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wahren Christentums nicht zu vereinbaren seien! Ja wirklich, wo sollen auch solche Christen mit den Lehren des Nazareners hin, Leute, die im Krieg spitzfindig bewiesen. daß das Völkermorden ganz im Sinne der christlichen Ethik sei, Leute, die hüben und drüben die Kanonenschlünde segneten im Namen desselben Heilands, dessen Geburt nach der Sage mit dem RufeFriede auf Erden!" der Welt angezeigt wurde. Dann möchte man schon eher jene Deutschvölkischen loben, die in ehrlicher Konsequenz ihrer Weltanschauung sich von dem internationalen pazifistischen Juden Jesus " losgesagt haben und in dem altgermanischen Schlachtengott Wuotan das Symbol ihres Denkens sehen. Die christliche Ethik, die den Herzen der armen Fischer und Handwerker am See Genezareth entsprang, kann auch heute noch der Welt manches sagen. Aber eine Kirche, die das Evangelium gegen den Reichtum zu einer Schutzreligion für den Kapitalismus umdreht, die aus dem Segen > f des Friedens den Segen des Krieges gemacht hat, kann der sterbenswehen Welt nach der Katastrophe des Welt- krieges nichts bieten. Auferstehung und Erlösung, so lautet auch heute ihre Pa- role. Wieder sind es die Armen und Bedrückten, von denen die neue Heilsbotschaft ausgeht. Aber es ist keine Heilsbot- schaft des Jenseits mehr! wenn nicht von den heute Lebenden, so soll doch von ihren Kindern und Enkeln wenigstens ein besseres Reich auf Erden erschaut werden. Im Sozia- l i s m u s konzentriert sich heute der Lebenswille und die Lebensbejahung der europäischen Völker. Der Glaube des Sozialismus ist kein Wunder- glauben, und wo er dazu wird, wie in Rußland , muß er enttäuschen. Nicht vom Messias , nicht von der Umgestaltung der Welt an einem Tage träumt der Sozialist, sondern er ver- traut auf den Erfolg zäherund geduldigerArbeit, auf die unausbleibliche Auswirkung eherner Wirtschaft- licher Gesetze. Das sozialistische Proletariat weiß, daß es sich eine Zukunft schaffen muß, nicht nur im Kampf mst seinen Gegnern, sondern, was ebenso wichtig ist, aber leider vielfach übersehen wird, im Kampf mit seinen eigenen Mängeln und Unvollkommenheiten. Nur dann führt der Kampf mit dem Gegner zum Ziel, wenn in diesem Ringen das Proletariat geistig und sittlich zu seinen großen Aufgaben heranreift. In Genua wird jetzt an der Weltheilung gearbeitet. Staatsmänner aller Nationen beraten über die Rezepte, die man dem tranken Europa verschreiben muß. Wir kennen die Natur der heutigen Staaten und ihrer Staatsmänner genug, um zu wissen, daß für sie ein kleiner Fortschritt schon einen großen Erfolg bedeutet. Wir werden zufrieden sein, wenn in Genua der schlimmste Zusammenbruch verhindert wird, der unvermeidlich ist, wenn der Imperialismus weiter rast. Selbst wenn diese Konferenz und die folgenden das denkbar größte Resultat zeitigen, das wir überhaupt erhoffen können das Beste für die Wiederauferstehung der gemarterten Welt wird dann immer noch die Gemeinschaft aller Schaffenden zu leisten haben, der das große Ziel des Sozialismus auf ihrem Wege voranleuchtet._

