Einzelbild herunterladen
 

Die braunstbVeigische Regierung gestürzt. Mit den Stimmen der Bürgerlichen und Sepp OcrterS. Vraunschwcig, 4. Mai. (E!g. Drahkmelt-ung Zn der Landtagssihunz vom Mittwoch stand die mit große: Spannung er- wartete Besprechung des Berichts des Untersuchungsausschusses, den der braunschweigische Landtag aus Antrag der Siaatsregierur.g zwecks Klärung der Oerterschen Angriffe gegen einzelne Minister eingesetzt hatte, aus der Tagesordnung. Der Führer des rechts- bürgerlichen Blocks, K a e f e r, halte ein Bertrauenssotum für die Regierung beantragt, natürlich mit der Absicht, dagegen zu stimmen. Demi er verfolgte die llare Absicht, das Kabinett zu stürzen. Da seit den, Hinauswurs Oerters aus der ll SPD . Stimmengleichheit zwischen den sozialistischen Parteien einerseits und den bürgerlichen Parteien plus Oerler andererseits vorhanden ist und Oerter mit als der Urheber der Regierungskrise anzusehen ist. konnte das Kabinett nur durch dir Ablehnung eines Vertrauensvotums gestürzt werden. Die Abstimmung über dieses Vertrauensvotum wurde heute nach- mittag gegen 2 Uhr vollzogen. Das Vertrauensvotum wurde m i t ZV gegen 23 Stimmen abgelehnt. Oerter stimmte zusammen mit den Bürgerlichen . Der kommunistische Abgeordnete Krasse war in der Sitzung nicht anwesend. Räch dem Ergebnis erklärte der Vorsitzende des Kabinetts, Minister Antrick, daß das Kabinett zurücktrete und bis zur Bildung des neuen Kabinetts die Geschäfte versassungsgemäß weiterführen werde. Daran s wurde der Landtag vertagt. Zn den nächsten Tagen werden die Besprechungen der Parteien zwecks Bildung der neuen Regie- rung stattfinden.

Der Dokumentenprozeß. Tie Kämpfer für dasReich Gottes". München , 4. Mai. sEig. Drahtbericht.) Die Verhandlung über die Eisnerschen Dokumente sand heute abend 3 Uhr sein Ende. Die Verkündung des Urteils wird am 11. Mai erfolgen. Der Aerircter des Privatklägers stellte heute abend in seinem Plaidcyer fest, daß die Weigerung des Slnswürtigen Amtes, den Fürsten L i ch n o w s? y und den Frhrn. v. Eckardtstein vom Amt-gelzeimnis zu entbinden, das Bild wesentlich zuungunsten der tlägerischen Partei verschoben habe. Die Lerchenseldsche Anstiftung zur diplo- matischen Lüge habe den Beklagten das Recht genommen, sich je- rnals über einen politischen Gegner ein Urteil anzumaßen. Der Prozeh habe die drei Kernpunkte des Problems mit aller Klarheit zutage gefördert: Eine objektive Entstellung der durch Eisncr veröffentlichten Dokumente liegt zweifellos vor. Subjektiv fehlte bei Eisner der Wille und das Bewußtsein der Fälschung. Fechcnbachs Mittäterschaft und Mitverantwortlichkeit muß klipp und klar verneint werden. Am letzten Berhanblungsnachmittag mischte sich ein versöhn- Ncher Unterton in die Debatte. Die Anwälte waren im Begriff. sich auf einer mittleren Linie zu einigen:Abgesehen von der Der- antwortlichkeit der Einzelpersonen stellen wir fest: Die Urkunde des Legationsrats Scbön war eine Unterlage des Bersailler Frie- densvertrages. Der Beweis der objektiven Fälschung hat in diese Grundmauer eine Bresche gelegt. Wir haben diesen Beweis ge- meinsam geführt aus ehrlichem Herzen. Reichen wir uns also die Hände." Da zerschlug der Beklagt«, der geistige Vater der baye- tischen nationalistischen Hetze, Professor C o ß m a n n, die sich an- bahnende Verständigung. Er schloß seine an die klerikal-antisemi- tisch« Hörerschaft des Gerichtssaales gerichtete Hetzrede mit den Worten:Wir kämpfen letzten Endes für das Reich Gottes. Eisncr und Fechenbach aber waren aus dem Reich de» Teu- fels. Es ist unser« Pflicht, sie moralisch zu vernichten." Damit schloß die Verhandlung.

