Nr. 187 39.Jahrgang
Ausgabe A nr. 94
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Freitag, den 21. April 1922
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Genua , 20. April. ( Sonderbericht des Sozialdemokra-| italienische Minister des Aeußern spielte dabei die Bermittler-| gegen die Länder gemäß Artikel 6 des Beschlusses von Cannes erfischen Parlamentsdienstes.) Der 3 wischenfall in Genua rolle zwischen Deutschland und der Entente, doch wußte man ledigt werden. Es sei sehr wichtig, daß die Konferenz auch in dieser fann als beigelegt betrachtet werden. Die deutsche Re- über das Ergebnis dieser Besprechungen überhaupt nichts Beziehung zu einem Abkommen geangi. gierung wird morgen früh ihre Note überreichen. In der Positives, als um die Mittagsstunde mitgeteilt wurde, daß Es wurden an Lloyd George dann noch weitere Fragen über den furzen Antwort wird gesagt, daß Deutschland bereit ist, aus Lloyd George Presseberichterstatter deutsch - russischen Vertrag gerichtet. Er erflärte jedoch, er halte ein der Unterkommission für russische Fragen aus aller Länder um 4 Uhr in Palazzo San Giorgio emp- näheres Gingehen auf diese Fragen nicht für zweckmäßig ,, ta der zutreten. fangen würde. 3 wischenfall erledigt sei und wiederholte, daß er nicht Bur festgesetzten Stunde saßen Hunderte von Journalisten behauptet habe, der Vertrag sei ein Attentat auf die Konferenz. In Genua scheint nun also eine Verständigung erzielt im großen Saale des Palais beisammen, in dem Er sei überzeugt davon, daß er nicht mit der Absicht, die Konferenz morden zu sein, die den Fortgang der Konferenz sichert. die Eröffnungssigung am vorigen Montag stattgefunden hatte. zu sprengen, abgeschlossen worden sei. Es sei möglich, daß die Heute früh wird die deutsche Delegation eine Note über- Lloyd George erschien und ergriff sogleich das Wort. Folgen dieses Vertrags eine Störung der Konferenz hätten bereichen, in der zugegeben werden wird, daß Deutschland an Er hielt zuerst eine furze Einleitungsrede, in der er aus- teuten fönnen, doch fönne er nur seine Meinung betonen, daß der Behandlung der Fragen, die zwischen ihm und Rußland führte, daß er seiner Gewohnheit gemäß mit der Presse zu diese Absicht den vertragschließenden Parteien ferngelegen habe. vertraglich geregelt sind, nicht weiter intereffiert fammentommen wollte, um ihr alle gewünschten Auskünfte Auf die Frage, ob die Konferenz von Genua ihre Beschlüsse fei, also auch auf seine Zuziehung zu ihrer Beratung ver- zu erteilen. Er bitte daher, daß man ihm sofort Fragen stelle. selbst ausführen tönne oder ob sie nicht dem Bölkerbund zichte. Es gebe aber auch Fragen, die durch das deutsch - Er fügte hinzu, es seien zwei Kategorien von Leuten nach übertragen würden, erwiderte Lloyd George , die Verwirklichung russische Sonderabkommen nicht geregelt sind, und an diesen Genua gelommen, diejenigen, die den Erfolg der Konferenz der beabsichtigten Aufgaben des Bölterbundes sei nicht möglich, so. bleibe Deutschland weiter interessiert. Die Autoren der gegen aufrichtig wünschen und diejenigen, die ebenso aufrichtig ihren lange Rußland und Deutschland nicht in den Völkerbund das Verhalten Deutschlands gerichteten Protestnote dürften Mißerfolg herbeisehnten. Auf den 3 wischenfall des aufgenommen seien. diese deutsche Erklärung zur Kenntnis nehmen, und damit Vertrages Rapallo übergehend, sagte er dürfte der Zwischenfall erledigt sein. Selbstverständlich ist lächelnd, daß eigentlich die Journalisten darüber beffer inforauch zu erwarten, daß sich die deutsche Delegation gegen den miért fein müßten als er, da er selber auf die Pressenachrichten Borwurf der loyalität zur Wehr sehen wird, doch dürfte angewiesen gewesen sei. Er fügte hinzu und das war dies in einer Form geschehen, die weitere Gegenerklärungen dos mesentlich Neue feiner Darlegungen, weil dies die erste nicht notwendig macht. positive Nachricht über den Stand der Dinge war, daß er fest glaube, der Zwischenfall fönne als erledigt be trachtet werden. Lloyd George fuhr fort, indem er der Hoffnung Ausdrud gab, noch im Laufe des heutigen Tages die Antwort der Ruffen auf das Londoner Memo- fall erfolgten, wie besonders hervorgehoben werden muß. auf Die Ausführungen Llont Georges über den erledigten Zwischenrandum zu erhalten.
