individuellen Auswertung des Menschen, des wertvollsten Betriebsmittcls, über das die Natur verfügt. So erhielt dieser Gedanke seine gewaltige Suggestivkraft, der nur die widerstehen, denen das Problem überhaupt fremd ist. Die angewandte Psychologie hat keine Gegner, denn die große Zahl derjenigen, die mit dem Argument operieren, daß wir früher ohne angewandte Psychologie ausgekommen feien und daß es daher auch in Zukunft ohne sie gehen werde, sind nicht ernst zu nehmen. Ihnen selbst müßte die natürliche Eni- gegnung einfallen, wenn sie wirklich über das Problem nach- gedacht hätten. Eisenbahn, Telegraph und Telephon hat die Menschheit auch nicht entbehrt, solange sie sie nicht besaß, trotzdem aber würde das Volk im Konkurrenzkämpfe der Nationen unterliegen müssen, dem diese oder andere wertvolle Kulturgüter genommen würden. Sofern der Arbeiter der Arbeitswissenschaft mißtrauisch gegenübersteht, tut er dies, weil das berüchtigte Taylorsystem die rein kapita- l i st i s ch e Seite der wissenschaftlichen Betriebsführung kulti- viert hat. Trotzdem muß es zu denken geben, daß sogar die Arbeiter rein kapitalistisch taylorisierter Betriebe wesentliche Zunahmen ihres Arbeitsverdienstes erreicht haben und daß sie sich nach der Arbeit mehr und frischer ihren Lieblingsbeschäfti- gungen hingeben, als Arbeiter anderer Betriebe. Der Arbeiter soll dem für ihn geeigneten Beruf zuge- wiesen werden. Eine genaue körperliche und geistige Unter- suchung muß einen der über 10 000 Kulturberufe als für ihn besonders geeignet und daher auch besonders vorteilhast siir ihn und die Allgemeinheit erscheinen lassen. Aber die Arbeit muß auch dem Menschen angepaßt werden. Die Maschine oder die Anforderungen des Betriebes dürfen nicht mehr als das Feststehende, unabänderlich Gegebene angesehen werden, sondern sie müssen so modifiziert werden, daß die Verrichtung automatisiert werden kann. Die monotone Arbeit ist nämlich das Gegenteil einer Automatisierung. Die monotone Arbeit gibt dem Bewußtsein keinen Inhalt und verlangt trotzdem eine Spannung der Aufmerksamkeit. Anders die Automatisierung: sie schaltet umgekehrt die uner» trägliche Spannung der Aufmerksamkeit aus. Wie beim kompliziertesten natürlichen Akt, beim Gehen oder auch beim Radfahren oder dem Steuern eines Autos müssen die erforder- lichen Betätigungen in der Richtung natürlicher Reaktionen und Reflexe auch im Beruf entwickelt werden. Ueber 30 Betriebe der Metallindustrie arbeiten heute nach wissenschaftlichen Methoden der angewandten Psychologie mit ausnahmslos günstigen Erfolgen. Aber schon stürzen sich ge- wissenlose Existenzen, die eine günstige Konjunktur wittern, auf das Arbeitsgebiet und diskreditieren durch reklamehafte Versprechungen, durch unwissenschaftliche Arbeitsmethoden das so vielversprechende Arbeitsgebiet. Jeder baut sich fein eigenes System, jeder glaubt den allein seligmachenden Rat erteilen zu können, während wieder andere durch mechanische Einpauk- kurse eine fehlende Anlage glauben ersetzen zu können. Nicht Kenntnisse, sondern natürliche Fähigkeiten will die angewandte Psychologie feststellen, nicht dem einzelnen, son- dern ihm und der G e s a m t h e i t soll durch die neue Wissen- schaft geholfen werden. Um einer Entartung vorzubeugen, um eine Sammlung und Wertung aller Methoden zu ermög- lichen, um eine Anregung nach Ergänzung wichtiger For- schungsgebiete geben zu können, um vor allen Dingen eine Be- rückfichtigung wichtiger sozialer Fragen zu garantieren. brauchen wir ein st a a t l i ch e s I n st i t u