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Nr. t63 ZH.�ahrgaag

Heilage ües Vorwärts

donaerstag, H.?tpril7H22

Künstlerisch oöer nicht? Auf Diktat der u f s i cki t a b e h ii r d e" hat hie Stadt In ihrer Vergntigungsficuerordming einen steuerlichen Unter­schied zwischen!iins!lcrisck>. hochstehenden" Theaterauffllhrungen undanderen" machen muffen. Also NUN wird er doch so kommen, wie es der Steuerausschuß der Berliner Stadtverordnetenversammlung unbedingt verhindern wollte. An jedem Vormittag werden sich also in Berlin drei a m t- lich bestellte Kunst richtet zusammensetzen und in heißem Bemühen den abendlichen Theaterzettel durchstudieren, um sestzu- stellen, welche Stücke und Vorstellungenkünstlerisch hochstehend" sind und welche nicht. Und wer Gnade findet vor den Brillen und Perücken der Herren Zensoren, der kommt mit 10 Proz.Der- gnügungssteucr" davon, die anderen müssen 12% und 15 Proz. berappen. So geschehen im Jahre des Heils 1322 auf Anordnung des preußischen Kultusministeriums unter Sanktion des Herrn Neichsfinanzministers. Die Stadt Berlin hat diesen Kulturblödsinn einerAuflichts- behörde", d. h. eines regierungswütigen Ministerialbeamten hinunterschlucken müssen, wenn sie überhaupt eine eigene Ver- gnllgungssteuerordnung haben wollte. Alle Vernunftgründe sind an der Bretterwand innerhalb der Aufsichtsbehörde wirkungslos abge- prallt. Nun kann der Wettlouf umkünstlerischen Hochstand" be» ginnen. Die Rezensenten der Zeitungen können ihre Arbeit einstellen; woran sie bisher grübelten und sich erhitzten, darüber entscheidet fort- an ein Dreimännerkollegium vom Amts wegen. DasSchokoladen- Mädchen" und derHerr der Welt", das Venusbergballett und..Bubi will nicht" erhalten den amtlichen Stempel der künstlerischen Hoch- Wertigkeit aufgedrückt und sind damit dem Streit der Kritiker enk- rückt. DerReigen" und Celly de Rheydt werden den Makel künstle- rischer Minderwertigkeit gemeinsam durch das Berliner Nachtleben schleppen, während der TheatervereinWeltbretter" seineOthello"- Aufführung alshochstehend" abgestempelt erhält. Und wird man dem Drahtseiltänzer nicht zugeben müssen, daß er schließlich der am höchsten" stehende Künstler ist? Man möchte lachen über diesen amtlich verlangten Zensurunsinn, wenn die Marotte eines ministeriellen Beamten die Stadt Berlin nicht Millionen kost er e. Aber das ist die traurige Kehrseite dieser Faschingsmedaille. Die Theaterunternehmer selbst haben sich mit den städtischen Steuervorschlägen einverstanden erklärt und an- erkannt, daß sie ihrer wirtschaftlichen Lage gerecht werden. Und nun kommt der Staat und weih es wieder einmal besser. Er ver- kürzt die Steuereinnahmen kurzerhand um etliche Millionen durch sein famoses Zensursystem und die Stadt kann sich den Kopf darüber zerbrechen, wie sie das Loch wieder zustopft.

zu unterbleiben hat. Mit der Schönholzer Heide soll aber auch das benachbarte, fast 27 Hektar große Stadtgelände samt einem Privatgrundstück und zwei Friedhöfen der Bebauung entzogen werden, damit die ganze zusammenhängende Fläche als Spielplatz und Erholungsstätte erhal- ten bleiben kann. Das ist dringend zu wünschen im Jnter- esse der Bevölkerung von Pankow und Verlin-Nord, für die nicht viel Erholungsstätten vorhanden sind. Mißlungen ist bisher der Versuch, das Parkgelände durch Kauf für die Stadt zu erwerben. Der Plan des Mägistrats, die Schönholzer Heide in einen Volks- park zu verwandeln, steht bereits seit mehr als zwei Monaten immer wieder auf der Tagesordnung der Stadtverordnetenver- sammlung. Infolge der Ucberhäufung mit anderen Vorlagen ist es bisher zu einer Beschlußfassung noch nicht gekommen.

