Partei. Wir oerlangen nichts, als was dort bereits vor- Händen ist. Dieselben Ecgensätze, die bei uns bestehen, finden sich auch in jenen Ländern. Aber zum Unterschied von uns führen sie dort sie nicht zur Bildung getrennter Organisationen, fondern werden innerhalb der gleichen Organisation ausgefochten. Als in Oesterreich die Sozialdemokratie in die Koalition hineinging, enipsand gar mancher der Genossen lebhafte Be- denken gegen diesen Schritt. Aber man hütete sich, es darob zur Spaltung kommen zu lassen. Das hätte die Sache stur verschlechtert.' Und wieder, als unsere Partei dort aus der Koalition herausging, hielten das nicht wenige unserer Ge- nassen für oerfehlt. Aber als ein noch weit größerer Fehler wäre ihnen eine Spaltung erschienen. Wir fordern also mit der Einigung nichts Unerhörtes, nichts, was nicht bei den uns nächststehenden Bruderparteien bereits bestände. Wir wiederholen es: die Einigung bedeutet nicht die Ka- piwlation. Sie bedeutet nicht das Ausgeben der eigenen Ueberzeugungen, sondern nur dos Aufheben des Bersechtens dieser Ueberzeugungen innerhalb einer kleineren Organisation. Die Einigung bedeutet, daß jeder von uns die Möglich- keit bekommt, zu einem weitaus größeren Kreise als bisher, zu der großen Mehrheit. des Gesamtproletariats nicht als Organisationsfremder, nicht als Feind, sondern als Genosse zu sprechen und daher mit größerer Bereitwilligkeit und geringerer Voreingenommenheit gehört zu werden. Es sind dieselben Proletarier bei der SPD. wie bei uns; sie leben in derselben Klassenlage, haben dieselben Interessen, die gleichen Gegner. Wer von uns daran zweifelt, sie bei voller Freiheit der Propaganda für seine Anschauungen zu gewinnen, bekundet damit im Grunde mir einen Zweifel an der Güte seiner Sache oder an den Fähigkeiten seiner Person. Einzelne mögen ihren persönlichen Ein- fluß durch dieEinigungverlieren. Die große gemeinsame Sache der Befreiung des Pro- letariats kann dadurch nur gewinnen. Ge- lingt es uns, mit derParole der sofortigen Einigung Eindruck' auf größere Teile der USP. zu erzielen, dann haben wir prak- tisch Wichtiges geleistet. Gelingt es uns nicht, bann ist wenigstens für mich die Kon- sequenz klar gegeben. Für mich steht es fest: Die große Mehrheit der Mitglieder der USP. stellt wohl einen höchst wertvollen Teil der Gesamt- arniee des deutschen Proletariats dar. Sie hat sich um dessen Befreiungskampf wohl verdient gemacht. Aber die Zeit ist vorbei, wo sie in dem Zustand der Absplitterung von der Gesamtpartei noch nützuch wirken könnte. Ihre isolierte Existenz kann unserer großen Sache nur noch schaden, nichts mehr nützen. Dagegen werden die Masten der USP. und ihre sozial- demokratischen Vertreter durch ihre Vereinigung mit der SPD . diese nicht nur zahlenmäßig erweitern,, sondern auch anfeuernd und belebend aus sie wirken, die Werbekraft der neugeschaffe- nen Eesamtpartei vergrößern, ihre politische Wucht stärken, so den Moment beschleunigen, in dem das deutsche sozialistische Proletariat im Reiche die politische Macht ergreift, und seine Fähigkeit vermehren, diese Macht zweckmäßig und erfolgreich anzuwenden und sestzuhalten. Mögen die Kommunisten der verschiedensten Schattie- rungen in der Zersplitterung des Proletariats sein cheil und das ihre suchen. Unsere Parole muß sein: Es lebe die geeinigte Sozialdemokratie!
