gen Löhne, gefährden sie aber vor allem auch die Erhol» t ii ii g der städtischen Werke in eigener Negie. Der mangelnde Ausgleich im städtischen Haushalt, die unzureichende Rentabilität der städtischen Betriebe, die durch die Ablehnung aller Tarife herbeigeführt wird, sind natürlich Wasser aus die Mühlen derjenigen, die seit Jahr und Tag daran arbeiten, unsere kommunalen Werke in die Hände des Privat- k a p i t a l s und der privaten Ausbeutung hinüber- zuspielen. Wir zweifeln keinen'Augenblick daran, daß die werktätige Bevölkerung Groß-Berlins das Irrsinnige einer solchen Politik erkennt, daß sie, vor dieselbe klare Entscheidung gestellt, vor der das Stadtparlament steht: Er- höhung der Tarife oder Verkauf der Betriebe an das Privat- kapital? das ganz gewiß harte Opfer der persönlichen Belastung um des höheren Z w e ck e s willen auf sich nehmen wird, daß sie der unabhängig-kommunistisch-deutsch - nationalen Katastrophenpolitik eine klare und unzweideutige Absage erteilen wird. Unsere Partei darf das Verdienst für sich in Anspruch nehmen, daß sie diese Sachlage klar erkannt und darauf- hin die einzig mögliche Entscheidung gefällt hat, daß sie nicht nur durch schöne Reden ihre Arbeiterfreundlichkeit bewiesen hat, sondern daß sie den leider nun gescheiterten Versuch unternommen hat, praktische Arbeiterpolitik zu treiben durch eine Zusammenfassung aller der Parteien, denen nichts an einem Chaos in Berlin gelegen ist. Sie wird diese Politik auch jetzt in zwölfter Stunde trotz der Enttäuschung des Donnerstags weiterbetreiben, und sie hat soviel V e r- t lauen in die politische Einsicht der städtischen Arbeiterschaft wie der gesamten werktätigen Bevölkerung Eroß-Verlins, daß sie einer solchen Politik Verständnis ent- gegenbringt, daß sie zu unterscheiden weiß zwischen schein- barer und zwischen wirklicher Arbeiterpolitik.
Kommunale Rechtsbolfchewisten. As Chemnitz wird uns geschrieben: Die Rechtsparteien regen sich immer über die Schuldemvirtschaft auf, die Reich, Staaten und Gemeinden treiben, und sehnen sich nach „geordneten Zuständen". Wie wenig ernst ihnen dies Verlangen nach einer guten Finanzpolitik ist, haben sie vor einigen Tagen in Chemnitz bei der Beratung des Haushaltplans durch Rat und Stadtverordnete gezeigt. Der Haushaltsausschuß hatte in vielen und langwierigen Sitzungen fieberhaft gearbeitet. Mit den ver- schiedenstcn Acmtern hatte man unterhandelt. Schließlich war es gelungen, den Haushaltplan so aufzustellen, daß sich Ausgaben und Einnahmen die Wage halten. Zurzeit ist Chemnitz außer Kassel die einzige deutsche Großstadt, die den Haushaltplan fürs neue Rechnungsjahr ohne Fehlbetrag abgeschlossen hat. Hierüber hätten die Stadtverordneten, die der Deutschnationalen und der Deutschen Lolkspartei angehören, ihre helle Freude haben können. Das war jedoch nicht der Fall. Ihre Sprecher wandten sich zunächst gegen zwei Ansätze für die Ge m e i n s ch a f t s s ch u l e und gegen den Posten von 500 000 M., der zur unentgeltlichen Lieferung der Schreibe- und Rechenbücher an sämtliche Bolksschüler eingesetzt war. Dann beeurtvagten sie, die 20 Millionen Mark zu streichen, welche die vor eviigcr Zeit beschlossene sogenannten soziale Abgabe einbringen MI.(Jeder Unternehmer hat 1 Proz. von der Summe, die er für Löhne und Gehälter ausgibt, als städtische Steuer zu bezahlen.) Da- durch, daß die Vertreter der Rechtsparteien gegen diese 20 Millionen stimmten, zeigten sie zunächst, wie wenig ihnen an einer Balanzie- ining des.Haushaltplanes und an geordneter Finanzwirtschaft gelegen ist. wenn ihr Geldbeutel einmal etwas geschröpft wird. Aber es kam noch bester! Als die Anträge der Rechtsparteien von den Sozialdemokraten, den Kommunisten und den Demokraten abgelehnt worden waren, verlas der Vorsitzende der deutsch - nationalen Stadtverordnetenfraktion eine Erklärung, daß seine 'Parteigenosten nunmehr gegen den ganzen Etat stimmen würden. Die gleiche Erklärung gab der Sprecher der Deutschen V o l k s p a r t e i ab. Dabei rechnet« die Recht« auf Unterstützung von der äußersten Linken. Es waren nämlich auch einige kommu- nistischen Anträge abgelehnt worden: und die Kommunisten pflegen
