Hauptsache ftützu August
. � �. oder ganz auf st ü tz u n g angewiesen sind. 1921
die W o h lf a h r i su n t e r» Als Höchstsätze galten bis
für eine einzelne Person.. 7l) M. „ kinderlose Ehepaare.. 100, , jedes uncrwachsenc Kind 20„ inonallich. Zusatz Unterstützung konnte innerhalb 4 Mo- naten einmal bis zu 25 M. an laufend unterstützte Personen gezahlt werden, und einmalige Unterstützung an andere Personen bis zu 75 M. Diese Sätze wurden durch Beschluß des Magistrats vom 24. August 1921 verdoppelt. Es entsprach das einem Antrag der 19. Bczirkstommission des 17. Verwaltungsbezirks vom 10. Dezember 1920. bis auf die Zusatzunterstützungen, die in höherem Maße und allmonat- lich verlangt wurden. Nach dem Beschluß des Magistrats vom 24. August 1921 galten nun folgende H ö ch st s S tz e, die bis auf den heutigen Tag gleich geblieben sind: für einzelne Personen bis zu... 140 M. „ kinderlose Ehepaare bis zu.. 200. „ jedes unerwachsene Kind bis zu 40„ Zusatzlinterstützung an laufend unterstützte Personen inner- balb 3 Monaten einmal bis zu 50 M. einmalig, Unterstützung an andere Personen bis zu 150 M. Die Sätze waren! zu deni Zeitpunkt des Beschlusses und des Inkrafttretens s schon längst unzulänglich: sie entsprachen immer weniger den ollernotwendigsten Bedürfnissen, als die unerhörte Teuerung einsetzte und andauernd zunahm. Was soll eine Einzelperson mit 140 M. oder oin Ehepaar mit 200 M. monatlich heute beginnen? Wenn man Hungerrationen von tag- lich Pfund Kartoffeln und Pfund Brot plw Person annimmt, dann erfordert dies allein bei d'en heutigen Preisen eine monatliche Ausgabe von 120 bis 130 M. für eine Person. Da bleiben noch 10 bis 20 M. für alle anderen Bedürfnisse und evtl. auch noch für Miete übrig. Handelt es sich um ein Ehepaar, so reicht die Unterstützung nicht für Brot und Kartoffeln in dem vor- stehend ougeiührten Ausmaße. Setzt man noä) hinzu, daß der Zentner Briketts heute ab Loger 57,45 M. kostet, ein Kubik» meter Gas 3,50 M und wahrscheinlich bald 4,50 M, dann kann man sich ausmalen, wo Berstündnis für Hunger und Elend vorhanden Ist, wie solche Menschen heute leben, noch leben können, die in der Hauptsache oder allein auf die Unter- stützung angewiesen sind. Auch die geringe Zusatzuntcr- stützung kann da nicht helfen. j Am 26. November 1921 hat die 19. Bezirkskommisston des i 17. �Verwaltungsbezirks durch das Wohlfahrtsamt! Lichtenberg Antrag an den Magistrat Berlin eingereicht| auf Erhöhung der H ö ch st u n t e r st ii tz u n g s s ä tz e! um 50 Praz., der Zu satzunter st ützung um; 100 P r o z.! Die Teuerung war damals noch nicht so schlimm wie heute. Bemerkt wurde jedoch in dem Antrag, daß, wenn die Erhöhung nicht in kürzester Zeit erfolgt, erheblich höhere Sätze notwendig sind. Zu Jahresschluß kam dann die einmalige Beihilfe von 100 M. pro erwachsene Person, 50 M. für da? Kind. Nach den Verhältnissen war dies röllig ungenügend. Die Versammlung der Bezirksvorsteher des 17. Verwaltungsbezirks am 2. Februar 1922 beschloß dann einstimmig einen beschleunigten Antrag an den Magi- strat Berlin aus Verdoppelung der Höchstsätze und Verdrei- fachung der Zusatzuntersriitzung. Jetzt ist fast ein Vierteljahr darüber vergangen, man hat noch nichts gehört. Auch die Stadtverordnetenversammlung vom 27. April hatte noch nichts davon auf ihrer Tagesordnung. Die Pflegegelder für Waisenkinder sind außer durch Beschluß des Magistrats vom 24. August 1921 schon wieder mit Wir- kung ab 1. November 1921 erhöht. Auch sie sind unzureichend, besonders für die älteren Jabresklaslcn. wo sie bis zu 108 M. monatlich heruntergehen. Weit schlimmer aber steht es um die erwerbslosen Unterstützungsempfänger. Stadtväter und Magistrat! Nun ist es Zeit, daß schnell und ausgiebig geholfen wird.
