Str. 236+39. Jahrgang
Beilage des Vorwärts
Sonntägliche Wanderziele.
Zum Hellsee.
Zwei Jahreszeiten sind es, in denen es besonders lohnt, die Gegend um Lanke aufzusuchen, der Herbst, wenn das Laub sich färbt und der Frühling, wenn das junge Grün allenthalben hervorSprießt. Wir beginnen unsere Wanderung in Bernau , das wir mit der Stettiner Vorortbahn erreichen. Durch das Königstor, das frühere Steintor, betreten wir die Stadt. Bernau hat eine reiche Geschichte. Schon 1232 erhielt es Stadtrechte und wurde von Wall und Mauer umgeben. Bekannt ist die glückliche Abwehr der Hussiten von Bernau 1432. Zur Erinnerung hieran wird jährlich am Montag vor Himmelfahrt das Hussitenfest gefeiert.
Wir folgen der Wandlizer Chausse , die uns zum Wirtshaus Waldfater am Waldrand bringt. 12 Minuten weiter zweigt rechts der Weg nach Lante ab, auf dem wir in etwa 45 Minuten zu einem Kreuzweg gelangen. Hier wenden wir uns links auf den Weg nach Uehdorf. Der Wald, der bisher vorwiegend aus Kiefern bestand, geht in einen schönen Mischwald über, in dem die Buche vorherrscht. Da die Jahreszeit noch nicht so weit vorgeschritten ist, fönnen wir manchen Vertreter der Pflanzengemeinschaft des Laubwaldbodens noch blühend antreffen. Wir kommen nach le tzdorf, einer kleinen traumverlorenen Siedlung am Ostende des Liepnik fees. Auf dem Südufer der Niederung, die sich an den See anschließt, führt die Chaussee nach Lanke. Bei Kilometerstein 23,3 geht ein schwer erkennbarer Pfad über die Höhe zum„ Komödiengarten", in einem buchenbestandenen Taltessel. Hier ließ der damalige Be= fizer von Lanke, der im Jahre 1828 zum Generalintendanten ernannte Graf Redern, Schauspiele aufführen. Den östlichen Teil der Niederung füllt der Obersee aus, an dessen Ufer die Chaussee entlangführt. Bald haben wir Lante erreicht. Die Herrschaft Lante, Rittergut, Schloß, Parf und die prächtigen Waldungen in der Umgebung, find seit 1913 im Besiz der Stadt Berlin , die sie für über 19% Millionen Mart von dem früheren Besizer, Grafen von Redern erwarb.
Durch den Schloßpart geht es zum Hellsee, der in einem schönen, von buchenbestandenen Höhen umgebenen Talgrunde liegt. Wir erreichen die Hellmühle und wandern auf dem Weg nach Ladeburg und Bernau um das Ostende des Hellsees. Nach etwa einer Viertelstunde führt links ein Weg ab, der uns über eine Niederung und an einem kleinen See vorüber zur Langerönnemühle bringt, eine alte Wassermühle, die schon im Karolinischen Landbuch von 1375 erwähnt wird. Wir wenden uns rechts und tommen nach 12 Minuten an einen Kreuzmeg. Hier gehen wir links ab und erreichen bald die von Bodelschwinghsche Arbeiterkolonie Hoffnungstal, die große Gemüse- und Obstpflanzungen besitzt. Gie schließt sich unmittelbar an Rüdnig an. Wir durchwandern das Dorf und haben bald den Bahnhof erreicht. Mit dem Fernzug fahren wir bis Bernau und von hier aus, um Fahrgeld zu sparen, mit dem Vorortzug nach Berlin weiter.( Zeitdauer etwa 6 Stunden.)
Der Püttberg.
Der Büttberg ist eine von der Natur gefertigte Urkunde über die Geschichte des Aufbaues unserer Heimat, wie wir sie in der Mark Brandenburg nicht wieder finden. Mit den über die Stadtbahn führenden Zügen nach Ertner fahren wir bis Wilhelmshagen. Bom Bahnhof wandern wir rechts, in der Nähe der Bahn, bis zum Waldbeginn, wo ein Bergrücken aufragt, es ist der Püttberg. Auf seinem Kamm wird die Wanderung fortgesetzt.