Regierung unü Seamtenbesolöuna. Im Beomtenausschuh des Reichstags wurde am Donners- tag von den bürgerlichen Parteien«in Antrag S t e i n k o p f(Soz.) auf Einführung von Beamtenversammlungen entsprechend dem Bc- triebsrötegesetz abgelehnt. Hierauf nahm der Ausschuß eine Er- klärung des Ministerialdirektors v. S ch l i e b e n über den Stand der Besoldungsfrage entgegen: Di« Preissteigerungen zwingen zu schneller Erhöhung der Beamtenbezüge. Die Forderungen der Spitzenorganisationen müssen wegen ihrer Wirkung abgelehnt werden. Trotzdem eine Annäherung auf mittlerer Linie fast erfolgt war, kam bedauerlicherweise eine Einigung mit den Spitzenorganisationen nicht zustande. Die Regierungen des Reiches und der Länder sind nach wie vor bereit, zu den bisherigen Bezügen einen allgemeinen Zuschlag von 35 Proz. und einen Zuschlag auf die ersten 10 000 M. von 25 Proz. zu geben. In der Aussprach« rügte Abg. S t e l n t o p f sSoz.), daß die Regierung bei der Gegenüberstellung der einzelnen Gehaltsgruppen mit den Nettoeinkünften der Beamten operier«! nur dos Bruttoeinkommen, ohne Abzug der Einkommensteuern, zeige die Begünstigung der höheren Gruppen. Auf«ine Frage des Abg. Breun ig(Soz.), was die Entente zu den hohen Ge- hältern der obersten Beamten sage, wurde regierungsseitig erwidert, daß der deutsche Reichswehrminister z. B. etwa-R des Einkommens eines einfachen englischen Sol» baten in Berlin habe.

Ernste Sprache üer englischen presse. London, >4. Mai. (MTB.) Di« Meldung, daß Frankreich beschlossen habe, in der Forderung gegenüber den Russen sich in Genua auf die Seite Belgiens zu stellen, findet große Be- achtung.Poll Mall and Globe" schreibt, wenn Poincare das ge- famte Werk der Genuefer Konferenz zu zerstören wünsche, so sei die, eine dramatische Gelegenheit, um den Dolch zu zücken. Die Welt aber lverde weiterschreitcn, auch uienn Frankreich die Können- tion verletze. Star" berichtet, der Bruch zwischen den Alliierten e r- weitere sich. Die Gcnueser Konferenz stehe von neuem der Ge- fahr des Abbruches gegenüber. Frankreich habe durch seinen Be. schluß, den belgischen Einwand gegen die an Rußland gerichtete Rot« zu unterstützen, die Alliierten in zwei Lager geteilt, und«ine gemeinsame Aktion in dieser Frage scheine jetzt unmöglich. Papst und Bolschewiki. Genua . 4. Mai. (EP.) Der Wimsch Tschitscherins, noch Rom zu reisen, um den Pap st zu besuchen, wird bestätigt. Dieser Reiseplan steht im Zusammenhang mit dem jüngsten Frie- densbriefe des Papstes. In italienischen Konferenzkreisen wird ver» mutet, daß eine Perschmelzung der rusflsch-orthodoxen mit der römisch-kalholischen Kirch« angestrebt werden soll. Papst Pius XI. habe in seinem jüngsten Briefe den ersten Schritt zur Versöhnung getan, indem er olle Regierungen zur Verständigung mit der Eowfttregicrung aufgefordert Hab«. Wenn der Plan des Papstes gelingen sollte, käme es zu einer der größten Kirchenverschmelzungcn der Geschichte. Aus andere,, Kreisen wird bemerkt, der Plan des Papstes stehe im Gegensatz zu den Absichten der anglikanischen Jftiche für. eizie Versöhnung mtt J

Severmgs Antwort Nachdem in der gestrigen Sitzung des Landtags nach Wieder- erössmmg der Sitzung Abg. Geschke(Komm.) diegroßeAnsrage der Kommunisten mit den Forderungen aus Bestrafung der schuldigen Bcamren und Ossiziere,.Entschädigung der Opfer und Amtsentsetzung des Polizeivrüsidenten verknüpft hatte, begründclc Abg. Rabold(U. Soz.) den unabhängigen Antrag über die Neugestaltung der Bestimmungen über den Waffengebrauch. In einer vorher abgehaltenen Jnstruktionsstunde sei der Polizei von vornherein schärfstes Vorgehen anempfohlen worden.