Zwangswirtschaft oder nicht! In dem Blatt StegerwaldsDer Deutsche" behandelt Graf von Stolberg-Wernigerode, Abgeordneter der Deutschen BoMMrtei im Landtag, die Frage, ob die Zwangswirtschaft gänznct) zu beseitigen sei oder nicht. Mit einem anerkennen?- werten Willen zur Sachlichkeit tritt er der schlagwortmäßigen politischen Agitation von beiden Seiten entgegen und weist. obwohl er selbst Rechtspolitiker ist, auf die erdrückenden Folgen der Teuerung auf die anderen Berufszweige hin. Wie wenig die L a n d w i r t e bei dem Umlageverfahren Not leiden, das kennzeichnet er mit folgenden Worten: Es wäre aber trotzdem lächerlich, wenn wir Landwirte uns hinstellten und über Not klagen würden. Das würde uns doch kein Mensch glauben. Aber es kann auch einmaldie

/Suferftehen! i. Immer ist in uns das Leid der schweren Tagt, jede Nacht kennt Kreuzigung und Untergang. Blutend schmerzen Hände und des Leibe» plage überschreit der Seele Hoffnungssang. wie ein Stein vor unserem wahren Sein Iran und Not. der Qualen vielerlei. Und uns naht kein Engel mit erhabnem Schein, und kein Gott blitzt unsere Nacht entzwei. O. wir brauchen keinen, der das Kreuz oud trägt, weil in uns die große Kraft aufstrebt, die es einst zerschlägt. Kühn«, klare Tage liegen frei, ganz von unserer Schaffenslust belebt. Waun geht unsere Passion vorbei? IL Ostern, milder Tag, du stühlingsblütenfrohe» Fest, wo die Winde wunderlau die Knospen küssen, wo wir auf das große Brausen horchen müssen, da» die Berge bald erzittern läßt: Alles, was noch Lebenssäfte In sich spürt und vor Sehnsucht nach dem Blau des Himmel» brennt, schlägt die Augen auf nach wintersnächteu und bekennt, daß es in der Dunkelheit nie deu Tod berührt. wir bekennen uns zum Leben, das uns noch köstliche Erfüllungen und schön'ren Glanz bewahrt. wir bekennen unsere Kraft, ausgespart in den dunklen Jahren, die kein Stern erhellt O, sie lebt und schafft und schürst und hämmert doch unsre freie, schöne Welt! IIL Auferstehen heißt das sturmbeschwingte Losungswort! wo die Trägheit und der böse Zwist unsrer Kraft mit scharfen Zähnen au der Wurzel stißt: Auserstehen! Und die Schatten und die Zweifel fort! Wo noch allzugroße Not die schweren Hände niederdrückt und Herzen eingekerkert hak Wacht der dumpfen Qual ein Ende! Auferstehen in euch selbst ist eure erste Tat! Sehl, es kämpft hent auf der weiten Erde ein dem Licht des Glücks entfremdete» Geschlecht «n sein höchstes Menscheurechlt

Zeit der Not für die Landwirtschaft kommen, und dann wird sie die Hilfe aller anderen Stände brauchen. Wir werden diese Hilfe aber nicht finden, wenn wir nicht in den Zeiten, wo es uns gut ging, uns freiwillig zur Verfügung gestellt und die Lasten auf uns genommen haben, die wir tragen konnten." Graf Swlberg kommt zu dem Schlüsse, daß es eine Z w e ck m ä ßi g k e i t s f r a g e ist, ob man das Umlagever- fahren aufhebt oder nicht. Ist die D i f f e r e n z zwischen dem Umlagepreis und dem Preise am freien Markt für Getreide groß, so müsse die Umlage in irgendeiner Form aufrecht- erhalten werden, auch wenn dann eine kleine Schädigung der landwirtschaftlichen Produktion herbeigeführt wird. Ist sie klein, so scheine ihre Beseitigung im Interesse der Hebung der Produktion das richtigere zu sein. An dieser Beweisführung ist kein