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die Schlußreden!n Genua . Nach der bereits im Abendblatt wiedergegebenen Rede Dr. Ratheiiaus zum Bericht der Wirtschaftskommission ergriff da» Wort Tschitscherin. (5r beklagte zunächst, daß durch persönliche Entscheidung des Präsidenten der Kommission die lussischen Delegierten von den Be- rr.lungen iiber die Arbeiterfragen ausgeschlossen worden seien, was um ja bedauerlicher und auffälliger sei, als Rußlands ganzes Staats- softem auf der Arbeiterschaft aufgebaut sei. Er bemängelte ferner, daß in dem Beschluß der Kommission nichts gesagt sei über Streik- und B c r e i n s r e ch t.(Streikrecht gibts in Rußland nicht und Vereinsrecht nur für die Kommunisten. Red.) Auch das Konsum- wesen sei aus dem Vertrage ausgeschaltet. Der Achtstundentag müsse das Grundprinzip für die Arbeiterschaft der ganzen Welt sein. Weiter vermißt er jede Berücksichtigung des wichtigen Memoran- dums der Amsterdamer Gewerkschaftsinternatio- n a l e. Der allgemein« Eindruck der russischen Delegation sei, daß es dem Bericht an der nötigen durchgreifenden Kühnheit und Energie fehle, die für den Wiederaufbau der Weltwirtschaft besonders in der Richtung der Arbeiterschaft der Welt unerläßlich seien. Mit diesen Einschränkungen nahm die russische Delegation den Bericht an. Da Tschitscherin in seiner Rede einige persönliche Bemer- kungen über den Präsidenten der Wirtschaftskommission, Colrat, und über die Haltung der Schweizer zum Achtstundentag gemacht hatte, erwiderten Colrat und M o t t a kurz. Hiernach wurden die Beschlüsse der Wirtschaftskommission angenommen. Der Präsident der e r st e n Kommission S ch a n z e r berichtete über die Beschlüsse dieser Kommission bezüglich der Verweisung der Verhandlungen mit den Russen nach dem Haag. Hierzu erklärte der Vertreter Hollands , daß seine Regie- ning sich glücklich schätze, ihre Dienste für die Arbeiten im Haag zur Verfügung stellen zu können. Die Holländer seien seit altersher ge­wohnt, allen internationalen Arbeiten, die dem Weltfrieden dienten, eine gastliche Stätte zu bereiten. Auf die Frage, ob sie die Vertagung der Beratungen mit Rußland annähmen, antwortete zunächst Tschitscherin, daß die Russen unter Aufrechterhaltung ihrer Vorbehalte die Resolution annähmen. Es folgten Annahmeerklürungen sämtlicher in Betracht kommender Länder. Frankreich und Belgien enthielten sich der Annahme, wollen aber Befolgung empfehlen unter Bezugnahme auf die Canner Reso- lntion. Wie wir bereits in einem Teil unserer Abendausgabe melden konnten, ist bei dieser Abstimmung Deutschland nicht befragt worden. Es folgte LlopS Georges Schlußreöe: Wir sind jetzt zu dem Ende der bedeutungsvoll st en Ännferenz der Weltgeschichte gelangt. Wir hoben hier nicht nur gutes Wetter gehabt, wir hatten auch Unwetter und Stürme. Aber heute endet alles unter wolkenlosem Himmel. Das ist die Geschichte der Konferenz. Alle Arten von Wetter sind nötig für eine gute Ernte, und die Genueser Ernte ist gut. Wir haben den großen Friedens- pakt, die Berichte und Anempfehlungen der Kommissionen, die wert- volle Ratschläge enthalten, und die, wenn sie befolgt werden, dem erschöpften Europa wieder Kraft und Gesundheit geben werden. Schon allein die Arbeit der dritten Kommission bietet eine aus- reichende Rechtfertigung für die Konferenz. Asterdings ist diese Arbeit durch verschiedene Streitfragen überschattet worden. Es liegt eine wirkliche Gefahr darin, daß man sich mehr auf das Debattiere m einläßt und den vitalen Teil der Arbeit übersieht. Dadurch, daß die Anempfehlungen der Kommission beschlossen wer- den, ist ihre Aufgabe nocki nicht beendet. Als bloße Drucksachen würden sie nur die Papierflut vermehren, in der wir alle e r st i ck e n. Sie müssen durch die Tat in Gold verwandelt werden. Jeder von uns muß bei seiner Heimkehr denen, die die Geschäfte ihres Landes leiten, davon