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rüstung allgemein erfolgen muß. Doch selbst wenn dieser Druck im eigenen Lande von uns genommen würde, hätten wir nicht minder Ursache, die Abrüstung zu fordern, weil die Pulverfässer desbewaffneten Friedens" auch in anderen Län- dcrn eine stete Explosionsgefahr darstellen, gegen die es keinen wirksameren Schutz gibt als ihre Beseitigung. Von unmittelbarstem Interesse für die Arbeitnehmer- schaft der ganzen Welt ist das Thema, das der Belgier Mertens(2. Vizepräsident) behandeln wird: die inter» nationale Reaktion, die sich sinnfällig im Kampfe gegen den Achtstundentag darstellt. Der Acht- stundentag bedeutet die Wiedergeburt der im Weltkriege dezi- mierten, verkrüppelten und verkümmerten Menschheit. Das Proletariat hat seine Errungenschaft mit Blut und Gut un- endlich teuer erkauft. Der wieder zu Kräften gekommene Kapitalismus will diese Errungenschaft auf jeden Fall be- seitigen. Er wittert Gefahr seiner Position. Die Annahme, die Einfübnmg einer längeren Arbeitszeit könne dos wirt- schaftliche Chaos lichten oder auch nur wesentlich dazu bei- tragen, ist falsch, mag sie rein profitlichen Absichten, mag sie theoretischer Spintisiercrei entstammen. In Rom   aber dreht es sich nicht um rein akademische Erörterungen, sondern es handelt sich dannn, die geeignetsten Mittel und Wege zu finden, um den Anschlägen aus den Achtstundentag wirksam zu begegnen. Die im Kampfe steheirden Arbeiter in England, ,in Süddeutschland  , wie die Arbeitnehmer aller Länder, für die der Kampf um den Arbeitstag aktuell ist. blicken mit be- sonderer.Spannung auf die Beschlüsse des Kongresses. Wir erwarten"kein Wunder, das sich in Rom   vollziehen soll. Wir dürfen jedoch neue Anregungen erwarten und ein- heutige Mahnljngen an die Unternehmer aller Länder, den Bogen nicht zu straff zu spannen, und a n d i e Regierungen, sich weniger als Sachwalter des Kapi- talismus zu betrachten, denn als Vertretungen des Volks- ganzen, dessen bedeutendsten Teil in allen Ländern heute die sozialistischen   Gewerkschaften bilden.. Der Tagung des Kongresses folgt eine Konferenz von Vertretern- der Internationalen Berufs- sekretariate mit dem Bureau des Internationalen Ge» werkschaftsbundes, auf der die organisatorischen Beziehungen sowie die beiderseitige Zusammenarbeit, namentlich im Hin­blick auf die Aktion gegen Krieg und Militarismus, beraten werden. Zugleich wird eine größere Einheitlichkeit in der Zusammensetzung und Aktion der einzelnen Berufssekretariate erstrebt und zum Schlüsse die Auswanderungsfrage erörtert. Wir wissen, daß auf dem Kongreß von Rom  , unter den Vertretern der arbeitenden Schichten,«in größeres Maß gegenseitigen Vertrauens vorwaltet, als das in G e n u a der Fall ist, wo die Vertreter der Regierungen hauptsächlich um hie Interesien des Kapitals feilschen. Schon dieses größere Maß von Vertrauen gibt uns die Zuversicht, daß die Be- schlüsse von Rom   ein einheitlicheres Gepräge tragen werden, als die von Genua  . In dieser Zuversicht wünschen wir dem Internationalen Gewerkschaftskongreß einen vollen Erfolg seiner Arbeit!
