Nr. 180 39. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Nicht Auferstehung- Wandlung!
"
Eins der bequemsten Schlagworte unserer Zeit ist das Wort Uebergangszeit". Unter diesem Titel läßt sich die Pflege jeder Ueberlieferung rechtfertigen, so auch die der firchlichen Gebräuche.
Er gibt dabei seine Geistigfeit teilweise auf, macht der Sinnlichkeit ein Zugeständnis, indem er„ den" Schöpfer erfindet. Rein geistig oder ganz seelisch ist nur der Glaube an das" Schöpferische, ewig unbekannte, unergründliche, gewiß nur im Rätselhaften. Vom Willen des Schöpfers leitet der Mensch alle seine Anlagen ab. Die Auswirkungen der guten Anlagen( ihm und der Gesellschaft nüzlichen) entwickeln sich zu Gottes Geboten, die der schlechten zu seinen Verboten. Alles, die ganze Gefellschaftsform, entspringt dem Willen Gottes. So hat Religion zur überweltlichen Orientierung der Ideen geführt. Wie verhält sich zu diesem Wesenskern der Religion der
Sonntag, 16. April 1922
Zwischen das gereimte Pathos eines revanchegierigen Prologs und eine von versöhnlicher Völkerverständigungstendens getragene Szenenreihe der Franz- Hofer Film, den man im UT. Nollendorf plas find entfernte Anklänge an Schillers Glode" gestellt. Darum heißt auch fiebt, Die Glode". Deutschlands Gegenwart, sein Schicksal, seine Hoffnungen werden, reichlich überzudert und mit Tränensalz begossen, an Zeit läuten die Glocken, und damit die Gemüter besser mitschwingen, erden kleinstädtischen Erlebnissen zweier Heimkehrer gezeigt. Sur rechten klingt ein gemischter Chor. Das Ganze ist trop vieler Rührseligkeit ganz gefchickt und meist mit einem gewissen Taft gemacht. Darstellerisch leisten töstliche Hermann ich a Beachtenswertes. nur die stets tüchtige Frida Richard und der in Ernst und Scherz gleich
Im Marmorhaus wurde der historische Großfilm„ Die Tragödie eines Bolles" zur Tragödie des Zuschauers. Mit einer entwaffnenden Naivität wird in diesem Film Geschichte geflimmert; die Geschichte Bayerns zur Zeit der Erbfolgekriege, Berherrlichung des tapferen Schmiedes von Rochel, dessen Rolle man einem Artisten, statt an fich wirken, ohne daß Fluß und Rhythmus in fie fäme. Gelangweilt einem Schauspieler anvertraute. Sie geriet auch ganz ins Artistische. verließ man das Haus.
p- s,
Wer viel in Parteifreifen herumfommt, erfährt immer mieder, daß sich z. B. um Taufe und Konfirmation in den Familien Differenzen ergeben. Dabei macht man häufig die Erfahrung, daß felbft die radikalsten Gegner derartiger Ge Sozialismus? bräuche Ideenüberlieferungen stark huldigen. ,, Auferstehung der Religion im Sozialismus" fordern in unseren Reihen Er unterläßt jegliche Bindung an ein bestimmtes geistig Sozialismus führt zur weltlichen Orientierung der Ideen. nicht nur viele Frauen, sondern auch Männer. Mit derartigen feelisches Welterlebnis, hemmt auch nicht die Orientierung der Vorstellungen wird die innere Neuschöpfung ge- Ideen( Ableitung von Gott ) im Innenleben des einzelnen, hemmt. Halbheiten können überzeugende Wirkungnicht auslösen. Die Art der festlichen Begehung bedeutsamer läßt vielmehr alle Entwicklungsmöglichkeiten offen. Das ist Es waren zwei Königslinder...", unter diesem altbertrauten Titel Lebens- und gewisser Zeitereignisse wird ganz von selbst auf der letzte und tiefe Sinne unseres Programmfazes:„ Religion schrieb sans Gans fein Märchen, sondern sechs Afte voll unzulänglich. teiten für den National- Film. Die Hoffnungslosigkeit, die einen bei der hören, Gegenstand von Meinungsverschiedenheiten zu sein, ist Privatsache". Uraufführung im Marmorhaus nach dem ersten Aft überfam, fand wenn wir die große Wandlung zur Klarheit in Seinem Ziel find die Ideen wichtiger als ihre in den folgenden Aften ibre zunehmende