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deutschvolkisch-öeutschnational. Herr Fr. S o n t a g, Direktor desDeutschen Wend- blattes", erklärt in seinem Blatt zu unseren gestrigen Betrach- tungen über sein rechtsputschistisches Bekenntnis u. a. folgendes: Ich habe mit der Deutschnationalen Volkspartei   beinahe ebenso viel zu tun. wie derVorwärts", denn ich gehöre ihr weder als Mitglied an, noch stehe ich zu der Parteileitung in irgend- welchen Beziehungen, kenne sogar nicht einmal den Parteivorsitzen- den oder den chauptgeschäftsführer. Ist es deshalb schon an sich«ine beimVorwärts" zwar nicht weiter verwunderliche Unver­frorenheit, die Deutschnationale Volkspartei   mit der rein persönlichen, durch Namensunterschrift und ihren ganzen Ton als privat gekenn- zeichneten Auslassung eines völlig Außenstehenden zu identifizieren, so wird diese Dummdreistigkeit noch größer durch den Umstand, daß demVorwärts" ganz genau bekannt ist, wie durchaus ab-, lehnend sich die D e u t s ch n a ti o n a l e Parteileitung gegenüber allen Gedanken an einen gewaltsamen Umsturz verhalten hat und weiterhin verhält. Aus dem rechtsbolschewistischen Stil der übrigens genau so hübsch ist wie der linksbolschewistische in gemeinverständ­liches Deutsch übersetzt, heißt das: Es gibt Rechtsradikale, die außerhalb der Deutschnationalen   Partei stehen, weil sie ihnen zu schlapp ist, und zu diesen Unentwegten gehört auch Herr Sontag. Für seine Aeußerungen ist daher die Deutschnatio- nale Partei nicht direkt verantwortlich zu machen. Da ober dieDeutschvölkischen" meist in der Deutschnationalen Partei stehen, die diesen Abenteurerscharen gegenüberr auch niemals einen sichtbaren Trennungsstrich gezogen hat, wird unser Irrtum jedermann, Herrn Sontag ausgenommen, entschuldbar erscheinen._ ffatenkreuz und Sprengstoff. Hamburg  , 14. Juni.  (TU.) Nachdem erst in der vergangenen Nacht auf die Kommunistische Buchhandlung in der Admiralitäts- straße ein zweites Attentat verübt wurde, hat das Bürgerschaftsmit- glied Thälmann CKPD  .) angezeigt, daß in der letzten Nacht gegen 12% Uhr vor dem Fenster seiner im Parterre gelegenen Wohnung, Siemensstr. 4,«in Stein mit einer abgebrannten Spreng- lad un g gefunden worden sei. Seine Ehefrau habe um die ange- geben« Zeit einen Feuerschein gesehen und ihm bei seiner Rück- kehr Mitteilung gemacht. Thälmann   will auch durch einen Brief gewarnt worden sein._ Die Lokomotivführer gegen Maßregelungen In Würzburg   begannen am Mittwoch die Verhandlungen der Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer  , die etwa 80 000 Mitglieder umfaßt. Nach dem von dem ersten Vorsitzenden Sperlbaum er- statteten Geschäftsbericht sprach der Kongreß dem Vorsitzenden ein Vertrauensvotum für die bisherige Vertretung der Eisen- bahnbeamten aus. Gleichzeitig erklärt« der Kongreß es für seine Pflicht, für die Gemaßregelten, etwa 23 Proz. der Kreis- und Ortsgruppenvorsitzenden, einzustehen. An den Reichspräsidenten wurde folgende» Tele- gramm gesandt: Die rund 80 000 in der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer  oereinigten Lokomotiv- und Maschinenbeamten Deutschland« appel- lieren an Ihre staatsmännisch« Einsicht und gewerkschaftliche Ersah- rung. daß Sie Ihren ganzen Einfluß zur Aufhebung des v e r- tragswidrigen, ungerechtfertigten und Unruhe stiftenden Maß- regelungsterrors gegen Eisenbahnbcamten wegen des Fe- bruarstreiks aufwenden mögen." Ein Telegramm ähnlichen Inhalts ist auch an den Reichs. tanz l er abgeschickt worden. Tie Arbeitszeit bei der Reichsbahn. Die Telegraphen-Union verbreitet über die Neuregelung der Arbeitszeit bei der Reichsbahnverwaltung eine von mehreren Berliner   Abendblättern übernommene Meldung, in der aus dem Zusammenhang gerissene Bestimmungen aus neuen Richtlinien aufgezählt werden, und im Anschluß daran versucht wird, auch für die Zukunft eine unwirtschaftliche Ausnutzung des Eisen-
