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Die würüe ües Neichstags. Der Reichstagspräsident, Genosse L ö b e, sieht sich ver- anlaßt, den Reichsboten ins Gewissen zu reden, die teils durch dauernde Abwesenheit, teils durch schlechte Sitten im Reichstage das Ansehen des Parlamentes herabsetzen. In einem Aufsatz in der ZeitschriftDer getreue Eckart" spricht er über dieWürdedesNeichstags, über seine schlechte Besetzung, mangelnde Konzentration und Originalität der Reden sowie über schlimme Verstöße gegen die Umgangs- formen. Diese drei hervorstechendsten Uebel nagen nach seiner Meinung am Ansehen des deutschen   Parlaments und werden es in der öffentlichen Meinung immer mehr herabsetzen, wenn sich der Reichstag   nicht zu einer gründlichen Reform seiner Arbeitsweise entschließt. Allerdings wäre es falsch, die Tätigkeit des Reichstags nur nach der Zahl der Abgeordneten im Saale zu beurteilen. 150 bis 200 Abgeordnete sind oft genug von 10 Uhr vor- mittags bis 1 Uhr mittags und länger in den Kommissionen tätig, von denen der Reichstag   schon 39 zählt. Dazu kommen dann noch die wichtigen Fraktionssitzungen, so daß wenigstens die Hälfte der Volksvertreter gar oft 10 llstündige Arbeits­zeit hat. Um so schwerer aber trifft, der Vorwurf die andere Hälfte, die durch ihr Fernbleiben besonders während der wich- tigen Steuerberatungen jetzt schon wiederholt die Be- schlußunfähigkeit des Reichstags verschuldete. Aber diese Flucht vor dem Plenum führt Löbe nicht zu Unrecht auf den Mißbrauch der Redefreiheit zu- rück, wie er bei vielen Mitgliedern des Hauses üblich gewor­den ist. Wörtlich sagt der Präsident des Reichstags: Das frisch-fröhliche Redeturnier, in dem ein Politiker dem anderen mit scharfer Klinge im Wortgefecht begegnet und ihn auf der Stelle zu widerlegen sucht, ist zur Seltenheit geworden. Dafür beherrscht die sorgsam vorbereitete, tagelang be- reitgehaltene, oft Wort für Wort aufgeschriebene Rete, der nur«in Dutzend Parteifreunde pflichtschuldigst zuhört, dos Feld, und sie artet oft zu stundenlangen eintönigen Monologen aus. Am ursprünglichen Rededuell würden Freund und Gegner Interesse finden, den Inhalt der vorbereiteten Ansprache kennt man von Ausnahmen abgesehen bereits im voraus und spart sich die Mühe, sie noch einmal anzuhören. Typisch, ober nicht selten, ist der Fall, daß der Redner selbst, der seine Ansprache eben an den Mann gebracht hat, wenige Minuten später den Saal verläßt und gar nicht daran denkt, eine etwaige Erwiderung des Gegners an- zuhören.... Eine Beschränkung der Redezeit auf dreivier- tel Stunden für die einzelne Rede ist jetzt in der neuen Ge- schäftsordnung vorgeschrieben, die in einigen Wochen in Kraft treten soll. Aber die Konzentration auf den zur De- batte stehenden Punkt kann nur von der S e l b st z u ch t der Redner herbeigeführt werden. Genosse Löbe kommt dabei auf gewisse Exzesse zu sprechen, die Vergröbcrung der Umgangsformen im Reichstag, die bei fast allen Flügeln des Parlaments festzustellen seien. Auch diesen Er- scheinungen kann nur die Selbstzucht entgegentreten. Die neue Geschäftsordnung, die besonders renitenten Reichstagsmit- gliedern neben anderen Disziplinarstrafen die Entziehung derTagegelderbiszu20 Tagen androht, und die Fern- Haltung des gemaßregelten Abgeordneten aus dem Reichs- tagsgebäude in Aussicht stellt, kann vielleicht schon durch das bloße Bestehen dieser Bestimmungen heilsam wirken. Aber jeder Kenner der Dinge wird dem Genossen Löbe zustimmen, wenn er sagt, die Stellung des deutschen   Parlaments in der neuen Verfassung erfordere es, daß es feine Würde besser als gegenwärtig wahre. Soweit geschäfts- ordnungsmäßige Bestimmungen das nicht erreichen, muß an die Selbstzucht, Ernst und Würde der Abgeordneten appelliert werden, diese Besserung zu schaffen. Ohne sie wird sich der Reichstag um Ansehen und Einfluß im deutschen   Staatsleben bringen.
