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Nr. 288 39. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Straßenbahnfahrpreis 4 Mark!

Große Mehrheit für die Erhöhung des Straßenbahntarifes.

Mittwoch, den 21. Juni 1922'

geftattet, die zeitliche Beschränkung der Fürsorge allgemein duch zuführen. Zwar verlangt die Verordnung nicht ausdrücklich, daß, der Erwerbslose, der die Fürsorge wieder in Anspruch nimmt, in der Zwischenzeit ständig gearbeitet bat. Die Fürsorgestellen sollen aber, wo sie die Unterstügung wieder gewähren, forgiam prüfen, ob und wie lange der Erwerbslose in den 26 unterstügunge freien Wochen Arbeit geleistet hat. Hat er nicht oder nur Deutschnationale und Kommunisten gingen in der gestrigen Die Abstimmung über die Vorlage wegen mit Unterbrechungen gearbeitet, so muß die Fürsorgestelle die Stadtverordnetensizung wieder Arm in Arm. Vereint Gründe feststellen, aus denen dies geschehen ist. Ein Erwerbsloser, Feftfehung eines einheitlichen Fremdenschulgeldes, der bei der Lage des Arbeitsmarktes, wie sie seit dem Herbst fämpften sie gegen die Erhöhung des Straßenbahn- wobei sich Genosse Dr. Lohmann gegen den Ausschußvorschlag besteht, in dem größeren Teil der 26 Wochen nicht gearbeitet hat, tarifes, und zu ihnen hielt als Dritter im Bunde das Grüppchen auf Verdoppelung dieses erhöhten Fremdenschulgeldes für die Kinder wird in der Regel nicht die Arbeitsfähigkeit oder die Arbeits­der Wirtschaftspartei. Wie der Straßenbahnbetrieb bei der fort- nicht naturalisierter Eltern aussprach, wurde ausgesetzt. Eine weit- willigkeit besigen, die gegeben sein muß, damit die Erwerbslosen­schreitenden Ausgabenfteigerung ohne entsprechende Einnahme- schichtige Aussprache fnüpfte sich noch in später Stunde an die zum fürsorge wieder für ihn eintreten fann. Ihm wird also in der vermehrung noch aufrecht erhalten werden soll, darum machten sich Teil schon monatelang zurückliegenden Anträge der Wirtschaftspartei Regel die Unterstügung zu versagen sein. die Unentwegten" feine Sorge. Demagogische Absichten zur Wohnungs- und Mietpreisfrage. An der Erörte= beherrschten die äußerste Rechte ebenso wie die äußerste rung beteiligten sich u. a. Dörr( Komm.), Wildegans( Soz.), Linke. Zwischen ihnen und gegen sie stand diesmal eine Koa- Radtke( U. Soz.), Fedler( Dnat.) und Stadtrat Wuzfy; an­lition" aus der Deutschen Volkspartei, den Demokraten, dem Zen nachdrücklich dahin zu wirken, daß der übergroße Zuzug genommen wurden die Ausschußanträge, den Magistrat zu ersuchen, frum, den Sozialdemokraten und den Unabhängigen. Die Ein- nach Berlin   mit allen Mitteln eingedämmt und die sichtigen, die es nicht zum völligen 3usammenbruch Siedlungstätigteit, nicht durch zu scharfe Er­einer für die Bevölkerung der Vier- Millionen höhung der Vororttarife erdrosselt wird, außerdem Gemeinde Berlin   unentbehrlichen Berkehrs ein Antrag der D. Bp., der gegenüber dem Mißbrauch der Erterri­einrichtung tommen lassen wollen, hatten die torialität zugunsten von Ausländern durch das Auswärtige Amt bei Mehrheit. der Wohnungsbeschaffung auf die Innehaltung der gesetzlichen Bor­schriften drängt. Schluß nach 210 Uhr.

