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Der Msrö it Eine Aussage de vsrNn. 23. Mai, vormittags 10 Uhr. Er erscheint der frühere Sergeant Runge und macht in Gegen- wart des Redakteurs Kuttner und des Sekretärs Franke solgende Aussage: Ich habe am Edenhotcl am IS. Januar 1919 von 7 bis 10 Uhr abends Posten gestanden. Dr. Liebknecht ist bei seiner Einführung geschlagen worden von einem gewissen?äger V r a u n c s. Dr. Karl Liebknecht   hat auf dem Schädel zwei Wunden(Spallen) mii dem Kolben erhalten. Er bat daraauf um Watte, die ihm v e r w e i- g e r t wurde. Ebenso wurde ihm verweigert, nach der Toilette zu gehen. Dei dieser ganzen Begebenheit war Kapitänleut- nant Pflugk-chartung zugegen. Beim Abtransport hat der Matrose v. W u t k o w s k i auf den Dr. Liebknecht eingeschlagen. Zehn Minuten spater wurde Frau Luxemburg   eingeliefert. Da machten der Ehaufseur I a n s ch k o w und Berschel die Karabiner zurecht und verlangten von mir scharfe Patronen, die ich verweigerte. Inzwischen kam ein Offizier, der mir den Befehl gab, diese Bande nicht mehr lebend aus dem Edenhokel herauszulassen. Ich sollte von meinem Karabiner Gebrauch machen und schießen. Den Offizier kenne ich mit Namen nicht. Der zweite Ofsizier war Oberleutnant Bogel  , der mir denselben Befehl gab. Der dritte Offizier war Oberleutnant P f l u g k- H a r t u n g, der mir den- selben Befehl gab und sagte: Ihr Name wird notiert. Wir haben hier eine hohe Brnmie von 150 000 Mark auf diese beiden Köpfe gesetzt. Diese Befehle, die mir gegeben werden, hätte ich streng auszuführen. Ich sagte darauf, ich mache von meiner Schußwaffe nicht Gebrauch. Darauf erwiderte Pfluak-Lartung, dann solle ich den Kolben nehmen. Er sagte:Rosa Luxemburg   wird Ihnen durch Oberleutnant Bogel   hinaus und in di« Arme geführt, und Sie haben nur zuzuschlagen, merken Sie sich das." Ich war in Verwirrung geraten. Der Jäger Dreger sagte zu mir:Diese hohen strengen Befehle müssen wir schon ausführen." Jetzt wurde Frau Luxemburg   durch den Oberleutnant Bogel  , der sie in den Armen hatte, hinausgeführt. Nach Aussage eines Fähnrichs Wein- bald soll Frau Luxemburg   schon vorher Kolbenschläge von einem Fähnrich choffmann erhalten haben. Bon meiner Schußwaffe machte ich nicht Gebrauch, sondern, um meinen Befehl auszuführen, stieß ich nur Frau Luxemburg  . Sie fiel um, oder vielmehr Oberleuwant Voc?el riß sie um. Sie wurde sofort in das bereitstehende Auto ge- schleppt. Ich faßte Frau Luremburg nicht an, sondern es waren Dreger. Janschto und Berschel. Ich glaube, daß Ober- lcutnant Bogel   dabei noch geholfen hat. Ich selber habe auch der Frau Luxemburg   keinerlei Verletzungen zugefügt, sondern nur leicht gestoßen, um den mir erteilten Befehl auszuführen. Die Offiziere hotten mir nämlich gedroht: wenn ich den Befehl nicht ausführie, dann müßte ich auch sterben. Beim Abtransport sprang Leut- nant Krull auf das linke Trittbrett und schoß in unmittelbarer Röhe der Nürnberger Straße der Frau Luxemburg   eine Kugel in den Kops. Das erstemal ging die Pistole nicht las. Darauf sprang er vom Auto