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Der Bankrott des freien Handels.

Ein Landbündler über die Zuckernot.

Auf das deutsche   Bolt als ganzes angewandt, sind diese Be- so entpolitifieren, wie ber Reichsverband   es sich vorstelle. Im hauptungen natürlich irrig, wie jeder Bergleich der Löhne mit den übrigen würde das Projekt des Reichsverbandes Lebenshaltungskosten schlagend beweist. Wenn aber Blissingen der wieder den Landpartikularismus In der Nachtausgabe des ,, Tag" müht sich der Preffeleiter Meinung ist, daß die Industrie den größten Teil der Ge- in die Reichseifenbahn hineintragen. des Landbundes, Dr. Kaufhold, ab, über die Zuckernot winne nur verstede, anstatt sie zu Reparationszwecken her. Gewerkschaftssekretär Roth hält es durchaus für möglich, daß etwas zu schreiben, was mit seinem landbündlerischen Pro- zugeben, so wird er schon wissen, weshalb er das sagt. Er bestätigt in einer privaten Eisenbahngesellschaft alle Fattoren reibungslos gramm vereinbar ist und gleichwohl den Klagen der städtischen damit nur die vielen offenbaren Widersprüche mancher Bilanzen miteinander arbeiten können. Berbraucher entgegenkommt. Das ist sicher keine leichte Auf- und ferner die andere Tatsache, daß in Generalversammlungen von diefer bei seinen Verhandlungen in London   die deutschen   Eisenbahnen Dr. Merter erhob gegen Stinnes den Vorwurf, daß gabe. Denn der Zuckerwucher hat die unangenehme Eigen Aktiengesellschaften auf die Frage über die Höhe des tatsächlichen dieser bei seinen Verhandlungen in London   die deutschen   Eisenbahnen schaft, daß er vor der deutschnationalen Gesinnung nicht halt Reingewinnes oft genug aus steuerlichen Gründen" die Ant die Lohnpolitik der Verwaltung. Ein Bahnarbeiter habe heute dos habe verpfänden wollen. Ministerialrat Dr. Roser verteidigte macht und den monarchistisch gesonnenen städtischen Verwort verweigert wird. Diese Dinge weiß das Ausland auch 35fache seines Friedenseinkommens, ein Handwerker etwa das braucher genau so trifft wie den sozialistischen   Arbeiter. So ohne den Geldmann Blissingen. Und wenn sie oft auch überschäßt 20fache. Die Verwaltung sei bestrebt, die qualifizierten Arbeiter muß denn Dr. Kaufhold seine Ausführungen mit folgendem werden im Vergleich zu der unsinnigen Höhe der Reparations- entsprechend ihren Leistungen zu bezahlen, stoße dabei aber auf den geständnisschweren Seufzer beginnen: forderungen, so beweisen sie doch die vaterlandslose Ge- Widerstand der Gewerkschaften, die immer ängstlich bemüht sein, Die gegenwärtigen Zustände auf dem Zudermarkte scheinen sinnung des Kapitals, das seinen Besitz der Steuer entzieht feine Spanne zwischen den verschiedenen Böhnen eintreten zu laufen. denjenigen Recht zu geben, die der Ansicht sind, daß in der damit die ohnehin bedrängten Massen noch mehr bluten können. Dem Reichsverkehrsminister wird der bisherige Verlauf der gegenwärtigen Zeit ohne eine straffe 3wangswirtschaft Neues sagt also Vlissingen   nicht. Aber er bestätigt als Aussprache in einer Vorlage unterbreitet werden.

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mit entsprechender staatlicher Erfassung der Lebensmittel Fachmann die Schande, die der Grusser- Prozeß enthüllte, und

eine zmedentſprechende Ernährung der Bevölkerung nicht erreicht er beſtätigt noch manches von den Gerüchten, die im Auslande über Reaktionäres von der Reichspost

werden fann. Trotz einer für die menschliche Ernährung voll­fommen ausreichenden inländischen Ernte ist überall Mangel an 3uder und eine ganz ungeheuerliche Verfeuerung des Zuders eingetreten.