Wort, das nicht auch wir unterschreiben könnten. Aber weder Graf Stolberg noch einer der deutschnationalen Agitatoren kann eine Gewähr dafür übernehmen, wie sich der künftige freie Preis gestalten wird. Gerade die Deutschnationalen und die Landbündler werden ja nicht müde, zu erklären, daß Deutschland bei der gegenwärtigen Reparationspolitikzusammenbrechen" müsse. Niemand weiß heute, niemand wird es auch in wenigen Monaten wissen, ob und welche Summen für Deutschland ohne Schädigung seiner Valuta erträglich sind, niemand wird also darüber maßgebend urteilen können, auf welcher Basis der übrigens auch eigenen Schwankungen unterworfene Weltmarktpreis für Ge- treide, den die Landwirte verlangen, zustande kommen wird. Wir haben Grund zu der Befürchtung, daß spekulative Treibe- reien und ententisttsche Drohungen noch lange die deutsche Va- luta und damit die Weltmarktpreise des Getreides in Unsicher- heit lassen werden. Die Frage stellt sich dann folgendermaßen: Wer trägt das Risiko? Die Landwirte, denen es nach ihrem eigenen Zeugnis nicht schlecht geht und die ja in jedem Falle ihre Erzeugungskosten auch beim Umlageverfahren erhalten, oder die Verbraucher, deren immer mehr von der Last der Teuerung erdrückt werden? Viele Landbündler wollen den wirtschaftlichen Zusammen- bruch des republikanischen Deutschland , eine schlechte Valuta und auf diese Weise recht hohe Preise. Sie wollen, wenn der von ihnen gewünschte, aber hoffentlich vermeidbare Bankerott eintritt, als bezahlte Gläubiger sich aus der Affäre ziehen. Ob dabei eine große Zahl von Volksgenossen, die nicht der Deutschnationalen Volkspartei angehören und dafür Anspruch auf verbilligtes Propagandagetreide haben, um- kommt oder nicht, ist ihnen gleich. Und darum kann man die Frage, ob das Umlage- fahren aufrechterhalten werden soll, nicht maßgebend sein der zufällige Preisstand einiger Tage oder Monate, sondern nur die rühme Ueberlegung, ob wir die unerträglichen Wirtschaft- lichen Schwankungen bereits überwunden haben. Das ist heute und in absehbarer Zeit n i ch t der Fall, und darum muß das Umlageverfahren nicht nur aufrechterhalten, fon- dern die Menge des von ihm erfaßten Getreides noch derart erhöht werden, daß die Gefahr der Hungersnot unter allen Umständen gebannt wird._

Kapp stellt stch. Durch fein Leibblatt, denBerliner Lokalanzeiger" läßt Kapp folgendes Schreiben veröffentlichen, das er an das Reichsgericht gerichtet hat: Mein Anerbieten, mich unter Hinterlegung einer Kaution von IM OOll Mark freiwillig zu stellen, wenn mir sicheres Geleit und Verschonung mit der Untersuchungshaft gewährt würde, ist vom Reichsgericht, wie ich aus den Zeitungen entnehme, auch in der Be> schwerdeinstanz abgelehnt worden. Die gegen I a g o w und Gen. ergangene Reichsgerichtsentschei- dung vom 21. 12. 21 ist inzwischen in einer abschriftlichen Ausferti- gung zu meiner KennMis gelangt. Sie hat in mir die Ueberzeu- gung nur befestigt, daß die Rechtsgrundlagen, die sich die Entfchei-

