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Dampfer Carl Zegien".

Der Reichspräsident bei der Marine.

Ein eigener Bericht meldet uns aus Wilhelmhaven:

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Sonnabend vormittag traf der Reichspräsident in Begleitung des Reichswehrministers Geßler und des Chefs der Marineleitung, Admiral Behnke, sowie des Ministerialdirektors Meißner hier ein, um eine Besichtigung der neuen Reichsmarine vor zunehmen. Der Reichspräfident wurde durch ein Minensuchboot zu dem wieder in Dienst gestellten Minenschiff Braunschweig " ge­bracht und unternahm auf der Braunschweig " eine Fahrt in die Sademündung. An Bord der Braunschweig " erstattete der Chef der Marinestation der Nordsee, Bizeadmiral Zenker, Meldung. Nachdem der Reichspräsident die Braunschweig " verlassen hatte und sich auf dem Minensuchboot wieder in den Hafen zurückgab, Gleichzeitig besichtigten unter Führung von Hugo Stinnes der preußische Ministerpräsident Braun, Oberpräsident Noste sowie eine große Zahl von Mitgliedern der Zentralarbeitsgemeinschaft die Hafen und Werftanlagen von Wilhelmshaven . Mittags fand dann im Beisein des Reichspräsidenten auf der Marinewerft der

Stapellauf des Dampfers Carl Cegien" statt, der hier für die Aktiengesellschaft Hugo Stinnes für Seeschiff­fahrt und leberseehandel gebaut worden war. Geheimrat Büchner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Reichsverbandes der deut­ schen Industrie, hielt die Taufrade. Unter anderem wies er darauf Lin, daß der Name des Schiffes eine Erinnerung an die große Not Deutschlands sei, sowie ein Denkmal dafür, daß, als das deutsche Volk führerlos und in Verzweiflung vor dem Abgrund des Chaos stand, Bertreter der Gewerkschaften und der Industrie sich für den Gedanten eingesezt haben, daß nur die Gemeinschaftsarbeit aller werftätigen Kräfte das deutsche Bolf vor dem drohenden Untergang bewahren könnten. Bücher feierte dann die Persönlichkeit Carl Legiens, indem er darauf hin­wies, daß Legien

in der Masse wurzelnd, wie selfen einer,

Poincaré beharrt auf Sonderaktionen.

gemeinsame Ewirkung auf die Führung der Staatsgeschäfte zur Folge haben müßten. Es ist vielleicht nicht uninteressant, daß die erste gegenseitige Fühlungnahme zwischen dem verstorbenen Paris , 20. Mai. ( WTB.) Der Abg. Klok, Finanzminister im Otto Hue und unabhängig davon Herrn Dr. August Müller Ministerium Clemenceau und einer der Unterhändler bei den einerseits und mir andererseits stattfand, eine Fühlungnahme, die Friedensverhandlungen in Paris , hat den Ministerpräsidenten später zu Aussprachen in etwas größerem Kreise führte. brieflich auf die Erklärungen, die Chamberlain im Unterhause als das staatliche Gebäude bis in die Grundfesten erschüttert war, einem Schreiben, in dem er u. a. sagt, daß die französische Re­Als im Herbst 1918 der Krieg den unglücklichen Ausgang nahm, abgegeben hat, aufmerksam gemacht. Poincaré antwortete mit als die Demobilmachung, deren Schwierigkeiten damals nur wenige gierung niemals auf irgendwelche Rechte, die sie aus dem in ihrer vollen Tragweite übersahen, Deutschland in ein Chaos zu Friedensvertrage herleitet, verzichtet hat. Es hat sicher keinen stürzen drohte, damals iſt Augenblick in der Absicht der englischen Regierung gelegen, von uns Carl Legien einer der Lebensretter Deutschlands einen derartigen Verzicht zu verlangen, ebenso wenig, wie es der geworden. Er gab den Ausschlag, daß die Zentral- Arbeitsgemein- franzöfifchen Regierung möglich gewesen wäre, ihn auszusprechen. fchaft paritätisch durchgeführt werden konnte, er erklärte auf dieser Es ist wahr, daß im April 1920 nach der Besetzung von Frant Grundlage der damaligen Regierung mit Dr. Rathenau und mir. in die Sanb nehmen würden, wenn nicht wenigstens die schlimm- zwischen den Kabinetten von Paris und London stattgefunden hat.. daß Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Demobilmachung selbst furt und anderen deutschen Städten ein Meinungsaustausch ften partikularistischen Hindernisse vor der gemein- Die französische und die englische Regierung haben gemeinsam das famen Lebensgefahr zurücktreten würden. hervorragende Interesse anerkannt, das in der Einigkeit zwischen ben Alliierten und der Gemeinsamkeit der Handlungen bei interalliierten Fragen, vor allem bei der Ausführung des Versailler Friedensvertrages liegt. In jener Zeit handelte es sich um eine Maßnahme, die Frankreich im allgemeinen( 1) Interesse auf Grund des Bölkerbundrechtes(?) allein durchgeführt hat und die nicht aus­drücklich im Vertrage vorgesehen war. Wenn aber die Reparations­fommiffion am 31. Mai eine beabsichtigte Berfehlung Deutschlands feststellt und wenn gemäß§ 17 Anhang 2 zum Abschnitt 8 des Ver­failler Bertrages die interessierte Regierung damit befaßt würde, fönnte sie allein aus dem Wortlaut des§ 18 das Recht herleiten, die entsprechenden notwendigen Santtionen zu ergreifen. Die Regierung hat die Absicht, sich mit ihren Alliierten ins Einvernehmen zu setzen, und sie wird alles tun, was von ihr abhängt, um ihre Mitwirkung bei einer Handlung zu erzielen, die die Haltung Deutschlands notwendig machen könnte.