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In der gestrigen außerordentlichen Sitzung richtete der Vorsteher Dr. Caspari vor Eintritt in die Tagesordnung namens der Reichshauptstadt Worte des Abschieds an die Oberschlesier  , die jetzt durch den Machtspruch der Entente vom Mutterlande abgetrennt worden sind. Mit den Bürgerlichen hörten auch die Sozialdemo= fraten die Ansprache des Vorstehers stehend an; ihr folgte lebhafter Beifall der Bürgerlichen. Die Komm sten dagegen, die schon die Worte des Vorstehers mit lärmenden Unterbrechungen begleitet hatten, hielten nachher für angezeigt, durch Dr. Rosenberg einen Brotest gegen den vom Vorsteher angeblich unter Mißbrauch der Geschäftsordnung inszenierten nationalistischen Rummel" einzu legen.

Sonntagsruhe im Vorort.

Ein geheimnisvoller Aktendiebstahl.

Die Hintermänner bleiben im Dunkeln.

Laie auch niemals weiß, wie es zugeht, wurde man in einem An die scheinbar unerflärlichen Zauberkunststüde, bei denen der Prozeß erinnert, der gestern unter Vorsitz des Amtsgerichtsrats Dr. Neumann das Schöffengericht Berlin- Mitte   beschäftigte und in dem es sich um das eigentümliche Verschwinden von Personal- und Borstrafenatten handelte. Wegen Beihilfe zum Bergehen gegen den § 133 EtGB.( Entwendung aus amtlichem Gewahrsam) war der 27jährige Kaufmann Gerhard Senger angeflagt.

