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Sozialdemokraten, denkt an den 1. Mai!

vor der Uebergabe Gberschlesiens. I Sie Skandalszenen im Staötparlament.

Oppeln . 26. April. (BJIB.) DieOppelner Morgenzeilung vei�breiiet folgenden Ausruf der Znteralliierien Som- Mission ou die Bewohner Oberschlesiens , welcher von General Oe Rond, General Marinis als Berireier Italiens und General hcnnekcr als Vertreter Englands unterzeichnet ist: Die Uebergabe der oberschlesischen Gebiets­teile an Deutschland bzw. Polen in Ausführung des Friedensver­trages von Versailles ist nur noch eine Frage von Tagen. Ansang Mai sollen die Vertreler der deutschen und der polnischen Regierung von der Interalliierten Regierungskommlssion noch Oppeln berusen werden, um die Uebergabe der össenllichcn Verwaltung an die deutschen bzw. polnischen Behörden vorzubereiten. Dieser unge­wöhnliche Zustand rechtfertigt ungewöhnliche Masznahmcn. Keinem Friedensstörer soll Gelegenheit gegeben werden, den össentlichen Frieden zu gefährden. Alle friedliebenden Menschen dieses Landes müssen es sich vorbehalllos und im engen Einvernehmen mit den anderen angelegen sein lassen, alle Ungeduld im Zaume zu halten, unüberlegten Handlungen vorzubeugen und überall und bei jeder Gelegenheit die Sprache der vernunft zu führen. Möge also die Bevölkerung Oberschlesiens Selbstbeherrschung üben, möge sie ihre Ruhe und Würde bewahren, um der Interalliierten Kommission zu ermöglichen, in Ruhe und Frieden ihre Machtbesugnisse auf Deutschland bzw. polen zu übertragen. Die preußische Justiz. Weitere Anklagen im Hauptausschuh des Landtags. Bei der heutigen Fortberatung des Justizetats im Hauptaus- schuß des Preußischen Landtages führte Genosse Dr. Siegfried Nosenfeld das Sündenregister der Justiz weiter. Er charakteri- sierte namentlich dieostelbischeRechtsprechungbei Streitig­keiten zwischen Gutsbesitzern und Landarbeitern. Das Amtsgericht in S ta r g a r d erNärt die Entlassung eines Arbeiters, der Betriebs- rat ist. für gerechtfertigt, weil er dem Gutsbesitzer vorgc-worfen Hot, er behandele seine Leute wie ein Stück Vieh. Der Wohrheits- beweis für diese Behauptung wird als unerheblich abgelehnt. In einem anderen Falle erklärt ein Prenzlauer Gericht die sofortige Entlassung eines Landarbeiters und feine hinausietzung aus der Wohnung damit für begründet, daß der bereits Gekündigte den Gruß des.Arbeitgebers nicht erwidert habe, denn die Gruß- Verweigerung fei ein« Achtungsverletzung gegen den..Dienstherrn". (Leben wir noch in der Zeit der Leibeigenschaft?) Dos gleiche Ge- richt weist die Klage eines anderen Arbeiters wegen seiner sofortigen Entlastung zurück, weil er den Arbeitgeber geschlagen habe. Der Kläger wendet ein, daß der Arbeitgeber ihn zuerst geschlagen und er daher in Notwehr gehandelt habe. Das Gericht erklärt diesen Einwand für unerheblich. Selbst wenn er zuerst ge­schlagen worden sei. habe der Arbeiter sich nicht wehren dürsev. Während dem ländlicben Arbeiter aus der geringsten Verletzung des Salontones ein Strick gedreht wird, bleiben schwere Beleidigungen. die Gutsbesitzer gegen Funktionäre des Landavbeiterverbondes aus- - stcßen, straftlos. So z. B. die Aeußerung eines Gutsbesitzers: Wenn der A r b e i t e r f e t r e t ä r ihn in feiner Wohnung be- suchen wolle, so solle er erst ein ärztliches Attest mitbringen. daß er s e u ch en fr ei sei!" Der Justizminister antwortete nur mit der Bitte, daß man ihm solche Fälle vorher mitteilen möchte. Dem Deutschnationalen Lüdecke waren auch diese Fälle an Zahl zu gering, obwohl die Deutsch - nationalen selber an dem Beschluß, die Redezeit zu beschränken, mil- gewirkt und dadurch die Borbringung des vorhandenen weiteren Materials unmöglich gemacht haben. Der Abgeordnete Lichten- stein(U. Soz.) entrollte dann noch ein erschütterndes Bild der deutschnationalen oberschlesischen Justiz, namentlich bei den Strafkammern Gleiwitz und Beuthen .

