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Nr. 242+39. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Das Sportfest der deutschen Arbeiter.

Guntastraße

Reitzenhainer

Straße

Brucke

Haupt­

Eingang

wagen­halteplatz

Kregelstr.

Gul

L.Thonberg

Windmühlenweg

nach L. Probst heida

Musik- Par

Tribune

Friedhofs- Allee

Authuat

sonpuccine 0530: 00

Shalpisize

Verbands

Straße des Oktober

Spielplatz

Eingang C

Leipzig- Hofer- Verbindungsbahn

Brücke

Nasche sten

Linden

Allee

Post

Freiübungs­

und

Sport platz

Haupo Tribune

Eingang B

Maßstab

100

Befehls Turm

Eingang A.

Str. d. 18. Okt.

Eingang D.

Aufstellungsplatz

Karl- Siegismund Straße

0.

W

X

200

300

400

x

Kaiserin Augusta- Straße

Notausgang

Ordnungsdienst. Fahrräder- und Wertsachenabgabe. Verwalt., Feftausschüffe, Auskunft. Sanitäter, Berbandspläge. Nur v. d. Mitwirkenden 3. betreten. Jm Bau befindliche Hallen.

Mittwoch, den 24. Mai 1922

Haushaltplan, Spielplähe, Privatschulen

Eine arbeitsreiche Stadtverordnetensitung.

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In der gestrigen außerordentlichen Sizung, die schon um 4 Uhr begann, wurde zunächst bis 7 Uhr die erste Beratung des Stadthaushalts für 1922 fortgefegt und zu Ende geführt, worauf der Haushaltsentwurf dem Haushaltsausschuß überwiesen wurde. Es sprachen noch Merten für die Demokraten, Müller­Franken für die Wirtschaftspartei, 2ange für das Zentrum und der unvermeidliche Richard Kunze , der einzige Bertreter der Deutschsozialen Partei. Diese vier Reden fanden sämtlich vor einem sehr wenig zahlreichen Auditorium statt und boten nichts Neues oder Ueberraschendes mehr. Der demokratische Redner trat für die Aufrechterhaltung von Groß- Berlin ein und kündigte den Widerstand seiner Partei gegen die von den Parteien der Rechten geplante abermalige Revision" des Gesezes Groß- Berlin an. In dem Verlangen nach Verpachtung der städtischen Güter stimmten beide Redner unter sich und auch mit dem Zentrumsver­treter überein, der das an die Stadtverwaltung ergangene Angebot von 66 Millionen einer näheren Prüfung zu unterziehen für unbe­dingt geboten hält. Im Punkte Groß- Berlin ist auch das Zentrum den im Landtage zum Gefeße Groß- Berlin gestellten Abänderungs­anträgen nicht geneigt, wenn es auch Maßnahmen fordert, die den Bezirksämtern zu einem wirklichen Eigenleben verhelfen. Die Dringlichkeit der Lösung des so schwierigen Berliner Wohnungs­problems wurde von allen Rednern anerkannt. Knüppel- Kunze fonnte es natürlich nicht unterlassen, auch bei diefer Gelegenheit in seiner bekannten demagogischen Manier in Antisemitismus und in Ausfällen gegen die auch vom Magistrat zum Nachteil der heimi­schen Wohnungssucher unterstützte" Ostjudeneinwanderung zu machen. Nach Borschlag des Aeltestenausschusses überwies die Bersammlung dem Etatausschuß gleichzeitig eine größere Anzahl von Anträgen, deren Beratung zum Teil seit Monaten rüdständig ist und die nunmehr wenigstens bei der Beschlußfassung über den Stadt­haushalt zur Erledigung kommen dürften.

Sodann nahm man die übrigen auf der Tagesordnung stehenden Magiftratsvorlagen in Angriff, übermies u. a. die Satzungen für das Nachrichtenwesen der Stadt Berlin an einen Ausschuß, be­willigte nachträglich für Zwecke der Schulspeisung 2258 000 m. und nahm dann den Bericht des Stadtv. 3obel( Dem.) über die Borlage wegen

Beschaffung weiterer Spielplätze.

