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Nr. 294 39. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Sonntägliche Wanderziele.

Zum Scharmützelsee.

Sonnabend, den 24. Juni 1922

Sommers Anfang.

Es steht auf dem Kalender weder ein roter Sonntag noch sonst ein Feststtag, sondern unter der Tageszahl nichts weiter als dies: Sommersanfang. Das ist nun ein recht angenehmes und erfreuliches Seen durchzogen wird. Die Gofener Berge sind, ebenso wie die Wort, wenn man daran denkt, daß jetzt mit dem Sommer die Müggelberge, der Ueberreft eines Endmoränenzuges, der von den eigentliche richtige Urlaubs-, Ferien- und Erholungszeit kommt. Für Wir erreichen den Scharmützelsee vom Görlitzer Bahnhof über eiszeitlichen Schmelzwassern eingeebnet wurde, so daß nur noch alle jene notabene, die entweder das Geld oder einen guten Ber­Königswusterhausen( umsteigen) und Storkow ; bei den Zügen von einige Kuppen stehen blieben. Von der Berghöhe leuchten zur wandten haben. Aber es liegt in dem Wort, ohne daß man es der Stadtbahn auch in Niederschöneweide umsteigen. Sonntags Sonnenwendfeier die Feuer, die unsere Jugendgenossen dort ent- ahnt, auch eine ganz leise Wehmut versteckt, denn mit diesem Tag rückfahrkarten, die zur Hinfahrt schon am Sonnabend von 3 Uhr an zündet haben, weit über das Land. Wie sie unseren Vorfahren einst haben wir bereits die Höhe des Jahres und der Sonne erreicht, und berechtigen, III. Klasse 27 M., IV. Klasse 21 M. Vom Bahnhof, ein Zeichen des Sieges des Lichtgottes Baldur über die Mächte des in den Tagen, in denen mit den Feriensonderzügen die sommerliche der am Südende des Sees liegt, bietet sich ein schöner Blick über Winters waren, so sollen sie uns die Unterdrückung des geistigen die weite Wasserfläche des 10 Kilometer langen, durchschnittlich Dunkels durch das Licht der Wahrheit und Erkenntnis fünden. Stimmung ihren Höhepunkt erreicht, nimmt das Licht bereits wieder 1,5 Kilometer breiten und bis zu 28 Meter tiefen Scharmüßelsees. Nördlich der Gosener Berge liegt das Dorf Gosen , das 1754 um Minuten ab. Er gehört zu den Rinnenseen, die von den eiszeitlichen Schmelz - angelegt und mit Auswanderern aus der Pfalz besiedelt wurde. Jetzt sind wir, ohne daß wir es gewahr wurden, auf der Höhe wassern ausgefurcht wurden. Fontane , der Altmeister märkischer Ein Teil der ursprünglichen Doppelhäuser ist noch erhalten. Wir des Jahres, und die immer forglose Jugend geht am Sonnabend Wanderei, nennt den Scharmützelsee ein brandenburgisches Meer", wandern nördlich zum Ort hinaus und kommen am Forsthaus hinaus, läßt auf den Bergen die Sonnenwendfeuer auflodern und wo alle intimen Schönheiten der Mark vertreten sind. Waldige Fahlenberg vorüber nach Müggelheim , am Nordende der Großen fingt dazu ihre fröhlichen Heimatlieder. Hügel umfränzen ihn, oder auf den Bergen liegen liebliche Dörfer Krampe. Auf dem einfachen Friedhof' dieses stillen Dörfchens ruht Ein wahres Glück, daß die Polizei ein Einsehen gehabt und mit wɔgenden Kornfeldern und alte Herrensize, versteckt wie Adler- der Arbeiterwanderer und Naturfreund Kurt Grottewiz, dessen die