Steglitzer Schloßparktheater. .Balduins Hochzeit" von Wilhelm Krag. Dos Stückchen des norwegischen Derfasters zeigt in einer ganzen Reihe von Szenen eigene, vom konventionellen Theaterhandwcrk wohltuend abweichende Physiognomie. In der derb naturalistischen Komik, mit der im ersten und im zweiten Akte das Verhältnis der beiden einstigen Seemannsvogabunden geschildert wird, steckt eine gute Dosis wirklichen Humors, der liebevoll den wunderlichen Zick- znckwegen menschlicher Narrheit nachgeht, gutmütig lachend inmitten arg moralischer Verkommenheit noch immer Züge freundlich drolliger Naivität aufspürt. Einer der beiden Schnapsgesellen, Simon Sörensen, ist nach reich, wenn auch nicht eben rühmlich bewegtem Leber in den Hofen einer kleinbürgerlich behäbigen Ehe eingelaufen und wird von seiner besteren Hälfte, die gleichfalls manches auf dem .Kerbholz hat, obendrein ob seiner Vornehmheit und Feinheit noch besonders angestaunt. Die guten Kleider, die er auf dem Leib trägt, das saubere Stübchen mit dem Ausblick auf den Hafen, die stets gefüllte Flasche, in fest verschlossener Truhe wohl verborgen, verleihen ihm das Bewußtsein ur angreifbarer Respektabilität. Aus K«rle in Lumpen, wie er selber einer war, schaut er mit voller Verachtung herab. So will er auch den Stromer Balduin, der bei ihm vor- spricht, sofort entrüstet vor die Tür setzen, bis er in dem Fremden leinen einstigen Mittumpanen entdeckt. Diverse Schnäpse bei der Feier dieses Wiedersehens erwärmen in ihm mehr und mehr die entschlafenen kameradschaftlichen Gefühle. Immer zum Komman- dieren aufgelegt, kommt ihm die Idee, an diesem passiven, einfältig dummen Burschen die Erzieherrolle zu übernehmen, ihn vermöge einer heiratslustigen Witwe gewaltsam auf die gleiche Höhe der Ge- sittung, die er selbst erklomm, zu befördern. Welch' vergnügliche Aussicht, wenn der ihn dann als Nachbar auf seinen kleinen Extra- touren. die er sich im Geheimen immer noch erlaubt, wird begleiten können! Die Kur, die er dem armen Balduin im Grunde ganz gegen dessen Willen anaedeihen läßt, ist in dem Stückchen höchst ulkig aus- gemalt Die Pointen, durch die vorzügliche Darstellung der Herren Drescher und D i t» r i ch wirksamst unterstützt, riefen stürmisch« Heiterkeil hervor. Insbesondere D i t t r i ch s phlegmatischer, unter den ungewohnten neuen Pilichten seufzender Balduin war von un- widerstehlicher und überzeugend echter Komik. Schade, daß nach so vcrhcißunasvollen originellen Ansätzen dann die Erfindungskraft versagt! Zu einer über das Detail des Zuständlicher. hinausgehenden Entwicklung, die mit einem organisch motivierten und zugleich über- rascher.den Komödientrumpfe abschließt, hat es nicht gereicht. Bei d-r Verlobung und bei dem Hochzeitsfest des neuen Bärchens greift firc-g zum Nötbehelfe verlegener, ganz äußerlicher Possentricks— Die Aufführung selber verdiente alles Lob. Auch die beiden Frauensiguren kamen im Spiele Rosa Wohl- g e m u t h s und Gertrud L o e w e s lebendig amüsant heraus. Die Milicufärbung wurde durch das hübsche Zimmerchen im See- mannsstil stimmungsvoll ergänzt. Conrad Schmidt.
