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fommcnfieuer sollen Sauber und Gemeinden künftig drei Viertel statt zwei Drittel des Aufkommens erhalten und außer- dem sollen die den Ländern für Besoldungserhöhungsn ge- währten Vorschüsse umgewandelt werden. Die Mittel hierfür sollen, und das verdient größte Aufmerksamkeit, durch w e i» tcre Erhöhung der Umsatz st euer ausgebracht wer- den! Denn wenn es sich bewahrheiten sollte, daß durch diese Eir.nahmeverschicbung zwischen Reich und Ländern die Schaf- suna einzelstaatlicher Grundoerinögenssteuern ganz oder zeit- weise unnötig würde, so bedeutete das praktisch nicht mehr und nicht weniger, als daß an die Stelle der in er st er Linie den Besitz treffenden Grund st euer eine erhöhte Besteuerung des Massenkonsums treten würde. Was das aber heißt, braucht an dieser Stelle nicht näher dargelegt zu werden. Der ganze Plan erscheint so raffiniert, daß man versucht wäre, ihn für ein loses Phantasicgebilde zu halten, wenn nicht allzu bekannt wäre, über welchen großen Einfluß die Haus- und Grundbesitzer in allen bürgerlichen Parteien verfügen. Dazu tritt in diesem Falle noch etwsa Besonderes. Im Grund- steuer-Zlusschuß des Landtages ist es nämlich aufgefallen, wie zurückhaltend und zwiespältig das Verhalten des Zentrums war. Sein unbestreitbarer Führer in Steuerfragen ist bekannt- lich Herr Herold, der zugleich der erbitterte Gegner jeder gereckten Besteuerung des landwirtschaftlichen Grundbesitzes ist. Und gerode er, der sich sonst keine Gelegenheit entgehen läßt, die Schaffung einer staatlichen Bodenbesteuerung zu ver- hindern, hat es diesmal nicht für nötig gehalten, den Bera- tungen des Landtagsausschusscs beizuwohnen, sondern hatte angeblich wichtigeres im Reichstag zu tun. Erst jetzt, nachdem sein Schiitzling Hermes in Würzburg die erstaunt aushorchenden Landesminister von dem Druck quälender Steuersorgen be- freit hat, ist er plötzlich erschienen, um mit dem strahlenden Blick des Siegers dem Begräbnis des Grundsteuergesetzes bei- zuwohncn. Ja, Preußen ist ein glückliches Land. Weil ein Land- tagsäbgcordncter über gute Beziehungen zum Reichsfinanz- mmifter verfügt, brauchen Regierung und Parlament keine Steuergesetze zu machen! Bleibt nur noch zu prüfen, ob das Reich wirklich so reich ist, wie sein ograrfreundlicher Finanz- minister vorgibt. Und dafilr, daß diese Prüfung vom Reichs- tag mit der erforderlichen Gründlichkeit vorgenommen wird, wird gesorgt werden!