See- und Flußufer zum Baden freigegeben hat, so daß die Be­horste. Die Besiedlung reicht zurück bis in die vorgeschichtliche Todestag sich am 16. Juli zum 17. Mal jährt. Seine Bücher völkerung die Möglichkeit hat, die Fahrtunkosten durch das freie Zeit, wie zahlreiche Funde beweisen. Im Norden begrenzen die Sonntage eines großstädtischen Arbeiters in Soldatenberge bei Petersdorf den Blick, die dem End der Natur" und Unser Wald", die beide im Verlag der Baden zu ermäßigen, und mit dem angenehmen Gefühl, das er­moränenzug südlich von Fürstenwalde angehören. Vom Bahnhof Buchhandlung Borwärts erschienen sind, sollten von jedem Wan frischende und fühlende Maß per naß zu genießen, sich in den Scharmüßelsee wandern wir nach dem nahebei gelegenen Dorf derer immer wieder gelesen werden. Bon Müggelheim führt die Spree, Havel - und Dahme-, Löcniz-, Pante- und Nuthewellen den Wendisch- Rietz . Wir überschreiten den Kanal, durch den der Chaussee bald wieder in den Wald. Links erheben sich die Müg- politischen und wirtschaftlichen Werger für ein paar Stunden herab­See mit der Wasserstraße der Dahme und Spree in Verbindung gelberge, rechts liegt der Große Müggelsee. Wir steigen zuspülen. Die zunehmende Unmöglichkeit aber, sich nach alter guter steht. Nach dem Berlassen des Ortes wenden wir uns rechts ab zu ihm hinab und folgen dem Uferpfad bis zur Fährstelle nach Sitte allerlei Kummer mit dem Inhalt des geliebten Henfeltöppchens nach Schwarzhorn, einem Jagèschloß mit Zinnen und Turm. Friedrichshagen . Hier laffen wir uns übersehen und wandern durch herunterspülen zu können, scheint uns eines Tages wieder zu den Hier haben wir das Westufer des Scharmüßelfees erreicht. Un- den Ort zum Bahnhof.( Weglänge 23 Kilometer.) mittelbar am See, durch Wald wandern wir gen Nord bis in die Nähe der Silberberger Ziegelei. Wenn es möglich ist, bleiben mir auch weiterhin am See, sonst menden wir uns landeinwärts nach Silberberg und dann wieder hinab zum See an der Ziegelei. Von der Ziegelei wandern wir am See weiter bis turz Dor Saarow , das auf einer sich weit in den See erstreckenden Halbinsel liegt. Die Umgebung des nördlichen Teils des Schar mügelfees ist im letzten Jahrzehnt völlig umgestaltet worden. Bruntbauten mit allem Drum und Dran sind entstanden, wodurch die natürliche Schönheit und Eigenart der Landschaft leider verloren. gegangen ist. Am Nordende des Sees lag früher das bescheidene Wirtshaus Pechhütte. Von hier überschauen wir noch einmal das brandenburgische Meer" in seiner ganzen gewaltigen Aus­dehnung. Wir wandern von Saarom über Reichenwalde nach Storkom, einem ruhigen, freundlichen Städtchen am Großen Storfower oder Dolgensee; es führt einen Storch im Wappen. Die Stadt wird urkundlich zum erstenmal 1209 genannt. Aus dem wendischen Ursprung ihres Namens ist zu schließen, daß der Ort in der Wendenzeit eine Stelle war, an der Markt gehalten murde. Mithin muß die Siedlung schon damals eine größere Be­deutung gehabt haben. Wir durchwandern die Stadt bis zum Bahnhof und treten von hier die Heimfahrt über Königswusterhausen ( umfteigen) an.( Weglänge 23 Kilometer.)