t, das in engster Fühlung mit den Betrieben und unter Heranziehung er- fahrener Arbeiter, Volkswirtschastler und Gewerbeärzte verhindert, daß sich die praktische Psychologie zu einem Ge- werbe entwickelt, das Selbstzweck wird und dadurch den natür- lich sozialen Charakter der angewandten Psychologie vernichtet. Der aufreibendste Beruf ist der verfehlte Beruf! Die Zahl der Neurotiker, die an ihrem Beruf kranken, ist größer als der Laie glaubt. Darum ist die angewandte Psychologie kein aus- schließliches Mittel zur Hebung des Wohlstandes, sondern diese ist lediglich die angenehme Begleiterscheinung. Im Mittelpunkt dieser Wisienschaft muß die Erreichung i n d i v i» duell geeigneter und für die Gesundheit des einzelnen Arbeiters passender Leistung stehen. Nur dann kann der
�tustisibe Reklame. Ems der wichtigsten Gebiete der Kultur ist zweifelsohne die ?liekl<nne. Bisher aver wurden diesem Kulturgebiet allein die optischen Kräfte nutzbar gemacht. Warum will man die optischen Fähigkeiten des— immerhin!— schwachen Menschen so überlasten und anjpaimen, roa doch soviel andere Kräfte brach liegen, die wegen ung«iiüg«nden Gebrauchs, noch Darwin , mit der Zeit not- wendig verkümmern müssen? Nehmen wir z. B. einen Tropfen aus dem unendlichen Meer der Möglichkeiten— nehmen wir das Gebiet der Akustik. Welcher Zweig der Reklame hat sich bisher die Gehörsnerven des Menschen, die doch gerode so sein und kompliziert ausgebildet find, nutzbar ge- macht? Aber dies soll anders werden, uns, den Lebenden, und denen, die nach uns kommen, zum Stolz und zur Freude. Es haben sich bereits geistig hochstehende Menschen zu einem Bunde zusammen- getan, der—„Adam heißt.(Ausnutzung der akustischen Möglich- keiten.) Der„Adam" wird auf vielen Gebieten Umwälzendes schaffen. In der Straßsntxchn zum Beispiel. Der Schaffner wird künftig nicht mehr trocken die Haltestellen ausrufen. Nein, er wird jede solche Gelegenheit dazu benutzen, die Gehörnerven des Menschen der Kultur nutzbor zu machen. Er wird also z. B. vor einer Haltestelle in dos Wageninnere rufen:„Lysol tut wohl! Zoo!", oder„Bims die Händ' mit Adrabor! Hollesches Tor!",„Am roten Band wird Schlumps erkannt! Savignyplatz!" Die Hochbahn bietet'nicht die- selben Möglichkeiten, da es ja hier an der Stimme des ausrufenden Schaffners mangelt. Und doch hat man auch dafür einen Ausweg gefunden. Das Fräulein am Schalter wird bei Ausgabe jedes Billetts einen solchen Spruch sagen. Wahrscheinlich wird dieser Spruch für jeden Tag— nach Art der Parole— neu ausgegeben werden, so daß mit der Zeit möglichst viele Gebiete der ReName berücksichtigt werden.— Ferner wird das Grammophon, das ja am meisten an die akustischen Fähigkeiten des Menschen appelliert, refor- niicrt werden. Es wird eine Platte etwa so beginnen:„Feuer breitet sich nicht aus, hast du Fixifax im Haus, rrrrrrrrrrrrr wasche mit Kuns, denn viele tuns rrrr, gibt es etwas Feineres als stanzö- fische Parsümerien? rrrr Ja! rrrr New! rrrr Ja! rrrr Nein! Leh- mannsüü Im fernen Laoand, unnahbar Euren Schritten, steht eine Burg, die..." Am Telephon wird dos Fräulein sich künftig etwa so melden: „Mein Kind, ich rate dir gut: Nimm Kliomolzl.'Steinplatz!" Auch Kunst und Wissenschaft sollten auf diesem Gebiet sich nützlich machen. Wie gut könnte z. B. Faust vor dem ersten Monolog an die Rampe treten und sich die Frage vorlegen:„gibt es etwas Feineres als französische Parfümerien???-- usw." Und dann, mit einer entschloslenen Gebärde zum Schreibtisch tretend:.Habe nun— ach!—' Ebenso Können in den Vorlesungen die Dozenten immer- hin einige Minuten daraus verNenden, die studierende Jugend mit den oangbarsten Reklameartikeln vertraut zu machen.— Sie sehen: Beim bloßen Uebersllegen eröffnen sich ungeahnte PerspeKftvast Wie erst, vemz maa sich tiefer damit beschäsügt. «
