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Der Luftmorü in öer Prenzlauer Straße. Time bemerkenswerte Feststellungen. Das ungeheure Verbrechen in der Prenzlauer Straße hat die Kriminalpolizei auch die ganze vergangene Nacht hindurch beschcif- tigt. Die Ermittelungen und Zeugenvernehmungen führten noch nicht zur Ergreifung des Täters, brachten aber bemerkenswerte Feststellungen. Zwei Frauen aus dem Hause, die aus dem Treppenabsatz im zweiten Stock standen und sich unterhielten, hörten plötzlich, wie das Kind, das sie an der Stimme erkannten, wiederholt ängstlich rief:Nein! Mutti! Neinl M u t t i 1' Sie glaubten, daß Frau Schmidt die Kleine irgend einer Unartig- kcit wegen zur Rede stelle und ihr mit Strafe drohe. Sie achteten deshalb nicht weiter daraus, zumal das Kind zunächst immer lauter geschrieen hatte, dann aber plötzlich verstummte. Aus diesen ängstlichen Rufen geht hervor, daß das Kind von dem Lüstling ni: Gewalt von dem Hausflur auf die dunkle Kell'rtreppe hinab- gezerrt worden ist. Wichtig für die Ermittelungen ist es, daß man den Täter unmittelbar vor der Tat genau gesehen hat. Bcson- ders ein Kutscher will sich seine Züge fest eingeprägt haben. Dieser Kutscher lud vor einem Nebenhause Bettstellen ab. Hierbei sah er, daß einige Häuser weiter ein Mann untätig an einem Straßenbahn, mast stand. Dann beobachtete er, wie ein halbwüchsiges, schlecht gekleidetes Mädchen die kleine Dorothea Schmidt zu dem Manne am Straßen bahnmast führte. Die Kleine riß sich jedoch los und kam zurückgelaufen. Diese Beobachtung läßt es als möglich er- scheinen, daß das halbwüchsige Mädchen mit dem Manne in Ver- bindung gestanden und die Absicht gehabt hat, ihm das Kind zu- zuführen. Das Interesse des Publikums an der Feststellung des Der- brcchers ist diesmal erfreulich rege. Aus dem Publikum heraus wurden der Mordkommission bereits mehrere Personen zugeführt, die verdächtig erschienen. Die Gegenüberstellung mit den Zeugen ergab jedoch, daß der Verdacht nicht stichhielt. Die Fälle, daß kleinen Mädchen nachgestellt wird, sind, wie sich jetzt wieder zeigt, ziel häufiger als man glaubt. Nach Bekanntwerden des Verbrechens haben sich schon eine ganze Reihe von Leuten gemeldet, die ihre Wahrnehmungen über solche Fälle mitteilten. Weitere Mitteilungen zur Aufklärung ekbittet die Mordkommission, die Kommisiare Gal- zow und Bänger, dringend nach Zimmer 88 des Berliner Polizei- Präsidiums._ 1,10 Mark 50 Mark. Mit den beide-, Zahlen hat es eine besondere Bewandtnis. Es soll einmal gezeigt werden, welche Mengen der gleichen Ware man jetzt sür 80 M. und vor dem Kriege für 1.10 M. erhielt. Heute bekommt man Bor dem Kriege bekam man für 50 Mark für t.to Mark 100..... Zigaretten... SS 16*1...... Zigarren.... 22 i Pfund... Rindfleisch... fast 1H, Pfund % Pfund... Butter..... fast 1 Pfund 1...... Schuhsohle... 1 (nicht I Paar) S Pakete... Streichhölzer.. 11 Pakete Zentner.. Briketts.... 1 Zentner 23 Pfund... Kartosseln... 80-40 Pfund 8>/, Liter... Milch aus Karten.. 1.,, fiit 5 Liier...., frei 2'-z Pfund.. Zucker..... 4»/. Pfund 1'/« Pfund.. Backpflaumen.. 3 Pfund Zweimal täglich..Vorwärts'... einmal täglich Bitter ist die Teuerung für alle, die von ihrer Hände Arbeit oder von knapper Rente leben. Und doch gibt es manche Ausgabe, die man leichten Herzens macht, weil eben der dreckige Papierfetzen nichts mehr wert' ist. Nur die Zeitung macht«ine Ausnahme. Sic, die vielen Aufklärung und Unterricht ist, die die Neugier nach Tagesereignissen und den Wunsch nach Kenntnis befriedigen hilft, deren Not infolge des Wuchers der Produzenten zum Himmel schreit für sie wollen noch immer einige der Gedankenlosen das Geseg der Teuerung nicht gelten lassen. Aber um die Geldentwertung 'ommen sie nicht herum und an ihr gemesien werden auch sie jetzt o>e unwiderlegbare tröstliche Tatsache zur Kenntnis nehmen, daß der.Borwärts' heute nur halb so viel kostet als vor dem Kriege.