ab, ging die Nürnberger Straße zurück in das Edenhotel. Inzwischen erschien ein Offizier bei mir und sagte:Sie haben Ihre Sache sehr gut gemacht. Gehen Sie sofort nach oben vier Treppen lEden- Hotel) und lösen Sie den Scheißer da oben ab, mit dem i st da o b e n n i ch t s l o s. Da ist auch der Redakteur von derRoten Fahne", den müssen Sie erschießen." Auf der Treppe angekommen, kam mir Leutnant Krull schon entgegen und sagte zu mir:«Du sollst sofort nach oben kommen und Ordnung lchasfcn, da ist auch der Redakteur von de?Roten Fahne", den solst Du sosort erschießen." Ich fragte Krull, woher die Befehle kommen, da ich schon meine Defehle hätte. Krull sagte zu mir:Die Befehle kommen von f)errn Hauptmann Papst, die müssen ausgeführt werden." Oben stand ein Mann an der Wand. Einer sah daneben. Krull nahm mir meinen Karabiner ab, sah nach, ob er geladen war und tzigte zu mir: Ich gehe dreimal hin und her. wenn ich das dritte Mal zurück­komme, haben Sie zu schießen, das ist das Zeichen. Das Personal Ist schon oben alles weggeräumt." Das stimmte auch. Ich faßte meinen Karabiner. In der Aufregung und Verwirrung fiel er mir aber zu Boden. Der Redakteur derRoten Fahne" kam auf mich zu und sagte zu mir:Kamerad, schieß nicht, ich habe noch eine Aussage zu machen." Er wurde in ein Zimmer geführt und vernommen und dann wieder abgeführt. Darauf sagte ein Offizier zu Krull:Sie haben den Mann abzuführen und dafür zu sorgen, daß ihm nichts passiert." Ich ging auf meinen Posten zurück. Unten angekommen, sagte Dreger zu mir:Du hast ja Deinen Befehl doch wohl nicht ausgeführt, Du hast ja nicht gelchollen, denn es hat ja nicht geknallt." Dann sagte Dreger, ich solle Ablösung holen, ihn friere so. Ich ging in das Wachlokal zurück. Inzwischen waren die anderen auch zurückgekommen und brüsteten sich damit, namentlich der Jäger Friedrich, sie hätten Liebknecht ordentlich eins ge­brannt. Friedrich zeigte mir auch seine P i st o l e, er habe auch m i t g e s ch o s s e n. Ich fragte Friedrich, wie das gekommen ist. Darauf sagte Friedrich zu mir: Die Fluchk ist künstlich herbcigesührl (es kann auch gelautet haben, die Flucht ist vorsätzlich herbei- geführt) worden. Die Offiziere haben das Messer Liebknechts ge­nommen und dem Leutnant Schulz zur See damit in die Hand ge­stochen. um vorzutäuschen, daß Liebknecht sie angegriffen habe und dann geflüchtet sei." Die Transportmannschaftcn hoben dann auch gesagt:Ra Runge, die Luremburg, die alle Sau. schwimmt schan." Ich fragte: Ja warum habt Ihr denn Frau Luremburg ins Waller ge- schmissen?" Da sagte Leutnant Vogel:Die alte San hat nicht mehr verdient." Sie hätten auf Befehl gehandelt. Darauf setzten sich die Mannschaften an den Tisch. Es wurde Wein und Kognak getrunken. Ich habe auf dem Strohsack gelegen und war furcht- bar aufgeregt und oerwirrt. Ich wurde gefragt, ob ich mittrinken will, was ich verneinte. Bei Tisch ging es sehr lustig zu. Es wurde viel getrunken. Ich wurde beglückwünscht, bauptsäch- lich vom Leutnant Zander sowie von allen Offizieren. Es wurde mir gesagt, m i r p a s s i e r e n i ch t s. Ich käme nach einem ande-