Wer die Kaufholdschen Ausführungen weiterliest, der tommt aber zu dem Ergebnis, daß die jetzigen Berhältnisse den Anhängern der Zwangswirtschaft nicht nur recht zu geben scheinen, sondern ihnen tatsächlich recht geben. Auch nach Kaufholds Zahlenangaben hat der Zuckeranbau wie die Zuderernte im legten Wirtschaftsjahr zugenommen, wozu noch ein erhöhter Zudergehalt der Rüben infolge der heißen Bitterung fommt. Trotzdem der katastrophale Mangel und die Teuerung. Woran liegt das? Kaufhold nennt genau die Gründe, die auch von uns genannt worden sind: Hamsterei, Berschiebung ins Ausland und über­mäßige Belieferung der Bonbons- und Likörfabri fen alles Folgeerscheinungen des freien Handels! Schwere Anklagen erhebt Kaufhold gegen die Preis­politit der Zuderwirtschaftsstelle, die bekannt­lich das privatfapitalistische Unternehmersyndikat der Zucker­fabriken darstellt. Ausdrücklich betont Kaufhold, es tönne gar feine Rede davon sein, daß etwa die Außenseiter im ganzen etwa nur zwei Prozent aller Rohzuderfabri­fen an der Verteuerung des Zuckers schuld sind, und er Jedenfalls ist die Sjerauffegung auf 1000 m. für den Zentner mit den im Herbst gezahlten Rübenpreifen feinesfalls zu verein­baren, und die deutsche   Landwirtschaft muß es ablehnen, an dieser Suderverteuerung irgendwie beteiligt zu sein.

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stellt feft:

Aber welche Schlüsse zieht nun unser Landbündler aus feinen vernichtenden Feststellungen? Er gibt der Zuckerwirt schaftsstelle den freundlichen Rat, in der Preisbemessung ,, Maß und Zief" zu halten. Ebensogut tann, Herr Kaufhold feiner Raze raten, das Mausen zu lassen. Das ist eben das Wesen privatfapitalistischer Einrichtungen, daß Maß und Ziel ihrer Breispolitik nur durch die äußerste Grenze der Profitmöglich­feit gesetzt wird. Da Herr Kaufhold feinen anderen Ausweg meiß als diesen nuglofen Rat an die Kapitalisten, so bestätigen seine Ausführungen das vollkommene Bersagen der freien Wirtschaft.

die deutsche   Kapitalflucht umlaufen.

Dafür ist er schon wert, von dem Agrarierorgan beschimpft zu werden, daß er Fabeln und Unsinn ausstreue", und weil er darauf hin wahnwißige Pläne" zur steuerlichen Heranziehung der Industrie aufbaue. Wir kennen diese Pläne nicht. Trotzdem möchten wir darauf hinweisen, daß in Frankreich   sich eine Strömung bemert­bar macht, die die Auffassung vertritt, man solle die unerschwing­lichen Reparationen durch ein einmaliges großes Opfer des Befizzes ablösen. Das allein würde zur Pflicht machen, bei dem Urteil über die Leistungsfähigkeit der Industrie und Landwirtschaft etwas vor­fichtiger zu sein und nicht Fachleute zu beschimpfen, die anderer Meinung sind als rücksichtslose Großverdiener und Rapitalverschieber.

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Die aufgelöste Strafkammer.

Der Landgerichtspräsident von Breslau   übersendet uns folgende Zuschrift:

Unter Bezugnahme auf den in Ihrer Zeitung am 6. Mai 1922 gebrachten Artikel Die Breslauer Straffammer aufgelöst", gestatte ich mir, Ihnen folgendes mitzuteilen:

Im Reichstag   antwortete gestern die Regierung auf eine Anfrage der Kommunisten wegen Verschiebung von 60 000 Tonnen Zeitungsdrudpapier auf einem Lloyddampfer, der Dampfer Minden  ", der in Frage fomme, habe lediglich 325 Tonnen Papier aus Schweden   an Bord.

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In der fortgesetzten Beratung des Reichs posthaushalts begrüßt

über eine Dezentralisierung der Verwaltung und empfiehlt völlige Abg. Leicht( Bayr. Bp.) die Erwägungen der Postverwaltung Sonntagsruhe im Postbetrieb, wie bisher in Bayern  . Das große Postdefizit ist zurückzuführen auch auf die hohe Zahl des Personals. Die Gebührenerhöhung bringt einen Rüdgang des Verkehrs.

Minister Giesberts bemerkt, daß sich namentlich auf dem Lambe eine starke Strömung gegen die Aufhebung des Sonntagsdienstes bemerkbar mache, da der Bauer am Sonntag seine Zeitung lesen wolle, wozu er in der Woche feine Zeit hat.