Wie noch erinnerlich sein dürfte, erregte es seinerzeit größtes

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noch, draußen im Vorort ein Heim zu erwischen. Und dann tamenwald Franz schwebenden Strafperfahren wegen Kurz bevor die große Wohnungsnot einsetzte, gelang es uns Aufsehen, daß im Januar d. J. in bem gegen den Kaufmann die Freunde und Bekannten und Verwandten und sahen und Sittlichkeitsverbrechens plöglich die Akten ver fritisierten und immer wieder hieß es: Nein, diese Ruhe, diese Stille, Staatsanwalt, überbrachte ihm seine eigenen Akten mit dem Be­schwunden waren. Franz selbst erschien dann bei dem dieser Friede! Wie gut Sie es haben. Hm! So fern der Groß- merken, daß sie ihm von dem jetzigen Angeklagten Senger zum stadt und doch so nah. Kaufe angeboten worden seien. Die gestrige Verhandlung begann Zunächst also hatten wir übersehen, daß sich in drei Minuten mit einem charakteristischen Zwischenfall. Auf die Frage des Bor­Die Erhöhung des Straßenbahntarifs von 3 auf Entfernung ein Tanzlokal befand. Sonntags und oft auch Sonn- fizenden, ob er vorbestraft set, verneinte Senger dies. Staats­4 M. ist nach ausgedehnter Erörterung nunmehr befchloffen abends geht es da laut und lustig zu. Die Jugend kreischt und anwaltschaftsrat Dr. Rombrecht gab hierauf folgende Erklärung worden. In der Ausschußberatung war es gelungen, über die Vor­zu verhelfen: Die Ermäßigung des Tarifs für Kinder unter die Wette. Am Sonntag vormittag findet sich bereits ein mufi- geklagten bei dem Polizeipräsidium und auch die lage hinaus einigen weiteren sozialen Vergünstigungen zum Erfolg schreit und jauchzt und johlt die ganze Nacht mit der Trompete um ab: In dieser Sache sind die merkwürdigsten Dinge passiert. Es hat sich herausgestellt, daß die Personal atten des An­14 Jahren auf 2 M. soll auch wirtschaftlich Unselbständigen( Lehr- falisch begabter junger Mann ein, der mindestens drei Stunden lang eigentlichen Gerichtsaften verschwunden waren. lingen und Schülern) innerhalb vier Wochen gewährt werden, auf seiner Mundharmonika den ganzen deutschen   Volksliederschatz führte der Anklagevertreter weiter aus, in sämtlichen Gefängnissen Er habe nun, so für den Binnenverkehr der Vorortbahnen, für die der 3- M.- fast ohne Atem zu holen herunterbläst. Wahrlich ein Kunststück. An nachgeforscht und auch hier festgestellt, daß die Borstraf­Tarif bestehen bleiben soll, wird der Magistrat um Ermäßigung schönen warmen Abenden kommt derselbe junge Mann zu einem aften verschwunden sind. Dagegen habe sich zufällig in dieses Fahrpreises auch für Einzelfahrscheine ersucht, und schließlich etwas entfernter liegenden Lokal und spielt dasselbe Programm, nur den Akten des Paul Senger, der ebenfalls vorbe. soll der Ausschuß sofort die Anträge auf in anderer Reihenfolge. Es ist, mit einem Wort, einzigartig. Noch straft ist, ein Brief des Angeklagten gefunden, den dieser aus Ermäßigung der Fahrpreise für Kriegsbeschädigte etwas weiter entfernt geht die Bahn vorbei. Alle Stunde fahren erst gab Genger zu, wegen Diebstahls mit 14 Jahren Gefängnis Angesichts dieses Beweisstücks prüfen und noch im Juni dem Plenum berichten. Aus der heutigen wohl an die 15 Züge, macht von morgens 5 Uhr bis nachts 1 Uhr vorbestraft zu sein und ließ auf die ernstlichen Ermahnungen des Berhandlung ergab sich, daß entgegen ihrer bisherigen Stellung 300 Büge, am Sonntag 100 Proz. Zuschlag. Es kommt aber Borsigenden durch seine Verteidiger erklären, daß er ein offenes nahme sowohl die Deutsche Volkspartei   und die Demokraten als auch die Unabhängigen diesmal ihr Votum für die verbesserten Magistrats- darauf an, wie der Wind steht. Manchmal hört man nur ein Geständnis ablegen wolle. Er erklärte darauf, daß er von zwei vorschläge abgaben, so daß ihre Annahme mit großer Mehrheit ge- gleichmäßiges dumpfes Summen und Rummeln, manchmal aber elegant gefleideten Männern im Café Rumpelmeyer fichert war. Auf dem Standpunkt unbedingter Ab- auch das Aufsetzen jeden Rades auf jeden Schienenkopf. Dazu dann am Kurfürstendamm   angesprochen worden sei, daß in der lehnung verharrten die Deutfchnationalen, die an Sonntagen das herrliche Knallen der Schießprügel der emfigen Sache Franz viel Geld zu verdienen sei, wenn Kommunisten und die Wirtschaftsparteiler. Für Schüßenbrüder, das Schmettern der Tanztrompete und das liebens- es gelänge, die Aften zu beschaffen. Er habe den Justizobersekretär die U. Soz. ist nach der Darlegung ihres Vertreters Reuter die würdige Gebrüll der tanzluftigen Jugend. Härtel bei der Staatsanwaltschaft in der Rolle des Bruders einer grundsätzliche Erwägung ausschlaggebend gewesen, daß die Er­am nächsten Tage im Café Tiergarten   in der Turmstraße die Atten Aften find. Dies hatte er den Hintermännern mitgeteilt, die ihm Zeugin in Sachen Franz aufgesucht und dabei erfahren, wo die zeigten und sie ihm im Café Rante aushändigten, wohin er Franz bestellt hatte. Wer diese beiden Hintermänner sind, wollte der Angeklagte trotz aller gütlichen Einwirkungen des Amtsrichters Dr. Neumann nicht sagen. Der Zeuge Franz befundet unter Eid, daß er nur zum Echein auf die Sache eingegangen sei. R.-A. Müller- Stromener, bei dem sich die beiden unbe­daß er die Namen der beiden Täter verschweigt, im übrigen aber fannten Hintermänner seinerzeit gemeldet hatten, macht von der ihm zustehenden beruflichen Schweigepflicht nur insofern Gebrauch, als Zeuge unter Eid erklärt, daß die beiden Täter weder Beamte der Staatsanwaltschaft oder des Ges richts feien, noch daß bei der Tat überhaupt ein Beamter irgendeine Rolle spiele. Staats­anwaltschaftsrat Dr. Rombrecht beantragte eine Gefängnis. ftrafe von einem Jahr und drei Monaten, fünf Jahre Ehrverlust und Die Wiederaufnahme der Erwerbslosenfürsorge ist nach einem fofortige Verhaftung, während der Verteidiger darauf hinwies, daß neueren Bescheid des Reichsarbeitsministers zulässig, sofern Senger, der sich in Not befunden habe, nur mehr der Verführte sei. nach Ablauf von weiteren 26 Wochen die allgemeinen Vor Das Gericht erkannte auf ein Jahr Gefängnis und drei ausießungen der Fürsorge vorliegen. Diese Bestimmung Jahre Ehrverlust. Der Angeklagte wurde sofort wieder ver­gewinnt jetzt erhöhte Bedeutung, feit die Lage des Arbeitsmarktes| haftet. von der Sie wohl schon gehört haben werden? Es wird Sie| fähig war, einen Gedanken richtig bis ans Ende zu verfolgen. als Schriftsteller möglicherweise interessieren, dem Berhör bei Riga   erschien ihm ein wüstes, zweckloses Erlebnis, die scheinbar zuwohnen. Es sind da manchmal psychologische Feinheiten im durch nichts aufzuscheuchende Apathie der Polizei, der seine Spiel, wie in Romanen Sie fönnen, wenn Sie gerade Herzensangst um das Verschwinden Albert Reuß' nichts an­Beit haben, während des Verhörs hier bleiben Es wird deres war als ein papierener Aft, schüchterte den ohnehin nicht nicht viel länger als eine halbe Stunde dauern." allzu Stürmischen ein und benahm ihm jedwede Aktivität. Herr" Präfeft," erwiderte der junge Schriftsteller. Ich kann und nieder schreitende Frau Hedwig vor sich, deren leerer Blick jedoch nicht umhin, Ihnen zu versichern, daß ich einer den Fall stets von neuem die Zeitung durchforschte. Eine entsetzliche Reuß betreffenden Bernehmung begreiflicherweise mit weit Leere, die ihn bedrückte und die in diesem Augenblic trasfer größerem Interesse beiwohnen würde fühlbar wurde denn irgend einmal vorher, und die Phantasie nicht mehr auszufüllen vermochte, warb um Erlebnisse, und sein verlorener Blick tauchte ins Dunkle, in der stetigen, trügerischen durchstöberte alle Berborgenheiten der ihm geläufigen Kri­Hoffnung befangen, Albert Reuß' habhaft zu werden. Er minalliteratur, befann sich etlicher Verbrechen, über die er im Verlauf der letzten Jahre in den Zeitungen gelesen, und die mit dem Schicksal vermißter Personen, wenn auch nur entfernt, im Zusammenhang standen, um endlich in einem Chaos der Ratlosigkeit zu enden, aus dem er feinen Weg des Entkommens und der Erlösung sah.