logische Forschung hat die Lautgebung in ihr Bereich gezogen. Die Veränderungen der Atmung unter dem Einfluß der Aufmerksamkeit und der verschiedenen Gefühlszustände sind Gegenstand umfangreicher Unternehmungen gewesen, und die Beziehungen von Seelenzuständen zur Stimme sind eingehender beobachtet worden. Ob man freilich die Phonetik für die gerichtliche Medizin ausnutzen kann, indem bestimmte Atmungssymptome beim Lügen und Falschspielen auf- gezeigt werden, ist noch staglich. .wir Wilden sind doch bessere Wenschen." Ein fanatischer Der- ehrer der Nüchternheit ist König K h a m a von Bamangwato, einem afrikanischen Negerreich unter englischem Protektorat. Khama  wacht mit größter Strenge darüber, daß keine Spirituosen in sein Land eingeführt werden. Er will seine Untertanen nicht vergiften, sagt er. Wer die Einfuhr alkoholischer Getränke nach Bamangwato unterstützt, wird zum Tode verurteilt. Wenn die Untertanen des strengen Königs ein unstillbares Verlangen nach dem Lebensclixier anwandelt, so müssen sie auf langen Wegen nach den Nachbarstaaten wandern, um sich dort gütlich zu tun. Aber auch gegen solche Um- gehung eifert Khama  . Wer das Alkoholverbot in irgendeiner Weise übertritt, wird mit dem Verlust von zehn Ochsen bestraft. Dennoch scheint die Versuchung sehr stark zu sein, denn der König, in dessen Besitz die Ochsen der Straffälligen übergehen, verfügt bereits über eins Herde, deren Wert bereits auf wenigstens 4 Millionen Pfund Sterling geschätzt wird. Der absolutistisch regierende Herrscher ist bereits 83 Jahre alt und wird als äußerst redlich in Geschäften geschildert. Jeden Betrug läßt er aufs ftrenaftc ahnden. Ein englischer Korrespondent, der Kboma besuchte, berichtet, daß er ein- mal von seinem Auto einen Koffer verloren hatte, den er aber schon am selben Abend mit dem ganzen Inhalt zurückerhielt, ohne daß jemand auch nur den Versuch gemacht hätte, ihn zu öffnen. Der Engländer meint, er kenne Länder in Europa  , die sich an diesem Negerstaate ein Beispiel nehmen könntem Die unbeschäftigte franzSflfche Handelsflotte. Auch in Frankreich  macht sich die Stockung im Handelsverkehr dadurch bemerkbar, daß eine große Anzahl Schiffe in den französischen   Häfen aufgelegt werden müssen. Nach einem Bericht inWerft, Reederei, Hafen" betrug die Zahl der unbeschäftigten französischen   5zandclsschiffe am Ende des ersten Vierteljahres 1S22: 529 Fahrzeuge mit 1 102 568 Tonnen. Darunter sind vier fremde Schiffe. Die größte Zahl der aufgelegten Schiffe zeigt Marseille   mit 116, dann folgt Saint-Nazaire   mit 67. Brest   mit 57. Le Havre   mit 53 und Nantes  mit 50 Schiffen. Da die französische   Flotte zu Anfang des Jahres über eine Gesamttonnage von etwa 3 400 000 Tonnen verfügte, so sind gegenwärtig etwa ein Drittel der französischen   Handels- tonnag« unbeschäftigt.
bahnpersonals nachzuwessen. Wolsss Bureau gibt dazu folgendes Richtigstellung: Schon die durchaus unzutreffende Behauptung von| verschiedenen Auffassungen innerhalb des Reichsverkehrsminifteriums und rein persönliche Angriffe gegen den die Verhandlungen führen- den Ministerialdirektor Hitzler zeichnen die Nachricht als eine Tendenzmeldung. Tatsache ist, daß in eingehenden Be- sprechungen mit den Personalvertretungen Richtlinien aufgestellt worden sind, deren Durchführung eine weit wirtschaftlichere Aus- Nutzung des Personals, als sie zurzeit stattfindet, ermöglichen wird. Daß über diese Grundsätze mit den Spitzenorganisationen des Perso- »als verhandelt und eine Einigung erzielt worden ist, wird jeder, dem es um eine Verständigung zwischen den verschiedenen Volks- und Derufsgruppen zu tun ist, nur anerkennen können.