Kommunistische Zwecklügen.
Die Vorfälle am Berliner Rathause geben den Kommu- nisten wieder einmal willkommenen Anlaß, hre K u n st in Zwecklügen zu betätigen. Die„Rote Fahne " hat die Meldung in die Welt gesetzt, daß 2Tote und25Schwer- verletzte bei dem Zusammenstoß auf der Strecke geblieben wären. Das war im Morgenblatt, und man konnte die falsche Meldung immer noch mit übertriebenen Gerüchten entschuldigen. Im Abendblatt aber, nachdem bereits ganz klar und einwandsfrei feststeht, daß kein Toter zu beklagen und daß die Mehrzahl der Verletzungen ver- hältnismäßig leichter Natur sind, sieht sich die„Rote Fahne" nicht etwa zum Widerruf veranlaßt, sie überschlägt sich vielmehr in neuen Schimpfereien gegen die Polizei und den Polizeipräsidenten.„Weg mit den monarchistischen Mord b üben!"„Bodenlose Unverschämt- fyeit der Mörder!"„Offensive der reaktionären Mord- b u b e n in der Schupo"— so geht es fort ins Endlose! Woraus es bei diesen wüsten Uebertreibungen ankommt, das zeigt ein Aufruf der KPD., der zu Versammlungen einladet mit diesen anmutigen Sätzen: „Die städtischen Arbeiter können mit ihren Hungerlöhnen nicht a u s t o mm e n. Sie demonstrieren vor dem Rathaus des sozialistischen Magistrat» für ihre gerechten Forderungen — ober die reaktionären Schupooffiziere des fozialdemokrati- schen Polizeipräsidenten Richter treiben mit blanken Bajonetten die Arbeiter auseinander..." Zweck der ganzen Uebung ist, Schafe in den kommunisti- scheu Stall zu treiben. Es ist selbstverständlich, daß die„Rote Fahne" in einer letzten Anwandlung von Scham ihren Lesern| verschweigt, daß die Erfüllung der gerechten Forderun- gen der städtischen Arbeiter von den kommunistischen und unabhängigen Stadtverordneten gemeinsam mit den Deuts 6) nationalen verschleppt wor- den ist, weil sich diese drei Parteien weigerten, die Deckung?- vorlagen des Magistrats zu bewilligen, desselben Mo- gistrats, in dem neben mehreren Unabhängigen doch auch Kommunisten, besoldete und unbesoldete, mit- wirken. Der besonders Zorn der Kommunisten gikt dem Polizei- Präsidenten, Genosien Richter. Er wird als ein vollkom- mener„Spielball in den Händen der Offiziere" hingestellt. als ein zweiter N o s k e bezeichnet, gegen ihn ist keine Verdächtigung dumm genug, um nicht angewandt zu wer- den. In einer Notiz, die„Die Ursachen des Blutbades" über schrieben ist, kann man diese Bosheit lesen: Am Fenster des Rathauses im 1. Stock stand der Polizeipräsident Richter. Er beobachtete, wie die Polizisten die Bajonette auf» pflanzten und wie die berittenen Schupoleut« auf die Arbeiter mit blanken Säbeln einHieben. Er machte nicht den gering st cn Versuch, das beginnend« Gemetzel aufzuhalten... Nur wenige der an der Demonstration beteiligten und ohnehin aufgeregten Arbeiter werden aus eigenem wissen, wie falsch diese Behauptung ist. Die„Rote Fahne " aber muß das wissen, denn schon im Morgenblatt der„Freiheit" war zu lesen: Nach einer Vereinbarung zwischen dem Pollzelpräsidenlen und den Gewerkschaftsvertretern wurde die Schupo dann zurückgezogen. Di« Demonstranten zogen wieder vor das Rathaus Diese Mitteilung der„Freiheit" wird von der Rechts- presse zu Angriffen auf den Polizeipräsidenten benutzt, um ihm„mangelndes Verantwortlichkcitsgefühl für den Staats- gedanken", d. h. im Stile her Reaktionäre„Schlappheit gegen- übe? den Arbeitern" vorzuwerfen. Die Kommunisten aber drehen den Tatbestand um, um denselben sozialdemokra- tischen Polizeipräsidenten als einen Helfershelfer von„Ar- beitermördsrn" hinzustellen. Trotz aller Erregung der Ar- bcitcr, die aus den Vorfällen zu erklären ist, darf man doch annehmen, daß sie auf die allzu plumpen Zweck- lügen der„Roten Fahne" und ihrer engeren Gesinnungs - genossen nicht hineinfallen werden.
