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den selbst die Sommunffken nkchl ernst nehmen, amh ewsge SPK.. und U SPD -Arbeiter hereingefallen. Der Stellungnahme unserer Partei zu dieser neuen Mache der Kommunisten hat bereits Genosse Dittmann einer Delegation gegen- über Ausdruck gegeben in der Anrwort, daß es sich hier um nichts weiter handle,.als um einen kommunistischen Trick". Wo sollte übrigens der Zustand hinführen, wenn jeder aus eigene Kappe, den Parolen von Abenteurern folgend,Einheitsfront" machen wollte. Wir nehmen an, daß unsere Parteianhänger auf den kommunistischen Unfug nicht hereinfallen und daß sie diesen ge- meingefährlichen Treibereien die Spihe zu bieten wissen, um die gesamte Arbeiterschaft, die noch aus der Märzaksion gewarnt Ist, vor eventuellen Schädigungen zu bewahren. Hoffentlich wird es nicht noch einmal passieren, daß sich Anhänger unserer Partei sogar von derFreiheit" dafür ruf- sein lassen müssen, daß sie auf denkommunistischen Dummen- fang" hereinfallen. Hoffentlich werden sie aus den gestrigen Elternbeiratswahlen die Lehre ziehen, die sich auch aus allen anderen Erfahningen unwiderstehlich aufdrängt: Wenn man die sozialistische Arbeiter- bewegung fördern will, dann darf man mit den Kommunisten keinegemeinsamen Aktio- nen" veranstalten, sondern man muß s i e auf das entschieden st e bekämpfen. Teilergebnisse der Wahl. Tiergarten: Soz. 131, Christi. 266 Mandate: Prenz­ lauer Berg : Soz. 296, Chr. 325: Friedrichshain : Soz. 315, Christi. 31t: Charlotten bürg: Soz. 22t, Christl. 231: Spandau : Soz. 47 einschl. 3 weltliche Schulen, Christl. 77: Wilmersdorf : Soz. 23, Christl. 47: Steglitz : Soz. 60, Christl. 156: Neukölln-Britz -Rudow : Soz. 156 einschl. der 6 weltlichen Schulen, Christl. 165: Köpenick : Soz. 46, Christl. 39: Hohenschönhausen: Soz. 6, Christl. 12: I o- h a n n i s t h a l: Soz. 9, Christl. 6. Di« Wahlbeteiligung überstieg nur in wenigen Bezirken 50 Prozent. Während es denChristlich-Unpolitschen" gelang, ihre Wähler stark heranzuziehen, ließen die sozialistischen Wähler viele Lücken offen.

Der Angriff auf üas preußische Kabinett. DerSozialdemokratische Parlamentsdienst" schreibt: Nach den überstandenen Meinungsverschiedenheiten im Reich hat man jetzt scheinbar in Ermangelung von Krisenlust Gegensätze im preußischen Kabinett" entdeckt. Anlaß hierzu bot die oolksparteioffiziöseZeit", die im Anschluß an eine Neröffentlichung aus Ostpreußen feststellt, daß der Erlaß gegen die Beteiligung der Behörden an sogenannten Hindenburg - feiern in Abwesenheit der beiden preußischen volksparteilichen Minister Dr. v. Richter und Dr. Boelitz gefaßt wurde und diese nach dem Bekanntwerden des Erlasses sofort Ein- s p r n ch dagegen erhoben haben. Es trifft zu, daß diese beiden Minister nicht anwesend wa- ren, doch besagt das keinesfalls, daß bei ihrer Anwesenheit der Beschluß nicht gefaßt worden wäre. Für die Krankheit des Herrn Boelitz ist das Staatsministerium nicht verantwort- lich und auch für die Abwesenheit des Dr. v. Richter, der während der betreffenden Kabinettssitzung sich zu einer Aus» schußsitzung begab, kann das Staatsministerium nicht verant- wörtlich gemacht werden. Daß Dr. v. Boelitz und Dr. v. Rich- t'e'k oder gar die Fraktion der Deutschen Volkspartei gegen iM. Erlaß Einspruch erhoben haben, ist frei erfun- den. Der Ministerialerlaß besteht nach wie vor, wie sich überhaupt das Staatsministerium nach seiner Beschlußfassung nicht mehr mit der Angelegenheit beschäftigt hat. Hieraus er- gibt sich von selbst, daß die Mehrheit des Staatsministeriums, wie behauptet worden ist, nichtumfiel" und den ersten Be» schluß nichtzurückzog". Wenn Boelitz überhaupt einen Erlaß herausgab, so ent­sprach das lediglich den alten Geschäftsgepflogenheiten der preußischen Regierung, nach denen der Kabinettsrat einen Be- schluß saßt, den Ressortministern aber die inhaltliche Weiter- gäbe ossizieller Beschlüsse obliegt.