Der Wahrheit Sie Ehre. DieFreiheit" versichert in ihrer gestrigen Abendausgabe. daß ihr ein Kommunist lieber sei, als ein Rechts- sozialist! Sie gibt damit der Wahrheit alle Ehre. Den Berliner   unabhängigen Arbeitern aber, die in ihren Gewer?- schaften oft gemeinsame Listen mit den Sozial- demo traten gegen die kommunistischen  Schreihälse aufstellten, wird diese Klassifizierung durch die neue politische Leitung derFreiheit" einigermaßen über- raschend gekommen sein. Um so mehr, als ja der jetzige Chefredakteur derFreiheit", Wilhelm D i t t m a» n, nur im Protokoll des USP.-Parteitags von Halle 1920 nachlesen l braucht, wie e r und seine Freunde damals die Kommu-
Gutenbergs 42Aeilige Sibel. Gegen den vom Deutschen Buchgowerbemufeum in Leipzig   beabsichtigten Berkauf der Bibel Gutenbergs an das Ausland muß die ganze deutsche   Nation energisch Einspruch erheben. Es ist unverständlich, wie Männer, die sich zu den führenden des graphischen Gewerbes zählen, überhaupt aus den Gedanken kommen kannten, dieses einzig dastehende Kultur- bokument aus der Zeit der Erfindung der Buchdruckerkunst veräußern zu wollen. Die Gutenberg-Bibel   ist Eigentum des ganzen deutschen  Volkes und dem Deutschen Buchgewerbeverein   bei Uebcrlassung der Klcinmschen Sammlung zu treuen chönden übergeben worden, um sie dadurch der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Schon allein die Absicht eines Verkauf« dieser Bibel muß. dem Ausland einen ngenanigen Begriff von dem Ehrgefühl des deutschen   Volkes geben. Oder sollte es nur ein Bluff sein, um vom Staat oder privaten Spendern die sehlenden Mittel für da» geplante Museum«Buch und Schrift" zu erhalten? Unverständlich ist es überhaupt, daß man m Leipzig   während eines Krieges, dessen Ausgang und Ende nicht abzusehen war, den Bau eines neuen Museums beginnen konnte, ohne sich die dazu nöligen Mittel?.u sichern Wenn jetzt bei der Verarmung von Staat und Volk die Schaffung dieses Museums nicht verwirklicht werden kann, sollte man den Bau anderen Kulturzwecken dienstbar machen, eventuell für die Messe, die sowieso unter Platzmangel leidet, oder ihn an den Staat verkaufen und die daraus gewonnenen Mittel in anderer Weise zur Hebung des deutschen   Buchgewerbes oerwenden. Reichen in Leipzig   die Ausstellungsräume z. B. des Buchgewerbe- Hauses für die graphischen Wertstucke nicht mehr aus, so überweise man sie te.hweis? anderen deutschen   Druckstättcn, wie Berlin   lSchloß- musenm, Siaaisbibliothek), München  . Stuttgart   oder Mainz  , der Ge- burtsstätte der Buchdruckerkunst, die für eine würdige Unterbringung gewiß sorgen würden. Für die Schaffung des Museums«Buch und Schrift" die Mittel aus dem Verkauf der Gutenberg-Bibel   an das Ausland zu erzielen, ist ein Attentat auf die Kultur des ßesr. ten deutschen Volkes. Hermann Görnitz. Das Eisengilter. Man schreibt uns: Ich weiß nicht, ob es anderen Leuten auch so geht, wie mir. Es ist«in« Kleinigkeit,«in« winzige Kleinigkeit, und doch erscheint st« mir beachtenswert. Also tolgend.'s: So oft mich im Sommer mein Weg über den Leipziger Platz führt, befällt mich ein Gefühl der Beklemmung. Rechts und links von der Straße dehnen stch weite Rasenflächen aus, drei, ästige alt« Linden werfen mit ihrem Bläiterdach kühle Schatten, das Grün leuchtet, man sehnt lich nach Erfrischung. Aber der Zugang Ist ge- sperrt, ein Eisengittcr wehrt mit tausend Lanzenspitzen das Betreten der grünen Oase. Hier, mein Fvermd, sollst du nicht«twas träumen, hier ist der Verk«hr die Hauptsache, der Verkehr, die Gottheit der neuen Großstädte. Berlin  , wie es gewesen ist, die Stadt der Paraden, der Polizcivcrbote, der- seelenlosen Ordnung(ich warn« Neugierige") tritt vor dick-, hin. Denke etwa nicht, daß du ein Mensch bist, daß du in stillenr Sinnen ein« Weil« müßig gehen darfst, daß der Lüidendust dir gehört. Er ist Eigentum des Fiskus, und du, gut gedrillter
