!:Kt groß? Werte enthalten. Die Arbeitgeber setzen sich rück- s i ch t s l o s darüber hinweg, um die Arbeiter zu unterjochen. Wenn die Organisation auch alle Hebel in Bewegung setzt, um die Ernährung der Landarbeiter und ihres Viehjtandes sicherzustellen, so ist gerade im Augenblick besonders das Her- anschafsen von Futter für die Kühe schwierig, da der Weide- gang beginnt. Da außer den im Besitz der Arbeitgeber de- sindlichen Weiden andere nicht vorhanden find, sind die Landarbeiter gezwungen, entweder die Arbeit auf» zunehme:, oder i h r'e n Biehstand zu verkaufen. Diese rigorosen Mahnahmen der Arbeitgeber unter- binden dem Landarbeiter das Koalitions- recht und es wäre Pflicht der Regierungsstellen, nicht nur zu untersuchen, ob durch einen Landarbeiterstreik die Bolksernährung geschädigt wird, sondern auch, ob nicht Maßnahmen ergriffen werden müssen, die auch den Landar- beiter bei einem gerechten Kampf vor deli, lieber» griffen der Arbeitgeber schützen. Die Organe der Staats gemalt haben es sich bei dem Kampf der Land- arbeiter im Lande Stargard in der Hauptsache zur Aufgabe gemacht, das Eigen tu m der Arbeitgeber und ihre Arbeitswilligen zu schützen. Die Landarbeiter aber sind der Willkür der Arbeitgeber schutzlos ausgeliefert. Wird durch diese Schutzlosigkeit und durch das rigorose Borgehen der Ar- beitgeber der Kampf gebrochen, dann wird ein tiefer.<öaß bei den Landarbeitern übrigbleiben. Es ist Sache des Reiches, dafür zu sorgen, daß nicht das Gemeinwohl durch die Herrsch- sucht der Agrarier Schaden leide.
Wühlereien gegen Sie Zwangsanleihe. Noch ist der Gesetzentwurf über die Zwangsanleihe nicht dem Reichstag zugegangen, da setzt bereits das Kessel- treiben gegen den Regierungsentwurf ein, der ohnehin den Forderungen der bürgerlichen Parteien in recht bedenk- licher Weise Rechnung trägt. Wie schon bei anderen Ber- mögenssteuerentwürfen wendet man sich auch diesmal nicht gegen das Prinzip— denn diesem haben ja die Bürgerlichen einschließlich der Deutschen Bolkspartei durch die Annahme des Steuerkompromisses bereits zugestimmt. Man wendet sich vielmehr gegen die einzelnen Forderun- gen und versucht der Vorlage derart„die Giftzähne auszu- ziehen", daß sie praktisch zu möglichst geringer Wirkung, d. h. zu weitgehender Schonung des Besitzes gelangt. So trögt jetzt der Reichstagsabgeordnete der Deutschen Volkspartei Dr. C u r t i u s in der„Tägl. Rundschau" feine Bedenken gegen die Zwangsanleihe vor. Er behauptet, daß das Bolksvermögen vom Reichsfinanzministerium zu niedrig, angenommen worden sei, so daß also die vorgeschlagenen Sätze mehr als eine Milliarde Goldmark einbringen würden. Diese Behauptung ist natürlich irrig. Das Reichs- finanzministerium selbst nimmt das steuerbare Volksvermögen auf 1200 Milliarden Papiermark an. Aeußerlich scheint es in der Tat so, als ob dieser Betrag verhältnismäßig niedrig wäre. Vergleicht man jedoch damit die Eingänge aus den bisherigen Besitzsteuern, so ergibt sich, daß von der Steuer in der Tat kaum mehr als dieser Betrag erfaßt werden dürfte. Die Finanzämter, die bei Arbeitern und kleinen Gewerbe- treibenden hinter winzigen Markbeträgen berjagen, wissen zwar nicht, welche Werte vom Besitz der Besteuerung entzogen sind, sie sehen aber, daß die zur Versteuerung gelangenden Vermögen in der Tat geringer sind als das von Theoretikern ermittelte wirkliche Bolksvermögen. Das ist ja kein Wunder, da sich das Kapital mit allen Mitteln seiner Steuerpflicht zu entziehen sucht. Wenn schon das als überaus kapitalfreundlich bekannte Finanzministerium, das bei jeder neuen Etatsberatung innner wieder mit dem Rezept der Verbrauchssteuen, ankam, bei seiner Berechnung so vorsichtig vorgeht, so ist anzunehmen, daß die Zwangsanleihe eher weniger als mehr erbringen