haltung der kommunalen Betriebe in den Händen der Stadt zu den alle diese Ohrenschmäuse und außerdem noch das unausgesetzte Das Allerschönste aber war am letzten Sonntag. Da hatte man fundamentalsten Intereffen der von ihnen vertretenen Volksschichten Rattern und Tattern und Rasen und Donnern der Autos auf der gehört, während die Vertreter fapitalistischer Profitinteressen lediglich Barauf ausgehen, dem sozialistischen   Magistrat seine Machtpositionen Avus. War das fein! Wenn dann aber endlich so gegen 2 Uhr aus der Hand zu schlagen. Genosse H. Kunze übte an der Art, morgens der schöne wilde Rummel zu Ende ist, dann beginnt es wie die Verwaltung ihr Material hinsichtlich der Betriebsergebnisse auch schon in den Bäumen zu piepen und zu zirpen, und nicht lange, bei den verschiedentlichen Tariferhöhungsanträgen verwertet habe, so schmettert das vollbesezte Bogelorchester der aufgehenden Sonne Kritik und hob außerdem hervor, daß man von einem sozialistischen sein Morgenlied entgegen. Betriebe doch eigentlich überhaupt nicht reden könne, wenn Leute an der Spike stehen, die dafür überhaupt kein Interesse haben. Dem Antrage der 1. Soz., die Ermäßigungen für Lehrlinge und Schüler mit dem erhöhten Tarif zugleich in Kraft treten zu lassen, trat er bei. Diefer Antrag fand eine Mehrheit, ebenso ein Antrag Merten( Dem.), Heimann( Soz.), die Nachprüfung der Linienführun und die Vorberatung der etwaigen Einführung eines Staffeltarifs der Verkehrsdeputation zu übertragen. Mit diesen Abänderungen nahm die Versammlung die Ausschußanträge in nament­licher Abstimmung mit 105 gegen 60 Stimmen an.