Im Rathauswird's schöner mit jedem Tag". Der Auftritt in der gestrigen Stadtverordnetcnsitzung, den unser Bericht im heutigen Morgenblatt schiderte, bedeutet einen neuen Rekord. Daß der Un- abhängige Dr. K o e l i tz den Oberbürgermeister einenLümmel" schimpfte, sucht dieF r e i h e i t" zu entschuldigen. Sie berichtet, der Oberbürgermeister habe die ganze Fraktion der Un- abhängigen beschimpft, indem er diese, mit der Faust aus den Tisch schlagend, alsverantwortungslose Gesellen" be- zeichnete. Darauf habe Dr. Koelitz ihm zugerufen:Und Sie sind ein unverschämter Lümmel!" Oberbürgermeister Böß hat gestern gar nicht das Wort genommen, es soll sich also wohl um«inen Zwischenruf oder um eine am Magistratstisch gefallene Bemerkung handeln. chierzu schreibt dieB o s s i s ch e Z t g.":Nach einer Erklärung, die Dr. Weist und Dr. Koelitz unserem Berichterstatter machten, soll Oberbürgermeister Böß zu einem Magistratstollegen den Ausdruck verantwortungslose Gesellen" gebraucht haben, was von einigen Unabhängigen gehört wurde. Diese gaben die Bemerkung weiter und darauf soll dann der Sturm losgebrochen fein." Hiernach wird Dr. Koelitz für sich geltend machen, daß er in gutem Glauben ge- handelt hat. Auch der Oberbürgermeister selber ist nach Schluß der gestrigen Sitzung vom Berichterstatter derBossischen Ztg." befragt worden. Er be st ritt ganz entschieden, einen Ausdruck wieverantwortungslose Gesellen" gebraucht oder etwas Aehnliches gesagt zu hoben. Stadtkämmerer Karding bestätigte, daß ein solcher Ausdruck vom Oberbürgermeister nicht gefallen sei. Gegenüber dem Stadtverordneten Genossen Dr. L o h m a n n hat der Oberbürgermeister gleichfalls noch am gestrigen Abend in einer Unterredung erklärt, den Ausdruckverantwor- tungslose Gesellen" nicht gebraucht zu haben. Er habe nur wiederholt versichert, daß der Kümmerer recht habe.

Die Sewerkschastsinternationale. Rom . 26. April.(Intel .) Die gestrige Bormittagssitzung wurde mit der Diskussion über den Vorschlag des Bureaus betreffs einer Einigung des Gewerkschaftsbundes mit dem internatio- n a l e n Arbeiterinncnbnnd eröffnet. Gegen diesen Vorschlag erhob sich besonders von selten der deutschen Vertreter Opposition, well diese von einer solchen Bereinigung eine Spaltung des Gewerkschafts- bundes in weibliche und männliche Mitglieder befürchteten. Der englische Delegierte Shaw unterstützte die Ausführungen der deut- schen Delegierten, während Chevenard- Frankreich für den Vor- schlag des Bureaus eintrat. Es wurde dann ein Kompromißvorschlag des Borsitzenden Thomas eingereicht, der verlangte, daß man sich über das Leben des Arbeiterinnenbundes erst genügend Kenntnis verschossen möge und daß bis dahin von einer Bereinigung zwischen den beiden Organisationen Abstand genommen werden solle. Es wurde auf die Notwendigkeit, der Frauenbewegung die größte Aufmerksamkeit zu schenken, hingewiesen, da die ganze Arbeiterbewegung sonst schwer darunter leiden würde, wenn die Frauen abseits ständen. Der Vor- schlag des Bureaus zu einer Einigung zwischen dem Internationalen Arbeiterinnenbunde und dem Gcwerkschaftsbunde soll dessen nächster Konferenz abermals vorgelegt werden. Bis dahin soll sich der Ge- werkschaftsbund darauf beschränken, dem Arbeiterinnenbunde gegen- über eine wohlwollende Haltung