Staatssekretär Trende stellt fest, daß die Verwaltung sich nach Möglichkeit bemüht, höhere Beamte durch mittlere und untere zu ersetzen. Die Beschwerden über die Beamten, die vom unteren zum mittleren Dienst versetzt werden, würden nach lleberwindung einer gewiffen Uebergangszeit überflüssig werden.

Abg. Seppel( Soz.):

Die III. Straffammer, welche das freisprechende Urteil gegen den Hauptschriftleiter der Schlesischen Tagespost", Paul Goitsch, Der Betrieb muß Hauptsache und die Verwaltungsarbeiten gefällt hat, ist nicht aufgelöst worden. Dagegen ist mit Bir- Nebensache werden. Im Gegensatz dazu haben sich die Verwaltungs­fung vom 1. Mai 1922 eine umfassende Umgestaltung des bis- behörden übermäßig in den Vordergrund geschoben. Den früheren herigen Geschäftsverteilungsplanes eingetreten. Diese Umgestaltung Postassistenten, jezigen Sekretären und den geprüften Postschaffnern mar schon vor längerer Zeit vorgesehen und durch einen bzw. Oberpostschaffnern muß unter allen Umständen geholfen werden. Wechsel in der Zahl und Person der Richter des Landgerichts ver- Es ist unverständlich, daß man in der Postverwaltung auf der einen anlaßt. Sie bezog sich sowohl auf den Umfang der Geschäfte wie Seite 12 000 Beamte zuviel hat, während man auf der anderen Seite 13 000 meibliche Beamte neu anstellt. Hinter einem Mann, die Besetzung der Kammern und betraf außer der III. Straffammer der tatsächlich arbeitet, stehen in der Regel vier bis fünf Auf­auch die meisten anderen Eirafkammern und eine Reihe von fichtsbeamte, die unbedingt zur produktiven Arbeit herange­Siviltammern. zogen werden müssen. Der Minister hat gesagt, bei der heutigen Diese Umgestaltung ist nicht von dem dafür gar nicht zustän- Bohnungsnot sei es schwer, überzählige Beamte nach anderen Aem­digen Landgerichtspräsidenten, sondern in völlig gefeßmäßiger tern zu verfeßen. Wenn es sich um politische Maßregelungen Weise durch die nach dem Gerichtsverfassungsgesetz dafür zuständigen handelt, wird merkwürdigerweise diese Rücksicht nicht genommen. Organe nämlich das aus dem Präsidenten, den Direktoren und Ohne Strupeln versezt man mißliebige Beamte und trennt sie jahre­dem ältesten Richter sich zusammensetzende Rollegium, dem lang von ihrer Familie. Der Rebner bespricht technische Einzel­Präsidium und, soweit es sich um den Borsiz in den Kammern hanheiten über Berwendung und teilweise Umschichtung des Personals, delt, durch das aus dem Präsidenten und den sämtlichen Land- sowie kleinliche Schifanen einiger Oberpostdirektionen bei der gerichtsdirektoren bestehende richterliche Kollegium getroffen Prüfung von Militäranwärtern und die Entlassungen der Stellen­Er fordert Wegfall der zweiten Prüfung für bie Zivil­Die Steuerflucht des Besizes. Wir müssen nach dieser Darstellung das Lob wieder anwärter und Uebergangsbestimmungen für die Personalreform für die männlichen und weiblichen Beamten der Gruppen II bis V. zurücknehmen, das wir ein seltener Fall der Die weiblichen Beamten, die jetzt in den Postschecämtern siten, Die Deutsche Tageszeitung" bringt einen Artikel, in preußischen Justizverwaltung des Herrn Am 3ehnhoff müssen wieder in die Fernsprechämter kommen. Der Boftschalter­dem fte fich mit einem Herrn van Bliffingen, dem jahrelangen penden zu können glaubten. Im Hauptausschuß des Preußi- betrieb hat an Schnelligkeit nachgelassen, weil durch das viele Papier  Bertreter des Rheinisch- Westfälischen Kohlensyndikates in Holland   chen Landtages hat der Bertreter des Justizminifteriums geld viel Zeit verloren geht. Für die Militäranwärterprüfung ver und Aufsichtsratsmitglied der Phönig A.-G. für Bergbau und Hütten- feine Mißbilligung über die verschiedenen Urteile in den langen wir Fortfallen der schriftlichen Arbeit. Die Militäranwärter betrieb, also einer der größten Montanunternehmungen, beschäftigt. Sepering- Prozessen ausgesprochen, namentlich auch über das müssen in die Besoldungsgruppe VI übergeführt werden. Beamte, Dieser Blissingen, der in Holland   sitzt und dem manches deutsche   Urteil der III. Breslauer Straffammer in Sachen Goitsch, die vier Wochen aus dem Dienst waren, wäre diese Zeit auf ihre Geld durch die Finger gegangen sein müßte, hat nämlich die Rühn  - die einen gehäffigen deutschnationalen Angriff gegen Severing Dienstzeit anzurechnen. Die Dienstleistungstarte ist voll­heit beseffen zu behaupten, daß die deutsche   Industrie lei, als ein in politischen Kreifen feststehendes Urteil" über ftändig überflüssig. Die Beförderung einiger Mittelbeamter zu Boft­stungsfähiger fei, wie sie glauben machen wolle, daß jeder- Severing bezeichnet hat. Eine solche Erklärung ist aber zwed räten ist anzuerkennen; leider hat der Minister gegen die Proteste Tagtäglich mann feine Devisen im Schräntchen" habe und daß los, wenn feinerlei fachliche Konsequenz aus ihr ge- oberer Boftbeamten nicht kräftige Worte gefunden. Deutschland   immer reicher werde. zogen wird. Und das ist das bedauerliche an der preußischen gehen Meldungen von Justizverwaltung  : sie beklagt die vorkommenden Fehlsprüche, tut aber nichts, um eine positive Besserung herbeizuführen.

