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Sozialisten, daß sie zwar die kapitalistische Ausbeutung zu- läßt, aber sich sperrt gegen den politischen Fort- schritt, den das kapitalistische Zeitalter gebracht hat, gegen die Demokratie! Indem sich der Kommunismus weigert, sich über, seinen eigenen Wandel Rechnung zu geben, verstößt er gegen das erste Gebot des Marxismus, gegen das derS e l b st v c r- , st a n d i g u n g". Statt sich über seine eigenen Funktionen klar zu werden, versucht er diese vor sich selber und feinem Anhang durch einen desto dichteren Vorhang von radikalen Redensarten zu verhüllen. Damit niemand auf den Gedanken komme, die Kommunisten näherten sich mit Riesenschritten demReformismus ", muß über dieReformisten " desto toller geschimpft werden. In Moskau bedroht man sie mit dem Erschießen, in Bersin zum Unterschied erfindet man Tote, um die immer und an allem Schuldigen als.Arbeitermörder" beschimpfen zu können. Zwischen solchen Erschießdrohungen und Totschlaglügen kreischt dann in seltsamer Disharmonie der Schrei nach der Einheitsfront" und wieder sind die Führer der 2. InternationaleArbeiterverräter", diesmal, weil sie angeb- lichdie Einheitsfront sabotieren". Vergebens sucht man in solchem Treiben Sinn und Verstand, man kann nur ver- suchen, es sozial-psychologisch zu erklären, wie es hier ge- schehen ist. Vordem gab es einmal Koimnunisten, die glaubten, für ein nahes großes Ziel zu kämpfen, und die uns, weil wir ihnen mit unseren ruhigeren Auffassungen im. Wege standen, erbittert haßten. Das war ehrliche politische Gegnerschaft, und jene Kommunisten hätten sich lieber die Zunge abgebissen, als daß sie nach derEinheitsfront" geheult und geschmachtet hätten. Aber solche Kommunisten gibt es heute nicht mehr, die Illusionen sind verflogen und geblieben ist nichts als ein ekler Bodensatz von Unwahrhaftigkeit und Rüpeltum. Ziellosigkeit und Radautaktik sind zwei Dinge, die eng miteinander zusammenhängen. Weil der Antisemitismus nur ' schimpfen, aber keine konkreten Ziele entwickeln konnte, wurde er Radauantisemittsmus. Der Radaukommunismus unserer Tage beruht auf derselben Grundlage. . Wer hat schon eineEinheitsfront" gesehen ohne gemein- ame Ziele und gemeinsame Taktik, ohne Klarheit, Kamerad- chaftlichkeit und Disziplin? Jeder beantworte sich diese Frage selber, dann wird er auch wissen, wer die Einheitsfront will, ohne nach ihr zu brüllen, und wer nach ihr brüllt, ohne sie zu wollen. Avheiter, geht über die Spalt- und Radau- brüder zur Tagesordnung über, dann habt ihr die Ein- heitsfrontl « i '' Die Delegation der 3. Internationale von der Berliner Konferenz veröffentlicht einen langen Aufruf, der die alten bekannten Redens- arten, aber keine Antwort auf unsere präzise Frage enthält, wie es mit der, Zusicherungen steht, die sie hinsichtlich des Pro- zessesder�? Sozialreoolutioäre gemacht hat. Zu diesem Thema schreibt jetzt sogar die.Freiheit" gegen die KPD. das Folgende: Es handelt sich um eine polllische Brunnenvergiflung schlimmster Art. Wenn der Artikel derRoten Fahne" von Moskau unwidersprochen bleibt, dann steht für die Arbeiterschaft der ganzen Welt fest, daß die auf der Berliner Konferenz von den Kommu- . nistrn geäußerte Entrüstung eitel Heuchelei war, daß tat- sächlich beabsichtigt ist, den Prozeß als Tendenzprozeß zu führen, daß die Verteidigung eine Farce sein soll und daß das Urteil von vornherein feststeht. Es erübrigt sich, auf den phrasengeschwollenen Aufruf der Dele­gation einzugchen, solange eine Klärung dieser Angelegenheit nicht erfolgt ist. Zum KapitelEitel Heuchelei" liefert auch der Pariser K o m m u n i st e n t a g, der am Sonntag begonnen hat, einen be- zeichnenden Veitrag. Die EP.-Agentur berichtet darüber: Es wurde eine Resolution angenommen, worin die Einbe- rufung der Parteileitung auf den 11. Mai gefordert wird, um Maßnahmen gegen die Kriegsgefahr zu beraten. Di>e Gegen- resolution, die eine sofortige gemeinsame Beratung über diesen Gegenstand durch alle sozialistischen, kommunistischen und gewerkschaftlichen Organisationen Frankreichs forderte,