Die Gper ües Voltes. Bon Kurt Singer . Die große Volksoper ist aus dem Stadium der theo- rctischcn Wünsche in das Fahrwasser der Praxis getreten. Am 1. September soll das erste Spieljahr der Oper beginnen, soll die Borarbeit für das Volks-Schaufpielhaus beendet sein, soll sich zeigen, was die Propaganda der Herren Pfeiffer, Nest, Lange zuwege ge­bracht hat. Was die Volksbühne für das gesprochene Drama und für das Konzert vorbildlich zustande brachte, soll die neue Gründung für die Oper erschließen. Zweifellos ist der Wunsch nach Opern- mustk, nach Wort-Ton-Bindung im Geiste unserer großen Musik- dramatiker, ist die Sehnsucht nach Singspiel, romantischer und Märchenoper in den Menschen von heute zwar stärker, aber noch weniger erfüllbar, als die Befriedigung schauspielerischer Wünsch«. Denn für die Oper gibt es keinen so fadenscheinigen Ersatz, wie das Kino für die nur Schaulustigen: und wer sich unter Bürgern und Arbeitern, unter Akademikern und Beamten heute ein Opernbillett leisten kann, der ist ein weiß«? Rabe. Die bewußte Erziehung zum Spiel und Erleben der Partituren ober ist weder häufig genug heute erreicht, noch jemals ebenbürtiger Ersatz des sich vor unseren Augen und Ohren vollziehenden musitdromatischen Geschehens. So ist eine billige, das feiertägliche Kunstbedürfnis der Arbeitenden stillende Volks-Oper-Unternehmung torsächlich wie jüngst der Reichs- Präsident andeutete, der Generalsekretär Hermann ausführte eine Kulturaufgabe für Deutschland , oder, mit kleincrem Wort gesagt: für Berlin . Die Kapellmeister 5) o e ß l i n und P r ä t o r i u s stellten sich in dem akustisch schlechtesten aller Berliner Lokale(Wandelhalle des Reichstags) vor das Blüthner-Orchester und begleiteten einzelne der außerordentlichen Mitglieder der künftigen Volksopcr zu Wagner- Arien. Beide sicher, temperamentvoll, routiniert. Mehr läßt sich zunächst nicht sagen. Es klang, wie wenn die Musik aus den Zelten käme. Und schon erheben sich zwei entscheidende Fragen: Welches wird dos Orchester der Oper sein? Der Propagondazettel verrät nichts davon, und doch ist das Ensemble der Orchestermusiker wichtiger, als die Dirigentenauswahl. Weiter: Soll wirklich noch ein drittes Wagner-Theater in Berlin erstehen? Die Houptnamen der Solisten sprachen dafür, eiy Sinfonieorchester(Blüthner?) aber nnißte dazu erst in lmiger, systematischer Vorarbeit gewandelt und gemodelt werden. Auch verlangt gerade die große Oper eine Aus- dehnung und eine szenische Rührigkeit, die dem alten Westentheater kaum zuzutrauen ist, verlangt ein großes Orchester, großen Auf- wand an Chorpersonal, das Unsummen verschlingt. Die 10 Millionen Aktienkapital reichen nicht hin und nicht her. Andererseits läßt sich mit Lortzing und Weber keine Repertoireoper aufbauen, läßt sich Interesse divergierender Volkstreise kaum ohne