Es kommt also weder eine Annullierung des Ruffenver: trages noch feine. Borlegung, in der Konferenz in Frage. Die letztere ist um so weniger zu erwarten, als in Abwesen heit der Deutschen eine Diskuffion des Vertrages nicht möglich ist, sollte sie gewünscht werden, so würde es notwendig werden, die Deutschen doch wieder zuzuziehen. Wie die Grenze gezogen werden wird zwischen den Verhandlungen, an denen die Deutschen teilnehmen, und den anderen, an denen sie nicht teilnehmen sollen und wollen, ist noch nicht ganz klar. Hoffentlich gelingt es, diese Frage so zu regeln, daß meitere Reibungen vermieden werden.
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( Hier wurde der Bericht unseres Korrespondenten unter brochen. Bis in die späten Nachtstunden war eine neue Berbindung nicht herzustellen. Red. d.„ V.".)
Mehrere Anfragen über den Verlauf der deutsch - russischen Berhandlungen beantwortete Lloyd George dahin, ein Eingehen auf diese Frage würde nur zur Berschärfung der Stimmung beitragen, weshalb man nicht auf deren Beantwortung beharren solle.
Zum Schluß fagte er, er rechne ganz bestimmt mit einem Erfolg der Konferenz und glaube, daß ein einträchtiges und verföhnfiches Europa aus ihr hervorgehen werde.
Grund der bisherigen Besprechungen zwischen den deutschen Delegierten und den Delegierten der Großmächte der Entente.. Der deutschen Delegation wird nunmehr Gelegenheit geboten, den endgültigen Tert der Antwort auf die Aeußerungen Lloyd Georges einzustellen.
gangene Fehler gewiffermaßen über die kompetenz der
Wer lebt, kann noch hoffen, und die Konferenz lebt noch. Georges mit den Preſſevertretern nahm folgenden Verlauf: Auf die An ihrer Rettung hat sich der italienische Außenminister Frage, ob es wahr sei, daß Rathenau behauptet habe, Lloyd George Paris , 20. April. ( WTB.) Wie Havas mitteilt, hat MinisterSchanzer besondere Verdienste erworben, indem er stets fei über den deutsch - russischen Vertrag unterrichtet gewesen, erwiderte um fluge und gerechte Vermittlung bestrebt war. Man kann er, Rathenau habe mit ihm davon nicht gesprochen und präsident Poincaré in der heutigen Sitzung des Kabinettsrats nur hoffen, daß fie fich von dem Schlag, der sie getroffen hat, sich ihm gegenüber darüber nicht geäußert. Er habe von der Unter- Bericht über feinen Schrift bei den Reglerungen der allierten Staaten und der Kleinen Entente erstattet. Diesen Regierungen ist ganz erholen und daß sie die Kraft gewinnen wird, die ihrer zeichnung durch niemand anders als durch seine Kollegen erfahren. eine o fe zugegangen, in der sie ersucht werden, sich über eine an noch harrenden großen Aufgaben zu erledigen. Sollte dabei Der Knalleffekt des plötzlichen deutsch - russischen Vertrags- Lloyd George , fie trügen den Wünschen der Alliierten Rechnung. Deutschland zu richtende Aufforderung zu verständigen, daß der abschlusses durch andere Fragen in den Hintergrund des Die Deutschen würden nicht an den Berhandlungen des werden müsse. Poincaré ist der Ansicht, daß diese Maßnahme durch deutsch - russische Vertrag Don Rapallo anulliert Interesses gedrängt werden, so wäre das nur zu begrüßen. politischen Ausschusses über das allgemeine Abkommen Verständigung von Regierung zu Regierung beschlossen werden kann, Man kann die Frage, ob der Zwischenfall überhaupt not mit Rußland teilnehmen. wendig war, immer noch offen lassen, jedenfalls aber scheint Auf die Frage, ob der Vertrag