ll Eöenhotel. S Jägers Runge. ren schönen Städtchen, da lebe ich glücklich, herrlich und in Freuden. Ich erwiderte aber daraus, daß es mir doch an den Kragen gehen könnte und böse Folgen haben könnte. Zwei Tage darauf wurde die Wache abgelöst und wir wurden nach dem Zoo verlegt. Ich wollte gern wegmachen, aber die Ossiziere liehen mich nicht weg. Ich wollte nämlich Anzeige er» statten. Eines Abends im Zoo, als ich von Posten kam, begegneten mir Leutnant Liepmann und der Jäger Friedrich. Friedrich sagte:Da kommt ja Runge." Leutnant Liepmann sagte:Na Mann, wo bleiben Sie denn, ich suche Sie schon lange, Sie müssen fort, denn wir fliegen alle Ins Zuchthaus, wenn Sie die Wahrheit sagen und wenn Sie nicht fortkommen. Er ging mit mir nach dem Werbe» bureau und brachte mich zum chusarenrcgiment Nr. 3 zum Ritt» meister Weber, der schon in Kenntnis gesetzt war. lFür den Sekretär Franke tritt die Stenotypistin Frau Dreysuß als Protokollführcrin ein.) Ich kam nun zum Husarenregiment 8, Rittmeister Weber. Auch da wurde ich gefeiert. Sämtliche Offiziere vom Jägerregiment 2 drangen auf mich ein, daß ich flüchtig werden mußte. Wir rückten weiter bis nach Wünsdorf  . Ich kam aus dem Dienst nicht heraus. Die Offiziere ließen mich nicht aus den Händen. Eines Tages vor» mittags war ich mit dem Reinigen der Guiaschkanone besänftigt. Es kamen zwei kleine Kinder auf den Hof und sagten, Husar Runge soll mal aus die Straße kommen zu einem Soldaten. Ich ging auf die Straße, da kam mir ein Unteroffizier entgegen und sagte zu mir: Mensch, Du mußt flüchtig werden, ich bin hergeschickt aus Befehl des Herrn Oberst Weichs(es handelt sich um den Kommandarten des 8. Hujarcnregiments). Er zeigte mir die Abschrift des Hasibcsehls. die ich gelesen habe und sagte mir: Du mußt sofort weg. Er brachte mir auch einen Fahrschein mit einem roten Streifen Ich sollte nach Köln   fahren. Außerdem gab er mir 240 M., über die ich quittiert habe. Ich sagte darauf: Dann müßte ich erst meinen Wachtmeister und den Rittmeister Weber in Kenntnis setzen, was ich auch tat. Der Wachtmeister sagte zu mir: Das könne er auf sein Gewissen nicht nehmen, er müßte erst Herrn Ritlmeistcr Weber in Kenntnis setzen. Rittmeister Weber sagt« mir: Ich sollte sofort alles liegen lasten und iofort wegmachen, mich im Edenhotel melden, die wüßten schon da Bescheid. Bon da aus gehe die Sache weiter. Ich schickte an meine Frau die Depesche. daß ich auf Urlaub komme. Abends um 10 Uhr kam ich an. Am nächsten Tag ging ich auch hin nach dem Edenhotel und fragte, wo» hier werden soll: Ich wolle nicht flüchtig werden. Es wurde mir gesagt: Sie müssen weg, da wir sonst alle ius Zuchthaus fliegen. Ich blieb mehrere Tage in der Wohnung des Leutnants Liep- mann, bis es den Hausbewohnern auffiel und sie Verdacht äußerten. Ich setzte den Leutnant Liepmann davon in Kenntnis sowie den Jäger Friedrich. Ich mußte mich dann in einer Kneipe in der Nürnberger Straße aushalten, bis die Papiere da waren. Es wurde auch öfter nochgesehen, ob ich auch da sei. Die Papiere lauteten auf den Namen Krankenwärter D ü n w a l d. Die Papiere kamen vom Edenhotel, Friedrich muß die Aussteller kennen, er hielt die Verbindung zwischen mir und dem Edenhotcl. Ich fuhr mit diesen Papieren nach meiner Wohnung und zeigte das meiner Frau, die zu mir sagte:Mann, mit diesen Papieren kannst Du nicht weg, das sieht Dir jeder an, daß Du nicht 28 Jahre alt bist."