Zur Frage des Berliner   Selbstschutes äußerte sich nur noch der Kommunist Leupold, der sich in den heftigsten Ausfällen gegen den jetzt als Bertriebsgesellschaft für ländliche Produkte und Bedarfsartitel" verkleideten Berliner   Selbstschutz" erging.

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Der Ruf durchs Fenster.

Roman von Paul Frant.

Der Präfekt, der geneigt schien, die geballte Faust schwer auf den Tisch fallen zu lassen, befann sich im letzten Augenblick und strich mit flachen Fingern unhörbar über die Schreib­mappe; hierauf hob er das Sprachrohr des Haustelephons ab und sagte: Kommiffär Herter soll freundlichst sofort herüber­

tommen

treten.

Aber man fann doch nicht verhindern, daran zu denken, wie man Natürlich find's die kriegs- und revolutionsbeschädigten Nerven! vor 20 Jahren, als man sich verheiratete, in dem Seitenflügel der Nebenstraße der Frankfurter Allee   Wochen- und Sonntags mehr Ruhe hatte als hier draußen im Vorort.

Der Wiederbeginn der Erwerbslosenfürsorge.

" Ich nehme Ihr freundliches Anerbieten dankbar an,

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" Das will ich Ihnen gern glauben, mein junger Freund Garbislander begann, unaufgefordert, mit dem Zitieren des Zeitungsberichtes, der die Einvernahme des Garderobiers aber so weit sind wir leider noch nicht, da wir auch nicht das enthielt; inzwischen hatte Kommiffär Herter das Zimmer be- eine Zigarette? Jedenfalls fehren wir nach Beendigung des leiseste Verdachtsmoment gefunden haben... Rauchen Sie Der Präfekt mußte zur Ueberzeugung gelangt sein, daß Verhörs gleich wieder zum Fall Reuß zurück." Hierauf nahm die Rigaer Polizei vor einer Blamage stehe, da der Ton, den er das Sprachrohr des Haustelephons zur Hand und sagte: er seinem Untergebenen gegenüber anschlug, nicht gerade ver-" Der Student Dmochowski soll erscheinen." Der Kommiffär bindlich genannt werden konnte. Sie scheinen da einen Herter, der bis dahin unschlüssig, eines möglichen weiteren fatalen Schnitzer sich geleistet zu haben..." herrschte er den Auftrags gewärtig, dagestanden hatte, verließ das Zimmer, da Kommissär an, und leider mußten wir erst von privater Seite ihm seine Ueberflüssigkeit endlich klar geworden war. In der aufmerksam gemacht werden, daß die Personalbeschreibung des schen zusammengestoßen, dem die Bartstoppeln blauschwarz um vermißten Schauspielers Reuß unrichtig und unzutreffend ist. Kinn und Wangen   starrten, und dem zwei Bolizisten nach­Wir müssen doch"- er hatte die Sache bereits vollständig durchschaut und sich zu eigen gemacht zumindest mit der folgten. Dichtes, schwarzes, leicht gelocktes Haar schuf mit der Wahrscheinlichkeit rechnen, daß Reuß, der kurz vor seinem frankhaften Fahlheit dieses Antlitzes feltsame Kontraste. In Untertauchen in Kostüm und Maske gesehen wurde, auch in den Augen glühte es. Der Student Dmochowski betrat das

dieser Tracht verschwunden ist.