Das war eine Großtat an weiser Selbstbeschränkung im Dienst des gemeinsamen Vaterlandes. Da drobte die Gefahr des völligen Chaos, die Gefahr, daß das dichtbevölkerte und blockierte Deutschland in dieselben bolschewistischen Zustände geriet wie Ruß­ land , Zustände, die einen noch ungleich entfehlicheren Ausgang neh men mußten wie in dem Agrarland Rußland . Damals ftellte Carl Legien das Vaterland und

fein Bolf über die Machtpolifit der Parteien. Ihm und einigen wenigen tatkräftigen Führern unseres Boltes somie der jugendlichen deutschen Intelligenz, bie in den nachfolgenden Rampfzeiten das Heil des neugeforderten Baterlandes über ihre eige nen politischen Wünsche legte, verdanten wir an erster Stelle, daß wir heute ein zwar verstümmeltes und niedergeworfenes, aber doch noch in seinen Hauptteilen zusammenhängendes Reich und Volk Reichspräsident Ebert

bilden.

antwortete wie folgt: Den Entschluß, das eben vom Stapel gelaufene Schiff Carl Legien zu taufen, habe ich lebhaft begrüßt. Legien war einer der bedeutendsten deutschen Arbeiterführer. Dabei hat er niemals den Zusammenhang der Arbeiterbewegung mit dem Seben der gesamten Nation aus dem Auge verloren. An tatkräftiger Pflichttreue gegen fein Bateríand hat er sich von niemand übertreffen laffen. Den Gedanken, daß die Gewerkschaften sich nicht in der es trotzdem verstanden habe, die deutsche Arbeiterbewegung nach Lohnfrage erschöpfen, dürfen, hat er schon in ihrer Ent­eigenem Willen zu formen; die freien Gewerkschaften in Deutsch stehungszeit lebhaft vertreten. Mit der ihm eigenen Energie und land verdankten ihre von aller Welt anerkannte straffe Dr3ähigkeit war er in der Arbeiterschaft stets bemüht, die Erkenntnis ganisation und ihren mächtigen Aufbau in erster Linie Legien . zu vertiefen, daß die Gewerkschaften neben ihren sozialen Aufgaben Weil Legien als Organisator der Gewerkschaften und dank seiner kulturelle wirtschafts- und staatspolitsche Pflichten im Dienste der zahlreichen internationalen Beziehungen beffer als irgendein anderer Boltsgemeinschaft zu erfüllen haben. Allerdings galt ihm die An­wußte, daß die deutsche Arbeiterschaft mit ihrem persönlichen Lose erkennung der Gleichberechtigung der Arbeiter und ihrer Organisa­untrennbar mit dem Lose des gesamten deutschen Volkes verbunden tionen dabei als erstes Prinzip. In der Bertretung der Arbeiter­interessen auf dem Verhandlungsweg zwischen Arbeiter und Arbeit­wäre, unterzeichnete er den Bart, der die Zentralarbeitsgemeinschaft geberorganisationen fah er den ersten Schritt zu diesem Ziel. Deshalb der industriellen und gewerblichen Arbeitgeber und Arbeitnehmer war er schon in der Jugendzeit der Gewerkschaften begründete. Zum Schluß führte Geheimrat Bücher aus, das neue Schiff Legien " solle allezeit ein Symbol dafür sein, daß in Deutschland Arbeitgeber und Arbeitnehmer trotz aller Kämpfe ge­willt seien, dem Wiederaufbau der Boltswirtschaft und der Wieder­herstellung des deutschen Namens zu dienen.