preußischer Stäütetag. Goslar , 29. Mai. (Eigene Meldung. Verspätet eingetroffen.) Nach Eröffnung der Sonnabendsitzung verlas der Vorsitzende, Ober- bürgermeister B ö ß- Berlin, zunächst eine Reihe zum Entwurf der Städteordnung eingebrachter Entschließungen. Die Entschließung der USP. wird zurückgenommen und die Erklärung abgegeben, daß die Unabhängigen für die SPD. -Entschließung stimmen, die folgenden Wortlaut hat: Der Preußische Städtetag hält die Zusammenfassung des ge» samten Gemeitide-Berfasstmgsrechtes für ganz Preußen für richtig. Der vorliegende Entwurf entspricht aber nicht den berechtigten Erwartungen des preußischen Volkes. Würde dieser Entwurf Gesetz, so wird die Schaffensfreude und das Derantwortlichkeitsgesühl der örtlichen Volksvertretungen aufs schwerste beeinträchtigt. Grundsätzlich ist eine einheitliche Regelung des gesamten Ge- meindeverfassungsrcchtes für das ganze Deutsche Reich anzustreben. Solange dies nicht verwirklicht ist, richtet der Preußische Städtetag an das preußische Staatsministerium das dringende Ersuchen, im Landtag einen Gesetzentwurf vorzulegen, der insbesondere folgende Grundsätze berücksichtigt: 1. Einheitliche Regelung des Seibstoerwaltungsrcchts für Stadt und Land, zusammengefaßt in einem Gesetz: 2. Einkörpersystem als Ausdruck des auf demokratischem Wege vermittelnden Willens der Bürgerschaft, also weder Magistrats- noch Bürgermeistereioerfassung, dementsprechend Wahl der Leitung der Gemeindeoertreteroersammlung durch diese selbst. 3. Das ausführend« Organ der Gemeindevertreterversammlung ist der G em e i n d e o o r st a n d(Bürgermeister, Stadträte, Bei- geordnete, Senatoren usw.) in kollegialer Zusammensetzung. 4. Keine Beschränkung der Selbstverwaltung, deshalb Eingriff des Staates bei Verletzung von Gesetzen, Beseitigung des Befrötigungsrechtes. 5. Die Selbstverwaltung der Gemeinde erfordert eine gesunde kommunale Finanzwirtschaft, die nicht nur im ausreichenden Anteil an dem reichs- bzw. landcssiaatlichen Steueraufkommen bestehen kann, sondern auch aus eigenen Steuerquellen. Böllige Entschädigung für die Ausführungs- und Auftragsangelegenheiten. 6. Unbeschränktes gesetzlich begründetes Recht zur Ueber- nähme und Führung von Unternehmungen, die dem gemeinen Wohl der Bevölkerung dienen. In Uebercinstimmung mit den Grundsätzen der Selbstvcrwal- tung der Gemeinden ist die Berwaltung der Kreise, der Provinzen, der Verwaltungsgerichte und der Berwaltungsbehörden des Staates unter unmitt-lbarer Beteiligung des Volkes neu zu gestalten. Der Preußische Städtetag verlangt daher schleunige Vorlegung auch dieser Gesetze. Sozialdcmolratische Fraktion auf dem 9. Preußischen Städtetage. Im Auftrage der SPD. sprachen zu diesem Antrag die Genossen Stadtverordneter Haas-Köln und Oberbürgermeister Lein«rt-Han- nover. Im Auftroge der USP. naym der Stadtverordnete Hoff- mann-Elberfeld das Wort, der im wesentlichen denselben Stand. punkt, wie in der Entschließung wiedergegeben, einnahm. Di« Redner der bürgerlichen Fraktionen stimmen dem Entwurf der Städteord- nung mit den Abänderungsanträgen des Vorstandes zu und lehnen das Einkammersystem sowie die sozialdemokratischen Abänderungs» anträge ab. Stadirat Doerr-Berlin (Komm.) lehnt jede Diskussion über den Entwurf ab und hält lediglich«ine politische Dolksversammlungsrede. Die Entschließung der SPD. wird mit den Stimmen sämtlicher bürgerlicher Fraktionen abgelehnt.