Der Ursprung üer Dolchstoßlegenüe. Streikbrecher" undKriegsverlängerer". In allen kriegshistorischen Klitterungen, die denDolch- stoß in den Rücken des siegreichen Heeres" beweisen sollen, sjnelt die Geschichte eine große Rolle, wie in der verlorenen «chlacht vom 8. August 1918 den vorgehenden Divisionen von zurückgehenden Truppen die WorteStreikbrecher" und Ariegsverlängerer" zugerufen werden. Die Erinnerungen des Oberleutnants R i e m a n n, die derTag" jetzt veröffeirt- licht, führen zur Quelle dieser Geschichte zurück. Nach der Schilderung Niemanns verlief eine Besprechung zwischen Ludendorff und Wilhelm II. nach der Schlacht in folgender Weise: Der erste Gencralquartiermeister begann seine Aus- führungen mit dem Zugeständnisse:»Wir müssen uns darüber klar sein, daß wir eine schwere Niederlage erlitten haben." Besonders besorgniserregend sei, so fuhr er fort, daß der kriegerische Geist bei einem Teil der Divisionen zu wünschen übrig lasse, da der angreifenden Division von Truppen, die aus vorderer Linie zurückkamen, die Worte. Skreikbrecher" und»Srlegsverlän. gerer" zugerufen wären. Der Kaiser entgegnete, er könne sich dem Eindrucke nicht ver- schließen, daß der Truppe zu viel zugemutet würde. Der Kronprinz teile diese Ansicht und wäre deshalb schon bei seinem kaiserlichen Dater vorstellig geworden. General Ludendorff wider- sprach. Es sei nachweisbar, daß die Divisionen unserer Gegner min- bestens ebenso lange in den Kampsstellungen waren wie die unsri-

Die Tanz-Seuche. Eine Warnung von Max Eck-Troll. Wie Sand am Meere so zahlreich kullern die Tänzerinnen über die Bühnenbretter. Immer und immer wieder flimmern und flirien neue Beine. Neue Namen tauchen auf, daß selbst ein glän- zendcr Gcdächtniskünstler sie sich unmöglich alle merken kann. Kommen und verschwinden wie Meteore und tauchen wenn es noch glimpflich abgeht unter in(leinen und kleinsten Kaborettsn und Dielen. Die Tanzschulen sind überfüllt von Eleven und Elevinnen. Haben die schon semols daran gedacht, daß es eines schönen Tages aus sein wird mit dem Tanzfimmels Aus sein wird mit dem faulen Dielenzauber, der heute noch tausende Tänzerinnen ernährt? Die Tanzahende der Solisten sind mangelhaft besucht. Dazu st-cht der Kenner des Publikummiliens, daß über die �Hälfte der be­setzten Plätze Freibilletts sind Selbst die Tanzabende der bekannten Tänzerinnen sind trotz Riesenretlame oft sehr schwach besucht. Ich wühle das Beiwort.bekannt", weil das noch nicht besagt, daß die Tänzerinnen mit den großen Namen auch die besten Tänzerinnen sind. Bei unseren sogenannten Tanzsternen hat man schon soviel Mittelmäßiges gesehen, daß man sich doch sehr häufig fragen muß: Wer ist das größere Genie: die Tänzerin oder ihr Manager, ihr Impresario oder der Maler, der ihr die Plakate malt und die Kostüme entwirft? Jede Jungfrau, der einmal ein Jüngling In einer Schieberdiele alkohollsch-erotisch zugeflüstert:Lotte, tanzst du schön!" fühlt sich zur Saharet oder Pawlowa berufen,studiert" Tanz, gibt ihr monote- lang, jahrelang zusammengespartes oder znsammengepumptes Geld für ihren ersten öffentlichen Tanzabend, für Plakate. Inserate und Thcatcrmiete aus, um noch ein- oder zweimal in der Provinz auf- zutauchen und dann schließlich mit einem Partner in Dielen zu soxtrotten, bei ständig sich abwärts bewegenden Gagen. Die hohen, felbstberaufchenden Träum« sind zerflattertDas alles hätte sie be- deutend billiger haben können. Sie säen nicht Kunst, aber sie er- nähren sich doch noch. Die hunderte, tausende anderen, die sang- und klanglas verschwinden, ihre Spargroschen nutzlos geopfert haben bleiben unerwähnt. Kürzlich sah ich eine Tänzerin. Alles guter Durchschnitt nach scharfem Drill. Also: alles in allem eine überflüssige Erscheinung. Auf dem Theaterzettel stand zu lesen: Kostümentwürfe von der K ü n st l e r i n s e l b st. Die Kostüme waren gut und gcschmock- voll. Ich frage mich:Warum wurde die Tänzerin nicht Ko st ü in entwerferin oder Schneiderin? Ich bin fest überzeugt, daß sie es im Schneiderberus viel weiter bringen wird als im Tänzerinnenbernf. Aber wer kann gegen den Tanz- fimnw1. ankämpfen? Vielleicht hoben gutgemeinte Rasschläge Erfolg. Wenn sich das kleine Mädelchen mit noch dazu unproportionierten