(Das Alter des angeblichen Dünwold.) Ich fuhr nach dem Edenhotel zurück, weigerte micb zu flüchten. Di? Poviere wurden darauf geändert, so daß mein Alter herauskam(45 Jahre). Ich wurde gezwungen zu flüchten nach Flensburg  . Ich mußte angeben, wann der Zug abfährt und wann ich ankomme. Es erschien ein Ofsizier und bracht« mir 4000 Mark, eine Bescheinioung, ich sollte nach Prag   fahren, nach dem deutschen   Konsulat, da sollte ich weiter beschäftigt werden, was ich ober ablehnte, da es kein Auslandspaß war. Tarauf wurde ich nach Flensburg   geschickt. Ick nahm 2000 Mark mit, 2000 Mark überließ ich meiner Frau. Ich schickte von Flensburg   aus eine Depesche, daß ich zurückkomme, da ich mich hier mit dem Geld nicht länger halten könnte.(Das mar im Februar 1919.) Dararuf bekam ich eine Depesche zurück: Nicht mehr schreiben, alle verreist. Ich kam in Flensburg   mit einem Oberleutnant Sommerfeld zusammen, der mich erkannte.(Er hatte dort ein Werbebureau.) Er warb mich an, nahm mich mit nach Heide(Holstein) zum Freikorps   Bülow. Ich wurde dort dem Stab vorgestellt und gefeiert. Inzwischen hatten mich aber zwei Unteroffiziere in der Kaserne erkannt es waren Postschaffner und mir auf den Kopf gesagt, daß ich Runge wäre, was ich dann auch nicht leugnet«. Die Mannschaften wollten mich lynchen Wir wurden verlegt, ticker rein nach Holstein. Ich kam nach Borkholz  , der Stab war in Wieding- stedt. wußte aber genau, daß ich Runge war. Auch da wollte mich die Mannschaft lynchen, trotzdem ich sagte, ich bin nicht der Täter. Man glaubte mir aber nicht. Ich wurde nach Sonderburg   versetzt, setzte aber auch da den Hauptmann v. Köppelsdorf   in Kennt- nis, sowie den Feldwebel, daß ich nicht Dünwald  , sondern Rung« sei. Ich blieb dort bis zum 11. April. An diesem Tage wurde ich in Sonderburg   verhastet. Die Kriminalbeamten, die mich verhaf- teten, sagten sofort, ich solle schweigen über die Sachen und sollte die Tal auf mich nehmen, da ich 100 000 M. bekäme. Ich sollt« keinen anderen Anwalt neh- mcn wie den Rechtsanwalt G r ü n s p a ch, der mich freibringen würde. Ich wurde dann am 13. Ülpri! in das Edenhotel eingeliefert und dem Gerichtsrat Jörns vorgeführt, der mir sagte, ich solle keine Brühe machen, denn es fei schon so Brühe genug, ich fiele hin- ein mit der Sache, wenn ich die Wahrheit sagte. Ich solle di« Strafe ruhig auf mich nehmen, es käme eine Amnestie und dann würde ich sofort frei, und in der Not könne ich mich wieder an uns" wenden. (Wir brechen die Aussage Runaes hier ab und werden die Fortsetzung in der nach st en Nummer bringen. Wir J>«- schränken uns absichtlich darauf, die Aussage Runges nach sorgiälfi- ge?. wo?kge!rkuer Aufnahme, ohne ieden Zusah und ohne jede Aen- derung wiederzugeben. Red. d.V.")