Die Krise öer ilSp. Ausschluftverfahren gegen einen>,Freiheit"-Redakte«r. DieFreiheit" schreibt: Wie derUnabhängige Zeitungsdienst" meldet, ist gegen den bisherigen Redakteur derFreiheit", Genossen Leo L i e b s ch ü tz, von der Zentralleitung der Partei beim Bezirksverband Berlin- Brandenburg die Einleitung eines Ausschlußverfahrens beantragt. Genosse Liebschütz   soll sich, während er noch Redakteur derFreiheit" war, bemüht hoben, in die Redaktion der rechtssozialistischen Frank- furterVoltsslimme" einzutreten. Wie Genosse Liebschütz   hierzu erklärte, lag weder eine formelle oder tatsächliche, schriftliche oder mündliche Bewerbung um eine Stellung in der Frankfurter  Volks- stimme" vor. Liebschütz   hatte lediglich in einem Gespräch mit einem ihm seit längerer Zeit befreundeten rechtsozialistischen Abgeordneten die Möglichkeit offen gelassen, nach einem eventuellen Austritt aus der Partei eine Stellung in einem rechtssozialistischen Blatte anzunehmen. Als die Redaktion derFreiheit" von diesem Vor- gang Kenntnis erhielt, erklärte sie sofort, daß eine weitere Tätigkeit des Genossen Liebschütz   in derFreiheit" sich von selbst verbiete. Genosse Liebschütz   trat deshalb unmittelbar danach aus der Re- daktion aus. Der bisherigeFreiheit"-Redakteur Liebschütz   scheint da- nach eines von den zahlreichen Mitgliedern der USP. zu sein, die die Unmöglichkeit der Crispien-Rosenfeld-Politik er- kannt haben und nur noch in der Wiederherstellung einer großeneinigenSozialdemokratischenPartei eine Zukunftshoffnung für die deutsche Arbeiterklasse erblicken. Wenn ein Mann mit solchen Auffassungen die Möglichkeit seines Wiedereintritts in die alte Partei erwägt, so liegt darin nichts, was ihn in den Augen vorurteilsloser Beurteiler herabsetzen könnte. Man wird daher in Arbeiterkreisen für die Feierlich- keit des gegen Liebschütz   angestrengten Ausschlußverfahrens wenig Verständnis besitzen.
Selgische Spionage in Deutschlanü. Leipzig  , 4. April. tTU.) Der 2. Strafsenat des Reichsgerichts verhandelte gegen den Robert B erw e in aus Itzehoe   wegen ver- suchten Derrats militärischer Geheimnisse. Berwein hatte den Auf- trag übernommen, für Belgien   Nachrichten über das deutsche  Heer zu besorgen und an zwei Neichswehrsoldaten für solche Geld- betrüge gezahlt. Das Gericht verurteilte ihn wegen versuchten Verrats militärischer Geheimnisse und wegen Bestechung zu 3 Jahren K Monaten Zuchthaus   und S Iahren Ehcroer- lust und einen der Reichswehrsoldaten wegen passiver Bestechung zu 3 Monaten Gefängnis, während der andere freigesprochen wurde.