entgegen. Nach längerer Besprechung wurden bewilligt für die Projekte Dominicusplat 3, Wuhlheide 4,1, Jungfern= heide 5, Eichkamp 6, Weißensee 3,5 Millionen, Plötzen­fee 280 000. Das Projekt Oberschöneweide , 2,5 Millionen, foll dem Magistrat zurückgegeben werden. Zugleich soll die Spielplatz­frage vom Magiftrat einheitlich behandelt und ein Stadtamt für Leibesübungen errichtet werden, auch wird die Gewährung von Ermäßigungen auf der Straßenbahn und Eisenbahn für den Besuch der auswärts gelegenen Spielpläge empfohlen. Sämtliche Ausschußanträge fanden Annahme, dazu auch ein Antrag Zobel auf Wiederfreigabe der Turn- und Spielplätze im Treptower Park. Ueber die Vorlage wegen Gewährung von 3uschüssen in Höhe der staatlichen Zuschüsse an die Privatlyzeen und an die privaten Mädchenmittelschulen entspann sich eine längere Diskussion, städtischen Lyzeen, sei es auch unter Preisgabe des Rechts der Lehrerſtellenbelegung, in Anspruch zu nehmen, mit hineinspielte. Genoffe Dr. 2ohmann präzisierte den Standpunkt der Partei dahin, daß unter den veränderten Umständen, wo man jetzt auf dem Ummege über die städtischen Lyzeen die 6 Millionen wieder herein­holen wolle, die die Privatlyzeen an Zuschuß erforderten, ein solches Opfer nicht gebracht werden dürfe; das

Am 18. Juni d. I. wird in Leipzig der 3 weite Reichs-[ 110 Meter breit ist, während die Kuppelhalle 45 Meter im Durch Arbeitersporttag stattfinden. Seit Monaten werden umfang- messer mißt. Rechts von diesem Gebäude liegt die stattliche Wett­reiche Vorbereitungen getroffen, um das Gelingen dieses Festes, das furnhalle, deren Grundfläche 106 x 58 Meter groß ist. Unabhängig Zeugnis ablegen soll von der Tüchtigkeit der Arbeitersportler, 3u unweit der Wetturnhalle liegt der Aufstellungsplatz für die Maffen- in die die Entschließung des Magistrats, staatliche Zuschüsse für die von der Witterung fann hier das Geräteturnen durchgeführt werden. verführungen.

fichern. Bor furzem fand eine Probe der Massenvor führungen durch die Leipziger Arbeiter statt, wodurch die technische Leitung Anregungen erhielt, die für das Gelingen des Ganzen von Mugen sein werden.

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Der Festplatz.

Das Leipziger Festgelände ist 450 000 Quadratmeter groß. Es wird von der Kaiserin- Augusta- Straße, der Karl- Sigismund- Straße, dem Windmühlenweg und der Reizenhainer Straße begrenzt. 3ahl reiche breite Straßen durchziehen es, die auf große, breite Bläge münden. Auf ihnen wird sich der während der Festtage zu erwartende starke Verkehr abspielen. Gewallige massive Hallen sind über das ganze Gelände verteilt und gewähren Schutz gegen die Unbill des Betters. Der Haupteingang liegt an der Reizenhainer Straße. Hier liegt auch die Zentrale des Ordnungsdienstes, der die schwere Aufgabe der Regelung des Festgetriebes zu erfüllen hat. Gleich daneben ragt das Berwaltungsgebäude auf, wo die Festausschüsse, Auskunftstellen sowie der Berechnungsausschuß arbeiten. Es wird Sache der Arbeitersportler sein, dafür zu sorgen, daß unnötige Fragen, die sich jeder durch einiges Nachdenken selbst beantworten fann, möglichst vermieden werden. Die Lindenallee führt am Ber­bandsplay, an Wirtschaften, Cafés und der Post vorbei zu dem prächtigen Kuppelbau der Festhalle, die 120 Meter lang und

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Der Ruf durchs Fenster.

Roman von Paul Frant.

Weißwasser ," murmelte der Direktor und ergriff des Schauspielers Rechte. Dieser erwiderte faum merklich den Händedruck. Ich muß mich bei Ihnen entschuldigen, Herr Direktor," fagte er tonlos, daß ich erst heute, sozusagen in legter Minute, eintreffe. Aber ich bin noch vorgestern abend in Wien auf der Bühne geftanden. Wie gefällt Ihnen übrigens das Stück, das ich hier spielen will?"

Ausgezeichnet, eine sehr interessante Komödie." " In Wien ist es ein sensationeller Erfolg geworden! Hoffentlich gibt es hier das gleiche erfreuliche Ereignis." ,, Unbedingt. unbedingt."

" Ich freue mich Ihrer Zuversicht."