Schickt ein liriegsfthiff nach öapern! Aon K o l e Kokk. Aus der Zeit, da wir noch die patriotischen Iugendschmöker des Flottenvevsins laien, ist mir eine Erzählung unvergeßlich im Ge- dächwis geblieben, weil sie sich mit kleinen Veränderungen immer wiederholte. Irgendwo im finstersten Afrika wehte an einem Mastbaum die ichwarzweißrote Flagge. Irgendein unbekleideter Negerstamm reißt sie herunter und zerstückelt sie.(Waruif, wurde nicht gesagt, nehmen mir an, die Schwarzen wollten sich Badehosen daraus machen, um ihre von den Missisnaren heftig gescholtene Blöße zu bedecken.) Um diesen Frevel zu rächen, dampft der nächste Auslandskreuzer an die betreffende Küste, fegt ein Landungstommando aus, der Fähnrich zur See Christian o. Fürchtejarnischt stürmt an der Spitze seiner ichwerbewafsneten Matrosen einen Kassernkraal, setzt die Schilf- Palozzos in Brand, nimmt Frauen ümd Kinder als Geiseln mit(die Männer sind längst in das Innere des schwarzen Erdteils verduftet) und kehrt zu dem geschändeten Mostbaum zurück. Dort hat die Be- satzung Aufstellung genommen, eine neue, frischgewaschene Fahne wird aufgezogen, die Schießprügel werden präsentiert, die Musik spielt den„Sicgerkranz" und die Geschütze verpuffen die Gelder beut- scher Steuerzahler in die Luft. Da nun einmal die stark reduzierte deutsche Kriegsmarine die Tradition der alten Flott« in eine besser« Zukunft hinüberretten soll, könnte sie da nicht anläßlich des Fahnenskandal» in München ein Landungskorpz in den schwärzesten Erdteil Bayern senden, um dort das Hoheitszeichen der deutschen Republik wieder zu Ehren zu bringen? Könnt« nicht ein Kreuzer oder. weiiiastcn» ein Kanonen- bötchen nach der Isar dampfen, unterhalb des Marimilianeums anlegen, zehn Matrosen und«inen Leutnant landen, die zum Bahnhof marschieren, dort eine neue Schwarzrotgoldene aufziehen und vor ihr präsentieren? Und könnte nicht dann, nach altem Muster, in den deutschen Zeitungen stehen: „Der Fahnenfrevel im schwarzen Erdteil hat jetzt seine harte, aber gerechte Sühne gefunden. Die Marineverwaltung hatte das Kanonenboot„Republik " dorthin entsandt, das bei dem Kaffsrndorf München ein Kommando an Land setzte. Dieses eroberte im Sturm den stark befestigten Kraal, züchtigte den aufsässigen Stamm und hißte unter militärischen Ehren die neue Flagge, ein Akt, dem sämt- liche Kasfernhäuptlinge mit ihren Lieblingssrauen entblößten Hauptes beiwohnen mußten, nachdem man sie gezwungen hatte, den Flaggen- mast zu küssen. Das deutsche Ansehen in der Uebcrsee ist wieder- hergestellt." Wir werden dieses Ereignis nicht erleben. Denn wir sind so weit gekommen, daß die in Berlin ansässigen Kaffern es als eine„Heraus- forderung" betrachten, wenn man wagt, ihren Stammesgenossen in Bayern die Reichsfohne zu zeigen. Auch dürften die Fähnriche zur See. die seiche Erpeditiouen führen könnten, kaum zu finden sein, da sie sich in diesem Fall mit d«n Kaffern solidarisch erklären werden.
