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1. Beilage zum, Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 300.

sendet uns folgendes Protokoll zur Veröffentlichung:

Dienstag, den 25. Dezember 1894.

Die Boykottkommission

Verhandelt Berlin  , am Montag, den 24. Dezember 1894. W., Karlsbad   33, Nachmittags 5 Uhr.

Bei dem Unterzeichneten Dr. jur. Rich. Freund, Vorsitzender des Zentralvereins für Arbeitsnachweis, erschienen:

a) als Bevollmächtigter des Vereins der Brauereien Berlins   und der Umgegend Herr Generaldirektor Richard Rösicke  ,

11. Jahrg.

b) als Bevollmächtigter der Vertreter der bei dem Berliner   Bierboykott interessirten Partei, Gewerkschafts- und sonstigen Arbeiterorganisationen Herr Paul Singer  . Herr Paul Singer   erklärt:

I. Der Arbeitsnachweis, dessen Bestimmungen im beiliegenden Statut enthalten find, wird am 1. Januar 1895 eingeführt.

Nachdem der Verein der Brauereien Berlins   und der Umgegend beschlossen hat, einen Arbeitsnachweis, dessen Bestimmungen in dem beiliegenden Statut enthalten find, einzurichten, hat die aus Vertretern der bei dem Berliner   Bierboykott interessirten Partei, Gewerkschafts- und sonstigen Arbeiterorganisationen bestehende Konferenz beschlossen, den zwischen Weihnachten   und Neujahr einzuberufenden Volksversammlungen die Aufhebung des Bierboykotts zu empfehlen, wenn der Verein der Brauereien Berlins   und der Umgegend vorher folgende Zusicherung giebt: V. Die Vereinsbrauereien erklären sich bereit, unter ausdrücklicher Wahrung ihrer völligen Freiheit bezüglich der Entlassung von Arbeitern, mit Rücksicht auf die lange II. Diejenigen Arbeitnehmer, welche in Ausführung eines vom Verein gefaßten Arbeitslosigkeit der unter II bezeichneten Personen bei der im nächsten Frühjahr aus Beschlusses am 15. bezw. 16. Mai cr. zur Entlassung gekommen sind, und noch keine Arbeit Anlaß der Einstellung der Mälzerei bevorstehenden Entlassung einer größeren Anzahl von gefunden haben, werden in die Listen des Arbeitsnachweises mit einem Vorzug vor den Brauergesellen nicht in erster Linie die unter II genannten Personen auszustellen. übrigen Arbeitnehmern eingeschrieben. VI. Der Verein erklärt sich bereit, dahin zu wirken, daß bezüglich der Arbeitszeit und des Arbeitslohnes diejenigen Bestimmungen plaßgreifen, welche vor dem 16. Mai dieses Jahres in den Vereinsbetrieben in Kraft waren, wenn solche seitdem zu ungunsten der Arbeitnehmer abgeändert sein sollten. VII. Der Verein erklärt sich bereit, dahin zu wirken, daß die seit dem 1. Mai dieses Jahres außer Arbeit befindlichen Böttchergesellen bei eintretendem Bedarf nach Möglichkeit berücksichtigt werden. Gegen die Betheiligung der Böttchergesellen beim Arbeitsnachweis gemäß seinem Statut sowie die Theilnahme derselben bei der erstmaligen Wahl für das Kuratorium stehen Bedenken nicht entgegen."

III. Den 33 Arbeitern, welche bei den letzten Verhandlungen mit der Boykott­tommission von den Vertretern des Vereins namentlich bezeichnet worden sind, wird die Benutzung des Arbeitsnachweises zugestanden, jedoch mit der Maßgabe, daß diese Arbeit nehmer nicht in dieselben Brauereien, in welchen sie vor dem 16. Mai cr. beschäftigt waren, eingestellt werden.

IV. Die unter II. bezeichneten Arbeitnehmer werden, obgleich sie sich außer Stellung befinden, ausnahmsweise bei der erstmaligen Wahl für das Kuratorium betheiligt. In Zukunft gelten hierfür die Bestimmungen des Statuts.

Herr Richard Rösicke   erklärte:

Der Verein der Brauereien Berlins   und der Umgegend ist mit den vorerwähnten unter I bis VII aufgeführten Punkten einverstanden und sichert die Erfüllung der­selben zu, sofern spätestens bis zum 1. Januar 1895 von den zu diesem Zweck einzuberufenden Volksversammlungen die Aufhebung des Boykotts beschlossen ist." Dieses Protokoll ist zweifach ausgefertigt und die eine Ausfertigung Herrn Generaldirektor Richard Rösicke  , die andere Herrn Paul Singer   übergeben worden.