Geisteskost für SchulkinSer! Daß der FilmFridericus Rex' in feinem bisher her- ausgekommenen Teil dem nüchternen Betrachter wirklich nicht als eine Ehrung für« Monarchie und Hohenzollern gelten kann, wurde imVorwärts' schon gesagt. Allmählich scheinen auch die Deutsch . nationalen immer mehr zu kapieren, warum ausgerechnet dieser Film in Polen unter dem TitelDer König der Barbarei' gezeigt wird. In Berlin haben die Monarchisten wohl aus weitere Aus- Nutzung des Fridericus-Films zu albernen Demonstrationen ver- zichtet, wenigstens ist über«ine Wiederholung jener in Kinos ver- anstalteten Hurrapöbeleien in letzter Zeit nichts mehr bekanntgewor- den. Infolgedessen ist auch bei der Gegenseite die Besonnenheit wieder eingekehrt, so daß Gegendemonstrationen unterbleiben und die diesen Film bietenden Kinos von den eine solche Geisteskvst ablehnenden Kreisen über- Haupt gemieden werden. Mit Befremden sehen wir aber, daß man jetzt die Schul- linder heranholt, um den viel umstrittenen Fridericus- Film auf sie wirken zu lassen. Don hier und da und dort wird uns gemeldet, daß aus Schulen der Stadtgemeinde Berlin ganze Klassen in der Unterrichtszeit durch Ihre Lehrer in Kinos geführt worden sind, die den Film zeigten. So wurde z. B. am Montag im Viehhofoiertel, dessen Bewohner in ihrer Mehrheit gewiß keine Monarchisten sind, ein am Forckenbcck- latz gelegenes Kinö von Klassen der 109. Gemeindeschule(Tilsiter Straße) unter Führung besucht, damit den Kindern der Fridericus- Film nicht vorenthalten bliebe. Wir nehmen an, daß so etwas nicht dem Belieben eines einzelnen Lehrers oder des Rektors überlassen, sondern von einer leitenden Stelle aus geregelt wird. Sollen wir aber glauben, daß diese Stelle die städtische Schulverwal. t u n g sei? Der Gedanke, den Friderieus.Film an Schulkinder heranzubringen, ist so pfiffig, daß man ihn einem Deutschnationalen zutrauen könnte. Wenn die der ehemaligen Monarchie und ihrem Militarismus fluchende Bevölkerung diesen Film ablehnt, so werden Kinder das Gebotene willig hinnehmen, und wenigstens auf sie wird es noch wie Verherrlichung der Hohenzollern wirken können. Wissen möchten wir. ob diese in die Unterrichtszeit gelegten Kinobesuche auch als ein Teil des Unterrichtes gelten, so daß kein Kind ihnen entzogen werden dürfte. Dann halten viel- leicht die Elternbeiräte es für geboten, sich mal um die Sache u kümmern und den verantwortlichen Stellen ihr, darüber recht deutlich zu sagen.

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Wie man in Berlin Wohnungen schafft.