Die oberfchlesischen Tumulte. kattowih. ZV. Mai.(Eig. Drahtbericht.) Die bedauerlichen Vorgänge in K l e i w i tz, wo am Montag selir bedenkliche Elemente die polnisch gesinnten Arbeiter der Huldschinski-Werke und der Eisenbahnwerkstätte bedrohten, mißhandelten und zum Teil ver- trieben, haben leider ähnliche Ausschreitungen in weit größerem Um» fange Im polnisch werdenden Gebiet Oberschlesiens zur Folge gc.
Die Seesthlacht. Von Willi R a d o l l. Am h-uUiun J-chrttwa der Schlacht am Skagerrak ver- öffcnllichen wir diese Aufjeichnungcn eines, der dabei gewesen ist, nur Erbauung aNer Ariegsenibusiasten. Die Schlacht Haitz vor Stunden schon begonnen und wurde immer beftiger. Jeder Mann auf dem Schiff hatte vollauf auf feiner„Klar-Schiff-Station" zu tun. Ich selbst war als Maat in einer Munitionskammer im Vorschiff und hatte mit den mir zu- geteilten 12 Leuten die Kartuschen für den vorderen Turm herauf- zubefördern. Wir hatten schon mehrere schwere Treffer an Bord, wie wir selbst an der starken Erschütterung und dem Krachen gemerkt hatten, und gleich darauf kamen dann auch die betreffenden Mcl- düngen:„Treffer in Abteilung II Backbord, Abteilung I! über dem Panzerdeck lauft voll Wasser, anliegende Abteilungen lasten sich halten, Volllreffer in Backbord II Kasematte, Geschütz ausgefallen, Personal tot: schwerer Volltreffer in Abteilung XII in den Gc- fcchtsverbandsplatz, Arzt und Sanitätspersonal sowie die Der- wundsten tot" usw. Beruhigend waren diese Meldungen gerade nicht, doch wurde unentwegt weiter gearbeitet, da unser Turm immer weiter schoß. Da ging plötzlich das Licht aus, während über uns ein Krachen und Bersten war, als ob dos ganze Schiff auseinander fliegen sollte. Ich sprang cm das Sprachrohr, doch drang aus demselben mir ein gelber, dicker Rauch entgegen.„Gasmasken aufl" schrie ich. Doch ich merkte bald, doß keine Gase eindrangen. Nun ging ich ans Sprachrohr und brüllte hinein, was die Lungen her- gaben. Niemand meldete sich oben, auch auf wiederholte» Pfeifen nicht. Also war der Turm ausgefallen. Was nun? Daß noch dauernd unsere anderen Geschütze ihre Stimmen ertönen ließen. hörten wir und das beruhigte uns, denn rs war ein Zeichen, daß das Schiff immer noch gefcchtstlar war. Wir halsen uns mit der Notbeleuchtung aus. Unsere 2lrbeit war zu End«. Niemand ver- langte nach unseren Geschossen, und wir selbst konnten auch keine Verständigung erhalten, weder durch die Sprachrohre noch durch Klopfen an den Wänden der benachbarten Zlbbeilungen. Es herrschte eine brennende blitze in dem Raum, da jegliche Ventilation bei Beginn der Schlacht abgestellt wird. Jetzt war es mittlerweile 11 Uhr geworden und die Schlacht schien zu Ende zu sein, da nur noch ab und zu ein Schuß abgegeben wurde. So hatten wir etwa zehn Minuten gesessen, da— ein furchtbarer Stoß ließ uns hochfahren, doch taumelten wir gleich danach zu Voden. Mir war, als ob das Schiff hochgehoben wurde und dann legte es sich ganz stark nach Steuerbord über. Das ist deine letzte Stunde, war mein erster Gedanke. Und dasselbe dachte wohl ein jeder van uns. Doch nicht lange sollte uns die Erstarrung festhalten. Was ist das' Da sickerte Wasser durch den Munitions» schacht herunter! Jetzt sickert es nicht mehr, sondern läuft schon im hellen Strom, der von Minute zu Minute stärker wird.„Das Schiff geht unter!" rufe ick, nein, brüllte ich...alle Mann nach oben!" Doch ohne mein Rufen hatte jeder schon den Ernst der Zage erkannt. Also das Luck nach oben öffnen, um das bißchen Leben nach z,, retten Doch schreckensbleich starren wir im nächsten Augenblick hinauf: Auch durch dieses Luck sickert schon Master! Trotzdem müssen wir hindurch. Soviel wie ankommen können,