die außerordentliche Spannung da nach seiner Auffaffung der von den deutschen Bertretern bedie Richtigkeit unserer Informationen vorausgesetzt die rechtfertige, die der Zwischenfall hervorgerufen habe, erklärte Lloyd konferenz von Genua hinausgehe. Der Wortlauf der Art, in der er beigelegt wurde, immer noch die denkbar gün- George, er wolle keine bösen Worte gebrauchen, müsse aber fest 2ufforderung an Deutschland soll von der Botschafterfonferenz auf stigste gewesen zu sein. In der Note der Alliierten war ge- stellen, daß die Verhandlungen auf der Basis der Gleichberechtigung Anweisung der allierten Regierungen festgesetzt werden. Falls die jagt worden, daß die Deutschen durch Borwegnahme ihrer erfolgt seien und daß Deutschland auch in der politischen Kommission Annullierung der deutsch - russischen Konvention in Genua nicht zu eigenen Stellungnahme in der russischen Frage ihre Absicht vertreten fei. Er erblicke jedoch in dem Umstand eine unionale erreichen wäre, häffen auf diese Weise die uiierten eine Möglichzu erkennen gegeben hätten, auf eine Erörterung dieser Haftung, daß man hinter dem Rücken der Kollegen ein Sonder feit, jie außerhalb der konferenz zu verlangen. Frage in Gemeinschaft mit den übrigen Konferenzteilnehmern abfommen abgeschloffen habe. Wenn irgendeine andere Delegation, zu verzichten. Ob diese Konsequenz von der deutschen Dele- und selbst die englische, französische oder italienische Delegation, ein gation vorausgesehen wurde, als sie den Russenvertrag unter zeichnete, wissen wir nicht, daß sie bis zu einem gewissen Grade der Logit entspricht, ist nicht zu bestreiten. Denn Deutschland hat mit den Russen seinen Handel bereits abgeschlossen, die anderen wollen den ihren mit ihm erst ab= schließen. Eine gewisse Verminderung des deutschen Interesses an dem weiteren Gang der Berhandlungen mit Rußland , wenn nicht schon ein völliges Desintereffement ergibt sich daraus von selbst.
folches Abkommen hinter dem Rücken getroffen hätte, so fönnte man sich die Kritik vorstellen, die ein solcher Schritt zur Folge hätte. Die energischen Maßnahmen, welche von den Alliierten getroffen worden seien, seien durchaus gerechtfertigt.
Auf die Frage, ob Lloyd George den Eindruck habe, daß die Deutschen und Russen durch den Bertrag die Konferenz sprengen wollten, antwortete der Ministerpräsident verneinend.
Auf die Frage, ob nicht durch den Zwischenfall die Arbeiten der Konferenz verzögert worden seien, erwiderte Lloyd George , es sei keine Zeit dadurch veroren worden. Die Arbeiten der Konferenz hätten sowieso einen Stillstand erfahren, da man die Antwort der Ruffen hätte abwarten müssen.
denten schreibt das„ Journal des Débats ", offensichtlich könne die Zu dieser neuesten Initiative des französischen Ministerpräsi Frage aufgeworfen werden, ob die französische Regierung nicht auf diese Weise eine Parallelaftion zu derjenigen beginne, die gestern Lloyd George im Einvernehmen mit den alliter en Delegationen in dessen der Ansicht zu sein, daß selbst für den Fall, daß in Genua die Genua unternommen, habe. In amtlichen Kreisen scheint man inverlangte Annullierung durchgesezt würde, noch Anlaß gegeben und wirksam sei. Eine einfach obenhin ausgesprochene Formel würte wäre zu einer Prüfung der Frage, ob diese Annullierung aufrichtig in der Tat nicht genügen. Man stehe vor einem ernsten politischen Problem, das politisch behandelt werden müsse
Tendenzmeldungen.