Die tschechische Außenpolitik. In der Debatte des Abgeordnetenhauses über die auch im Vorw." mitgeteilte Rede Dr. Bcneschs kam für die deutschon So- zialdemokraten Genosse Dr. Ezech zum Worte, um in einer ausführlichen Rede die Außenpolitik zu besprechen. Er sagte: Der Abschluß der Genueser Konserenz stellt keine Ueberraschung dar. Wenn wir uns fragen, ob das Schicksal der Konferenz un- abwendbar war und ob es nötig war, daß die Hoffnung von Mil- lionen arbeitender Menschen ohne Erfüllung bleibt, so lautet die Antwort: Das Schicksal der Genueser Konserenz war in der Stund « besiegelt, m der die Unantastbarkeit der Friedensver- träge von Versailles ausgesprochen wurde, in der Stunde, in der diese Diktate zum Katdinalgrundsatz« erhoben wurden, in der Stunde, in der feststand, daß Amerika , die einzig« Macht, die die Mittel zu dem Wiederausbau besitzt, von der Konferenz abwesend sein werde. Unbedingt ist es nötig, daß die Reparati o n« n neue Werke lebender oder toter Komponisten wacherhalten. Der alte Notschrei bleibt also: Geld, Geld, Geld. Und der Ruf nach Aktienkauf, nach freiwilligen Zeichnungen muß um so dringender werden, je mehr man versuchen will, von der Schablone abzurücken. Die Kosten einer Opernaufführung überschreiten die eines Schau- spiels um das Mehrfache. Die Billigkeit des Billetts darf nie und nimmer mit der Ueblichkeit eines provinzialen Kunstnivcaus er. kauft sein. Das wissen die Verantwortlichen der Bolksopcr genau, und sie streben nach Abhilfe. Noch steht kein Stein des Hauses der Fun-\-iid. tu ist das Nolksbühnenfundoment nur in den Köpfen d. Eitcnden Männer, nicht auf dem Erdboden der Tatfachen gelegt. Eine außerordent- lich schwere, verantwortungsvoll« Arbeit steht bevor. Das Gewicht des Namens E b e r t, der das Ehrenpräsidium der großen Volks- oper übernommen hat, wird genügen, um gerade die arbeitenden Schichten für das geplante Werk zu interessieren. Wenn zu den 10 Millionen noch 20 Millionen geflossen sind, wenn Tausende mit äußerer und innerer Anteilnahme dem Wert verbunden sind, dann, aber erst dann sind alle Bedenken weggeschwemmt. Bisher lebte die Volksoper vom künstlerischen Bestand anderer Gemeinschaften. Jetzt heißt es bald, auf eigenen Füßen zu stehen. Oeffnet die Hände, öffnet die Herzen und«in neues Tor zum Tempel der Kunst kann offenstehen!

DieNationalen" sabosieren die Hauptmann-Feier. Gerhart Hauptmanns 60. Geburtstag soll durch Fcstfeiern in der Hauptstadt seiner Heimatprovinz Breslau begangen werden. Aber der schlefische Prooinziallandtag lehnte einen Zuschuß ob. Der Reichs- kanzler greift ein, um die gefährdeten Spiele zu sichern. Ein Ausruf an das deutsche Dolk, der für den Besuch der Spiele werben soll, wird vom gesamten Präsidium des Reichstags unterzeichnet. Und nun beginnt eine Komödie, die den musfigsten Schi'dbürgerllückchen erfolgreich Konturrenz macht. Konrad Haenisch erzählt sie imBer- liner Tageblatt". Der Unabhängige Dittmann konnte seinen Nomen nicht unter den Aufruf setzen, weil die Prinzipien seiner Partei es ihm verboten, zusammen mit Bürgerlichen zu wirken. Eine Verrücktheit aber immerhin eine methodische. Ader cs kommt noch viel schöner. Bon dem Präsidium des Landtags unterzeichneten nicht der dcutschnationale Herr von Kr ich, nicht Herr Porsch vom Zentrum, und Herr G a r n i ch von der Deutschen Bolkspartei zieht seine bereits gegebene Unterschrift zurück. Grund: für den einen ist Hauptmann nicht der Vertreter des deutschen Bolkstums, der andere muß Rücksichten nehmen und Herr Garnich kann schon gar nicht. So sehen die Helden derNationalen" aus, die sonst immer das Wort von der nationalen Einheitsfront im Munde führen aber bei einer nationalen Tat ins Mauseloch ihrer Partei kriechen. Schöppenstedt engros! Eine Kunstschenkung für Köln . Es wird oft beklagt, daß den deutschen Kunstsammlern jener selbstlose Gemeinsinn fehle, wie er in Frankreich , England und besonders in den Vereinigten Staaten