in solchen Fällen, wo sie in Einzelheiten ihren Willen nicht durchsetzen können, ebenfalls das Ganze abzulehnen. Mit den acht Kommunisten zusammen hätten die Vertreter der Deutschnationalen und der Deut- scheu Volkspartei im Stadtverordnetcnkollegium die Mehrheit gehabt. Aber die Kommunisten taten der Rechten diesen Gefallen nicht. Sie stimmten dem Haushaltplan zu, der damit gegen 23 Stimmen an- genommen wurde. Das löste stürmischen Beifall und ziemliche Heiter- keit aus. Die Vertreter der R e ch t s p a r t c i c n in der Chemnitzer Stadt- verordnetenverfammlung aber haben damit bewiesen, daß sie b o l- schewistischer als die Kommuni st en fein können, wenn es an ihren Geldbeutel geht!
„deutsche Justiz/ Zu einer Massenkundgebung gegen die sich häufenden unver- ständlichen und aufreizenden Urteile der deutschen Strafjustiz kam es am Donnerstag abend anläßlich einer von der Deutschen Liga für Menschenrechte in der Neuen Welt in der Hascnheide veranstalteten Protestversammlung, die den über S000 Personen fassenden Ricsen- saal bis auf den letzten Platz füllte. Die Versammlung bekam dadurch eine besondere Note, daß von den fünf Rednern vier Juristen, also gewiß die sachkundigsten Beurteiler der vorhande- neu Mißstände waren. Von den einzelnen Rednern wurden die bemerkenswertesten Fälle von Fehlurteilen der letzten Jahre, die zu der im Volke herrschenden Empörung geführt haben und zum Teil aus den Zeitungen bekannt waren, noch einmal der Oeffentlich- keit vorgetragen. Unter den Anwesenden bemerkte man sehr viele mittlere und untere Justizbeamte. In seinen einleitenden Worten wies Hellmut von Ger - lach auf die Tatsache hin, daß die Französische Liga für M e n s ch e n r e cht e, die Vereinigung aufrichtigster und ehrlichster französischer Friedensfreunde, heute bereits über 100000 Mit- g l i e d e r zähle. Der Redner lehnte auch die Vorwürfe ab, die man dem Reichsjustizminister über die deutschen Justizverhältnisse mach«. Die eigentlichen Gegner aller durchgreifenden Reformen feien die Gehcimräte, die aus. der alten Zeit übernommen werden mußten. Wir haben zwar eine Republik , aber außer den Arbeitern sehr wenig Republikaner.(Beifall.) Als erster Redner sprach Kammergerichtsrat F r e y m u t h und erörterte die Gründe des im Volke vorhandenen Miß- trauens gegen die gelehrten Richter. Die Unabhängig- keit der Rechtspflege wird keineswegs durch ihre Kritik gefährdet und die Richterorganisation sollte sich solcher Kritik gegenüber nicht aufs hohe Pferd fetzen. Die Richter von heute sind noch die des alten Systems, die beherrscht waren von den drei Gesichtspunkten: Der Einstellung gegen die Sozialdemokratie, von der Kriegspsychose und des Obrigkeitsrichters. Be- schämend sei, oaß in der Kriegspsychose Rechtsgelehrte von Wellruf, wie Professor Zietelmann-Bonn und Professor Gierke, Gedanken verbreitet haben, die dem wahren Rechtsgesühl Hohn sprechen. Als ein Mittel zur Besserung der Zustände von heute be- zeichnete der Redner nicht die Wahl der Richter, sondern die ver« mehrte Heranziehung des Laienelements nach ge- rechten Grundsätzen. Als zweiter Redner sprach