Arbeiter auch die Arbeit als eine wahrhaft soziale und b e- friedigende Betätigung empfinden. Und die unausbleib- liche Folge muß eine gewaltige Steigerung der Pro- d u k t i o n sein, eine rasche Vermehrung des Volksvermägens, das nicht in Geld, sondern in produktiver Arbeit gemessen wird. Nur die ausschlaggebende Mitarbeit von sozial emp- findenden A e r z t e n garantiert eine Entwicklung der Ar- beitswissenschaft, bei der nicht die größte, sondern die für das Individuum und die Allgemeinheit zuträglich st e Leistung das Ziel ist. Das wertvollste Gut, über das wir verfügen, sind zuftiedene. leistungsfähige und gesunde Menschen, darum ist der Biologe unentbehrlich, wenn es sich um die Einführung wissenschaftlicher Arbeitsmethoden handelt.
Weltarbeiterkongreß. Während der Konferenz in Genua tagt in Rom der Internationale Gewerkschaftskongreß. Die -Vertreter von 24 Millionen gewerkschaftlich organisierter Ar- beiter beraten hier in voller Harmonie und leisten ohne Lärni fruchtbringende Arbeit. Die deutschen Kommunisten freilich haben diesen w a h- ren Weltarbeite rkongreß mit ihrer Verachtung gestraft, und sie fordern jetzt in einem Aufruf die Einberufung eines anderen Weltarbeiterkongresses, der die drei Inter- nationalen vereinigen soll. Sie tun so. als ob von der schleu- nigsten Einberufung dieses Kongresses das Heil der Welt ab- hinge und fordern ihre Anhänger auf, in allen Betrieben und Gewerkschaftsversammlungen kräftig gegen die Führer der 2. Internationale zu hetzen, weil diese den kommunistischen Wünschen nicht schnell genug entgegenkommen. Die vom Exekutivkomitee der 3. Internationole irrtüm- licherweise nach Berlin adressierte Aufsordcrung zur schleu- nigcn Vorbereitung des gewünschten Kongresses ist mittler- welle an den Sitz der 2. Internationale, nach London , ab- gegangen, von wo jedenfalls noch zur rechten Zeit die Ant- wort kommen wird. Einstweilen mächten wir sagen, daß sich die überstürzte Eile der Kommunisten nur aus ihren taktischen Bedürfnisien, nicht aus sachlichen Gründen erklärt. Die deutsche Sozial- demokratie steht dem geforderten Kongreß skeptisch gegen- über, solange nicht die Voraussetzungen für seinen gedeihlichen Verlauf gegeben sind. Nach der imponierenden Einigkeit des Weltarbeiterkongresses von Rom , wäre es kein Gewinn, sondern ein Schaden, wenn etwa ein Tumult- k o n g r e ß inszeniert würde, der den hohnlachenden Kapi- tollsten die politische Zerrissenheit der internationalen Arbeiterschaft vor Augen führte. Daß die Generalprobe in Berlin nicht besonders erfteu- lich verlieft ist noch in aller deutlicher Erinnerung. Roch weniger erfreulich war ibr Nachspiel, bei dem sich gezeigt hat, daß sich die Moskauer Regierung an die Zusicherungen, die Radek und Bucharin hinsichtlich des Prozesses der Sozialisten- Revolutionäre gegeben haben, nicht halten will. Solange die Kommunisten dort, wo sie die Macht haben, gegen die An- bänger der 2. Internationale und der Wiener Arbeitsgemein- schaft ein. blutiges Gewaltregiment führen, und solange sie dort, wo sie um die Macht kämpfen, die großen geschlossenen Organisationen der Arbeit mit allen Mitteln zu zertrümmern bestrebt sind, halten wir von einem Weltarbeiterkongreß, wie ihn die 3. Internationale jetzt fordert, wenig oder gar nichts.