Der Püttberg ist eine Düne; er erhebt sich 29 Meter über die Talfläche, in der er liegt, und bildet damit die höchste Düne der Mark. Bei der Kammwanderung sehen mir, daß der rechte, nach Nordwest gerichtete Abhang viel sanfter abfällt als der linte füdöft liche. Messungen haben ergeben, daß der Flachhang eine Neigung von 5-7 Grad und nach dem Kamm zu von 8-10 Grad hat, der Steilhang dagegen eine solche bis zu 22 Grad. Da der Flachhang einer Düne immer auf der Luvseite des Windes( die ihm zugefehrte Seite) liegt, der Steilhang jedoch auf der Leefeite( die vom Winde abgefehrte Seite), fo erzählt uns die Düne des Büttbergs, daß sie von Winden aus westlicher Richtung aufgeweht wurde. Westlich von ihr find im Walde Mulden gefunden worden, von denen man annimmt, daß sie die ausgeblafenen Stellen bilden, aus denen der Wind den Sand für die Düne herausgeweht hat. Dünen entstehen nur, wenn der Wind mit losem Sande sein Spiel treiben kann. Also müssen
11]
Der Ruf durchs Fenster.
Roman von Paul Frant.
Sonnabend, den 26. Mai 1922
Der„ Bekannte" vom Wohnungsamt.
Wie man zu einer Wohnung kommt.
unsere Binnendünen, zu denen der Püttberg ebenfalls gehört, in Mit einer wenig erbaulichen Geschichte aus einem Wohnangsfeinen Pflanzenwuchs trug, am Ende der Eiszeit. Jezt sind diese schäftigen. Wegen Beste chung hatten sich der Leiter der einer Zeit entstanden sein, als die Erdoberfläche dieser Gegend noch amt hatte sich gestern die 7. Straffammer des Landgerichts I zu beDünen als solche tot, denn die Pflanzendecke verhindert ein Weiter- Tauschabteilung der 2. Wohnungsinspektion, Johannes Matthäs, wandern des Sandes. Auch der Büttberg ist bewaldet; Kiefern und und der Inhaber eines Pensionats, Wilhelm Wiese, zu verantBirken, diese Kinder des Sandbodens, bededen den Kamm und die worten. Zwei Fälle standen zur Verhandlung: Hänge, dazwischen stehen Wacholderbüsche. Von manchen Stellen des Rammes haben wir prächtige Ausblicke auf Wilhelmshagen, Erfner, Rahnsdorf und viele andere Siedlungen. Dieses hervorragende Naturdenkmal, dieses einzigschöne Gebiet für erholungsbedürftige Großstädter wird vielleicht in furzer Zeit nicht mehr sein. Schnöder Gewinnfucht soll es geopfert werden. Man will den Wald niederschlagen und das Gelände parzellieren. Hoffentlich gelingt es noch in letter Stunde, diesen Raub am Gut der Allgemeinheit zu verhindern.
Der Büttberg wird durch eine Sente vom Schonungsberg getrennt, der ebenfalls dem von Woltersdorf bis Rahnsdorf sich erstreckenden Dünenzug angehört, jedoch nicht so hoch ist wie der Bütt berg. Auf dem die Senke durchziehenden Weg tommen wir nach links an die Chaussee, der wir rechts nach Rahnsdorfer Mühle folgen. Am Ufer des lieblichen Mühlenfließes wandern mir zum Bahnhof Rahnsdorf und treten von hier die Heimfahrt an. ( Beitbauer etwa 3 Stunden.)
*
Wie wird das Sonntagswetter?
.N.
