Hochverräter dr. �eim. ZN ü n ch e n, 5. Mai. (Eig-ner Drahtberlck)t.) Die.Müuchcner Vost" veröffentlicht heute zwei Dokumente, welche geeigl»et sind, die hochverräterischen Umtriebe der bayerischen Monarchisten in ihrer ganzen Gefährlichkeit erkennen lassen. Das erste Dokument ist ein Bericht des Vorsitzenden des bayerischen„Otbnungs- blocks", Dr. Tafel, in dem er feststellt, datz es in Bayern wie in Oesterreich Leute genug gibt, die aus Erbitterung über die.Der- liner Mitzwirlschast- die Loslösung Bayerns vom Reich betreiben. Bayern muffe das Schwergewicht über das ganze Deutsche Reich erhalten. Dazu verlange man in matzgebenden Kreisen einen unabhängigen Staatspräsidenten und eine berufsständize Sammer. hier setzt nun die.Münchener Post' mit einem zweiten Do- kumenk ein, das die Führerschaft des Dr. heim und seiner Bauern- kammer grell beleuchtet. Es handelt sich um einen Brief des wegen Landesverrats an Irankreid) aus der bayerischen Kön'.gsparlei aus- gefchlostenca Grafen Bothmer an Dr. heim vom 21. April 1920. Die Hauptrolle in diesem Schreiben spielt ein deutsch -öster- reichischer Agent, der im Austrage dieser beiden„Patrioten' herum- reist, und zwar zu den Franzosen über Mainz , zu Dr. D orten nach Miesbaden und zu dem von Dr. heim schon damals als fran- zosischen Gesandten in München ausersehenen D ard. Der Brief ent- hielt weiterhin die im Stil der königlich bayerischen Diplomatie gehaltene Anweisung an v r. heim, seine Reise nach Italien vor seinen stonzösischen Vertrauensmännern abzuleugnen. ferner das Ersuchen, Herrn Dard über den beabsichtigten Landes- verrat nicht zu eingehend zu informieren und damit er auch weiter in den Händen Dr. Heims bleiben könne.(Was Dards Kompromit- tierung verhindert hätte! Red.) Professor F ö r st e r sei als Mittelsmann mit den Franzosen so zu verwenden. dah den Franzosen die Angst vor der Revanche bewcgung in Bayern durch die Persönlichkeit dieses pazisisten zerstreut werden würde.— Schlietzlich teilt Gras Bothmer Dr. heim mit, datz den Franzosen durch ein M i tz v e.r st ä n d n i s(!) die Meinung beigebracht worden sei. datz Dr. heim schon in kürzester Zeit. d. h. innerhalb der nächsten 14 Tage, die Regierung in Bayern übernehme und Bayern vom Reich abtrennen werde. Dieses Dokument, das den offenkundigen Landes- verrat Dr. Heims zweifelsfrei erweist, wird hoffentlich der poli- tischen Tätigkeit dieses Manne» ein rasches Ende sehen.
Der ßunflbefUt der tzohenzollern. Die Auseinandersetzung zwischen dem preußischen Staat und dem normaligen Königshaus hat noch keine endgültige Lösung gefunden. Wie verlautet, will man jetzt die Abgrenzung des Eigentums einem Schiedsgericht überlasten. Dieses Schiedegericht wird seine Entscheidungen natürlich nur nach juristischen und finanziellen Ge- sichtspunkten treffen, und es besteht daher die Gefahr, daß bei der Trennung des Eigentums organisch Zusammenhängendes auscin- andergeristen wird und Werte von künstlerischer oder historischer. Bedeutung dem preußischen Volte verloren gehen. Zur Wahrung dieser geschichtlichen und tüirst- lerischen Wert« ergreift nun«ine Anzahl prominenter Vertreter der Kunst und Wistenschaft das Wort in einer Kundgebung, deren Be. dcutung schon aus den Namen der Unterzeichner erhellt. Es sind dies: W. v. Bode, Generaldirektor der Staatlichen Museen a. D., O. o. Falte, Generaldirektor der Staatlichen Museen, A. v. h a r- n a