Nr. 216 39. Jahrgang
Beilage des Vorwärts
Der Marstall bleibt Stadtbibliothek .
Ein Gang durch das Heim der 200000 Bücher.
Der Ausschuß für das städtische Bildungswesen hat gestern einftimmig beschlossen, die vom Magistrat angeregte Berlegung der Stadtbibliothet aus dem Marstall abzulehnen. Es ist ferner beschlossen worden, die Leihgebühr für die Emp. fangsscheine in den städtischen Büchereien von 10.Pf. auf 20 Pf. zu et höhen, vorbehaltlich der Zustimmung der Gemeindebehörden.
Kurz vor dem Kriege beschloß das Berliner Stadtparlament, bie umfangreiche Stadtbibliothek in einem eigenen Heim, das auf dem Grundstück des nun längst verschwundenen Inselspeichers er richtet werden sollte, unterzubringen. Das Grundstüd wurde da mals enteignet und mit den Erben ein Prozeß geführt, der nun nach zehnjähriger Dauer durch einen Vergleich beendet werden soll. Au die Aufregung, die Verhandlungen, die Baupläne waren umsonst: der Krieg verhinderte die Verwirklichung auch dieses schönen Planes. Der auf 2 Millionen vollwertige Goldmart veranschlagte Bau ist nicht ausgeführt worden. Nach dem Kriege wollte man die Stadt bibliothek, die heute nicht weniger als 220 000 Bände umfaßt, im Herrenhaus unterbringen. Der preußische Staat gab das Gebäude jedoch nicht her. Endlich wurden der Bücherei für sie geeignete Räume im Berliner Marstall angewiesen. Am 15. September 1920 begann der Umzug, nach 6% Monaten, am 1. März, war das überaus schwierige Bert so weit gefördert, daß der Betrieb wieder eröffnet werden konnte. Die Darmstädter Bank will nunmehr ihre
Kapitalsmacht dazu benutzen, gerade diese Räume für ihre Zwede herrichten zu lassen. Das Ungeheuerliche eines neuen fast sieben monatigen Umzuges wird jedem Freund der Bolfsbildung nach einem Gang durch die Bibliothek flar werden und hoffentlich werden die Stadtverordneten für die Belaffung in den Räumen des Mar
stalls eintreten.
In der Bücherausgabe.
Dienstag, den 9. Mai 1922
Der Hundegalopp.
Die Hunderennen im Stadion zu Berlin- Lichtenberg werden bekanntlich ohne Totobetrieb abgehalten und finden doch von Mal zu Mal einen zunehmenden Besuch. Das ist ein Beweis echter Begeisterung, der den wirklichen Sportfreund erfreut. Nur rein gedie eher an eine Aethiopierin erinnert, stellt die Dumont dar. Im zogene Hunde werden zu den Rennen zugelassen. Lesesaal, der in der Zeit von 10 Uhr vormittags bis 9 Uhr abends Die benutzt werden kann, stehen etwa 6000 Bände zur Benuhung zur Ausschreibungen berücksichtigten folgende Rassen: Schäferhunde, Am Sonntag lagen für 8 Rennen 91 Meldungen vor. Verfügung, die aus besonderen Gründen den Lesern nicht zur Mit- Dobermänner, alle Polizeihundrassen, Greyhounds, Forterrier und nahme ausgehändigt werden. Er ist ständig starf benugt, was fein Wunder ist, da, abgesehen von der Reichhaltigkeit des Lesestoffes, rauhharige Pinscher. An Preisen wurden 4800 m. und 3 Ehrendie ganze Ausstattung und die von außen hereinflutende Helligkeit preise verausgabt. Es geht alies, bei Uebernahme der Gepflogenden Aufenthalt außerordentlich angenehm machen. Das Bücher- heiten von den Pferderennen, streng sachgemäß zu. Auch ist stets magazin im 2. Stod enthält die 35 000 Bände der Görlitz - Libed ein Tierarzt anwesend, der gegebenenfalls die Hunde untersucht, ob Stiftung, die die deutsche Literatur vom 15. bis 