NW
NO
SW S
LAMMA
-
GU
SO
مسسسة
Regen und
Veränderlich
Schön
Wind
Gewitter
30
20
20
320
10
10
10
0- 0 10
-
wollte gern eine größere Wohnung zum Betriebe eines Pensionats Wiese, der im Sommer 1920 eine fleine Wohnung innehatte, erhalten und wandte sich deshalb an den ihm bekannten Matthäs. Diefer half ihm auch sehr schnell zur Erfüllung seines Wunsches. Die Sache flappte aber nicht ganz und ein Zeuge führte bei dieser Gelegenheit seinem Geschäftsfreund gegenüber an: 2 ch, ich habe einen Bekannten Matthäs, der im Wohnungsamt eine einflußreiche Stelle innehat. Dieser hat f. 3. Don mir 2000 m. erhalten, und ich habe dann sehr bald die gewünschte Wohnung erhalten." In einem zweiten Falle handelt es sich um folgenden Tatbestand: Ein Generalagent Golle hatte eine Kundin, die schon lange eine Wohnung suchte, aber keine fand, obgleich sie schon jahrelang eingetragen war. Der Beuge Golle nahm sich der Sache der Frau an und ging für sie fast jeden Tag auf das Wohnungsamt. Eines Tages traf Matthäs im Wohnungsamt auf den Zeugen, dem er zuflüsterte:„ Kommen Sie doch zu mir in meine Wohnung, ich fann Ihnen Fingerzeige geben, wie Sie zu einer Wohnung tommen fönnen." Der Beuge achtete aber nicht weiter darauf. Als aber bei einem weiteren Besuch der Zeuge auf dem Wohnungsamt wieder eine solche Anregung Don Matthäs erhielt, suchte er ihn wirklich in dessen Wohnung auf. Hier legte ihm Matthäs nahe, daß er durch ihn hinten herum" eine Wohnung erhalten könne, daß dies aber 10 000 m. tosten würde und 4000 M. Anzahlung zu treuen Händen" gezahlt werden müßten. Der Zeuge hat eine solche Schiebung entrüftet abgelehnt. Beide Angeklagte bestritten entschieden die Angaben der Belastungszeugen. Staatsanwalt Berlin hielt beide Fälle für erwiesen und das Bergehen des Matthäs für besonders strafbar, da er das in ihn gesetzte Vertrauen in schamloser Weise gemißbraucht habe. Wenn in dieser Weise Wohnungen hinten herum verschoben werden, während Tausende anständiger Bürger, Flüchtlinge usw. jahraus jahrein vergebens auf eine Wohnung warten und ganze Familien oft in einem Zimmer hausen müssen, so sei das in weiten Kreisen Derbreitete Mißtrauen gegen die Wohnungsämter erklärlich. Der Staatsanwalt beantragte gegen Matthäs 1 Jahr Gefängnis und 20 000 m. Geldstrafe, gegen Wiese 1000 M. Geldstrafe.
-
Das Gericht hielt den Wieseschen Fall noch der weiteren Aufflärung bedürftig und die Ladung weiterer Zeugen für notwendig. Matthäs wurde in dem zweiten Falle der Anklage zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt.
Die Mörderin ihres Mannes.
In den letzten Tagen wurde Deutschland von mehreren kleinen In seiner Wohnung Wagnerstr. 61 in Lichtenberg verstarb am Teilen eines umfangreichen Tiefdruckgebietes durchzogen, dessen 1. April d. I. der 30 Jahre alte Möbelpolierer Wilhelm Klein unter Mitte zwischen Schottland , Island und dem europäischen Nordmeer Bergiftungserscheinungen. Man glaubte zunächst an eine Methyllag. Bei ihrem Vorübergange fanden in allen Gegenden wieder- vergiftung, bis sich umlaufende Gerüchte immer mehr zu der beholte Regenfälle statt, die besonders östlich der Elbe und in stimmten Annahme verdichteten, daß die eigene Frau des K., die Bayern ziemlich ergiebig und an vielen Orten von Gewittern be- 23 Jahre alte Ella Klein, ihren Mann mit Arsenik beseitigt habe. gleitet waren Darauf erhoben sich frische westliche Winde und riefen nachdem die Temperaturen am Dienstag und Mittwoch nunmehr wurden Teile aus Darm, Leber und Gehirn nachmittag in einem großen Teile des Binnenlandes 25 Grad Celsius des Toten entnommen und in allen Zeilen durch eine genaue überschritten hatten, wieder eine merkliche Abkühlung hervor. chemische Untersuchung das Vorhandensein von Arsenik Zwischen Donnerstag und Freitag früh ist von Süden her ein tatsächlich festgestellt. Auf Veranlassung der Staatsdeutschland vorgedrungen und hat beinahe das ganze westeuro- die Berhaftung der jungen Frau. Sie wurde nach dem 117. Polizei Hochdruckgebiet nach Frankreich , der Schweiz und Südwest- anwaltschaft erfolgte gestern unter diesen erdrückenden Umständen päische Festland in seinen Bereich mit aufgenommen. Hier sind daher die Niederschläge seltener geworden und für Sonnabend revier in Lichtenberg gebracht und hier einem eingehenden Verhör und Sonntag dürfen wir mit großer Wahrscheinlich- durch den Kriminalinspektor Baumann unterzogen. Zunächst leugkeit trockenes, überwiegend heiteres Wetter er- nete sie hartnädig jede Schuld. Schließlich verwickelte sie sich aber warten. Dabel wird sich der Wind, voraussichtlich derart in Widersprüche, daß sie zusammenbrach. Als ihr nun noch unter Abnahme, nach Südwest oder Süden zurück- die sehr belastende Korrespondenz mit ihrer drehen und die Temperatur neuerdings etwas höher Freundin, die man bei dieser gefunden hatte, vorgehalten steigen. Da sich jedoch das nördliche Tiefdruckgebiet noch ziemlich weit nach Südwesten hin zu er- wurde, bequemte sie sich zu einem umfassenden Geständnis. Sie gab strecken scheint, so können wir immer noch mit der an, sich das Gift unter der Hand beschafft und es ihrem Manne in Ausbildung neuer Teiltiefe an seiner Südseite Quetschkartoffeln verabreicht zu haben. Ein Liebesverhält. rechnen, die uns wieder vorübergehend Trübung und nis mit ihrer Freundin hatte sie ihres Mannes überbrüssig etwas Regen bringen würden. gemacht.
