Einzelbild herunterladen
 
Mit harter Faust muß jetzt zugegriffen werden, denn die Gefahr Wächst. Die Mörderzentralen oersuchen in allen Städten unseres Landes Mörder zu werben. Am 3. Mai empfing der Prüder Tillefsens, der Mörder Erzbergers, einen Agenten, um ihn über seine Aufgaben zu infor- miercn. In dieser Jnstniktian entwickelte Tillessen   sein Programm, das in der Wiedererrichtung der Monarchie gipfelte, allerdings ohne Wilhelm II.   Er sagte, es müsse mit aller Energie und mit den schärfsten Mitteln vorgegangen werden. Als eines dieser Mittel bezeichnete er Provokationen. Und die Reichswehr   rechnete er zur hauptsächlichsten Stütze der Reaktion(Gr. Unruhe im chause! Stürmische Rufe links: Ein Skandal! Unerhört!) Daß die Reaktion bei den aus den Provokationen sich ergebenden Unruhen und Gewalttaten die Oberhand behalten werde, war für Herrn Tillessen selbstverständlich. Auf eine Frage des Agenten, was er denn unter Provokationen verstehe, nahm Herr Tillessen   das Bild feines Bruders, des Erzberger  -Mörders, vom Schreibtisch mit den Worten:Das ist mein Brüderchen, der hat das erste Schwein ge- killt."(Lcbh. Pfuirufe links. Gr. Unruhe im Haufe). Am Bahnhof drückte Tillessen   dem Agenten dann 20 000 M. in bar und ein Dillct für den V-Zug nach München   natürlich in die Hand. Hier wurde der Agent am 5. Mai beim Kapitänleutnant H o f f m. a n n eingeführt, der die Leitung der OrganisationConsul" hatte. Hier erhielt der Mann weitere 2000 M. Herr Hosfmann er- klärte, das b e st e M i t t e l zur Beseitigung der Demokratie sei die Beseitigung linksgerichtet« Führer. (Hört! Hört!) Nach Erzberger kämen vielleicht Minister R a t h e n a u und Scheidemann   in Frage. Der Agent erhielt den Auftrag, hier in Berlin   einen ihm unbekannten Herrr, aufzu- suchen und diesen nach Kassel   zu begleiten, um ihn dort über die örtlichen Berhältnisse zu informieren. Hier haben wir es zweifellos mit dem Mann zu tun, der das mißlungene Attentat auf Scheide- mann begangen hat.(Hört! Hört!) Wir fordern die Verfolgung und Aufhebung dieser Geheim- vrganisotioncn, rllcksichtsloseVerhaftung der Verdächtigen. gleichviel, ob sie aktiv oder als Geldgeber der Mordorgani- fationen sich betätigen, Verbot der Regiments feiern und Appelle, Verbot der schwarzweißroteu Mörderfahne, Reorganisation vor allem der Reichswehr   und Reinigung der Schupo von allen reaktionären Elementen. Wir fordern die Reorganisation der I u st i z und auch besonders der Staatsanwaltschaft.(Lebhafter Beifall.) Das ist notwendig, wenn wir darai denken, daß in Preußen tatsächlich an Stelle des erkrankten Herrn Zehnhoff der Staatssekretär M ü g g e l die Geschäfte führt, von dem wir sogen können, daß es gleich wäre, ob an seiner Stelle gleich Herr Hergt die Staatssekretär- Seschäfte für Justiz in Preußen in der Hand hätte.(Sehr gut!) nd auf der gleichen Höhe steht unser Vertrauen zur Justiz in Preußen, wenn wir daran denken, daß der P e r s o n a l referent im Justizministerium der Vorsitzende des deutschnationalen Wahlocreins in Lankwitz   ist(Lcbh. Hört! hört!), daß diesem deutsch  - nationalen Parteigänger die Staatsanwaltschaften des ganzen öst- lichen Preußens unterstellt sind. An die Arbeiterschaft richte ich den Mahnruf: Laßt Euch nicht prvozieren! Macht die Hoffnungen der Reaktion aus Putsche   und Gcwalttällgkeikeu zuschanden. schließt Euch zusammen zum Schuhe der Republik  . In Eurer Hand liegt die Zukunft unseres Hc lies. Nieder mit der Reaktion! Es lebe die Republlk!