Jgnaz W r o b e l, der in äußerst spitzer und scharfer Weise den„Betrieb in der Iustizfabrik Moabit" glossierte. Er schloß seine Ausführungen mit dem Bekenntnis, daß es mit dem Vertrauen des beut- scheu Volkes in eine unpolitische Justiz ein für allemal vorbei sei. Die Bevölkerung habe die Ueberzeugung aewonnen, daß die politischen Urteile der letzten Zeit gar keine Justiz mehr seien, sondern Rache und Vergeltung für den S. November. Dr. Gumbel, der Verfasser der auch häufig im Parlament zitierten Schrift„Zwei Jahre Mord", erläuterte an einer graphisch dargestellten furchtbaren Statistik die Fülle politischer Mord«, die seit 1918 von Reaktiv- nären gegen Republikaner begangen worden sind, ohne ihre Sühn« durch unsere Justiz zu finden. Als letzter Redner sprach Genosse Kuttner, M. d. L. Er brachte zunächst folgendes von dem Reichsjustizminister Genossen Dr. R a d b r u ch an ihn gerichtetes Schreiben zur Verlesung: „Werter Hienosse Kuttnerl Es ist Ihnen bekannt, warum ich der heutigen Versammlung fernbleibe. Seien Sie bitte trotzdem über- zeugt, daß ich ihr große Bedeutung beimesse und ihren Ergebnissen ernste Beachtung schenken werde. Ich teile mit Ihnen die tiefe Sorge um unsere Rechtspflege, die durch leider nicht nur vereinzelte Fehlgriffe in politischen Prozesien in Gefahr ist, immer mehr Boden im Volte zu verlieren. Aber ich weiß Sie auch darin mit mir einig, daß Sie die Beurteilung, die für zahlreiche politische Prozesse gelten mag, nicht über dieses zwar
Werkbund-Ausstellung in Nordamerika . In Newark , der Haupt- stadt des Staates New Jersey , ist in der vorigen Woche eine von vielen Mitgliedern desDeutschenWerkbundes beschickte Ausstellung eröffnet worden, die sich Ende Mai auf die Wanderschaft durch Amerika begeben wird, um im Spätherbst in New Port die letzte Station zu machen. Von der Washingtoner Regierung aus ist versprochen worden, dem Unternehmen so viel wie möglich zu Helsen . Der Eindruck der Beranstaltung wird, wie wir der Seemannschen „Kunstchronik" entnehmen, im großen und ganzen als sehr günstig bezeichnet. Der Katalog enthält 1100 Nummern, von denen man allerdings vielleicht 100 bis 150 missen könnte. Das deutsche Buch- g e w e r b e ist die vollständigste Abteilung und wird sicher Eindruck machen, denn Leistungen, wie sie dort gezeigt werden, gehören zur- zeit noch in Amerika zu den Unmöglichkeiten. Auch die Puppen- schau ist recht vollständig und kann wohl nicht übertroffen werden, auch nicht von anderen europäischen Ländern, von Amerika zu schweigen. Bon der Veranstaltung ist ein zweifacher Nutzen zu er- warten: sie wird dem deutschen Kunstgewerbe ein neues Betütigungs- feld erschließen und der Befestigung der deutsch -amerikanischen Be- Ziehungen dienlich sein. Ernst Toller über„prolekarische Kunst". Ernst Toller hat soeben eine dreiaktige proletarische Tragödie„Die Hinkemanns" be- endet. Dem Buch ist diese„Anmerkung zur proletarischen Kunst" vorgesetzt:„Auch die proletarische Kunst ist im Tiefsten ollumfassend — wie das Leben, wie der Tod. Es gibt eine proletarische Kunst nur insofern/ als für den Gestaltenden die