Warum find Sie denn nachher nicht in meine Garderobe| leisten. Denn ich kann leider, so gern ich auch wollte, nicht mit gekommen?" Ihnen fahren. Ich hoffe, daß Sie mich nicht undankbar nennen " Ich wollte nicht stören! Aus feinem anderen Grund. werden!" Den alten Ludwig habe ich abgewartet und ihn nach Ihrem Wohlfein gefragt. Der aber erteilte mir eine zufriedenstellende Auskunft.
„ Ich will Ihnen darauf vor allem erwidern, daß die Schulweisheit diesbezüglich im allgemeinen gern unterschätzt " Der Wahrheit entsprechend; ich darf wohl sagen, daß es wird. Diese weiß vielmehr öfter und genauer Bescheid über mir ausgezeichnet geht. Da hat sich der gute Doftor Jordan jene Dinge, von denen allerdings nur die nichtwissenschaftliche wieder einmal ausgiebig blamiert. Er scheint das auch zu Literatur eine unvollkommene oder traumhafte Borstellung ahnen, da er sich nicht blicken läßt. Was der alles von mir besitzt. Nehmen wir doch gleich Ihr Schauspiel" Der Ber- veríangt hat! Am liebsten hätte er mich in ein Sanatorium wolf" als taugliches und naheliegendes Beispiel, wobei ich gesteckt, und daß ich mein Rigaer Gastspiel absage, hat er Gewicht darauf lege, Ihnen, unabhängig von der Schluß ebenfalls fategorisch gefordert, so daß ich wirklich ein menig folgerung, die ich im Verlauf ziehen möchte, zu versichern, daß ängstlich geworden bin. Dazu das Gejammer meiner Frau! ich mich dabei ganz ausgezeichnet unterhalten habe. Ich be- Statt dessen habe ich eine ausgezeichnete Nacht verbracht wundere die Phantasie des Autors, den Scharfsinn, der gleich- und auch die läftigen Kopfschmerzen sind verschwunden, wie zeitig am Werf gewesen ist, muß aber als Mann der vielver- weggeblasen. Dabei hätte ich dem guten Doktor so gern die lästerten eraften Wissenschaft den Einbruch einer die Tatsachen Freude bereitet und eine von den Billen verschluckt, von denen und ihre Zusammenhänge und Voraussetzungen verfälschen- er mir gleich zwei Dutzend verschrieben hat." den Romantik auf das energischeste zurückweisen."
,, Das heißt mit anderen Worten...?"
Daß ich es auf das entschiedenste leugne, daß der Fall, den Sie in Ihrem Stück als gegeben voraussetzen, im wirklichen Leben und auf dieser Welt sich ereignen fönnte...! Aber nun muß ich mich leider, so sehr ich es bedauere, von Ihnen verabschieden, verehrter Herr Garbislander, obwohl ich alter Stepfiter mich weit lieber mit Ihnen über dieses interessante Thema ausgesprochen hätte, als im ersten Stockwerk dieses Hauses die Inzision eines Furunfels vorzunehmen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben- und wir setzen den Dialog hoffentlich recht bald fort.
44
-www
Die beiden Herren schüttelten einander die Hände, Doktor Jordan verschwand im Haustor, und Klaus Garbislander zog hinter ihm grüßend den Hut.
4.
Als Albert Reuß am anderen Tag aus dem Hause trat, sah er auf der gegenüberliegenden Straßenecke Klaus Garbislander, der eben im Begriff schien, die Fahrbahn zu übersetzen. Auf halbem Wege trafen sich die beiden, der Schauspieler schüttelte die Hand des jungen Freundes und schob dessen Arm unter den seinen. Sie waren wohl auf dem Weg zu mir?" fragte er.
11
" Ganz recht. Um mich nach Ihrem Befinden zu erfundigen, teurer Meister. Ich war gestern natürlich im Theater und muß Ihnen sagen, daß die Figur womöglich noch träftiger, elementarer umrissen schien als am ersten Abend!"