Zucker als Lockmittel. Kürzlich wurde, wie berichtet, ein Warenhausinhaber frei- gesprochen, der einem Käufer an Stelle der verlangten 8 Meter Kleiderstoff nur die Hälfte abgegeben hatte. Ein zweiter Fall, wo ein Geschäftsmann seine Ware zum Schaden der Der» b r a u ch e r rationiert, wird jetzt aus Treptow   bekannt. Hier hat ein Kaufmann gegen Ende vorigen Jahres sich in den Besitz eines großen Postens Zucker zu setzen gewußt. Es sollen zwei Waggons gewesen sein. Der Kaufpreis hat 400 M. pro Zentner betragen, ist also sehr niedrig gewesen. Alle irgendwie verfügbaren Rebenröume des großen Eckzcschästs wurden mit Zuckersäckcn vollgestopft. Nun begann ein lehrreiches Spekulationssxiel. Der Kaufmann rationierte mit Viertel- und 5)albpfundcn, gab aber, angeblich zur Vermeidung der Hamsterei, den Zucker nur ob, wenn auch andere Ware in an- sehnlicher Menge gekauft wurde. Um jede kleine Zuckcrration mußte man oft förmlich betteln. Trotzdem zog es der benachbarten Kon- kurrenz, die gewöhnlich überhaupt keinen Zucker hatte, die Käufer weg. Der Verkaufspreis überstieg anfangs vorsichtigerwsife den Einkaufspreis nur um 50 Pfennige, weil ja an dem vermehrten Ab- fatz anderer Ware gut verdient wurde. Dann aber ging der Preis in mehreren Abständen immer höher, vor einigen Wochen auf 9 Mark, so daß also damals am Pfund schon mehr als 100 Prozent verdient wurden. Als dann die große Zuckerkrise«intrat, wurde der gute Zuckermonn zunächst noch etwas zurückhaltender. Er hatte ja genügend Borrat und konnte in Gemütsruhe abwarten, wie sich die Dinge entwickelten. Bald darauf wurde der sogenannteAuslands- zucker" mit mindestens 22 Mark verkauft. Jetzt war es Zeit, daß der Treptower Kaufmann einen neuen, diesmal kräftigen Sprung machte und seinen für 4 Mark eingekauften Zucker für 14,50 Mark verkaufte, also noch 6 bis 7 Mark billiger als den Auslandszucker. Somit ist der Verdienst an einem einzigen Pfund gegenwärtig auf mehr als 200 Prozent oder auf rund 10 Mark geklettert. Man wird wohl nicht zuviel sagen, wenn man eine derartige Spekulation mit lebenswichtigsten Nahrungsmitteln für eine an der äußersten Grenze des Wuchers stehende übermäßig« Preisbildung hält.
<?rmo?Aet und ins wa))er geworfen! Ein mutmaßlicher Mord beschäftigt wieder die hiesige Kriminal- polizci. In der Nacht vom Himmelfahrtstag zum Freitag zeigten auf der Polizeiwache des Bahnhofs Friedrichstraße vier Männer, ein Chauffeur, ein Schlepper eines Nachtlokals, ein 45 Jahre alter Ar- beiter Karl Wille und ein 49 Jahre alter Schlosser Bernhard Dittmann an, daß vor ihren Augen unterhalb der Weidendammer Brücke ein unbekannter Mann in der Spree unter- gegangen und ertrunken sei. Es wurde festgestellt, daß der Ertrunkene ein 22 Jahre alter, aus Leipzig   gebürtiger Kaufmann Georg Fischer war, der in Halle bei seiner Mutter wohnte, sich aber augenblicklich bei jcincr Tante, einer Frau Brauer in der Nymphenburger Siraße 1, aufgehalten hatte. Fischer hatte am Himmcljahrtstage abends einen Freund nach dem Bahnhof Fricdrichstraße gebracht.' Was er nach Abgang des Zuges noch unternommen und mit wem er zusammengekommen ist, weiß man noch nichts. Er war ein Sportsmann, der auch besonders gut schwimmen konnte, so daß er sich, wenn er verunglückt wäre, wohl leicht hätte retten können. Deshalb tauchte sofort der Verdacht auf, daß er das Opfer eines Verbrechens geworden sei. Für einen Selbstmord lag nicht der geringste Slnhalt vor. Die Mord­kommission nahm sich der Sache an. Gestern abend um TA Uhr wurde die Leiche gelandet und nach dem Schauhause gebracht. Der Gerichlsarzt, Geh. Medizinalrat Dr. S t r a ß m a n n, besichtigte sie dort sogleich und stellte zwei schwere Kopfverletzungen fest, die dem Manne nach dem vorläusigen Befund beigebracht sind, bevor er ins Wasser geraten ist. Ausfällig war die Körper- Haltung bei der Aussindung der Leiche. Die Hönde waren g e- faltet, die Knie gebeugt angezogen, als ob der Mann in bittender Stellung ins Wasser gekommen und seinen Tod gefunden habe. Die vier Männer, die die Anzeig« auf der Bahnhofswache machten, wurden nach Auffindung der Leiche heute morgen zur Ver- nehmung nach dem Polizeipräsidium geholt. Es ist dringend er- forderlich, dnß sich zur weiteren Aufklärung dort im Zimmer 88 umgehend auch alle anderen Personen melden, die von dem Vorgang etwas wahrgenommen oder die mit Fischer verkehrt haben.