Begründung. Das Manuskript ens vollzogen haben. Ableitung. Er ist ohne Liebe, Hingebung, Opferfreudig- ist ein Gebräu von Ballett, föniglichen Liebesaffären, wahrer Liebe mit Folgen und Intrigen. Beim Spiel siegte die Stilechtheit( Perückenzeit) Viele berauschen sich an dem Wort„ neuer Mensch". Eine feit nicht denkbar. Die unterschiedliche Auswirkung zwischen über die Charakterisierung. Den einzelnen Schauspielern wurden tatsächlich rechte Borstellung vom neuen Menschen hat jedoch wohl taum Sozialismus und Religion durch die Einzelpersönlichkeit liegt fo wenig eigene Büge gegeben, daß eine Unterscheidung der handelnden einer. Georg Kaiser läßt sein Drama„ Gas" ausklingen in in der Willensrichtung. Er stellt die in der Seele des einzel- och stört es fehr, wenn man Statisten nur ftüdweise fleht und Bersonen Personen schwer fiel. Die Massenaufnahmen ließ man bildhaft wirken, der Verheißung des neuen Menschen durch die Tochter des nen vorhandenen( gleichgültig mie abgeleiteten) Anlagen auf im Hintergrund der Kopf fehlt. Von den Darstellern müssen Hermann Fabrikbesizers, dessen Wert durch Explosion in die Luft ge- weltliche Ziele ein, unterstellt sie dem Willen des ein- Bicha und Josefine Dora erwähnt werden, denn sie waren erfreuliche gangen ist. Als der Bater, verzweifelt über das Scheitern zelnen und der Gesamtheit. Religion erschöpft sich in Lichtblide. feines Planes, an Stelle des aufgeflogenen Werkes eine länd- Gefühlstätigkeit. Sozialismus erfordert außer der Ge- Schauburg. Der Mann aus Stahl". Verfasser und sonstige liche Siedlung für die Arbeiter zu errichten( am Widerspruch füh is tätigteit Verstandes tätigteit. Der Mensch muß Mitwirkende find hier ziemlich gleichgültig, denn Luciano Albertini als der Arbeiter selbst), feststellt, daß der„ neue Mensch" für eine mit seinem Berstand die Welt erst schaffen, in der seine Ge- und gewinnt fast unausgesezt auf der Szene. Er ist Schauspieler, Humorist, banksanierender Bankkönigssohn steht, springt, flettert, fliegt, faust, wagt „ neue Zeit" noch nicht da sei, ruft die Tochter aus:" Ich will fühlstätigkeit sich auswirken, immer höher entwickeln kann. Afrobat und Equilibrist, und als er sich gar persönlich zeigte, da explodierte ihn gebären." War es zufall, daß mich gerade dieser Schluß, So erfährt im Gemeinschaftssinn das Gefühl der Nächsten die Begeisterung. der Höhepunkt der Handlung nicht mehr packte, während mich liebe eine Entwicklung zum Unpersönlichen. Die aus Nächstendie übrigen Afte in fortgesetzter Spannung gehalten hatten, liebe entspringende Wohltätigkeit des einzelnen an den als ich vor drei Jahren die Aufführung zum ersten Male fah? einzelnen entwickelt sich zur Wohlfahrt der Gemein Diese Worte hätten, wie quellend aus beseeltem Mutterschoß, ichaft für den einzelnen und die Gemeinschaft. Das Geein Ahnen von vollendeter Mutterschaft durch den Theater- fühl, aus dem heraus im Einzelfall gehandelt wird, die Nächraum gehen lassen müssen. Diese Wirkung blieb aus. Die stenliebe erfährt in der gemeinnüßigen Einstellung eine Darstellerin war feine Prophetin. Ihre Ausdrudsform traf Steigerung. Sie tritt im Einzelfalle nicht immer flar die Durchschnittsfrau von heute- Worte ohne Sinn. Das ins Bewußtsein. Dieses Bewußtsein muß in allererster Linie Bublifum aber, Männer und Frauen, beklagte sich über die gepflegt und zu einem starten Willen gesteigert werden. Nicht Schmere des Stoffes. nur dem Einzelfall, auch der Einrichtung muß die Frau ihr Dennoch hat Georg Kaiser Recht. Der neue Mensch ist die Interesse widmen. Im Schaffen der Dinge oder Einrichtungen Mission des Weibes. Wie aber soll dieser neue Mensch aus- müssen Herz und Verstand zu einer höheren Einheit sich geschen? stalten.