Kommissär Herter, dessen Züge zusehends zerknirschter und verzweifelter wurden, erwiderte zaghaft, daß die Annahme des Bolizeipräfekten durchaus überzeugend sei; anschließend faselte er einiges von Ueberbürðung und versicherte im übrigen, daß er unverzüglich alles Nötige veranlassen wolle und in die Wege zu leiten gedenke, daß man vor allem sofort die Reporter fommen lassen müffe und ob es weiter nicht möglich wäre, jene Photographie, das betreffende Rollenbild zu beschaffen...? Eine Frage, die Garbislander verneinen mußte, da Albert Reuß in der Rolle des Werwolfs sich noch nicht hatte photo­graphieren laffen.

Zimmer.

14.

Garbislander war nicht in der Lage, die höfliche Aufforde­rung des Präfekten abzulehnen, dem Berhör des Studenten Nikolaus Dmochowski beizuwohnen, trotzdem er es doch lieber getan hätte, da ihm die Einladung nichts weniger als gelegen fam, und die Summe aller dieser auf ihn einstürmenden Tat­fachen, deren Tempo er vor allem nicht gewachsen war, ihn verwirrte und bedrückte, da sie ihn überdies von der Ange­legenheit seines Freundes Reuß, die seine eigne geworden war und ihn allein interessierte, immer weiter entfernen mußte. Nun schob sich überflüssigerweise diese ihm höchst gleichgültige Der Präfekt sah nach der Uhr und sagte dann rasch: Sie Affäre dazwischen und rief eine neue Verzögerung hervor, die veranlassen demnach das nötige, Herr Kommissär," und zu als im höchsten Grade unliebsam bezeichnet werden mußte. dem jungen Schriftsteller gewendet setzte er hinzu: Ich habe Ihm war unbehaglich zumute, und in seinem Kopfe freiste jetzt nämlich eine wichtige Bernehmung in der Affäre Diest  , allerlei im wilden Wirbel, so daß er beim besten Willen nicht!

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Er sah die weinende, in ihrem Hotelzimmer ruhelos auf

Welche Gründe haben mich veranlaßt, die weite Reise zu unter­Weshalb bin ich überhaupt hergekommen? seufzte er. nehmen, die bis zur Stunde völlig zwecklos gewesen ist? Im gleichen Augenblick wurde ihm die Ueberzeugung, daß er da­mit nichts als seine Pflicht und Schuldigkeit getan, daß er dem verlorenen Freund zu Hilfe geeilt war, dem er allerdings, mie er sich eingestehen mußte, nicht durch eigene Schuld zwar, noch nicht den geringsten Dienst erweisen konnte. Ohne irgendeinen vorgefaßten Blan hatte er die Fahrt unternommen; daß ihm jedoch ein derart vollkommenes Fiasko beschieden sein würde, hatte er sich selbst nicht träumen lassen.

Ich darf keineswegs weiter untätig bleiben, dachte er. Ich darf ebensowenig dulden, daß die Affäre minder wichtig ge­nommen wird, als sie es verdient, ich muß mich dem Präfekten vielmehr entdecken und ihn auf die Dringlichkeit des Falles aufmerksam machen, der keine Verschleppung mehr verträgt, da sonst die Spur, die kaum gefundene, für alle Zeiten ver sinkt und verwischt wird.

In diesem Augenblic trat der Student Dmochowski ins Zimmer, dessen Erscheinung den Blick des jungen Schriftstellers in den Bann schlug. ( Fortseßung folgt.)