wird. Wenn schon Sicherungen dagegen notwendig sind, daß nur eine Goldmilliarde eingeht, so gibt es dagegen andere Mittel. Das eine ist das, daß man den Ertrag der Zwangs- anleihe dem gleitenden Geldwert anpaßt, indem man die endgültig zu zahlenden Beträge nach dem Dollar- kurse ermittelt. Das andere aber mindestens ebenso gangbare Mittel ist das, daß man etwaige Mehreinnahmen als eine normal verzinsliche Anleihe des Reiches ansieht und behandelt und die Bcttäge auf die einzelnen Steuerklassen nach ihrer Leistungsfähigkeit umlegt. Jeden- falls werden unsere Genossen im Parlament sehr darauf achten müssen, daß nicht wieder unter dem Vorwande, dem Besitz würde Unerträgliches zugemutet, der ganze Zweck der Zwangsanleihe durch Quertreibereien der Kapitalfreunde u m- gestoßen wird._
wirths Rückkehr. Reichskanzler Dr. W i r t h hatte ursprünglich die Absicht, auf der Reise von Genua nach Verlin in München Aufenthalt und Gelegenheit zu nehmen, dort eine Rede zu halten. Einem dringenden Wunsche der in Verlin weilenden Kabinettsmit- glieder und Parteiführer entsprechend hat der Kanzler diese Absichten aufgegeben. Er wird sich direkt nach Berlin begeben. Am. Dienstag wird der Reichskanzler im Kabinett und in einer Versammlung der Parteiführer über den Per- lauf und das Ergebnis der Genuefer Konferenz Bericht er- statten. Ob am Mittwoch der Auswärtige Ausschuß zusam- mentritt oder ob der Reichskanzler sofort im Plenum des Reichstages Bericht erstatten wird, steht noch nicht fest. Das Reichskabinett beschäftigte sich am Mittwoch in einer Kabinettssitzung mit den laufenden Geschäften und verabschiedete eine Reihe von Gesetzen.
Das kommende �uslieferungsgefeh. Im Reichsjustizministerium wird ein Auslieferungsgesetz vorbereitet, das den ganzen Komplex der Auslieferungsstagen klären soll. In der Hauptsache wird die Z u st ä n d i g k e i t festzustellen sein, um die bei jeder Auslieferung immer wieder auftauchende Frage, ob das Reich oder die Länder zuständig seien, ein für allemal zu regeln. Die Entscheidung darüber, ob eine Auslieferung zulässig ist oder nicht, wird den G e- richten übertragen. Das Auswärtige Amt hat dann zu entscheiden, ob die Auslieferung erfolgen soll. Hat aber das Gericht entschieden, daß die Auslieferung nicht zulässig ist, so kann das Auswärtige Amt die Auslieferung nicht be- treiben. Ferner wird das Gesetz zu bestimmen haben, was als politisches Verbrechen zu betrachten ist. Außerdem werden noch eine ganze Reihe Bestimmungen untergeord- neter Art, wie z. B. die Verteidigung während des Ausliefe- rungsverfahrens usw., im Gesetz enthalten sein. Die Amnestiefrage. In der kommunistischen Presse macht feit einiger Zeit ein Ge- rücht die Runde, wonach der Neichsjustizminister eine„Pfingst- Amnestie" beabsichtige. Zu welchem Zwecke die Kommunisten diese falsche Meldung in die Welt setzen, Ist ziemlich klar. Man will den Eindruck erwecken, als habe die Regierung etwas versprochen, um nachher um so besser über ihren„Wortbruch" und den„Justiz- Roste" schimpfen zu können. Der Reichsjustizminister hat erst kürz- lich auf eine kommunistische Anfrage über die Amnestie festgestellt, daß dem Reichskabinctt zwar ein Amnestiegesctz vorgelegen hat, daß aber vorläufig der Minister selbst noch einmal jeden Einzelfall durchprüfen und eine eventuelle Begnadigung empfehlen soll. Nach Beendigung dieser Arbeit wird dann zu entscheiden sein, ob das vorgesehene Amnestiegesetz noch notwendig ist oder nicht.
Für den deutschen Unterricht in Südjütland haben die Schulen in A l t d a m m 200 000 M. aufgebracht; viele Schüler verpflichteten sich zu dauernden Beiträgen. Diese Schulsammlungen sollen in ganz Schleswig-Holstein skattfinden.
