Nr. 134 39. Jahrgang Ausgabe

Nr. 67

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Montag, den 20. März 1922

Schicksalstag für Genua .

Das Schicksal der Genueser Konferenz dürfte mitbestimmt| werden durch Verlauf und Ergebnis der heute in London beginnenden interalliierten Sachverständigenkonferenz, von der vorausgemeldet wird, daß ihr so ziemlich die Ausschaltung der russischen Wiederaufbaufrage in Genua vorgeschlagen werden foll. Käme es dazu, daß wirklich nur über die Bezahlung der Schulden Zaren- Rußlands zu reden wäre, nicht jedoch über die Instandsetzung Sowjetrußlands dazu, so wäre das zwar nur fonfequent, nachdem die Erklärung der Tat von Versailles als tabu( unantastbar) schon dasselbe Verfahren für die deutsche Frage eingeleitet hat aber damit wäre die Genueser Ron­ferenz von vornherein um pofitive Erfolgmöglichkeit gebracht.

Die Reparationsfommission hat am Freitag die angekündigte Entscheidung noch nicht gefällt und tritt heute wieder zusammen. Es heißt nach wie vor, daß sie Deutschland einen Zahlungsaufschub unter Einführung genauer Finanzkontrolle gewähren werde.

Schließlich versammeln sich heute auch in Genf wirtschaft­liche Sachverständige des Bölferbundes. Inzwischen hält Lloyd George in Criccieth Be­ratungen mit dem Schatzfanzler usw. ab und arbeitet Material

für Genua aus.

Die neutrale Vorkonferenz.

Neuer Anschlag auf Ostpreußen .

Dollar bald wieder 300!

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Was wird aus Lichterfelde ?

Bon gut informierter Seite wird uns geschrieben: Der energische Eingriff des Kultusministers zur Aufrecht­erhaltung der Ordnung in der staatlichen Bildungsanstalt in

Der Berliner Devisenmarkt zeigte bei Beginn der neuen Lichterfelde ist durch das inzwischen der Deffentlichkeit unter­Woche wieder ein sehr festes Geschäft bei fräftig anziehenden breitete amtliche Material geradezu erdrückend gerechtfertigt. Kursen. Der Dollar schwankte um die Mittagsstunde zwischen Kein 3meifel, diefer eine Fall hat die Anstaltsleitung, 293 und 295. Der Effektenmarkt zeigt bei fester Tendenz im die in Frage kommenden Konferenzmitglieder des Lehrerkolle­allgemeinen geringe Umsätze. Besonders die berufsmäßige giums und den Dezernenten im Provinzialschulkollegium Spekulation sieht sich infolge der anhaltenden Geldknappheit( den durch seine„ Oberlehrerzensuren" bekannt gewordenen vorläufig nicht in der Lage zu größeren Unternehmungen. Das Oberschulrat Sachse) start tompromittiert. Ist damit Publikum tauft allerdings Industriepapiere. Einer besonderen die Angelegenheit erledigt? Daß ein solcher Fall möglich Beachtung erfreuen sich neuerdings die Aktien der Terrain war, hat tiefere Gründe und dieje müssen über die viel wich gesellschaften, vor allem diejenigen des Berliner tigere Frage, das Weiterbestehen dieser Anstalt est en s. entscheiden.

Die Genfer Verhandlungen.

Einigung in der Gewerkschaftsfrage.