ck, Generaldirektor der Staatsbibliothek a. D., L. I u st i, Direktor der.Rationalgalerie, L. Jeßner. Intendant des staatlichen Schau- spielhaufes, v. Schilling s> Intendant der Staatsoper, F. M tl- kau, Generaldirektor der Staatsbibliothek, P. F. Kehr. Generaldirektor der Staatsarchive, und R. h i e ck e, Konservator der Kunst- denkmale. Sie weisen auf die Pflicht jeder Regierung und jedes Volkes hin, das geistige Besitztum der Nation als Denkmal ihres Bildungs- und Kunstfleißcs unversehrt der Allgemeinheit zu erhalten, und sie zitieren folgende Stelle aus dem Testament des alten Fritz:„Ich Hobe die Einkünfte des Staates als einen Teil des Lebenssaftes meiner Völker betrachtet, worüber ich ihnen Rechen- schaft schuldig bin, und niemals habe ich daher auch nur den kleinsten
wenn Worte unbedingt notwendig sind, so haften sie dock, bester im Gedächtnis, wenn sie durch Bilder ergänzt werden. Di« Kunst- geschicht« hat in erster Linie die Verpflichtung, sich diesen Fortschritt zunutze zu machen.' Nansen will nichts von Politik wissen. Nach einem Bericht der ..Leta-Agentur' hat das Internationale Hilfskomitee für Rußland in Moskau mitteilen lasten, daß Professor Nansen den ihm ange- tragenen Titel eines Ehrenmitgliedes des Moskauer Rates ablehnen mäste, da ihm seine wichtigen internationalen Aufgaben humanitären Charakters daran hindern, sich in irgendeiner Weise mit Politik zu befassen. Die Frana. Die Stadt San Fratello , in 700 Meter Meereshöhe am Rande einer kleinen Hochfläche nahe der Rnrdküste von Sizilien gelegen, wurde kürzlich durch eine..Frana' großen- teils zerftört. Damit ist von neuem die Aufmerksamkeit auf diese Landplage Italiens gelenkt. Was ist eine Frana? Italien ist be- kanntlich größtenteils Gebirgslandz die unteren Teile der Apenninen - berge sind nun meist von einem Mantel weicher Tone und Mergel umhüllt, die bei starker Röste aufquellen, breiig werden, ihren inne- ren Zusammenhalt und ihre Verbindung mit der felsigen Unterlage verlieren und daher an den Hängen ins Rutschen und Gleiten kommen. Alle?, was der Mensch auf solchem Boden etwa errichtet hat, seien es Grenzsteine, Straßen, Bahnkörper oder Gebäude, kommt natürlich mit ins Gleiten und geht zugrunde: Grenzsteine verschieben sich, Bahndämme fließen auseinander, Bahneinschnitte füllen sich mit dem von den Hängen abfließenden Brei, an Berg- wänden kommt der Bahnkörper ins Rutschen, und Gebäude stürzen zusammen. Dieses Gleiten der Erdoberfläche, das fast ausschließlich in der nassen Jahreszeit, im Winter, auftritt und erst infolge der weitgehenden Ausrodung des Waldes, zu der man sich in dem kohlen- armen Italien verführen ließ, zu der heutigen Landplage werden konnte,, nennen die Italiener„Frana'. Hauptsächlich wegen dieser Beweglichkeit der Berghänge, allerdings auch aus Gründen der Ge- fundheit und Sicherheit, liegen so viele Ortschaften Italiens nicht in den Tälern, sondern oben auf den Berghöhen, die aus festem Kalkgestein bestehen. Und doch kommt es gelegentlich vor, daß die am Rande eines Bergplateaus liegenden Häuser in den Bereich des Gleithanges geroten und mit abstürzen: so war es 1881 in Castel- frentano, so jetzt in San Fratello , wo zahlreiche Häuser und auch Kirchen der Frana zum Opfer sielen und ein großer Teil der Be- völkerung gerade in der ungünstigsten Jahreszeit obdachlos wurde. Galerie Möller. Ter Vortrag vyn Vau! West heim über»Neue Kunst in Frankreich ' ist