" Ich freue mich aufrichtig, zu hören, daß es Ihnen so portrefflich geht, teurer Meister. Aber wollen Sie mir nicht gestatten, an Ihrer linken Seite zu gehen?"
„ Unsinn..." wehrte der Schauspieler ab, hielt Garbislanders Arm festgeklemmt und ließ ihn nicht los, so daß der junge Schriftsteller, wohl oder übel, bleiben mußte, wo er war. Wenn es Ihnen paßt, gehen wir ein paar Schritte zu fammen; ursprünglich wollte ich fahren, da ich aber so nette Begleitung gefunden habe und Doktor Jordan mir Bewegung im Freien ausdrücklich verordnet hat, mache ich gern einen fleinen Spaziergang."
„ Nun reisen Sie also doch nach Riga , Herr Reuß. Wie sehr ich das bedaure... Keineswegs, weil die Vorstellungen hier unterbrochen werden müssen."
" Das hat gar nichts zu bedeuten; wenn ich nach Ablauf einer Woche wieder hier bin, laufen die Leute erst recht in das Stüd hinein."
" Bloß, weil ich so gern mit Ihnen gefahren wäre!" " Kommen Sie doch mit! Was hindert Sie?" ,, Eine dringende Arbeit!"
Ach waspapperlappapp! Schnüren Sie Ihr Koffer chen, vergessen Sie nicht Ihren Frack einzupacken, weil Sie sich doch da oben verneigen müssen, wenn man Sie vor den Vorhang ruft! lind man wird Sie rufen! Verlassen Sie sich darauf! Sagen wir besser: man wird uns beide rufen!"
,, Nein, verehrter Herr Reuß: Sie allein werden Folge
•
" Hören Sie mir, bitte, endlich mit der Dankbarkeit auf.
Ich muß mich der schönen Aufgabe freuen, die Sie mir gegeben haben. Da sind wir eben einer dem anderen zu Dant verpflichtet. Und darum reden wir gar nicht mehr davon. Jeder von uns ist überzeugt, daß der andere sein Bestes getan hat und damit basta. Wenn Sie mir jedoch eine kleine Gefälligkeit erweisen wollen..."
-
"
Jede erdenkliche, mit dem allergrößten Vergnügen.. Wenn ich abgereift binnehmen Sie sich ein wenig meiner Frau an. Machen Sie ihr ab und zu eine kleine Visite ,, Von Herzen gern..."
"
" Sie ist noch immer nervös, und ich glaube auch nicht, daß sie während meiner Abwesenheit ruhiger wird; Ihr Einfluß wird ihr bestimmt gut tun. Sie will mich ja noch immer bewegen, die Reise aufzugeben, was natürlich ganz und gar ausgeschlossen ist. Andererseits fann ich die Besorgnis der Frau wieder verstehen, da ich schon seit einer ganzen Reihe von Jahren kein Gastspiel absolviert habe. Aber gerade die Rigaer Woche bedeutet für mich eine Art Ehrenpflicht. Weil die Leute mich dort weiß Gott wie lange schon vergeblich erwarten und ich schon zweimal in letzter Stunde abtelegraphiert habe. Immer hat mich etwas Dringlicheres Abstand nehmen lassen. Diesmal sage ich unter feinen Umständen ab. Etwas anderes wäre es, wenn ich mir gesundheitlich irgendwelche Schonung auferlegen müßte... Aber davon kann doch, Gott fei Dant, feine Rede sein, da ich mich, wie gesagt, frisch und munter fühle und mir von der Reise noch eine erhebliche Besserung meines Zustandes erhoffe."
,, Wir wollen in jedem Fall das Beste wünschen, Herr
Reuß."
Und jetzt, lieber Freund, dante ich Ihnen ergebenst für treues Geleit, da ich bereits am Ziel angelangt bin. Heute abend lassen Sie sich aber durch kein wie immer geartetes Hindernis abhalten, in meine Garderobe zu kommen. Ich erwarte Sie ganz bestimmt!" Albert Reuß lüftete den Zylinder und trat dann in das Haustor, über dem die Zahl Elf schwarz auf weißer Tafel stand. Bedächtig stieg er die Treppe zum ersten Stockmert empor und drückte, oben angelangt, auf den Klingelknopf.
„ Das gnädige Fräulein ist gerade im Bade," sagte das Stubenmädchen, das ihm die Tür öffnete.
( Fortsetzung folgt.)