worden.

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anwärter.

LOTF

Drangfalierungen und Schifanierung... aus allen Teilen Deutschlands   zu. Die Sittlichkeitsschnüffelei mu endlich ausgerottet werden. Wenn es z. B. Beamte gibt, die ihre Vorgesetzten veranlassen, Berfügungen über Kleidungsstüde und Blusenausschnitte zu erlaffen, so fennzeichnet das ben Geist diefer Postverwaltung. Besonders in den Oberpostdirektionen ist die Antisemiteret zu Hause. Ein Jude ist trog bester Zeugnisse nicht zum Bostrat befördert worden, weil er Jude ist. Wann wird wagen, offenfundig die Republit, die Reichsregierung und den Reichs­ präsidenten   in der unflätigsten Weise zu beleidigen? Wir wünschen, daß mehr als bisher friegsbeschädigten Bostbeamten dieselben Dienst­erleichterungen gewährt werden, wie solchen Eisenbahnbeamten und daß die oberschlesischen Postbeamten, die ihre alte Stellung aufgeben mußten, gut untergebracht werden..

Die Stinnefierung der Reichsbahn. Sigung des Eisenbahn- Organisationsausschusses. Im Reichsverkehrsministerium trat am gestrigen Dienstag nach mittag unter dem Vorfiz des Staatssekretärs Rumbier der Eisen- der Reichspostminister gegen Beamte endlich einschreiten, die es bahnorganisationsausschu zusammen, um zu der Dentschrift des Reichsverbandes der deutschen   Industrie Stellung zu nehmen.

Staatssekretär Teude: Die Klagen über Benachteiligung non Beamten aus politischen Gründen sind meist ungerechtfertigt. Wir halten es. für unsere selbstverständliche Pflicht, das Personal völlig unparteiiich zu behandeln. Gegen Zuwiderhandlungen werden wir rüdsichtslos einschreiten.

Als erster Berichterstatter wandte sich Ministeriotrat Tedlen burg gegen die in der Dentschrift geübte Kritik an der Organisation und der Leistung der Reichsbahnen. Der mit Recht beanstandete Rüdgang der Lotomotivleistungen fönne der Verwaltung nicht zum Vorwurf gemacht werden, da die Tatsache, daß die Rugleistung nicht in dem richtigen Verhältnis zu den Achstilometern stehe, andere als verwaltungstechnische Ursachen habe. Der um 8 bis 10 Pro3. höhere Kohlenverbrauch sei einmal auf die schweren Lotomotiven, dann aber vor allem auf die schlechtere Qualität des Heizmaterials zurückzuführen. Auch die in der Dentschrift ent­haltene Behauptung, daß die Leistung des Personals sich nicht genü- bei der Telegraphie haben riesigen Umfang angenommen. Deshalb gend gesteigert habe, sei hinfällig, da