habt. Heute morgen brachen In dm meisten Industrieorten Polnstch- Oberschlesiens nationalistische Unruhen aus. In Laurahütte , Eichenau , Domb, Zolenze, Bismarckhütte. Katto- witz und anderen Orten rotteten sich Hunderte von Personen zu- sammen und durchzogen unter Borantragen der weih-roten Fahne die Orte. In Bismarckhütte und Zalenze stürmte die Menge die Schlafhäuser, mißhandelte die deutschen Arbeiter und trieb sie zum Orte hinaus. Ip-Kattowitz sind Hunderle von Flucht- lingen versammelt, deren Abtransport ungeheure Schwierigkeiten verursacht. Die Bewegung scheint von langer Hand vorbereitet mor- den zu sein. Die bedauerlichen Borgänge in Gleiwitz waren jeden- falls nur der willkommene Anlaß zum Ausbruch. Die nationa'.isti- scheu Drahtzieher im polnischen Lager wollen jedenfalls auf diese Weise die ihnen unbequemen deutschen Elemente noch vor der end» gültigen Festlegung der Grenze verdrängen. Weiter ist es ihnen wohl darum zu tun, die polnisch denkenden Arbeiter und Beamten aus dem deutsch bleibenden Gebiet nach dem polnischen Gebiet hin. überzubekommen, um mit ihrer Hilfe später den Eisenbahnbetrieb aufrechterhalten zu können. In den Morgenstunden wurden zahl» reiche Flugblätter in den Industrieorten verbreitet, die weitere Gewaltmaßnahmen gegen die deutsche Bevölkerung als Repressalie für GleiwlH androhen. Bezeichnend ist, daß die pol» nische„Grenzzeitnng" heute morgen ankündigte, daß die Besetzung des polnischen Gebiets durch die polnischn Truppen um vier» zehn Tage verschoben werden müsse. Die Gründe da» für sind nicht recht einleuchtend. Sollten die Warschauer Machthaber vielleicht absichtlich ihre Machtmittel fernhalten, um für die kommenden Ausschreitungen nicht verantwort» l i ch gemocht werden zu können? Die Arbeitsgemeinschaft für das oberschlesische Industriegebiet, die wirtschaftliche Vertretung der Arbeitgeber und Arbeiter aller Richtungen und Nationen versuchte heute nachmittag in Katto » witz, sich auf eine Beruhigungsaktion zu einigen. Leider arteten die Verhandlungen zu stürmischen Austritten aus. Bis 6 Uhr nachmittags war eine Verständigung mit polnischen Nationa- listen nicht erreicht. Anscheinend richtet sich die Erbitterung nicht nur gegen die Deutschen an sich, sondern auch gegen die Sozia- l i st e n. Man macht ihnen den Vorwurf, daß sie nicht treu genug zu Polen halten. Mitglieder der Polnischen Sozialistischen Partei werden ebenso wie die Deutschen oerfolgt. Die Interalliierte Kom» Mission scheint diesem Treiben gleichgültig gegenüberzustehen. Tarnowih, 30. Mai. lWTB.) In der vergangenen Nacht wurden hier Plakate angeschlagen, in denen aufgefordert wird, für jeden Angriff auf polnisch Gesinnte, wie sie angeblich in letzter Zeit häufiger von„deuffchen Fanatikern" ausgeführt worden sein sollen, an einem Reichsdeutschen(Heimattreuen) Vergeltung zu üben. « Ten slbivergeschädigien Oberschlesiern. deren Gewerbe, Hand» werk, Handel durcb Krieg, Aufruhr durch LandeSzerreißung ge» ichädigt wurde», soll Geldhilse vom Reich und Preußen werden.— Wojwode von Polnisch- Oberschlesien wird Rh in er; er läßt einen provisorischen Landtag durch die Warschauer Regierung er- nennen.