Verhandelt wie oben.

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Vorgelesen genehmigt

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unterschrieben.

Gez.: Richard Rösicke  . Paul Singer  .

Gez. Dr. Freund.

Indem wir vorstehendes Protokoll zur Kenntniß der Parteigenossen und der bei dem Bierboykott betheiligten Arbeiterschaft bringen, theilen wir zugleich mit, daß den zwischen Weihnachten   und Neujahr von uns einzuberufenden Volksversammlungen der Antrag auf Aufhebung des Bierboykotts von einer größeren Anzahl bekannter Parteigenossen zur Beschlußfassung unterbreitet werden wird.

Berlin  , den 24. Dezember 1894.

Boykottfreies Bier liefern:

Brauerei Carlsberg  , lottenburg.

Friedrich Neichentron, Char­Brauerei Wilhelmshöhe, E. Lehmann, Berlin  . Brauerei Pichelsdorf, Direktor Hoffmann.

Münchener   Brauhaus, Aktien- Gesellschaft, Berlin  . Süddeutsche Brauerei, Karl Ring u. Ro., Berlin  . Brauerei Müggelschlößchen, Friedrichshagen  . Nordstern- Brauerei, Berlin  . Rathenower   Exportbrauerei Niederlage. Inh. Max Dennhardt, N.W.  , Hannoverschestr. 18a. Tel. III. 8178. Schloßbrauerei, Fürstenwalde  . Niederlage bei Franz Heiser, N., Liesenstr  . 5. Bürgerliches Brauhaus( in Firma Müller), Frank furt a. D. Niederlage Greifswalderstr. 228. Phönir- Brauerei, C. Radon, Lichterfelde  . Brauerei Jagdschlößchen, Eberswalde  . Niederlage Edm. Renter, Swinemünderstr. 45. Brauerei Tivoli, Strausberg  . Niederlage Brauerei Louisenstadt  , Alte Jakobstraße 9. Louisen- Brauerei, Bellermannstr. 71a/ 72.

Brauerei Königs Wusterhausen  , Niederlage Reichen­bergerstraße 33.

Brauerei Danz, Freienwalde   a. D. Vertreter: W. Marten, N., Gartenstr. 152. Bürgerliches Brauhaus, Luckenwalde  . Niederlage Gust. Spiekermann, Krautstr. 48, Tel. VII, 1487. Export- Brauerei Grabow   a./D. bei Stettin  . Nieder­lage Marthen, Bellermannstr. 6.

Brauhaus Hohen- Schönhausen bei Berlin  .

Die Boykottkommission: Gumpel. Hilpert. Mattutat. Millarg. Singer.