19. Jahrhundert ihnen Reizmittel eingeflößt find. Wird ein solches bei einem Tier umfassen, ferner preußisch- brandenburgische und Berliner Geschichte, festgestellt, so ist es ohne weiteres vom Rennen ausgeschlossen. sowie eine große Anzahl literarischer und kritischer Zeitschriften des 18. Jahrhunderts. Der Wert dieses Teils der Stadtbibliothek be- Das Publikum hat bereits seine erforenen Lieblinge. So den läuft sich heute auf etliche Millionen Mart. In einem Arbeitsraum Dobermann Lord Meyer- Jünkerath, der einfach für eine Kanone find die Bände der Freundschen Bibliothek untergebracht, die alle gilt. Der Hund weiß sehr wohl, um was es sich handelt. Er fizzt, mit Ausnahme der zahlreichen Kochbücher und Menüs, die die selbst Obacht gebend, wie angewurzelt am Start, um beim Senten Statsbibliothek verwahrt, hier Unterkunft gefunden haben. Ferner der Flagge wie ein Pfeil davonzufliegen. Die Dobermänner erfallen hier die stattlichen von Ostar Cohn überwiesenen Kataloge freuen sich immer noch großer Beliebtheit. Den ersten zog der des Britischen Museums auf. Das Hauptbüchermagazin liegt im Nachtwächter Dobermann in Apolda . Dieser Mann, beruflich auf 1. Stod. Dort werden auch die von den Volksbibliotheken Berlins einen guten, zuverlässigen Hund angewiesen, wollte einen ganz befür ihre Leser bestellten Bücher expediert.
Sonderabteilungen.
sonderen Hund für sich ziehen. Er freuzte und freuzte und bekam schließlich ein Exemplar, das man nach seinem Züchter Dobermann brachte durch gute Zucht die Rasse hoch; er hielt in Apolda Hundenannte. Ein geschäftstüchtiger Mann:( zwar nicht der Nachtwächter) märkte ab und die Dobermänner machten ihren Weg.
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Die Hundesieger befommen in ihren nächsten Rennen Distanzzulagen. Und zwar gibt's für jede gewonnenen 100 Mart 2 Meter. Einige Hunde tragen sehr funftvoll gestickte Renndeden. Man sieht oft alle möglichen Farben und die buntesten Zusammenstellungen, doch sind vom renntechnischen Standpunkt aus zwei sich gut voneinander abhebende Farben zu empfehlen, weil die dem Blick des Zuschauers immer flar bleiben.
Sabotage der Schulgeldstaffelung.
über Frauenfragen enthalten und vom Verein für Frauenwohl Auf dem Korridor fallen zunächst Schränke auf, die 3000 Bände überwiesen wurden. Hier oben liegen dicht nebeneinander das Friedländer- Zimmer, das Zimmer von Dr. Emil Jakobfohn und das wildenbruch- Zimmer, das mit Möbeln und Gemälden aus dem Nachlaß diefes Dichters ausgestattet ist. Friedländer, der ein Freund Singers war, hat der Bibliothet vornehmlich revolutionäre Literatur überwiesen. In feiner Sammlung find sehr wertvolle Bände, die oppofitionelle Zeitungen enthalten, u. a. die Mostsche Der Zugang zur Stadtbibliothet liegt in der Breiten Straße." Freiheit"," Die Reform"," Die Wage", die" Demokratische Zeitung" Im zweiten Stockwerf liegt die Bücherausgabe, der prächtige Lese- und die non Guido Weiß redigierte Bufünft". Ferner find in faal, das Zimmer des Direktors sowie ein Arbeitszimmer für den einem Schrank sieben Mappen mit Blataten aus den Märztagen Ralligraphen, der die Nachträge für die 16 gedruckten Katalogbände pen 1848 aufbewahrt. In diesem Raum hat auch die Basneriche handschriftlich anfertigt, da die Drudlegung heute unerschwinglich fozieliffifche Bibliothek