einzunehmen. Diesen Erörterungen schloß sich die Diskussion über das Referat Fimmens an. Besonders lebhaft wurde besten Vor- schlag diskutiert, daß sür den Fall eines Krieges alle dem Bunde au- geschlossenen verbände in den Generalstreik treten sollen. S ch ü r ch- Schweiz forderte eine Urabstimmung in allen Metallarbeiter- verbänden, die sich für den Kriegsfall zur Proklamation des General- streiks verpflichten sollen. D i ß m a n n- Deutschland forderte in dieser Frage ein engeres Zusammengehen mit Moskau , indem er darauf hinwies, daß in der Frage der Bekämpfung des Militarismus und des Krieges ein Zusammengehen mit Moskau not- wendig und möglich sei. William- England erklärt, daß die in der Eröffnungssitzung der Konferenz von Genua russtscherseits vorge- ' brachte Erklärung, daß Rußland a b r ü st e n wolle und eine allge- meine Abrüstung vorschlage, die bedeutendste Tatsache der Konfe- renz gewesen sei. Den Beschluß der Sitzung bildeten die Verhandlungen über die Verteilung der Mandate der verschiedenen Länder im Bureau. Gegen den Dorschlag des Bureaus, Deutschland , Oesterreich und der Schweiz zusammen nur ein Mandat zu geben, protestierten die' deutschen Vertreter mit der Begründung, daß Deutschland ollein 8 Millionen organisierter Arbeiter aufzuweisen habe. Es wurde beschlossen, Deutschland ein Mandat und Oesterreich und der Schweiz zusammen ein Mandat zu geben.

Der gemütskranke keil. Zviederverhafiung aus dem Sanatorium heraus. Die Erprestungsaffäre des Herausgebers derDeutschen Roch- richten", Artur Keil, die schon wiederholt die Ocffentlichkeit be- schäftigte, ist in ein neues Stadium getreten. Keil wurde, wie be- richtet, kürzlich wegen Erpressung in zwei Fällen, die getrennt von- einander verhandelt wurden, zu je einem Jahr Gefängnis verurteilt. Wegen der bevorstehenden Niederkunft seiner Frau wurde er bald darauf gegen eine Bürgschaft von 46 600 M. aus der Untersuchung?- hast entlassen. Inzwischen waren aber bei der Staatsanwaltschaft weitere Anzeigen eingegangen, nach denen Keil in der üblichen Art der Rcvolverjournalisten noch eine ganze Reihe von Erpressungen begangen hat. DerHerr Chefredakteur' ging in allen Fällen aus die gleiche Weise- vor. Er setzt« zahlungsfähige Personen davon in Kenntnis, daß er im Besitz von Materiol gegen sie sei und lud sie zu einer Besprechung in seine Redaktion ein. In der Unterredung ließ Keil dann durchblicken, daß er gegen Erhatz irexUnkosten" bereit sei, den Artikel nicht erscheinen zu lassen. Merkwürdigerweise entsprach die Höhe derUnkosten" stets der Vermögenslage der An- gegriffenen. Sehr hoch war sie in einem Falle einer bekannten Opernsängerin, die anonym den Bürstenabzug eines schon gesetzten Artikels zugeschickt bekam, in der Keil von der hohen Warte seiner Sittenstrenge sich über dos Privatleben der Künstlerin moralisch entrüstete. Billiger weg kamen einige Lebe- männer, die Prioatvorstellungen des Lala-Bach-Balletts besucht hatten und deren Namen Keil in seiner Zeitung zu nennen drohte, wenn sie ihm nicht ein Darlehen zur Papierbeschafsung für sein Blatt zahlten. Auf Grund dieser und anderer ähnlicher Fälle er- ließ die Staatsanwaltschaft einen neuen Haftbefehl gegen Keil. Dieser hatte Wind davon bekommen und begab sich in ein bekanntes Sanatorium für Gemütskranke in