politische Kinüerei in Kassel . Kassel , 25. April. (Gig. Drahtbericht.) Wolffs Telegraphen- Bureau hat der Presse die sensationell klingende Nachricht über- mittelt, sämtliche bürgerlichen Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung zu Kassel , wo Genosse Scheidemann als Oberbürgermeister amtiert, hätten am Montag demonstrativ die Stadtverardnetensitzung verlassen und beschlossen, beim Staatsministerium die Auflösung der Stadtverordnetenversammlung zu beantragen. Die Meldung an sich ist richtig. Der seltsam« Beschluß erfolgte aus folgendem ganz nichtigen Grunde: Die sozialdemokratische Mehrheit will die erledigte Stelle eines besoldeten Stadtrates, -H- Und— in der Tat— es lohnt die Mühe. Ich will keine Propa- ganda machen, aber ich rate Ihnen: Schließen Sie sich dem„Adam" an, fördern Sie feine Interessen! Noch ist unser Gehörsvermögen nicht verkümmert, das. wenn es werter brach liegen wird, umveiger- lich zugrunde gehen muh. Leisten Sie diese wertvolle Kulturarbeit. B.».
Das Schicksal des ersten Berliner Turmhauses. Die Angelegen- heit des Turmhauses am Bahnhof Friedrich st rage, für das vor kurzem ein Wettbewerb ausgeschrieben war, scheint einer Lösung entgegenzugehen, die wenig den Erwartungen der Oeffentlichkeit und der Architektenschast entspricht. Der„Bund der Turmhausfreunde"— Bruno M ö h r i n g, Otto Kohtz und Re- gierungsbaumeisttr Kraffert— hat einen gemeinsamen Entwurf eingereicht, der von dem Vorstand der Turmhausgesellschaft zur An- nähme empfohlen wird. Man hätte erwarten sollen, daß das Er- gebnis des Preisausschreibens, bei dem unter anderen Entwürfe P ö l z i g s und der Brüder L u ck h a r d t prämiiert worden sind, mindestens zu einem engeren Wettbewerb führte, wenn man schon nicht ohne weiteres einen der Preisträger mit der weiteren Bear- beitung der Aufgabe betrauen wollte. Wozu tritt die(Gesellschaft mit einem Wettbewerbe an die Oeffentlichkeit und die Architekten- schaft heran, wenn sie dann doch hinter verschlossenen Schiebetüren sich über das Ergebnis des Ausschreibens hinwegsetzt? Die Frage ist für die Neugestaltung des Stadtzentrums von Berlin zu wichtig, um so ohne weiteres durch unkontrollierbare Instanzen entschieden zu werden. Gedeukbriesmarke der Genua -Konferenz. Die italienische P o st d i r e k t i o n hat beschlossen, eine Gedenkbriefmarke der Genueser Konferenz herauszugeben.— Bermutlich werden die Völker Europas diese Konferenz auch ohne Briefmarke nicht vergessen. Jedenfalls bietet das Projekt eine schöne Aufgabe für begabte und gemütvolle Karikaturisten. Seklenwesen und Antisemitismus in Sowjetruhland. Aus einer dem Berichterstatter des Ost-Expreß vorliegenden Unterredung mit einem Vertreter der Moskauer Geistlichkeit geht hervor, daß die von der Sowjetregierung betriebene Aktion zur Ablieferung der Kirchenschätze die bereits früher fühlbaren Spaltungssymptome innerhalb der russischen Kirche noch verschärft hat. Die Aus- breitung des Sektierertums hat in letzter Zeit be- deutende Fortschritte gemacht, wobei sich der Einfluß evangelisch gesinnter Elemente zeigt. Der Katholizismus dagegen breitet sich nur schwach aus. Die orthodoxe Kirche scheint ernstlich erschüttert zu sein. Die Lehren Tolstois und der eine gemäßigte Kirchenrcfcrm anstrebenden„Temperenzler" finden zahlreiche An- Hänger. In vielen Gegenden und Städten, hauptsächlich jedoch in den Dörfern, wird vbn neuen Sekten große Begeisterung ent- gegengebrocht.— Der Sowjetpresse zufolge machen sich, nach den gemeldeten antisemitischen Ausschreitungen in Smolensk und Mos- kau, unter der Bevölkerung in der.Provinz, im Zusammenhang mit der Enteignung der Kirchenschätze, weitere Anzeichen j u d e n- feiadlicher Etimmuuge« bemerkbar.
