Nr. 195 39.Jahrgang Ausgabe A nr. 98
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Mittwoch, den 26. April 1922
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nehmen. Die Gedankengänge, die die deutsche Delegation zu ihrer Zurückhaltung bewegen, lassen sich durchaus rechtfertigen. Es wird aber zu erwägen bleiben, ob nicht bald der Augenblic tommen könne, und zwar noch hier in Genua , mo ein offizieller deutscher Schritt bei der En tente zur endlichen Klarstellung der französischen Stellungnahme durch den französischen Imperialismus erfolgen müsse
Eine Erklärung Wirths.
Genua , 25. April. ( Eigener Drahtbericht.) Anläßlich eines Empfanges der deutschen Pressevertreter in Genua gab Reichss fanzler Dr. Wirth folgende Erklärung ab:
politischen
oder
V. Sch. Genua, 25. April. ( Eig. Drahtber.) Die Rede Poincarés hat naturgemäß die Genueser in nicht geringe Auf regung gebracht, während eine Klärung der Atmosphäre der Konferenz sehr notwendig wäre. Von dem Geist von Genua ist nicht mehr viel übrig geblieben. Allerdings hat er eigent lich nur während der ersten Stunden der E.öffnungssigung Mir liegt daran, eine Erklärung in Ihrer Mitte abzugebe Dom 10. April geherrscht. Man muß das bedauern, hat aber Soweit bis jetzt Zeitungsnachrichten zu uns gedrungen sind, ist an die Meinung, daß sich dieser Geist auf das Verhältnis der uns die Frage in Frankreich gerichtet worden: Ist der Vertrag von Rapallo vollständig veröffentlicht worden? Enthält er alliierten Unterhändler überträgt. Eine indirette Antgeheime Bestimmungen? Dient er militärischen oder politischen Be wort von Lloyd George ist heute bereits erfolgt, indem Lloyd Georges Antwort. der Kabinettchef von Lloyd George , Sir Eduard Grigg, vor Genua , 25. April. ( EP.) Im Namen Lloyd Georges gab ftimmungen als Vorwand?" Dazu lautet meine Erklärung: der der englisch - amerikanischen Presse eine Rede hielt, von der fein Brivatsekretär Gir Grigg als Antwort auf die Rede Boin- Bertrag ist vollständig veröffentlicht worden. Er enthält keiner man sagt, daß sie im Auftrage des Premierministers erfolgte. carés der Presse heute abend folgende Erklärung über den eng- militärischen Charakters. Er ist nach unserer AufIei geheime Bestimmungen Es wird sogar versichert, daß Lloyd George die Richtlinien lischen Standpunkt ab. Die von Boincaré gehaltene Rede ist umfassung als Friedensinstrument zu würdigen, und er ist dieser Ausführungen selbst aufgesetzt hätte. so ernster, als sie ohne jedwede vorherige VerständiGrigg wies auf die ernste Situation, die die Rede Poin- gung mit den Alliierten erfolgt ist. Alles, was Boincaré auch der erste wahrhafte Friedensvertrag zwischen zwei Völkern, cares geschaffen habe, hin. Er erinnerte daran, daß be über die Bedeutung eines gemeinsamen Vorgehens der Alliierten die miteinander in blutigem Ringen gestanden haben. Er macht reits bei der Besetzung Frankfurts a. M. der in Europa gesagt hat, findet die herzliche Zustimmung der brifie mit der Bergangenheit zwischen Deutschland und Rußland reinen damalige französische Ministerpräsident und jetzige Präsident schen Regierung. Wir möchten uns vorläufig nur die eine Be- Tisch. Worauf es ankommt, ist, mit dem russischen Boffe in Fries der französischen Republik, Millerand, dem englisch- italieni- merkung gestatten, daß die ohne vorherige Verständigung erfolgte den zu leben und es der Handelswelt zu ermöglichen, im Osten fchen Standpunkt zustimmte, daß Frankreich niemals Erflärung, daß Frankreich mit oder ohne Mitwirkung der Alliierten arbeiten zu können. Wer uns darin nachkommt und nachfolgt, der allein ohne die Alliierten Santtionen er vorgehen werde, eine sehr drollige Art ist, ein gemeinsames