im allgemeinen die Leistungen heraufgegangen

Shaw über das heufige Straffystem. Bernard Shaw   hat die Borreden zu zwei Büchern geschrieben, die sich beide mit dem eng­lifchen Gefängniswesen befassen. Einige Stellen aus diesen Vor­reben mögen die ebenso eigenartige wie paradoge Auffassung des Dichters und Sozialreformers erfennen lassen. Dos öffentliche Gewissen, schreibt Shaw, würde viel lebendiger sein, wenn die Gefängnisstrafe abgefchafft wäre und wenn wir zum Galgen, zum Schandpfahi und zur Auspeitschung zurüctehrten. Gegen diefe Rüd­fehr spricht nicht, daß solche Bestrafungen etwa grausamer find als Gefängnis; fie find weniger grausam und weit weniger dauernd fchädlich. Es wäre viel besser für den Gefangenen, wenn er in der Deffentlichkeit leiden würde: denn unter der Menge der Gaffer würde sich doch auch vielleicht ein Bictor Hugo oder Dickens   befinden, die dann ihre beschwörende Stimme erheben könnten, um das Gewissen der Gaffer wachzurütteln. Der Gefangene hat feine solche Gelegen heit. Er beneidet die unglücklichen Tiere im 300, die täglich von Taufenden gelangweilter Besucher beschaut werden, von Leuten, die niemals daran denken, einen Tiger durch Einzelhaft in einen Quäter zu verwandeln, und die sich sehr darüber aufregen würden, wenn das wildeste Raubtier das leiden müßte, was der zahmaste Gefangene erduldet. Der Gefangene hat leinen solchen Schutz. Es ist sehr schmer, dem Normalbürger flarzumachen, daß der Verbrecher schwer bestraft wird. Richter, Beamte und Staatssekretäre geben sich dem­felben Wahn hin, und man wird ihnen die Wahrheit über die Grau­famfeit der Gefängnisse nur deutlich machen fönnen, wenn jeder seien. Gegenüber dem letzten Friedensjahr sei in Breußen- Hessen  Richter, Beamte und Staatssekretär Infognito sechs Monate Bucht­haus erhält, damit er wenigstens weiß, was er tut, wenn er andere dazu verurteilt. Es ist der größte Irrtum, anzunehmen, daß jeder, der bestohlen wird, zur Polizei läuft. Das tun im Gegenteil nur sehr dumme oder sehr zornige Menschen; meistens verliert man viel meniger, wenn man den Dieb laufen läßt, als wenn man, ihn ver­folgt. Ein Mann stahl mir 500 Pfund durch einen Trid. Man riet mir, mich an die Polizei zu wenden. Ich aber sagte: Was hat das für einen Zwed? Man bestraft für diese Art von Verbrechen Leute grausam seit mehr als einem Jahrhundert, und doch ist das Ergeb­nis, daß man mir 500 Pfund stieht. Ich kann diese 500 fund burd) nübliche Arbeit in derselben Zeit verdienen, die ich brauchen würde, um den Mann gerichtlich zu verfolgen, und das wäre schlechter und unnüklicher. So wünsche ich ihm denn viel Bergnügen bei seiner Beute und stelle ihm anheim, mich wieder zu beschwindeln, wenn er fann. So fehen wir, daß von den drei Hauptzweden unseres Gefängnissystems, der Rache, Abschreckung, und Besserung, nur der erfte und abscheulichste 3wed erreicht wird. Kein gewöhnlicher Ber­die lautesten Rufer im Streit brecher wird mir beistimmen, daß Bestrafunia ein Irrtum und eine gewesen, als die Eisenbahnverwaltung die Herauffezung der Fracht Sünde ist, und wenn ich diefe Lehre den Infaffen eines Gefängnisses preise verlangte. Ministerialrat Tecklenburg   schloß seine Ausführun­predigen follte, würde ich ebenso für verrückt erklärt werden, wie gen mit der Erklärung, daß die Dentschrift des Reichsverbandes wenn ich diese Anschauung in einem Gespräch mit einem Polizei- an der Oberfläche bleibe und von Boreingenommenheit inspettor äußern wollte." bikliert sei.