(Lan anhaltender stürmischer Beifall links, in der Mitte und auf den Tribünen.) Abg. Marx(Z.): Eine ungeheuerliche Tat hat nicht nur im Kr.'ise unserer Partei, nicht nur im deutschen   Volke, sondern auch tn Kreisen des Auslandes eine außerordentliche Erbit- tsrung hervorgerufen. Der Mann, der jetzt ermordet vor uns liegt, war der B e st e n einer, ein untadliger Charakter, ein Mann von hohem Gedankenflug und reinem Herzen. Wie gewissen- lose Mörder sich gerade einen solchen Mann als Opfer ausersehen konnten, ist mir geradezu unverständlich. Aus einer weit über Deutschlands   Grenzen hinaus angesehenen Stellung hat er sich auf den ersten Ruf des Präsidenten in den Dienst des Staates gestellt. Uns dieses Mannes gerode in der heutigen Zeit, gerade jetzt, wo wir in so schweren Verhandlungen mit dem Auslande stehen, durch Mörderkugeln beraubt zu haben, damst hat man ein Verbrechen an Deutschland   begangen, das durch irdische Strafe nicht zu sühnen ist. Der Bestand der Republik   ist wieder in Gefahr. Wir stehen an einem Wendepunkt unserer Geschichte. Jeder, der es mit unserem Staatswesen und mit der Reichsoerfassung ernst meint, ist jetzt verpflichtet, mit aller Energie, mit allem Ernst zur Staatsform und zur Verfassung Stellung zu nehmen, Wanken und Schwanken gibt es nicht mehr. Es muh entschieden werden: hie Republikaner, hie Andersdenkende.  (Lebhafter Beifall.) Wer Gegner der Verfassung ist. möge es offen sagen, aber er ist dann auch Gegner des deutschen   Volkes.(Stürmischer Beifall.) Ich kann nicht verschweigen, daß die oeutschnationale Presse seit Monaten darauf a u s a eh t, in geradezu unverantwortlicher Weise die politischen Leidenschaften anzuspornen. Die Ueberschrift, die dieDeutsche Tageszeitung" einem Artikel über das Attentat auf Scheidemann   gegeben hat, hat auch mir wirklich die Schamröte ins Gesicht getrieben. Das Zentrum stellt sich einmütig hinter die Regierung und erklärt die Verordnung des Reichspräsidenten für durchaus b e- gründet und gerechtfertigt. Nicht das patriotische Wort- geplänkel, die Häufung nationalistischer Phrasen ist nationale Ge- sinnung. National sind wir, die wir mit den Demokraten und Sozialdemokraten im Dienste des Vaterlandes positiv arbeiten. Nie- mals wird das Zentrum als politische Partei das vergessen, was unter dem alten Regime ihm mit Ausnahmegesetzen angetan wurde. Wir billigen auch die weitere Ausdehnung der Strafan- drohung auf Beschimpfungen der Person des Reichspräsidenten   und der Regierungsmitglieder. Dem Unfug auf diesem Gebiete muß endlich ein Ende gemacht werden. War es denn notwendig, daß die Deutsche Volkspartei   sich am Samstag bei der Abstimmung über die Veröffentlichung der Reden des Reichskanzlers und des Reichspräsidenten von den andern Par- teien trennte? Es handelte sich doch darum, eine Kundgebung zu veranstalten. Wir haben noch niemals Hinderniste in den Weg gelegt, wenn es sich um die Frage einer Erweiterung der bestehenden Koalition handelte. H e l s f e r i ch hat erklärt, daß er, weil er in der Pfalz  zu Hause ist, Verständnis für die besetzten Gebiete hätte. Aber er scheint doch zu lange die Luft Berlins   geatmet zu haben, er kennt nicht mehr, was uns wirklich drückt am Rhein  , sonst hätte er nicht in der Art gesprochen, wie er es am Freitag getan hat. Die Agitation gegen das Umlageverfahren, die in bäuerlichen Kreisen der Rheinprooinz getrieben wird, die der Rechten nahestehen, wird von der französischen   Besatzung benntzk. um die Rheinprovinz   in ihrer Treue gegen Deutschland   zu erschütlcrn. Es ist geradezu unverantwortlich, wenn in dieser Weis«, wie es Herr Helfferich tot, hier von der Tribüne geredet wird. Auch von dieser Stelle aus möchte ich den Alliierten zurufen, daß sie im eigenen Interesse gut daran tun, einmal einen ver- söhnlichen Weg einzuschlagen. Ich schließe mit der Erklärung: Wir treten hinter die Regierung, wir vertreten einmütig bis zum letzten Moon die Politik, die vom Reichskanzler Wirth, unserem Wirth, in Deutschland   inauguriert und durchgeführt worden ist.* Abg. Dr. Hergt(Dnat.) wird beim Betreten der Rednertribüne von der Linken mit stürmischen Entrüstungsrufen empfangen. Die Sozicldcmokraten verlassen geschlossen den Saal. Ledebour rufi: Hier bleiben! Wir wollen den Angeklagten '-on-im� dT; antworten! Dem Präsidenten L ö b e ist c? fast unnipglich. Ruhe her- zustellen. Der Red»« wird fast nach jedem Satze pün der äußersten