Ernst ToUer an öie?ugenö. In einer Schouspielwoche, die sichWoche der Lebenden" nennt, bringt das Nürnberger Stadttheater Ernst Tollers Wandlung" heraus. Der Dichter, der sich immer noch im Gefängnis befindet, hat dem Intendanten Stuhlfeld folgende Ansprach» an das Publikum übermittelt, die vor der Aufführung verlesen werden soll: Meine werten Zuhörerl Als der Ruf des Mittlers dieses Abends mich trof, lag ein Zeltungsblatt vor mir. Darin stand, inmitten greller Sensationsberichte, inmitten Ankündigungen von Biersesten (in schlechtem Zeitungsdeutsch und in schüchternen(leinen Lettern) dies« amtliche Notiz: Die Gesamtvcrluste der deutschen Wehrmacht im Weltkrieg betragen 1 808 852 Todesfälle. An jedem der 1623 Tag« waren 1114 Tote, in jeder einzelnen Stunde 46 Tot« zu beklagen. Nach den Berechnungen de» Generals von Altrock hat Deutschland durch den Weltkrieg und seine Folgen einen Menschenverlust von 12 Millionen erlitten." Und ich erinnerte mich an Notizen, die ein paar Tag« vorher inmitten greller Sensationsbericht«, inmitten der Ankündigungen von Bierfesten(in schlechtem Zeitungsdeutsch und in marktschreierischen Lettern) die gleiche Zeitung gebracht hatte: Ein neues Giftgas gefunden, besten Wirkung alle bisher im Krieg verwandten Giftgase bei weitem übertrifft. Neue Bomben erfunden, die, von Flugzeugen geworfen, ganze Stadtteile in Schutt und Asche legen." So soll alles vergessen sein? Dergesten der prometheische Schrei, den aus wunden Herzen die Menschheit aller Völker, gepeitscht vom namenlosen Grauen eines namenlosen Furcht- Haren schrie: O Licht, das allen scheint, seht an, Bezeugt, was ungerecht ich hier erleide!" Vergessen der verzweifelte Ruf kriegszerbrochener Krüppel: 0 käme Tod, uns zu erlösen!" Alles vergessen? Auch von Ihnen vergessen, meine werten Hörer? O ich höre die Stimmen derRealpolitiker", die mit dem Lächeln vielwissendcr Unweisheit zu beweisen suchen, daß alles kommen mußte, wie es kam, daß der Krieg eine historisch« Rot- wendigkeit, daß die Menschheit noch nicht reif sei, daß im Stahlbad des Krieges sich der Mann bewähre und wie die Phrasen all« heißen, die die Bequemen, die Kutscher- in ausgefahrenen Geleisen, die Spieler mit Menschengeschicken zu sprechen pflegen. Mit Ver- blendeten will ich nicht rechten. Sie meinte Hölderlin , als er schrieb: Und es ehret der Knecht nur den Gewaltsamen." Den Jungen gilt mein WortI In ihnen Ist der Wille zum Unbedingten, in ihnen ist der Wille, den Zwiespalt zu über- winden, der heute unser Leben zersetzt und entseelt, jenen Zwiespalt, den dieRealpolitiker" verteidigen, es könnten die Forde- rungen des Gewissens, die Forderungen der Ge- rechtigteit, di« Forderung«, menschheitliche.r

wurde abgewiesen, da fle der Elnheitspolltik der komnumlsti- fchen Partei zuwiderläuft. Während man sich in Berlin nach derEinheitsfront" die Kehle wundschreit, wird sie in Paris muntersabotiert". Die ganze Bcr- liner Begeisterung und Entrüstung wird dadurch als ein schlechtes Komödienspicl enthüllt. Schweigen im walöe. Wir berichteten am Sonnabend über eine kommunistische Anfrage im Sächsischen Landtag , welche die Vorgänge in der Leipziger Universität am 1. Mai behandelte. Die Anfrage sprach von einem sinnlosen Einhaucn der Leipziger Schutz- Polizei auf die Arbeitermassen, von 16 Schwerverwundeten usw. Im Anschluß daran stellten wir an die Unabhängige Partei die Frage, ob sie diese Vorgänge ebenso behandelt habe, wie die Vorgänge vor dem Berliner Rathaus . Insbesondere fragten wir an, ob bei der Behandlung der An- frage die sachsischen Unabhängigen gegen den sächsischen Innen- minister L i p i n s t i(USP.) dieselbe Haltung einzu­nehmen gedächten, wie die preußischen Unabhängigen gegen den preußischen Innenminister S e v e r i n g(SPD .) Nach 24ftündigem Schweigen sieht sich dieFreiheit" ver- anlaßt, zwar wiederum einen langen Artikel gegen die preu- ßische Schutzpolizei zu bringen, aber die Leipziger Vorgänge mit keiner Silbe zu berühren. Offenbar ist es schwerer, auf unsere Anfrage eine Antwort zu erteilen, als alberne Schmähgedichts auf Genossen Richter zu schreiben.