ist uns willkommen. Wir können es nur begrüßen, wenn die Wesba greifen fönne. Auf die englische öffentliche Meinung fönne Borgehen zu sichern. In gewiffem Sinne ist die Erklärung Boin- mächte in Genua zu einem ähnlichen Vertrage wie dem von Rapalla die Anfündigung eines felbständigen Vorgehens Frankreichs carés eine Stellungnahme zu einer Haltung Deutschlands , die mit kommen, der friedliche Weg ebnet. nur dahin wirfen, die Situation im allgemeinen und im be der Konferenz von Genua nichts zu tun. hat. Man muß aber der fonderen zwischen Frankreich und England zu verschärfen. Tatsache Rechnung tragen, daß die öffentliche Meinung sehr aufSehr bedeutsam waren die Worte Griggs, daß wenn die fran- geregt über den deutsch - russischen Vertrag ist, was nicht ohne nachzösische Politik durd, dringe, Deutschland und Rußland im mer teilige Rückwirkung auf die Konferenz von Genua bleibt. Die tiefer ins Elend zu stürzen, diese beiden großen franzöfifche öffentliche Meinung scheint überzeugt zu sein, daß der Böller gezwungen sein würden, sich zu einem Freundschafts - deutsch - russische Berirag eine der nachteiligen Folgen der Konferenz Bedingungen zu bestehen. Sie würden ein 48stündiges bunde zu vereinigen. Auf den Russenzwischenfall anspielend, von Genua ist. In Frankreich wird diese Ansicht durch sehr ge- 21timatum für Rußland verlangen, oder die kons Pritisierte Sir Eduard Grigg die Verhandlungsmethode der fährliche Behauptungen gestärkt, die nicht nur in Frankreich , fon- ferenz verlassen. Son jetdelegation, die er als hinterhältig- orientalisch bezeich- dern auch in einem Teile der englischen Presse erschienen sind. Diese Die Abendblätter melden weiter, daß aus Anlaß der Rede nete. Er fügte aber hinzu, daß das russische Volt falschen Behauptungen veranlassen Frankreich zu der An- Poincarés die Möglichkeit, daß sich Frankreich von der zweifellos den Frieben wolle, und daß man zu nahme, daß Großbritannien in Genua eine Verständigungspolitit konferenz zurüdziebe, in Genua und London eifrig ereinem Frieden mit ihm tommen müsse. mit Rußland verfolge, die sich vollständig und ohne Uebereinkunst örtert werde. Wenn dieser Fall eintreten sollte, so würde Lloyd mit der franzöfifchen Delegation gegen die Interessen Frankreichys George nach London zurückkehren und das Parlament.um Untera wende. Von einer Annullierung der Schulden ist nie die Rede ge- stüßung ersuchen. Die Genueser Konferenz würde dann vermutlich wesen; das ist eine Lüge zur Sprengung der Konferenz und zur fortgesetzt werden; es sei aber nicht wahrscheinlich, daß Lloyd George Beunruhigung der franzöfifchen Deffentlichkeit. Der Ministerpräsi- diese Frage durch Neuwahlen entscheiden lassen wolle. dent kann nicht von Genua aus die Verbreitung aller Lügen ver hindern, aber er wird sie bei der ersten Gelegenheit im Barlament widerleg en und die Deffentlichkeit von den Tatsachen unterrichten. Die öffentliche Meinung möge den Nachrichten der Northcliffe- Bresse teinen großen Glauben schenken. Es ist sehr bedauerlich, daß diefe Lügen Frankreich aufregen und die Stimmung der Konferenz vergiften.
Condon, 25. April. ( WTB.) Einer hier verbreifefen Met dung zufolge follen die französischen Delegierten be stimmte Weifung erhalten haben, auf den von Poincaré gestellten
Frankreich und der Friedenspakt. Paris , 25. April. ( BTB.) Temps" stellt in seinen Betrachtun gen über den von Lloyd George geplanten Paft des Nichtangriffs wie er es ausdrüdt, folgende Fragen:
Ist die Sowjetregierung bereit, aus freien Stüden und feierlich zu erklären, daß fie die Grenzen aller russischen Randstaaten einschließlich der rumänischen, die auch Bessarabien ums faffen, als endgültig anerkennt?