Agrarier örohen mit Lieferstreik. Kürzlich bestritt der Brandenburgische Landbund, daß die Agrarier gegen das Umlageverfahren mit dem Licfer- streik vorgehen wollten. Ihre pommerschen Freunde sind ehrlicher. Eine Kreisvertretertagung des Pommerschen Land- bundez faßte nämlich soeben eine Entschließung, in der es heißt: „Jeder Versuch, der Landwirtschaft erneut ein« Umlage aufzu- zwingen, wird den erbittert st en Widder st and des geeinigten Berufsstand« s hervorrufen. Die Bauernschaft hat Mittel an der Hand, um die in der Umlage anzusehende Sonderbesteuerung der Landwirtschaft sowohl in ihrer Vorbereitung wie auch in ihrer Durchführung hinfällig zu machen und wird von ihnen rücksichlslas Gebrauch machen, auch wenn die Regierung versuchen sollte, in die Landwirtschaft Zersplitterung zu tragen." Das ist doch wenigstens deutlich. Lügenhaft ist nur die alte Fabel von der„Sonderbesteuerung der Landwirtschaft", die sich schon jetzt vor Gewinnen nicht retten kann und oben- drein noch Weltmarktpreise für ihr ganzes Getreide in Anspruch nimmt. Es ist ein gefährliches Spiel, das die Londbündler treiben. Aber es muß für alle Fälle festgehalten werden, daß sie es waren, die das Volk mit der Hungerblockade bc- drohen, wenn es sich nicht ihren Wünschen gefügig zeigt! Die schwankenüen Sannerträger. Nachdem die Parole der„Einheitsfront" zur neuesten kommu- nistischen Modesache geworden ist, hat sich ein ergötzlicher Streit zwischen„Freiheit" und„Rote Fahne" darüber entsponnen, wer der Vater dieses Gedankens gewesen sei. Die„Freiheit", in deren neuer Redaktion— wie Prager sagte jetzt lauter, gewährte Parteikämpfer" mit teils kommunistischer, teils SPD. -Vergangenhcit sitzen, glaubt nachweisen zu müssen, daß die USPD . die„Führerin und Bannerträgerin" der Idee von der Einheitsfront wäre. Diesen Nachweis bezeichnet die ebenso einheits- frontbeflissene„Rote Fahne" als„Selbstbeweihräuche- r u n g" und behauptet, die USPD . sei er st durch das Drän- gen der Kommunisten gezwungen worden,„sich langsam von der SPD. loslösen, unter deren verderblichem Einfluß sie seit Halle vollkommen gestanden" hätte. „Noch heute," sagt die„Rote Fahne" weiter,„schwankt die USPD . von einem Extrem in das andere... Wir... erinnern uns, wenn wir die schwankende USPD . vor uns sehen, die sich ein- bildet, der wahre Führer des Proletariats zur Einigung zu sein, an den berühmten Mann, der aus dem Wirtshaus kam und der alle anderen Leute für besoffen hielt, sich selbst aber für den Allein- nüchternen!" Die„Freiheit" kennt natürlich ihre Pappenheimer. Noch in der gestrigen Morgenausgabe schrieb sie: Man sieht also auch hier wieder, daß die Kommunisten ... in der Zermürbung der Sampskrast der Arbeiterschaft ihre höchste Ausgabe erblicken. Die Kommunisten besorgen durch ihr Bergehen lediglich die Geschäfte des Unternehmertum». Es ist wirklich rührend, mit welcher Liebe sich dieselben Leute behandeln, die fortwährend nach der.Einheitsfront des Prole- tariats" rufen, und dabei durch ihre rüden gegenseitigen Beschimpfun- gen lediglich den sozialistischen Arbeitern jede gemeinsame A r b e it für ein gemeinsames Ziel verekeln. Diese Art des Kampfes hat bereits, wie jede Wahl bewiesen hat, Zehntausende der USP.-Wähler und der Kommunisten ins Lager der Jndiffe- r e n t e n getrieben. Die anderen aber, und das sind die einsichtige- ren, helfen die Einheitsfront in den Reihen der alten Sozialdcmo- kratie bilden.