Der Krull-prozeß unterbrochen. In der Bewei-aufnabme wird als erster Zeuge Rechtsanwalt Dr. Paul L e v y- Frankfurt o. M. vernommen. Der Angeklagte Bracht habe ihm erklärt, es würde an die Hergabe der Uhr die Er- Wartung geknüpft, daß die Wirtin des Krufl, welcher K. eine größere Summe schulde, ein Teil dieser Summe erstattet würde. Der Zeuge behauptet u. a., daß nicht e r, sondern Bracht i h m die An- regung gegeben habe, wichtige politische Papiere ihm zu überlassen. Zeugin Frau Jacob, eine Freundin Rosa Luxemburgs, hat ihre Uhr, einen Anhänger und ein Paar Handschuhe zurückerhalten. Kaufmann Mar Kupfer bekundet, daß Krull ihm seinerzeit erzählte, er habe die Absicht, die Sachen den Angehörigen wieder zuzustellen,«r warte bloß auf den letzten Moment, weil er angesichts der in ber linksradikolen Presse erschienenen heftigen Artikel nicht in die Sache verwickell werden möchte. Nach Schluß der kurzen Beweisaufnahme plädierte Staats- anwaltschastsrat Dr. Ort m a n n auf Schuldig gegen beide Ange- klagte. Die Uhr muh der Luxemburg kurz vor ihrer Ermordung entwendet worden sein, die Papiere, Zeugnisse, Photographien bei der Durchsuchung in ihrer Wohnung. Krull habe die Sachen in diebischer Absicht sich angeeignet. Bei Bracht liege Hehlerei vor. Er habe die Absicht gehabt, die Uhr zu verwerten, wie aus seinem Verhalten In der Redaktion der„Roten Fahne" hervorgehe. Zur Strasabmessung sei zu berücksichtigen, daß es sich doch um Gegen-
stemmen sich dagegen, um es hochzuheben. Es ist vergeblich. Wir wußten, ohne daß es jemand aussprach: Wir sind eingeschlossen. Das einzige, was wir noch tun konnten, war, daß wir uns in die eigentliche Munitionskammer zurückzogen und' die Tür, die diese Kammer mit dem Aufzug verband, fest hinter uns schlössen. Das taten wir dann auch und waren nun, wie wir uns gleich über- zeugten, von allen Seiten von Wasser umgeben. Stumpfsinnig hatten wir uns wieder hingesetzt, einige lagen auch am Boden. Ich hatte noch einen Hoffnungsschimmer. Das Schiff konnte vielleicht doch noch in den heimatlichen Hafen zurück- kehren, und da standen meine Lieben mir vor Augen, meine Frau und mein Kind. Dieser Gedanke stärkte'mich, so daß ich überlegen konnte, was nun zu tun sei. Erst einmal mit Licht sparen. Fünf Lampen brannten jetzt, doch eine genügte. Nun zusehen, ob Luft zu bekommen war. Noch einmal klopfte ich selbst alle Wände ab, aber überall der helle Ton, der mir ankündigte, daß sich auf allen Seiten Wasser befand. Nur die Tür gab einen hohlen Ton von sich, daraus konnte ich schließen, daß dieser Raum noch leer war. Es war nur ein kleiner Raum dahinter, der ebenfalls voll Munition war, und beim Abklopfen der Wände ergab sich auch hier» daß ringsumher schon Wasser war. Die Schlacht war in der Nähe des Stagerrali geschlagen, mithin hatten wir mindestens 12 bis 15 Stunden bis zum nächsten Hafen. Außerdem konnte das Schiff jeden Augenblick noch solch einen Treffer erhalten, wie derjenige gewesen war, der uns eingeschlossen hatte. Wir hatten