Es war zweifellos mit Absicht geschehen, daß Lloyd George nicht selbst auf Boincaré antwortete. Nach seinen furzen Ausführungen am Sonntag und nach der Rede Birkenheads, die eine Antwort im voraus war, hätte eine neue Rede Lloyd Georges zu einer Verschärfung der Situation führen und zu einer Gefährdung der Konferenz, die Lloyd George bekanntlich um jeden Preis zu gutem Ende führen will, beitragen können. Es wird jedoch in englischen Kreisen erzählt, daß er aus seinem erger feinen ehl mache. Und ein angebliches Wort von ihm wird in britischen Kreisen folportiert, das ich mit Vorbehalt wiedergebe, wonach ihm die Rede Poincarés den deutsch russischen Ber= Die Lage ist so heitel, daß die Störung des Vertrauens ernste trag von Rapallo selbstverständlich erschei- Gefahren mit sich bringt. Llont George bemüht sich unermüdlich, nen lasse. Ist es nicht wahr, so ist es gut erfunden, so sagt den Franzosen die Ziele der englischen Rußlandpolitik begreiflich zu Ist die deutsche Regierung bereit, durch ihre Unter ein italienisches Sprichwort. Für die Wahrscheinlichkeit dieses machen; er hofft, daß ihm dies gelingen werde. England ist der Bortes zeugt die Analogie mit den oben erwähnten Aeuße- Ansicht, daß, wenn mit Rußland kein Friede geschlossen wird, oder schrift zu bezeugen und durch Abstimmung des Reichstags rungen Griggs. fein ernsthafter Versuch zu einer wahren Verständigung mit Ruß- beträftigen zu lassen, daß Deutschland aus freien Stücken die durch Deutscherfeits ist feine offizielle Bolemit auf land und Deutschland gemacht wird und wenn man diese Staaten den Versailler Vertrag gezogenen Grenzen als endgültig hinnimmt Poincaré erfolgt. Der Reichsfangler ließ zwar die der Isolierung und dem Elend ausliefert, die beiden Bölfer unver- und daß fie sich freiwillig versagt, je mals irgendeinen Andeutschen Pressevertreter heute abend zu sich bitten, betonte meidlich einander in die Arme getrieben werden und sich in dem spruch auf die Gebiete zu erheben, die durch den Versailler Vertrag aber, daß ihm Zurückhaltung absolut notwendig erschiene. Stampfe gegen den Westen verbrüdern. Das britische Belgien , Dänemart, Frankreich und Polen zurüc Eine Polemit fei im Augenblid unfruchtbar. Dr. Wirth legte Reich weigert fich, eine folche Polifit zu fördern oder zu betreiben. erstattet oder abgetreten wurden? Wenn auf diese beiden Fragen bejahende Antwort erfolgt sel jedoch Wert darauf, eine feierliche Erklärung der Wir haben nicht im geringsten Angst vor einer deutschen oder deutschen Bresse abzugeben, bei der einseitige, in der französi russischen Gefahr, sondern wir sind fest entschlossen, alles zu tun, werde es vielleicht an der Zeit sein, an einen Baft zu denken. Bis schen Preffe gefliffentlich verbreitete Behauptungen über den was in unseren Kräften liegt, um zu verhindern, daß dahin erscheint dem" Temps" jede Vorbereitungsarbeit unnüß und Bertrag von Rapallo zurückgewiesen wurden. Er wies das Europa in ein neues Blutbad gestürzt werde. gefährlich. Märchen der geheimnisvollen Klauseln poli- Aus diesem Grunde gedenken wir des russischen Volkes und wollen tischer oder sogar militärischer Art mit aller Deutlichkeit zurüd wenn irgend möglich mit ihm Frieden halten, welches auch der Deutschlands Recht auf Wirtschaftsfrieden. Genua , 25. April. ( Sonderbericht des Sozialdemokratischen und betonte, daß der Vertrag vollständig veröffentlicht worden Charakter und das System seiner Regierung sei. Das russische Volk sei. Es eristierten feinerlei Bestimmungen politischen oder hat 2½ Jahre lang