in der er u. a. ausführte:

Carl

Dann wurde das neue Schiff den Fluten übergeben. fames Frühstück statt. Dabei hielt Hugo Stinnes eine Rede, Im Anschluß an den Taufakt fand im Parkhaus ein gemein­Es wäre eine häßliche Unaufrichtigkeit, wollte ich hier behaupten, vielen Grundauffaffungen durch aus verſiebener Auffaffung geweſen. Werdegang und Lebenserfahrungen mußten verschiedene Auffassungen mit sich brin­gen. Ich habe aber faum einen zweiten Mann tennen. gelernt, der mit größerer Objektivität einen anderen Standpunkt hören und ihn würdigen fonnte, wenn er ihn auch nicht teilte, der ein zwar scharfer, ja rüd fichtsboser Berfechter feiner Ideen war, aber in einer auch für den Gegner erträge lichen Art. Im Jahre 1916 wurden meinerseits Beziehungen zwischen leiten den Persönlichkeiten der Gewerkschaften und der Industrie hergestellt in der Erkenntnis, daß die gemeinsam gebrachten unerhörten Kriegs. opfer naturgemäß auch eine stärkere

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Bom Rhein wird fortgesetzt über den Antransport fran­zöfifcher Truppen berichtet. Eine belgische Reiterbrigade übt auf bem elsässischen Uebungsplatz Elsenborn .

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Genua , 20. Mai. ( WTB.) Der Hauptteil der deutschen Dele­gation unter Führung des Reichskanzlers Dr. Wirth und des Außen­ministers Dr. Rathenau hat heute vormittag 9 Uhr 30 Min. im Sonderzug die Rückreise angetreten. Zur Verabschiedung hatten sich eingefunden: Ministerpräsident Facta, Außenminister Schanzer, der Bertreter des Bürgermeisters von Genua , der deutsche Botschafter in Rom Frhr. v. Neurath und zahlreiche Mitglieder der deutschen Kolonie. Die Herren und Damen der Delegation waren mit Blumen reich beschenkt worden. Das Bublifum bereitete der deutschen Dele­gation freundliche Rundgebungen und rief: Es lebe Deutschland !" In Mailand werden die Delegierten am Bahnhof von der deutschen Rolonie begrüßt werben.

Die französische Delegation fährt am heutigen Vormittag nach Baris zurüd. Die Russen bleiben voraussichtlich noch einen oder zwei Tage hier.

Moskaus Rechtskurs.

Der russische Gelehrte Nikolaus Ustrialom schreibt in der Efonom. Shifn" u. G.:

eifrigster Berfechter der Tarifgemeinschaften. Bon der Tarifgemeinschaft führte die Entwicklung geraden Beges Für die Schaffung dieser Arbeitsgemeinschaft hat Legien mit seinen englische Delegation nach London zurückfährt, ist vormittags Paris , 20. Mai. ( EB.) Der Zug, der Lloyd George und die zur Arbeitsgemeinschaft der Arbeitgeber- und Arbeiterorganisationen. Freunden in Deutschlands schwerster Zeit und gemeinsam mit Füh 10,35 Uhr in Baris angekommen und um 11 Uhr wieder wetter­rern der Arbeitgeberorganisationen feine ganze Straft eingefekt. In bens die wichtigste Aufgabe. Legien fah in den Draanisationen Empfang statt. Lloyd George empfing mehrere amerikanische und jener schicfalsschwersten Zeit war die Erhaltung unseres Wirtschafts- gefahren. Botschafter Hardinge stieg in den Wagen der Delegation. Der Zug fuhr um Baris herum. Es fand keinerlei offizieller der Arbeitgeber und Arbeiter die Träger unserer Volkswirtschaft. Die Zusammenfassung dieser gewaltigen Organisationen zu gemein- englische Journalisten, weigerte sich aber, französische Journa Die Abendblätter weisen auf das Myste= famer Arbeit war ihm zur Rettung unseres Wirtschaftslebens un- liſten zu empfangen. erläßlich. Es war nicht leicht in der damaligen Zeit, in der Gegente rium diefer Durchreise durch Paris hin. fäße und Leidenschaften fich bis zur Sicdehige fteigerten, diesen Gedanken mit Erfolg zu vertreten. Wenn gleichwohl die damalige Reichsregierung, der Rat der Boltsbeauftragten, bereits am 15. November 1918 die erste Sundaebung dieser Ar­beitsgemeinschaft in amtlicher Form und in ihrem und die Leitungen der Reichs-, Landes- und Gemeindebetriebe auf munisten vor einem Jahre von der fommunistischen Lehre los und Namen feierlich publizieren, sich rückhaltlos auf ihren Boden stellen Um an der Spike Rußlands zu bleiben, jagten sich die Kom­fordern fonnte, bas gleiche zu tun, so gebührt Carl Legien daran akzeptierten den Staatskapitalismus. In der Zukunft wer­das Hauptverdienst. den sie noch meit größere Ronzeffionen in der inneren und Der Wiederaufbau unseres Vaterlandes ist in der Hauptfache äußeren Bolitik machen müssen. Der Kurs des Räteschiffes steuert wirtschaftlicher Natur. Schon deshalb mußte den schaffenden Kräften mit ganzer Kraft in das historische Fahrwasser des russischen unferes Wirtschaftslebens größerer Einfluß auf unser ftaatliches Staatsschiffes. Der Staats tapitalismus in Rußland liegt in Leben eingeräumt werden. Mit Recht ist in der Reichsverfassung seinen letzten Zügen. Wir haben genügend Bertrauen zu ber Großreinemachen als nationale Aufgabe. Da aus der unfehl zum Ausdrud gebracht worden, daß nüchternen Realpolitit Lenins , um zu behaupten, daß er schon längst baren amerikanischen Statistit hervorgeht, daß 90 Proz. aller Feuer­Arbeiter und Unternehmer gleichberechtigt aus der Unhaltbarkeit des Staatskapitalismus seine Folge schäden in New York in den Rellerwohnungen entstehen, in denen Müll und Abfall Feuer fangen, von den durch solche Misstinde und in Gemeinschaft berufen sind, an unserer gesamten wirtschaft- rungen gezogen hat. In politischen Kreisen Moskaus glaubt man, daß der Artikel hervorgerufenen Krankheitsfällen ganz zu schweigen, so hat man be- lichen Entwicklung mitzuwirken, ein Grundgedanke, der in der Schaf­schlossen, eine Nationale Großreinemachemo che" zu fung des Reichswirtschaftsrats seine Auswirkung gefunden hat. Ustrjalows von Lenin veranlaßt worden ist, da er eine Ver­peranstalten, und hat alle Gesellschaftsschichten aufgefordert, in die Meines Erachtens unterliegt es teinem Zweifel, daß sich die Arbeits- teidigung der foeben der Obersten Zentralegefutive unterbreiteten Reinemacharmee" einzutreten. In New York haben sich die gemeinschaft der Organisationen der Arbeitgeber und Arbeiter in Vorlage der Räteregierung über das private Eigentumsrecht dar­fommunalen Behörden, die Polizei, die Feuerwehr und das große unserem wirtschaftlichen und staatlichen Leben bewährt hat. Diese stellt, das von der Arbeiteroppofition" und den ,, linken Kom­Pfadfinderkorps zu gemeinschaftlicher Arbeit zusammengeschlossen, Arbeitsgemeinschaft zu pflegen und zu feftigen, muß unsere gemein- munisten" heftig befämpft wird. Die Vorlage wurde nach langen um die Metropole zur reinlichsten Stadt der Welt zu machen. So fame Aufgabe sein. Debatten einer besonderen Kommission überwiesen. So grüße ich namens des Reichs Carl Legien ", das jüngste hat auch der Bürgermeister von Missouri eine Rede über die reinigende Frühlingsmoge" gehalten, die jetzt wie ein gewaltiger Schiff unserer wiedererstehenden Handelsflotte. Sowjetrepublik Jakutsk . Möge es seinen Namen tragen als Symbol der Zusam­Besen über die ganze Fläche der amerikanischen Staaten von Küste zu Küste, vom Fels zum Meer streichen" solle. Der Bürgermeister menfassung aller schaffenden Kräfte unferes Wirtschaftslebens von New York vertritt die Auffassung, daß diese Reinemachewoche zum Wiederaufbau unferes Vaterlandes, als Symbol unerschütter­die Selbstachtung in jedem Gemeinwesen heben und das Ge- licher Pflichttreue und Schaffensfreude im Dienste der Volksgemein­fühl für Reinlichkeit, Ordnung und Schönheit anregen werde. Die schaft. Organisation, die sich zu dem schönen 3wed gebildet hat, führt als Emblem ein Rathaus, von dem eine Flagge weht, die mit allen möglichen Sorten Besen und Pinseln verziert ist.