auf Mittwoch, den 10., verlegt woiden. Schließung des Tüsseldorser TchaulvielhauseS. Die ordentliche Geiellschattöversomnilunq der SchaujPielbauSgcsellschait m. b..H. in Düssel - dors hat beschlossen, das HauS vom l. Juli ab zu lchliehen. Angebot- von Unternehmern, die da-5 Hau» lür Variete- und Kiiiovorstellunqcn pachten wollten, wurden abgelehnt. DaS Hau « soll vorläusig von Fall zu Fall auswärtigen Wastlpieluiiternehmungen überlasten weiden. Spaltungsbetvegung tu der rnsflscheu Kirche. In Rußland ist inner- halb der gricchislb-orihodoren Kirche«ine Spaltnngsbewegung im Gange. Tie aus der Kirche ausgeschiedenen Elemente haben eine„Allgemeine Christliche Brüderschaft" unter der Führung der niederen Geist- lichtest gebildet und sich an die verschiedenen evangelischen Sekten mit einem Avfrnf zum Anschlüsse gewandt,
Teil zu meinem Privatgebrauch verwendet. Deshalb sterbe ich arm, doch reinen Gewissens.' Die Kundgebung bezeichnet es als uner« läßlich,„daß die Entscheidung über diese Fragen, die vorwiegend eine kulturelle und allgemein ethische Bedeutung haben und nicht nur privatrechtlichen Normen unterworfen werden dürfen, durch vor- herige Vereinbarung zwischen Staat und Königs. Haus ohne Schiedsgericht geregelt wird'. Im einzelnen wird verlangt, daß Bauteu und Gartenanlagen, wie Sanssouci , das Marmorpalais, Charlottenhof, Teile des Potsdamer Stadtschlosses, das Schloß Chor- l o t t e n b u r g und das Reue Palais als Ganzes erholten, andere als Museum eingerichtet werden sollen. Die beweglichen Kunstgegenstände in den Schlössern sind, wenn sie zum künstlerischen Gesamtbild gehören, an ihren Stellen zu belassen, andernfalls den
/ta öie arbeitende Jugend aller Länder! Namenloses Elend haben die vereinigten Nationalisten. Mili- tarlsten und Imperialisten aller Länder durch den Weltkrieg der ar - beitenden Menschheit bereitet, vermehrt und grenzenlos gesteigert werde» die Leiden der arbeitenden Klasse durch eine schamlose Aus- beukung dieser Notlage durch die kapitalistischen Machthaber. Unter diesen Zuständen leidet die arbeitende Zugeud am schwer- slen. Ihre schwachen Kräfte sind schutzlos der Ausbeutung preis- gegeben. Zum Protest gegen dlefe Ausbeutung rufen wir die gesamte arbeitende Iugend aller Länder auf. den Internationalen Fugendtag am 24, und 25. Zuni zu machtvollen Kundgebungen auszugestalten. Gerade zur Zeit der Sommersonnenwende, die die Nallonalisien in manchen Ländern zum Anlatz nehmen, für ihre verhängnisvollen, völkerverhetzendcn Ziele zu demonstrieren, mutz des weitere« der Ruf des völkeroersöhncnde» Sozialismus weithin erschallen. Damit wird die Kundgebung auch zu einem flammenden Protest gegen den v älter verderbenden Militarismus. In der Erkenntnis, datz unter der kapitalistischen Wirtschaft, die auf der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beruht, ihre Forderungen nicht erfüllt werden können, bekennt sich die prole- tarische Zugend an diesem Tage erneut zum internationalen Klassen- Hampf gegen die Ausbeutung und erhebt ihre Forderungen: Mehr Recht! Ausreichenden Schutz für die arbeitende Zugend! Völkerfrieden! Ingendgenossen und Genossinnen! Zeigt durch Massenbeteiligung Euren entschlossenen willen, mlt uns für diese Forderungen zu kämpfen. hoch die inlernalionale SolidaritSk der arbeitenden Zugend! Arbeiter-Zugend-Znkernalionase. Inlernalionale Arbeilsgemeinschast sozialistischer Zugendorganisationen.