Eharlottenburg. Der Leiter dieser Heilanstalt, in der der Aufenthalt täglich 366 Mk. kostet, stellte seinem Schützling ein Attest aus, daß erschwer nervenleidend" und hastunfähig sei, ließ es aber zu, daß der Pflegling Rachtcafk-s, die Boxkämpfe und ähnliche Bergnügungs- stätten besuchte. Die Kriminalpolizei zeigte sür diese Art der Nerven- behandlung kein Aerständnis und v erHaft. ete Keil, als ihm wiederum ein Ausgang bewilligt worden war. Diesmal zu einem gemütlichen Kaffeeklatsch in seiner Wohnung. Nunmehr wird sich ein Gerichtsarzt mit dem seltsamen Nervenleidenden und der noch seltsameren Heilmethode des Privatgutachters beschäftigen. Unauf- geklärt ist noch, aus welchen Quellen dem Erpresser neuerdings die Geldmittel geflossen sind, aus denen er den mehrwöchigen Aufent- halt in dem Sanatorium und die Bürgschaft bestritten hat. Es wäre wünschenswert, wenn sich Personen, die hierüber Auskunft geben können, bei der Kriminalpolizei melden würden. Eine weitere Ausdehnung hat die Angelegenheit dadurch er- fahren, daß auch der Schriftsteller Wilhelm Heydrich wegen Erpressungen verhaftet wurde. Er war von Keil für ein klägliches Gehalt als Redakteur angestellt worden, wofür er nicht nur die Berpflichtung hatte, die Zeitung zu redigieren, sondern auch einen in der von Keil neben denNeuesten Nachrichten" heraus- gegebenen Sportzeitung«inen fortlaufend erscheinenden Roman Der Turkönig" zu schreiben, unter dem der Name Artur Keil als Verfasser prangte. Sonntagsrückfahrkarten. Am Sonnabend, den 2S. April, treten die neuen Fahr- preise für Sonntagsrückfahrkarten in Kraft. Bei der Preisfestsetzung fiir den Bereich des Berliner Borortverkehrs sind die ermäßigten Sätze des Tarifs für diesen Berkehr be- rechnet, woraus sich die teilweise geringen Unterschiede der Preise 3. und 4. Klasse erklären. Die vom Stettiner Bahnhof ab gültigen Sonntagsrückfahrkarten werden auch von der Fahrkartenausgabe Ge- sundbrunnen unk die vom Görlitzer Bahnhof ab gültigen auch von der Fahrkartenausgabe Nieder-Schöneweide-Johannisthal ausge- geben. Diese Kart-n gelten zu Fahrten an allen Sonntagen und Festtagen. Diese Sonntagsrückfahrkarten berechtigen zur Fahrt mit allen fahrplanmäßigen Personenzügen mit entsprechenden Wagen- klassen, soweit nicht durch besonderen Schalteraushang einzelne Züge ausgeschlossen sind, sowie zur Benutzung von Stadt, und Vorort- zügen. Bis auf weiteres werden diese Karten schon am Tage vor dem Geltungstage ausgegeben und berechtigen an diesem Tage nachmittags zur Hinfahrt in dem nachstehend angegebenen Umfange:' in der Richtung Kremmen von 1 Uhr ab, Fürstenberg, Chorin und Frcienwalde von 4 Uhr ab, Werneuchen von 4 Uhr ab, Dahmsdorf-Müncheberg von 2 Uhr ab, Lübbenau von 6 Uhr ab und nach Scharmützelsee von 3 Uhr ab. Fahrtunterbrechung ist auf der Hin- und Rückfahrt je einmal gestattet: auch kann die Rückreise von einer Zwischcnstaticn oder, soweit dies auf den Karten vermerkt ist, von einer Station einer anderen Strecke angetreten werden. Der Uebergang in die 2. Klasse ist nicht zulässig. Die Rückfahrt muß aus der Zielstation spätestens um Mitternacht, von Unterwcgsstationen spätestens mit dem Zuge angetreten werden, der die Zielstation um Mitternacht verläßt. Kinder vom voll- endeten 4. bis 16. Jahre genießen die übliche Fahrpreisermäßigung.