Auferstehen! Fort die ewige Qual der Taget Es gilt größeren Kampf und größere plage: Daß ein Wenschheitsaufersteheu werde! _ Hans Gathmann. Wie Goethe Ostern feierte. Goethe ist durch die Osterfzenen des Faust " zu unserem größten Dichter des Osterfestes geworden, und wie dieses größte Fest der Christenheit mit feinem Schaffen eng ver- knüpft ist, so hat es auch in feinem Leben ihm so manche ernste und fröhliche Stunde geschenkt. Goethe hat in Frankfurt das Osterfest in einer fröhlich volkstümlichen Weise gefeiert, die der Weimarer Gesellschaft augensch. ich fremd war. Wir hören nämlich, daß erst Goethe die Weimarer Kinder auf die segensreiche Tätigkeit des Oster- Hasens aufmerksam machte und ihnen in seinem Garten ein vielbe- sprochenes Fest gab, das dann Nachahmung fand und zum alljähr- lichen Beschenken der Kinder führte. In seinen Erinnerungen be- richtet der Dichter Friedrich Mathisson aus dem Jahre 1783 von diesem Kinderfest, das das größte Aufsehen machte:Goethe gab ein Kinderfest in seinem Garten außerhalb der Stadt. Es galt Öfter- eier auszuwittern. Die muntere Jugend, worunter auch kleine Herder und Wielande waren, zerschlug sich durch den Garten und jubelte beim endlichen Entdecken der schlau verborgenen Schätze. Mitten in der mutwilligen Gruppe erschien Goethe als ein wohl- gewogener, aber ernster Vater, der zugleich Ehrfurcht und Liebe gebot." Ein intimeres Bild des Festes gibt uns Karl von Lyncker in seinen Erinnerungen, denn er hat als Knabe selbst bei diesem denkwürdigen Eiersuchen teilgenommen:In allen Winkeln des Gartens waren Orangen und bunte Eier versteckt, die wir aufsuchen mußten. Alles war erlaubt: unsere Hofmeister schmausten an einem besonderen Tisch und durften uns nicht stören. Gegen Abend ließen sich dann zwei hohe wandelnde Pyramiden sehen, welche mit- waren aller Art, namentlich mit Bratwürsten, Karbonaden und der- gleichen behangen waren. An diesen sprang die muntere Jugend in die Höhe, rupste sich nach Belieben herunter, was ihr annehmlich schien, und geriet vor Lust dergestalt außer sich, daß sie die eine um- warf, aus welcher der Bauinspektor Götze, damals Paul genannt, zu allgemeinem Gelächter hervorkroch." politische Ostereier. Es dürste nur wenig bekannt sein, daß die Ostereier gelegenllich auch dazu gedient haben, der politischen Ge- sinnungstüchkigkert und der parteipolitischen Richtung Ausdruck zu geben. Unter der französischen Revolution enthielten beispielsweise die Ostereier, die man einander schenkt«, winzige Nachbildungen der phrygischen Mütze, kleine dreifarbige Kokardcn. Minialurwiedergaben der Bastill« und kleine Guillotinen. Dafür erhielten sie unier dem Kaiserreich als Inhalt Nepoleonischs Dreispitze, Nachbildungen von Blumen, die Napoleon besonders lieb waren, mid für die Angehörigen der legitimistischen Partei lanzensörmige Lilien. Aber in Frankreich wie in Italien gibt es auch Eier, die kunstgeschichiliche Bedeutung tu langt haben. Von Frankreich sind die Eier zu nennen, die von Malern wie Watteau, Millet und Corot künstleriich bemalt wurden. Unter den italienischen Raritäten ist an erster Stelle des aus zwei Perlmutterschalen gebildeten Ostereies zu gedenken, das im Innern«in die Entführung der schönen Helena darstellendes Miniaturbild enthält. Da» kostbare Ei gehörte ursprünglich der Lucrezia Borgia und bildet gegeawärtjg eine Zierde der Schatzkammer des Vatikans.