gen. Der letzte feindliche Angriff fei nachweisbar von Truppen ge. führt worden, die man keineswegs als frisch und ausgeruht be- zeichnen könne. Da» Versagen der 2. Armee am 8. August könne nicht mit einer Uebermüdung unserer Divisionen e n t s ch u l- d i g t werden. Der Berichterstatter selbst spricht ausdrücklich von dem Opfermut, den die Truppen in jenen Tagen betätigt hätten, und meint, Ludendorff habe die Tatsache verkannt, daß die feindlichen Truppen besser versorgt und weniger in Anspruch genommen waren als die deutschen . Der Tatdestand ist somit klar. Roch unmittelbar vor dem 3. August hatte Ludendorff die Kriegslage, die die anderen als aussichtslos ansahen, glänzend geschildert. Der 8. August gab den anderen recht, ihm unrecht. Um sich herauszureden, schob der geschlagene Feldherr, seiner seitdem längst bekannt- gewordenen Charakterart entsprechend, die Schuld auf die gemeinen Soldaten und machte sich dabei Ausrufe des Un- willens zunutze, die da und dort tatsächlich gefallen sein moch» ten und die doch nichts anderes waren als unwillige Aeuße- rungen über alle Maßen gequälter Menschen. Seine Ausrede wurde ihm damals, wie aus Niemanns Bericht hervorgeht, einfach nicht geglaubt, weute aber glänzt sie in allen deutsch - nationalen Geschichtsfälschungen als Paradestück.

Der geisteskranke� tzelüenjüngling. Haftentlassung Olttvig v. Hirschfelds? Der frühere Fähnrich Oltwig v. Hirschfeld, der bekanntlich wegen seines Attentats auf Erzberger zu einer längeren Qesängnis- strafe verurteilt worden war und sich seit dem Herbst vorigen Jahres zur Beobachtung seines Geisteszustandes in einer Freiburger Irren- anstatt befindet, ist jetzt auf Grund eingehender Gutachten der dortt- gen Aerzte für geisteskrank erklärt worden. Wie die Korrespondenz BS. erfährt, wird nunmehr bei den Berliner Straf- vollzugsbehördcn der Antrag gestellt werden, Hirschfeld mit Rück. ficht auf seinen Zustand aus der Strafhaft zu entlassen. Die deutschnationalen Helden haben«in seltenes Pech. Sobald sie einmal mit dem Gefängnis Bekanntschaft machen, werden sie regelmäßig entweder krank oder irrsinnig. Die rechtsstehende Presse wird natürlich die These ron der Geisteskrankheit ihres Schützlings mit aller Kraft unierstützcn und dabei nicht im ge- ringsten vor der Blamage zurückscheueii, daß sie setzt denselben Menschen für irrsinnig erklärt, den sie nach seiner Tot als«inen Heldenjüngling gepriesen hat. Eins jedenfalls ist sicher: Sollte Oltwig v. Hirschfeld wirklich für geisteskrank erklärt werden, so gehört er in die Kategorie der ge- mein gefährlichen Geisteskranken, deren dauernde Unterbringung in einer Irrenanstalt notwendig ist, wobei alle Vorsichtsmaßnahmen zu treffen sind, die eine Wieder- holung seiner Tat ausschließen. Aber vorläufig erscheint uns diese programmäßige Ge\fteskrankheit zu wunderbar, als daß wir daran glauben könnten. Der Fall Kähne vor dem Kammergericht. In der Angelegenheit des Herrn v. Kähne auf Schloß Petzow ist noch Immer keine Entscheidung darüber getroffen worden, ob gegen ihn die Anklage auf versuchten Totschlag wegen seine» Zusammenstoßes mit dem Arbeiter Rietert aus Glindow erhoben wird oder nicht. Die Potsdamer Staatsanwaltschaft hatte bekanntlich nach Abschluß der Voruntersuchung die Erhebung weiterer Beweise beantragt, was sowohl vom Unter- stichungsrichter wie von der Strafkammer abgelehnt wurde. Nunmehr wird sich das Kammergericht mit dieser Angelegenheit be- schäftigen und darüber zu entscheiden haben, ob dem Antrag der Potsdamer Staatsanwaltschoft stattzugeben ist. Die auf Schloß Petzow beschlagnahmten Iagdwaffen sind nach wie vor im Gewahr- sam der Behörden. Bis zur Erledigung des eventuellen Verfahrens gegen v. Kähne resp. bis zu dem Zettpunkt, wo Kähne auf Grund eines rechtskräftigen Gerichtsbeschlusses außer Verfolgung geseht wird, ruhen die zahlreichen von ihm angestrengten Beketdi- gungsklagen wegen der über ihn erschienenen Artikel.