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Selle-Miance-piatz. Seit Jahren bietet der Bslle-Alliancs-Platz den Anbsick einer einzigen großen Werkstellc. Hinter seinen Zäunen vollziehen sich, in nicht ganz erklärlicher Langsamkeit, geheimnisvolle Dinge. Und wenn man auch noch so zu dem Sprichwort neigt: Gut Ding will Weile haben, so scheint die Weile hier doch ein bißchen in die Ewig- keit zu wachsen. Immerhin verspricht man uns doch jetzt schon, daß der Zaun batd fallen wird, da sich die Arbeiten an der Untergrund- bahn ihrem Ende nähern. Schon jetzt ist ein Teil der Untergrundbahnbauten mit der Decke versehen, so daß wohl noch im Laufe des Sommers mit der Freigabe des Platzes für den Fußgängerverkehr(?) gerechnet werden kann, wenn auch die gärtnerischen Anlagen nicht vor Beginn des nächsten Frühjahrs wiederhergestellt werden können. Für die Wiederaufstellung der F r i e d e n s s ä u l e auf dem Belle-Alliance- Platz sind die Vorbereitungen schon während des Tunnelbaues vor- genommen worden. Die Fundaments für die Säule sind bereits fertig, so daß die Wiederherstellung des Denkmals in seiner früheren Form ebenfalls noch im Laufe des Sommers erfolgen kann. Auch die Westseite der Velle-Alliance-Brücke wird schon in nächster Zeit wiederhergestellt werden. Diese Arbeiten werden gleichzeitig vorgenommen mit der Wiederherstellung der Kaimauern des Land- wehrkanals. An diese Arbeiten schließen sich dann die Arbeiten für die Schalterhalle der Nord-Süd-Bahn zwischen den beiden Tor- gebäuden, die neben zwei Ausgängen auf die Straße noch eine Uebcr- gangsmöglichkeit nach der Hochbahn ohne Sperren erhalten wird. Als letzte der Arbeiten an dieser Stelle wird dann noch eine Schalterhalle zur Hochbahn   mit dem Niedergang von der Hoch- bahn nach der Velle-Alliance-Brücke ausgeführt, mit der die Ar- beiten am Halleschen Tor beendet sind. Die Fertigstellung aller dieser Arbeiten soll im Lause des Sommers erfolgen, so daß das Hallesche Tor und der Belle-Alliance-Platz noch in diesem Jahre sein früheres Aussehen wieder erhalten wird. Wir wollen's wenigstens hoffen.
Sie machten alles! Iusantmenbruch einer Wo-De-Co. Eine verlockende Reklame machte eine Berliner   Gesellschaft, die sich Wo-Be-Eo.(Wohnungs-Beschaffungs-Compagnie) nannte. Sie hatte ihren Sitz in der Friedrichstraße 124. Die Gesell- schaft beschäftigte sich zunächst auch mit der Vermittlung von Tausch- Wohnungen. Ihr Generaldirektor ist ein 32 Jahre alter Kaufmann Hermann M a t t e r n, der in Berlin   trotz seines großen Unternehmens nicht einmal eine feste Wohnung hatte. Zuletzt wohnte er in der Augusta-Viktoria-Straße in Reinickendorf  und ist jetzt verschwunden. In der Friedrichstr. 124 hatte eine Frau mehrere Zimmer an Leute vermietet, die kleine Gesellschaften verschiedener Art bildeten., Diese faßte Mattern zu einem großen Konzern zusammen und machte sich zum Generaldirektor. Nach den Prospekten betrieb die Wo-Be-Co. den Ankauf und Verkauf von Geschäften und kauf- männischen Unternehmungen jeder Art, von Bergwerken, Gruben, Steinbrüchen, Waldungen, Torflagern, Parzellen, Villen, Wohnungen, Bureaus und auch Sanatorien. Sie beteiligte sich undfinanzierte" gewerbliche Unternehmungen auf allen Gebieten,sanierte" kapital- schwache und unrentable Betriebe, übernahm die Durchführung von Finanzgeschäften im In- und Auslande, vermittelte Hypotheken und Betriebskapital und befaßte sich auch mit der Erledigung von Waren- transporten und Versicherungen. Filialen sollten in Berlin   in allen Stadtvierteln, im ganzen Reich und auch im Ausland bestehen. Dann ging aus der Wo-Be-Eo. eine A.