Stadtrat Schöning Sozialdemokrat. Abschiedsgrüste derFreiheit". Aus der redaktionellen Vorbemerkung zum Artikel des Genossen Stadtrat Schöning, dieser habe seinerzeit seinen Eintritt in die SPD. angemeldet", schließt dieFreiheit", daß über die Aufnahme noch nicht entschieden sei. Diese Schlußfolgerung ist irrig. Stadtrat Schöning ist bereits, ebenso wie sein Kollege Stadtrat Brühl. Mitglied unserer Partei. Handelt es sich insoweit um einen entschuldbaren Irrtum, so ist die Art, wie dieFreiheit" ihrem ehemaligen Partei- genossen haltlose Verdächtigungen nachschleudert, ganz unentschuldbar. Hierzu sendet uns Genosse Schöning folgende Erklärung: Mein Artikel über denUrsprung des Konflikts" in der Sonn- abendrnorgenausgabe desVorwärts" veranlaßt dieFreiheit" zu der Behauptung, daß durch meine Tätigkeit im O st Hafen und speziell im Falle Fischer die Stadt Berlin um VA Millionen Mark geschädigt sei. Für diese Behauptung kann die Freiheit" auch nicht das Atom eines Beweises er- bringen. Um aber einer Legendenbildung vorzubeugen, sei hier festgestellt, daß die seinerzeit von mir ergriffenen Maßnahmen auf dem Osthasen von allen Parteien der Siadtverordnetenversammlnng. einschließlich der USpD . mit Ausnahme der KPD. gebilligt worden sind; daß durch den von mir herbeigeführten Systemwechsel die Stadt keinen Schaden, sondern nur Vorteil hatte. Die Redaktion derFreiheit" kann sich im übrigen über die damaligen Vorgänge auf dem Osthafen aus der. Freiheit" selbst orientieren. Wären die Behauptungen derFreiheit" ebenso richtig, wie sie falsch sind, so würden sie die eigene Partei treffe� Ihr Verfahren ist also ebensowenig geschickt, wie es zweifDos wenig nobel ist._ Em Unabhängiger zur Einigung. In derLeipziger Volkszeitting" veröffentstcht der Unab- hängige Genosse Schöning- Zittau«inen beachtenswerten Artikel zur Einigung zwischen SPD. und USP. Er kommt zu dem Ergebnis, daß unüberwindliche Schwierigkeiten nicht vorhanden sind. Was, fragt Schöning, sind denn die hauptsächlichsten Trennungsgründe? Die persönlichen Gründe können seit der Wiederverelni- gimg mit den Genossen der KAG. mehr maßgebend sein. Die Sünden der Heine, Noske usw. sind sicher nicht größer als die der Leoi, Geyer und Genossen.