Waden die..Hörner abgestoßen hat", wird sie doch noch Kostüme entwerfen oder schneidern gehen. Wenn es klug ist. Wo sind die objektiven Kritiker, Lehrer, die vechtzettig warnen: Sie haben kein Talent. Sie können höchstens nach langer Schulung nach dem Schema anständig tanzen. Aber eine Größe werden Sie nie." Stattdessen gibt es gewissenlose Lehrer genug, die des Stunden- Honorar» wegen den Schülerinnen die höchsten Triumphe garan- tieren. Man sollte nach dem Muster der Schauspielschulen der Deut- schon Bühnenzenossenschaft choreographische Prüfungsinstitute schassen, die viele vor einemverfehlten Beruf" bewahren könnten. Ich sehe eine Zeit kommen, da die Kabaretts und Dielen von heute verschwinden werden, da das Leben noch ernster werden wird, als es heute ohnehin schon ist. Auch hier greift die Valutafrage mit ein. Dann werden viele Durchschnittstänzerinnen bereuen, daß sie nicht rechtzeitig abgeschwenkt sind.

Die Entführung öec Madonna. In Moskau sind Diebe zur Nachtzeit In eine Kapelle«ing«- brachen und haben daraus das alte, als wundertätig berühmte Bild der Iberischen Madonna gestohlen. Ich kenne die Iberische Mutter Gottes nicht, aber ich denke mir. sie wird, schon wegen der nahen Verwandtschaft, den vielen Ma- donnen ähnlich sehen, die ich als Soldat in Polen wid Kurland im schimmernden Dämmer zwiebeltürmiger Kirchen und In den Woh. nungen der geflüchteten russischen Beamten traf: ein blutleeres Ge- sicht, mit großen, dunkeln Mandelaugen und einem scharfgezeichneten Mädchenmund, und dicht um Schläfe und Scheitel sich schmiegend ein breiter goldiger Heiligenschein. Nach der Einnahme Mitaus grub ich in einem Winkel des Schlosses aus verlaustem Lagerstroh und zerfetzten russischen Akten solch ein Bild aus und nahm es an mich. Mich fesselte eine süße Schwermut, die bei aller Starrheit aus dem Antlitz der Gottesmutter sprach. Die Moskauer Diebe aber lockte bloß das Gold des breiten Hei- ligenscheins und der Reichtum an kostbaren Edelsteinen, mit dem frommer Glaube jahrhundertelang das Wundcrbild ausgestattet hatte. Ucber S Millionen Goldrubel, das sind in Papiermark etwa IM Milliarde, betrögt angeblich der Wert der Beute, die den Ein- brecherN in einer Nacht in die Hände fiel. Jetzt ist der Schmuck der Mutter Gottes vielleicht schon an irgendeinen ungläubigen Juwelen- Händler verschärft, und nach und nach taucht ein Stein um den an- deren in neuer Fasiung wieder auf, im Theater, im Ballsaal und an ähnlichen unheiligen Orten. Und die Iberische Madonna, die zwar ein« Heilize, aber immer- hin doch eine Frau ist. hat nichts getan, um sich ihre W«rssach«n zu retten. Das gibt ensschieden zu denken.