Kenntnis geben und hierdurch die wirtschaftlichen Be- dingunqen in Europa herstellen. Das wirkliche ich will nicht sagen Interesse, aber das wirkliche aufregende Moment der Konfe- renz war eine andere Frage, nämlich die Bezfiihungen R u h la n d s zu der übrigen Weit und auch die Lösung, zu der die Welt bereit ist, um dieses verwüstete Land wiederherzustellen und das große Elend seiner Bevölkerung zu heilen. Dieses gefährliche und schwierige Problem ilt umgeben von einem Wall von Vorurteilen und voll von Leidenschaften: aber schon daß diskutiert worden ist, hat den Wert internationaler Konferenzen erwiesen. Hier wird eine Frage, die viele volitische Krisen In verschiedenen Ländern hervorrief, Kriege und Revolutionen in zwei Kontinenten verursacht hat, von der Konferenz in einer Atmosphäre der Ruhe und Höflichkeit

Warum! Warum ich nur immer die Fabrik so gehaßt habe? Dieses Ricsenwundcrwerk, durch das die Hirnkre.ft des Menschen sich die gewaltigen Kräfte der Natur unterwirst. Wo die Flammensäulen de» Feuers Frondienste leisten für den Menschen. Wo der gewaltige Druck des Wassers dienstbar gemacht wurde für den Menschen. Wo die glutvollen Ströme flüssigen Eisens sich im Formsand in oorgezeichneter Bahn beruhigen für den Menschen. Wo Maschine neben Maschine steht, Wunderwert neben Wunderwerk, glitzernd und gleißend, klingend und singend, schaffend für den Menschen. Wo ich selbst an lärmenden Hebeln stand, an sprühenden Wassern, an zischenden Dämpfen für den Menschen. Für den Menschen? Ja, da war die Quelle meines Höstes. Für den Menschen, für irgendeinen Menschen, aber nicht für mich. Nicht für mich, der ich selber Mensch bin. schassender Mensch bin. Denn ich war ja nicht Mensch, als ich noch schuf in der Fabrik. Als ich noch eins war mit diesem Riesenwerk, auf das ich so stolz bin, weil ich daran bauen durste. Aber ich habe dich gehaßt, du Riesen- Wunderwerk, weil ich nicht Mensch war in deinem Dienst. Weil du nicht für mich schafftest,, obwohl ich meine ganze Kraft dir gab. Nicht für dich schaffte ich, nicht, um dich noch größer zu machen, o, ich wäre noch stolzer auf dich. Du wärst noch mehr mein Wert, als du es bist. Aber wir schafften beide für einen Menschen, der viel- leicht weniger Mensch ist als ich, der ein Dämon war, ein Tier viel- leicht oder ein Schatten, den nie jemand sah. Nur seine Befehle sah ich, angeschlagen am schwarzen Brett, an den großen Toren. Nie seßr Name darunter, nur eine Drohung: Wer nicht handelt wie befohlen, verliert sein Stecht, hier zu schassen. O, was all die Tausende gaben für dieses Recht! Diese Namen- losen, die keine Menschen mehr waren, nur Hebel unter Hebeln, nur Wasser unter Wassern. Einst fliehendes Walser, das sich der Grenze des Dammes fügt, die der Mensch setzte, weil es die Kraft nicht hat und die Warme, sich zu verflüchtigen und davonzueilen durch die Luft, in den Himmel, in den blauen, glänzenden Himmel hinein. Diese vielen tausend Menschen gaben ihre Freiheit, ihr Glück, ihr Menschscin dafür, sein zu können was sie waren. Nickt Menschen mehr mit warmem, quellendem Blut, sondern kalte, tote Maschinen ohne eigenen Willen. Den Teufel auch, das wollte ich nicht! Mensch wollte ich sein! Herr über dies blitzende, wogende, donnernde Riesenwerk, an das ich mein Herzblut oerschwendete. Meine schäumende Iugendkraft und mein ganzes Freiheitsstreben. Los von der Erde! war mein Ruf. Los von der dampfenden Erde, die sich schwer und klatschend unter dem Pfluge bricht, der langsam seine Furche zieht. Mit dem Dampspflug wollte ich die Erde aufbrechen und mit Maschinen säen, daß der Bauer ruhe und Mensch werde. Und die Arme, die unav- lässig Korn zur Mühle schlepplen, und die, die Brot buken, sollten ruhen. Maschinen gebaut, die ihre Arbeit tun! Alles lallen Maschinen machen. So hieß mein Wille und er war eins mit dem.Willen des Herrn, dessen Name ich niemalt hörte.