Unterkunft gefunden. Sie enthält Bände, teuer fommen würde. Die Nachträge stehen den Lesern zur Ein die von Marx, Singer und Lassalle und der Gräfin Hazfeld u. a. ficht zur Verfügung. Ferner ist hier ein Teil des Büchermagazins gezeichnet sind. Die Jakobfohnsche Bibliothet enthält u. a. 2000 untergebracht. Die Benutzung der Bibliothet steht allen Berlinern, von diesem Dichter, der unter dem Namen Müller von der Havel Nachdem die leidige Frage der Schulgeldstaffelung an den Ber die das 16. Lebensjahr erreicht haben, frei. Es genügt, um eine schrieb, gesammelte Bände über deutsche Sprichwörter- Literatur. liner höheren Schulen nun fast ein Jahr lang verschleppt Lefetarte zu erhalten, die Borlegung von zwei Legitimationen und lebrigens war Jakobsohn ein Freund von Seidel und Trojan. Im worden ist, hatte der Magistrat der Stadtverordnetenversammlung die Zahlung einer Leihgebühr von 5 M. für das Bierteljahr. Bücher- Wildenbruch- Zimmer fällt u. a. eine Radierung auf, die von dem empfohlen, ihren Beschluß für das abgelaufene Jahr zurüd zettel, die als Quittung für die entliehenen Bücher abgegeben mer- Enkel Schillers, Ludwig v. Gleichen- Rußwurm, herrührt; ferner eine 3unehmen. Die Stadtverordnetenversammlung hatte daraufhin den, sind zum Preise von 1 m. für 10 Stück erhältlich. Die Leih- lebensvolle Statuette Wielands, die von Dorndorf gefertigt wurde. einen Ausschuß zur Prüfung dieser Frage eingesetzt, dessen Arbeiten zeit beträgt einen Monat. Der Ausgaberaum ist gefällig ausge die bürgerlichen Parteien in geschlossener Front gestern in einer Der Raum gestattet nicht, all die Kostbarkeiten der Bibliothek geradezu skandalösen Weise fabotiert haben. Obgleich stattet. Eine Anzahl Tische stehen zum Nachschlagen in den Katalogen und zum Schreiben zur Verfügung. Dieser, wie auch die im einzelnen zu erwähnen. Aber aus den schon bisher beschriebe. Gen. Lohmann sowohl wie der Vorsitzende, Gen. Borchardt, übrigen Räume find hell und freundlich. Die ganze Etage war nen erkennt man, welch ungeheure Arbeitsleistung in der Bücherei eindringlich darauf hinwieser daß die Eltern doch nun endlich eine früher ein einziger durchgehender Raum, der zur Unterbringung bereinigt ist. Der Plan, diese foftbaren Räume der Darmstädter Entscheidung über ihre Zahlungsverpflichtung verlangen müßten, der zahlreichen Hoftutschen usw. diente, die mittels Fahrstuhl em Bank zu überlassen, geht darauf zurüd, daß die Stadt sich vers daß die einzelnen Bezirke ganz verschiedene Maßnahmen porgehoben wurden. Durch Einfügung von Rabizwänden wurde pflichtet hat, diesem Institut ein Haus zu beschaffen. Es tamen träfen, daß in Alt- Berlin und einigen Außenbezirken trotz der entder Raum in der glücklichsten Weise unterteilt. Die Darmstädter u. a. die Kommandantur, die Singakademie, sowie die Bauakademie gegenstehenden Beschlüsse der Gemeindekörperschaften mit Pfän Bant beabsichtigt, diese mit großen Kosten durchgeführten baulichen in Frage, jedoch wurden diese Baulichkeiten von der Bank als zu Schule vorgegangen würde. drückten die Bürgerlichen einen dungsandrohungen und Verweisung DON der Benderungen wieder befeitinen zu laffen, falls ihr die Räume zur Das Direktorzimmer, der ein- ungeeignet bezeichnet. Die Stadt hat die Marstallräume auf zehn Bertagungsantrag" durch, der fachlich auf eine