staatlichen Sammlungen einzuverleiben. Dasselbe- gilt von den Sammlungen geschichtlicher und literarischer Natur. Die Hausbibliotheken sind als geschlossenes Ganzes zusammen- zufassen, da» Hausarchiv ist nach Aussonderung der rein fami- licngeschichtlichen Bestände der Generaldirektion der Staatsarchive zu unterstellen. Die ehemals königlichen Theater müssen unge- schmälert dem Staate verbleiben. Unserer Meinung nach wäre es freilich wesentlich einfacher und richtiger, wenn von vornherein an dem Grundsatz festgehalten würde: Fürstenbesitz ist kein Privatbesitz , und sobald die Fürsten - Herrlichkeit ein Ende hat, fällt auch der Besitz an den Staat und an das Volk zurück, denen einzig und ollein er seine Entstehung verdankt. Ein �nfans. Die Breslauer Strafkammer aufgelöst. Vor einiger Zeit berichteten wir über ein besonders Hahne- buchenes Urteil der dritten Strafkammer des Land- gerichts Breslau : Diese sprach den Redakteur G o i tz s ch der deutschnationalen„Tchlesischen Tagespost' frei, der dem Minister Severing Leichtfertigkeit und Gewissenlosigkeit vorgeworfen hatte. Die Strafkammer begründete den Froispruch damit, daß der Ange« klagte„nur'ein in politischen Kreisen bereits feststehendes Urteil über Seoering' wiederholt und die Wahrheit gesagt habe. Die Kammer, die dieses Musterbeispiel eines politischen Tendenzurteils gefällt hat, ist, nach Meldung unseres Breslauer Bruderblattes, der „Volksmacht', durch Acrsügung des Landgerichtsprösidenten Wittke ausgelöst worden. Der bisherige Vorsitzende der Straftommcr wurde zu einer Zivilkammer oersehi. Damit ist endlich einmal ein Anfang gegen die Richter ge- machi, die in ihren Urteilen ihrer politischen Leidenschast die Zügel schießen lassen. Aber freilich nur ein Anfang. Im Haupt- ousschuß des Preußischen Landtags sind von den Rednern der Linken solche Fälle zu Dutzenden vorgetragen worden. Es sei nur er- innert an die Urteile der Strafkammern in Oels , Gleiwitz , Beuthen , Bochum usw. Hier täte ähnliches not. » In einem Bericht des„Amtlichen Preußischen Pressedienstes" über die Ergebnisse der großen Iustizprüfung, einem Berichte also, der offenbar vom Preußischen Justizministerium herrührt, sind folgende Sätze beachtenewert: In vielen Fällen findet sich der Referendar mit dem ihm vor- gelegten Rechtssall in mißverständlicher Anwendung der ihm ge- lehrten Methode in der Weise ab, daß er die Partsibehauptungen schematisch nacheinander in das Streckbett der verschiedenen rechts- geschäftlichen Typen bringt und schließlich einer dieser Typen ein- ordnet, ohne daß er überhaupt den versuch macht, den Wirtschaft- liiben wurzeln, denen der Rechtsstreit entsprungen ist. oder den wirlschafllichen vedürsnissen. denen das Urteil zu dienen bestimmt ist, nachzugehen: es kommen Entwürfe zu Urteilen vor, die oer- mutlich zur Ueberroschung der Parteien deren wirtschaftlichen Streit beiseile schieben und dafür wissenschaftliche kontroversen entscheiden. In diesen Feststellungen des amtlichen Organs liegt ein oer- .lichtendes Urteil über die heutige formal-scholaftische Aus- bildung der Juristen. Bedauerlich nur, daß gerade das Preußisch« Justizministerium wirklich großzügigen Reformplaneo des juristischen Studiums noch immer unverständlichen Wider- stand entgegensetzt. « Magdeburg . P. Mai.(Eigener Drahtbericht.) Bei einer Demon- stration, die au» Anlaß der Ermordung Erzbergers auf Veranlassung der sozialdemokratischen. Parteileitung in Hundisburg , Kreis Reu- Haldensleben, am 3. August ISZl stattfand, kam es vor dem Gute des Großagrariers o. Natusius, eines Erzreaktionärs, zu Auftritten, die vom Gericht als Landfriedensbruch angesehen wurden, obwohl es der Staatsanwalt abgelehnt hatte, Anklage gegen die Demon- strantsn zu erheben. Die Arbeiterschafl war durch andauernde Provokationen der Deutsch-Monarchistcn stark gereizt worden, so daß sie von den Agrariern die Herausgabe der schwarzweißroten Fahne
verlangten. IS Angeklagte wurden vom Landgericht Magdeburg wegen Landfriedensbruch zu 2 Monaten bis zu einem Jahre Ge- fängnis verurteilt. Das harte, unverständliche Urteil gegen imbe- scholtene, geachtete Parteigenossen hat in der Bevölkerung der Pro- vinz Sachsen starke Erregung ausgelöst.