Untergrundbahnhof Hallcfches Tor. Zum Bau der Rordsüdbahn wird uns geschrieben: Nach der nunmehr erfolgten Fertigstellung des größten Teiles des Unter» wertes am Hallefchen Tor gehen jetzt auch die Arbeiten an dem neben diesem Werke liegenden Untergrundbahn hos ihrer Vollendung entgegen. Die Eigenart der Verhä misse dieser Bau- stelle brachte es mit sich, daß zunächst die schmierigen Arbeiten an der Unterfahrung des Landwehrtanols und des lieft- liehen Torgebäudes sowie die auf der Ostseite des Belle-Alliance- Platzes liegende Maschinenhalle für dos Unterwerk serliggestellt n er- den mußten, weil alle diese Bauten bedeutend tiefer in der Erde liegen als die Sohle des Untergrundbahnhofes, der nunmehr auch seiner Vollendung entgegengeht. Die verhältnismäßig tiefe Lage des Bahnhofs unter der Straßendecke gestattet die Schaffung eines Bahnhofes unter der Erde, der allen Anforde- rungen des Verkehrs gewachsen ist. Vom Bahnsteig aus gelang! der Reisende über zwei breite Treppen an jedem Bahnsteizend« zii- nächst in die Schalterhalle. Die eine dieser Schalterhallen liegt in der Mitte des breiten Oucrganges am Südend« der Friedrichstraße und erhält seine Beleuchtung am Tage durch ein breites Oberlicht. Von dieser Schalterhalle, an der jetzt gearbeitet wird, führen zwei Treppen aus die Mittelpromenade des Belle-Alliance-Platzes. Die zweite Schalterhalle liegt zwischen den Fundamenten der beiden Torgebäude: von ihr führen zwei Treppen seitlich nach der rechten und linken Kolonode des Halleschen Tores, während ein unter- irdischer Gang direkt in das Treppenhaus der Hochbahn führen wird und einen Umsteigeverkehr zwischen Hoch- und Untergrundbahn ohne Bahnsteigsperre ermöglicht. Mit diesem neue» Untergrundbahnhof gewinnt das Hallesche Tor als Verkehrs- Zentrum des Südwestens erheblich an Bedeutung. Die Bauarbeiten werden voraussichtlich noch vor Juni beendet fein, so daß sich an sie der Innenausbau unmittelbar anschließen kann. _ i_ Ein Mufikeropfertag. Ein Opfertag der Musiker zur Beschaffung von Mitteln für eine fach- und fachgemäße Heranbildung des Musikcrnachwuchses soll in Berlin veranstaltet werden. Es gilt der Umgestaltung des Musiklehrwesens überhaupt. An Stelle der bisherigen Aus- bildung in Musikgewcrbcbetriebcn soll die schulgemäße Ausbildung treten. Die jungen Leute, welche sich der Musik widmen wollen, sollen dieses Ziel ohne gleichzeitige Besorgung jedweder häuslichen Arbeit für ihren Lehrherrn und ohne andauernd gewerbliche Nacht- arbeit erreichen können Die hierzu nötigen Geldmittel will die Musikerschaft selbst aufbringen� Durch ganz Deutschland geht die Parole:Die Kunst für die Kunst. Ein Opfertag der Musiker für den Musikernochwuchs," Auch die Berliner Musikerschaft hat sich diese Parole zu eigen gemocht. Sie tritt für den Musikertag mit folgenden Veranstaltungen auf den Plan: I. Sonnabend, den 29. April, vor- mittags Uhr, in der Stoatsoper Sonderkonzert der Staats- kapelle unter Leitung von Wilhelm Furtwär.gler. 2. Am gleichen Tage, abeyds UZe Uhr, ein Nachtfest unter Mitwirkung der nam- l, öftesten Künstler und Künstlerinnen im Kinopalast Alhambra am Kursürstendamm. 3. Sonntag, den 36. April, vormittags 11�> Uhr, im Ufa-Palast am Zoo Matinee des Ufa-Sinfonie-Orchestsrs unter Mitwirkung hervorragender Solisten. Dirigent: Hermann Scherchen . Weiter findet am Dienstag, den 2. Mai, in sämtlichen Gaststätten Groß-Berlins der Opfertag der Ensemblemustker statt. Auch hier sollen in allen Fällen besondere künstlerische Leistungen geboten werden. In Aussicht steht schließlich noch ein Sonderkonzert des Deutschen Opernhaus-Orchesters. An die Arbeitereltcrn Neuköllns! Von den Bereinigten Elternbeiräten der weit- lichen Schulen Neukölln» kommt folgende Mahnung: Gegen den Schul streik der deutschnationalen Christen ist Streikbruch Ehrenpflicht. Schickt Eure Kinder in die bestreikten Schulen, denn alle Lehrpersonen stehen zu Diensten. Für unbe- hinderten Zutritt der Kinder ist Sorge getragen. Wer mit dem Treiben derChristen" nicht einverstanden ist, melde sein Kind so- fort um in eine weltliche Schule."