(Hört, hört! links.) Wir verlangen die Entpolitisierung der Schutzpolizei und Entfernung der reaktionären Elemente aus ihr. Darauf wird die Besprechung zwecks Vornahme der Abstim- mungen zu den Haushalten der Gestüts- und Domänenverwaltungen unterbrochen. Sie wurden entsprechend den Ausschußanträgen ange- nommen. Hierauf wird die Aussprache über die Vorgänge vor dem Ber - liner Rathaus fortgesetzt. Abg. koch(Dnat.) begründet die Große Anfrage der Deutsch - nationalen. Die Schupo ist vor dem Rathause angegriffen und beschimpft worden.(Während seiner Ausführungen stellt Abg. Katz(Komm.) dem Redner eine Schnapsflasche neben das Rednerpult. Die Kommunisten klatschen dazu Beifall. Ein Diener trägt die Flasche wieder fort.) Wir bedauern, daß die zwei beteiligten Ossi- ziere zur Disposition gestellt worden sind. So darf den Forderungen der Straße doch nichd nachgegeben werden.(Sehr richtig! reck'ts.) Die Stadtparlamente müssen geschützt werden. Die Blutschuld fällt auf Sie(zu den Komm. Lärm bei den Kamm. Beifall rechts). Minister ües Innern Severins: Die Anweisungen für den Wasfengebrauch der Schutzpolizei stammen aus dem Jahre 1S0S. Ich bin bereit, eine Einschränkung dieser Bestimmungen vorzunehmen. Ich bestreite ganz entschieden, daß mir zweierlei Maß gegenüber Unterbeamten und Offizieren gemessen wird. Der Abg. Rabold hat auf den Arl-llerielag in Potsdam verwiesen und die Behörden darauf auf- merfsam gemacht, daß hinter dem Kappisten Bauer ein Steckbrief erlassen sei. Der Offizier Bauer, der an dem Tag teilnehmen will, ist gar nicht der aus den Kapp-Tagen bekannte Oberst Bauer.(Heiter- keit.) Er hat allerdings auch von sich reden gemacht, weil er es als seine besondere Aufgabe betrachtet, Angehörige des ehemaligen Königshauses zu schützen. Ich habe aber dafür gesorgt, daß er kein Unheil anrichtet. Die Polizei muh Werkzeug und Freund der gesamten Bevölkerung sein. Bei den großen Wider- sprüchen und der großen Erregung war es nicht möglich, in zwei Tagen eine eindeutige Aufklärung der Vorgänge herbeizuführen. Wir mußten jedoch die Manöver der Kommunisten, die sich daran knüpften, durchkreuzen.(Rufe links: Manöver haben Sie gemacht!) Wollen Sie bestreiten, daß die Kreise, die hinter derRoten Fahne" stehen, unehrlich handeln, wenn sie von 2 Toten, 25 Schwerver- letzten sprechen? Ich bedauere jeden Tropfen B>ut, der geflossen ist. Tote hat es aber gar nicht gegeben. Schwerverletzt« sind nur zwei festgestellt, außerdem sind 10 bis 12 Personen von Arbeitersamaritern im Rathaus behandelt worden, darunter einige ohnmächtig ge- wordene Frauen. Bestimmte politische Gruppen wollen also an diesen traurigen Vorfällen ihr politisches Partsisüppchen kochen.(Rufe links: Die Deutsche Voltspartei will ja die Bannmeile erweitern.) Ueber die Forderungen läßt sich ruhig diskutieren, aber wie haben kein Recht zur Aufregung, denn ihr Redner hat erklärt, die Bannmeile werde doch nur ein Zwirnsfaden scin: Ist das keine Provokation? Bor dem 3. Roocmber wies die Arbeiterschaft noch Disziplin auf, sie hatte noch Ordner, die bei der Masse Autorität belaßen. Durch Ihre(nach links) 2lrbeit ist es dahin gekommen, daß die Führer keine Autorität mehr haben. Während am 1. Mai sich die Massen in den Straßen bewegten, standen sie am 2. Mai vor dem Rathaus und belagerten es. Den Polizeipräsidenten war vorher von Vertretern der Gewcrk- s ch a f t e n über die Art und Weis« der Demonstration Mitteilung gemacht, wonach aus vier Richtungen die Züge zum Rathaus kommen sollten. Der Polizeipräsident hatte dagegen starke Bedenken und hatte gleich darauf aufmerksam gemacht, daß unter solchen Umständen eine Stauung vor dem Rathause und Zusammenstöße unver- meidlich seien. Er schlug den Führern als Treffpunkt den Lustgarten vor, von dort aus sollte der Marsch am Rathause vorbei- führen. Da dieser Vorschlag des Polizeipräsidenten Ablehnung fand, wurde der Magistrat Berlin gebeten, die Zugänge zum Rot- hause freihalten zu lassen. Dasgroße" Ausgebot der Schuhpolizei bestand in einem Hauptmann und kg Plann, einem Leninanl und 12 Berittenen.(Zurufe der Kommunisten: Das ist ja unwahr!) Das sind amtliche Angaben.