Im Machtbereich des Wohnungsamtes Ild, Bremer Straße 9, bewohnt eine vicrköpfige Familie 1. seit 1908 eine Bier­zimmerwohnung. Vergangenes Jahr wurde der Sohn schwer krank, mußte in eine'Luftkuranstalt und bedurfte der Mutter zur Pflege. Um die Mittel hierzu zu bekommen, entschloß sich die Familie, ihre Wohnung an Untermieter abzugeben, wozu auch das Wohnungsamt seine Einwilligung erteilt«. Das dritte Familienmitglied wurde bei einer 77jöhrigen Großmutter untergebracht, während das Familien- Haupt, der Vater, als Geschäftsreisender ständig unterwegs ist. Mit Genehmigung des Wohnungsamte« zogen nunmehr vier neu« Mieter in die Wohnung. Mitte Mai d. I. erhält die Familie I. einen Brief des Wohnungsamtes IIb, daß die Wohnung beschlagnahmt würde, wenn sie nicht am 1. Juni von der Familie wieder bezogen sei.

Der Sohn ist immer noch krank, die Gründe für die Vermietung dauern immer noch an. Die Familie will bis zur Gesundung ihres Sohnes weitervermieten. Das Wohnungsamt will jedoch anders. So muß der Kranke mit der Mutter seine Heilung unterbrechen und nach Berlin zurück. Die Familie muß wider ihren Willen ihre Vierzimmerwohnung besetzen und die Untermieter müssen eine neue j Wohnung mieten, die sie auch erhalten werden, da sie laut Ausweis I der Reichsregierung die Wohnung gleichzeitig zur Ausübung ihres i Berufes benutzen, ihre Tätigkeit im ollergrößten Interesse des Reiches j liegt und bisher zum Nutzen unseres Landes ausgeübt wurde, was man gerade nicht von allen Wohnungsämtern Deutschlands sagen kann. Hoffentlich genügt dieser Hinweis, um das Augenmerk der be- trefscnden Stadtbehörden zur Bremer Straße 9 zu lenken, wo der Bureaukratismus noch viel schönere Blüten treibt, von denen wir hier eine gezeigt haben._ Um üie Volkshochschule Groß-Serlin. Der ständig« Haus Haltsausschutz der Stadtverordn eten versamm- lung hat gestern sein« Beratungen mit dem Kapitel 21(Sonstiges und Nachträgliches) fortgesetzt, ohne die Verhandlung hierüber in» folge ausgedehnter Einzeldebatten zu beendigen. Bei den Zuwen- düngen an gemeinnützige Verein« wurde hinsichtlich der Volks- Hochschule Groß-Berlin von demokratischer Seit« betont, daß die Humboldt-Akademle mit ihren 48 000 Hörern nur 12 000 M., die Volkshochschule mit 11000 bis 12 000 Hörern dagegen 800 000 Mark erhalte. Das mache für die Volkshochschule 55 bis 60 Mk., für die Humboldt-Akademie aber nur 30 Pf. auf den Hörer aus. Es wurde deshalb angeregt, auf ein Zusammengehen der verschiedenen Volkshochschulen hinzuwirken und solange, als dies nicht erreicht fei, für dieses Jahr jede Unterstützung auszusetzen. Von sozialdemokrati- scher� Seite wurde dagegen die Boltshochschule, die als e i g e n t l i ch e Gründungder StadtBerlin anzusprechen sei, warm unter- stützt und beantragt, den Zuschuß für sie auf 1 Million zu erhöhen. Der von bürgerlicher Seite gestellte Antrag, die ganz« Volkshochschulfrage einem Unterausschuß zu überweisen, der die Ver- treter der beteiligten Anstalten hinzuziehen soll, wurde einstimmig an- genommen und in den Ausschuß 7 Mitglieder gewählt. Der Zuschuß für die Urania wurde auf 50 000 M.. für die Treptow - Sternwarte aus 25 000 M., für den Allgemeinen Deutschen Sprachverein auf 10 000 M. erhöht.