Nichtbeftätigung soziattftischer Stuöienräte! Don den Angehörigen der sozialdemokratischen Fraktion deS Preußischen Landtags , den Abgeordneten Bahlke, Kuttner und Lüdemann, ist folgende Kleine Anfrage eingebracht worden: Schon vor vielen Monaten sind von einigen Bezirks« ämtern Groß-Berlins mehrere so-iolistische Studien« räte zu Direktoren höherer Lehranstalten gewählt worden. Welche Gründe haben veranlaßt, daß die Bestätigung bisher nicht erfolgt ist? Was gedenkt das Staatsministerium zu tun, um eine Beschleunigung dieser Angelegenheit herbeizuführen?

Park Schönholz soll Ssticlplast bleiben. Die kürzlich bekanntgewordene Gefährdung des der Berliner Schützengilde gehörigen Parkes Schönholz, dessen Verwendung zu privaten Zwecken beabsichtigt wird, weil die Schützengilde ihren Profit machen tnöchte, hat das Bezirksamt Pankow und den Magistrat Berlin alarmiert. Auf Antrag des Bezirksamtes hat die Bezirksversammlung beschlossen, das schon seit vielen Jahren als Spiel- und Turnplatz benutzte Parkgelönde vor Bebauung zu sichern, und der Magistrat, der diesem Beschluß beigetreten ist, ersucht jetzt die Stadwerord- netenversommlung durch eine Dringlichkcitsvorlage um ihre Zu- stimmung. In der Schönholzer Heide , die vor Jahren als Dauer- wald an den Zweckvcrband Groß-Berlin kam und 1929 an die Ein- heitsgemeinde Berlin überging, soll der 1391 festgesetzte Bebauungs-, plan jetzt aufgehoben werden, weil eine Bebauung dieses Gebietes!

vke Sektnacht für Mark. Berliner Abenteuer eines Deutsch -Amerikaners. Die ehemalige Choristin Cäcilie Schulz, die einen reichen, mit 399 999 Dollar nach Berlin gekommenen Deutsch-Amerikaner um ein paar tausend Dollar erleichtert hatte, mußte sich wegen dieses Diebstahls vor dem Schöffengericht Berlin-Mitte verantworten. Der Farmer Julius Bremer aus Dayton (Ohio ) in Nord- Amerika hielt sich zum Besuch von Verwandten in Deutschland auf und benutzte seine Anwesenheit in Berlin , um sich hier das Nachtleben anzusehen. ImPalais de danse" lernte er eine junge Maid kennen, welche ihm deshalb besonders imponierte, weil sie erklärte, nur französischen Sekt zu trinken. Die Zeche betrug zum Schluß etwa 12 999 M., welche der Deutschamerikaner aus der Hosentasche mit ganzen 19 Dollar beglich und dem Kellner noch einen Zehndollarschein extra als Trinkgeld gab. Am nächsten Morgen erwachte B. in einem Absteigequartier im Westen mit einem wüsten Schädel und stellte fest, daß aus seiner Brieftasche die für ihn eine Kleinigkeit bedeutende Summe von 5999Dollarfehlte,d. h. 1 899999 Mark. Selbstverständlich erstattete er wegen derBagatelle" erst aar keine Anzeige, wohl aber ein Freund der Schulz, dem sie, weil sie Geld hatte, den Laufpaß gegeben hatte. Das Gericht erkannte mit Rücksicht auf die Höhe der Summe auf 1 Jahr Gefängnis. Wie in der Verhandlung zur Sprache kam, hatte die Angeklagte als angeblich«Celly de Rheydt" Vergnügungsreisen nach Baden-Baden unternommen und hatte dort durch ihr luxuriöses Leben einiges Aufsehen erregt.