Die Renten öer Kriegsopfer. Der Reichstagsausschuß für Kriegsbeschädigtenfragen beschäf- tigte sich am Mittwoch mit dem Gesetzentwurf über Teuerungs- maßnahmenfür Militärreniner. Die Regierungsvorlage wollte den Ausschluß derjenigen Beschädigten von dem Genuß dieser Teuerungsmaßnahmen, deren Erwerbsfähigkeit um weniger als 50 Proz. gemindert ist. Auf Antrag des Abg. Genossen Meier, Zwickau  , beschloß der Ausschuß, daß die Teuerungsmaßnahmen schon bei einer Erwerbsunfähigkeit von mehr als 30 Proz. Gültigkeit haben sollen. Auf Antrag des Unabhängigen Albrecht wurde in der Regierungsvorlage die Bestimmung gestrichen, die Witwen von den Teuerungsmaßnahmen ausschließen wollte, sofern sie weder erwerbsunfäihg noch einer erwerbsunfähigen Witwe gleichgestellt sind.
und
AaS Lesssnft.'rbeater nimmt in seinen Temmer'plclt'lan   da? PreZder .. Steint(6c Lustipiel. Die Ballerina de? König?" n»i. Am SS.-Zun- spielt Ma; Grünberg   den König, Eleonore Drocscher die Barberina. Da» S. Etädtifche volkskonzert find-t am 17., ü u m' Vlütbner-Saal unter Leilung von Camilla Hildebrand Tchnbert: lk-raall-Lniionie. Schubert: Octelt V l und Bla?in,lrmente. Wagner; Ouvertüre zu; Der fbeaende froUantn, R. Strauß  ; Zok und Verklärung. Kalten bei Hori». Engel- .v-s..Vorwärts, Lindciislr. 2 g'linckcrbr Orchefterbnreau. Lutzowstr.>6, und an der Ndendkasse.
Die Parlamentskrise in Sachsen  . Gegenwärtig finden im Freistaat Sachsen   Einzeichnungen für ein Volksbegehren auf Auflösung des am 14. November gewählten Landtags statt. Der Antrag auf Auflösung ist von der Deutschnationalen und Deusschen Volkspartei gestellt, wird aber auch von den Demokraten und vom Zentrum unterstützt. Am 19. Juni ist Schlußtag für die Einzeichnung, die ohne Beteiligung der Sozial- demokraten und der USP. vor sich geht und die nur wirksam ist, wenn 10 Proz. der bei der letzten Landtagswahl eingetragenen Wahlberechtigten das sind 293 388 sich an der Einzeichnung beieiligen. Die gegnerischen Parteien werden jedenfalls die er- forderliche Stimmenzahl ausbringen, so daß die sich aus dem Gesetz vom 8. März ergebenden Formalitäten durchgeführt werden müssen. Frühe st ens kann der Volksentscheid am Sonntag, den 17. S e p- t e m b e r stattfinden. Beteiligen sich keine 50 Proz. der Wahlberech- tigten, das sind 1 469 773, dann ist der Volksentscheid ungültig: anderenfalls würde die notwendige Neuwahl des Landtages für Mitte Dezember als frühesten Termin ausgeschrieben werden können. Während seiner achtzehnmonotigen Existenz hat der Land- tag in 110 Plenarsitzungen 130 Vorlogen und Gesetzentwürfe der Regierung, teils mit wechselnden Majoritäten, überwiegend aber mit der schwachen Mehrheit der Linksparteien erledigt. Der Haushalts- plan für 1921 und 1922 ist fast durchberaten, in den meisten Äapi- teln bereits angenommen. Unerledigt sind noch Polizei- und Justiz- etat. Bei der Abstimmung über den Justizetat fanden sich in zweiter Lesung die Rechtsparteien und die Kommunisten zusammen. Durch die nachträgliche Erklärung der Kommunisten, daß sie nicht gegen die Bewilligung des Iustizministergehalles stimmen wollten, konnte die erfolgte Abstimmung nicht rückgängig gemacht werden. Die Rechtsparteien suchten diese Gelegenheit auszunutzen und reichten schleunigst einen Antrag auf Auslösung des Landtages ein, der aber mit 48 gegen 47 Stimmen abgelehnt wurde. Damit war jedoch noch keine Klärung der Lage geschaffen, denn die Recht« will den Etat dieser Regierung" grundsätzlich ablehnen. Sie findet in ihrem Bestreben die gesuchte Hilfe bei den Kommunisten, die sich gleichfalls ablehnend verhalten wollen, um so den Sturz der sozialistischen   Re- gierung herbeizuführen, wenn nicht die von außen suggerierten For- derungcn 1. Amnestie. 