Die Gosener Berge.

Die Gofener Berge erreichen wir vom Bahnhof Eichwalbe. Schmödwig der Görlizer Bahn( bei den Zügen von der Stadt bahn in Niederschöneweide umsteigen). Durch die Siedlung, Eich­ walde wandern wir nach Schmod mig, jegt ein vielbesuchter Ausflugsort, der auf ein hohes Alter zurückblickt. Schon zur Wen­denzeit bestand hier eine Siedlung. Der Ort liegt am Zusammen­fluß mehrerer großer Seen. Von Süden tommt der Beuthener See, der von der Dahme oder Wendischen Spree durchfloffen wird, die gen Nord in ſeenartiger Erweiterung nach Grünau und Köpenid fließt. Eine buchtartige Erweiterung der Dahme im Norden ist die Große Krampe. Von Often erstreckt sich der Seddinjee bis Schmöckwitz . Wir überschreiten die Dahme und sind auf dem schön bewaldeten Schmöd mizer Werder, eine von Seddin-, Croffin- und Zeuthener See begrenzte Halbinse. Das Werder diente Hans Kohlhase ( 1538) als Schlupfwinkel, jenem havelländischen Roßhändler, der sich sein Recht gegen raubritterliche Willtür selber suchte und dafür hingerichtet wurde( 1540). Nach Ueberschreiten der Brücke sogleich links ab, am Ufer des Geddinsees bis zum Oder Epreefanal, der hier den See verläßt und eine bequeme Wasserstraße zur Oder bildet. Eine Brücke führt über den Kanal. Jenseits halblinks zum Wirtshaus 3 wiebusch. Destlich vom Seddinfee ragen die Gofener Berge auf; ihr höchster Gipfe ist 63 Meter hoch, er erhebt sich 31 Meter über den Seddinfee. Bon der Schillerwarte, die den Bergzug frönt, haben wir eine präch­tige Aussicht auf das ausgedehnte Waldgebiet, das von zahlreichen

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Der Ruf durchs Fenster.

Roman von Paul Frant.

Der Student sprang von seinem Siz auf und starrte seinen nimmermüden Beiniger aus meit aufgerissenen Augen erschreckt an. Da jei Gott vor." stammelte er.

"

" Hm," meinte Tudolin gleichgültig. Es kann doch auch ganz zufällig geschehen sein... Um jedoch zu Herrn Diest zurüdzukehren, der Ihnen, wie Sie selbst zugegeben haben, jedes weitere Zusammentreffen mit seiner Tochter unzweideutig untersagt hat?"

"

"

Richtig."

Ein Verbot, an das Sie sich jedoch nicht gehalten haben?" Meine Neigung zu dem Mädchen. " Ist gleich stark geblieben?... Das woliten Sie doch fagen, nicht wahr? Merkwürdig bloß, daß die Gefühle Ihrer Braut, die Sie demnach irgendwie verletzt haben müssen, sich nicht auf der gleichen Höhe zu erhalten vermochten!"

Der Oberkörper des Studenten pendelte zwischen den beiden marionettenhaft steif und stramm sizenden Polizei­soldaten hin und her, während sein hilfeheischender Blick im Raum umherirrte, sich an Kanten und Ecken wundstieß, wie ein Schmetterling, der in ein Zimmer sich verirrt hat und den Weg ins Freie nicht mehr zu finden vermag.

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Wie wird das Sonntagswetter?

NW

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Sturm

Regen und

Veränderlich

Schon

Wind

Gewitter

220

30­

30

20­

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10

mittelalterlichen Zuständen zu führen, wo jedermann sein eigener Brauer war. Dazu wäre allerdings notwendig, daß die Siedler und Kleingärtner nicht nur Kartoffeln und Gemüse, sondern auch Gerste anbauen, wie es ja mancher schon mit dem Tabak versucht.

Allen durftigen Seelen sei aber zum Schluß das Rezept sommer lich fühlen Trantes nicht verschwiegen. Man toche Waffer mit Banille und gieße das fochende Wasser über ein wenig chinesischen Tee, so daß das Ganze leichten Geschmack und leichte Färbung hat. Danach füge man Zucker und Zitronensaft nach Belieben hinzu. Das Ganze muß gefühlt werden und trinkt sich besonders gut am Feierabend auf dem Balton im Kreise guter Freunde.