Zum Potsdamer ��rtillerie-Hroßtag�. Heute, Sonnabend, nachmittags 4 Uhr, findet auf dem Bosstnplatz in Potsdam eine Dcmonstrationsveriammlung des Gewerkschafts- kartells und der AfA-Ortsgruppe statt, die gegen den mon» archistischen Rummel, zu dem Potsdam immer wieder be- nutzt wird, energisch protestieren wird. Nach den Abmachungen der örtlichen Leitungen der Arbeitervarteien schließt sich au die Bcr- sammlung kein Umzug an. Wir ersuchen unsere Anhänger, sich ebenfalls streng an diese Abmachungen zu halten, damit wieder bewiesen wird, daß politisch geschulte Arbeiter Disziplin zu halten oerstehen. Die Leipziger Klaggenaffäre. Zu den Boraängen an der Universität Leipzig am I.Mai teilt das sächsische Kultusministerium mit: Der Rektor habe es dem Ministe» rium gegenüber bedauert, daß er es nicht bei der versehentlich auf- gezogenen Reichsstagge habe bewenden lassen, kr habe versichert, nicht im entferntesten die Absicht gehobt zu haben, irgendwie poli- tisch demonstrieren zu wollen. Nach seiner Ansicht hat auch den Studenten, die aus Ersuchen beim Hissen der flagge behilflich waren, jede böse Absicht gefehlt. Das Kultusministerium wird dafür sorgen. daß sich derartige Vorkommnisse ans keine» Fall mehr wiederholen. Im übrigen jst die Untersuchung noch nicht abgeschlossen.
Niedrigere Verzinsung der Awangsanleihe. Das Reichskabinett beschäftigte sich am Freitag mit dem vorliegenden Referentenentwurf des Gesetzes über die Zwangs- a n l e i h e. Der Entwurf soll demnächst dem Reichsrat zugehen. Als Stichtag ist der 31. Dezember d. I. vorgesehen, aber die Ein- schätzung dürste schon während des Sommers erfolgen. Bei der Festsetzung der Höhe des steuerfreien Vermögens wurde in dem Entwurf ein Unterschied gemacht zwischen den Kapitalrcntner» und den Besitzern von Sachwerten. Die ersteren dürften in bezug auf das steuerfreie Vermögen einige Erleichterungen erfahren. Die nach de» steuerfreien Iahren im Refercntenentwnrf vorgesehenen Zinssätze wurden auf Beschluß des Reichskabinetts herab- g- l- tz t.._ Maffenentlaffungen im Saargebiet. Im Saarbergbau ist eine schwere Krise ausgebrochen. Eni» gegen den noch vor kurzem gegebenen französischen Versprechungen, daß die Belegschaften auf den Saar gruben so vermehrt würden, daß die Förderung auf dos Doppelt« der Vorkriegszeit gebracht werden könne, sollen nunmehr, angeblicki wegen Absatzmangels, mehrere tausend Berglaute entlassen werden. Bei den VerHand- lungen mit den Gewerkschastsführern wurde von der Bergbauver- waltung der Vorschlag gemacht, di« außerhalb des Saargebiets woh� nenden Bergleute abzuschieben. Die Bergarbcitersührer pro- testierten gegen diese Maßnahme und machten eine Reihe von Vor- schlügen, um die Entlassungen zu vermeiden. Die Verhandlungen werden noch fortgesetzt. Außerdem hat die Regierungskommission am 21. April d. I. beschlossen, 1102 Elsenbahnarbeiter zu entlassen und 78 Beamtenstellen aufzugeben. Mit den Arbeiterentiossungen bei der Eisenbahn soll sofort begonnen werden. Sie sollen noch vor dem 1. Oktober d. I. zu Ende geführt sein. Die Zurücküberweisung überzähliger Beamter an die deutsche Ber- waltung soll bis 1; Juli 1922 erfolgen.' Lloyd George gegen die Annexion wilnas. fionmo, 5. Mai. (MTB.)