herabgesetzt«erden. Ohne die Herabsetzung ist jeder Wieder- aufbau ein kindisches Beginnen. Eine Völkerversöhnung inmitten eines Walde» von Bajonetten, ein Gotlesfticde unter der Pakronanz von Zoch ist ein Gebilde der Phantasie. Di« chaotischen Verhältnisse der Weltwirtschaft sind verschuldet durch die Friedensverträge. Redner kritisiert Beneschs den Franzosen liebdienerische Politik. Die heuti- gen Verhältnisse werden durch ein« große Arbeitslosigkeit in der ganzen Welt gekennzeichnet. Die Zahl der Arbeitslosen in der Tschechoslowakei beträgt 350 000. Diese Zahl aber wird noch durch die Angehörigen dieser Arbeitslosen auf das Drei fache gesteigert. Die Arbeitslosenunterstützungen sind unzureichend. Dabei steigen die Lebensmittelpreise zu einer ungerechtfertigten Höhe an. Mitten in dieses Elend kommt nun der Generalangriff der Unternehmerschaft. In der Zeit der hohen Dividenden kommt die Zumutung des Lolm- abbaues. Die Versklavung der deutschen Arbeiterschaft bedeutet auch die Versklavung der tschechischen Arbeiter. Durch den Niedergang der Mark wird auch unsere Industrie vom Weltmarkt ausgeschaltet. Die Dcrsklavunq Rußlands bedeutet das Verhungern der Welt. Di« Arbeiterschaft ist bei der Konferenz ziemlich abseits gestanden. Durch Zwietracht geschwächt, fehlten ihr die Einwirkungs- Möglichkeiten auf die Weltgeschichte. Aber dieser Zustand kann und wird nicht von Dauer lein. Die Arbeiter beginnen sich dessen bewußt merken. Sie wissen, bcft die Umformung der kapitalistischen Wirts äzast in eine soziale nötig ist. Der Gang der Geschichte wird sich nickt nach der Konserenz von Genua , sondern nach der Kons«- reuz von Frankfurt richten.(Lebhafter, andauernder Deftoll auf den Bänken der deutschen Sozialdemokraten.) Darauf sprach der tschechische Sozialdemokrat Abg. R e m e c. der im großen imd ganzen ähnliches wie Dr. Ezech sagte, wenn er auch seinen freundschaftlicheren Standpunkt zu Benesch hervorhob.

Schweigen an üer Totenmauer. Paris , 29. Mai. (WTB.) Gestern hat auf dem Friedhof Pere Lachaise die Feier zur Erinnerung an die Kommune stattgesunden. Sozialisten, Kommunisten und Gewerkschaftler zogen mit Fahnen nach der historischen Mauer. Es durften keine Reden ge- halten werden. Bis zum Abend sind Zwischenfälle nicht gemeldet. Am gleichen Tag hat Clemenceau bei einer Denkmlesent- hüllung für gefallene Gymnasialschüler in Nantes geredet übrigens gar nicht so tigerhaft. Er verwies u. a. darauf, daß die französischen Truppen Ende Juli 1914 zehn Kilometer von der Grenze zurück- gezogen wurden, betonte Frankreichs Friedenswillen, hält aber natür- lich an seinem glorreichen Werk von Versailles fest, dos unausgesetzt den Frieden bedroht, nicht zum wenigsten dadurch, daß es den Reoanchewahnsinn in kranke Hirne diesseits der Grenze gesät hat und fortwährend wachsen läßt. Bei einer Pariser Friedenskundgebung der Ligen für Mensch-n- rechte wurden die Reden zweier deutscher Vertreter mit stürm!- schem Beifall ausgenommen._ hinhes Kandidatur für den Moskauer Botschasterposicn kommt nicht mehr in Frage. Wir haben gegen diese Kandidatur des ehe- maligen kaiserlichen Flügeladjutanten, die in der Welt den Aber- glauben von dem deutsch -russischen Militärabkommen stärken könnte, schon entschieden Stellung genommen. Als weitere Kandioaten für den wichtigen Posten werden der Gesandte in Stockholm , N a- d o ln y. und Rudolf H i l f e r d i n g genannt. Zum angeblichen Anglorheinstaatprojett erNärt der d e m o- tratische Parteiausschuß, daß noch Kenntnis seiner Mi:- glieder die Nachricht, von Rheinländern seien Derhandlungeii ick er die Errichtung einer Rheinischen Republik unter englischem Proiek- torat eingeleitet worden, falsch ist und nicht einmal gutgläubig aui- gestellt sein könne. Der Rcichsregierung