Nr. 169 39. Jahrgang

Hermann Greulich .

1. Beilage des Vorwärts

Ein 80jähriger Veteran der Arbeiterinternationale.

In Zürich vollendet an diesem Sonntag Hermann Breu lich sein achtzigstes Lebensjahr. Ihrer werden immer weniger, die an der Wiege der Sozialdemokratie geftanden, den Entwicklungsgang der Arbeiterbewegung in allen ihren Stadien mitdurchlebt haben. Zu diesen wenigen gehört als einer der Treuesten unter den Treuen der nunmehr Achtzigjährige in Zürich .

Als Sohn eines armen Transportarbeiters in Breslau geboren, schon im 13. Lebensjahre verwaist, erlernte Greulich bei täglich vier zehnftündiger Arbeitszeit durch fünf lange Jahre das Buchbinder handwerk. Die Wanderschaft brachte ihn bald durch Desterreich ins Schwäbische, wo er zunächst als Demofrot fich betätigte und dem Arbeiterverein sich anschloß, der damals noch im liberalen Fahrwasser sich bewegte. Von Reutlingen aus wurde er zu dem Vereinstage der deutschen Arbeitervereine als Delegierter entsandt, der im September 1865 in Stuttgart tagte. Dort lernte er August Bebel fennen, der in den Arbeitervereinen damals schon eine führende Rolle spielte. In Reutlingen gemaßregelt, wandte sich Greulich dann nach der Schweiz und fand in Zürich eine neue Heimat, der er bis heute treu geblieben ist.

Sonntag, 9. April 1922

Bürkli präsidierte und Greulich als Schriftführer angehörte. Als jahren aber fam eine ganz andere Beranlagung bei ihm zum Vor­dann im Jahre 1868 der Nürnberger Vereinstag der Arbeitervereine schein Statistische Abhandlungen über Lohnstatistit, über unter Bebeis und Liebknechts] Leitung das Programm der Inter - die Organisierung einer Betriebszählung usw. lenkten die Aufmert­nationalen Arbeiterassoziation fich zu eigen machte, war Greulich famfeit weiterer Kreise auf ihn, so daß er im Jahre 1884 zum Chef an diesem Beschluß als Delegierter aus Zürich beteiligt. Er ist einer des Kantonalen Statistischen Bureaus in Zürich gewählt wurde. Im der wenigen noch lebenden Teilnehmer jenes denfwürdigen Kon Jahre 1887 wurde er zur Leitung des neugegründeten Schweize= gresses, wenn nicht gar der einzige. rischen Arbeiterfefretariats berufen, das vorbildlich für die Arbeiterfekretariate anderer Länder geworden ist. Seine statisti­fchen Untersuchungen über Arbeitslosigkeit, Arbeitslohn usw haben nicht wenig dazu beigetragen, daß die Statistik nicht nur bei den fchweizerischen, sondern auch bei den deutschen Gewertschaften eine wichtige Grundlage für die gesamte Gewerkschaftstätigkeit wurde. Auf den Internationalen Sozialistentongressen vor dem Weltkriege war die markante Patriarchengestalt Greulichs eine ständige Erscheinung. Nech auf der letzten großen Konferenz vor dem Kriege in Basel hielt er, neben Jaurès , Viktor Adler und Haase, cine viel beachtete Rede gegen die kriegsgefahren. Er hat in seinem Greifenalter die Breuel des Krieges, wenn auch vom neutralen Boden der Schweiz aus, so doch mit blutendem Herzen miterleben müssen. Und erlebt jetzt als Achtzigjähriger die furcht­baren Nachwirkungen des Krieges, die sich auch in der Schweiz in einer ungeheuren wirtschaftlichen Depression bemerkbar machen.

In der Schweiz hat in den folgenden Jahrzehnten Hermann Greulich eine überaus mühselige, aber auch fruchtbare Pionier arbeit für den Sozialismus geleistet. Er rief zunächst mit einigen anderen ein sozialistisches Tageblatt, die Tagwacht", ins Peter, das inteffen nur eine sehr fümmerliche Existenz fristete. Nach etwa zehnjährigem Bestehen ging es ein. Und auch ein später folgen­des Crfagblatt, die Arbeiterftimme", fonnte sich auf die Dauer nicht halten. Die Redafteurtätigkeit Greulichs, verbunden mit der um faffendsten Agitationsarbeit in der ganzen Schweiz , hat ihm wohl unfägliche Mühe bereitet, aber materielle Not nicht fernhalten tönnen. Durch alle Widerwärtigkeiten aber ließ er sich nicht abhalten, auf dem schwierigen Boden der Schweiz mit ihrem Kantönligeist für die Sache des Sozialismus zu arbeiten mit einem Eifer und einer Grad­heit, wie nur ein sehr starter Charakter sie aufweisen kann. Er ist für die schweizerische Sozialdemokratie gewissermaßen der Bater ge­wesen, ihr Führer und Wegweiser noch bis in die letzten Jahre. Im Bundesparlament mar er jahrzehntelang der geachtete Sprecher der Sozialistischen Fraktion.

Unter dem Einfluß von Karl Bürkli , dem begeisterten Schüler von Charles Fourier , wurde Greulich Sozialist. Sie gründeten ge- In jungen Jahren hat er manches vielgesungene Lied meinsam eine Sektion der Internationalen Arbeiterassoziation , der i der deutschen Arbeiterbewegung geschenkt. In den späteren Mannes­

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N. Lenin: Ueber die neue ökonomische Politik Sowjetrußlands innerhalb der Bauernschaft./ S. Tschernomordik: Die Aufgaben L. Kamenew: Die ökonomische Politik Rußlands./ N. Ossinski: des Arbeiterschutzes in der neuen Wirtschaftspolitik G. Die La e der Landwirtschaft./ M. Chintschuk: Lage und Auf Krschischanowski: Die Planwirtschaft und die Elektrifikation gaben der Genossenschaften./ N. Krestinski: Finanzen und Budget. W. Miljutin: Die Sozialversicherung unter den Verhältnissen P Salutzki: Die vorläufigen Ergebnisse der Parteisäuberung der neuen Wirtschaftspolitik./A. W.: Die Auswirkung der neuen Resolutionen der Allrussischen Konferenz der Kommunistischen ökonomischen Politik in der Provinz. P. Girbassow: Theorie Partel Rußlands Beschlüsse des IX. Allrussischen Sowjet- und Praxis der neu n Wirtschaftspolitik am Ural Art. Cha atow: kongresses. Leitsätze des Zentralkomitees d r K.P.R. über die Die Kollektivversorgung und die verstaatlichte Industrie. Gewerkschaftsverbände./ A. Andrejew: Die Gewerkschaftsver- S. Strumilin Die Bewegung der Preise und unsere Industrie. bände in den vier Jahren der pro etarischen Revolution N. Meschtscherjakow Die neuen Grenzpfähle M. Pokrowski: G. Safarow: Der Kongreß der revolutionären und kommunisti| N A. Nekrassow./ P Kerschenzew: Das schöpferische Theater. schen Parteien des Fernen Ostens/ B. Borijan: Die Arbeiter H. Wardin: Die Spaltung in der Kadettenpartei . Die russische kontrolle./ A. Chrjaschtschew Die Evolution der Klassen Revolution in der Emirantenliteratur.

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