Ein Erfolg üer Justiz. Lebius fordert wieder zum Mord auf. DerNationaldemokrat" Lebius hatte im vorigen Jahr zwei- mal hintereinander zur Ermordung pazifistischer Persönlich- keiten aufgefordert. Eine Berliner Strafkammer hatte 1l)00 M. Geldstrafe alsangemessene Sühne" hierfür erachtet. Herr Lebius aber hat aus dieser fürchterlichen Buße den Schluß gezogen, daß die Mordhetze gegen linkestehende Persönlichkeiten bei den heutigen Iustizzuständen ein so billiges Vergnügen ist, daß man es sich ge- trost des öfteren leisten kann. In Rr. 13 seinesNationaldemo- traten vom 7. Mai fckzreibt er: ... Hierbei darf man nicht vergessen, daß es in Deutschland eine Franzosenpartei gibt; die USPD . mit ihrem pazi- fistischen Schwänzchen, dem BundNeues Vaterland"... Die Führer der USP. sind zum größten Teil Agenten Frankreichs . Sobald sich die Loge zuspitzt, müssen deshalb alle diese Verräter ohne Zögern und falsches Viilleid unschädlich ge macht werden. Wenn bei dieser Gelegenheit Blut fliehen soll!?, so spielt das gar keine Rolle. Die Strafkammer, die seinerzeit 1i)lX> M. Geldstrafe gegen Herrn Lebius verhängte, hat also einen vollen Erfolg erzielt: Der abschreckende" undbessernde" Zweck der Strafe ist in vollem Umfange erreicht worden. Und sollte diesmal wiederum nach lan - gem Drängen ein Staatsanwalt sich bereit finden, gegen Herrn Lebius einzuschreiten, so nehmen wir an, daß dieser als fürsorg- licher Mann noch einen Papiertausender(gleich IS Goldmark) zur Reserve bereitgelegt hat. Strafantrag gegen Traub. Die ZeitungDer Reichsbote" und die WochenschriftDer Reichswart" haben unlängst neben verschiedenen anderen falschen Behauptungen die Nachricht verbreitet, der Reichspräsident hätte bei einem Empsangsobend im Februar 1921 dieMarseillaise " und Go6 SSV« t'ie king" spielen lassen. Auf Grund des Preßgesetzes wurden beide Blätter sofort veranlaßt, eine Berichtigung des Reichs- Präsidenten aufzunehmen, welche neben den anderen Behauptungen auch diese Erzählung als freie Erfindung bezeichnete. Trotzdem behauptet v. Traub in derMünchen-Augsburger Abendzeitung" vom 6. Mai in einemDer Zwang zur Lüge" überschriebenen Ar- tikel aufs neue, der Reichspräsident hätte im Februar 1921 seinen Gästen dieMarseillaise " undGoä save the king" vorspielen lassen. Der Reichspräsident hat wegen dieser verleumderischen Behauptimg gegen den 0. Traub Strafantrag gestellt.

Solürini ausgeliefert? Roch einer Mitteilung, die uns am Dienstag abend von syn. ditalistischer Seite zuging, soll der Italiener Guiseppe Bol- d r I n i. der sich im Gefängnis.zu Hagen befand, in der Nacht zum 4. Mai ausgeliefert und der italienischen Regierung übergeben wor. den sein und zwar ohne Wissen seiner nächsten Freund« und Bc- kannten. Ein« amtliche Bestätigung der Meldung konnten wir nicht mehr erlangen. Im Hauptausschuß des Preußischen Landtage» hat die sozialdemokratische Fraktion bei Beratung des Iustizetats den An- trag gestellt, dos gesamte Auslieferungsrecht auf eine gesetzlich neu zu rtgelnde Grundlag« zu stellen und die bestehen- den Staotsverträge entsprechend dieser Neuregelung zu ändern. Dieser Antrag ist im Hauptausschuß angenommen worden. Es wäre sehr zu wünschen, wenn er baldigst seine Verwirklichung fände und zwar in einer Weise, die die Auslieferung politischer Flüchtlinge rechtlich und tatsächlich ausschließt. Dabei darf die Eni. scheidung der Frage, wer als politischer Verbrecher anzusehen ist, keinesfalls von dem die Auslieferung begehrenden Staat allein entschieden werden._ Aussperrung in den Kkodawerken. Die Verwaltung der öfter» reichischen Skodawerke hat 9 0 00 Arbeiter ausgesperrt. In einigen Abteilungen war ein Streit ausgebrochen, der bisher noch nicht beigelegt werden tonnte. Der Riesenbetrieb der Skoda - werte ist vollständig stillgelegt.