auch keine Ahnung, wie die Schlacht für uns ausgefallen war. und das wußte jeder von uns: dem Engländer wird das Schiff nicht überlassen. Ist es nicht mehr zu halten, ja wird es unweigerlich in dir Luft gesprengt. Zu diesen Gedanken. die un, fast gär keine Hoffnung ließen, kam nun noch die immer schlechter werdende Lust, die das Atmen erschwerte, und so konnten wir wohl ungefähr den Zeitpunkt berechnen, der der letzte füx uns sein mußte. Wieder und immer wieder hatte ich durch das Sprach» rohr gepfiffen und gerufen, doch niemand meldet« sich, und nun auch entmutigt und erschöpft, ließ ich mich auf einen Kasten nieder. Aufstöhnend schlug ich die Hände vor das Gesicht. Hatte ich ge- stöhnt? Nein, es war ein anderer, der Laut war aus dem kleinen Nebenraum gekommen. Ich stand auf, steckte eine Lampe an und leuchtete hinein. Da liegt einer meiner Leute auf dem Boden. Ich rufe ihn an, bekomme aber keine Antwort, und wie ich mich zu ihm hinuntcrbeuge, sehe ich um ihn große Blutlachen. Er hatte sich die Pulsadern geöffnet, und ehe wir ihn noch verbinden tonnten, hauchte er fein Leben aus. Jetzt kamen neue Martern für uns. Seit Stunden schon war unsere Kaffeekanne leer, die wir vor dem Gefecht gefüllt mit hinuntergenommen hatten. Brennender Durst quälte uns alle, und nichts mehr zu trinken. Sollten wir denn alle Leiden erst durch- kosten? Auch mich überkam das Verlangen, dem Leben ein Ende zu machen, doch hielt mich der Gedanke an meine Lieben davon zurück. Es war mittlerweile 4 Uhr morgens geworden. Stumpfsinnig und erschöpft lagen wir auf dem Boden. Einige Ichliesen, andere hatten das Gesicht in den Händen verborgen, beteten sie, oder wollten sie darunter die Tränen verbergen? Hoffnungslos überließ auch ich mich jetzt dem Verderben. Ich zählte noch einmal meine Leidens- geführten. Es fehlen wieder zwei.. Ich ahnte, ja wußte, daß sie dem Beijpiel ihres Kameraden gefolgt waren, und ich sie im Neben-
stände handelt, die für gewisse Kreise ein wertvolle, Objekt de. An, denken? seien, der Diebstahl einen Akt-der Pietätlosigkeit darstelle und bei krull doch immerhin ein verdacht der Ermordung der Rosa Luxemburg vorliege. Der Staat»nwalt beantragte gegen die Angeklagten je 3 Monate Gefängnis. Rechtsanwalt Bahn widersprach energisch der Behauptung, daß auf Krull noch immer der Schalten eines Mordverdachts ruhe: denn auf Beschluß der Strafkammer sei das Verfahren wegen Mllrdes eingestellt worden. Was den angeblichen Diebstahl betrifft, so liegt über der ganzen Angelegenheit und die Ereignisse ein dunkler Schleier, alles schwebe in der Lust, für eine diebische Absicht des Krull sei nichts erwiesen. Der Angeklagte habe nimmermehr die Absicht gehabt, die Sachen sich rechtswidrig zuzueignen. Man müsse doch die Aufregung der damaligen Zeit bedenken und die Tatsache. � daß der Angeklagte, der lange Zeit für das Vaterland gekäinpst und die höchsten Auszeichnungen sich erworben hat, unmöglich als-in Dieb bewertet werden könne. Der Llngeklagte werde von den Links- radikalen