vollkommene SaboVerfügung gestellt werden Пten. zige gefchloffene Raum, der früher schon hier vorhanden war und Jahre gepachtet. Die Bant war bereit, die gesamten Verlegungs- tage hinausläuft. Die betroffenen Eltern werden nun hoffentlich irgendwelchen profanen Zwecken diente, grenzt dicht an die Aus- fosten für die Bibliothek, sowie auch die Kosten für den erneuten einsehen, was sie von dem sozialen Verständnis dieser Parteien, von leihe. Alles spricht hier von fleißiger Arbeit. Bücher, Registratur. Umbau dieser Räume zu tragen, für die Bibliothek wollte sie einen ihren Beteuerungen und Krr.fodilstränen bei der Schulgelderhöhung farten und-bücher bedecken den großen Tisch in der Mitte des Zeil ihrer Räume ihres Hauses am Schinkelplag, die zu halten haben. Die Bürgerlichen wollen eben den unwillfomgünstig gelegenen Arbeitsraumes. Von den von der Bibiliothet außerordentlich ungünstig liegen, überlassen. Sicherlich befindet menen Zuzug aus den Kreisen der Minderbemittelten gefammelten Handschriften war gerade ein Blatt zu sehen, das von sich die Stadt stets in Geldverlegenheit. Aber diese darf nicht dazu Preis verhindern. Sie werden aber um eine flare Stellungund der Arbeiterschaft zu den höheren Schulen um jeden unferem alten Bebel stammte, durch das er einen Freund ersuchte, führen, dem Bolle wichtige Kulturinstitute zu entziehen, um großnahme, die sie aus durchsichtigen Gründen im Ausschuß hinter ihm 5 Taler, die er ihm geliehen, schleunigst zurückzugeben, da er fapitalistischen Unternehmungen eine Gefälligkeit zu erweisen. in großer Geldverlegenheit sei.
Der Lesesaal.
Nach dem Verlassen der Bücherausgabe passiert man die Garderobe, die jedem unentgeltlich zur Verfügung steht, und gelangt sodann in den herrlichen Lesesaal, der mit Gemälden geschmückt ist, die unter anderem Messel und Birchow darstellen. Ferner hat hier eine Büste Dr. Freunds Aufstellung gefunden, der der Bibliothet 10 000 Bände allgemeinen Inhalts überwiesen hat. Eine Büste,
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Der Ruf durchs Fenster.
Roman von Paul Frant.
1.
An unsere Abonnenten der Bahnstrecke Karlshorft- Ertner. Das Ausbleiben der letzten Sonntagsausgabe ist darauf zurückzuführen, daß die gesamten Zeitungen der genannten Bahnstrecke von zwei Radfahrern bei der Anlieferung am Schlesischen Bahnhof ge stohlen worden sind. Wir haben die Nachlieferung gestern abend erfolgen lassen und bitten unsere Abonnenten wegen der NichtliefeIrung um Nachficht.
Der Inspizient, dem der Zwider lange schon von der höckerigen, schmalwandigen Nase gefallen war, fommandierte inzwischen: Auf! Nieder!", während er mit aufgeregt flatternden Armen den Taft gab. Der Arbeiter am Vorhangseil zerrte aus Leibeskräften, troch jedesmal, sein volles Körpergewicht wirksam werden lassend, zur tiefen Kniebeuge zu sammen.
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trieben haben, nicht herumfommen. Denn die sozialistischen Parteien haben sofort nach der Sabotage der bürgerlichen Mehrheit im Ausschuß folgenden Dringlichkeitsantrag eingebracht:
Nachdem der für die Beratung der Schulgeldstaffelung ein. gesetzte Ausschuß die Beratung vertagt hat, ersucht die Stadtverordnetenversammlung den Magiftrat, die Schulgeldregelung für 1921 unverzüglich im Sinne der gegebenen 3ufagen Dorzunehmen."