Schlecht belohnte Großmut. Ein bezeichnendes Beispiel dafür, daß die gute Absicht nicht immer genügt, um eine gute Tat auszu- führen, ist das Schicksal der Werke Tolstois in England. In einem offenen Brief haben sich nämlich verschiedene hervorragende Männer darüber beschwert, daß es keine einzige anständige Ausgabe der Werke des großen russischen Dichters im Englischen gebe. Die Gründe dafür werden im„Manchester Guardian" darauf zurück- geführt, daß Tolstoi, der seine Schriften möglichst vielen zugänglich machen wollte, feierlich auf seine Urheberrechte ver- z i ch t e t e. Cr gestattete einem jeden, seine Arbeiten nachzudrucken, zu übersetzen und zu verkaufen, in welcher Form und zu welchem Preis ihm beliebe. Das Ergebnis dieser großmütigen Handlung ist nun für England, daß kein Verleger es wagte, eine wirklich gute Uebersetzung in vornehmer Ausstattung herauszubringen. Hätte ein vornehmer britischer Verleger eine' Gesamtausgabe begonnen, dann würde er damit wahrscheinlich einige Werke beliebt gemacht haben, und dann hätten andere Verleger diese Dichtungen in schlechteren, billigeren, vielleicht auch gekürzten Ausgaben auf den Markt geworfen und den Schöpfer der Gesamtausgabe geschädigt. Die neue Bundeshauptstadt Brasiliens . Der Plan, die Bundes- Hauptstadt Brasiliens von Rio de Janeiro nach dem Hochlande des Staates Goyaz zu verlegen, ist schon vor einer Reihe von Jahren gefaßt und dazu ein in herrlicher Umgebung, gesund im Bergland und Urwald des Hochplateaus, an den Quellen mehrerer Flüsse ge- legenes Gebiet von 14 400 Quadratkilometern als Eigentum der' Union Brasiliens vorbehalten worden. In dem Amtsblatt der Bun- desregierung der Vereinigten Staaten Brasiliens wurde jetzt ver- ordnet, daß der Grundstein der neuen Bundeshauptstadt am 7. September 1922 gelegt werde. Ohne Zweifel wird sich hier für den Städtebauer eine Gelegenheit zur Bearbeitung einer einzigartigen und großartigen Aufgabe bieten, wie sie seit Beginn des modernen Städtebaues kaum je in Frage kam, da es sich nicht um eine Stadterweitcrung oder um eine Umarbeitung bestehender Anlagen handelt, sondern um den Plan der großzügigen Neuan- läge einer ganzen neuen Stadt, unbehindert von störenden Ein- flüssen bestehender Anlagen in bisher fast ganz unbewohnter� mit Naturschönhsiten verschwenderisch ausgestatteter Hochlandgegend. Das Wandern des Goldes. Beim Abräumen alter Bergwerks- Halden in Australien und Kalifornien hat man mehrfach nußgroße und eigroße Goldklumpen aufgefunden, die man sicher nicht Liber- sehen hatte, als die Goldwäschereien selbst noch im Bettiebe waren. Man ist geradezu zu der Annahme gezwungen, daß es sich um Neu- bildungen handelt, d. h. daß eine Menge kleiner staubförmiger Gold- körnchen oder Goldsplitter, die in dem Gestein noch vorhanden waren, sich nachträglich zu größeren Aggregaten vereinigt haben. Man spricht geradezu von einem„Wandern" des Goldes. Die Neubil- düngen mögen durch die Mitwirkung organischer Reduktionsmittel, etwa faulendes Grubenholz, zustandegekommen sein. Dergleichen kommt wohl in der Natur häufiger vor als wir denken. Das im Seewasser aufgelöste Gold und Silber mag in vielen Fällen durch große Tangmassen. die aus dem Meeresgrund gesunken sind und dorr sich allmählich auslösen, herousgefüllt werden. Wenn sich dann später der Meeresboden hebt, kommt ein obbaufähiges Lager von