mit fanatischem Haß verfolgt, die mit Gewalt ihn zum Mörder der Rosa Luxemburg stempeln wollen. Hierauf stellte der Vorsitzende fest, daß die Verhandlung abgebrochen werden müsse, da der als Ersatzrichter eingesprungene Landgerichtsrat anderweitige unaufschiebbare Amtshandlungen vor, zunehmen habe. �, Die Verhandlung soll am Donnerstag, 1 Uhr. fortgesetzt werden._ Die Inszenierung ües Noskaue? Prozesses. lieber Helstngfors wird dem Auslavdvverkreker der Partei der Sozialislenrevolutlonäre gemeldet: Am 26. Mai organisierte die Leitung der Russischen Sommuuistischeu Partei in Moskau im Hof« des presnaer Bezirkssowjets eine„Boiksverjammiung" aus Anlaß des bevorstehenden Prozesses gegen die Sozialrevolutionäre. An alle Fabrikbetriebe und an sämtliche Truppenteile der Moskauer Garuisou erging der Befehl, mit Fahnen und Musik zur Ver. sammlung zu kommen. Als Redner trat der ehemalige Oberbefehls. haber und Milankläger im bevorstehenden Prozeh k r y l e n k o auf. Das Gebäude des Sowjets wurde durch das„Bataillon zur besondereu Verwendung" auf das strengste bewacht. Vor den aufgepflanzten Bajonetten der Kommunistischen Garde muhle die Versammlung eine Beschlußfassung billigen, welche ein.strenge, proletarisches Gericht gegen die Verräter an der Sache der Revo- lution" fordert._ Günstiger Ginöruck der deutschen Antwort. Brüssel. A. Mai.(MTB.) wie dl« Ztgeuce Beige meldet. ist der Eindruck, den die deutsche Antwortnote an die Repara- tionskommission in alliierten Kreisen hervorgerufen hat. durch-, aus günstig. Paris , ZV. Mai.(EE.) Die Reparationskommissioq pruste heute eingehend weiterhin die Antwortnote der deutschen Re» gierung und stellte fest, daß die deutsche Regierung die Berein- barungen, die Dk. Hermes mit der Reparationskommission ge- troffen hatte. Wort für Wort genau übersetzt hat. Dies« wortgetreue Uebersetzung ist die Ursache von Meinungsoerschieden- Helten und Widersprüchen gewesen, die jedoch sofort telegraphisch aufgeklärt werden konnten. Infolgedessen erklärte sich die Rc- parafionskommission heute von den Teilen der deutschen Antwort- note, die das Gleichgewicht des deutschen Haushalts, die schwebende Schuld, die Einsetzung der Finanzkontrolle und die Maßnahmen gegen die Kapitalslucht betreffen, durchaus befriedigt. Ferner er- klärte die Reparationskommission, daß dagegen die Teile der Note, die das Statut der Reichsbant und die inneren Statt- st i k e n behandeln, eine eigene Arbeit der Reichsregierung darstellen. Diese Teile der Note werden von der Reparations- kommissson noch geprüft werden. Dasselbe trifft für die beiden Anhänge zu, von denen der eine über die Zwangsanleihe übrigens heute noch nicht im Besitz der Reparationskommission war. Aus diesem Grunde wird eine offizielle'Zustimmung?- ertlärung der Reparationskommission zu der deutschen Note heute noch nicht gegeben werden. Man kann jedoch mit aller Be- stimmtheit annehmen, daß nach endgültiger Prüfung die Entschei- dung der Kommisston in günstigem Sinne getroffen werden wird.