2. Verbot der technischen Nothilfe, 3. Eni- Militarisierung der Polizei, 4. Heranziehung der Betriebsräte- Vollversammlungen zur Gesetzgebung bis zur endgültigen Abstimmung erfüllt sind. Die sozialdemokratischen Fraktionen haben Im Einverständnis mit der Regierung den Kommunisten gewisse Zugeständnisse gemacht, mußten jedoch eine restlose Erfüllung der Forderungen insbesondere eine Heranziehung der Betriebsrätevollvcrsammlung zur Gesetzgebung ablehnen. Diese Haltung findet in der sächsischen Arbeiterschaft volles Verständnis. Die Chemnitzer   Betriebsräte lehnten z. B. die Einbe- rufung eines von kommunistischer Seite geforderten Betriebsräte- kangresses zwecks Stellungnahme zurpolitischen Krise" ab und er- klärten u. a.. daß sie die politischen Zusagen der SPD.   und USPD  . an die Kommunisten für ausreichend betrachten. In der angenom- menen Resolution heißt es u. a.: Die Betriebsräte des Industrie- bczirkes Chemnitz würden es nicht verstehen, wenn durch Ablehnung des Polizei, und Iustizetats durch die Kommunisten die Existenz der sozialistischen   Regierung und die sozialistische Mehrheit in Frage gestellt würde. Die nächsten Tage bringen die Entscheidung. Tritt die Regie- rung wegen Nchtbemilligung des Finanzgesetzes oder einzelner wich- tiger Etatkapitel zurück, dann wird sich der L a n d t a g s e l b st a n f- lösen. Die Sozialdemokratische Partei   wird dann auch den Zeit- punkt der Neuwahlen bestimmen, nicht die Rechtsparteien. Die Sozial- demokratische Partei Sachsens   ist bereit einen Wahlkampf zu führen, um so mehr als sie eines Erfolges sicher ist.
Ausbau öes Hamburger Hafens. Hamburg  . 14. Juni.  (WTL.) Die Senotsvorlagen zum Ausbau des Hafens, die 150 Millionen Mark als erste Rate: den Eisen- bahnbau Hausbruch Waltershof und 137,7 Millionen Mark für die Arbeiten im Hafen fordern, wurden von der Bürgerschaft ein- stimmig genehmigt. Die Pachleinigungsämter bestehen weiter zu Recht. Darüber sind Wohnungsausschub des Reichstags und Reichsjustizministerium, wie sich in der Beratung ergab, vollkommen einig. Entgegenstehende Meldungen sind falsch. Das Verbot kommunistischer Veranstaltungen, das der frühere Oberpräsident in Westfalen, Dr. W u e r m e l i n g, seinerzeit er- lassen hatte, ist aufgcydben. So teilte die Regierung fragenden Landtagskommunistcn mit. Bayerische Vorkrlegsurkunden von der Reichsgründung an sollen amtlich veröffentlicht werden. Zittere, München  ! ImBayerischen Kurier" wird auf die Möglichkeit aufmerksam gemocht, daß der aus der Münchener   Bolsche- wistenzeit 1919 bekannte Max L e v i n sich wieder in München   be- finde. In der kommunistischenBayerischen Arbeiterzeitung" in Augsburg   ist nämlich ein Artikel erschienen, dessen VerfasserMax Levin-München" zeichnet. Zn der Schweizer   Volksabstimmung wurden bei 42 Proz. Be- teiligung mit großer Mehrheit drei Volksbegehren verworfen, die eine Einschränkung der Einbürgerung und eine Erweiterunq der Ausweisungsbcsugnisse erstrebten und den vom Bundesrat aewählten Staatsbeamten irnd Angestellten das Recht geben wollten, National- rätx zu werden.