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Bergleute segeln, und kein Wunder, daß ihre Fahrt keine unter vielen Schmerzen geborenen Gewerkverein christ­bequeme ist. Vier Generalversammlungen hat der Verband licher Bergleute". Genosse Wächter hat dieser Pracht­deutscher Berg- und Hüttenleute" seit 1891 schon gehalten, schöpfung gegenüber gleich zu Anfang das richtige Wort die letzte in Bochum   August dieses Jahres. Unter dem gefunden; er hat die Bergleute gefragt, ob sich die aus­Druck der Unternehmer ist seine Mitgliederzahl nicht mehr so beutenden Kapitalisten und Zechenbesitzer danach scheiden, groß, als anfangs, wo die Erinnerungen an den Riesen- ob sie christlich" sind oder nicht. Bekanntlich scheeren sich streit von 1889 noch wirkten, wo die Unternehmer durch die Unternehmerverbände darum den Teufel, und ihr Wahl­den Ausbruch der Massenempörung noch eingeschüchtert spruch ist einzig: Gegen die Arbeiter". Daß dies eine waren. Er besitzt zwar eine schuldenfreie Druckerei in Gelsen  - immer größere Anzahl Bergleute begreifen lernt, das muß kirchen, welche die Deutsche   Berg- und Hüttenarbeiter die Hauptforge des Weihnachtskongresses in Essen sein. Zeitung" in 10 000 Exemplaren herstellt. Aber die Ver- Es ist deshalb gut, daß der Verband die Ver­bandsarbeiten selbst können von den Beamten nur unter sammlung gemeinsam mit anderen Richtungen berief, es den äußersten Anstrengungen geleistet werden. Den ist gut, daß er Jedem Einlaß gewährt, der ehrlich die 20 000 M. Einnahmen des letzten Jahres stehen größere Aus- Förderung der Bergarbeiter- Juteressen auf gewerkschaft­gaben gegenüber, an dem Konsumverein der rheinisch- westlichem Boden will, und es wird eine harte Probe für den fälischen Bergleute verlor der Verband 16 000 W. und sog. christlichen" Gewerkverein sein, ob er sich zur Theil­die Vorkommnisse dieser Lehrjahre werden von den Gegnern nahme ermannen will oder nicht. Am 17. Juli schrieb die in der verlogensten Weise ausgenugt. Was die national katholische Kölnische Volkszeitung" noch mit bezug auf liberale und klerikale Presse am Rhein   und in Westfalen   den Weihnachtskongreß: Auf diese Weise ist wieder einmal schon an Verdrehungen und Entstellungen der jungen, allen Bergarbeiter- Bertretungen des Ruhr- Reviers Gelegen tampfesfrohen Organisation gegenüber geleistet, übersteigt heit geboten, ihren jeweiligen Standpunkt in der Bergs alle Begriffe. Der Verband aber wird auch diese Kämpfe arbeiterfrage zur Geltung zu bringen." Aber schon am überstehen und weiter lernen. 23. Juli hatte die Unduldsamkeit des evangelischen Unter diesen Umständen soll der Weihnachtskongreß der Bruders im gemeinsamen christlichen" Gewerkverein deutschen Bergleute in Essen   wieder einmal die Möglichkeit abgefaßt und es hieß jetzt, daß für die christs geben, daß alle von Herzen reden können, die sich aus vereins- lichen" Bergarbeiter die Betheiligung vollständig zweck­gesetzlichen oder privatwirthschaftlichen Gründen nicht der all- los" sei. Nun, die chriftlichen" Brüder mögen sich drehen und gemeinen deutschen   oder einer Einzelorganisation anschließen wenden, wie sie wollen; der Weihnachtskongreß der klassen­können. Er soll das gemeinsame Denken und Fühlen wieder auf- bewußten Bergarbeiter wird die Abwesenheit der chrift­frischen und verjüngen. Die erste Anregung kam sogar von den lichen" richtig und deutlich für alle Welt auslegen, und er älteren Lokalvereinen in Westfalen  , von den sog. Knappen- wird auch etwaige auwesende Vertreter der christlichen" Grünauer Exportbier- Brauerei, H. Siemens u. Co., vereinen, im Juli d. J. aus Witten   a. d. Ruhr. Die modern zu offenen Erklärungen veranlassen. Dazu dürfte aber Grünau  , Provinz Brandenburg  . organisirten Bergarbeiter stimmten freudig zu. Es bildete eines sehr nüßlich sein, was wir heute vorschlagen möchten. sich ein Ausschuß, der außerhalb des Verbandes stand. Als Der Gewerkverein christlicher Bergleute" hat bekanntlich Ende Juli in Witten   95 Vertreter von 48 Knappenvereinen bereits in der kurzen Zeit seines Bestehens eine bezeichnende Zum Weihnachtskongreß der der alten Art Sonderbestrebungen in die Vorbereitungen Wandlung hinter sich. In dem am 8. Juli d. I. erlassenen hereinbringen wollten, wurde der Angriff auf den Verband ersten Aufruf der christlichen" Bergleute war in sehr deutschen   Berglente. abgeschlagen und es blieb bei einem, allen Richtungen ge- scharfen Ausdrücken von der" Lohndrückerei", davon, Am 26. Dezember findet in Essen   a. N. zum ersten meinsamen Kongresse. Ende Oktober hielt der Kongreß- daß sich die Arbeiter, blindlings mit den jeweiligen, Mal wieder seit 1890 ein deutscher Bergarbeiter Kongreß ausschuß eine Sigung ab, ohne daß die ,, Rh.