Für die Konferenz dürfte damit der deutsch - russische Vertrag erledigt sein. Außerhalb der Konferenz will Herr Poincaré gegen seine Rechtsgültigkeit einen Prozeß anftrengen, der nicht besonders aussichtsvoll erscheint. Er ist Im übrigen erklärte Lloyd George , daß, wenn man in Genua offenbar mit der Verständigung, die in Genua erreicht wpr- nicht zu einem wahren Friedensschluß gelange, der zu einem voll- hauptung auf, die deutsche Regierung habe etwa 12 000 mann Berlin , 20. April. ( Amtlich.) Pariser Blätter stellen die Beden ist, sehr wenig zufrieden. Für uns kann das nur ein tommenen Wiederaufbau Europas führe, die konferenz als gescheitert Stoßtruppen nach dem Ruhrgebiet abgehen lassen, und Grund mehr sein zu wünschen, daß sie Bestand habe und die zu betrachten sei. Sie werde aber bestimmt mit einem solchen in Oberschlesien fündige sie an, daß sie bereit sei zum WiGrundlage zu neuen Berständigungen bilde, die Frieden enden, und diejenigen, die eine Sprengung der Konferenz ber stand. Diese Nachricht ist in allen Teilen erfunden. Irmehr als bloße notdürftige Kompromisse zur Ueberwindung wünschten, dürften nicht auf ihre Rechnung tommen. entstandener 3wischenfälle" sind. Gelingt es der deutschen gendeine Verschiebung von Teilen der Reichswehr oder von PoliAuf die Frage, welche Leute das seien, erwiderte Lloyd George zeistreitkräften hat nicht stattgefunden. Ebenso unverständlich und Delegation, dieses Ziel zu erreichen, so wird fie nach ihrer wörtlich, das seien Leute, die von Haß und Völkerfeindschaft be- aus der Luft gegriffen ist die Behauptung von einem beabsichtigten Rückkehr daheim einen viel besseren Empfang finden, als er feelt sind". fie in den letzten forgenreichen Tagen zu erwarten schien. Widerstand in Oberschlesien . Die ausländischen Pressemeldungen Auf die Frage, ob es gerechtfertigt sei, taß innerhalb einer von 11 neinigteiten in der deutschen Delegation in Genua find Lloyd George über den Zwischenfall. großen Konferenz private Besprechungen einzelner Staaten und gleichfalls falsch. Die Delegation ist vollkommen einig. Delegationen stattfinden, erklärte Lloyd George , solche BesprechunV. Sch. Genua, 20. April. ( Eigener Drahtbericht.) Im gen feien durchaus notwendig. Auch auf der Washingtoner deutsch russische Militärfonvention. Diese Nach Der Daily Telegraph verbreitete gestern eine Meldung über eine Laufe des heutigen Vormittags wurde die deutsche Antwort- Sonferenz, die einen jo großen Erfolg gehabt habe, hätten Be- richt zeigt wiederum, mit welch groben Mitteln der Stimmungs note nicht überreicht. Dafür fanden Unterredungen zwischen fprechungen einzelner Delegierter untereinander stattgefunden. mache auf der Gegenseite gearbeitet wird. Rathenau und Schanzer. zwischen Schanzer und Lloyd George Solche Besprechungen seien nicht nur gerechtfertigt und nüglich, deutsch - russischen Militärfonvention ist von deutscher amflicher Seite Die Behauptung einer 2nd zwischen Blond George und Barthou statt, die sich offenbar fondern auch durchaus erwünscht. Sobald die russische Frage er- bereits als vollkommen aus der Luft gegriffen bezeichnet auf den Tert der deutschen Antwortnote bezogen. Der ledigt jei, müffe die Frage eines allgemeinen Berzichts auf Angriffe worden.
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