genannt„Lady Chic", die ihm als Zwanpseinguartierung ins Haus schneit, rettet ihn au» der Be- drängnis, indem sie selbst die Gunst de» Maharadscha� gewinnt. Alice H e ch y als Lodn Ehic der Star des Abend», schön, tempe- ramentooll und einen Garderobenschatz präsentierend, der selbst in diesem Parkett Neid«regt. Ihr zunächst erntet« K u r t G o r i tz den Lorbeer de» Abends. Hanns Unterkirchner als Maba» radscha , Herbert Paulmüller al», Kriminokinspektor hoben starken Anteil am Eriolg. Auch I u l i ir» Brandt gebührt für die geschmackvoll« Inszenierung Anerkennung. Das Orchester leitet« Kurt Härder. Als Theatcrdirektor und als Komponist hat Kollo alle Ursache, mit dem Abend zufrieden zu sein. N. vlathner-Orchefter. In dem TschaüowSkh.Abend am Sonntaq. den 12.. abend» 7>/. llbr. im Blülhner- Saal, trnrkt«onzertmelfter Gl,(lad Leneewski als Solist mit. der da» Violinkonzert v-6ar mit Orchester zum IZartrag bringen wird. Dirigent! Samill» �>ildebrcmb.
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