Brüderlichkeit nur in Bezirken der Kunst, der PhilosophieErfüllungfinden, während imwirk- l i ch e n, impr aktischen" Leben mit Krämerpostu» loten gewirtfchastet werden müßte. Die Jungen wissen, daß nicht lebt, wer nicht«in ganzes Leben lebt. Dürfte ich zu Euch Jungen sprechen, wie ich möchte! Das Werk wird zu Euch sprechen, Ihr werdet Eure eigene Stimme darin vernehmen. Ihr werdet er- kennen, daß nicht Heil ist, wo Ungerechtigkeit ist. Auch Ihr werdet den Weg zu Euren Arbeitsbrüdern finden. Doch vergesset nie, daß, wer zu den Menschen gehen Hill', erst in sich den Menschen finden muß. Schreitet mutig den Weg, Ihr Jungen, den das Gesetz Eures Lebens Euch zu schreiten heißt! Nur die Ringenden sind die Lebenden".

Drahtlose Tllmlelegraphie? Der Vorsitzende der Bereinigung amerikanischer Kinoingenieure, L. C. Porter, hat bei der Eröffnung der diesjährigen Tagung der Vereinigung eine Rede gehalten, bei der er darauf hinwies, daß die Ueberttagung von Filmen auf droht- losem Wege nur noch eine Frage der Zeit sein könne. Porter be- tonte, daß man ja gewöhnliche Bilder bereits drahtlos übermittele. Von da zur Uebertragung einer Reihe von Bildern, die in Verbin- dung ständen und zusammen ein Laufbild darstellten, sei nur ein kleiner Schritt. Es sei daher durchaus wahrscheinlich, daß Amerika bald seine Filme auf drahtlosem Wege in die Welt schicken werde. TaNinsDenkmal für die 3. ünkernalionale". Ueber diesen seltsamen architektonischen Entwurf ist in Deutschland viel erzählt worden, aber einen klaren Begriff von ihm hat man bis jetzt nicht gehabt. Nun ckeröffentlicht in Bruno Tauts ZeitschriftFrühlicht" Elias Ehrenburg eine Zeichnung nach Tatlins Originalmodell und gibt eine anschauliche Schilderung des Riesenbauwerks.Das Manu- ment," sagt er,hat dieselbe praktische Schönheit wie ein Kran oder eine industrielle Brücke. Tatlin meint, daß das Dreieck die vor- herrschende Form war, um die Statik der Renaissp-nce auszudrücken: das Dynamische unserer Zeit drückt er in einer wundervollen Spirale aus. Zum Material hat er neben dem Elfen, das in der modernen Konstruktion schon gebräuchlich ist, das Glas genommen. Das Modell seines Denkmals Hot 20 Meter Höhe: der Bau selbst würde über 400 Meter messen (Eiffelturm 300 Meter). Er besteht aus zwei Zylindern und einer Pyramide aus Glas: die sich in verschiedenen Geschwin» digkeiten drehen. Im Innern dieser gläsernen Körper be- finden sich die großen Säle der Sammlung, Wiedervereinigung, Uebereinstimmung usw. Sodann große Anlagen zum Wärmeaus- gleich Wärmeversorgung im Winter, Kühlung der Bersammlungs- räume im Sommer. Diese Baukörper sind von einer Spiral« aus Eisen umgeben, die sich in die Höhe schwingt." Mit der Aus­führung dieses gigantischen Projekts dürste es schon allein mit Rücksicht aus die heutigen Glaspreise noch gute Weile haben. Schreckensszenen in einer Nervenheilanstalt. Das Londoner Gastspiel des französischen Apostels der Autosuggestion C o u e. dessen Wunderkuren 14 Tage lang das Stadtgespräch bildeten und zu dessen Vorlesungen und Konsultationen sich eine unabsehbare

Ebenso, hält Schöning die Frage der Diktator ife, Proletariats für keinen Hinderungsgrund: Auch hier sind die Gegensätze nicht so groß als allge- mein angenommen wird. Der Paretitag brachte klar zum Ausdruck, daß wir eine Diktatur, wie ihn der Bolschewismus einführt«, von uns weisen. Wenn Worte also Sinn haben sollen, so können wir unter Diktatur oder Herrschaft des Proletariats nichts anderes ver- stehen, als die physischen und geistigen Kräfte der Hand- und Kopf- arbeitcr zu mobilisieren, um so dem gesamten Proletariat den Reise- grcch zur Beherrschung des politischen und wirtschaftlichen Lebens zu geben. Solange dieser aber nicht erlangt ist, wird die Herrschaft des Proletariats nicht möglich sein. Er ist die Vorbedingung zur sozialistischen Wirsschaftssorm, und dieses wollen beide sozialistischen Parteien. Sind wir uns im Ziel einig, so werden wir den Weg gemeinsam besser finden als getrennt. Lluch in der Koalitionspolitik sieht Schöning kein grundsätzliches Hindernis der Einigung: Kein USP.