dung zu eigen gemacht hat, zu einem F e h l s p r u ch geführt haben. Durch eine ungünstigere Behandlung, als sie allen anderen am März-Unternehmcn 1920 Beteiligten bisher zugestanden worden ist, kann ich mich von der Erfüllung desien, was ich als Gebot einer Pflicht erkannt habe, nicht abhalten lassen. Ich werde mich nunmehr dem Gericht bedingungslos zur Verfügung stellen. Auch diese bedingungslose Selbststellung ändert, wie ich hier- mit ausdrücklich erNäre, nicht das geringste an meinem grundsätz- lichen Standpunkt, daß ich einer Regierung Ebert wegen der März-Ereigniffe 1929 keinerlei Rechenschast fchludig bin. In deutschen Landen scheint nachgerade ganz vergessen zu werden, wer in Wahr- heit die Hochverräter am deutschen Volke sind, und wohin der Treu -, E-id- und Berfassuirgsbruch vom 9. R ov e m- b er 1918 mit dem Glied um Glied folgerichtig sich schließenden Ring, Waffenstillstand Versailles Spa London Genf und jetzt Paris Genua , das deutsche Volk geführt hat und noch weiter füh- ren wird. Die Männer vom November 1918 werden in der Ge- schichte für immer als fluchbeladen« Hochverräter dastehen. Doch kein Gerichtshof der Welt wird die Teilnehmer des März-Unterneh- mens 1929, und wenn er sie hundertfach des Hochverrats für schuldig erklärt, jemals zu Hochverrätern an ihrem Vaterlande stempeln können. Nur um ein von Pflicht und Gewissen mir auferlegtes Gebot erfüllen zu können, begebe ich mich unter Aufgabe meines Asyls aus freiem Entschluß in den Machtbereich der zeitigen deutschen Gewalthaber. Nach Erledigung meiner persönlichen An- gelegenheiten treffe ich Ende April in Deutschland ein. Diese Selbststellung nach zwei Iahren ist ein letzter Ver- such, das Urteil zu revidieren, das so ziemlich die ganze Welt ohne Unterschied der Partei nach dem Verlauf des Jagow-Prozeffes über das Abenteuer der Kapp und Gen. gefällt hat. Es läßt sich jetzt schon voraussagen, daß er ergeb- nislos bleiben wird. Kapp ist ein Theatraliker, der sich nicht mit dem Gedanken abfinden kann, feine Rolle ruhmlos ausgespielt zu haben. Jetzt bildet er sich ein, er könnte mit seinen Tiraden von der Anklagebank her die Republik erschüttern. Aber auch dieses UnternehUien des impulsiven Mannes wird wie noch jedes der seinen mit einem schweren Katzenjammer enden. Das Jnteresie an dem März-Abenteuer von 1920 und seinen traurigen Helden ist nur noch gering. Was man von da aus noch weiter erwartet, ist kein Kapitel Weltgeschichte, sondern nur ein Stückchen Gerichtssaal.

Einheitsfront! Am letzten Mittwoch sprach in einer Volksoersammlung in Bremerhaven Gen. Noske. In der Diskussion trat ihm ein aus Rußland stammender junger Mensch, der sichHeinz" aus Bremen nannte, entgegen, der sich in breiten Schilderungen des in Deutschland zunehmenden Elends erging. Als ihm aus der Versammlung entgegengerufen wurde, er möge doch endlich einen Ausweg aus diesem Elend zeigen, wußte der junge Bolschewik laut Bericht derNordd. Volksftimme" nichts anderes zu antworten als dies: Wenn die Kommunisten die Wacht haben, dam» werden sie die Sozialdemokraten an die Wand siellen, wie es die Lolfchewiki in Rußland mit den Menfchewifien, also mil de» dortigen Sozialdemo­kraten. gemacht haben! Es ist immer hübsch, wenn ein unvorsichttger junger Mann aufrichtig genug ist zu sagen, wie er und seinesgleichen sichdie politische Einheitsfront" vorstellen. Solche Redens- arten find ja gewiß nicht tragisch zu nehmen, sie berechtigen aber doch zu dem Wunsch, die Kommunisten möchten erst ein- mal ihre blutrünstigen Hanswurstereien unterlassen, bevor sie verlangen, daß verständige Menschen mit ihnen in irgendeiner Beziehung gemeinsame Sache machen sollen.

Die nächste Ausgabe desvorwärts" erscheint der Osier- feiertage wegen am Dienstag, den 18. April, morgens.