Ein Opfer sinnloser Nachtarbeit. Zu dem Unfall, besten Opfer die im WeinhausTraube' be- schäftigte Hausangestellte Wilhelmine Wittkowski geworden ist, wird uns vom Zentralverband der Hotel -, Restaurant- und Kaffee- Angestellten folgendes mitgeteilt. Am Sonnabend nacht» nach 12 Uhr wurde die Hausangestellte Wi 'helmine Wittkowski, die im Weinhaus Traube, Leipziger Straße , beschäftigt war, beauftragt, die Fenster der Küche, welche sich im vierten Stock befindet, zu putzen. Da weder eine Fensterleiter noch sonst vorschriftsmäßige Hilfsmittel zur Stelle waren, mußte das Mädchen einen Stuhl benutzen, welcher aber, wie sich leider herausstellte, nicht intakt war. Kaum hatte die W. die Arbeit begonnen, als der Stuhl ins Kippen kam und die Bedauernswerte, welche keinen Halt fand, in die Tiefe stürzt«. Anstatt nun die in unmittelbarer Stühe sich befindende Rettungswache in der Kronenstraße schleunigst um Hilfe anzurufen, ließ die Direktion das Rettungsamt in der Artillerieftraße anrufen. Als die Sanitäter zur Stelle kamen, war die W. bereits tot. Es muß als eine wirklich unverständliche und ungewöhnliche An- ordnung bezeichnet werden, mitten in der Nacht ein« derartig« ge- sährliche Arbeitsleistung zu verlangen, der ein blühendes Menschen- leben zum Opfer fiel. Hier ist streng« Untersuchung und Feststellung des Schuldigen notwendig, und zwar um so mehr, als uns mitgeteilt wird, daß die Direktion des Weinhauscs Traube f ch o.i e i n ma l auf dieses unsinnige Verrichten der Arbeit während der Nacht durch die Angestellten aufmerksam gemacht und um eine Abänd:rung gebeten worden war. Wie der tragische Dor­fall beweist, ist der Wunsch unbeachtet gevlieoen. Tragischer Tod eines Lebensretters. Als der Schlosser Otto P e n z aus Döberitz gestern nachmittag mit seinem Rad an der Charlottenburger Bruck« vorbeikam, war er Zeuge, wie ein Knabe ins Wasser fiel. Ohne sich zu besinnen, sprang Penz von seinem Rad und, wiewohl von der Fahrt erhitzt, sofort ins Wasser. Der Retter bekam auch den Versinkenden zu fassen, wurde aber von ihm mit in die Tiefe gerissen und ertrank, während der Schüler von anderen Personen gerettet wurde. Es ist ergreifend und versöhnend zugleich, wenn man sieht, daß in Zeiten maßlosesten Egoismus aus feiten derer, die mit dem Gedanken christ- sicher Liebe nur spielen, ein schlichter Mann aus dem Polle, ohne sich zu bedenken, die echte Nächstenliebe prakttsch betätigt und sie mit dem Tode besiegelt. Man sollte den Namen dieses edlen Menschenfreundes nicht vergessen.