ist die Sache unbekannt. Der ehemalige deulschöfterreichische Siaatskanzler Dr. Mayr ist plötzlich gestorben und in Innsbruck unter allgemeiner Teilnahme bestattet worden. Stadtpräsident von Bromberg wird der Posizeichef von Posen, Sliwinski, der diesen Posten verlor, weil unter Duldung und Mit­hilfe seiner Polizei eine Tagung der bäuerlichenPoln. Vollepartci" von Prügelbanden der Großgrundbesitzerpartei gesprengt und die Bauernsührer Witosch(ehem. Ministerpräsident) und Rataj attackiert wurden. Die Entwaffnung der Mrangclarmee in Bulgarien ist beendet, die Waffen sind der Interalliierten Mission übergebenwordun��� sich darin äußert, daß die Mäzene ihr Lebenswerk dem Staat als Vermächtnis hinterlassen. Um so mehr müssen die rühmlichen Zlus- nahmen, die ja auch bei uns nicht fehlen,.hervorgehoben werden. Ein solcher Fall liegt jetzt für Köln vor. Der Maler Wilhelm Clemens hat feine ganz« großartige Kunstfammlung.�di« er in Jahrzehnten eifriger Tätigkeit zusammengebracht hat, der Stadt Köln geschenkt, und Max Ereutz nennt in einem Aussatz desEiceronc" diese Stiftungdie kulturelle Ehrenvcttung unserer Zeit für die Späteren". Clemens brachte eine große Fülle von Kunstgegenständen allerersten Ranges zusammen, und besonders hat er Borzüalichcs aus seiner niederrheinischen Heimat gesammelt, so daß die Camm- lung ein wertvolles Kulturdokument rheinischer Sammlertätigkeit um 1900 darstellt. Eine zusammenstürzende Stadt. Eine eigenartige Katastrophe von größtem Umfang hat die italienische Stadt C o r a t o in der Pro- vinz Bari dclle Puglie betroffen. Sie bricht langsam in sich zu- sammen und droht ihre 54 000 Einwohner ohne Dach über dem Kopf zu lassen. Corato liegt ungefähr 40 Kilometer von Bari entfernt und ist in neuerer Zeit aus einem unbedeutenden Kirchdorf zu einer ansehnlichen Stadt aufgeblüht. Die Landschaft Puglia ist durch ihre Trockenheit bekannt und Corato ist aus Lehmboden und Sand erbaut. Neun Monate hatte die letzte Trockenheitsperiode angedauert: vor einem Monat jedoch sing es an zu regnen, und der Regen strömt« unablässig drei Wochen hindurch Tag und Nacht herab. Plötzlich zeigten sich in einer großen Zlnzahl von Häusern und Lsfentlichen Gebäuden Risse in den Mauern, und die Fundamente begannen nach- zugeben. Eine ungeheure Aufregung entstand, als eines Tages die neue Madonncnkirche und einige Häuser von fünf Stockwerken plötz- lich unter furchtbarem Lärm einstürzten. Die Bevölkerung wurde von einer Panik ergriffen, als man am selben Tage an Hunderten von Häusern Risse entdeckte, die neue Katastrophen ankündigten. Am nächsten Tage räumten ungefähr 300 Familien ihre Wohnungen, und seitdem schreitet die Zerstörung unaufhaltsam fort. Tag und Nacht spielen sich unbeschreibliche Szenen ab, man erlebt das ungewöhn- liche Schauspiel, wie eine ganze moderne Stadt von einer Vernichtung heimgesucht wird, die vollständiger ist, als sie der Krieg der Neuzeit im Gefolge hatte. Durch die andauernden Regengüsse ist der Lehm und Sand, auf dem die Stadt erbaut Ist, derartig mit Wasser durch­setzt, daß es unter allen Häusern hervorquillt, und der Boden dem Druck der Häuser nachgibt. Di« italienische Regierung hat Truppen, Bauarbeiter und Material zur Verfügung gestellt. Die Ingenieure halten den Versuch, die Stadt wieder instand zu setzen, für aussichts» los. Es bleibt den Einwohnern keine andere Wahl, als sich in einer Entfernung von einigen Kilometern auf felsigem Boden wieder an- zubauen.

Im Neuen VolkSthentrr mutz infolge einer Erkrankung heute abend statt.Heuchler"»Schuster AioloS" gegeben werden. In der Volksbühne beginnt die iür da» Klasiiiche Theater am Dien-tag, den 30. Mai, swtlsindcnde Vorstellung von,« ö» t g L e a r" bereit» um 2'/, Uhr. Zugunsten der Altershilfe findet am Dienstag w der Philharmonie ein Konzert der Berliner Liedertafel statt. Leitung Äustkdir. Wievemann.