" Das Publikum bringt Ihrem Gastspiel ein geradezu bei­spiellofes Interesse entgegen, Herr Reuß- und wir sind be­reits für die ganze Woche so gut wie ausverkauft..." Bortrefflich, mein Lieber

" Der Kassier hat mir gerade vorhin die Meldung über­bracht Erlauben Sie, daß ich Sie bei dieser Gelegenheit mit einem meiner getreuesten Angestellten, Herrn Karl Schlott, bekanntmache."

Der Kassier ließ einen allerrundesten Rücken sehen; der Schauspieler reichte ihm die Fingerspigen.

Der Aufmarsch.

Nach Eintreffen des Festzuges, der sich in zwei Teilen abwickeln und voraussichtlich durch den Haupteingang und Eingang B( fiehe Karte) einmarschieren wird, sammeln sich, wie die Arbeiterturn zeitung" berichtet, die Teilnehmer an den Massenübungen sofort auf dem Ausstellungsplah. Von hier aus erfolgt der Einmarsch auf den beiden Straßen, die durch die Tribüne B mit dem Befehlsturm ge­trennt sind. Die Züge marschieren auf der Umzugsbahn links und rechts, bis zu der Längsseite, die den Musikpavillon aufnimmt. Dort treffen sie sich in der Mitte und werden zu 42 Einzelzügen, jede aus 92 Biererreihen bestehend, aufgestellt. Halt! Die Fahnenträger bilden mit ihrer bunten Last eine Kulisse vor dem Turm. Ein Trompetenfignal ruft den Turnern zu:" Achtung auf den Leiter!" Der hat die Fahne hocherhoben, und sobald er sie mit einem furzen Rud fenft, fezt die Musik zum Bormarsch der Fahnenreihe ein. Auf dem südlichen Teil des 190 Meter breiten und 360 Meter langen Blazes vor der Haupttribüne wird das Fußballspiel um den Bundesmeister ausgetragen. Auch hier wird eine 400- meter- Rund­bahn hergestellt. Borturnertribünen werden auf den Längsfeiten je zwei und auf den Schmalseiten je eine erbaut. Für Verbandplätze und Sanitätsräume ist genügend gesorgt.

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Intereffe der Allgemeinheit gehe dem Einzelintereffe vor; man fönne nicht ein Recht der Selbstverwaltung um der Privat­schulen willen an den Staat verkaufen. Die Mädchenmittelschulen folle man entweder ganz übernehmen oder ihnen jede Unterstügung verweigern in einem Augenblic, wo der Staat feinen Zuschuß zurückziehe. Dr. Löwenstein( U. Soz.) trat Dr. Lohmann bei. Oberstadtschulrat Paulsen meinte, daß bei einer Kraftprobe zwischen Staat und Stadt ersterer verlieren würde, da die Stadt durchaus in der Lage sei, die Schüler der betreffenden Privat­anstalten, wenn diese zur Auflösung gezungen mären, in den um­liegenden Volksschulen unterzubringen. Die Abstimmung ergab die Annahme der Ausschußoorschläge bezüglich der Lnzeen und die Wiederherstellung der Magistratsvorschläge hinsichtlich der Mittelschulen, die danach mit 80 Broz. Zuschuß versehen werden sollen; dagegen stimmten die drei Parteien der Linken.

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Vollständig... Immerhin wird man den Standpunkt anders nicht gut den Führer machen." Sie passierten eine der Schauspieler begreifen können, die doch wenigstens auf Wendeltreppe, durchschritten anschließend einen schmalen der einen, wenn auch nur flüchtigen Probe mit dem Haupt- Korridor, gelangten hierauf durch eine schwere Eisentür, die darsteller bestehen, für den bis zum heutigen Tage doch nur unwahrscheinlich leicht durch Druck auf einen Knopf sich öffnen markiert worden ist, da es sich außerdem um eine Novität ließ, zu der im dämmerigen Dunkel liegenden Bühne, auf der, und noch dazu um ein feineswegs einfaches Stück handelt..." in fleinen Gruppen beisammen stehend, die Schauspieler Natürlich! Einverstanden! Die Herrschaften sollen ihre warteten. Probe haben! Schade, daß ich die lästigen Kopfschmerzen noch immer nicht los zu werden vermag! Ueber meine Stellungen ist man fich hoffentlich im flaren?"

" Wir haben nach Ihrem Regiebuch tadellos gearbeitet. Sie werden alles wie zu Hause vorfinden."

Ich wäre gar nicht böse, wenn so manches hier anders märe Im übrigen ist, was Sie mir da sagen, sehr er­Wir werden demnach wohl ein Kompromiß freulich. schließen

"

Welcher Art, wenn man fragen darf?"