Als vor zwei Jahren das Kultusministerium die aufge­lösten Kadettenanstalten vom Reiche übernahm, um sie in In­ternatsschulen für die Kinder Kriegsgeschädig ter und unbemittelter Eltern umzuwandeln, follte Nach einem offiziöfen Bericht rechnet man in Genf , daß die Lichterfelde zu einer Verfuchsaufbauschule werden.. deutsch - polnischen Verhandlungen noch in dieser Woche zum Abschluß Grundbedingungen hierfür waren: Abänderung der Lehr­gelangen. Präsident Calonder dürfte voraussichtlich am Dienstag pläne, Erneuerung des Lehrpersonals, neue Schülerschaft, be­den vorgesehenen Vermittlungsversuch zwischen den beiten schränkte Zulassung der ehemaligen Radetten streng nach den Bevollmächtigten in den wenigen noch nicht gelösten Fragen vor Aufnahmevorschriften. Diese Bedingungen fonnten, zumal nach nehmen, um dann gegebenenfalls den Schiedsspruch zu fällen. Er dem Ausfall der Reichstagswahlen, nicht erfüllt werden, und beabsichtigt, vor diesem Echiedsspruch eine öffentliche Bollfizung so war es tonsequent, daß der neuberufene Leiter, Genosse Ueber den Meinungsaustausch, der in Stockholm zwischen den einzuberufen, um den beiden Abordnungen noch einmal Gelegenheit Dr. Karsen, bei der Aussichtslosigkeit eines erfolgreichen Wir­Vertretern der sechs neutralen Staaten Europas , nämlich der drei zu geben, ihren endgültigen Standpunkt darzulegen. Dann wären fens sein Amt nach zwei Monaten zur Verfügung stellte. flandinavischen Länder, der Schweiz , Holland und Spanien , über die deutsch - polnischen Berhandlungen beentet und es bliebe nur noch Alles war beim alten geblieben, insbesondere war die gesamte Radettenschaft ohne Gegengewicht durch bie Genueser Konferenz stattgefunden hat, wurde folgende amt die redaktionelle Fertigstellung des Vertrages. liche Mitteilung ausgegeben: Die Unterhaltung, die am Sonn- Das nahende Ende der Verhandlungen tennzeichnet sich auch Neuaufnahmen zurückgekehrt. Deren Enttäuschung über die abend zwischen den schwedischen und norwegischen Staatsministern, äußerlich bereits in einem fortschreitenden Abbau der deutschen gestörte Laufbahn, ihr vom Elternhause träftig geschür­dem dänischen Außenminister und den Vertretern einiger anderer Abordnung. Eine Anzahl deutscher Unterhändler und Sachverstän- ter a ß gegen den Judenstaat", ihr fünstlich gesteigertes Länder wegen des Programms für Genua gepflogen wurde, hat tiger hat bereits nach Abschluß ihrer Aufgaben Genf verlassen. Selbstbewußtsein, geblendet durch nationalistische Berbildung, gezeigt, daß eine wesentliche Uebereinstimmung in den Ansichten Auch Ministerialdirektor Sizler und Assessor Joachim konnten ihre in den vergangenen Jahren angesetzte Disziplinlosigkeit, über die dabei berührten Fragen vorhanden war. Ein weiterer Genf verlassen, nachdem die letzten traten aufs frasseste zutage. Was an Tüchtigem, Jugend­Gedankenaustausch, der vor der Genueser Konferenz notwendig sein ftrittigen Puntie in der Gewerkschaftsfrage geregelt echtem, an Ehrgeiz und Charakterstärte in vielen einzelnen dürfte, wird zwischen den Sachverständigen stattfinden, die die ver- find. Hier gelang es, den wesentlichen Interessen der Arbeiterschaft lebendig war, wurde unter dem Namen„ Kameradschaftlich­schiedenen Länder zu letterer entfenden. Rechnung zu tragen, indem der Grundfah der Verbindung der Ge- feit" von den Aelteren( ehemaligen Kadettenunteroffizieren), wertschaften Oberschlesiens mit dem Zentralvorstand in Deutschland die teilweise start überaltert maten, mit handgreiflichem Ge anerkannt und aufrechterhalten und nur für die Bezirksvorstände sinnungsterrorismus erstickt. Daß er sich auch noch eine Bereinbarung getroffen wurde, wonach die Bezirksverbände im letzten Falle" bewährt