Herme» demeokiert. DaZ Reichöfinanzministerium erklärt bis Meldung des„Daily Herald", die Reise Dr. Hermes' von Genua nach Berlin gelte eigentlich der Förderung der Entstaatlichung der ReichSeisenbahn. als glatt erfunden, ebenso wie die Meldung über eine Konferenz darüber mit StinneS, Krupp, Henschel und Linkc-Hofsnrann.
Masken. Konzertumschau von Kurt Singer . Trotz Absterben, der Saison soll heute noch nicht von dem be- schämenden Manko an wirtlich neuschaffendcm An- und Auftrieb, an originalen Werten gesprochen werden. Es mutz sich wohl sehr viel Asche auf dem Boden ansainmcl», bis ein Phöbus die Lust de» Ausharrens verliert und in Wolkenhöhen stürmt. Wir hoben Matador« von gestern, Mittelgut von heute, Andeuter des Morgen. Die Matodare verschlingt Amerika . Mit kühlem Lächeln werden in Deutschland ein paar Abschiedsworte hingelegt. Drüben blinkt das Gold Run, das ist menschlich. Diese Stars aber sollten aufhören, von ihrer Kulturpropaganda zu sprechen. Manche„erobern" sogar alle paar Monate Deutschland für Amerika . Schön. Musikalische Raten sind besser als diplomatische. Aber dos Klappern mit Gold gehört nicht gerade zum Handwerk der Idealisten. Nehmt ruhig die Taschen voll großer Eetdrollen, aber den Mund nicht voll großer Worte. Damit verlieren wir nicht noch einmal gern Krieg, Sympathien, Frieden und Zeit.— Zu den Andeutern des Morgen will K r c n e k gehören. Sein Opus ö wurde in Nürnberg unter dem Schutze der futuristischen Fahne wie ein Geniestück gefeiert. Die tapfere Lambinan- Bereinigung».acht den an dieser Stelle gehegte» Wunsch nach einer Aufführung de» Quartetts wahr, und siehe da: ein sehr matter Er- folg. ein Krampf, keine Bcsreiur.a. ein mühseliges Durchwaten durch nicht manifestierte Einsälle, kein Zupacken, ein Schwimmen in Farb- absiusungen, kein Farbebekennen. Da» alle» ist sehr gekonnt, sehr gut eingeleitet, hier und da von pikantem Eigenwuchs, dem Ganzen fehlt ober Gliederung, Bau, Grundsubstanz, das Bezwingende eines nach so neuen Klangs. Kurz gesagt: zu sehr überlegt und gemacht, zu Ichwach inspiriert. Hinter der Maske noch kein Gesicht. Den Kol»er Männergesongverein, vorbildlich in seiner Massendisziplin, strahlend in der rheinischen Schönheit seiner Tenöro. macht wirtliche Propaganda für Heimat und Reich. Der politischen Bedeutung ihres Kommen» nach der Zentrale entsprach der künstkrtsche Erfolg. In wunderschönen, malerisch-bunten Kostümen tritt setzt der ukrainische Chor des prachtvoll überschäumenden Zuchtmeisters Alexander K o sch y tz wieder auf. Er ist nicht mit dem Berliner Anhängsel des Prost' Turula zu verwechseln. In Koschytz's National- chor dominieren die abgrundtiefen Bässe an Klangkraft, während rhythmisch und an Ausdrucknuance die ganze kleine Schar ein einzige», feinst gestimmte» Instrument darstellt. Man glaubt fest- stellen zu können, dah diese Leute um so besser sprechen und phanta- st-ren, je weniger ihre Stimmen kulturell ausgebildet find. Die membrauhorten Sopran« sind ungewöhnlich. Dennoch: eine Ab- wechslung, eine Segnung in unserem Konzert-Einerlei, diese Mcn- scheu ohne Maske, ohne Kostümierung ihrer naturreinen Seele singen, jubeln, tekettieren, leben zu sehen. Im Berliner V o l t z ch o r ist die Matthäus-Passion, das Feiertagswerk der Chorliteratur, zum Zugstück geworden. Zum Glück schadet die Wiederholung nichts dem Ernst und der Schlicht- heil, der Kraft»ud der Ausgealichenheit der Leistung. Sie ist durch starke Kürzungen um viele Schönheit gebracht, ballt aber das Drama