imtersucht. Welche bessere Rechtfertigung könnte es für Konferenzen feben? Zum erstenmal hat Europa dieser Schwierigkeit ins G e- icht gesehen und ist nicht zurückgewichen..Wir haben beschlossen, damit fortzufahren und das ist die ermutigendste Entscheidung dieser Konferenz. Wir sind nicht soweit gekommen, wie die größten Optimisten erwartet haben, aber weiter, als die Zweifler es hofften oder wünschten. Wir haben einen Monat Zeit, über die hervorgetretenen Schwierigkeiten nachzudenken, bevor wir die Diskussion wieder aufnehmen. Ich hoffe aufrichtig, daß dieser Monat nützlich angewendet wird. Ich will nicht die Streitigkeiten verlängern, aber ich möchte ein warnen- des Wort sagen. Ich weiß nicht, welche Wirkung das russische Memorandum vom 11. Mai in Rußland gehabt hat, ober ich weiß, daß seine Wirkung außerhalb Rußlands verhängnisvoll war. Es hat keine Reaktion gegen den Wunsch nach einer Regelung hervorgerufen, und wenn es das letzte Wort der russischen Regierung sein sollte, so würde ich wirklich an den Aussichten der Haager Be- ratung verzweifeln. Rußland braucht heute Europa und die Welt braucht die Produkte, die Rußland liefern kann. Ohne die Hilfe der Welt kann Rußland sich während einer Generation nicht erholen. Rußland kann Hilfe bekommen, aber freundschaftlich sage i ch: Wenn Rußland Hilfe erhallen will, darf es die Gefühle, oder wollen wir es meintwegen anders nennen Vorurteile der Welt nicht oerletzen: das erste Borurteil ist, daß wir in West- curopa für gelieferte Waren Bezahlung erwarten; das zweite, daß wir erwarten, daß geliehenes Geld zurückgezahlt wird: das dritte, daß wir jemandem, dem wir bereits Geld geliehen haben und der um weiteres Geld bittet, fragen: Wollen Sie Ihre Schulden bezahlen? Wenn er erwidert:Nein, es ist mein Grund- satz, nicht zurückzubezahlen", so verbietet es sich für die westliche Denkungsart, diesem Jemand neues Geld zu leihen. Diese Vorurteile sind ein altes Erbteil der Menschheit, das sich nicht ausrotten läßt. Es ist nicht zweckmäßig zu sagen, daß man keine Schulden anerkennt, wenn man Kredit haben will. Es mag ganz einwandfrei sein, ist aber nicht diplomatisch. Europa will und kann helfen, aber Rußland muh den Ehrenkodex anerkennen, der ein jahrhundertealtes Erbteil arbeitsamer und ehrenhafter Menschen ist und das selbst der russische Wirbelsturm nicht ent- wurzeln kann. Ich glaube, die russische Delegation will Frieden und Zusammenarbeit mit Rußland , damit dieses große, mutige und tapfere Volk gerettet wird. Ich sehe die russische Delegation dafür an, daß, wenn sie nach dem Haag kommt, sie nicht in provo- zierender Weise diese Gefühle und Prinzipien, die im Leben Europas fest ihre Wurzeln haben, mit Füßen tritt. In Cannes haben wir das Rettung» feil herabgelassen; wir haben es noch nicht, wie ich gehofft, hochgezogen. Es ist weder gerissen, noch haben wir es losgelassen. Es steht noch da, und wir werden gern alle Elenden und Hungernden, alle Leidenden im Osten Curovas mit all der gesunden Kraft, die die aufgespeicherte Energie uno Leistungsfähig- reit anderer Länder für sie aufbringen kann, dem Leben zurückgeben. Wir haben. einen Friedenspakt unterzeichnet, er ist zwar provi- forisch; wird er nur für Monate