Linken mit stürmischen Rufen, wieHeuchler" undMörder!", Unoerschämtheltl" undFrechheit!" unterbrochen. Hergt erklärt, daß die Deutjchnationale Volkspartei von tiefster Entrüstung und Empörung über die verruchte Tat erfüllt ist, der Minister Rathenau   zum Opfer� gefallen ist, und anerkennt, daß außerordentliche Maßnahmen der Reichsregierung nötig sind. Er bemängelt aber, daß diese Berordnung sich ausschließlich gegen die Rechtsparteim richtet und befürchtet, daß der Staatsperichtshof schon in seiner Zusammensetzung einen politischen Charakter erhält. Die Deutsche Volkspartci wird daher die Verordnung als mit dem Geist der Verfassung nicht vereinbar be- kämpfen.(Bravol rechts. Lebhafte Pfuirufe links.) R e i ch s j u st i z m i n i st e r Dr. Radbruch: """Die Verordnung des Reichspräsidenten   ist aus einer Notlage erwachsen, die durch Ausschreitungen und Kundgebungen rechts- radikaler Kreise entstanden ist. Irgendwelcher Anlaß zu Be- fürchlungen linksradikaler Ausschreilungen liegt nicht vor.(Leb- Haftes Sehr richtig! links.) Eine Berordnung. die sich auf bisher gar nicht vorliegende linksradikale Ausschreitungen miterstrecken würde, würde dem Geist des Artikels 48 der Reichsverfastung widersprechen. Besorgnisse der Arbeiterschaft, daß auch diese Verordnung gegen links angewendet werden würde, sind völlig nnbegründel. Die FassungGewalliaten gegen die republikanische Staats- form" ist nach eingehender Prüfung gewählt worden, um klar- zustellen, daß rechtsradikale Gewalttaten gemeint sind. Weiter habe ich zu bemerken: Die lange Liste der ungefühnten Verbrechen gegen links st ehende Politiker läßt, das betone ich hier nicht zum erstenmal, die von den sozialistischen   Parteien längst geforderte Amnestie unerläßlich erscheinen.(Lebhaftes Bravo! links.) Ich darf im Namen der Reichsregierung erklären, daß das Gesetz zum Schuhe der Republik  , das dem Reichstag   alsbald zugehen wird. die polirifche Amnestie bringen wird(Erneutes Bravo  ! links), und ich gebe der festen Erwartung Ausdruck, daß sie durch weilgehende Amnestie» der Länder ergänzt werden wird.(Lebhafter Beifall bei der Mehrheit) Abg. Erispien(V.-Soz.): Wer dem Abgeordneten Hergt während seiner Rede ins Gesicht sah. der hat deutlich das Kains­zeichen gefehem das auf feiner Stirn steht. Wir wisien sehr wohl, daß die Deutschnationalen sich, solange ihre Kreaturen in den be- hördlichen Stellen der Verwaltung und der Justiz befinden, Aus- nahmeverordnungen nicht zu fürchten haben. Um so mehr hat die Arbeiterschaft die Pflicht, aus dem Posten zu sein. Der gemeuchelte Minister war unser politischer Gegner, aber er genoß auch als sol­cher Durchaus unsere Achtung, weil er das Beste für das deutsche   Volk erstrebt hat. Als Mensch und Charakter haben wir den Mann kennengelcnü, der von einer Bestie ermordet wurde. Die Behauptung des Abg. Hergt. die Deutschnationalen seien nicht schuld an dem Verbreche», kann nicht bewiesen werden, sie ist nichts als eine Spiegelfechterei.