" Wir machen einfach meine Szenen einmal rasch durch, und am Abend wird sicher alles flappen!"

,, Sie dürfen sich darauf verlassen. Ich habe hier ein paar fehr tüchtige Leute."

Eine wunderschöne Stadt übrigens, dieses Riga ohne daß ich bisher viel zu sehen Gelegenheit gehabt hätte." Sie haben sich die beste Beit erwählt; wo der Frühling sozusagen vor den Toren steht " Die Luft ist so milde ich habe mir das Klima näm­" Ozeanisches Klima. Darf ich mir erlauben, Ihnen eine Zigarre anzubieten? Havannaimport." Verbindlichen Dank. Aber ich denke, wir müssen bald zur Probe hinüber."

Wollen wir nicht lieber in mein Privatbureau lich viel rauher vorgestellt gehen...?" wendete der Theaterdirektor sich an seinen berühmten Gast, während er gleichzeitig eine niedrige, in die Bertäfelung der Wand geschnittene Tür öffnete, durch die er Albert Reuß voranschreiten ließ; ehe er nachfolgte, fagte er zu den übrigen: Ich erwarte eine Störung nur im aller­dringendsten Fall."

Hierauf zog er die Tür hinter sich zu.

" Wir haben am Ende noch ein wenig Zeit," sagte der Schauspieler.

Direktor Weißwasser sah auf seine Taschenuhr. Ich habe die Probe für halb zwölf Uhr angefeßt," antwortete er. " Sie wird wohl nicht allzu lange dauern?"

Reine Spur. Eine einfache Durchsprechprobe." " Ich habe die Absicht, möglichst bald wieder ins Hotel heimzukehren, um mich ein wenig auszuruhen. Die Reise hierher ist wahrhaftig teine Kleinigkeit. Das Stück steht doch?"

,, Drüben auf der gegenüberliegenden Seite- befinden sich die Garderoben. Von der Straße aus sind sie natürlich meit bequemer zu erreichen."

Eine schöne, geräumige Bühne..." stellte Albert Reuß fest. " Blaz genug vorhanden, die schwierigsten Stücke zu Mittlerweile waren die beiden Herren in dem für Albert

fpielen!" Reuß bestimmten Ankleideraum angelangt. Der Theater­

direktor drückte auf den Schaltknopf und ließ die Glühbirnen, eine an der Decke, eine vor dem Schminkspiegel, die dritte ober­halb des Sofas, aufflammen.

Der Schauspieler schien befriedigt.

Sie haben es nicht ganz so erwartet?" fragte Direktor Weißwasser .

Ich habe schon seit einigen Jahren das Gastieren auf­gegeben. In meiner Erinnerung gibt es allerdings einige arge Enttäuschungen. Darum war ich eigentlich ohne daß ich Sie damit fränken will auf das Schlimmste gefaßt, fo daß ich jetzt wahrhaftig eine überaus angenehme lleberraschung erlebe.

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"

,, Sehen Sie hier den Korridor?" fragte der Theater­direktor seinen Begleiter und öffnete die Tür, während er mit dem Arm geradeaus wies. Durch ihn erreichen Sie den Bühneneingang. Sie können ihn gar nicht verfehlen. Und " Wir wollen die Leute nicht ungeduldig werden laffen. jest wollen mir, wenn es Ihnen beliebt, auf die Bühne gehen. Wann beginnen denn hier die Borstellungen?"

,, Ganz, wie Sie wünschen.

,, Um acht Uhr."

"

"

" So spät erst? Eine Gewohnheit, die natürlich ihre ver­schiedenen Annehmlichkeiten haben mag. Wie sieht es mit den Garderobeverhältnissen aus?"

" Für alles bestens vorgesorgt. Wenn es Ihnen gefällt, fönnen wir Ihren Ankleideraum sofort besichtigen. Dann fommen wir zur Probe gerade recht... Der Theater direktor öffnete eine Tür und schritt voraus.

,, Sie müssen entschuldigen," sagte er, aber ich fann

damit ich Sie mit meinem Personal bekanntmachen und so die Probe ihren Anfang nehmen kann."

Unten angelangt, flatschte Direktor Weißwasser mehrmals in die Hände und rief:" Was ist denn das für eine ägyptische Finsternis? Beleuchter! Wo steckt denn der Kerl? Rampe und erste Gasse einschalten!"

Alsbald ward der weite Raum von zwei weiken Licht­wellen überflutet, deren eine vorn aufglühte, während die andere aus der Höhe niederstrahlte. ( Fortsetzung folgt.)