hat, beweist der amtliche Bericht. innerhalb einer bestimmten Frist der Teilung Oberschlesiens ent- Diese der Zahl nach fast überwiegenden Primaner hatten vor­sprechend sich zerlegen wollen, um somit eine gewisse gesteigerte her teilweise als Angehörige der Zeitfreiwilligen for Selbständigkeit zu erhalten. mationen, im Baltitum, bei Roßbach und Ehrhardt Auch in allen Minderheitsfragen ist vollste Einigung erzielt wor-( als Rapp- Anhänger) vielfach Wochen und Monate den, insbesondere hat auch die Frage der Verhandlungs. außerhalb der Anstalt verbracht. Landsknechtsgeist, Der offpreußische Provinziallandtag erhebt den schärfften Ein- sprache in den lokalen parlamentarischen Vertretungen eine Orgeschgesinnung, Verrohung der Umgangsformen, politische spruch gegen die von der interalliierten Grenzfestsetzungskommission liberale Lösung erfahren. Die Zulassung der deutschen Sprache Verwilderung dieser jungen Leute machten selbst den an der am 13. März vorgenommene, dem Friedensvertrag zuwiderlaufende in der Provinzialvertretung aller fünftig polnisch werden Anstalt als Erzieher noch beschäftigten ehemaligen Offizieren Feffehung der Weichfelgrenze. Er verlangt, daß die Reichsregie- ten Teile Oberschlesiens ist gesichert, wie andererseits auch die die Arbeit recht fauer. Tatkräftig hetten von außen der rung die Annahme dieser ungerechten Entscheidung ablehnt. polnische Sprache im Provinziallandtag Deutsch - Oberschlesiens zu Bund ehemaliger Kadetten", die völlische Bresse( besonders Nach dieser Entscheidung sollen die Ortschaften Johannisdorf, gelassen wird. Dagegen fonnte noch keine Einigung darüber erzielt Herr Bulle), ehemalige Offiziere, u. a. folche, die in den Ka­Außendeich, Neuliebenau, Kramersdorf und Kleinfelde sowie der werden, ob die gemischte internationale Rommission, die auch deut- fernements wohnten( einer, der wohl infolge seines adli­Hafen von Kurcebrad einschließlich des bisher deutschen Buganges Scherfeits gewünscht wird, für die Minderheitsfragen zuständig fein gen Namens fehr bald ein Unterfommen im Aus. zur alten Fährstelle und der Begelhafen sowie der Polder an der foll. Auch in der Frage der Zuständigkeit der gemischten Kommiffion to ärtigen Amtgefunden hat, wohnt noch jetzt da und Minsterfalder Weichselbrücke an Bolen fallen. Im übrigen soll die für die Aequivalenz der Gesetze, wie die Zuständigkeit des gemisch - zeigt eine eigentümliche Anhänglichkeit). Die Folge: nationa­Grenze zwischen Deich und Fluß und zwar 30 Meter östlich des ten Schiedshofes für unmittelbare Entscheidungen in gewiffen Ent- listischer Rummel, schwarzweißrote Demonstrationen( der Lei­Deiches verlaufen. Groß- und Klein- Rolz foll polnisch bleiben. Der schädigungsfragen liegt noch tein endgültiges Ergebnis vor. ter der Anstalt, Geheimrat Haritung, hat doch selbst schon deutsche Kommissar hat gegen diesen Beschluß Widerspruch erhoben Alle in den Unterausschüssen 1 bis 9 bearbeiteten Fragen mit einigem al die nachts bem„ Erzengel " angestedten und die Erklärung abgegeben, daß weder er noch seine Regierung Ausnahme der Frage des Verkehrs über Kreuzburg und alle Fahnen entfernen laffen müssen, also verhält sich's diese Entscheidung annehmen. Fragen des Unterausschusses 11 sind erledigt und haben zur völli- etwas anders, als er in seinem Schreiben an die„ Boß" be­gen Einigung zwischen beit en Teilen geführt. Daneben sind hauptet) bei jeder Gelegenheit: Kaisers Geburtstag, Kaiferins nur einige allerdings wichtige Fragen aus den Unterausschüssen 10 Todestag, Erzbergers Ermordung usw. Dazu Anpöbelung und 12 ungelöst geblieben. unbeliebter Lehrkräfte, besonders linksgerichteter, bis zur ano­nymen und offenen Bedrohung. Der Fall" ist also nicht von ungefähr.