-Genosse würde heute bereit sein, einer Regierung?» koalition anzugehören, in der die Sozialdemokraten nur das An­hängsel der Bürgerlichen bilden und als Minderheit die Verantwor» tung für bürgerliche Regierungskunststücke mit übernehmen müssen. In dieser Sache sind wir einig. Aber auch die Frage der Koalitton würde nach einer Vereini­gung der beiden sozialistischen Parteien ein ganz anderes Gesicht be- kommen. Eine Partei, die im Reichstage mit 192 Mandaten ver» treten wäre, könnte sich auch in der Regierung den Einfluß ver- schaffen, den wir im Interesse der Hand- und Kopfarbeiter zu haben wünschten. So gelangt Schöning zu folgendem Urtell: Alle Schwierigkeiten, die einer Vereinigung entgegenstanden, sind heute fa st überwunden. Die politische und wirtschaftliche Lage ist heute soweit geklärt, daß ein grundsätzliches, sozia­listisches Programm, das für beide Teile akzeptabel wäre, aufgestellt werden kann. Ein Wille der Partelen zu solcher Tat wäre fruchtbringender als Spintisierereien über die Ergebnisse kommender Kämpfe In bezug auf die Einigkeit. Neues Leben und neuer Mut würde die deutsche Arbeiterschaft beseelen, und mit der B e r g e u d u n g der ungeheuren materiellen und ideellen Kräfte wäre es vorbei. Schließlich stellt Schöning noch eine Frage: Ob nämlich die Rechtssozialisten sich vom Opportunismus freimachen können und nicht wieder kompromisseln werden?" Hierauf antwortet er mit beachtenswerter Offenheit: Ja, sie werden wieder kompromisseln und wir auch, weil eine Well nicht mit einem Schlage zu erobern ist und wir zu Zeder Zeil nicht mehr erreichen können, als In unsrer Macht liegt.(Im Original fettgedruckt.) Doch solche Gedanken brauchen uns nicht zu schrecken, denn ein« Vereinigung der beiden Parteien würde der Gesamtpartei ein ganz anderes Aussehen geben, es würde wieder die alte wetterfeste Sozial- demokratische Partei werden, wie zu Bebels Zeiten. Wir haben hierzu nur zu bemerken, daß die Einigung?- frage überhaupt nicht diskutiert zu werden brauchte, wenn von jeher in der USP. diese Einsicht obgewaltet hätte. Denn dann wäre es nie zur Parteispaltung gekommen.

Hcldenehrung." Ein« charatteristtsche Geschichte teilt die W. a. M." aus dem Dorfe Z i p�p o w, Kreis Deutsch-Kron«, mit: Ein Fremder besichtigte die dort aufgestellte Tafel mit den Namen der im Weltkrieg gefallenen Einwohner des Dorfes. Auf fein« er- staunt« Frage nach der großen Zahl wurde ihm gesagt, daß es eigentlich sogar noch mehr wären: nämlich außer den Verzeichneten sei noch ein Jude gefallen. Den habe man aber n i ch t a u f d i e Gedenktafel gesetzt, weil man mit den Juden nichts ge- mein haben wollte. Uns wundert das nicht. Hier ist nur im kleinen geschehen, was die berüchtigte.Iudcnstatistik" des Kriegs- Ministeriums im großen gemacht hat. Das preußische hebammengesetz. Da den Kreisen und Ge» meinden di« Aufbringung der Mehraufwendungen nicht zuzumuten ist, ist eine Staatsbeihilfe im Betrage von 25 Millionen Mark für das Jahr vorgesehen. Als Termin des Inkrafttretens des Gesetzes ist der 1. Oktober 1922 in Aussicht genommen unter der Voraus- fetzung, daß die Vorarbeiten bis dahin erledigt werden können.