Milch mit Arsenik.

Ein Ehemann unter Giftmordverdacht.

Mit der sehr seltenen Anklage wegen Giftmordes hat sich in einer mehrtägigen Berhandlung das Schwurgericht des Land. gerichts I unter Vorsiz des Landgerichtsdirektors Dr. Wergert zu beschäftigen. Angeflagt wegen Mordes, begangen an seiner Ehe frau, ist der 38jährige Heizer Paul Marcza f.

Am 15. Juli v. J. verstarb die Ehefrau des Angeklagten unter Krankheitserscheinungen, die den praktischen Arzt Dr. Herrnberg zur Ausstellung eines Totenscheins veranlaßten, in dem als Todesursache

Zu Beginn der Woche rückte ein sehr umfangreiches Hoch- afuter Magen- und Darmfatarrh infolge Genusses schlechten druckgebiet von Irland und England langsam gegen West- und Fleisches" angegeven war. Der Angeklagte legte eine angeblich von Mitteleuropa vor. Nach zahlreichen, zum Teil sehr ergiebigen feiner Ehefrau unterzeichnete Willenserklärung vor, nach Gewitterregen und beträchtlicher Abkühlung klärte sich daher ber die Leiche verbrannt werden sollte, und betrieb die Feuer­der Himmel am Sonntag zunächst in Westdeutschland, etwas später bestattung mit einer auffälligen Eile. Auf Grund anonymer Schrei auch zwischen Elbe und Weichsel auf. In den folgenden Tagen blieb das Wetter außer in der Provinz Ostpreußen in ganz Deutsch- ben tauchte jedoch plötzlich der Verdacht des Giftmordes land trocken und es wurde auch wieder wärmer. Am Mittwoch gegen den Angeklagten auf. Die Leiche wurde beschlagnahmt, ge­burg bis auf 25. in Hamburg bis 26, in Mainz bis 27, in Frank- zur chemischen Untersuchung überwiesen. Dieser stellte das Bor nachmittag stiegen die Temperaturen z. B. in Breslau und Magde - öffnet und die Eingeweide dem Gerichtschemifer Dr. Paul Jeserich furt a. M. bis 28 und in Karlsruhe bis 29 Grad Celsius. In der handensein einer erheblichen Menge arseniger Säure Nacht zu Donnerstag traten jedoch, während sich vom Atlantischen in den Leichenteilen fest; die weiteren Ermittlungen ergaben, daß Ozean der schottischen Westküste ein kräftiges Tiefdruckgebiet Frau Marczak zwei Tage vor ihrem Tode des Nachts eine Nach­näherte, an vielen Stellen des westdeutschen Binnenlandes Gewitter barin geweckt und diefer gegenüber über startes Erbrechen und und leichte Regenfälle ein, die sich im Laufe des Tages weiter ostwärts ausbreiteten und am Freitag vermehrten. In Mittel- Magenschmerzen geflagt habe. Sie erzählte, daß sie Milch ge­europa hat sich ein Teiltief ausgebildet und an der Süd- trunken habe, die ihr Mann aus dem Kuhstall geholt und die eigen­und Südwestseite des inzwischen bis zur Nordsee gelangten tümlich metallisch geschmeckt habe. Außerdem befundete der Sohn atlantischen Tiefdruckgebietes scheinen weitere Teiltief- des Angeklagten, daß er gesehen habe, wie Bater aus einer großen drucke in Entwicklung begriffen zu sein. Beim Vorüber- Tüte weißen Zucker" in die Milch geschüttet habe. Da sich außer gehen eines jeden von diesen finden an den meisten Orten mehr dem noch herausstellte, daß die Erklärung bezüglich der Feuer oder weniger ergiebige Niederschläge statt, während dazwischen beftatfung nicht von der Frau M. herrührte, sondern auf die Bewölkung immer rasch wieder abnimmt. Wir haben daher Ersuchen des M. von einer Hausbewohnerin nachträglich ge auch für Sonnabend und Sonntag einen Wechsel zwischen Sonnenschein und längeren oder schrieben worden war, wurde Marczak unter dem dringenden kürzeren Regenfällen zu erwarten. Dabei dürfte Verdacht des Giftmordes verhaftet. sich der Wind unter Verstärkung allmählich nach Westen, vorübergehend nach Nordwesten drehen und die Temperaturen nicht unbedeutend sinken.