Gleiches Recht üen Beamtinnen. Der Reichsverkehrsminister macht bekannt: Räch Artikel 128, 2, der Reichsverfassung werden alle Ausnahmebestim mun- gen gegen weibliche Beamte beseitigt. Rack) einer Entscheidung de» Reichsgerichts gelten damit auch olle beim 3n- krafttreten der Reichsverfassung bereits bestandenen gesetzlichen Ausnahmebestimmungen oder Berwaltungsaoordnungen. die mit dem genannten Artikel in Widerspruch stehen, al» ausgehoben. — Ich ersuche demnach, solche Bestimmungen in Zukunft nicht mehr anzuwenden. Verdoppelung der Nachtdienstzulage. Das ReichSverkehrSministerium hat entsprechend einem Antrags der Eiewerkichaften die Stachtdienstzulagen für Eisenbahner nni 100 Proz. erhöht. Am 19. und 20. Mai werden weitere Lohn- Verhandlungen stattfinden. Sozialpolitische Gesetzvorlagen. Dem Reichstag liegen zurzeit auch folgende Gesetzentwurfs vor: Aendcrung der Reichsoerficherungsordnung und des Versiche- rungsgesetzes für Angestellte, Arbeitsnachweisgesetz, Schlichrungs- ordnung, Gesetz über Mieterschutz und Mieteiniqungsämter. Dem Reichs wirtschaftsrat liegt das Hausgehilfen- und ein Heim- arbeiterlohngesetz vor, dem R e i ch s r a t das Reichsknappschafts» gefetz und die Washingtoner Uebereinkommen auf dem Gebiete der Arbeiterfürsarge, sowie das Genueser Uebereinkommen über die Regelung von Arbeiterfragen bei der See- und Binnenschisfahrt, ferner Gesetzentwürfe zur Regelung der Arbeitszeit gewerblicher Arbeiter und Angestellten. Zahlreiche Gesetze find in Vorbereitung, so zur Regelung der Beziehungen zwischen Krankenkassen und Aerzten, betreffend Einführung obligatorischer Arzthilfe für die Familienmitglieder der Ver- sicherten,«in« Verordnung über Holzarbeiterschutz, Gesetz für die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe, Regelung der Arbeitszeit der Krankenpflegepersonen, sowie zahlreiche Entwürfe infolge der Genfer Vorschläge über die Arbeit in den landwirtschaftlichen Betrieben und über die Tätigkeit in besonders schweren gewerblichen Betrieben; weiter Gesetze zur vorläufigen Regelung des Wettbewerbsverbots, über Arbeitsgerichte, über das Recht der Bühuenangehörigen, all- gemeines Arbeiterschutzrecht, Angestelltengesetz, Beroarbeitergesetz, Arbeitstarifgesctz, Gesetz über Bczirksarbeiterräte, Berufsnereins- gsetz, Gesetz über die Zuständigkeit und die Organisation von Arbeits- behörden,"Gesetz über die Verhütung der Bodenspekulation, Entwurf einer ländlichen Bodenordnung und schließlich ein Gesetz zum Schutz der freien Wohlfahrtspflege._ Das pensionskurzungsgefetz. Staatssekretär für— Ministerialdirektor gegen! Im Haushaltsousschuß des Reichstages sprachen sich gegen das Pensianskürzungsgesetz die Abgg. v. Schach und Mo- rath(D. Vp.) aus. Staatssekretär Schroeder mochte darauf auf- mcrksam, daß nach dem Gesetzentwurf die Pension gar nicht dauernd fortfallen solle, sondern daß sie wieder auslebe, sobald die höheren Bezüge aus anderen Quellen fortfallen.— Abg. Delius(Dem. teilte mit, oaß sich feine Fraktion noch nicht endgültig entschieden habe. — Abg. Hoch(Soz.) wies darauf hin, daß eine sittliche Enttüstunz gar nicht am Platze wäre. Den Kriegsverletzten, die der Not des Vaterlandes ihre Arbeitstraft und ihre gesunden Gliedmaßen hätten opfern müssen, werde die Entschädigung gekürzt, wenn sis schon 5000 bis 6000 M. im Jahre daneben verdienen. Leuten, die sich nicht scheuen, trotz unserer finanziellen Zerrüttung neben einem viel höheren Prioateinkommen ihre Pensionsbezüge weiter zu for- dern, gebühre keine Hochachtung, sie seien Schädlinge der All- gemeinheit.— Abg. Dr. Höfle(Z.) bestritt, daß Beamtentreise über den Gesetzentwurs entrüstet seien. Di« Mehrzahl der Beamten halte die Grundgedanken des Gesetzes für durchaus berechtigt. — Auch die Abgg. Breunig(11. Soz.) und Erstng(Z.) verteidigten den Gesetzentwurf. Ministerialdirektor Sachs betonte, daß, an dem Goldwert gemessen, die unteren Beamten ungefähr ihr Friedens- geholt bezögen, die mittleren Beamten die Hälfte, die höheren Be- amten aber ein Drittel ihres Friedensgehaltes. Es sei bedenk- lich. durch Peiisionskürzung diesen Beamten noch eine weitere Last aufzuerlegen und deshalb gar ein verfassungänderndes Gesetz zu machen. Er fürchte auch, daß der Kontrollapporat zu kostspielig sei. — Abg. v. Gallwitz(Dnat.) schloß sich diesen Darlegungen an. Es wurde beschlossen, zur Prüfung der Frage einen Unterausschuh ein-, zusetzen.