die mit der Leitung des Wohlfahrtsamtes verbunden ist, wieder besetzen, die Stell« aber nicht ausschreiben, sondern dem sozialdemokratischen ehrenamtlichen Stadtrat Wittrock übertragen. Dieser leitet das Amt bereits seit Monaten ehren- amtlich zu allseitiger Befriedigung und ist auch im übrigen all- gemein als tüchtig bekannt. Nun schreien die Bürgerlichen über Diktatur der roten Kasseler Mehrheit, über Vergewaltigung der bürgerlichen Minderheit, sozialdemokratische Futtcrkrippenwirtschaft und so fort. Aber das Schreien ist in jeder Hinsicht grundlos. Unsere Kasseler Mehrheit hat nämlich die bürgerlichen Herrschaften so wenig vergewaltigt, daß von den zehn besoldeten Magistratsposten die Sozialdemokratie nur zwei innehat. Erst jetzt, nach dreijährigem Wirken, beansprucht sie einen dritten Posten. Sieben besoldete Stellen überläßt sie immer noch den Bürgerlichen. Daraus und aus dem Umstand, daß die bürgerlichen Parteien gegen die sachlich« Rat- Hausarbeit der Kasseler Sozialdemokraten nicht das Geringste ein- wenden können— noch im vorigen Jahre haben selbst die Deutsch - nationalen den städtischen Etat mit bewilligt— ergibt sich, daß der Auflösungsantrag der Bürgerlichen nur eine politische Kinderei Ist. Die Staatsregierung wird diesen Antrag, den be- zeichnenderweise auch das Zentrum und die Demokraten unterstützten, dahin befördern müssen, wohin er gehört, nämlich in den Papierkorb. Sozialüemokratie unü Groß-�amburg. Das„Hamburger Echo" schreibt, daß sozialdemo- k r a t i s ch e Mitglieder des zum Studium der Groß-Hambur- ger Frage eingesetzten Ausschusses des Preußischen Landtages mit Mitgliedern des Vorstandes der sozialdemo- kratischen Bürgerfraktion Hamburg eine Zusammen- k u n f t gehabt hätten, in der verschiedene Mißverständnisse aufgeklärt seien. Die Kommission sei nicht zum Zwecke der Verhandlung, sondern lediglich zur Besichtigung ins Groß-Hamburger Gebiet entsandt. Die beiden Teile der Zusammenkunft seien mit dem gegenseitigen Versprechen ge- schieden, in Zukunft sich auch über die Behandlung dieser Frage, die keine parteipolitische sei, besser zu verständigen, als es bisher geschehen sei._
Dollarschwankung im großen. In den letzten Tagen hatte die Berliner Börse im Hin- blick auf die K u r s st e i g e r u n g der Mark in New Poxk die Devisenkurse beträchtlich herabgesetzt. Man nahm an, daß die New Parker Finanzkreise über die Möglichkeiten einer internationalen Reparationsanleihe neuerdings günstigere An- schauungen hegten. Das scheint jedoch nicht der Fall zu sein. Es macht sich erneut ein Umschwung am internationalen De- visenmarkte bemerkbar. In Berlin war heute der Dollar den stärk st en Schwankungen ausgesetzt. Er ging im Vormittagsverkehr bis auf 232 zurück und stieg im offiziellen Verkehr an der Börse bis mittag etwa auf 256. Am Effektenmarkte kam im Hinblick auf die veränderte De- visenlage die Wwärtsbewegung ebenfalls zum Stillstand.