Geltung haben? Nein, er ist mehr als das! Wir haben uns zu einem Friedenszustand unter sich be- kriegenden Nationen entschlossen. Wenn das einmal feststeht, so werden die Völker es nicht widerrufen. Wir haben dem Frieden versuchsweise eine Gaststätte an unseren heimischen Herden bereitet, und wenn der Friede sieben Monate an unserem Herdfeuer oerweilt hat, so werden wir ihn nicht wieder aus dem Hause jagen. Die psychologische Wirkung dieses Paktes wird wie ein elek- irischer Strom durch die Völker der Welt laufen. Die Vibrationen des Friedens sind durch die Adern Europas gegangen, und es wird nicht wieder dahin kommen, daß ein Volk gegen das andere die Hand erhebt. Auf dieser Konferenz haben wir nun so Großes erlebt wie das tiefe leidenschaftliche Sehnen, es nicht zu einem Bruche kommen zulassen, keinen Streit heraufbeschwören, sondern alle in Frieden und Freundschaft miteinander leben zu lassen. Der Frieden hat seine sanfte Gewalt über die Menschenherzen wieder errichtet. Wir haben durch den Pakt uns dem Szepter des Friedens in Ehrfurcht gebeugt und dem Frieden gehuldigt.(Stürmischer Beifall.) Sarthous Neüe. Barthou dankte zunächst der italienischen Regierung und fuhr fort: Es war eine Art vertrauensvollen Wagemutes, in die Tages- ordnung der letzten Sitzung das WortSchlußreden" zu schreiben, denn man konnte sich fragen, ob es unter diesen Reden nicht solche geben würde, die einen Abbruch bedeuteten. Solche Reden haben Sie nicht gehört, und Sie werden keine einzige hören. Lloyd Georg hat mit Rcch� den Burgfriedenspakt gepriesen, und vielleicht war es das Bewußtsein, daß er auf unserem Wege zu diesem

Nur wollt« ich, all« Menschen sollten ruhen, urtd er wollte allein ruhen und die anderen sollten schassen, schassen und schassen für immer flrnngmn Lohn, denn auf der Straße kiesen genug, die chr Menjchsein immer billiger anboten, nur um Brot zu bekommen. Und nach einer Weile machten sie wieder anderen Platz, die um noch geringeren Lohn bereit waren, dem Willen des Herrn zu ge- horchen. Aber das wollte ich nicht länger. Herr wollte ich fem wie er. Ich tat nicht mbhr nach seinem Willen und lacht« fein« Büttel aus, die dem Herr,? sogar ihr« See!« verlausten, um über Taufende von Männern, hungrig und elend wie sie selbst, ungestraft die Peitsche schwingen zu dürfen, wie der Herr sie über ihnen schwang. Da verlor ich das Recht, zu schaffen auf dem Riesenwerk, und litt Hunger. Das war ein Werkust, aber er galt mir nichts, denn ich wurde wieder Mensch. Ein hungriger Mensch zwar, aber ein Mensch. Ein ganzer Mensch. Und mit einem Male wurde mir klar, daß es Vicht das Rissen- werk war. das ich so gehaßt, sondern ein Herr, von dem ich nie den Namen hörte und von dem ich nicht' weiß, ist er«in Mensch, ein Dämon oder«in Tier oder gar«in Schatten, vor dein sich alle fürchten, den aber ein winziger Lichtstrahl auslöscht, daß alle er- kennen: Es war ein Nichts, vor dem wir uns beugten. Und dieser Schotten wird um so mehr ein Nichts sein, als die Menschen die Furcht vor ihm verlieren und dem Lichtschein glauben, der ihn verlöschen macht. Denn Mensch sein ist schöner als satt sein. Noch schöner aber ist Mensch sein und satt sein. Dahin gilt's zu winken. Erich Grisar .