nisten einschätzten und wie er und seine Freunde von ihnen eingeschätzt wurden! Jetzt haben sie sich wiedergefunden und machen gemein- sameEinheitsfront"-Demonstrationen. Die KPD.  -Leute lachen sich ins Fäustchen. Und würden noch mehr lachen, wenn auch Sozialdemokraten ihnen dabei auf den Leim kriechen würden. Wit hoffen aber, daß sie sich dabei ver- rechnen._ Die tzelöen üer Monarchie. Die deutschnationaleBreisgauer Zeitung" in Freiburg  hat dieser Tage den Versuch gemacht, dem Zentrum aus einer von einem bayerischen Monarchisten. geschriebenen Broschüre Wir Katholiken und die moderne revolutionäre Bewegung" zu beweisen, daß der Katholik ein Monarchist sein müsse. Die Freiburger Tagespost", das dortige Zcntrumsblatt, be- streitet das und sagt, die katholische Kirche   lasse jedem volle Freiheit in bezug auf die Staatsform. Dann fährt sie fort: Der Vorwurf, der dem Zentrum gemacht wird, es habe seine Grundsätze bei der Revolution verleugnet, trifft in erster Linie die Konscrvatioen und die Nationalliberalcn. Wo blieben diese Helden, als in München   und Karlsruhe   der König und der Großherzog vor der Revolution fliehen mußten? In Karlsruhe   war der Groß- herzog von seinen Anhängern völlig verlassen, der demo- kratische Abgeordnete 5)aas und der Zentrumsminister Trunk waren die einzigen, die es wagten, dem Großherzog mit 89 Mann der Wache zu Hilfe zu eilen, die ganze Schar der Höflinge war«wie vom Sturm zerstoben". In München   war der Verlauf der Revolu- tion ein ähnlicher. Wo blieben da die Tausende von Ossizicren, die damals in der Residenz anwesend waren, wo die«prinzipienfesten" Monarchisten, die heute den Mund wieder so voll nehmen? Heute, wo die Gefahr vorüber ist, kommen sie wieder aus ihren Schlupfwinkeln hernor und fallen denen in den Rücken, die in jahrelanger Arbeit es verstanden haben, die Gefahr zu bannen.Die Treue gegenüber dem monarchischen Gedanken war doch bei vielen, allzuvielen ein leerer Wahn", schreibt der begeisterte bayerische Monarchist,«besonders in der Zeit vom 5. November 1918 ab", könnte man hinzufügen. Es ist uns interessant, aus unverdächtigem Munde be- stätigt zu finden, daß es in München   und Karlsruhe   auch nicht anders war als in Berlin  .
Kahrbaperische Kinöerfürsorge. München  , 19. April.  (Eigener Drahtbericht.) Gegenüber den Dementis bürgerlicher Blätter über die Zustände in der Erziehungs- anstatt Neuherberg bei München  , bringt dieMünchener Post7 neuerdings folgende Feststellungen der Untersuchungskommission süt diese sich der besonderen Fürsorge des Herrn v. Kohr erfreuenden� PrügÄanstalt: Es fehlt vollkommen an ärztlicher Uebcrwachung und Fürsorge. Die körperliche Züchtigung wurde im Ucbermaß mit einem ungeeigneten Instrument vollzogen. Die Kost war keineswegs menschenwürdig. Die Unterrichts- und Erziehungs- tätigkeit in der Anstalt liegt vollkommen im argen. Die Kinder wurden tagtäglich zu einer 9h- stündigen Arbeit gezwungen.
Ein Tiroler �Nieöerschönenfelö". München  , 19. April.  (Eigener Drahtbericht.) In Inns- brück ist, unbeachtet von den bürgerlichen Telegraphenbureaus, ein großes Aufsehen erregender Prozeß soeben zu Ende gegangen, der geradezu haarsträubende Prüzelszenen und Mißhandlungen der Gefangenen des Jnnsbrucker Landesgerichtsge- sängnisses zutage förderte. Trotz der übereinstimmenden Aus- jagen über die Schwere der Ausschreitungen innerhalb dieses Tiroler Niederfchänenfeld" wurden die Beschuldigten zu lächerlich ge- ringenStrafen verurteilt, so daß sich unser Jnnsbrucker Partei- blott zu einem scharfen Protest veranlaßt sieht. Der Oberinspektor erhielt fünf Tage, die fünf beteiligten Aussoher 24 Stunden Arrest! Srestinski, der Vertreter der russischen Sowjetrepublik in Berlin  , ist in Berlin   eingetroffen und hat feine Amtstätigkeit wieder auf- genommen..