öfteren

Bor Gericht bestritt er mit aller Energie, seine Frau ermordet zu haben. Rechtsanwalt Dr. Sad trat einen umfangreichen Beweis nach der Richtung hin an, daß offenbar ein Selbstmord der

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die Tür, trotz des Verbotes, das der Präfett erlassen hatte, Nun brach der Student seinerseits in Tränen aus; er aufgerissen wurde und ein hochgewachsener, breitschultriger rang die Hände, schlug sich mit beiden Fäusten vor die Stirn Mann in das Zimmer stürzte, dessen gerötetes Gesicht, das von und stieß unartikulierte Laute aus, während der alte Diest in­zwei lang herabreichenden Bartfahnen flankiert wurde, den zwischen die Beine des Studenten umfaßt hatte, auf dessen Ausdruck heftigster Erregung zeigte. Der Mann sprang förm- Schoß er seinen Kopf fallen ließ. Wo ist meine Erika ge­lich über die Schwelle und ließ seinen Hut auf den Boden blieben..?" stöhnte er. Ich will bloß wissen, ob sie noch tollern. Der Biberfragen seines Mantels hatte sich aufge- lebt! Erita, mein einziges Kind!" richtet. Mit dem Ausruf: Mein Kind, mein armes, unglück- Klaus Garbisiander, den der Schmerz des Vaters um liches Kind!" stürzte der Eindringling, ehe ihn jemand hindern seine verlorene Tochter gewaltig rührte, war tief erschüttert. fonnte, auf den Studenten Dmochowski los und hieb mit beiden Es war nunmehr seine felsenfeste lleberzeugung, daß Dmo­Händen nach seinem Hals. Der Angegriffene, des lleberfalls chowski nicht der Verbrecher war, zu dem der mitleidslose Herr nicht gewärtig, stieß, anstatt eine Parade zu wagen, die beiden Tudolin ihn gern gestempelt hätte. Das grenzenlose Leid, das Arme in die Luft, während sein Gesicht, auf dem die Todes in die astetischen, ausgemergelten Linien dieses Gesichts ge­angst sichtbar war, gegen die Stuhllehne gepreßt wurde; über- zeichnet war, fonnte weder Maske noch Berstellung sein; der dies strampelte und stocherte er mit den in wilden Abwehrbe- unglückliche Mensch dauerte ihn ebenso, wie der noch immer wegungen zuckenden Beinen, zwischen die der Angreifer sich auf dem Teppich kniende Bater, und er mußte an sich halten, gedrängt hatte. um nicht eine Handlung zu begehen, die Herrn Tudolin böse gemacht und die er selbst nachher bereut hätt.

Im nächsten Augenblick war der Bann, der über die In­fassen des Zimmers sich gebreitet hatte, gewichen; die zwei Polizisten waren aufgesprungen und dem atemlos zappelnden Studenten zu Hilfe geeilt, während Garbislander seinen Platz verlassen und den schier toll gewordenen alten Mann ent­schlossen am Arm gepackt hatte. Da die wenigen Worte, die der Tobende gerufen, der deutschen Sprache angehört hatten, verstand der Schriftsteller blitzschnell die Bedeutung dessen, was oor seinen Augen sich abspielfe, und er mußte, daß er den Kaufmann Diest vor sich hatte, den verzweifelten Vater, den er nun von seinem bedauernswerten Opfer losgureißen bemüht war.