tapfer für die Sache der Alliierten gefämpft Barlamentsdienstes.) Die Kommissionen setzen ihre Beratungen militärischen Charakters. Der Rangler erklärte mit großem und schwere Opfer für die anderen ertragen. Das russische Volt ist ungehindert fort. In der Unterkommisssion für Wirta Nachdruck, daß der Vertrag von Rapallo als ein Frie für die Borgänge feit der Revolution nicht verantwortlich, im fchaftsfragen verlangte Staatssekretär Hirsch vom Reichs densinstrument anzusehen sei, daß er sogar der erste Gegenteil, am meisten haben jene gelitten, die am längsten gegen wirtschaftsministerium heute, daß unter den allgemeinen Gesichtswahrhaftige Friedensvertrag nach dem blutigen Ringen der das jezige Regime gefämpft haben. England wird gegenüber Ruß punkten für den Wiederaufbau Europas insbesondere die über Welt zwischen zwei Völkern darstelle, da er reinen Tisch zwi- lond aufrichtig eine menschenfreundliche Politik ragende Bedeutung der Lösung des Reparationspro schen den Bölkern mache. Es ist an sich ein trauriges Zeichen verfolgen, wenn seine Regierung die Bedingung der internationalen ble ms erwähnt wird. Der Vorsitzende glaubt, daß diesem Wunsch der Zeit, daß man gegenüber den zum Teil böswilligen, zum Beziehungen annimmt, die für Zivilisierte unerläßlich sind. Die bei der Zusammenstellung der Gesamtbeschlüsse durch eine allgemeine Teil lächerlichen Unterstellungen der französischen und der Haltung der ruffifchen Delegation erschwert ein Abkommen. Wir Einleitung Rechnung getragen werden fann unter der Voraussetzung, Northclifeblätter überhaupt gezwungen ist, in der deutschen wissen genau, wie weit wir gehen können. Gewiß verhandeln die daß im Protokoll die Inaussichtnahme der General- Präambel ausBresse ein Abkommen, wie das von Rapallo , zu rechtfertigen. Ruffen wie orientalische Händler. Der politische Unter- drücklich versprochen wird. Sodann begründete er als im Auftrage Dah der Reichskanzler es abfichtlich unterläkt, gegen Poincaré ausschuß wird nächster Tage über das Verständigungsabkommen des Reichswirtschaftsministers handelnd die am Montag eingereich zu polemisieren, ist an sich verständlich, wenn man bedenkt, wie entscheiden. Die englische Delegation bleibt im Glauben an das Zu ten deutschen Gegenvorschläge. Er bezeichnete als Ur geladen die Athmosphäre in Genua ift. Damit erweist standekommen eines befriedigenden Abkommens fest. sache der gegenwärtigen Verhältnisse das Währungsproblem und die Deutschland feinen aufrichtigen Wunsch, auf der Konferenz Während der Privatsekretär diese Erfiärung verlas, ließ Lloyd 3ersplitterung Europas in eine große Anzahl ſelbſtändibeizutragen, jebe Verschärfung der Situation zu vermeiden. George aus seiner Billa turch einen Botschafter melden, die britische ger Territorien, die wieder eine Zersplitterung der Produktion zur Andererseits merden wir dieser Aufgabe dadurch ent- Delegation wolle nicht ewig der Ungewißheit ausgesezt bleiben. Folge hätte. Die Landesgrenzen zwischen den Ländern Mittel. ledigt, daß die Engländer bereits sehr deutlich den Stand- So sehr sich Llond George der Störung der Konferenzarbeiten von europas , Oft- und Südeuropas sei nach dem Kriege um mehr als punft zum Ausdrud gebracht haben, den wir in der Frage der anderer Seite widersetzt hat, so will er auch nicht dulden, daß di 600 Kilometer verlängert worden. Ungeheure Heere von Be Bulässigkeit eines gesonderten Vorgehens der Alliierten ein Ruffen der Konferenz Hindernisse in den Weg legen. wachungsbeamten und Bände von Berordnungen gehörten natürlich