Eine kleine Freundin... Von derFreundin" um Brillanten im Werte von einer halben Million Mark bestohlen wurde in der vergangenen Nacht ein Juwelier auS München . Der Mann war ge- schäitStialber nach Berlin gekommen und hatte nach Abwicklung der Geschäfte verschiedene Vergnügungslokale aufgesucht und dabei eine kleme Freundin kennen gelernt, mit der er schließlich nach einem Privathotel in der Nähe des Spiltclmarktes ging. Als er morgens auswachte, war er allein, die Freundin und mit ihr seine Brillanten, loie und gefaßte Steine im Werte von einer halben Million Mark, aber waren verschwunden. Der Kriminalpolizei gelang eS, die Diebin als eine 21 Jahre alte aus Hamburg stammende Johanna Hallwacher festzustellen, die sich wodnungslos in Berlin berumtieibt. Bis jetzt konnte sie noch nicht ergriffen werden. Auf ihre Ergreifung und die Wiederbeschaffung der Steine ist eine hohe Belohnung ausgesetzt.

I�edensmZttelpi'eise cles T'QAes. Zufuhr; Fleisch i eichlich, Geschäft flau. Fische knapper, Geschäft etwas lebhafter. Obst und Gemüse schwach, Geschäft etwas rege. * Am Mittwoch galten in der Zentralmarkthalle folgende Klein­handelspreise; Schweinefleisch 3444 M. Bindfleisch 26-33 M., ohne Knochen 3438,50 M. Kalbfleisch 23 36.M. Hammelfleisch 27 34 M. Rückenfett 50 ,M. Schollfisch 5,509 M. Seelachs 8 M. Dorsch 5 6,50 M. In Eis: Schleie 25 26 M. Hechte 1520 M. Aale 2245 M. Lebende Barsche 17,50 M. Karpfen 2126 M. Elei« 1417 M. Naturbutter 05 bis 74 M. Margarine 30 40 M. Schweineschmalz 4950 M. Eier 3.75 4.50 M. Weise Bohnen 78 M. Linsen 14 M. Hafergrütze 8 M, Eiernudeln 16 M. Erbsen 810 M. Wirsingkohl 6 9 M. Weißkohl 56 M. Rosenkohl 1112 M. Blumenkohl 1325 M. der Kopf Zitronen 1,20 1,80 M. das Stück. Mohrrüben 3 3.50 M. Apfelsinen 2 bis 6 M. das Stück.