Mannigfaltigkeiten prole- tarischen Seelenlebens Wege zur Formung des Ewig-Mensch- lichen sind." Heilung durch den Film. In Neath in Wales wohnte ein Kriegs- teilnehmcr, der infolge eines im Felde erlittenen Ncrvenchoks die Sprache verloren.hatte, einer Kinovorstellung bei, bei der ein Stück aus Wild-West vorgeführt wurde. Der Mann regte sich dabei so sehr auf, daß er aus dem Theater geführt werden mußte. Im Freien angelangt, fiel er in Ohnmacht. Als er wieder zum Bewußt- fein kam, hatte er die Sprache wiederaefunden.— Ein sehr merkwürdiger Fall. Sonst pflegen sich am Kino nur die beteiligten Unter- nehmer und Schauspieler gcsund zu machen. „Glühwürmchenbeleuchkung." Professor Newton Haroey von der amerikanischen Princeton -Univerjiiät will nacki eingehenden Studien über die Lichtquelle der Leuchtkäfer, Parasiten, Krusten- tierchen und anderer Olganismcn ein Verfahren entdeckt haben, das ihm gestattet, diese Quelle zur Erzeugung eines dauernd brennen- den, kalten Lichts zu benutzen. Die lichtentwickelnde Substanz wird zu dem Zweck in Wosscr aufgelöst und in eine Flasche gefüllt. Sie erscheint in einem dunklen Raum wie Wasser, das mit blauer Flamme brennt. Man kann bei diesem Licht bequem lesen. Der Leuchtstoff, der glüht, ohne Hitze zu entwickeln, stammt von einem Krustentier von der Größe einer Fliege, das aus Japan kommt. Der Stoff unterscheidet sich in nichts von dem, der den Glühwurm und die Feuerfliege auszeichnet, der foulendes Holz zum Glühen brinot und Fleisch, dns lange Zeit im Kühlrcum aufbewahrt wurde, phosphorcs- zieren läßt. Der Stoff wird„Lucifcrin" genannt. Das von seinem Stammorganismwa loegelöste„Luciferin" verliert seine Leuchtkraft.
wichtige, aber doch verhältnismäßige schmale Gebiet hinaus verall- gemeinernd auf das ganze breite Feld unserer Straf- und Zivilrechts- pflege, auf die pflichtgetreue, rechtschaffende Arbeit deutscher Richter erstrecken werden." Kuttner beleuchtete im Anschluß hieran die politischen Tendenz- urteile und stellte fest, daß sich die Richter in der Mehrheit immer noch als Hüter des alten Obrigkeitsftaatcs fühlten. In dem anderer- seits bestehenden Republikanischen Richterbund haben die von dem Geist der neuen Zeit erfaßten Richter ihre Organisation gefunden. Mit starken und eindrucksvollen Worten wies Genosse Kuttner schließlich daraus hin, daß es nicht allein auf die Justiz und die Richter, sondern auch auf das Volk ankomme. Di« Ge- famtheit müsse sich zum Anwalt der Bedrückten machen. Einige sich wie Betrunkene gebärdende Krakeeler versuchten die Ausführungen des Genossen Kuttner zu stören, doch bewies der starke Schlußbeifall, daß die Versammlung sich seinen maßvollen und sachlichen Aus- führungen anschloß. Nach Beendigung der Reden wurde einstimmig eine Ent- schließung angenommen, die den Reichsjustizminister ersucht, seine ganze Kraft für die schleunig« Beseitigung der in Bayern herrschenden politischen Ausnahmezu- stände gegen die linksgerichteten politischen Gefangenen einzusetzen. Der sehr reichliche Reinertrag dcr Bersnmmlung geht an die Nieder- schönefelder Gefangenen. Eine Tellersammlung ergab 1541 M.