„Echo' meldet: Die polnische Forde- rung nach internationaler Anerkennung des R i g a e r Vertrages der polnischen Einverleibungen Wilnas und O st g a l i< ziens wurde in der Sitzung der russischen Unterkommission am 1. Mai behandelt. Während der Verhandlungen äußerte sich Lloyd George zweimal kategorisch dahin, daß er die Grenz« Polens mit Rußland und Litauen als nicht festgelegt ansehe»n» daß diese Frage in bezog auf Litauen noch seiner Meinung ofsc.i bleibe, bis der Völkerbund rechtmäßig entschieden habe. Die polnische Cisendahnverwaltung gibt im D a n z i g e r Haupt- bahnhof Empfangsbescheinigungen für Handgepäck in ausschließlich polnischer Sprache aus. Roch polnischen Zeitungen existiert eine polnische Polizeiüberwachung im Danziger Freistaat. Anfragen im Senat betreffen beide Dinge. Die sehler.den Zahlungsbeleg«. Don unterrichteter Seite wird den PPR. geschrieben: In den bisherigen Sitzungen des Parlamcn- tarischen Untersuchungsausschusses, die sich mit der Weinasfäre des Minister Hermes b-fchäftigten, wurde wiederhol: der Antrag ge- stellt, die bei den Aften nicht befindlichen Zahlungsbeleae über die vier Weinsendungen des Ministers Hermes vorzulegen, da nur für die erste Sendung aus dem April 1929 ein solcher vorlag. Trotz der Zusage des Minister«, di« in seinem Privatbesitz und im Besitz des Ministeriums befindlichen Aktenstücke einzureichen, und trotz der Beschlagnahme aller einschlägigen Akten bei dem Winzerverband für Mosel , Saar und Ruwer , gelang es bis heute noch nicht, weiters Belege über ersolgte Zahlungen seitens des Ministers Hermes auf- zufinden. Herr Hermes hat dazu seinerseits behauptet— so zuletzt im Schreiben des Ernährungsministeriums vom 27. April 1922—, daß diese Zahlungsbelege sich bei den Aktien der Staats- anwaltschaft in dem Prozeß gegen die„Freiheit" befinden würden. Diese Akten sind inzwischen dem Untersuchungsausschuß vorgelegt worden und es wurde festgestellt, daßsich in ihnen außer dem oben- erwähnten Zahlungsbeleg über»99 M. für die erste Sendung kein einziger ZaUungsbeleg des Ministers Hermes an den Winzerver- band für Mosel, Saar und Ruwer befindet. Man wird danach wohl verstehen können, daß Herr Hermes es vor dem Untersuchung?- ausschuß sorgsam unterlassen hat, sich zu dieser Frage zu äußern. Die Düsseldorfer Konferenz der Neunerkammission der drei Internationalen ist von Friedrich Adler abgesagt worden. Adler be- gründet diesen Schritt in einem ausführlichen Schreiben, indem er die Unmöglichkeit der Zusammenkunft auf organisatorische Schwierig- ketten der 2. Internationale zurückführt und darauf hinweist, daß die verschärfte Verfolgung der Menschewiki und linken Sozialreoolu- tionäre in Rußtand und die Versuche zur Sprengung dex skandinavi- schen Arbeiterbewegung nicht geeignet seien, die psychologischen Bor- bedingungen für einen internationalen Arbeiterkongreß zu ver- bessern. Gerade darum aber hält Adler einen raschen Zusammentritt der Neuncrkommisston für notwendig.— Die ganze Angelegenheit soll bekanntlich auf deutschen Antrag in einer Sitzung des Exekutiv- komitees der 2. International« besprochen werden. Der Internationale 2'/> beigetreten ist die Socialist Party Nord. amerikas . Die deutsche Denkschrift über Arbeitslaflgteit. Die von der deutschen Delegation in Genua überreichte, vom ReichSarbeitS- Ministerium verfaßte Denkschrift über„Die Erwerbslosigkeit der Welt, ihre Wirkungen und ibre Bekämpfung' wird in der in den nächsten Tagen erscheinenden Nummer des Reichsarbeitsblatts zum Abdruck gebracht. Sonderabdrucke können durch das Bureau des Reichsamis für Arbeitsvermittlung, Berlin W.S, Luisenstr. 33-24, bezogen werde».