Ein profitabler Umweg. Wir klagen über Amerikaner, Engländer, Franzosen usw., die den Tiefstand der deutschen Mark ausnutzen und nach Deutschland kommen, um hier bei der hohen Valuta ihres Geldes billig zu leben und deutsche Waren zu einem Spottpreise zu kaufen. Aber auch Deutsche verstehen sich darauf, aus Valuta- unterschieden ihren Profit zu ziehen, Deutsche wissen sogar, die in Zlmerika, Englapd, Frankreich usw. so jämmerlich niedrig bewertete deutsche Mark vorteilhast zur Geltung zu bringen, wenn ein Land mit noch schlechterer Valuta ihnen die Möglichkeit dazu bietet. Vor uns liegt die einem Einwohner Verlins zugegangene Offerte einer Versicherungsgesell- schaft, die ihren Sitz in Süddeutschland hat, aber Subdirektionen in Berlin und Wien und vermutlich noch in anderen Großstädten unter- hält. Der als Drucksache versandte Brief ist nicht an dem Hauptsitz der Gesellschaft in Süddeutschland zur Post gegeben worden, auch nicht in Berlin , wo der Empfänger wohnt, sondern in Wien . Dagegen soll der Empfänger dieser Offerte sein Ersuchen um ein Angebot über eine Versicherung nicht an die Subdirektion in Wien richten, sondern an die Subdirektion in Berlin , zu welchem Zweck eine mit der Adresse der Berliner Subdirektion bedruckte Postkart« beigefügt ist. Warum die Gesellschaft zur Uebersendung ihrer Offerte den Umweg über Wien gewählt hat, ist ohne weiteres klar. Das Drucksachenporto beträgt von Wien aus 2 Kronen, die nach der jetzigen Valuta österreichischen Geldes den Wert von 8 Pf. deutschen Geldes haben. Da eine im Deutschen Reich zur Post gegebene Druck- fache 59 Pf. kostet, so spart die Gesellschaft bei dem Umweg über Wien 42 Pf. und macht mithin einen ganz an- sehnlichen Prosit. Man sieht, daß auch deutsche Hyänen des Valuta-Schlachtfeldes aM Spürsinn nichts zu wünschen übrig lassen. Konfirmnndcnopfcr. Es ist etwas Schönes um die patriarchalischen Ver- h ä l t n i s s e auf dem Lande und um das ländliche C h r i st e n- tum. Hier, wo man noch keine so unkirchlichen Einrichtungen, wie die Jugendweihe, kennt, besteht noch die schöne alte Sitte desKon- firmandenopfers". Daß aber in unserer Zeit noch, ein Landpfarrer, der sein regelrechtes Gehalt bezieht, seine Kinder ini Kon- firmandenunterricht an dieses Opfer ermahnt, dürfte doch nicht ganz alltäglich fein. Konfirmandinnen, die in Groß-Schöne- b e ckzur Pfarre" gingen, berichteten ihren Eltern, daß der Herr Pastor im Unterricht zu ihnen gejagt habe:Vergeht'nicht, mir am Tage der Einsegnung Geld in Papier eingewickelt uiid mit eurem Namen versehen mitzubringen! Ich habe neulich für eine einzige Hose 859 M. bezahlen müssen." Wußte der Herr Pfarrer wirklich nicht, daß in den Gemeinden Eichhorst, Klandors und Liebentlml, aus denen die Kinder stammten, die meisten Eltern ärmer sind als er selber, die meisten Väter sich keine Hosen für 859 M. kaufen können? Hat er sich wirklich nicht überlegt, welchen Eindruck dieser Hinweis auf die armen Kinder machen würde? Mag diesesKonfirmandcnopfer" auch heute nochgesetzlich verankert" sein dieser Weg zu seiner Beitreibung dürfte mit ,.p r a k t i s ch e m" Christentum, wie wir es auffassen, doch wohl nicht recht verein- bar sein. DoppelselbfimorS. Vaker und Tochter erschossen aufgefunden.- Ein eigenartiger Doppelselbstmord, der noch der Ausflärung bedarf, beschäftigt die Kriminalpolizei. In seiner Wohnung im Hause Potsdamer Str. 121 wurde der frühere sächsische Hos-Zahnarzt Dr. Karl H e y d e» h a u S und seine 23 Jahre alte Tochter Elsriede erschossen aufgefunden. Der Mann lag tot in seinem Zimmer, das Mädchen in dem seinigen. Neben der Leiche der Tochter lag ein Schrotgewehr, mit dem beide nach dem bis- herigen Befunde sich das Leben genommen haben. Es muß an» genommen werden, daß der Zahnarzt sich zunächst eine Sckrot» ladung in den Mund gejagt, worauf dann die Tochter mit derselben Waffe auf die gleiche Weile ihrem Leben ein Ende bereitete. Die Ursache des Doppelselbstmordes bedarf noch der Aufklärung. HeydcnhouS war von seiner Frau seit längerer Zeit geschieden. Bei der Scheidung wurden ihm die beiden Töchter zugesprochen, doch hielt sich nur die eine bei dem Pater auf, während die andere bei der Mutter, die sich inzwischen wieder verheiratet hat, wohnt Beide Leichen wurden beschlagnahmt und nach dem Schauhause gebracht. Ein sozialdemokrakischer Lehrertag. einberufen von der Lehrer- organisation unserer Partei, der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Lehrer und Lehrerinnen, fin- dct während der Ostertage in Hamburg statt. Die Tagung soll sich mit den dringendsten Gegenwartsaufgaben des sozialistischen