-G. für Be.rgbau und In- duftrie hervor. Ihre Grundlage bildete ein Bergwerk in Sevenich bei Eaub a. Rh., von dem man nichts Näheres weiß. Die Gesellschaft und ihre Werber verfügten jedenfalls über einen Lageplan des Werkes aus dem Jahre 1907, der allen Leuten vor- gelegt wurde, die sich für die Gesellschaft interessierten. Die Aktien- gesellschaft sollte kein kapitalistisches, sondern einsozialistisches" Unternehmen sein. Jeder, vom Generaldirektor herab bis zum letzten Arbeiter, sollte am Gewinn beteiligt werden. Die Gesellschaft ver- sprach bei einer Beteiligung 5 0 P r o z. mehr als irgendein anderes Unternehmen, ungefähr so wie Klonte und K ö h n. Das eigene K a p i t a l der Gründer betrug jedoch nur Svov Mark. Aber eiche Generaloersammlung beschloß, dieses G r u n d k a p i t a l um 49 995 090 M. a u f 5 0 Rt i l l i o n e n M a r k zu erhöhen, und zwar durch Ausgabe von 49 955 neuen Aktien zu je 1000 M. Die Aktien sollten auf Inhaber lauten und zu pari mit 25 Proz. Agio zur Deckung der Unkosten ausgegeben werden. Zur Gewinnung des Kapitals und um das Werk in Betrieb zu setzen, wurden nun Aktionäre aller Art gesucht, nicht weniger als 50 000 Arbeiter und Angestellte, unter anderen sogar auch Heb- a m m e n. Mit der Inbetriebnahme des Werkes sollte sogleich auch der Bau von Wohnungskolonien für Angestellte und Arbeiter be- ginnen. Pomphaste Inserate lockten überall die Leute an. Aber mit dem Kapital haperte es immer noch so sehr, daß nicht einmal diese Inserate bezahlt werden konnten. Auf mehrere An- zeigen hin griff die Inspektion C der Kriminalpolizei ein, und sie setzte auf Grund ihrer Ermittlungen die Subdirektoren Walter Frank   aus der Elsasser Straße, Bruno B w a r w i g, ein Oester- reicher, der in der Pofener Straße 1 wohnte, Wilhelm O e r t e l aus der Friedrichstraße 124 und Kurt Bockel aus der Pofener Straße 1 hinter Schloß und Riegel. Generaldirektor Mattern, der Gründer, wird dagegen noch gesucht. Vor dem Verwaltungsgebäude der Ge- sellfchaft in der Friedrichstraße spielten sich nach dem Zusammenbruch ungefähr die gleichen Szenen ab, wie damals bei Klante und Köhit und den anderen Wettkonzernen.
Drei Opfer eines Revolverhelden. Am Freidaq abend wurde an der Ecke der Stralauer Allee und der Bödickcrstraße der 23 Jahre alte Glasmacher Karl War- f ch e ck vom Markgrafendamm 30 von dem 46 Jahre alten Uhrmacher Heinrich H o r n u n g aus der Bödickerftr. 4 durch einen Hcrzschuß getötet. Der 24-Jahre alte Arbeiter Albert Dietel aus der Bosfeftr. 10 erhielt zwei Bauchschüsse und wurde so schwer ver- letzt, daß er nach dem Krankenhause am Friedrichshain   gebracht werden mußte. Hornung war mir den Männern in Streit geraten, weil sie seinem Hunde Fußtritte versetzt hatten, und hatte in der Wut auf sie geschossen. Er wurde zunächst ver- haftet, nach Feststellung des Tatbestandes wieder entlasten. Gestern in der siebenten Abendstunde erschienen nun vor seiner Wohnungstür der 36 Jahre alte Kutscher Ernst H e n n i g aus der Liebigstr. 42 mit zwei anderen Männern und verlangten Einlaß. Als Hönning das verweigerte, stieß Hennig die untere Türfüllung ein, um mit Gewalt einzudringen. Jetzt griff Hornung zur Abwehr wieder z u r W a f f e und gab einen Schuß ab. Kriminal- und Schutzpolizei- beamte des 43. Reviers, die gerufen wurden, fanden den Kutscher Ernst H e n n i g t o t im Hausflur liegen. Ein Arzt stellte einen Herzschuß fest. Der Vorfall erregte in der Nachbarschaft ungeheure Aufregung und veranlaßte eine Ansammlung von mehr als 1000 Personen, die Miene machten, Hornung aus der Wohnung heraus- zuholen. Ein starkes Aufgebot von Sichcrheitsbeamten war not- wendig, um das zu verhindern
Jnvoliden«wd Teuervttg. In 5 großen öffentlichen Versammlungen waren am Sonntag durch den Zcntralveiband der Invaliden und Witwen Deutschlands  die Groß-Berliner Invaliden und Alten zusammengerufen, um Protest gegen die ungeheure Brot-, Kartoffel- usw. Verteuerung und die unzulänglichen Hilfs- maßnahmen zu erheben. Es referierten Stadtverordneter