(Lebh. Sehr richtig! links). Zahlreiche Pressestimmen und Kundgebungen aus dem Lager der Rechtsparteien haben die Atmosphäre geschaffen, die zum Morde führte. In Elberfeld   haben z. B. nach dem Bekanntwerden der Er- mordung Rathenous Hakenireuzler Siegeslieder gesungen. (Stürmische Entrüstungsruse auf der Linken.) Hunderte von Be- weifen liegen vor von der Mitschuld der Deutschnationalen. Sie zei- gen, daß die D e u t sch n a ti o n a l e Partei eine atrsge- sprochene Mörderorganisation i st.(Lebh. Sehr wahr! link.) Wir haben dafür zu sorgen, der alten Ofsizierkoste, die jetzt nicht mehr in Massen morden kann und dafür gegen die eigenen Volksgenossen wütet, das Handwerk zu legen. Die Verbrecher müssen da ausgemerzt werden, wo man sie antrifft. Dr. Rathenau hat für die Erkenntnis, daß wir die Well aus der Knechtschaft des Kapitalismus befreien müssen, wenn wir zu einem wirklichen Frieden gelangen wollen, mll seinem Leben be» zahlen müssen. Die Ausnahmeverordnung muß durch gesetzliche Maß- nahmen alsbald abgelöst und darf nicht in ihr Gegentell ver- kehrt werden. Gegen den Staatsgerichtshof haben wir einige Be- denken. Aus der Schupo und Reichswehr   müssen alle Offiziere onllassen werden. Das Vermögen der ehemaligen Lcmdesfürsten muß zur W i e- dergutmachung verwendet werden. Wenn die Regierung versagt, dann zwingt sie die Arbeiter zur Notwehr, dann werden die Gewalttaten mit Gewali» taten beantwortet werden.(Stürmischer Beifall links.) Reichskanzler Dr. wirth: Meine Damen und Herren! Es war nicht mögllch, gestern den Werdegang des Ministers Rathenau   und seine Verdienste um das deutsche   Volk und die deutsche Republik ausgiebig zu würdigen. Es war auch nicht möglich und ich persönlich müßte als fein Freund das mit besonderer Bewegung tun, über die großen Eni- würfe seiner Seele zu sprechen. Allein, meine Damen und Herren, eins will ich heute in Ihrer Mitte doch sagen: Wenn Sie in Deutsch  - land auf einen Mann, auf seine glänzenden Ideen, auf sein Wort, auf seine Initiative hätten bauen können, dann wäre es die Ar- beit des Dr. Rathenau bezüglich der großen Schicksalsfrage der Alleinschuld Deutschlands   am Kriege gewesen. Hier sind große Entwicklungen jäh unterbrochen worden, und die Herren, die die Ver- antwortung dafür tragen, können das niemals vor ihrem Volke wieder gutmachen. Meine Damen und Herren! Ich bin der Rede des Abgeordneten Dr. Hergt mit steigender Enttäuschung gefolgt. Ich habe erwartet, daß heute nicht nur eine Verurteilung des Mordes an sich erfolgte, sondern daß diese Gelegenheit benützt worden wäre, u m einen Strich zu ziehen gegen die, gegen die sich die leiden- schaftlichen Anklagen des Volkes in ganz Deutschland   erheben. Ich habe erwartet, daß von dieser Seite heute e i n Wort falle, um auch einmal die in ihren eigenen Reihen zur Ordnung zu rufen, die an der Entwicklung der Mordatmosphäre in Deutschland   zweifel­los persönllch Schuld tragen. Wie weit die Vergiftung in Deutschland   geht, will ich nur an einem Beispiel zeigen. Ich verstehe, daß man an der Politik der Regierung, an unserem Verhalten Kritik üben kann. Warum nicht? Ich verstehe auch ein scharfes Wort, verstehe auch Hohn und Spott im politischen Kampf, und ich verstehe auch die Verzerrung zur Kari- katur. Ziel und Richtung unserer Polittt aber sollte Gemeingut dieses ganzen Hauses sein. Ziel und Richtung unserer Politik ist die Rettung der deutschen   Nation.