Erwcrbslosenunterstützung auch an Dänen. Der Reichsarbeitsminister hat neuerdings bestimmt, daß d ä n i- sehen Staatsangehörigen, die in Deutschland erwerbslos werden, die Enverbslissenfürsorge gewährt werden kann, wenn sie seit dem 1. Juli 1919 im Deutschen Reich wohnen und im übrigen die Bor- aussetzunzzen für die Gewährung der Erwerbslosenunterstützung ge- geben sind, Dänemark läßt erwerbslosen deutschen Reichsangehöri- gen die gleiche Fürsorge angedeilien. Dagegen sind lettländische Staatsangehörige in Deutschland mangels Gegenseitigkeit von der Erwerbsloscitfürsorge ausgeschlossen,

Fiir Schwerhörige und Eriaubte. In der 1. Universitäts -Ohren-. Hals- und Nasenklinik, Luisenstraße 12, beginnen neue Kurs« im Absehen der Sprache und zur Sprocherhaltung für Schwerhörige und Eriaubte unter fachärztlicher Leitung. Hierbei werden tzum ersten Male die mit Beihilf« des Reichsarbeitsministeriums durch die Kulturabteilung der Ufa hergestellten Sprachausnahmen vorge- führt und fiir die Uebungen verwertet, Meldungen(auch von gehör- geschädigten Kriegsteilnehmern) werden Eingang 3 bei Professor Dr. Flatau Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag 121 Uhr entgegengenommen. Im Bersiner Aquarium sind jetzt zwei noch nie hier gezeigte Schmuckhornfrösche aus dem nördlichen ArgentiniM, die zu den auffallendsten und buntesten Froscharten, die es gibt, gehören, in zwei kleinen Sumpfterrarien(Nr. 12 und Nr. 13) gegenüber der Zierfischabteilung ausgestellt. Sie sind nahe Verwandte der viel größeren gewöhnlichen brasilianischen Hornfrösche, von denen dos Aquarium zpzei Stück nun schon acht Jahre lang in dem großen, mit Pandanus bepflanzten Terrarium Nr, 25 besitzt, wo sie meist in dem Torfboden eingewühlt sind, daß nur die Schnauze heraussieht. Diese mächtigen Tiere leben namentlich von Mäusen und Fröschen. Stellenvermittlung des Bundes der Ausländsdeutschen. Der Bund der Auslandsdeutschen, E. V.. Berlin C. 2, Klosterstraße 75, hat den zentralen Sitz seiner Stellenvermittlung von Leipzig nach Berlin verlegt. Es wird daher gebeten, in Zukunft alle Ge- suche und Angebote von Stellen an die Abteilung Stellenvermittlung des Bundes zu leiten.Es wird besonders darauf aufmerksam ge- macht, daß die Ausländsdeutschen wegen ihrer Sprach- und hervor- ragenden kaufmännischen Kenntnisse sich ganz besonders fiir Stellen im In- und Ausland« eignen." Interessenten erhalten jederzeit Auskunft._ Wetter für morgen. Berlin und Umgegend. Ziemlich kühl und veränderlich, über- wiegend bewöltt, mit wiederholten Regcnfällen und frischen südwestlichen Winden. Eine Kirche durch Blitzschlag zersiött. In Morsbach (Rhein- Provinz ) wurde gestern bei einem schweren Gewitter die altchr- würdige katholische Kirche durch einen Blitzschlag v o l l st ä n d i g z e r st ö r t. Der angerichtete Schaden wird auf über eine Million Mark geschätzt.