Die Räumung Gbersthlefiens. Oppeln  , 14. Juni.  (MTB.) Ueber die Räumung Ober- s ch l e s i e n s durch die alliierten Truppen und den Einzug der pol- nsschen und der deutschen   Truppen sowie über die Abreise der inter  - alliierten Kommission, über die Auflösung der Polizei und der Ge- meindewachen sind in einer besonderen Instruktion Be- stimmungen festgelegt worden. Der Auflösung der örtlichen Polizei- gewalt folgt unter der Aufsicht der Kreiskontrolleure der Einzug der deutschen   und der polnischen Polizei. Die Ab- reise des Personals der Äreiskontrolleure erfolgt in Kattowitz  , Kreuz- bürg und Oberglogan am 3. Tage ,in Königshütte   und Leobschütz   am 6. Tage, in Rosenberg und Lublinitz   am 9. Tage, in Kasel und Pleß  am 12. Tage, in Beuthen  , Ratibor  , Rybnik  , Gleiwitz  , Tarnowitz   und Zaborze am 17. Tage, in Großstrehlitz am 22. Tage, in Oppeln  am 23. Tage. Die Termine für den Abmarsch der alliierten Truppen werden demnächst in ihren Einzelheiten veröffentlicht werden. Der Einzug der deutschen   und der polnischen Truppen darf grundsätzlich erst einen Tag nach dem Abmarsch der alliierten Truppen stattfinden, und zwar nach den zwischen den beteiligten Mächten vereinbarten Bestimmungen. Der Antransport der beut- schen Polizei und der deutschen   Truppen darf nur auf der Linie Breslau   Kreuzburg oder Neiße   Rasselwitz stattfinden. Paris  , 14. Juni.  (Havas.) Die Botschafterkonferenz hat in ihrer heutigen Sitzung die Prüfung der Ausgaben fort- gesetzt, die der Interalliierten Kommission durch die Verwaltung des oberschlesischen Abstimmungsgebiet« er­wachsen sind. Genf  , 14. Juni.  (MTB.) Der Präsident der Gemischten Kom- Mission m Oberschlesien, Cal ander, ist heute nach Kattowitz  . dem Sitz der Kommission, in Begleitung des Herrn de Montenack von der politischen Abteilung des Völkerbundsrates abgereist. Co- londer wird demnächst der deutschen   und der polnischen Regierung einen Desuch abstatten. Deutschland   und Lettland  . Der aus Paris   in Berlin   eingetroffene lettländische Minister- Präsident M e j e r o w i z hat während seines kurzen Berliner   Auf-. enthalts Verhandlungen mit der deutschen Reichs- regier ung bezüglich der ZZ 5 und 6 des Abkommens vom 15. Juli 1920 über die gegenseitigen Abrechnungen gepflogen. Wie Herr Mcjerowiz einem Vertreter de»Ost-Expreß" mitteilt, sind die Ver- Handlungen bisher durchaus günstig verlaufen. Die geplante Einbe- rusung der neuen baltischen Staatenkonferenz in Hel- singfors dürfte sich, wie Herr Mejerowiz weiter ausführte, infolge des Regierungswechsels in Finnland   und der für den Herbst dort bevorstehenden Neuwahlen verzögern. In jedem Fall werde dies eine rein wirtschaftliche Konferenz sein. Das Warschauer   Abkommen und die Eisenbahnkonvention zwischen Estland  , Lettland  , Polen   und der Tschechoslowakei   habe Unzufriedenheit in Litauen   hervorgerufen, welches in diesen Verträgen eine Anerkennung des durch Polen   her- beigeführten etetu, quo in der Wilna  -Frage erblicke: demgegenüber habe er, der Ministerpräsident, bereits offiziell darauf hingewiesen, daß Lettland   die Wilnaer Frage noch nicht als entfchie- den betrachte und nach wie vor in dieser Frage Neutralität übe. Es sei zu erwarten, daß sich die wirtschaftliche Lage Lettlands   im Zusammenhang mit der erfolgten wesentlichen Herabsetzung dex Zoll- tarife bedeutend