Arbeitsmenfch, wirst die schnurgerade Heerstraße des Erwerbs ord- nungsgemäß durcheilen an den beiden langweiligen Feldherren vor- b«i, denen allein ein wenig Raum im Grünen beschieden ist. Fort mit diesem sinloscn empörenden Eisengitter! Die Stadt soll es als Alteisen verkaufen. Legt Weg« an, setzt Ruhebänke, pflanzt Blumenbeete, die das Auge ergötzen. Wenn dies« Rosen- flächen von ausruhenden Menschen belebt sind, wird der Platz ein glücklicheres Aurlehen haben als fetzt, wo ihn ein Spalier gegen dos Volk schützt. Denn er gehört dem Volk, gehört uns, wir wollen ihn im wahrsten Sinne besitzen. Früher fand man es vornehm, wenn ein Raum gegen das Eindringen der Plebs gesichert war. Die Zeiten haben sich geändert. Wir haben manches Eisengitter be- seitigt. Warum nicht auch dieses? P. G. Ateiiersorgen der künsllerschaft. Infolge der Bedrängnis, in der die Künstlerschaft für ihr« Ateliers sich befindet, ist von dem Ver- treter des Reichswirtschaftsverbandes bildender Künstler im Reichs- wirtschaftsrat ein Antrag Jwlrn Ausschuß für Siedlung?- und Woh- nungswesen gestellt worden. Der Alitrag ersucht die Regierung, bei Regelung des Wohnungsbaues und Miererschutzss die Arbeitzräume der bildenden Künstler eventuell durch Ausnahmebestimmungen zu berücksichtigen. Die Gemeinden sollen gegebenenfalls unter LeihUfe der Regierung durch Zuschüsse die Neuerrichtung von Künstlerateliers ermöglichen. Vor dem Kriege waren diese Räum« verhältnismäßig billig, da sie meist in den damals für Wohnungszwecke verbotenen Dachgeschossen errichtet waren. Jetzt nach Freigabe der Dachgeschosse zum Wohnen sind die Künstler in ständiger Gefahr, von zahlungs  - träftigeren Mietlustigen aus ihrem Atelier verdrängt zu werden. Mindestens ein Achtel der Künstler ist in Berlin  überhaupt ohne Atelier. In anderen Kunststädten liegt es nicht besser. Der Antrag verweist in seiner Begründung aus die Befruchtung und Anregung der künstlerischen Tätigkeit für weite Gc- biete von Industrie und Handwerk, für Konsektion, Mode-, Möbel-, Textil-, Tapeten-, Papier  -, usw. Industrie, Rrklamewesen, Theater, Kino. Di« Anregungen gehen von Ausstellungen und Reproduktiv- nen aus, die den Künstivm oft keinerlei Einnahmen bieten sondern ihnen noch«rl)«bliche Opfer auserlegen. Um so mehr sollten die Ver- tretungen der Wirtschaft dafür sorgen, daß den Künstlern die äußere Arbeitsmöglichkeit erhalten bleibt. - Wassilis Kandinsky, der Vorkämpfar der absoluten Malerei, ist nckch mehrjährigem Aufenthalt in seiner russischen Heimat wieder nach Deutschland   zurückgekehrt, wo er vor dem Kriege lebte und wo sein BuchDas Geistige in der Kunst" damals d!« breitest« Wirkung hatte. Seit der Revolution von 1917 hatte Kandinsky   von der Sowietregierupg das Amt eines Vizepräsidenten der Akademie für Kunstwissenschaften inne und als�slcher über die Kimstankäufe, die sämtlich vom Staate ausgingen, zu bestimmen. Kandinsky   wird demnächst in Berlin   über die Kun st Verhältnisse in der Sowjetrepublik sprechen und gleichzeittg«ine Ausstellung setner neuesten Arbeiten veranstalten. Das Kino in der Schule. Wie derLichtbild-Bühne* aus Sofia  geschrieben wird, hat der bulgarische Kultusminister eine Verfügung erlassen, nach der jede Schule mit einem Vorführungsapparat aus­gestattet werden soll, damit den Schülern regelmäßig Filmvor- fiihrungen geboten werden können.