(Zuruf: linksnmtliche Lüpenl) Das Ver- sprechen, die Demonstranten würden sich nur eine Viertelstunde vor dem Rathaus aufhalten, wurde nicht gehalten. Der Kampf um das Großkraftwerk Hannover . Im Haupt- a u s l ch u ß des Landtags wurde am Donnerstag abend die Regierungsvorlage über das Großkraftwerk Han- n v v e r mit den Stimmen des Zentrums, der Sozialdemo. traten und der Unabhängigen Sozialdemokraten angenommen. Als das Ergebnis der Abstimmung nicht mehr zweifelhaft war, stimmten auch zwei Volbsparteilcr für die Vorlag« in der Er- Wartung, daß die Regierung die von der Nolltsportei gewünschten Verhandlungen mit privaten Werten führe. Als wütendster Gegner der Vorlag« betätigte sich wie bisher immer der Kommunist Katz. Verschiedene Anträge des Zentrums und der Sozialdemokraten wur- den angenommen, welche verhindern sollen, daß Aktien der zu gründenden Aktiengesellschaft in Privathände übergehen. Sie sollen nur an kommunale Körperschaften abgegeben werde». ver deutsch -schweizerische Schicdsgerichlsvertrag ist durch Aus­tausch der Rallfikalioncairkunden in Krafl getreten. Im Flugzeug entflohen. Wir berichteten vor kurzem über die Flucht des Schriftstellers Heinrich Wandt im Flugzeug nach Belgien . Im Anschluß an diese Notiz wünscht dieFreie Presse" berichtigt zu sehen, daß Heinrich Wandt nicht Herausgeber derFreien Presse", sondern früher einmal Chefredakteur der Zeitung gewesen ist. Er ist auch nicht wegen Verleumdung des Reichspräsidenten mit Ge- sängnis bestrast worden, sonder» er war zu der Zeit, als der Artikel gegen den Reichspräsidenten erschien, in keiner Weise an dem Blatte tätig._: WirtslHaft Die Preiskreiberei am Trzmarft. Die letzte Woche brachte der hochgetriebenen Mark einen natür- licherweise sich vollziehenden und durch die politische Lage Poincare, Sanktionoandrohungen usw. beschleunigten Rücklauf von 234,60 M. für den Dollar auf einen sich dann bebauptcnden Stand von 280230 M. Schon bei diesem etwa» stabileren Kurs gab es Schwierigkeiten für den Auslandsabsatz. Das zeigte stch z. B. deutlich bei der neuen Höchstpreisfestsetzung für Roh- eisen. Diese ist nicht in dem zuletzt gewohnten Ausmaße der Selbstkostenoerteuerung vorgenommen worden. Mit Rücksicht auf die konkurrierenden lothringischen gind Saareisenpreise, welche jeder­zeit eingeführt werden können wäre sicherlich eine Preiserhöhung für Roheisen in dem Monat Mai auch unterblieben, wenn nicht die Siegerländer Eisenerze hierbei Schwierigkeiten gemocht hätten. Man muß allerdinas die Frage auswerfen, ob nicht die Siegerländer Erzoreise im Verhältnis zu ihrem Wert zu sehr ge- stiegen sind. Die letzten Preiserhöhungen dieser Erz« sind 2',� s a ch über dieLohn erhöhunger. hinausgeschnellt zu einer

$

an die Kommunisten. Schuld daran waren eine Anzahl Funktionäre, die von vornherein den Ralhausrorplch nicht eher räumen wollten, als bis alle Forde­rungen erfüllt sind. �Zurufe Katz: Er lügt amtlich weiter! Das sind Spitzelberichte!) Das sind keine Spitzelberichte, das haben mir heute früh noch einige Deputationen städtischer Arbeiter bestätigt. Durch die Ansammlung mehrerer Tausende von Neugierigen auf dem Rathausvorplatz und vielleicht auch einiger städtischer Arbeiter vor dem Eintreffen der Demonstranten war schon einige Unruhe entstanden. Hätten die politischen Parteien des Rathauses aus den früheren Demon- strationen etwas gelernt, dann hätte man den Demonstranten schon um 7 Uhr eine Auskunft geben können. Der einzige Vorwurf, den man der Polizei machen kann, ist der, daß sie nicht eine c i n h e i t- l i ch e Linie bei ihren Absperrungen innegehalten hat. Die Posten- kette hätte nach erfolgter Räumung des Rathausoorplatzes nicht zurückgenommen werden dürfen, was auf Borschlag des Stadtrats Wege von dem betreffenden Polizeioffizier veranlaßt wurde.