Edelmetallen zum Vorschein. Man ist schon früher aus das eigen- artige Vorkommen der Mansfelder Kupfeisthieser aufmerksam ge- worden, die erstens, wie der Name sagt, Kupfer, dann aber auch Silber enthalten. In diesen Schiefern siegen massenhaft versteinerte Fischreste mit metallischem Ueberzug, so daß man an der Mitwirkung der verwesenden organischen Substanz bei der Metallausscheidunz und Metallsammlung kaum zweifeln kann. Auch an der Westküste Südamerikas findet man in den Silbergegenden gelegentlich Ammo - niten, die ganz mit reinem Silber überzogen sind. Die organische Substanz des abgestorbenen Weichtieres hat als Reduktionsmittel gedient: das Metall sammelt« sich auf der Kalkfchale an. Der Ursprung des Wortes„Ieilunzsenle". Man schreibt uns: In Th. Zells Buch„Unsere Haustiere(Buchhandlung Vorwärts. Berlin ) las ich kürzlich folgende Erklärung des Wortes„Zeitungs- ente":„Die Bcrstellungskünste der Mutterente waren ihnen etwas ganz Bekanntes. Sie wußten, daß die Ente durch ihr Benehmen anderen etwas mitteilt, was nicht wahr. ist. So lag es nahe, eine Zeitungsmeldung, die etwas mitteilte, was nicht wahr ist, als Zeitungsente zu bezeichnen." Den ersten Satz möchte ich unterschreiben. Weil aber diese Ver- stellungskünste den Menschen etwas Bekanntes waren, achteten sie nicht weiter darauf, sondern hielten es für etwas ganz Natürliches. Aus diesem Grunde wäre die Erklärung Zells zurückzuweisen.— Ein anderes Wort der deutschen Sprache führt uns vielleicht auf den richtigen Weg, das Wort„Legend e". Die Legende, die irgendein Schicksal eines Heiligen in Gedichtform erzählt, stammt von dem Worte legernia— Das zu Lesende. Während der Reformationszeit sank die Legende zu endlosen, sinnlosen Reimereien herab. Sie wurde deshalb von den Reformatoren als L u g- E n t e bezeichnet. Im Volke sagte man kurz„Ente" und bezeichnete damit jede im- wahrscheinlich klingende Nachricht. Der Weg zur„Zeitungsente" war jetzt ja nicht mehr weit._ Die Nodembergnivve veranstalte! am 22., abends 8'/, Ubr, Im Saal deS Schiller-TheaterS, lltiarlottcnburg, ihren zweiten Abend. Das Kar- man-Quartett spielt„Berönh- alS Uraussührung. Frau E.»r. Ielelius-Libmann singt Lieder von Eduard Erdmann , und M h n o n a liest auS seinen neuesten Arotesten. Erhaltung des Hölderlin -Turms. In Tübingen hat sich eine Vereinigung zur Erhaltung des Hölderlin-TulMs gebildet mit dem Zweck, die Stalte, die der Dichter sechs Jahre lang bewohnt hat, l!ir die Allge- mcinhcit zu erhalten. Wie die.Dena- hört, hat der Reichsmlnister des Innern für dielen Zweck eine Beihilfe von öOOV M. zur Verfügung gestellr. Ein amerikanischer Urmcnschenfund. Die„New Aorl Times' be« stricht in einem Ausiatz des amerikanischen PrähistoriterS Pros. V. H. F. OS« dorne die aufiehencriegendc Entdeckung von ftosiilien, die das Vorhanden- sein des Menschen in Amerika während der Tertiärzeit beweisen sollen. Der Fund wurde in Nebraska gemacht und zum erstenmal in der letzten Sitzung der Akademie der Wissenschaften von Waihtngton erörtert. Osborn« veilrilt die Ansicht, datz mit dem Fund dieser fossilen Knochen ein neuer, bisher unbetaiintcr Typus entdeckt worden ist, der von einem Affenmenschen oder Menschenaffen herstammt. Er glaubt, dab durch diese Entdeckung die Hypothese unterstützt iviid, nach der der Schimpanse amerikanischen Ursprungs ist und über den verschwundenen Kontinent Atlantis nach Afrika gelangte. Professor Leube. der bekannte Kliniker, ist, 73 Jahre alt, in Stutt» gart gestorbeu.