Das golüene Kreuz aus Ilanüern. TU 05 alles geglaubt wird. Man hört oft, daß unserer Zeit die Phantasie fehle. Und doch werden Märchen alle Tage erfunden und auch gern geglaubt. Je üppiger die Phantasie sich dabei betätigt, um so mehr wächst die Glaubhaftigkeit" solcher Schwindelgeschichten. Im Mittelpunkt eines solchen modernen Märchens stand ein goldenes Kreuz aus Flandern  ", das mehrere Millionen Mark wert sein sollte. Der Kriminalpolizei war zu Ohren gekommen, daß mit diesem Kreuz ein ausgedehnter Kettenhandel getrieben werde, trotzdem niemand das Kreuz gesehen habe. Der Handel spielte sich besonders in Schankwirtschaften und Kaffees in der Dres- dener Straße und ihrer Umgebung ab. Aus den Verhandlungen, die stets nur im Flüsterton geführt wurden, war schließlich soviel zu entnehmen, daß das massiv goldene Kreuz von deutschen   Söl- baten aus einem Kloster in Flandern   gestohlen sei und jetzt im Safe einer hiesigen Dank liegen sollte. Beamte der Dienststelle A 3   gingen der Sache auf den Grund und ermiltelten alle Leute, die bei dem Kettenhandel ihre Hand im Spiel hatten und eine» bestimmten Prozentsatz von dem Erlös bekommen sollten. Der Kunstwert des Kreuzes einschließlich des Metallwerles war Ursprung- lich auf 7 Millionen Mark angegeben worden. Dafür hatte aber keiner der Zwischenhändler einen endgültigen Abnehmer gefunden. Deshalb war man jetzt übereingekommen, nur den Mctallwcrt aus- zubcuten und zu diesem Zweck das Kreuz zu zerschlagen und in einzelnen Teilen einzuschmelzen. Dabei sollten an reinem Goldwert immer noch vier Millionen Mark herauskommen. Soweit war der Handel gediehen, als die Kriminalbeamten rückwärts for- ichend jetzt endlich auch den Urheber der ganzen Geschichte ausfindig machen und zur Verantwortung ziehen konnte. Es ist das ein junger Mann, der erzählt hatte, sein Schwager besitze das Kreuz und habe ihn mit der Verwertung beauftragt. Nun wurde auch der Schwager,«in Mann in angesehener Stellung, vernom- men, und da ergab sich denn, daß der junge Mann die ganze Geschichte von A bis Z erfunden hatte zu dem Zweck, sich wichtig zu machen und Kredit zu verschaffen. Der angebliche De- sitzer des Kreuzes erklärte gleich, daß nur sein jüngerer Schwager, der seiner Familie schon manche Unannehmlichkeit bereitet habe, der Erfinder des Märchens sein könne. Als daraufbin der junge Mann aus dem Nebenzimmer vorgeführt wurde, um sich zu rechtfertigen, warf der Schwager in berechtigter Entrüstung und Aufregung Hut und Mantel hin und empfing ihn mit einigen derben Ohr- feigen. Diese hatten die Wirkung, daß er sofort den ganzen Schwindel einräumte.