Lügen ües alten Regimes. Neue diplomatische Dokumente im Eisner-Prozeft. München . 27. April. (Eigener Drahtbericht.) Der Prozeß um die„Schuld lüge", wie sie die Münchener Rechtsprechung genannt hat, die Beleidigungsklage Fechenbach gegen Coßmann, hat die Drahtzieher der Mllnchener alldeutschen Propaganda neuerdings schwer belastet. Die Vernehmung des Legationsrats v. Chapius von der Bayerischen Gesandtschaft in Berlin gestaltete sich zu einer völ- ligcn Entlastung Kurt Eisners von der ihm unterstellten Fälschung des Lerchenfeldschen— richtiger Schönschen— Berichtes. Eisner war bei seiner Anwesenheit in Berlin ehrlich erstaunt, als er erfuhr, daß der Bericht nicht von Lerchenfckd, sondern vom Freiherrn von Schoen stammt. Uebrigens ergab der heutige Verhandlungstag, daß es in dcr wilhelminischen Diplomatie üblich war, sich eine„doppelte Buch- führung" zu gestatten, d. h. neben dem amtlichen Berich: private Insormationen weiterzugeben. Einen derartigen Bericht ließ der Vertreter des Privatklägers heut« verlesen, um den Beweis zu er- bringen, daß der bayerische Gesandte in Berlin dem bayerischen Ministerpräsidenten klar die Anweisung erteilt hat. wie man im höheren Interesse zu lügen habe. Die bayerische Regierung ist dieser Anweisung, wie ein Artikel der„Staatszeitung " beweist. prompt gefolgt. Es handelt sich um ein Schreiben des bayc- rischen Gesandten Grasen Lerchenfeld an den Ministerpräsidenten in privater Form, ohne Aktenzeichen und Nummer, vom 9. Dezember 1914. Der wesentlichste Inhalt ist folgender: Das französische Gelb- buch erwähne eine Unterredung zwischen Hertling und dem stanzö- fischen Geschäftsträger. Nach dem„Matin" hätte Hertling zu dem Geschäftsträger gesagt, daß ihm das österreichische Ultimatum bekannt sei, das Auswärtig« Amt habe aber allen Staaten gegenüber daran festgehalten, daß das österreichische Ultimatum vor seiner Ucberreichung nicht bekannt gewesen sei. Run sei dem bayerischen Gesandten aus den Akten bekannt, daß Graf Hertling durch den Bericht des französischen Geschäftsträgers hierüber unterrichtet fei. Dieser habe aber in seinem Bericht darauf hingewiesen, daß Deutschland behaupten werde, es sei von der österreichikchen Aktion ebenso überrascht worden wie olle anderen Mächte. Dabei müsse es selbstredend bleiben, und es müsse daher auf alle Fälle be- stritten werden, daß Graf Hertling um den Inhalt des Ulti- matums bereits wüßte. Es müsse als selbstverständlich hingestellt werden, daß Graf Hertling den französischen Geschäftsträger auf den Ernst der Loge aufmerksam gemacht habe, es fei ja möglich, daß sich der Unterstaatsseknetär Zimmermann dieser Unterredung mit Schoen nicht mehr erinnere und daß man den Bericht Schoens über- Haupt ignorieren könne. Es würde sich trotzdem empfehlen, jede Kenntnis in Abrede zu stellen. Eine Richtigstellung solle in der„Bayerischen Staatszeitung" erfolgen. Diese„Richtigstellung" in der„Bayerischen Staatszeitung" wurde prompt ausgeführt. Der Vertreter des Privattlägers stellte fest, daß Graf Lerchenfcld die Authentizität des Berichts in einer Unterredung mit ihm nicht in Zweifel gezogen Hab«._ Der 1. Mai ist auf Ministerratsbeschluß Staatsfeiertag in der Tschechoslowakei .