Su b k e, der Vorsitzende der Berliner   Gewerkfchafiskommission. S a b b a t h, Reichstagsabgeordneter Karsten, Verbands- Vorsitzender Lüneburg  , Bezirksverordneter R o h d e, und die Invaliden Heer mann und Schneider, die anführten, daß die Invaliden, Alten und Schwachen wehrlos sind und keine Mög- lichkeit besitzen, aus eigner Kraft die allernotwendigsten Mittel für den Lebensunterhalt zu beschaffen. Aus dem Arbeitsmarkt zum allergrößten Teil ausgeschaltet, stehen ihnen nur die niedrigen Renten und A r m e n u n t er st ü tz u n g e n zur Verfügung. Die Rente eines Jnvalidenrentners beträgt jetzt 8 M pro Tag, sie kann unterbesonderen Umstände n" auf 13 M. nach dem letzten Beschluß des Reichstags erhöht werden. In allen Dersamm» lungen wurde einstimmig eine Entschließung angenommen, in der gefordert wird: 1. Schaffung einer allgemeinen Volksfürsorge. Bis zu ihrer endgültigen Durchführung Erhöhung aller Renten, sätze für Invaliden, Witwen und Waisen in Höhe der jeweils geltenden Sätze der Erwerbslosenfürsorge. 2. Anwendung des Schwerbeschä» digtcngesctzes auch auf die Jnvalidcnrentner und sonstigen Erwerbs- beschränkten von 50 Proz. Beschädigung an. 3. Erhöhung der Renten der Unfallverletzten unter 50 Proz. entsprechend dem ge- sunkenen Geldwert und Fortfall der Drittelungsgrenzen bei Be- rechnung der Renten. 4. Weiterleistung der Vcrbilligunaszuscbüsts für das Brotgetreide seitens des Reiches für die Erwerbsbefchränk- ten und Erwerbsunfähigen. 5 Aufhebung des Reichsgesetzes über den Untcrftützungswohnsitz. kinöer in Not. Die Akiion derDeutschen Kinderhilfe". Ueber die Arbeit derDeutschen Kinderhilfe" in Groß-Derlin ist jetzt durch ihren Groß-Berliner   Ausschuß ein Bericht veröffentlicht worden. Die Sammlung von Spenden für die not- leidenden K i n d e r, die im Winter 1920/21 veranstaltet wurde, brachte aus Gr o ß-B erlin 7604452 M. Dank der Mitarbeit der öffentlichen und der privaten Jugendwohlfahrtsorgane hielten die Werbe- und Verwaltungskosten sich auf der mäßigen Höhe von noch nicht 3¥j Proz., d. h. von jeder gespendeten Mark gingen noch nicht 3� Pfennig für Unkosten ab. Dagegen war es bisher in Berlin   bei den Häuskollekten der meisten Wohltätigkeitsvereine üblich, den Einsammlern 20 Proz., 25 Proz., ja 33� Proz. der zusammen­gebrachten Beträge als Vergütung zu zahlen. In den einzelnen Verwaltungsbezirken der neuen Stadtgemeinde Berlin   arbeiteten Bezirksausschüsse, die sich zusammensetzten aus Vertretern der öffentlichen Jugendwohlfahrtsorgane, der privaten jugendfürsorgerischen Organisationen, der Gewerkschaften, auch der meisten politischen Parteien. Der Bericht hebt mit Bedauern hervor, daß die auch in Fabriken, in Han- d e l s b e tri e b e n und bei Behörden geplanten Sammlungen nicht allgemein durchgeführt wer- den konnten. Das war, sagt er,nicht möglich, weil die um ihre Mitarbeit im Arbeitsausschuß gebetenen Vertreter der Unab- hängigen Sozialdemokratischen Partei die Beteiligung an derDeut- schen Kinderhilfe" grundsätzlich ablehnten und dadurch die Gefahr nahe lag, daß die Sammlung zu einem Streitobjekt unter den Arbei- lern und Angestellten wurde." Die Sammlungen in Fabriken lie- fcrten daher nur 294 120 M., etwa 4 Proz. des Gesamtertrages. Bei der V e r t e i l u n g der aus den Spenden zusammen- gebrachten Mittel wurden viele Familien durch die Bezirksausschüsse direkt unterstützt. Daneben erhielten zahlreiche Organisationen und Anstalten mehr oder minder große Beihilfen zur Verwendung für die von ihnen betriebene Kinderpflege und Kinderfürsorge. Gezahlt wurden auch an die Berliner   Arbeiterwohlfahrtstommis- s i o n der SPD.   für chre Kinderfürsorge 155 760 M. und an die Berliner   Kinderschutzkommission der USPD  . 148 750 M.