energisch zusammen. Leider hält Zander nichts von kritisch m Betrachtungen: sonst könnte man über Striche des Werks disputieren. Der Dirigent Michael Taube interessiert durch den«chwimg und das Temperament seiner Führung, die gern einmal über alte Tempi hinwegrast. Der Dirigent Albert H u f e l d bleibt auch bc- scheidenen Ansprüchen so gut wie alles schuldig. Sein Klavierspiel ist eindrucksvoll, nochfühlcud in der Begleiti-ng von Luise G l o g e r, die, gut beraten, Brahmsche Lieder geschmackooll vorträgt. Doch sitzt ein Teil des Seprans I och ängstlich im Gaumen statt in der Maske. Thornberg hatte beim Mendclssohn-Konzert einen ganz schlechten Zloend: unsauber, ungraziö» und(im Andante) gar zu gefühlvoll. Bertram hat das Berhallene und Empfindsame, den schwebenden Ton für ein Ehopin-Spiel. Auch dem L-Moll Konzert, das gar keines ist, bekommt sein Anschlag gut, doch tonnte die Poesie noch poetischer klingen. Lopez M i n d r e a u aus Peru ist«in kühler, objektiver, geradliniger Pianist, er meißelt die Figuren, färbt sie nicht. Alles trägt guter Aelchmack. Die Griffsicherhsit dürfte noch eindeutiger werden. Sein« eigene Toccata und Fuge ist bedeutungs - los, geschickte Nacharbeit, und Scharwenlas Variationen sind völlig abgeblaßt, Handwerk, nicht hohe Kunst. Es gibt viele freundliche Masken und wenig eigene Gesichter.
Die Koßbachschlachl bei Leuttien. Z-l den sehr seltsamen Bor- gäng?n, die.jme wir bereits mitteilten, sich vor kurzem auf dem Jüterboger Schietzplan abgespielt haben, weiß Stefan Grotzmauns „Tagebuch" noch folgende interessante Einzelheiter. zu berichten: Auf dem Iüterboger Artillerieschießplatz stand vorige Woche eine Kirche mit Friedhof. Ringsherum sieben Häuschen, zwei Leiter- wagen, ein Brunnen und viel Schutt. Das Ganze hieß„L eu t h e n", wor im Auftrage der Cserepy-Filmgesellschaft gebaut und wird in Kürze als..F r i e d e r i c u s Rex, III. Teil", in Berlin zu sehen sein.— Unter Arzen von Cserepys Leitung wurde erbittert um das Dorf gekämpft. Oesterreicher verteidigten es. von sechs Holzkanonen brav unterstützt, preußische Kavallerie unter Granach-Ziethen versuchte den Ort im Handstreich zu nehmen, die Kirche wechselte einig« Male den Pesitzer. Jeder Tag brachte neue Zerstörmrg: die letzte Aufnahme zeigte Sprengung der Kirche und Brand des Dorfes, die Trümmer wurden von preußischen Truppen besetzt. An Komparscrte war nicht gespart. Merkwürdig gute soldatische Haltung hatten die Truppen. Sie schliefen im alten Lager Jüterbog , erhielten voll« Verpflegung und 3S M. pro Tag und marschierten stets geschlossen zum Aufnahmeort. Alle Angriffe und Verteidigungsphasen wurden mehrere Male ge- übt, bevor sie vor die Linse kamen. Klappten auch sehr gut. wie überhaupt der militärische Beirat der Cserepy-Filmgesellschast sein Handwerk gut verstehen muß. Di« Soldaten waren nicht unge- sprachig. Soweit sie nicht dem russischen Flüchtlingslager Wün»- darf entstammten, waren sie alle Gutsarbeiter. Sie feien— so erzählten sie— auf verschiedene Güter verteilt, be- säßen Waffen und stünden unter dem Kommando von Offizieren, die als Gutsinspettoren fungier- t e n. Und auf ihrer Stammrolle stand: Freieorps Roßbach. Jawohl, in dem Bestreben, nur Echtes zu bringen, hat sich die Cserexy-Filmgesellschoft— sicherlich nicht ohne Selbstüberwindung,