Gegen Abschnürung von der Weichsel . Gegen die drohende Abschnürung Ostpreußens von der Weichfel, wie sie durch die am 13. März von der interalliierten Grenzfest­fehungsfommiffion festgesetzte Weichselgrenze eintritt, hat der Pro­vinziallandtag einstimmig folgende Erklärung beschlossen:

Berliner Konferenz am 2. April.

Die Wiener Arbeiter- Zeitung , bringt am Sonntag an ihrer Spitze eine von der Leitung der Internationalen Arbeitsgemeinschaft Sozialistischer Parteien( 3. 2. S. P.) ausgehende Mittellung, der wir enfnehmen, daß nach erteilter Zustimmung der Zweiten wie der Driffen Internationale die konferenz endgültig für den 2. April nach

Berlin ins Gewerkschaftshaus einberufen ist.

Die Erefutive der Zweiten Internationale hat die Namen ihrer Bertreter noch nicht mitgeteilt. Die Vertreter der 3. 2. S. P. werden in einer Eyefufivsihung am 1. April in Berlin bestimmt werden. Rom , 20. März.( Intel .) Die Geschäftsleitung der Sozia­fiffischen Partei hat nach einem Bericht Serratis über die Frank­ furter Konferenz beschlossen, zu der Berliner Konferenz Serrafi, Fioritto und Barattono ju delegieren und sie zu beauftragen, auf der Zusammenfunft in Berlin jene Richtlinien zu vertreten, nach denen die Partei seit Kriegsausbruch gehandelt hat. Die Partei hatte die Kriegskredite abgelehnt was jetzt nicht

sehr aktuell sein dürfte.

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Wilhelms Heldentod.

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Unterstüßt wurde diese Jugend durch eine völlig ver Tag" auf die Spur gekommen. Die Welt war bisher der Ansicht. Oberschulrat Sachse ausgebaut worden ist. Der Primaner Einem ungeheuren geschichtlichen Irrtum ist der deutschnationale fehlte Organisation, die pom jezigen Leiter und dem daß Wilhelm der Ehemalige am 9. November 1918 nach Holland terror wurde legalisiert dadurch, daß man nach mili­ausgefniffen sei. Das stimmt nicht. Er ist an diesem Tage an der tärischem Vorbild den Primanern weitgehende Spiße eines häufleins Betreuer beinahe den Heltentod gestor­ben. Der Tag" weiß dies aus einem noch unveröffentlichten Buche, Borgese tenrechte verlieh und die Jüngeren und und der ungenannte Verfasser dieses Buches, der aber General ist Neuhinzukommenden( schon durch die Stubenbelegung) ihnen und Generäle lügen niel, hat ein Tagebuch des ehemaligen Raisers auslieferte. Der Nichtkadett gilt nichts und kann sich nur durch gefehen. In dieses Tagebuch hat Wilhelm am 9. November ge- Unterwerfung unter den Gesinnungszwang halten. Mancher schrieben: verschwand nach kurzer Zeit. Geradezu verheerend mußte der Und wenn mir noch einige von meinen Herren treu blei starte echsel im Erzieherpersonal wirken. ben, mit denen kämpfe ich bis zum äußersten, und wenn wir alle Studienassessoren, vom Provinzialschulkollegium wahllos ge­totgeschlagen werden; vor dem Tode habe ich feine Angst. Auch schickt, zunächst froh, eine entlohnte Beschäftigung bekommen ließe ich Frau und Kinder im Stich. Das kann ich nicht. 3ch zu haben, tragen bei übermäßiger Ausnugung ihrer Kräfte bleibe hier! die schwerste Laft der Alumnatsarbeit, leben unter einer start autotratischen Leitung ständig in der Furcht, durch ein freies Wort oder entschiedenes Auftreten ihre Stel­lung zu verlieren. Das wirft torrumpierend auf Arbeitsfreude und Hingabe an die Sache. Bom alten Unter­richtskollegium, das wie in den Zeiten der Kadettenanstalt alle erzieherischen Schwierigkeiten dem Internat zuweist, werden fie nur als handlanger betrachtet und genießen bement

In Berlin treten nur die drei Erekutivkomitees zusammen, aber es ist in Frankfurt beschlossen worden, die italienischen Sozialdemo­fraten als Vertreter derjenigen Parteien, die zurzeit einer Internatio- Na und? und dann ist er nach Holland abgedampft. nale überhaupt nicht angehören, mit beratender Stimme zuzulassen. Wir vermuten: Weil Herr v. Gräfe. Boldebee nicht bei ihm war, der sich jederzeit für feinen Monarchen in Stüde hauen läßt, aber bis heute merkwürdigerweise noch aus einem Stüde besteht. Dafür tann aber Wilhelm nichts, daß andere den Mund ebenso voll nehmen wie er, und ergo ift er am 9. November den Heldentod ge­storben. Wer's nicht glaubt, zahlt einen Taler.

Bucharin soll nach Prawda" die vierte ruffische Tageszeitung in Berlin organisieren und den nach Deutschland einberufenen inter . nationalen Rongreß der moskowitischen Gewerkschaftsschädiger

Dorbereiten.