Sie suchten ein Aergernis! Das polizeilich vorgeschriebeneöffentliche Aergernis" spielte in einer Verhandlung, die dos Schöffengericht Berlin Mitte beschäftigte, eine Rolle. Wegen Erregung öffentlichen Aerger- n i s s e s war ein älterer Beamter F. angetlagt, der beschuldigt wurde, mit einer unbekannt gebliebenen weiblichen Person in einem durch Ketten abgesperrten nichtöffentlichen Teil des Tiergartens das Aer» gernis zweier Sipobeamten erregt zu haben. Die Beweisaufnahme ergab, daß es völlig dunkle Nacht gewesen war, in der man erst aus 1 bis 2 Meter Entfernung hätte sehen können, um was es sich handele. Im übrigen wäre dies auch nur mit Hilfe einer Taschenlampe möglich gewesen. Zu der Verhandlung war von Rechtsanwalt Dr. Walter N i e m a n n der Kriminalkommissar Dr. Kopp geladen, der ieit 18 Iahren das hier in Frage kommende Dezernat im Polizeipräsidium leitet. Dr. Kopp bekundete u. a., daß er es für ein psychologisches Unding halte, wenn ein Beamter, der daraus ausgehe, sich sogar bemühe, mit einer Taschenlampe etwas zu sehen oder zu erkennen, ein öffentliches Aergernis nehmen könne. Der Beamte befände sich in einem psychologischen Irrtum, wenn er trotzdem Aerger- nis nähme. Er könne sich unmöglich ärgern, wenn er finde, was er suche. Unter Hinweis auf dieses Gutachten führte R.-A. Dr. Nie- mann weiter aus, daß sich dieTat" in einem nicht ösfentlichen Teil des Tiergartens abgespielt habe, wohin die Beamten nachgeschlichen seien. Dies sei ebenso, als wenn jemand heimlich in ein Schlafzimmer mit nicht zugezogenen Gardinen hineinschaue, nachdem er eine Stunde darauf gewartet habe. Das Gericht schloß sich dem Gutachten des Sachverständigen und den Ausführungen des Verteidigers voll an und erkannte auf Freisprechung.
Schon wieder Streichholzwuchcr. Sobald die Preise steigen, sind es in erster Linie auch immer die Streichhölzer, die zurückgehalten oder nur zu Wucherpreisen ver. kauft werden. An den behördlich festgesetzten Höchstpreis kehrt sich auch hierbei längst kein Verkäufer mehr. Gegenwärtig werden Pakete mit zehn Schachteln, wenn man sie überhaupt erhalten kann, mit7bis 8M. abgegeben. Für die einzeln« Schachtel läßt man sich eine Mark bezählen.
Herr Albert Arndt. WilmerZdorf, u bland st r. 13 0, bittet mitzuleilen. daß er mit dem zu tb Monaten Zuchthaus   verurteilten An- geklagten Albert Arndt nicht identisch und auch nicht verwandt ist.
Wetter für morgen. Berlin   nnd Ningegend. Ziemlich mild, veränderlich, iiberwlegend vewölkl mit wiederholten Negensällen und sehr lebhaften südwestlichen Windem
Oberschlesische Räuberbanden. Eine Bande von 60 Mann kam am Sonntag nach Nie« borowitz, Kreis R y b n i t. Auf einem Bretterwagen führten sie Maschinengewehre mit. Die mit Revolvern und Gummiknüppeln bewaffnete Bande umstellte das Gasthaus Bornatzky, drang in das Lokal ein, mißhandelte den Besitzer, seine Frau, zwei Söhne und einen Gast. Sie raubte alles, was sie an«Geld, Waren und sonstigen Gegenständen vorfand. Die Ge- meindewache war machtlos.______ Hroß-Serliner parteinachrichten. 14. Kreis, NeokSlln. In der SchiilenverNIStte der St. und ZZ Eemeindekchur« Rttttltstrage werden PappardeUen»»sgetleM, d!c In Lehrer-»nd EchUterlurien in der Zeit von Anfang Dezember bis Ende Mär» hergestellt wurden. Besuchs- »cit vom 4. k. Apr» vormittags 111 und nachmittags von 57 Uhr. Allrn Denossen ist der Besuch empsohten. 51. Adt. Eharloticnburg. gahlabcnd der S. D nippe diesmal am Mittwoch, den 5. Apr», abends 7>/z Uhr bei Holtmann, Sophie-Charlotte-Etrahe 78 Donners. tag. den 0. April, abends 71/, Uhr bei Rchflu», Friedrich-Kari-Piaz«, Sitzung der Funktionäre der 2. Gruppe. C9. Abt. Wilmersdorf   Mittwoch, den 5. April, abend« 7>/, Uhr bei Umlang, Gis-llastratze, Ecke Wegcnersttaße, MilgitedcrverslmmUung. Thema: Wirtschast»- kragen. Referent JIgnea