Kapp bleibt in tzast. Leipzig  , 19. April.  (Eigener Drahtbericht.) Die in der Leip- z ig er Universitätsklinik vorgenommene Untersuchung Kapps hat er- geben, daß er an einer schweren Augenkrankheit leidet, die eine Operation notwendig macht. Kapp wird unter Ausrcchterhal- t u n g der Untersuchungshaft einem Krankenhaus überwiesen wer- den. Man rechnet damit, daß schon in nicht allzu ferner Zeit der Prozeß gegen ihn beginnen wird. Urabstimmung öer GemeinKearbeite?. Eine Funktionärversammlung des Lohnkartclls für die©e> meindebetriebe Groß-Berlins, die am Mittwoch in der Bockbrauerei tagte, nahm Stellung zu dem im Reichsarbeitsministerium gefällten Schiedsspruch. P o l e n s k e schilderte den Verlauf der Deehand- lungen mit dem Magistrat und teilte den Spruch des Schieds- gerichts(veröffentlicht imVorwärts" vom. April) mit. Alle strittigen Fragen des Mantcltarifs zu'erledigen, ist dem Schieds- geeicht nicht möglich gewesen, es ist den Parteien überlassen worden. sich über die noch zur Erledigung stehenden restlichen Punkte zu einigen. Das M i t b e st i m m u n g s r e ch t tonnte im wefent- lichen aufrechterhalten bkciben. Vor Kündigungen niuß der Bs- triebsrat gehört werden. Bei Widersprüchen haben die Verwal­tungen binnen 14 Tagen den Schlichtungsausschuß anzurufen. Familienbeihilfen werden in bisheriger Weise weiter- gezahlt. Die E i n k o m m e n s g r e n z e soll bei Kindern a u f 40l>0 M. erhöht werden. Neu eingeführt wird eine ärztliche Nachuntersuchung. Vorhandene bessere Arbeit»- bedingungen sollen bestehen bleiben. Die neuen tariflichen Bedingungen sollen für die Zeit vom 1. Juli 1922 bis 31. März 1924 gelten. Binnen zwei Wochen nach Fällung des Spruches sollen sich die Parteien über Annahme oder Ablehnung erklären. Redner bemerkte, daß der Spruch nicht be- friedige, er habe eine Enttäuschung gebracht. Nach eingehen- den Beratungen glaube die Mehrheit der beiden Körperschaften. Lohnkartell und Tarifkommission, jedoch die Annahme des Spruches befürworten zu können. Sie schlagen eine Urabstimmung in den Betrieben vor. In der Aussprache wandten sich fast alle Redner mit mehr oder minder großer Schärfe gegen den Schiedsspruch. Eine Resolution, die der Versammlung unter einigen Vorausjetzungen die Annahme des Schiedsspruches in der_ Urab­stimmung empfiehlt, wurde abgelehnt. Dann wurde die llr- absiimmung gegen 1 Stimme beschlossen. Sie soll bis Mittwoch, 1 Uhr. erledigt sein. Wie Lagodzinski mitteilte, muß nach dem Beschluß der Versammlung die Abstimmung unter Hin- weis auf den Streik stattfinden. Vor Schluß der Tagung wurde noch ein Antrag für den Ge- werkschaftskongreß angenommen, der sich scharf gegen die Technische Nothilfe ausspricht und den Ausschluß solcher Mitglieder aus den freien Gewerkschaften verlangt, die an dieser Art Nothilfe beteiligt sind._
Die�Moröserie in<Dbersthlesten. Groß- Strehlih, 19. April.  (MTB.) Heute nacht wurde die Gattin des Iustizoberinspettors Bennek von einer französischen   Patrouille in dem Augenblick erschossen, als sie das Fenster öffnete, um nach ihrem aus den Dienst heim- kehrenden Gatten auszuschauen. Der Kreiskontrolleur in Groß- Strehlitz erklärt dem Vorsitzenden des Deutschen Ausschusses Groß- Strehlitz, der wegen' dieses Vorfalles bei ihm vorstellig wurde, daß kurz vor der Oeffnung de» Fensters Schüsse gefallen wärest. In der Annahme, daß aus diesem Fenster geschossen worden sei, hätte der französische   Soldat hineingeschosien. Er werde wegen fahr- lässiger Tötung zur Verantwortung gezogen werden. Kattowiß, 19. April.  (MTB.) Auf Grund des Belagerung»- zustandes unterliegen sämtliche Gleiwitzer Zeitungen der Zensur. Die heutigen Blätter weisen große Zensurlücken auf und melden von der Ermordung des Polenführers Dr. Siyczynski nur die Tatsache. Die Annexion von Wilna  . Unter Teilnahm« des polnischen Staatschefs Pilsudski   und des Ministerpräsidenten Ponikowski sowie sämtlicher Minister, soweit dies« nicht in Genua   weilen, sand in Wilna   der feierliche Akt der Angliederung des Wiina-Ge- biete- an Polen   statt.