Die Spaltung im Arbeiler-Abfiinentenbund. Zu unserer Notiz in der Mitwoch-Abendausgabe erhalten wir eine Zuschrift des Ge- nassen K a tz e n st e i n, in der ausgeführt wird, daß die Darstellung des Bundesvorstandes über die Spaltung im Arbeiter- Abstinentenbund einseitig sei. Es handele sich um eine Reihe der ältesten, in der Alkoholbekämpsung wie in der Arbeiterbewegung erfahrensten Mitglieder— K. nennt u. a. die Genossen W issell, Soll mann, Frau Wegscheider—> die in einen Gegensatz zum jetzigen Bundesvorstand wegen dessen radikal-politifcher Ten- denzen geraten sind. Die Genannten stehen auf dem Standpunkt, daß man auf gemeinnützigem Gebiet auch mit AndersdekikSn- den, also bürgerlichen Abstinenzvereinen zusammenarbeiten kann, während die Bundesleitung jede Zusammenarbeit ablehnt.— Wir haben sachlich gegen das Zusammenarbeiten der verschiedenen ab- stinenten Richtungen gar nichts einzuwenden. Bei den von Katzen- stein genannten Personen besteht auch keine Inkonsequenz zwischen ihrer Haltung im Abstinentenbund und ihrer sonstigen politischen Tätigkeit, während es uns bei Georg Daviosohn natürlich ausfallen mußte, daß er als Abstinent ebenso stritte f ü r ein Zusammengehen mit Bürgerlichen wie als„Freiheit'-Redokteuc strikte dagegen ist.
I Roßlanö. Die Steppe breitet ihre Hungerarme. Mütterchen Erde, nimm die Kinder aufl Die kleinen Leichen türmen sich zuhauf— Dort schon verweste, hier noch lebenswarme. Es krampst das Land sich in ersticktem Harme: Erlöser Tod beschleunigt seinen Lauf— Ein wilder Angstschrei gellt zum Himmel auf, Ob sich die Welt, die grausame, erbarme. Wer sind sie, die am Wegcsrand oerderben? Opfer für dich! Ruhlos für deine Rast, Blutend für jene, so die Zukunft erben. Sie nahmen einer Menschheit Sündenlast Aus ihre schwachen Schultern, und sie sterben. Damit d u wieder eine Heimat hast. Helene Scheu-Riesz .
Entdeckung von Riesenhöhlen mit Tiermnmien. Höhlen in einer Tiefe von 60 Fuß und einer Ausdehnung von vielen KUometern sind in dem Kostergebiet westlich von Prätoria entdeckt worden, wie aus Johannesburg berichtet wird. Die Erforschung ist mit großen Schwierigkeiten verknüpft wegen der vollkommenen Dunkel- heit der Höhlen,' der Gefahr herabstürzender Felsen und dem LZor- handensein von Spalten. Man stieß zufällig auf diese Riesenhöhlen, die in einem unbewohnten Gebiet 40 Kilometer von der Eisenbahn entfernt liegen. Es wurden verschiedene mumifizierte Körper von Tieren entdeckt, und zwar von Tigern, Affen, Antilopen usw. Auf dem Boden liegen große Mengen von Knochen und Feuer st einwerkzeugen. Die Kapelle als Frachtgut. Ein Amerikaner hat die Trümmer der berühmten, aus dem Jahr« 13S0 stammenden Kartäuserklause von Bell-Croix angekauft, die eine Anhöhe in der Nähe des bei A v i g n o n belegenen Städtchens Billeneuve krönt, und gedenkt die Ruine demnächst auf einem Schiff zu verfrachten, um sie nach den Bereinigten Staaten zu überführen. Das kostbarste Stück dieser Kapellenruine besteht aus einem mit reichem Schnitzwerk versehenen Torbogen, der wahrscheinlich das ursprüngliche Eingangs- tor der verfallenen kleinen Kirche geziert hatte. Trotz den energischen Protesten der Einwohner hat der Käufer eine Anzahl Sachverständi- ger nach Billeneuve geschickt, die den Auftrag haben, für ordnungs» v mäßige Aufnahme und Verpackung der Ruine zu sorgen. Zu diesem Zweck wird jeder einzelne Stein photographiert und numeriert. Hunderte von Kisten stehen bereit, um das eigen- artige Frachtgut aufzunehmen.