(Lebhafte Zustimmung.) Die Methode, meine Damen und Herren, die ist strittig. In Fragen der Methode aber sollten sich Söhne des deut­ schen   Volkes mindestens mit der Hochachtung begegnen, die es uns ermöglicht, vor dem Ausland als eine einheiMche Nation überhaupt auszutreten. (Stürmischer Biefall links und in der Mitte.) Wenn wir nun die Politik der letzten Jahre überschauen, so hat es, wie ich Ihnen sagen darf, herbe Enttäuschungen gegeben. Tiefster Schmerz hat sich in unsere Seele dann und wann gesenkt, und wir haben das Zittern des deutschen   Bolkskärpers in seiner Arbeiter- und Beamtenschaft erlebt. Nun glaubt ein Reichstags- kollege, der von Forderungen über neue Beträge spricht, die not- wendig sind, um die Arbeiter und Beamten in ihren Bezügen auf- zubessern, in seinem Blatt folgendes schreiben zu können: Die jetzige Regierung ist in Wirklichkeit nur ein«, vom Deutschen   Reich zwar bezahlt«, Angestellte der Entente, die ihre Forderungen und Borschrifteu einfach zu erfüllen hat; jonst wird sie einfach auf die Straße gesstzt und ist brotlos.
Können Sie sich eine größere Entwürdigung von Menschen denken, die, wie wir, seit Johresftist an dieser Stelle stehenl Steigt Ihnen(zu den Deutschnationalen gewendet) da nicht auch die Schamröte ins Gesicht?(Lebhafte Ruf«: Namen nennen!) DasDeutsche Tageblatt", Herausgeber Reinhold W u l l e. Aber, meine Damen und Herren, die Sache hat noch ein« größere Bedeutung: Hier liegt nicht nur eine redaktionelle Ver- antwortung vor, sondern dieser Artikel mit den schmählichsten Beleidigungen ist au s d r ü ck l i ch gezeichnet von Reinhold W u l l e, Mitglied des Reichstags! Das ist(zu den Deutschnatio- nalen gewendet) Ihr Kollege! Zum Schluß schreibt Wulle, der von uns sagt, daß wir Ententeknechte seien,daß das ganze System zum Teufel gejagt werden muß, weil wir in Berlin  «ine deutsche   Regierung, aber keine E n t e n t e kommission brauchen I" Wo ist von Ihrer Seite(zu den Deutschnationalen gewendet) im Laufe des Jahres« i n Wort gefallen gegen!Kis Treiben der» jenigen, die die Mordatmosphäre in Deutschland   tatsächlich geschaffen haben? Da wundern Sie sich über die Verwilderung der Sitten, die nun eingetteten ist.(Stürmische Zustimmung.) Wir haben in Deutschland   geradezu eine polltische verkierkheitl Meine Damen und Herren, ich habe die Briefe gelesen, die die unglückliche Frau Erzberger   bekommen hat. Die Frau lehnt es ab, sie der Oeffentlichkeil preiszugeben. Wenn C i e diese Briese gelesen hätten, wenn Sie wüßten, wie man diese Frau, die den Mann verloren hat, deren Sohn rasch dahingestorben ist, deren eine Tochter sich dem religiösen Dienst gewidmet hat, gemartert hat! Man hat in diesen Briefen der Frau mitgeteilt, daß man die Grabslelle des Mannes beschmutzen will, nur um Rache zu üben. (Lebhafte Unruhe und Erregung.) Wundern S i e sich, wenn unter dem Einfluß der Erzeugnisse Ihrer Presse der letzten Tage Briefe an mich kommen, wie ich einen von gestern hier in der Hand habe, der die Ueberschrift ttägl: Am Tage der Hinrichtung Dr. Rathenaus l"? Wundern Sie sich dann, wenn«ine Atmosphäre geschaffen ist, in der auch der letzte Funke polittscher Vernunft erlosch? Ich will nur den Schlußsatz dieses Briefes vorlesen:Im Guten habt Ihr Männer des Ersüllungswahnsinns auf die Stimmen derer nicht hören wollen, die von der Fortsetzung der Wahnsinnspolitit abrieten. So nehme denn das harte Verhängnis söinen Lauf, auf daß das Vaterland gedeihe!"(Andauernde stürmische Erregung.) Wollen wir ans dieser Atmosphäre und das ist es doch, worauf es allein ankommt wieder herauskommen, wollen wir gesunden, dann muß das System des politischen Mordes endlich enden, das die politische Ohnmacht eines Volkes offenbart. (Lebhafte Zustimmung.) Wollen wir aus diesem System heraus, so müssen alle, die überhaupt noch auf das liebe Himmelslicht Vernunft einen Anspruch machen, daran arbeiten, diese Atmosphäre zu entgiften. Und w i e kann sie entgiftet rckerden? Meine Damen und Herren! Sie können mir gewiß zurufen: Das ist eine Frage, die man zunächst an die Alliierten zu stellen hat! Nun, ich war Zeuge bedeutsamer Unterhaltungen unseres ermordeten Freundes mit den mächtigsten der alliierten Staatsmänner in