Bergung der Schätze derLusiiania". Die Bergung der Schätze der untergegangenenLusitania " für die ein besonderes Bergungs- schiff ausgerüstet worden ist, wird von den maßgebenden Kreisen be- stimmt erhofft. Das Schiff, das seit 7 Iahren 200 Fuß tief unter Wasser liegt, soll noch große Mengen Metallgeld und Juwelen ent- halten. Wie der Direktor des Schiffsbergungssyndikats, das das Unternehmen in die Wege geleitet hat, erklärte, hofft man Werte von 1 Million Pfund oder noch mehr zu retten. Es werden bei dieser Arbeit ganz neue Apparate verwendet werden, durch die man dos Schiff heben will. Di« Taucharbeiten werben vielleicht länger« Zeit dauern, und die Bergung des Schiffes wird erst in zwei oder drei Sommern gelingen. Die Arbeiten werden mit einer Unterwasser- kamera gefilmt werden. Der Sarg aus Gips. Aus Kassel wirb uns geschrieben: Stadt- rat Berlit hat dem Kasseler Beerdigungsamt einen Borschlag unter- breitet, zum Zwecke der Ersparnis des teuren Holzes, das jetzt für die Särge bestimmt ist, zur Minderung der ins unermeßlich« steigen- den Beerdigungskosten, di- im Durchschnitt 1000 M. betragen, die Leiche mit einer Eipshülle zu versehen. Zu einer derartigen Hülle ist etwa«in Zentner Gips erforderlich, der heute 70 M. tostet. Das angeregte Perfahren wird von dem Stadtrat als ästhetisch und ethisch einwandfrei bezeichnet. Das Kasseler Be- erdigungsinstitut ist freilich noch nicht schlüssig darüber geworden, was es mit diesem Vorschlag ansangen soll,

Pakt kommen würde, was uns verhindert hat, Worte oder Gesten ZA gebrauchen, die als aggressiv hätten erscheinen können. Wir haben unsere Aufgabe erfüllt, aber die gefaßten Beschlüsse würden nicht als Worte sein, wenn die Regierungen nicht die Absicht und den Willen haben, sie zu verwirklichen. Lloyd George hat von der schwierigen und delikaten Frage der Beziehungen Europas zu Ruß- land gesprochen. Ich bin in noch schwierigerer Lage als er. Ich habe mich zu offiziösen und langwierigen Besprechungen mit der russischen Delegation bereitgefunden, um so durch einen Willensakt die Loyolitäl der französischen Regierung festzulegen. Später sind diese Besprechungen unterbrochen worden. Die Stunde ist noch nicht gekomemn, die Verantwortlichkeiten sestzu- stellen. Barthou erwähnte die schwere Notloge des russischen Volkes und sagte, man dürfe, wenn die Menschen im Elend seien, nicht fragen, von welcher Regierung sie vertreten würden. In einem solchen Falle sei es M e n s ch e n p f l i ch t, zu Hilfe zu eilen. Frankreich habe die großen Dienste nicht vergessen, die die russssche Nation während dreier Jahre der Zivilisation und dem Forlsehritt geleistet habe. Wenn ein Borredner gesagt habe, die Genueser Konferenz bedeute eine Etappe, so sei damit gleichzeitig gesagt, daß man für einige Augen bl icke Halt gemacht habe. Es komme nur darauf an, daß alle von dem Willen zum Vorwärtsgehen beseelt seien. Barthou fuhr fort: Am Beginn der Sitzung habe ich eine Rede Herrn Rathenaus gehört. Ich bestreite nicht ihre Auf- richtigkeit. Ich habe sogar ihre Feinheit und Klugheit goutiert. Er hat davon gesprochen, daß die