Gsterfreuden öes Theaters. Alles, was mit dem Theater zu tun hat, ist heut« organisiert: die Direktoren, die Schauspieler, die Dramatiker, die Kritiker und noch einiges. Auch die Zeitungen bilden«inen Verband(der aber nur etwas in der Niedrighaltung der Redakteurgehälter bedeutet). Trotzdem herrscht an den Vors-eiertagen«ine vollkommene Unorgani- fiertheit des Theaters. Zu Ostern beschert man uns fünf oder sechs Premieren und Novitäten. Als ob die Leser der Osterzeitungen sonst gar keine Interessen hätten, als fünf- oder sechsmal wiederholt zu bekommen, daß...(mdesien greifen wir den einzelnen Teilnehmern an diesem Frühjahrsnachtsport nicht vor.) Berliner Theater:.Madame Flirt", Operette von O k on- kawski und S t e i n b e r g, Musik von Walter Bramme. Iolant«, die launenhafte Richte des Plantagenbesitzers Tormählen, /heiratet den ungeliebten Brillantenkönig Don Jose. Ihr Herz erwacht, als der Bräutigam ihr seinen Chauffeur, einen verkappten Grasen, zum Brautgeschenk macht. Entführung von der Hochzeit die un­ausbleibliche ragik des zweiten Akischilusses ist geschafft. Dcr Kom- ponist Walter Bromme sucht die üblichen Tanzweisen der modernen Operette nach Möglichkeit zu vermeiden, wenn er ihnen auch nicht gänzlich dem Geschmack des Publikums Rechnung tragend zu entgehen vermag. Sein« Instrumentation ist gefällig und geschickt, zum Teil recht charakteristisch, wie im Opiumlied des zweiten Aktes. Stücke wie:Genießt ein Jüngling ein Vergnügen" undErst komm: der Frühling und dann kommt die Liebe" werden bald in aller Munde fein. Die Aufführung unter der Gastspwkdirektion des Kom­ponisten war ausgezeichnet. Vor ollem zu nennen Hilde W ö r n e? als Iolante. fesch und voller Scharm in Gesang imd Spich nicht min­der die stimmbegabte' Russin Luise Thierfch. Ihncn zur Seite Karl B a ch m a n n als Graf-Ehauffeur und Ferry S i ck l a als Brillantenköniq in komischer Tragik in kleineren Rollen Louis Kaliger und Olga Engel. dazu Dr. G r z y b mit sicherer Hand am Dirigentenpult. Wiederholungen, Blumen, Hervorrufeder groß« Erfolg". K. 8. »Berlorene Liebesmüh' oder Liebes Leid und Lust", eine der am seltensten gespielten Shakespeareschen Märchen- komödien, brachte das rührig geleitete Steglitzer Schloß- part-Theater. Paul Henkels hatte die Szenen so zusammen- gerückt, daß die Wandlungen auf der Drehbühne ohne Fallen des Vorhanges in raschem Fluß einander folgen konnten. Er leitete auch die Regie. Ein rechter Erfolg war dem kühnen Versuche, wie zu erwarten, nicht befchieden. Die nur andeutende Kärglichkeit der De- koration wäre kein Hindernis gewesen: aber wie sollen kleine und mittlere Bühnen über Mitglieder verfügen, die den uns heute so fremden romanlisch bunten Geist Shakespearescher Märchenwelt i» kongenialer Weise widerspiegeln können? Und ohne das läßt die Bergegenständlichung auf der Bühne die trennende Distanz nur noch schärfer hervortreten. Von der weltfreudig-sonnigen Laune in dem besten jener Lustspiel« ließ sich ein Abglanz kaum verspüren. Der Last des historisch Veralteten stand kein genügend starkes Gegen- gewicht gegenüber. Lndwig A ch a tz als Fürst von Raoarra. der mit den Freunden einen Eid geschworen, drei Jahre lang in strengen: Studium jede Liebesregimg zu ersticken und der nebst den Kollegen dabei so gründlich Schiffbruch leidet, näherte sich am ehesten der Ge- Palt, wie sie dem Leser vorschwebt. du