da ihr, wie oft genug beteuert wurde, politische Absichten ganz ferne liegen— dazu verstanden, an die fünfhundert Roßbacher zu enga- gieren. Herr o. Roßbach hatte sich selbst bemüht und seine Truppe eingedrillt. Nur zu Filmzwecken und nicht etwa aus irgendwelchen militärischen oder sonstigen Gründen. Eine Art Operettenwaffen- Übung. Und weil im Frieden bei solchen Gelegenheiten reichlich Alkohol floß, sind auch die Roßbachosfiziere nicht vom Althergebrach- ten abgekommen und haben im Ofsizierskasino des alten Iüterboger Lagers wacker gezecht. Herr v. Cserepy spendet« den Sekt dazu. Natürlich nur deutschen: Hindenburgesf-grün. In Jüterbog weiß jedes kleine Kind von dieser Roßbachschlocht bei Leuthen; nur die Reichswehr stellen konnten das nicht ahnen, weil die Soldaten ihre Marken nicht am Hals« trugen. Das war aber auch das einzige, was zur Wahrung ihres Geheimnisses geschah. Sonst waren sie bei Gott recht offenherzig. Verfassungstreuen Revublilancrn sei übrigens zur Beruhigung mit- geteilt, daß das Freikorps Roßbach von Amts wegen aufgelöst ist und daher eigentlich nicht existiert. Eine Insel, die 1500 Milliarden werk ist. Ein Mittel, um aus ollen FinanZchwierigkeiten herauszukommen und die drückenden Steuern herabsetzen zu können, empfiehlt der Forschungsreisende H. de Ver« Stacpoole der englischen Regierung in einem Londoner Blatt.„Das einzige Gute," schreibt er,„das England von dem Krieg bekommen hat, ist die Insel Nauru im westlichen Stillen Ozean. Nauru hat SOO Millionen Tonnen phosphorsauren Kalk, der der best« Dünger in der ganzen Welt ist. Die Insel gehörte Deutschland vor dem Kriege und ist uns vom Völkerbund zuertcilt worden. Hier ist ein Gebirge von Reichtum, ein Schatz, wichtiger als ein Berg von Gold, weil dieser Dünger nie an W«rt verlieren kann, sondern au» Mangel an solch kestbaren Düngemitteln immer wertvoller wird. Wenn«in inter. nationales Syndikat Nauru zu vollem Preise kaufen würde, dann müßte es nicht weniger als 1500 Millionen Pfund bezahlen. Wenn die Vereinigten Staaten uns dies« Insel auch nur um die Hälfte des Preises abnehmen, so wäre das das großartigste Geschäft, das unsere Regierung je machen könnte und die Rettung für Eng. land.— Selbst wenn die Schätzung des englischen Forschungsreisen» den ein wenig zu hoch greifen sollte, so scheint es doch keinem Zweifel zu unterliegen, daß dieses kleine, einst zum. deutschen Schutzgebiet der Marschallinseln gehörige Koralleneiland ungeheure Werte birgt. Und es drängt sich die Frage auf, weshalb wohl unsere schneidige wilhelminisch« Kolenialoerwattung von diesen Hchätzcn keinen oder nur einen ganz geringfügigen Gebrauch gemocht hat. Wir bezogen vor dem Kriege unsere Phosphate zum größten Teil aus Amerika und ließen den eigenen Besitz ungenutzt, der jetzt, wo er in englische Hände übergegangen ist, plötzlich einen Wert von ungefähr 1500 Milliarden Mark repräsentiert! „Ter Fremde in Berlin -' heißt eine neue Dochenzeitschrift. dl« ei» „uhrer für die Fremden, ein Ehronist aller Berliner Sreiznisie sein will. (Verlag„Der Fremde", Wilmersdoif.) Die erste Nummer enthält vielerlei nützliche Hiiiweye und Lldrefsen, inSbesonderc über Sesaiidtichaiten, äoh« sulaic, die Sehenswürdigkeiten usw. Einsährung d-S Esperanto an den japanische» Schulen. Das sapaniseftt Parlament beauftragte OOS Unrerriiblamiiiisiernim, sich mit der Frage der Vlnjührung des Esperanto in den össuttlichen Schulen Japans fa befassen,