Das bisherige Ergebnis der Elternbeiratswahlen. Nach den neuesten Zäbluiigen. die jetzt für 408 Schulen bekannt geworden, entfallen auf die Liste der vereinigten Sozialisten 2267 Sitze, auf die christlich-unpolilische Liste 4001. Au? einigen Vor« orten wurde folgendes Ergebnis festaestellt: gehlendorf 15 Soz.. 24 Christi.; Lichtenrade 5 Soz.. 7 Christi.: Treptow - B a u m s ch» l e n w e g 18 Soz., 27 Christl.: L i ch t e n b e r g 103 Soz., 148 Cbriftl.; Weißen see 47 Soz.. 49 Christl.: Pankow » Niederschön Hausen 70 Soz., 126 Christl.; Reinicken- dorf-Tegel 70 Soz., 78 Christl. vi« Flaggenfcag« der Pcrsonenschiffahrt auf den märkischen Ge- wässern ist jetzt von den Needereien selber dahin geregelt worden, daß die Personendampfer statt der früheren schwarzweißroten Fahne ihre Reederei- bzw. Kreisfahnen hissen werden. Die schwarz- rotgoldene Fahne wird demnach nicht geführt. Es ist be- dauerlich, daß sich durch das Verhalten eines nationalistischen Radau- pöbels die Reedereien veranlaßt fühlen, auf deutschen Gewässern die deutsche Flagge zu streichen. Die setzt z. B. von der Teltow - kanalschiifahrt geführte Flagge preußischer Adler in weißem Mittelfeld, oben und unten je ein breiter schwaMer Streifen sieht wie eine leibhaftige Traueranzeige aus. Nachschulungskursus für wohlfahrtspflegerinnen. Das Sozial- pädagogische Seminar des Vereins Jugendheim, Abteilung Soziale Frauenschule. veranstaltet im Oktober einen zweiten NackstchnlungS- kursuS für WohlfahrtSpflegerinnen. der bis Februar 1923 läuft. Der Kursus kommt nur für solche Persönlickikeiten in Betracht., die winde st ens drei Jahre in der Wohlfahrtsarbeit stehen und außerdem ein pflegerisches, pädagogisches oder Wirt- scbastlicheS Examen abgelegt haben. Gesuche um Aufnahme (gerichtet an den Herrn Minister für BolkSwohlsahri) sind m ö g- lichst bald bei der Leitung deS Sozialpädagogischen Seminar«, Fräulein Luis« Besser, Oberlehrerin, Berlin -Charloltenburg, Goethe- straße 22, einzureichen. Dem Gesuch sind beizufügen: 1. Ausführ- sicher LebenSlaili. 2. Amtsärztliches Gesundheitszeugnis. 3. Letztes Schulzeugnis. 4 Zeugnisse über fachliche Vorbildung. 5. Zeugnisse über die praltlsche Arbeit. Das Schulgeld beträgt 500 M. für den Kursus.

Wetter für morgen. Berlin nnd Umgegend. Etwa»(übler, vielfach heiter, vorübergehend stärker bewölkt bei ziemlich frischen westlichen bi» nordwestlichen Winden. Sroß-Serliner partetnachrichtea. LS. Abt. Tempelhof . Donuerstaa. den 1. Juni, 7V, Uhr In der Knabenschule Friedrich-WUHelm-, Ecke Weroerstraße, fixauenabenb. Wichtige Tagesordnung

OewerMaftsbewegung Schiedsspruch für die Gemeindearbeitcr. In einer Versammlung aller in den stromcrzeugenden und tvm- immaicn Betrieben beschäftigten Metallarbeiter am Dienstag abend gab F r o m m e l t zunächst«inen kurzen Bericht über den Nwlauf l des Kampfes der süddeutschen Metallarbeiter. Im Anschluß hieran besprach er mehrere Anträge zum Gewerkschaftskongreß. Dos 25jährige Bestehen des Metallarbeitervcrbandes soll in derNeue-« l Welt' gefeiert werden. Frömmelt- Tegel vertrat die Meinung, , daß der Kampf in Süddeutschland erfolgreicher verlausen wäre, wenn er durch einen allgemeinen Streik unterstützt worden wäre. Hilde- b r a n d t trat dieser Aufsassung entschieden entgegen. Auch dann hätte der Kamps zweifellos