Genua  . Einen beredteren Anwalt in ernstasten Gesprächen, einen beredteren Anwalt für die Freiheit des deutschen  Volkes als Herrn Dr. Rathenou halten Sie ganz bestimmt nicht finden können! Seine Art, die Atmosphäre vorzubereiten, die DeHandlung der Probleme aus der Atmosphäre der Leidenschaft in eine ruhigere Erwägung und vornehmere Gesinnung hinüber- zuführen, das hat keiner so verstanden wie Hetr Dr. Rathenau. Ich war Teilnehmer und Zeuge eines Gesprächs mit dem ersten englischen Minister Lloyd George  , in dessen Verlauf Dr. Rathejiau ganz klar und ernsthast sagte:Unter dem System, unter dem uns zurzeit die Alliierten halten, kann das deutsche   Volk nicht leben!" Niemals habe ich einen Mann edlere vaterländische Arbelt ver- richten sehen als Dr. Rathsnau. Was aber war nach der rechtsvölkischen Presse sein Motto? Wenn ich in diesem Briefe lese, daß natürlich die Verträge alle nur abgeschlossen sind, damit er und seine Judensippschaft sich bereichern können, dann können Sie wohl verstehen. daß unter dieservölkischen" Verhetzung, unter der wir leiden, unser deutsches vakerland rettungslos dem Unkergavg entgegentreiben muß. Ich war heute beim Kirchgang Zeuge des Aufmarsches der großen Massen zur Demonstration im Lustgarten. Da war Ord­nung, da war Disziplin. Es war Ruhe; aber mögen sich die kreise in Deutschland   durch diese äußere Ruhe nicht täuschen lassen. In der Tiefe droht ein Vulkan!(Stürmischer Beifall.) Ich muß hier das Wort wiederholen, dos ich seinerzeit ge- sprachen habe, daß in einem so wahnwitzigen Entscheidungskampf, den viele von Ihnen gewissenlos herbeiführen, uns unsere Pflicht dahin führt, wo die großen Scharen des arbeiten­den Volkes stehen!(Erneuter lebhafter Beifall) Meine Damen und Herrenl Die Frage ist.ernsthaft, sie muß hier in Ruhe erörtert werden. Gewiß können wir aus eigener Kraft ohne Einsicht der alliierten Staatsmänner Ruhe und Ordnung in Deutschland   und ein Wiedererwachen des deutschen   wirtschaftlichen Lebens nicht herbeiführen. Darüber soll kein Zweifel gelassen werden: Abgesehen von dem oder jenem Zeichen des Verständnisses haben die alliierten Regierungen dem demokrattschen Deutschland   im Laufe eines Iahres nur De- müttgungen zugefügt.(Lebhafte Zustimmung.) Ich spreche es offen aus: Der Wahn, der durch die Welt ging. als ob der Ausgang des Krieges eine Sicherung demokratischer Freiheit sei, das war eben nur ein Wahn und eine schmerzliche Enttäuschung für das deutsche   Volk und auch die größte Eni- länschung für die deutsche  , auch die radikal gesinnte Arbeiterschaft. Die Entscheidung über Oberschlesien   lag nicht in unserer Macht. Ich kenne die Angriffe gegen die Männer, die trotz Ober- schlesien die Politik weitergeführt haben, weil es ehen leinen an» dern Weg gab. Die Entscheidung über Oberschlesien   war das größte, das himmelschreiendste Unrecht, das dem deutschen   Volke durch den Bruch des Versailler Vertrages angetan weroen tonnte. (Stürmische Zustimmung.) Ich bin von einem alliierten Staatsmann es war Lloyd, George gefragt worden: Herr Reichskanzler, wie stellen Sie sich zum Völkerbund? Ich habe ihm folgende Antwort gegeben: Ich bin ein Freund eines Völkerbundes und ich würde den Tag begrüßen, wo die große Organisation der Völker geschaffen wer- den könnte, um allem, was Menschenantlitz trägt, den Frieden auf der Welt zu bewahren. Aber so habe ich weiter geftagt will man dem Völkerbund dienen in Deutschland  , so muß man zurzeit ich unterstreiche doszurzeit" es war gestern vor Wochen in Genua  , vieleicht ist heute die Situation schon anders, will man diesem Völkerbunde einen Nutzen bristgen, so muß man nach der Entscheidung von Oberschlesieu von diesem Völkerbund  « schweigen.