Die Machk der Lüge. Roman von Johann Dojer.. Einar hielt die Hände auf den Rücken und lehnte sich gegen die Wand. Er war immer mutiger geworden. Die ganze Zeit überhörte er die gute Stimme sagen:Gib acht!" Kannst du dich denn gar nicht erinnern, Vater, wie du damals zu mir heraufkamst und..." Der Vater unterbrach ihn mit einem neuen Lacheir. Rein, Einar, du kannst nicht verlangen, daß ich mich an deine Träume erinnern soll!" Einen Augenblick war Einar verwirrt. Er hatte er-. wartet, angefahren zu werden, aber diese Freundlichkeit und diese überlegene Sicherheit begann ihn zu entwaffnen. Er strich sich über die Stirn und sah etwas hilflos vor sich- Hatte er das wirklich nur geträumt? Faselte er wirklich? Und wenn der Alte auch lachend dalag, dachte er doch bei sich:Ich möchte doch wissen, ob nicht irgend jemand dem Jungen einen Floh ins Ohr gesetzt hat... das könnte ihm ähnlich sehen." Aber jetzt hob Einar wieder den Kopf:Nein, Vater, ich irre mich nicht. Denn sonst hast du doch für Wangen keine Papiere unterschrieben?" Ha. ha. ha! Nein, Gott sei dank nicht." Ja. Vater, dann mußt du die Klage zurückziehen. Denn Wangen ist unschuldig." Eine Weile war es still. Die Klage zurückziehen!" Der Alte setzte sich auf und strich sich über den Kopf. Er blieb so sitzen und iah vor sich� hin, indem er an seinem Bart kaute. Und schließlich kam es mit steinharter Munterkeit:O nein, lieber Einar! Es ist schon so das sicherste. Darum schlage ich vor, du reist wieder zurück in die Stadt und beschäftigst dich mit Dingen, die du besser verstehst, als das hier." Und er stand auf und machte einen Schrick zum Tisch hm. Einar hörte aus seines Vaters Stimme etwas heraus, das auf Unwetter deutete. Na?" sagte der Alte und drehte sich um.Was stehst du da wie ein Pfarrer auf der Kanzel?" Noch einmal, Vater nimm die Klage zurück! Ich bitte dich darum!"