Für die Zentralarbeitsgemeinschaft sprach noch Reichstags­abgeordneter Wieber( chriftliche Gewerkschaften), der ebenfalls das Lebenswert Legiens würdigte und für die Zusammenarbeit der Arbeitnehmer und Arbeitgeber eintrat. Wiebers Rede endete mit einem Hoch auf das Wohl des deutschen Volkes.

Der Reichspräsident verließ am Nachmittag Wilhelmshaven und begab sich nach Oldenburg zu einer Besprechung mit der dortigen

Die Besatzungslasten.

Geiffer, die nichts lernen. Der fürzlich verstorbene Leiter der Revue Mondiale", Jean Finot , war ein intimer Freund des be­fannten englischen Journalisten Stead, des Gründers des spiritisti­schen Bureaus Julia, das dem Zwed dienen sollte, zwischen dem Jenseits und dem Diesseits eine Berständigungsstelle zu schaffen. Regierung. Aber wenn Finot auch häufig an den Sizungen teilnahm, so war er doch weit entfernt, alles, was er sah und hörte, auf Treu und Glauben hinzunehmen. Stead hatte ihm versprochen, sein Geist folle fich ihm sofort offenbaren, wenn er zuerst sterben sollte. Nach dem In Roblenz tagte gestern unter dem Vorsitz des Reichs. Tode Steads richtete das Bureau Julia an Finot die dringende fommiffars Fürft abfeldt und in Anwesenheit des Staatsjetre Bitte, sich sofort nach London zu begeben, da Steads Geist den tärs für die besetzten rheinischen Gebiete Dr. Brugger sowie der Wunsch ausgesprochen habe, sich mit Finot auszusprechen, um ihn von Bertreter fämtlicher von der Befahung betroffenen Länder nud Ver­feinem Steptizismus zu heilen. Finot lehnte aber die Einladung waltungsbehörden des besetzten Gebietes in den Diensträumen des mit den Worten ab: Wenn Stead, um mich zu sehen, die Reise aus Reichskommissariats in Koblenz der parlamentarische Be: dem Jenseits nach London unternommen hat, so fann es ihm un rat. Er gab einen Ueberblick über die politische Lage des befetzten möglich etwas ausmachen, auch noch nach Paris zu fommen." Dabei Gebietes. Nach ihm erstattete der Bertreter Dr. Dilthey den blieb es. Ein andermal hatte Finot an einer spiritistischen Sigung, Tätigkeitsbericht des Reichskommissariats. Geheimrat Dr. Clausen in der der Geist Felig Faures, des Präsidenten der französischen Res sprach über ausländische Einflüsse im rheinischen Wirt publik, zitiert wurde, teilgenommen. Nachdem er, der stets ein schaftsgebiet. In der Aussprache wurden Wünsche, Beschwerden und politischer Gegner Faures gewesen war, einige Antworten des an- lagen vorgebracht, insbesondere gegen die starke Inanspruc) geblichen Geistes gehört hatte, erklärte er ärgerlich:" Schickt ihn nahme von Ader- und Weideland durch die Besatzungs­bitte wieder dahin zurück, woher er gekommen ist. Er ist noch nicht truppen zu Uebungsplähen, auch gegen die sich immer st är fer de­lange genug im Jenseits, um sich zu vernünftigeren Anschauungen merkbar machende Einschränkung der Rede-, Bereins- und Bresse befehrt zu haben. In 20 Jahren kann ich mich ja wieder mit ihm freiheit durch die Rheinlandkommission, durch die eine Mist im mung gegen die Besatzungstruppen und Besakungsbehörden erzeugt unterhalten." Damit verließ er das Zimmer. werde, die zu unerfreulichen Folgen führen fönne. Auch megen der Ein neuer Komet. Die Heidelberger Sternwarte Wohnungsnot und der Herstellung von Wohnungen zur Minderung teilt mit, daß nach einer Meldung des Astronomen Engellerup ein der schweren Besayunaslasten wurden Wünsche vorgebracht. Troß der neuer Romet entdeckt wurde, der sich in den Zwillingen be- Bereitstellung einer Ueberzahl meist Ie er stehender Abteile für die findet und nordwärts bereits nach dem Sternbilde des Krebses Befagungstruppen auf der Eisenbahn werden die dem dicht­weitermandert. Der Komet soll zurzeit noch recht schwach sein. gedrängten deutschen Bublifum verbliebenen Abteile auch noch be­nutzt. Der Reichstommissar versicherte, daß er sich aller Wünsche Im deutschen Opernhaus eröffnet am Dienstag Sigismondo und Beschwerden mit aller Entschiedenheit annehmen werde. Saleschi von der Mailänder Scala fein Gafiipiel als Stigoletto und setzt es am Donnerstag als Scarpia in Tosca " fort. Am Sonnabend be ginnt das Gastspiel Tino Pattieras als Don José in Carmen",