Wir können und wollen ihm eine bestimmte Schablone nicht geben. Wir würden ihm dadurch Entwicklungsmöglichfeiten verlegen, genau so, wie die Kirche das getan hat. Das Wort vom neuen Menschen gilt auch nur bedingt, sofern man Entwicklung gleich Erneuerung ansieht.
Der Mensch von heute ist das Ergebnis einer religiösen Weltauffassung. Er hat seine vielfachen Anlagen einer, der Religion, unterworfen und im allgemeinen diese am stärkften entwickelt. Das letztere gilt insbesondere von den Frauen.
Die allgemeine Auffassung setzt Religion gleich dem Befenntnis zu einem bestimmten Gott. Da es aber die verschiedensten Bekenntnisse gibt, muß Religion als ein aus einer Anlage entwickelter Begriff aufgefaßt werden.
Bom persönlichen zum sachlichen, vom überweltlichen zum weltlichen zur eigenen inneren Neuschöpfung, das ist die große Ostermandlung!
Filmschau.
Die Filme der Woche.
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Hereinspaziert, meine Herrschaften, in den Tauenpienpalaft! sier sehen Sie den baluntengeiger", sechs Rapitel aus der Großstadt- Kriminalchronit! Hans Mierendorff , der die künstlerische Gefamtleitung für sich in Anspruch nimmt, hat nichts vergessen, was ein Rino herz erfreut. Hier sehen Sie den eleganten Salon und die Kaschemme, hier wird geweint und gelacht, hier ochts lieblich und tragisch zu Mannesstolz Es ist schwer, feinstes Innenleben im Wortbild zu veran- und Mutterliebe, Kinderglüd und Greisenbrunst, Edelfinn und Verbrecherschaulichen. Religion ist geistiges Wefterlebnis. tum alles, alles da. Man flettert über schwindelig hohe Gerüste, man Dem Menschen genügt es nicht, die Welt mit seinen tafelt bei Millionärs, ausgejottene Salunken weinen, wenn sie Beethoven hören, kurz hier ist ein Universal- Film, nach einem Sammelrezept gefocht, Sinnen zu erschauen. Er sucht mit seinem Geist nach, mit Berlogenheit gewürzt und auf den Geschmad des vorurteilslosen Publi ihrem geistigen Ursprung. Diese geistige Anlage entwickelt den fums zurechtgemacht. James Bauer führt, vielseitig, wie es dieser Forschungstrieb. Die Ergebnisse eifrigsten Forschens bringen bunte Film will, die Regie, Hans Mierendorff spielt sich gründlich aus, des Rätsels letzte Lösung nicht. Da fezt der Mensch seinem fiches, raffiniertes und naives Spieltalent. Daß er im Zwischenati geund ein lieber zwölfähriger Junge, Martin Herzberg, zeigt erstaunDenten einen Schlußstein durch den Glauben an einen Gott. feiert wird, ist weniger erfreulich.
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e. b.
n.
„ Hanneles Himmelfahrt", der neue Film, dem zur Uraufführung die Pforten des Opernhauses geöffnet wurden, erprobte mit starkem Erfolg feine Bublikumswirkung in der Alhambra am Kurfürstendamm . Der Gesamteindruck hat durch die Kürzung des letzten Aftes noch erheblich ge=
wonnen.
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Ein großes Schauturnen zur Feier des 60jährigen Bestehens findet am anstaltet bom Bezirk Wedding der Freien Turnerschaft Groß- Berlin. Die Bor
Oftermontag in der Turnhalle des Leffing- Gymnasiums, Banfftr. 18, stott, ber= führungen der Männer, Turnerinnen, Jugendlichen und Kinder beginnen Bunkt 3 Uhr. Die Arbeiterschaft des Weddings ist zu dieser Beranstaltung der Ar
beiterturner freundlichst eingeladen.
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