Du bist ganz sicher, daß dein Vater ein Betrüger ist?" Du erinnerst dich nur nicht daran, Vater!" Im Ernst. Einar, warum bist du nach Hause gekommen?" Der Vater sah ihn ganz neugierig an. Einar wurde erregt, weil er nicht für ernst genommen wurde. Darum sagte er mit allem Nachdruck, der ihm zur Verfügung stand:Ich bin nach Hause gekommen, Vater, um dich zu hindern, etwas zu tun, was dich gereuen wird!" Lieber Einar" es klang etwas schmerzlich, findest du nicht, daß es genug ist, wenn ich die halbe Gemeinde aus dem Halse habe? Da sind so viele, die es nur darauf anlegen. mich ins Zuchthaus zu bringen. Und dann kommst du du auch noch. Schämst du dich nicht?" Einar beugte den Kopf.Vater aber* Die Knie wollten ihm versagen. Aber da kam ihm der Vater wider seinen Willen zu Hilfe. Wer hat dir das denn in den Kopf gesetzt, mein Junge?" Was?" Einar sah auf, biß sich plötzlich auf die Lippen und machte einen Schritt vorwärts. Seine Stimme zitterte vor Wut:Wie meinst du das, Vater?" Aber der Alte mußte über diese Tonart des Sohnes nur lachen.Paß auf. du willst noch zur Verhandlung gehen und gegen deinen Vater aussagen!" sagte er und mußte wieder iachen. Wenn du die Klage zurückziehst, Vater, dann brauche ich es nicbt." Ob der Vater ihn jetzt für ernst nahm? Der Alte wurde blutrot im Gesicht. Er versuchte zu lachen, an seinem Bart zu kauen, sich über den kahlen Schädel zu streichen, sich zu setzen. Aber er kam zu nichts Rechtem. End- lich fuhr er auf Einar los und packte ihn am Kragen:Hin- aus!" riel er und lachte und biß gleichzeitig die Zähne aufein- ander.Geh! Und heute noch reist du wieder in die Stadt, sonst helsi dir der liebe Gott!" Er machte einige Schritte zurück, als habe er Angst, er könne sich hinreißen lassen und ihn schlagen�.Ha, ha! Ach so," und er begann mit einem Male, ihn vom Scheitel bis zur Sohle zu mustern. Es ging ihm jetzt erst auf, daß der junge Mann, der da vor ihm stand, kein Knabe mehr war, den er auslachen oder verprügeln konnte. Da stand sein eigener Sohn, und der war plötzlich erwachsen und trat als sein Widersacher auf auch er. Willst du nicht hinausgehen?"

Nimm die Klage zurück, Vater!" Nun wurde es zuviel. Der Alter griff nach einem Stuhl, hob ihn in die Höhe und schrie:Pack' dich! Geh, hörst du! Willst du machen, daß du hinauskommst, Mensch! Geh deiner Wege! Geh Einar!" Ja, ich gehe!" sagte Einar und hob den Kopf hoch. Er war so wütend, daß er Lust hatte, dem Vater den Stuhl weg- zunehmen und ihm zu zeigen, daß er jetzt zu alt war, um sich schlagen zu lassen.Aber so darfst du mich nicht behandeln das laß dir gesagt sein. Guten Tag!" Und langsam ging er hinaus. Der Vater fuhr in der Dämmerung fort. Nach dem Abendessen hatte Einar Lust, der Mutter alles anzuvertrauen, wagte es aber doch nicht. Was sollte er morgen tun? Sollte er der ganzen Geschichte aus dem Wege gehen? Dos kam ihm jetzt doppelt hart an, nachdem er dafür so viel aufs Spiel gesetzt hatte. Er ging früh zu Bett, er hatte Angst vor den Eindrücken, die an den Stuben und Menschen unten hafteten; denn alles da versuchte ihn unwillkürlich, nachzugeben. In seinem kleinen Zimmer knisterten im Ofen die Birken- scheite und strömten den bekannten, ihm so lieben Geruch aus. Ein geputzter Leuchter schimmerte im Feuerschein, und in ihm stak eins von der Mutter schönen, selbstgegossenen Lichtern. Er war, wie er von den Erinnerungen unten aus der Stube förmlich geflüchtet war. hier oben nur neuen in die Arme ge­laufen. die ihn erst recht festhielten. Die Bettlaken, die sauberen Gardinen am Fenster, all die Nächte, die er hier in seinen Ferien geschlafen hatte alles fragte ihn:Willst du wirklich?" Du bringst es nie fertig," dachte er. als er in seinem guten Bette lag, in der Mutter Laken und Decken. Hier war es etwas anderes, als in der Pension in der Stadt. Aber wenn Wangen verurteilt wird, und du könntest ihn retten! Lieber Gott, hilf mir! Ich habe ja nie mehr eine frohe Sckmde." Als schon alle schliefen, wachte Jngeborg auf, weil Einar mit brennendem Licht zu ihr hineinkam. Was ist los?" fragte sie und rieb sich die Augen. Still!" flüsterte er, denn zwischen ihrem Zimmer und dem der Eltern war nur eine dünne Holzwand. (Fortsetzung folgt.)