Die deutschen Heiligen de, Mittelalters handelten in ähnlicher Lag« jedenfalls anders. Im Würzburger Neumünster zeigt man noch heute dem Besucher in der Krypta einen großen hölzernen Kruzi- fixus, dessen dürre Arme sich nächtens vom Kreuze lösten und einen Juden packten, der mit geraubtem Kirchengut an ihm vorüber. schleichen wollte. Und die furchtbare Klammer blieb geschlossen, bis am Morgen die Besucher der Frühmesse kamen und den Missetäter dem Henker überliefern konnten. Christlicher erscheint mir das Ver- halten der gemalten bayerischen Madonna, die einem armen Schlucker in dem Augenblick, als er noch einem Silberleuchter auf ihrem Al- tare griff, aus dem Bilde heraus gewaltig«ins hinter die Ohren schlug. Dies« himmlische Maulschelle erschütterte den Ertappten so, daß er heulend in die Knie brach und gelobte, sein ganzes künftiges Leben dem Dienste Unserer Lieben Frau'zu weihen. Don der Iberischen Madonna aber hören wir nichts dergleichen. Sie hat sich nicht gerührt, um das Sakrileg zu verhindern. Sie hm sich widerstandslos verschleppen und berauben lassen, ganz wie eine irdische Bankiersgattin, die mazedonische Verufsbanditen sich aus dem Orientexpreß herausgelangr haben. Kann sie da dem russischen Volke verargen, wenn es an der Macht der Heiligen zu zweifeln anfängt? Wenn es sich keine Hilfe mehr erhofft von solchen, die sich anscheinend selber nicht einmal zu Helsen wissen?--- Nur ein paar Leute werden immer an die Wunderkraft des Moskauer Madonnenbildes glauben. Das sind die Einbrecher, die es über Nacht zu Multimillionären machte. Und wenn ihre Herzen nicht ganz verhärtet sind, so richten sie in ihrem künftigen Heim ein nettes Eckchen für ihre Wohltäterin ein und sorgen durch fromme Stiftungen dafür, daß bi» in alle Ewigkeit bei Tag und bei Nacht ein rotes Lämpchen als Zeichen ihrer Dankbarkeit vor dem Bilde brennt. Die geraubten Juwelen aber ersetzen sie durch geschickte Nachahmungen der Originale. Die russische Mutter Gottes mag sich von ihrem anderen Ich in Ezenstochau sogen lassen, daß auch sie ganz hübsch kleiden._ Peter Michel. Plann ist der Gesang der Vögel am stärksten? Auf diese Frage gibt Hans v. Berlepsch aus dem reichen Born seiner Er, fahrungen Antwort im letzten Jahresbericht seiner staatlich yner- kannten Versuchs- und Musterstation für Vogelschutz auf Burg Tee» dach. Der Gesang der Vögel erreicht mit dem Beginn der dritten Maiwoche seinen Höhepunkt, und zwar ist er am stärksten gleich nach Tagesanbruch von 3kl bis 4 Uhr, Sing» und Schwarzdrossel und Nachtigallen beginnen das Konzert, es folgen Kuckuck und Loub» oögel. Gleich danach ist es aber nur noch als ein geradezu wüstes ohrenoerwirrendes Geräusch zu bezeichnen, in dem, außer mitunter Strophen der Nachtigallen, einzelne Stimmen nicht mehr zu unter» scheiden sind. Aber schon nach Verlauf einer halben Stund« schwillt dieser Gesanaslärm wieder ob, sich ollmählich in einzelne erkennbare Schläge, Rufe und Gesänge auflösend. Von 4M bis 6 Uhr ist es verhältnismäßig ruhig. Di« Vögel gehen ihrer Nah. rung nach, bekümmern sich um ihre Brüten und nehmen Bäder. Erst gegen 7 Uhr setzt wieder ruhiger, normaler Gesang«in.