Fünsundsicbzig Zahre all ist d«r Töpfer Robert Kemnitz einem Herzschlage erlegen. Schon Zlnfanq der 80er Jahre wirkte er in der Parteiorganisation. Unter dem Sozialistengesetz bekleidete er im ß. Wahlkreis den Posten des Kassierers der illegalen Organisation. Dutzende von Haussuchungen mußte er über sich ergehen fassen. Das Damoklesschwert der Llusweisung schwebte dauernd über seinem Haupte. Mit Genossen August Jacoben und anderen gründete er die Töpserorganisation. Die Partei wird ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Förderung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Fast alle große- ren Zahlungen an die Post Einzahlungen auf Zählkarten und Postanweisungen, Bezahlungen von Wertzeichen, Fernsprechge- biihren, Zeitungsgcbübren, Mieten, Schließfachgebühren usw. können unter gewissen Voraussetzungen bargeldlos durch Reichs- banküberweisungen, ReichsbanUchecks, Bostüberrocisungen, Post­schecks, Privatbankschecks und Platzanweisunaen beglichen werden. Ueberweisungen und Schecks van Behörden und b e- stätigte weiße Reichsbankschecks gelten ohne weiteres als Bargeld. Auch sonst werden Zahlkarten und Postanweisun- gen abgesandt und Wertzeichen ausgehändigt, ohne daß die Gut- lchrlft abgewartet wird, wenn Sicherheit bintsrlegt ist oder der Kunde einen bei der Bestcllpostanstalt schristliöh zu beantragenden Ausweis erbalten hat. Die Ausweise berechtigen auch zur Ein- lösirna von Nachnahmen und Postaufträgcn, wenn die Vostaufträge nicht sofort zurück-, weiter- oder zum Protest zu geben sind. Nähere Auskunft erteilen die Postanstalten. Todeslkurz beim Fensterpußen. Ein Unglücksfall mit tödlichem Ausgang ereignete sich gestern in den ersten Nacht- stunden im Weinrestaurant Traube, Leipziger Straße. Die dort noch mit Fensterputzen beschäftigte Hausanaestcllte Wilhelmine Witt­kowski verlor das Gleichgewicht und stürzte aus einem Fenster des dritten Stocks auf den Hok hinab, wo sie tot liegen blieb. Die Ver- unglückte wurde in dos Leichenschauhaus gebracht.
Führung durch die Wanderausstellung für Geschlechlskrankheikeu. Für die Hörer der bisherigen Kurie über Hygiene in der Betriebsräte- schule der sreigcwerkichafllichen BetrirbSräiezcntrale sindei Moniag, den 29. Mal. abends 7 Nbr. eine ftübrung der Genossin Berta Erb- mann durch die Wanderausstellung sür GeschlechtSlrankheiten statt. Treffpunkt 7 Ubr, Haupteingang derNeuen Welt". Haienheide. Nicht nur die Hörer der Kurie, sondern auch Gäste sind will- kommen._ Ein furchtbares Fomiliendrama bat sich in Thann lOber» elsaß  ) ziigelragen. Der Eleltromonieur Heinrich Ehret bat vor einigen Tagen s'e i n e Fron erschossen, seinen Kindern, einem Knaben im Alter von acht Jahren und einem Mädchen von fünf Jahren, den Hals durchschnitten und sich i e I b st an der Bettstelle erhängt. Ebret hatie die Tat au» falschem Ehrgefühl begangen. Frau Ehret war beschuldigt worden, einen Tauiend-Frank-Schein gestohlen zu haben und hotte�vor dem Polizeikommissar diese Handlung auch eingestanden. Später hait« sie ihre Unschuld beieuert. Zugzusmnmenstoß In Köln  . Zwei einfahrende Züge und ein aus- fahrender Zug stießen in Köln   zusammen. Tote sollen nicht zu beklagen sein. Die Zahl der Verletzten- man spricht von 20 ist noch nicht genau sestgestellt.