machte kehrt und schritt dem Ausgang zu, zwischen den Bühnen. arbeitern durch, die, eifrig mit dem Abräumen beschäftigt, beifeite gingen, um ihn vorüberzulassen. Plötzlich hielt er im Schreiten inne, prallte förmlich, als sei er rechtzeitig noch eines argen Hindernisses ansichtig geworden, zurück, während er den Blick zum Schnürboden emporschickte und mit den Fingern seiner rechten Hand sacht den eigenen Scheitel berührte. Ihm mar, als vermittle der leichte Druck deutlich antwortende Schmerzempfindung. Er schloß die Augen und befann sich des Tages, der nun wohl schon mehr als eine Woche zurücklag, an dem ihm während der Probe des Stückes, dessen Erstaufführung ihm heute zu einem ungewöhnlichen Triumph verholfen hatte, als er eben diese Stelle ahnungslos und tief in den Geist der Rolle versunken passierte, das äußerste Ende der den aus der Höhe blizzschnell niedersegelnden Prospekt beschwerenden Eisenstange am Hinterkopf muchtig getroffen, so daß er taumelte und auf ein Haar das Bewußtsein verloren hätte.
Damals mußte die Probe vorerst unterbrochen, dann abgesagt werden; die Besorgnis, die ihn und die Augenzeugen des Unfalls beschlich, der ihn betroffen und der verhängnisvoll hätte merden fönnen, erwies sich glücklicherweise als unbegründet. Wenige Stunden später, als das Erschrecken ihm nicht mehr die Glieder fesselte oder doch beschwerte, fühlte er sich, von der unter leichtem Fingerdruck schmerzenden Scheitelstelle abgesehen, leidlich wohl.
bührlichkeit solcher Alleinherrschaft erkennend, nur ungern von der Szene sich scheuchen lassen; die älteren, minder ehrgeizig gewordenen, unter Bitternissen und Enttäuschungen ergrauten Darsteller waren indessen froh, endlich den Ankleideraum erreichen zu können, da es an diesem Abend später geworden Beifall raffelte, rauschte, prasselte, mächtig einsehend, in war als üblich. Albert Reuß verneigte sich, ließ sein Antlig fraftvoller Steigerung anschwellend, durch das Haus; Schreien, förmlich verfinfen, so daß das Bublifum einzig feiner Haar Rufen schrillte von den oberen Rängen herab, follerte, zahl- tracht ansichtig wurde, und verharrte unbeweglich in dieser lofen, feinen Sturzbächen gleich, in die Tiefe nieder; in den Stellung so lange, bis der Borhang niedergefallen war, worauf Logen hatten die Insassen sich von den Sigen erhoben, stan er, mit dem Blick die Blumen streifend, die man vor ihn hin den, weit über die Brüstung vorgeneigt, und applaudierten gestreut und die allmählich einen mäßig hohen Wall um ihn mit vorgestreckten Armen, während man in den vorderen gebildet hatten, alsbald aufzutauchen, sich aufzurichten begann, Parkettreihen die jugendlichen Enthusiasten sah, die zwischen während seine Gestalt zugleich sich straffte. Solange die Kur die gegen ihre sonstige Gewohnheit verharrenden Habitués tine geschlossen blieb, stand er aufrecht da und starrte ins fich gedrängt hatten und in nimmermüdem Berserfern die Leere; kaum flatterte der Vorhang jedoch erneut nach oben, längst geröteten Handflächen gegeneinander schlugen, die flappte er wieder zur tiefen Verbeugung zusammen. Es war Hoch!" und„ Heil!" und„ Hurra!" und damit im Zusammen- befannt, daß er dem Bublifum, das er, wie jeder Schauspieler, hang feinen Namen brüllten, freischten, quieften. Kleine liebte und zugleich verachtete, niemals nach dem Vorhangfallen Mädchen, deren erhitzte, feuchtschimmernde Gesichter aus hellen sein Gesicht zeigte. Kleidern blühten, schleuderten in nie erlahmendem Schwung Blumensträuße, langstielige Rosen und Beilchenbuketts gegen die Rampe. Die besonnenen Theaterbesucher hatten sich