heben werde. Gegenwärtig führe Lettland   An- leiheverhandlungen mtt England und ein britischer Re- gierungsvertreter sei bereits nach Riga   zur Klärung der diesbezüg- lichen Fragen abgereist. Die Unterzeichnung eines italienisch-lettlän- dischen Handels- und Schiffahrtsabkommens stehe bevor. Der lett­ländische Ministerpräsident, der in Berlin   wiederholt mit dem Reichs- konzler Wirth und Dr. Rathenau konferiert hat, tritt heute seine Heimreise nach Riga   an._ Rus dem Sowjetparadies. Di« auswärtigen Verteidiger im Moskauer   Prozeß, Emile Vandervelde  , Th. Liebknecht und Kurt Rosenfeld pro- t e st i e r e n in einem Schreiben an den Volkskommissar für Justizwesen gegen ihre Behandlung in Moskau  . Ihr Quartier liege außerhalb der Stadt und sie seien ständig von drei Beamten umgeben. Die Folgen dieser bösartigen Schi- kane legen die Verteidiger in folgenden sechs Punkten fest: 1. Die mit unserem Schutze betrauten Beamten befinden sich stets unmittelbar bei uns. Ohne ihre unmittelbare Begleitung dürfen wir uns nur innerhalb der Grenzen unseres Quartiers bewegen. Die Beamten beobachten dauernd unser ganze» Tun derart, daß wir die Empfindung nicht unterdrücken können, es handle sich nicht um eine Beobachtung zu unserem Schutze, sondern zu ande- ren Zwecken. 2. Am Tag« nach unserer Ankunft durften wir nicht einmal in Begleitung der Beamten in die Stadt fahren, um dem Iustizkommissar unseren Besuch abzustatten und uns mit un- seren russischen Mitvcrteidigern und den Angeklagten in Verbindung zu setzen. Angeblich war die Volkssttmmung gegen uns zu gereizt. 3. Man hat uns die Erlaubnis verweigert, uns zur Besprechung über den Prozeß in die Wohnungen unserer russischen Mitoerteidiger zu begeben und ihren Bs- such an anderer Stelle als in dem uns zur Verfügung gestellten Bureau zu empfangen. 4. Als Vandervelde die Mitglieder der Amsterdamer M i s s i o n, die ihn zuvor eingeladen litten, zu sich bat, wurde ihm die Erlaubnis hierzu bis nach Einholung besonderer In- struktionen versagt. 5. Vandervelde   wurde genötigt, eine Zusammenkunft, die er mit dem englischen Vertreter in Moskau   verabredet hatte, abzusagen. 6. Bei Gelegenheit von Besorgungen stellte sich für uns die Notwendigkeit heraus, verschiedene Geschäfte zu be- suchen. Es wurde uns nicht g e st a t t e t. daß jeder von uns das ihn interessierende Geschäft der beieinander liegenden Geschäfte aus- suchen durste, um uns nach einer halben Stunde wieder zu treffen: der Beamte verlangte, daß wir ständig zusammen und bei ihm blieben. Nicht einmal in demselben Geschäft dursten wir un» einzeln in die verschiedenen Abteilungen begeben. Was würden die Kommunisten sagen,-wenn die deutsche Regierung Karl R a d e k, der seine Serienschreiberei in der Roten Fahne" wieder aufgenommen hat. dieselbe B e- Handlung zuteil werden ließe? Man erinnert sich vielleicht noch des Geschreis im kommunistischen   Lager, als dieser Ver- treter des Sowjetparadieses, der sich verpflichtet hatte, sich aller partespolitischen Tätigkeit zu enthalten, verhindert wurde, sein Wort zu brechen. Die Empörung müßte im vorliegenden Fall naturgemäß dreimal so stark sein. Aber freilich, wie sollte in dem Heuchlersumpf der kommunistischen   Je- suitenzöglinge auch der Mut z» finden sein, z u s a g c n. w a s i st! Sie müssen die Wahrheit auf den Kopf stellen, um nicht selbst den Kopf zu verlieren.