- Westf.- 3tg." zu Lohnverhältnissen einverstanden erklären müßten, von statt. Gift und Galle   ist seitens der Zechenbesizer, ihrer ihrem großen Leidwesen hätte horchen können, und alsbald der achtstündigen Schicht", ja schließlich von einer Organis Preßorgane und der ihnen nahestehenden Parteien schon auf erschien der Aufruf. Unter Hinweis auf die Aufgaben, welche sation die Rede, welche bei größeren allgemeinen biese Arbeiterveranstaltung gespien worden. Unter unsäglichen der letzte Berliner   internationale Bergarbeiterkongreß der Be- Streitigkeiten ein forrettes geschlossenes Schwierigkeiten haben die Vorbereitungen zu der Versammlung wegung gestellt, hieß es da:" Parteihader und Vorgehen durchzusehen" habe. Bereits in dem stattgefunden. Es hat alles nichts genügt; die Verhandlungen religiöse 3wistigkeiten waren bisher die Ursachen, Statutenentwurf der" chriftlichen" Essener Versammlung vom werden vor sich gehen, und Delegirte nicht blos aus Rhein  - daß die deutsche   Bergarbeiterschaft noch nicht dazu gekommen 26. August waren diese Schärfen gründlich land Westfalen, sondern vor allem auch aus Sachsen   und ist, sich betreffs ihrer Forderungen, sowie über die Mittel ausgetilgt und durch lahme Redewendungen, wie Schlesien   werden die dortigen Bergleute vertreten. So weit und Wege, wie dieselben erlangt werden können, zu einigen." gerechter Lohn"," Einschränkung der Schichtdauer, soweit reicht die Macht der Zechenbesizer doch nicht mehr, daß sie Nach der internationalen Verständigung gelte es auch die solches zum Schutze von Gesundheit und Leben geboten ist" solche Aussprachen verhindern könnten. nationalen Vereinigungen immer mehr zu stärken". Des- u. f. w. ersetzt. Auf der christlichen" Essener Versammlung Mit Absicht ist die Veranstaltung dieses zweiten natio: halb ist der Weihnachtskongreß der deutschen   Bergleute vom 28. Oftober aber wurde bei der Konstituirung des nalen Kongresses nicht von der gewerkschaftlichen Organi- einberufen. Die Schutzgesetze und Kontrollmaßregeln, frommen Gewerkvereins auch noch ein recht frommer sation der deutschen   Bergleute, vom Verband deutscher die auf seiner Tagesordnung stehen, werden sicher 3 usah in die Statuten eingeschmuggelt: die Berg- und Hüttenleute" ausschließlich in die Hand genommen einmüthig von den Delegirten verlangt werden. Auch die Organisation foll soll nach§ 2 §2 jetzt dienen#zur Vorschläge der schlesischen Kameraden wegen der Agitation in Anbahnung und Erhaltung einer fried­Dieser Verband wurde allerdings auf dem Vorgänger polnischer Sprache sind der Annahme sicher. Was aber den lich en Uebereinkunft   zwischen Arbeits des jetzigen Bergarbeitertages, auf demjenigen in Halle, Brennpunkt der Verhandlungen abgeben wird, das ist der gebern und Arbeitnehmern." So auf den Hund ist vor vier Jahren, geboren. Aber er hat einen schweren Stand in vierte Punkt, die Vereinigungsfrage denn sie der christliche" Gewerkverein bereits gekommen, und die den deutschen   Bergrevieren. Auf der einen Seite die verelendete, ist die umstrittenste und schwerwiegendste von allen. Rhein  . Westf. 3tg." als Unternehmerorgan hat sich in ihren vielfach noch in den alten Knappenvorurtheilen steckende Die Vereinigungsfrage als Verhandlungspunkt des Nummern vom 15. und 28. August wiederholt gerühmt, und Vergnügungstlimbim treibende Bergmannsmasse, die nationalen Weihnachtskongresses deutscher   Bergleute in daß durch ihren, d. h. der Unternehmer Einfluß diese durch den künstlichen Import zurückgebliebener, polnischer Essen ist ein Paroli gegen mächtige Sonderbestrebungen, Wandlungen vor sich gegangen seien. Die beste Antwort auf Elemente möglichst gelähmt wird; auf der anderen Seite die neuestens die bergmännische Bevölkerung in Rheinland  - diese elende Haltung der chriftlichen" Bergleute und zugleich die beispiellose Brutalität der Rechenbefizer, die jeden Westfalen zu zersplittern suchen und von denen unsere die größte Blamage derselben würde deshalb darin bestehen, Organisator, jeden Redner, jedes Verbandsmitglied auf die Leser aus unserer fortlaufenden Berichterstattung schon wenn jezt der nationale Weihnachts= Prostriptionsliste sehen und ihn von Ort zu Ort bezen wissen gegen die Herrschaft der vereinigten Pfaffen ton greß der tlassen bewußten deutschen  zwischen diesen Klippen muß die Organisation der deutschen   über die Bergarbeiter, gegen den seit dem 28. Oktober ds. Bergleute einfach das Streifprogramm"

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worden.

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