(Zu- rufe der Kommunisten: Sie hätten einbauen sollen!) Das S y st e m der Gewalt verurteile ich durchaus. Der Komman- d-ur hat aber wahrscheinlich auch ein(siesühl dafür bekommen, daß ein derartiges Zickzack nicht zur Stärkung der Autorität der Schutz- polizei angetan ist. Aus diesem Grunde hat er wohl auch später auf das Verlangen des Polizeipräsidenten einer nochmaligen Aenderung der Aufstellung daraus hingewiesen, daß eine nochmalige Abänderung nicht angebracht sei. Nicht richtig ist es aber, daß die Polizeioffizicre stch renitent gezeigt hätten. Das wären keine pflichtmäßig handeln- den Beamten, die in solchen Situationen nicht auf bedenkliche Folgen hinweisen würden, das wären Mameluken, Kreaturen, das wären Achtgroschenjungs, wie Sie(nach links) sie nennen. Auf seiten der Polizei bestand die Absicht, sich mit den Führern der Gewerkschaften ins Einvernehmen zu setze», als einer der bedrohten Unterbeamten, der an der Kehle gepackt wurde, sich in der Ausübung seines Amtes behindert fühlte.(Erregte Zurufe links: Das ist ja nicht wahr! Das ist ja wieder gelogen! Präsident Le inert: Herr Abg. Katz, haben Sie damit den Minister gemeint, dann rufe ich Sie zur Ordnung! Abg. S ch o l e m: Natürlich hat er gelogen! Ordnungsruf.) Da hat er das Seitengewehr gezogen und darin erblickten dann seine Kollegen das Signal zu energischem Vorgehen. Daß nicht mehr Verwundungen bei diesem großen Trupp von De- mcnstranten vorgekommen sind, ist ein klarer Beweis für das milde Vorgehen der Polizei. Ich will die Versammlung«- und Demonstrationsfreiheit nicht beschneiden, sie darf aber nicht gehen auf Kosten anderer, die zur parlomentarischen Vertretung der Bürgerschaft berufen sind. Bei der Maifeier sind nur aus Jena und Leipzig blutige Zusammenstöße gemeldet worden. In Sachsen wie in Preußen ist die Polizei eingesetzt worden gegen Unruhestiftungen, in Sachsen unter der Acgive eines unabhängigen Ministers, in Berlin unter der eines sozialdemokratischen Mi- nisters. Gerode Abg. Rabold als Mitglied der altenFreiheit"- Redoktion sollte stch nicht gegen die Polizei aussprechen, denn die F r e i h e i t"- R c d a k l i o n hat ja selbst einmal polizeilichen Schuh angefordert, als die Kommunisten sie zn stürmen drohten. Am 1. April richtete dieRote Fahne" eineAnfrage an Seoering", in der angefragt wurde, welche S ch u h v o r- kehrungen für die durchreisenden S o w j et o e r l r e- t e r getrosten worden seien. Räch Besprechungen zwischen den ver- schicdenen Behörden, lange vor dem Eintrcsscn der Sowjetdelegation in Deutschland , hatte Vollzeipräsident Richter diesen Schuh einem besonderen Kommando der von ihnen so angegriffenen Abteilung I, übertragen.(Schallende Heiterkeit.> 23 Kriminalbeamte begtcitelen die Delegation, beim Eintreffen auf dem Schlesischen Bahnhof befand sich ein starker Schutz dort vor.(Rufe links: War euch notwendig! Heiterkeit.) Tschitschcrin und Lilwl- n o s f wurden im Hotel durch vier bis vor den Zimmer- türen postierte Beamte bewacht. Daraufhin hat die Delegation dem Minister für dieumfassenden glücklichen Maß- nahmen" ihren Dank ausgesprochen.(Heiterkeit.) Der 2. Mai sollte den Varieien und Gewerkschaften Anlaß geben, bei künftigen Demonstrationen Stauungen zu oermeiden. Der Bolizeipräsidenl wird sich bemühen, im Einvernehmen mit den Gewerkschaften dafür zu sorgen: aber auf deutschem Boden muß seder politischen Schuh genießen, ob er nun Russe oder Preuße ist.(Lebhafter Beifall bei den Soz. und den bürgerlichen Parteien.) Slbg. von Eyr.ern(D. Vp.) begründet den Antrag auf B e- sriedung der Stadtparlamente. Der Polizeipräsident ist unserer Meinung nach viel zu weit entgegengekommen. Es darf nicht in erster Linie auf die Demonstranten Rücksicht genommen werden und dann erst auf die übrigen Bürger.(Zustimmung rechts.) Die Massen dürfen nicht alle Augenblicke auf die Straßen getrieben werden. Das Haus vertagt sich. Freitag 12 Uhr: Weiterberatnng.