wochenlang unter gewaltigen Opfern geführt werden müssen. K o ch I berichtete dann über die zur gleichen Zeit erfolgten Verhandlungen wegen der Forderungen der Gemeindearbeiter. Der Magistrat weigere sich, die als Wirtschaftsbeihilfe geforderten 1000 M zu zahlen, ebenso auch die Lohnerhöhung in der geforderten Höhe. In später Stunde konnte Treitsch über den bereits gefällten Schiedsspruch folgendes berichten: Der Schlichtungsausschuß lehnte eine Entscheidung über dt» Iunilöhne ab, schlug aber einen Vergleich vor für die Mai- löhne, den der Magistrat armahm. Es erhalten: Angelernte Arbeiter von 18 bis 21 Jahren 14 M., nach einem Jahre 14,40 Mk.; über 21 bis 24 Jahre alte Arbeiter 15,75 bzw. 16,20 M.; über 24 Jahre alte Arbeiter 17,50 bzw. 13 M. Ango- lernte von 18 bis 21 Jahren 14,40 M. bzw. 14,80 M.; über 21 bis 24 Jahre alte Arbeiter 16,20 bzw. 16,75 M.; über 24 Jahr« alte Arbeiter 18 bzw. 18,50 M. Handwerker von 18 bis 21 Jahren 15,30 bzw. 15,70 M.; wenn über 21 bis 24 Jahre alt 17,15 bzw. 17,60 M.; wenn über 24 Jahre alt 19 bzw. 19,50 M. Weibliche Arbeitskräfte erhalten 75 Proz. der Männerlöhne. Frauen- und Kinderzulagen werden nach den staatlichen Sätzen gezahlt. Den Ledigen ist die bisher gezahlte Beihilfe in Höhe von 100 M. monatlich gestrichen worden. Der Antrag des Magistrats, eine besondere Lohngruppe für qualifizierte Handwerker zu bilden, wurde abgelehnt. Einige Punkte in der Verhandlung sind unerledigt geblieben. So das Kleidergeld der Straßenbahner und die ihnen bisher gewährte Freifahrt. Die Dircttion hat den Einwand erhoben, daß mit der Freifahrt großer Mißbrauch getrieben werde. Waschseife soll in der bisherigen Weise weiter verabfolgt werden, und die Heizer in den Elektrizitätswerken sollen auch serner die sechsstündige Ar- beitszeit behalten, solange noch mit Braunkohlen gefeuert werden muß. Schließlich erfolgte noch eine längere Aussprache über die Akkordarbeit, mit dem Ergebnis, daß einstimmig beschlossen wurde: Akkordarbeit in den Betrieben darf nur nach vorheriger Verständi- gung mit der Organisation ersolgen.' Entgegen unserer im Morgenblatt gebrachten Mitteilung, daß die Verhandlungen heute fortgesetzt würden, geht aus dem Bericht hervor, daß es gestern nacht noch zu einem Schiedsspruch kam. Die Verhandlungen über die Junilöhne werden mor, gen fortgesetzt. Die Auszahlung der Zulage zu den Mailöhnen kann erst am nächsten Dienstag«folgen. Schiedsspruch im Buchdrnckgewerbe. Der Tarifausschuß der Deutschen Buchdrucker trat bekanntlich am 26. Mai zu Verhandlungen über die Erhöhung der Löhne zu- sammen. Nach kurzen Beratungen wurden die Verhandlungen ergebnislos abgebrochen. Dienstag vormittag fanden auf Ver- anlassung des Reichsarbeltsministeriums Einigung?. Verhandlungen statt. Auch dabei wurde kein« Uebereinstimmung erzielt, so daß am Nachmittag ein Schiedsgericht eingesetzt wurde. Nach längeren Beratungen wurde ein Schiedsspruch gefällt, der besagt, daß aus die im Monat Mai gezahlten Tariflöhne «inschließlich Teuerungszulagen eine neue Teuerungszulage zu bewilligen ist, in der gleichen Höhe wie für Mai. Inner- halb acht Tagen soll dem Reichsarbeitsministerium Mitteilung ge� macht werden, ob der Schiedsspruch Annahme findet. Di« Torifparteien sind heute vormittag zu weiteren Beratungen zusammengetreten, um über den Schiedsspruch