Menge drängte, hat einen Abschluß gefunden, der den Erwartungen der Verehrer Eoues nicht entsprach. Der Wunderdoktor hatte als letzte seiner Unternehmungen eine Sitzung im Neurologischen Hospital von Tooting angekündigt, einer Anstalt, in der zahlreiche Kriegsteilnehmer, die an schweren Nervenstörungen litten, untergebracht sind. Diese Sitzung sollte der Glanzpunkt der Vor- führungen werden, gestaltete sich aber zu einer ausregenden Tra- gödie. Es gelang Eoue anfangs wirklich, bei einem Soldaten, der von schwerem Kopfschmerz gepeinigt wurde, und den er ununter- brocken die supgeüive fioiinel:(-a passe"(Das gebt vorüber) nacki« sprechen ließ, günstige Wirkung zu erzielen. Als Couö sich aber dem nächsten Patienten zuwandte, der an heftigen Zuckungen des ganzen Körpers litt, geschah das Unglück. Eoue führte mit blitzschnellen Bewegungen die Hände über die Glieder des Soldaten, indem er ihm dabei vorhielt, daß diese Zuckungen lästig für ihn selbst seien und seiner Umgebung nicht einmal recht glaubhaft erschienen, als der Patient plötzlich einen durchdringenden Schrei ausstieß und sich unter Konvulsionen zur Erde warf. Die Wirkung auf die nerven- kranke Zuhörerschaft war fürchterlich. Die Patienten begannen zu heulen, zu toben und sich auf der Erde zu wälzen. Sie wurden sofort von herbeieilenden Krankenwärtern hinausgetragen, aber auch auf die anwesenden Gesunden machten diese Szenen einen so grauenhaften Eindruck, daß die meisten den Saal oerlassen mußten. Eoue war der einzige, der die Geistesgegenwart behielt und die Vor- lesung noch eine Weile fortsetzte. Später erklärte er, daß die ganze Sache nichts aus sich habe: hysterische Menschen seien unberechenbar. Der Vorgang hat jedoch in London großes Aufsehen erregt und scheint das Ansehen Eoues wesentlich beeinträchtigt zu haben. Einloses" hohenzollern -Auiogramm. DieK r e u z z e i t u n g" veröffentlicht in ihrer gestrigen literarischen Sonntagsbeilagelose Blätter" aus der Handschriftensammlung eines Prof Wölbe. Meisten- teils hohe, höchste und allerhöchste Offenbarungen dieser Art:Frisch und fröhlich z» seiner Zeit, fromm und treu in Ewigkeit"(Herzog Ernst II. von Koburg-Gotbo):Treu zu Wasser und zu Lande" (General v. Blumenthal):Viel Feind', viel Ehr'I"(o. Puttkamcr) usw. Darunter finden sich aber auch ein paar Zeilen des Prinzen Louis Ferdinand , die in französischer Sprache an eine von der Revolution aus Frankreich vcrttiebene, in Poschnos(?) an der Elbe wohnende Prinzessin von Vaudemont gerichtet sind. Sie lauten auf deutsch :Man sagt, daß Poschnos der Inbegriff alles Lieblichen auf der Welt ist und daß man von Ihrem Bett die schön st e AussichtderWelthat. Ich bitte um die Erlaubnis, die Elb- gegend einmal von diesem Gesichtspunkt aus prüfen zu dürfen." Pfuit AberKreuzzcitung"!

Kon,ert zngunften der AlterSftilfe. Zu d�m Konzert de« Erl- lchen MännergcsaiigvereinZ, ldn» am 10., abend» 8 Ubr, in der Hochschule jür lvlusik zugunsten der AiterSbilse stattfindet, hat auber Barbara Kcmd auch der Intendant der Slaalsover Pros: Dr. Max von Schilling» seine Mitwirkung zugesagt. Karten bei Bote& Bock und Ä. Wertheim. Acrztekongrest in Moskau . Der allrussische Konaretz der Bakterlo» logen und Evedemieologen ist in Moskau eröfsnet worden und zäblt 800 Acrzte als Teitnebmer. Al» Vertreter der deutschen Wissenschaft ist Prof. Mühlen, der Leiter der HungerhiljSaktion de» deutschen Noten Kreuze» in Rutzland, anwesend.