Kursstände rentabler ist, Eisen aus hochwertigen Schwedenerzen zu erzeugen. Geschieht dies aber, so sind die Stillegunger. im Siegerländer Eisenerzbergbau mit Bestimmtheit zu erwarten. Schon die Vor- aänge bei der letzten, ähnlichen Krise haben gezeigt, daß man bei diesen Unternehmungen aus Berücksichtigung der Interessen der Allgemeinheit nicht rechnen darf. Es märe dringend erforderlich, die Preisbildung am Cisenerzmarkt besonders zu überwachen, damit nicht die Zlrbeiter die Folgen dieser ungesunden Preisbewegung zn tragen haben. Man sieht deutlich, wie das privatwirtschaftlich kapitalistische Interesse, das die vorzeitige Angleichung dcr Inlandpreise an die Weltmarktpreise, also an eine vom Kurs der Mark abhängig« Höhe, gefordert und durchgesetzt hat. schon bei verhältnismäßig geringen Kursschwantungen den eigenen kapitalistischen Betrieb gefährdet, Absatzstockung und-trisen unbedenklich hervorruft und damit die Gefahr dcr Arbeitslosigkeit erhöht. Die Schwierigkeit, mit den ge- steigerten Inlandpreisen auf dem Weltmarkt zu konkurrieren, hat auch den Inlandsmarkt beunruhigt. Kaufunlust zumal die Konsumkraft aller Teile durch die Preiserhöhung geschwächt ist, Geldknappheit und unsichere Börsenstimmung sind bereits sehr ernst zu nehmende Anzeichen Unter einer durch die sinnlose und übcrhetzte Preistreiberei selbst hervorgerufenen Absatzstockung bat aber in erster Linie die Arbeiterschaft zu leiden. Hotte die Preissteigerung ihre Lebens- Haltung beträchtlich hcrabgxmindcrt, so bringt Konjunkturrückgang dazu noch die Gefahr der Arbeitslosigkeit. In dieser andauernden Zermürbung unserer Volkstraft haben wir den schlimmsten Eingriff in die Vermögenssubstanz unseres Volkes. Die Arbeitstraft, der wertvollste Teil des Nationalvermögens, wird brachgelegt, ohne Plan und Ziel, ganz nach Willkür der Entwicklung des Warenmarktes. Auf die Dauer wird ein solcher Eingriff in die Vermögenssubstanz auch für dos Kapital empfindlicher sein als olle die Steuern, die ma» unter Berufung auf die angeblichen Nor- wendigkeiten der Vroduklion rücksichtslos bekämpft hat und die ebenso wie die gebundene Wirtschast die Entwicklung de» lln- Heils wenigstens lzätteii verzögern könne», bis dcr zerrüttete Welt- markt sich von den Krisenerscheinungen der?iachkriegszeit er­holt hat. x___ Erfreuliche Minderung der haldenbeständ«. Die Haldenbestände de» Rudrgebiets an Kohlen. Koks und Briketts zeigten in den letzten Monaten infolge von Verkehrsschwicrigteiten und infolge des Mangels an ungelernten Arbeitern für das Verladen eine un- gewöhnliche Höhe. Sie bewegten sich um l'A Millionen Tonnen. Nachdem jetzt die Wagengestellung der Eisenbahnen und die Schisiahrtsoerhältnisse sich gebessert haben, hat sich allein in der letzten Woche der Kohlenvorrat des Ruhrgebiete» um 178588 auf i) 237_3S9,.K0WW..SistSÄpiSt- lia.