und einige andere Punkte erneut zu beraten. Stteik im Berliner Engrosschlächtergewerbe. Seit L April stehen die Engrosschlächtergesellen in einer Lohn» bewegung. Die freien Verhandlungen scheiterten an der Abneigung der Arbeitgeber, die von einer Lohnerhöhung durchaus nichts wissen wollen. So beschäftigten sich das Einigungsamt des Gewerbe- gerichts und Schlichtungsausschuß wiederholt mit der Lohnregelung. Die Schiedssprüche, die geringe Lohnzulagen enthielten, wurden von den Gesellen angenommen, von den Arbeitgebern aber ab- gelehnt. Am 30. Mai wurde vor dem Demobilmachungskotn- missar über die Derbindlichkeitserklärung des Schiedssoruches ver- handelt. Der Demobilmachungskommissar empfahl den Arbeitgebern die Lohnnachzahlung vom 15. anstatt vom' 1. Mai, wie es der Schiedsspruch vorsieht. Aber auch dazu gaben die Arbeitgeber ihre Zustimmung nicht, sondern suchten die endliche Regelung weiter zu oerschleppen. Wie sehen aber die Löhne w s, die die Arbeitgeber nicht zahlen wollen? Sind sie so übermäßig hoch? Das Urteil überlassen wir der Arbeiterschaft. Der Lohn betrug im März pro Woche 510 bis 940 M. für Ge- sellen und 760 M. für Kutscher. Für April setzte das Einigung?- omt des Gewerbegerichts eine Zulage von 35 bis 60 M. pro Woche fest. Die Arbeitgeber lehnten sie ob. Für Mai hat der Schlichtung-?- ausschuß pro Woche 120 bis 140 M. festgesetzt: die Arbeitgeber lehn- ten wiederum ab. Die Verbindlichkeit des Spruches war nicht zu erreichen. Am Dienstag abend wurde den Arbeitern Bericht erstattet. Die Verschlechterung des bereits angenommenen Schiedssvruches wurde nunmehr abgelehnt und mit großer Mehrheit beschlossen, die Ar- b e i t e i n z u st e l l e n bis zur endlichen Regelung der Lohnfrage. Die Lammsgeduld der Arbeitnehmer war erschöpft. Der Streik hat heute früh begonnen._ Die Maifeier in Baden und das Rcichsministerinm." Unter dieser Aufschrift gaben wir in Nr. 245 desVorwärts' einer Beschwerde der Afa-Angestellten in Baden Raum, die sich gegen die Reichsregierung richtete, weil diese bei ihrer Anordnung. für den Dienst bei den Reichsbehörden am 1. Mai auf die Tatsach« keine Rücksicht genommen habe, daß der 1. Mai in Baden ein ge- setzlicher Feiertag ist. Der Reichsminister des Innern verweist demgegenüber auf den Wortlaut der getroffenen Regelung, deren Schlußsatz lautete: In den Ländern, in denen der 1. Mai als gesetzlicher Feiertag landesrechtlich anerkannt ist, ist auch bei den Reichs. behörden auf die Landesgesetzgebung Rücksicht zu nehmen.' Daraus geht klar und deutlich hervor, daß der Protest der An- gestellten in Baden verfehlt war. Ein Angeslclllenstreik In den Opel-Iverken ist nach Meldung der Frankfurter Zeitung " aus R ü s s e l s h e i m erfolgt, wo sich die An- gestellten ihren streikenden Kollegen bei den Opel-Werken in Mainz und Wiesbaden anschlössen, weil die Forderungen der Angestellten abgelehnt wurden. AsP-Mit-Nederversammluoc, I Kunst, und Baulchloffereien, Donnerstag dllhr Schulaula Boltoerstraß«. Mitgliedsbuch eines AfA-Verdandes legitimiert. AfA-Bnnd, Ortskartell Grotz-Berlin .

Berantw. fllr den redakt. Teil: Kran, stlShs. Derlin-Lichterfelde : fstr An­zeigen: r». Slaik«, Berlin . Berlag Borwarls-Verlag E. m. b. H.. Dcrlin. Druck: Loiwlirts-Buchdruckerei u. Lerlagsanstalt Paul Siuger u. Co- Berlin , Lindenftr. 8,