Auch der Präfekt hatte sich erhoben und versuchte durch 3urufe auf den Tobenden begütigend einzuwirken, der sich jedoch von all dem nicht einschüchtern ließ, der blind und taub und fühllos schien und dessen Hände eisern den mageren Hals des Studenten umschlossen hielten, den sie um feinen Breis freigeben wollten.

Garbislander fand es mit Rücksicht auf ihn als Zuhörer, der der Landessprache nicht mächtig war, rücksichtslos, daß der Präfeft noch feine Bause hatte eintreten lassen, ihm erschien jedoch auch die Folterung des Studenten unmenschlich, den er jetzt, nachdem er ihn solange betrachtet hatte, mit ganz anderen Augen sah als früher, da er ihn für den zu allem fähigen Ver­brecher gehalten hatte, und der ihm nun, von dessen Schuld­lofigkeit er gegen jede Bernunft eigentlich überzeugt war, mie ein Märtyrer erschien. Zugleich sagte er sich erneut, daß dieser Fall ihn nichts anging, während er das bittere Unrecht empfand, daß Reuß zugefügt wurde, um den sich niemand Garbislander arbeitete mit dem Aufwand seiner ganzen fümmerte und den man völlig vergessen zu haben schien. Er Kraft, so daß es ihm schließlich mit Hilfe der beiden Polizisten hätte seine Zeit wahrhaftig nugbringender verwerten fönnen, gelang, Diest von dem Studenten zurückzureißen, der nach als hier zu figen, da er Frage und Antwort eintönig abrollen Luft schnappte und einer Ohnmacht nahe war. hörte, ohne beide zu verstehen. Und er legte sich abermals Der alte Mann fiel, ohne auf die drei Männer, die ihn die Frage vor, ob er denn wirklich darum die weite Reise an Armen und Schultern festhielten, zu achten, auf die Knie unternommen hatte? nieder, rutschte, die gefalteten Hände hoch erhoben, bis vor In diesem Augenblic fam es zu einer unvorhergesehenen, Dmochowski hin und wimmerte:" Wo ist mein Kind? Wo ist unwahrscheinlichen Unterbrechung des Verhörs, indem nämlich| meine Erifa? Sagen Sie mir doch, wo Sie sie gelassen haben?"

"

Der Präfekt bemühte sich angestrengt, den alten Herrn wieder auf die Beine zu bringen. Beruhigen Sie sich doch, Herr Diest ," sagte er. Es geht nicht an, daß Sie das Verhör länger aufhalten Wir werden bald damit zu Ende sein. Wenn Sie Lust haben, dürfen Sie hier bleiben und zu­hören..

Der alte Diest erhob sich nach einiger Anstrengung und ließ sich zu einem Sessel führen, auf den er sich niederfallen ließ.

Tudolin richtete an den Protofollführer eine Aufforde rung, worauf dieser aus der Flasche Wasser in das Glas goß, das er dem Studenten reichte, der es mit einem dankbaren Blick in Empfang nahm und hierauf mit durftigen Zügen daraus trant

Der Präfekt hatte wieder seinen früheren Platz einge nommen, und auch Klaus Garbislander, der darüber erfreut war, daß der aufregende Zwischenfall vorübergegangen war, hatte sich, wie ehedem, in feine Ede zurüdgezogen. Da das Berhör natürlich in russischer Sprache fortgefeht wurde, be dauerte er diese Tatsache empfindlicher als vorhin, da der Fall des Studenten ihn seit zehn Minuten lebhafter zu interessieren begann. Er nahm sich vor, darüber später ausführlich mit dem Präfekten zu sprechen, ihm vor allem seine Ansicht mitzu­teilen, daß er den Studenten nie und nimmer für schuldig, eines Mordes für unfähig haite, und daß er daher glaube, daß die Behörde, was diesen Berdacht und solche Spur anlange, auf dem Holzwege sich zu befinden scheine.( Forts. folgt.)