gewinnt sie jedoch wieder bei Eauerstoffzusuhr, doch wird sie wiederum herabgedämpst, wenn es längere Zeit der Einwirkung des Sauerstoff» ousgcsetzt bleibt. Professor Haroey hat nun ein Verfahren ausgearbeitet, das eine intermittierende Souerstoffein- Wirkung urd damit die dauernde Erhaltung dcr Leuchtkraft armög- licht. Empfindliche Thermometer, die in die mit„Luciserin" gefüllten Flaschen gebracht wurden, zeigten eine Temperatursteigerung von weniger als einem Tausendstel eines Prozents. Professor Haroey gibt allerdings zu, daß die Erfindung im gegenwärtigen Stadium ihrer Entwicklung praktisch noch ohne Wert ist. Alalsang von Südgeorgien . Seit vielen Jahrzehnten ist der Walfang ein besonders einträgliches Betätigungsfeld der norwegischen Seeleute gewesen. Freilich sind die Norwegen nahe gelegenen nordischen Gewässer in starkem Maße abgcsischt, und das Wal- sischsängergewerbe drohte ganz zu erliegen, als von unternehmungs- lustigen Kapitänen im kernen Süden neue ergiebige Iagdgründe entdeckt wurden. So ist die Insel Südgeorgie n�im südlichsten Teile des Atlantischen Ozeans , die neuerdings als Schauplatz dc? plötzlichen Todes des Südpolarforschcrs SKakleton viel genannt wurde, der Stützpunkt norwegischer und auch oraenlinischer Wal- fangunternehmuugen geworden. Von 1910 bis 1920 sind über 40 000 Wale hier verarbeitet worden, die einen Gesamtwert van etwa 50 Millionen Dollar darstellten. Während man in den ersten Jahren hauptsächlich den verbältnismäßig kleinen, aber leicht zu er- legenden Buckelwalen nachstellie, wandte man sich dann den größeren Finnwalen zu und ist jetzt bei der größten, ober in weit geringerer Zahl vorhandenen Walart, dem bis 31 Meter langen Blauwal, angelangt. Die Zeit, in der auch in diesen aba«- legenen Gewässern die Wale beinahe ausgerottet scin werden, scheint somit nicht mehr fern zu sein. Schon vor hundert Iahren. 1800 bis 1820, war Südgeorgien der Schauplatz rücksichts- loser Raffaier, als die Pelzrobben oder„Seebären", die sich dort zur Fortpflanzunqszeit versammelten, zu vielen Tausenden(in der „Saison" 1800 bis 1801 allein 11 2000) hingeschlachtet wurden. Die neue Ausbeutungspericde scheint dank den modernen Mitteln der Raubjagd noch rascher vorübergehen zu sollen als die erste. Tie Große Volksoper Berlin vervssicbtcte neben fcranz n. Hoehlin fen jetjifirn eisten Kopellweistcr de? Brcölnuer StadttheatcrS, Tr. Einst Pinctoii»�, als pleichgeftellten eilten Kavcllmeiilcr. Im Neuen Tliealer am Zoo linden am 4. und ö. Mai»wei riiilisch« Taiizatende statt. Während dieser beiden Tage aastiert da? Neue Tbeater am Zoo mit„Scamoolo- im Eiohcn HtrnS des SchlostparktheaterZ Steglitz . Neudruck von Menzels FriedrichS-Holzichnitten. KuglerS .Kelchichte Friedrichs des MroSen" mit den Holsschnitten Menzels ist jetzt mit den Oriainalstöcken deZ M-isterS an den Verlag von E. Zl. Seemann ilbergeoanaen. DaS berühmte Werk. daS in feiner originalen tzorm seit einem Menschenalter nicht mebr gedrurkl worden ist, soll nun zu Weihnachten in der urlvrünglichen Schönbeil der ersten■Jlrillage, von Menzels Originalstöcken gedruckt und mit den noch vorhandenen, nach Menzels Zeichnung geichniitenen Stcmveln gebiinden, wieder erschemen. Feuerbcßa Illing in Japan . D.r« erste mit einem elektrstchen VcrbrennnngSihstcin anSaeilatIcte Krematorium Japans ist zu Oiaka erbau! worden. ES wird der öffenilichcn Benutzung zugesiihrt werden, sobald die osfizielle Genehmigung der Regierung erteill ist.