unterdessen angeschickt, das Haus zu verlassen; der oder jener blieb stehen, ehe er, um den Garderobenraum zu betreten, die Saaltür hinter sich zufallen ließ, sah noch einmal topfschüttelnd sich um, betrachtete verwundert die schier außer Rand und Band geratene, feffellos begeisterte Jugend; manch eine Dame, die, Endlich schien es, als ob der Applaus in den vorderen dem Arm ihres Begleiters verbunden, unschlüssig im Mittel- Reihen dünner, schwächer werden wollte, während das von gang gestanden hatte, riß sich von ihrem Beschützer unvermittelt der Galerie niederdröhnende Jubeln unvermindert fräftig er los, lief, von der erneut anstürmenden Boge des Enthusias flang, da junge Kehlen am Wert und dafür verantwortlich mus mitgerissen, nach vorn und vermehrte damit die Zahl waren. Gleichwohl fommandierte der Inspizient rücksichtsberer, die dem verehrten Künstler die Ovation bereiteten. los entschlossen, während er mit dem Rockärmel die Schweiß Albert Reuß, dessen Linte einen Lorbeerkranz hielt, von tropfen von der Stirn sich wischte: ,, Den Eisernen !" Worauf dem zwei breite, rotfeidene Schleifen niederwehten, stand auf der Arbeiter, in Ausführung folcher Weisung, während der Bühne und verneigte sich, während er mit der rechten draußen die Beifallsgeräusche sozusagen im legten Parorys Hand, die er in oft geübter, edler Rundung erhoben hatte, auf mus zu beängstigender Heftigkeit anschwollen, auf einen Knopf die Leere neben sich verwies: als ob er gesonnen wäre, Ehren, drückte, wodurch ein dumpfes, fnatterndes Rollen vernehmbar ,, Wirklich?" fragte der Schauspieler und ließ die Hand mit Beifallsgeräusche und sichtbare, duftende Zeichen ergebener wurde, das alsbald die Kundgebungen ferner und ferner hör- energischem Schlag auf die Schulter des fleinen weißhaarigen Erfolgschaft, wen auch nur zum Teil, auf jene zu übertragen, bar werden ließ, sie endlich vollständig erstickte. Ein harter Mannes fallen. War es gut? Dein Urteil ist mir sehr wertvon denen er genau roußte, daß sie sich nicht mehr neben ihm Schlag wurde laut: als ob ein Hammer von stattlichen Dimen- voll, mein lieber Ludwig! Keiner, der mich so genau fennt befanden, sondern sich, widerwillig zwar, jedoch, wie sich's fionen auf den dazugehörigen Amboß fiele; womit das Zeichen wie du!" Mit diesen Worten betrat er, nachdem der Ange= gebührte, hinter die Kuliffe zurückgezogen hatten. Die Mit gegeben war, daß der Eiserne " unten angelangt war. Albert sprochene vorher die Tür geöffnet hatte, den Ankleideraum, mirkenden hatten ihn verlaffen, wohl wissend, daß all die Be- Reuß stand noch immer stramm, das Antlik geradeaus gerichtet, in dem eine Anzahl befracter Herren, Arm in Arm nebengeisterung um feinetwillen mur explodierte und verströmte. da und wartete, unbegreiflich geduldig, ob der Vorhang nicht einanderstehend, ihn anscheinend erwartete. Der eine oder der andere hatte, die Ungerechtigkeit, die unge- doch noch einmal sich erheben würde. Er atmete tief auf,
-Ein blaujackiger Arbeiter öffnete die Eisentür, die, schnial, niedrig und rotlackiert, in die weiße Wand, geschnitten war. Durch die entstandene Deffnung betrat Albert Reuß die Wendeltreppe, die zur Garderobe aufwärts führte. Langsam emportletternd, empfand der Schauspieler die Kühle, die im Treppenhaus herrschte, überaus angenehm. Auf der Plattform empfing ihn sein getreues Faftotum mit ausgebreiteten Armen, von denen er nicht wußte, ob sie ihm behilflich sein oder ihn stürmisch umfassen wollten. Herr von Reuß," rief der Diener, so wie heut', war's noch nie! Völlig niederknien möcht man!"
( Fortsetzung folgt.)