öffentliche Meinung demobilisiert wer- den müsse. Er hat damit zweifellos sagen wollen, man müsse aus der öffentlichen Meinung den kriegerischen Geist ausrotten. O, der Außenminister der deutschen Republik mag sich beruhigen. Ich überbringe ihm noch einmal das Wort Frankreichs und erklär« vor den 33 hier vereinigten Staaten, daß Frankreich , welches den Krieg nicht gewollt hat, glühend und leidenschaftlich den F r i e- den will. Europa ist geschädigt worden, aber sein Gleichgewicht und seine Gesundheit werden wieder hergestellt werden, wenn wir alle mithelfen im gleichen Gefühle menschlicher Solidarität, und wenn wir die gleiche Loyalität haben und, um alles zu sagen, wenn wir uns in gleicher Weise die Ordnung, die Achtung vor den Verträgen, das gegebene Wort und die Ehre ange- legen sein lassen, und wenn wir den Frieden wollen. Es folgten dann Schlußworte verschiedener Delegationen, in denen einerseits den in Genua vertretenen Nationen, andererseits der italienischen Regierung und dem italienischen Volte und insbesondere der Stadt Genua der Dank für die in Genua geleistete wichtige Arbeit und die bewiesene Gastfreundschaft ausgesprochen wurden. Es sprachen u. a. für Bulgarien Stambolinsti, für Japan Hayashii. Auch Tschitscherin schloß sich dem Dank an Italien an, bemerkte aber, daß man sich nicht verhehlen könne, daß der Verlauf der Konferenz nicht in allen Punkten dem großen Grundsatz:Keine Sieger und keine Besiegten", der in der Eröffnungssitzung verkündet worden sei, ent- sprachen hätte. Auch ließe sich nicht ableugnen, daß die p r a t t i- scheu Erfolge der Konferenz nicht ganz den großen Hostnungen entsprochen hätten, welche die große Masse aller Bölker, dt« sich nach dem Frieden sehnen, gehegt habe. Mit Bezug auf die Ausführungen Lloyd Georges über die Kluft zwischen der westlichen und der russi- sehen Auffassung des Eigentumsbegriffs erklärte Tschitscherin, daß diese Ausführungen das russische Volt ebenso wenig be- kehren würden, wie es die weißen Truppen vermocht hätten, die in Rußland verschiedentlich eingefallen seien. Trotzdem aber hielte die russische Delegation an ihrem aufrichtigen Versah- nungswillen fest. Genua sei besonder«, dank der überaus freund- lichen Haltung des italienischen Volkes auch gegenüber den russischen Bertretern trotz alledem eine Etappe auf dem Wege zum wahren Frieden. Nachdem noch B ratio n u für Rumänien ge- sprachen hatte, hielt präfiöent Jacta eine große zusammenfassende Schlußrede, die in den Worten aus- klang: Die geistigen und politischen Nachwirkungen der Konsercnz von Genua auf den Gang der Entwicklung des Lebens der Völker werden sich mehr und mehr bemerkbar machen. Der Geist der Universalität und der europäischen Befriedigung wird die europäische Politik von morgen beherrschen müssen. Mit dem Burgfriedens- pakt, selbst wenn er nur provisorisch und zeitweilig ist, ist aus Genua eine Friedenslosung ergangen, die das Symbol der glühend- sten Regungen unserer Herzen ist und nicht untergehen kann, ehe sie nicht von den europäischen Völkern gehört worden ist. Um 1 Uhr war die Schlußsitzung beendet.