Zlachkrlcgsmehen In Spork und Wissenschaft. Den PPN. wird geschrieben: Der schwedische Tennisbund hat auf eine An- regung der internationalen Tennisförderation, im Jahre 1923 in Schwülen Weltmeistcrschastskömpfe im Halletzspiel zu Veranstalter., eine abschlägige Antwort erteilt. Er begründet dies« Antwort damit, daß die BezeichnungWeltmeisterschaft" es erschwere, das Recht der Teilnahm« auf Spieler bestimmter Rationen zu be- schränken. Ebenso lei es für neutrale Nationen schwer, die Ver- pflichtuna einer solchen Entscheidung zu übernehmen. Die schwe­dische Akademie für Wissenschaften hat sich gegen die cksfizielle Vertretung Schwedens   bei dem diesjährigen internationalen Geologenkongreß in Brüssel   ausgesprochen, da der Kongreß weder universell noch wirklich international, sondern in seiner Znsammen- setzung von anderen als rein geologischen Gesichts- punkten bedingt sei. Ausgrabung eines antiken Krankenhauses. Die seit einigen Iahren in dem algerischen Lambessa ausgesührten französilcken Grabungen haben die Freilegung eines gewaltigen Krankenhauses zur Folge gehobt, über die der Archäologe Cagnat in der letzten Sitzung der Pariser Akademie der Inschriften berichtete. Unter den Ruinen der alten Stadt Lambästs, die in der römischen Koiscrzeft Standquartier einer Legion war, befand sich auch ein großer, dem Heilgott gewidmeter Tempel, ein sog.A s k l o p i« i o n". Innerhalb dieses Tempels wurden nun lange Korridor- aufgefunden, große Zimmer, Badcstuben und Wasserbassino, die sich in ihrer Gesamtheit als ein Krankenhaus darstellen, in dem die zur Befragung des Gottes hingekommenen Kranken Unterkunft fanden. Dieje Verbindung von Tempel und Krankenhaus ist ein bisher in der römischen Welt einzig- artiges Beispie!. Ein humanes Gefängnis. Wenn man das bei Newport auf der Insel W i g h t gelegene Dorf Camp Hill besucht, fällt einem ein großes Gebäude auf, ohne daß man freilich darauf schlösse, daß es ein Gefängnis ist. Es liegt in wundervoller iand- schaftlicher Lage, und man sieht weder Eisentüren noch vergitterte Fenster. Wenn man es betritt, findet map die einzelnen Zellen geräumig, nett möbliert und jede mit Bücherregalen und Büchern ausgestattet. Die Anstaltskleidung zeigt nichts Auffallendes. Dennoch beherbergt das Haus in Camp Hill die schwersten Ver- brecher. Aber nur die Unverbesserlichen werten in dem sog. Petersdom  " untergebracht und unterliegen hier dem Isoliersystem. Die anderen treten, sobald sie aufgenommen sind, in die«gewöhn- liche Klasse" ein. Wenn sie viermal ein Lob wegen guter Führung erhalten haben, so kommen sie w die«Sonderklasse. Dreimaliges Lob gibt dem G-fangenen das Recht auf ein Stückchen Gartenland, das er selbst bebaiit und dessen Erträgnisse zu seinen Gunsten zum üblichen Marktpreis verkauft werden. In der Sonderklasse speisen die Gefangenen zusammen und haben außerdem noch eine ganze Reihe von Privilegien. So verfügen sie über einen mit großen Tischen besetzten Versammlungssaal, wo sie lesen, Schach spielen oder schreiben können. Wenn es die Verwaltung für angebracht hält, ist sie sogar befugt, einen Gefangenen auf Ehrenwort aus der Anstalt zu entlassen. Im Vertrauen auf fein Ehrenwort wird er in einem kleinen Dörfchen angesiedelt, wo jeder ein aus zwei Zun- mern bestehendes, mit Wasserleitung und Gas versehenes Häuschen zum persönlichen Gebrauch überwiesen echält.