räum finden würde. Doch wozu sie hindern, ihren Qualen ein Ende zu machen? Bald war es ja mit uns allen vorbei. Da springt plötzlich einer von den Matrosen auf, brüllt unsinnig?» Zeug imd stürzt sich auf einen Kameraden, den er erwürgen will. Der Mann ist wahnsinnig geworden. Wir springen hinzu und unseren vereinten Kräften gelingt es, den Tobsüchtigen zu fesseln. Um uns vor ihm noch weiter zu sichern, bringen wir ihn in die Kammer nebenan, wo. wie ich schon vermutete, jetzt schon drci Leichen lagen. Ein Grauen schüttelte mich, soll auch uns allen noch dies Schicksal bevorstehen? Es ist ja gräßlich, das nur aus- zudenken. Noch einmal will ich das Sprachrohr versuchen. Ich schleppe mich hin und pfeife mit letzter Kraft mehrere Male hin» durch. Ha, was ist das, da meldet sich ja plötzlich jemand». „Achtungl" ruft es herunter. Mir vergehen die Sinne und ich fall« ohnmächtig zurück. Wie lange ich so gelegen, ich weiß es nicht. Wie ich erwache, sehe ich mehrere meiner Leidensgefährten um mich herum, die mir erzählen, daß sie jetzt dauernd Verbindung mit dem Deck hätten, daß man uns retten wolle, und wir nur noch etwas warten müßten. Das Schiff sei schon aus dem Heimweg. Das Wichtigste war jetzt frische Lust. Ich ging ans Sprach» rohr und machte Meldung über unser Befinden, fragte auch gleich an, ob durch das Sprachrohr nicht ein Lufffchlauch heruntergelassen werden könnte, und erfuhr, daß man oben schon dabei sei, uns vermittels der Torpedoluftpumpe Luft' heruntcrzupumpcn. Es dauerte dann auch keine halbe Stunde, da wurde ein dünner Schlauch durch das' Rohr hindurchgelassen und gleich darauf strömte frische Lust herein, während dir schlechte seitlich des dünnen Schlauches au» dem Sprachrohr herausgedrückt wurde. Vor dem Ersticken waren wir jetzt gerettet und jubelnd atmeten wir in vollen Zügen die frische Gottesluft ein. Nun mußte aber auch unser Durst gestillt werden. Ich pfiff also wieder und konnte unseren Wunsch nach oben geben. In kurzer' Zeit wurde dann durch denselben Schlauch Wasser hcruntergegossen. Nachdem wir in vollen Zügen uns damit gestärkt hatten, befiel mich eine solche Müdigkeit, daß ich kaum widerstehen konnte. Doch wir mußten durch das Sprachrohr stets mit dem Deck Anschluß behalten. So hieß ich alle, sich zum Schlafen niederleaen, während ich die erste Stunde wachen wollte, Schon in der nächsten Minute lag alles im tiefften Schlaf. Hatten wir doch fast 2g Stunden nicht mehr an Schlafen denken können, dazu kam nun noch die schwere Arbeit und Nervenanstrengung während der Schlacht. Nur mit der größten Mühe erhielt ich mich selbst munter, indem ich mir ab und zu Wasser über den Kopf und die Hände goß. Nun oersuchte ich. nähere Mitteilungen zu er- langen, und erfuhr, daß das Schiff sehr schwer beschädigt sei. Der letzte furchtbare Stoß sei ein Torpedotresfer �gewesen und habe das ganze Vorschiff unter Wasser gesetzt, das Schiff tauche vorn mit der Back so tief, daß das Wasser über die Back hinweglpüle, außer- dem fahre es deswegen dauernd rückwärts, doch hoffte man, in etwa 8 bis 10 Stunden im Hasen zu sein. Das waren ja ganz tröstliche Aussichten, und ich a>cr_ jetzt wieder guten Mutes, Nach einer Stunde weckte ich den ersten meiner Leute, der nun die Wache oin Sprachrohr übernehmen mußte. Vorher sah ich noch einmal nach dem Gefesselten. Er lag ruhig und schien auch zu schlafen. Erst nach sechs Stunden wachte ich auf, und zwar um 12 Ilhk mittags. Wir waren jetzt all« erfrischt und sahen mit neurm Mch