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Laut Verordnung des Präsidiums des Allrussischen zentralen Erefutiofomitees ist eine autonome Jatutsfer sozialistische Somjeterpublit als föderativer Teil der russischen Sowjetrepublik mit dem administrativen Zentrum in der Stadt Jakutsk gebildet worden. Diese neue Republik umfaßt das Gouvernement Jakutsk ( Sibirien ) und größere Teile der Gouvernements Irkutsk und Jeniseist somie Inseln des Nördlichen Eismeeres. Außer den Kommissariaten für den Außenhandel und Auswärtiges, die in unmittelbarer Moskauer Berwaltung, werden die übrigen Kommissariate von der autonqmen Jakutsker Republik felbft verwaltet.

Die Mandschurei hat sich unabhängig erflärt. Der japanische Außenminifter erflärt schon die Neutralität gegenüber den chinesischen Mirren, die zum großen Teil der Auflehnung gegen Die japanische Invasion entspringen; vielleicht soll diese. Neutralitäts­erflärung dem typischen Verzweiflungssprung orientalischer unter­drückter Bölker in den Sowjetismus vorbeugen.

Kriegsschulddebatte in Sicht. 3wei Große Anfragen im Reichs­tag, von den Deutschmonarchisten und von der Deutschen Volkspartei , fragen die Reichsregierung nach ihrer Stellungnahme zum Mün­ chener Fechenbach- Urteil.

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Das Russenattentat in der Philharmonie". In der befannten Angelegenheit des Russenmordes in der" Philharmonie" ist jetzt, nach Meldung einer Gerichtsforrespondenz, die von hem linter= fuchungsrichter beim Landgericht 1, Landgerichtsrat Dr. Böh­mert, geführte, ziemlich umfangreiche Boruntersuchung geschlossen worden. Der Erste Staatsanwalt Dr. Burchard bereitet die An­flage vor, die wahrscheinlich noch Ende nächsten Monats das Schwur­gericht des Landgerichts I unter Vorsitz des Landgerichtsdirektors Dr. Weigert beschäftigen wird. In der Verhandlung treten die Rechtsanwälte Dr. Sad und Grünspach als Berteidiger der beiden Angeklagten auf, während sich mehrere verlekte Führer der russischen Kadettenpartei als Nebenfläger angeschlossen haben, deren Interessen die Rechtsanwälte Wolfgang Heine und Haas- karis­ruhe vertreten werden.

Bewaffnete Sinnfeiner haben lauf Reutermeldung in der zur Mehrheit englischgesinnten Proving in Ulster innerhalb der legten 24 Stunden eine Rette von Bränden gelegt, sprengten Häu­fer in die Luft, zerstörten Eisenbahnstrecken und durchschnitten Tefc

Die Saarparlaments" wahlen sind auf den 25. Juni angesetzt. Igraphen- und Telephonleitungen.