Staatssekretär Bredow: Die Drahtdiebstähle

mußte eine besondere Linienschußorganisation eingerichtet werden. Das deutsche   Fernsprechwesen fann einem Bergleich mit dem Aus­lande wohl standhalten. Nur Amerika   übertrifft uns durch die riesige Ausnußung seiner Technik. Von einer tiefgehenden Ver­ftimmung über die Gesprächszählung ist mir nichts befannt. Be­fchwerden über falsche Zählungen sind nur in Einzelfällen vorge fommen. Die Beschwerden über zu langsame Telegrammbestellung erklären sich häufig aus falscher Angabe der Adressen.( Wir wissens anders! Red. d. Vorw.)

im Dezember 1921 eine Arbeitsleistung von 61,8 Proz. festgestellt worden. Man könne sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Dentschrift abfichtlich viel ungünstige Zahlen ohne genaue Nach­prüfung der wahren Sachlage zusammengestellt habe. Die Dent­schrift stelle fest, daß die Eisenbahn ein überflüssiges Personal in Stärte von rund 300 000 Köpfen habe. Nach seinen, des Redners, Berechnungen betrage die Zahl der überflüssigen Arbeitskräfte nur Angenommen wird ein Antrag auf Umwandlung einzelner rund 70.000 Personen. Der Vorwurf, daß die Eisenbahn abgewirt­schaftet fei, fönne nicht gelten, vielmehr habe die Bahn seit der Ber- Stellen der Gruppe VI in Gruppe VII. Die sozialistische Entschlie­reichlichung bewiesen, daß fie genügend innere Kraft befize, um fi fchaftentiaffenen Beamtinnen wird dem Rechtsausschuß über­Bung auf Wiedereinstellung der wegen unehelicher Mutter­selbst zu erhalten. Es fei nicht gerechtfertigt, der Eisenbahn den Borwurf zu machen, daß fie im Güterverkehr hemmend wirfe. Auf wiesen. Eine weitere unabhängige Entschließung, Bilder und Büsten jede Achse tomme heute gegenüber den Borfriegsjahren ein längerer des früheren Kaisers aus den Diensträumen zu entfernen und Schienenweg und eine größere Belastung. Wohl sei es richtig, daß auf allen Bordruden das Wort faiserlich zu streichen, wird mit die bisherige Tarifpolitik der Eisenbahn sich nicht der Geldentwertung den Stimmen der Linken und einiger Demokraten angenommen angepaßt habe, aber gerade die Kreise, die heute nach der An­Reichsdruderei paffung der Tarife riefen, seien

Der zweite Referent, Landtagsabgeordneter Riedel, wandte Professor Max Chop  , der Serausgeber der Signale für die fich gegen den zweiten Teil der Denkschrift, die die Umwandlung des mufifaliice Belt mird heute 60 Sahre alt. Er fit einer ber Betriebes betrifft. Allein die Tatsache, daß im Frieden die Eisen­meistgelesenen populären Murifchriftsteller. Seine Einfängen una bahn gute Gewinne abgeworfen habe, beweise, daß der Staatsbetrieb Infen Wagnerischer Werte find in Tausenden von Exemplaren in der Belt werbreitet. Auch ale schaffender Muffer it er, ein Schüler Lists, mit durchaus nicht so faul sei, wie man ihn heute hinzustellen versuche. Alabier und Drebeltermerten erfolgreich durchgedrungen. Als scharfsinniger Auch die Umwandlung des Staatsbetriebes in eine Privatgesel ritifer ist ec Raffig 1faft merde her Betrieb, der 1 Million Bedienstete umfafie, nicht

Bei der

teilt Minister Giesberts mit, daß der Betrieb erweitert worden ist, weil vermehrte Aufträge der Reichsbehörden erfolgt seien. Zur Haushalt des Reichsarbeitsministeriums

fordert der Hauptausschuß u. a. einen Gefeßentwurf, der die Leistun gen der Reichswochenhilfe und Wochenfürsorge in Einklang mit der Teuerung bringt, sowie eine Denfschrift über die Hilfsmaßnahmen zugunsten der Kleinrentner. Abg. Hoch( S03.) berichtet über die Ausschußverhandlungen. Die Beratung wird abgebrochen. Bizepräsident Dr. Bell teil: das Ableben des Abg. Jaub( Bayr. Bp.) mit und widmet dem Berstorbenen einen warmen Nachruf.

Nächste Sitzung: Mittwoch 11 Uhr: Etat des Arbeitsministeriums.