Ein deutsch -polnlsches Theater. Durch einen Teil der Press« ging die Meldung, daß das Kattowitzer Stadttheater in polnische Hand übergegangen sei. In dieser Fassung ist die Mel» dung, wie die PPN. hören, unrichtig. Das Kattowitzer Theater ist im städtischen Besitz und wird durch einen Theaterausschuß oer- waltet, in dem Deutsche und Polen vertreten sind. Nunmehr ist be- schlössen worden, daß in Zukunft möglichst im gleichen Umfange sowohl deutsche wie polnische Vorstellungen im Stadttheater in Katto » wig stattsinden sollen. Der Mitarbeiter de» älteren Dumas. Bor der 3. Kammer des Pariser Zailgerichts ist augenblicklich ein Rechtsstreit angängig, der ein großes literarisches Interesse bietet. Eine Frau Rotste, die Nichte des Schriftstellers A u g u st M a q u e t, hat einen Prozeß gegen die Erben Alexanders Dumas des Aelteren angestrengt. Im Jahre 1848 war zwischen Alexander Dumas und dem da» maliaen Geschichtsprofessor Maguet ein Vertrag abgeschlossen worden. auf Grund dessen Maquct, Mitarbeiter, vielleicht sogar Ver- fasser Dumasscher Romane, seine Urheberrechte an Dumas gegen die Verpflichtung zur Zahung einer Summe von 14S OOO Franksab­trat, die aber niemals gezahlt wurde. Zwischen Dumas und Magnet kam es schon 1858 zu einem ersten Prozeß vor dem Seine-Tribunal. Es erging damals bereits eine richterliche Entscheidung,, in der aus­drücklich festgestellt wurde, daß August Maguet der Hauptmitarbeiter Dumas gewesen sei. Die Erben Maguet« fordern jetzt von den Dumasschen Erben die Auszahlung der strittigen Summe. Doch ist die Rechtsfrage insofern schwierig, als zur Zeit des Vcrtragsab- schlusses ein französisches Urheberrecht nur auf zehn Jahr« an- erkannt war. Heuschreckenplage In Spanien . Die Spanier erleben w diesem Frühjahr eine der sieben biblischen Plagen in erschreckender Wirk- lichkeit. Große Teil« Spaniens , besonders Andalusien , La Mancha und Aragon sind von ungeheuren Heuschreckenheeren überflutet, die sich auf die Felder niederlassen und diese vollkommen leer fressen, lo daß nach wenigen Stunden nur noch ein« Wüste übrig bleibt. Die Regierung hat einen oerzweifelten Feldzug gegen diese Plage orgoni. siert, und besonders avird dafür Paraffin oerwendet, für da» der Einfuhrzoll um 50 l�oz. ermäßigt worden ist. Wie furchtbar die Plage ist, bewies kürzlich ein Vorfall in der Provinz Iaen, bei dem ein Eisenbahnzug von den Heuschrecken aufgelmlten wurde. Die Schwärme bedeckten die Schienen in dichten Massen, und infolge der zerquetschten Mengen von Insekten konnten die Räder der Loko- motive sich nicht mehr vorwärts bewegen. Krankheiten, die sich ändern. Beachtenswerte Angaben auf Grund alter Quellen macht Prof. Dr. Kißkalt in derZeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten" über die Sterblichkeitsverhält- nisse in der zweiten Hälft« des 18. Jahrhunderts. Damals vertiefen die Masern bedeutend heftiger als heute, von Diphtherie wird während 31 Jahren überhaupt nicht berichtet. Die Pocken traten viel schwerer auf: rund 17 bis 23 Proz. waren Todcssälle. Die ge- wallsamen Todesfälle sind geringer als heut«, ebenso die Säug- lingesterblichkeit. Wesentlich höher dagegen waren die Todesjäll« M Wochenbett,