Ein Produkt der Mgst. Niemals hat bisher die deutschnationale Parteileitung es für notwendig gebi.lterr offen und tlo? von de " Gewalt- Politikern abzurücken, die unter dem Schutze ihrer Fittiche den politischen Meuchelmord zum Evan- gelium erklärt haben. Als die K a p p i st e n in Berlin ihre „Schieberbörse" aufmachten, waren die Hergt und Genossen alsbald in eifrigstem Berhandeln mit dieser„neuen Regie- rung". Qirst als die Sache schief gegangen, kamen sie mit der Erklärung zutage, daß sie nur auf verfassungsmäßigem Wege ihre monarchistischen Ziele erreichen wollten. Als Erzberger gefallen war, frohlockte die deutschnatio- nale Provinzpresse in unverhüllter Schadenfreude. Und auch führende Deutschnationale Berliner Blätter machten kein Hehl aus ihrer Genugtuung über das erfolgreiche Attentat von Griesbach. Die deutschnationale Parteileitung aber heul- ineierte darüber, daß man sie mit einem Vorwurf belaste, den sie nicht verdiene und gleichzeitig hetzte sie mit allen Mitteln die bayerische Kahr-Regicrung auf, durch aktiven Widerstand die aus der Not geborenen Ausnahmeverordnun- gen der Reichsregierung zu sabotieren. Jetzt, da nach der Ermordung Rathenaus die Schande allzu offenbar geworden ist, und da im Reichs- tage von mehr als einer Seite den Deutschnationalen die G e- w i s s e n s f r a g e gestellt wurde:„Wo und wann seid ihr von den Deutschvölkischen abgerückt, die als Mitglieder in Eurer Mitte sitzen und die offen die Gewalttat gegen Vertreter der Republik predigen?", jetzt endlich fühlt sich wenigstens der V o r s i tz e n d e der Deutschnationalen Partei veranlaßt, in einer langen Erklärung von diesen gewalttätigen Elementen abzurücken und ihre Entfernung aus der Partei zu fordern. Diese Erklärring ist nach mehr als einer Richtung von Interesse, weshalb wir sie als gefchicht- liches Dokument in ihrem vollen Wortlaute hier wiedergeben: Durch die Erklärungen der dsutschnationalen Fraktionen des Reichstags und des Preußischen Landtags ist die Empörung und E n t r ü st u n g der Deutschnationalen Volkspartei über das schmachvolle Verbrechen, dessen unschuldiges Opfer der Reichsminister Dr. Rathenau geworden ist, zum Ausdruck gekommen. Wiederum ist diese Mordtat zum Anlaß genommen worden, um unerhört«, unbewiesene und nie beweisbar« Beschul- digungen und Verleumdungen gegen unsere Partei, unsere Führer, Mitglieder und Anhänger zu schleudern. Mit Entrüstung weisen wir im Bewußtsein unseres reinen Gewissens diese niederträchtigen Verdächtigungen zurück, die um so verwerflicher sind, als gerade durch sie der Frieden im Lande aufs schwerste bedroht und die Her- stellung einer gemeinsamen Kampsfront gegen die furchtbare Der- wilderung der Sitten, die unter dem Drucke des Diktats von Ver- sailles und all seinen Folgen in unserem Volke immer weiter um sich greift, unmöglich gemacht wird. Mit Verbrechern und Mordbuben hat die Deutschnakionale volkopartei nichts gemein. Seit Gründung der Deutschnationalen Volkspartei haben wir nie einen Zweifel darüber gelassen, daß wir die Erreichung unserer Ziele nur auf verfassungsmäßigem Wege und mit den Mitteln des Rechts und der Ordnung er- streben. Wir wissen, daß dieser Grundsatz Gemeingut aller In der Deutschnationasen Volkspartei organisierten Deutschen ist. Die Parteileitung hat wiederholt in früheren Fällen politischer Der- brechen die Behörden bei ihren Maßnahmen mit allen ihr zu Ge- böte stehenden Mitteln tatkräftig unterstützt. Wir verlangen darum auch von der Regierung, daß sie unsere Partei und die in ihr ver- einten Millionen deutscher Wähler und Wählerinnen gegen verlogene und haßerfüllte Verleumdungen deckt, daß sie aber auch den Schein vermeidet, als ob sie sich solche Verdächtigungen selbst zu eigen machen wollte. Für diesen selbstverständlichen Schutz der staats- bürgerlichen Ehre unserer Mitglieder und Anhänger wird die Partei mit aller Entschiedenheit eintreten. An unsere Freunde im Lande richten wir das dringende Er- suchen, in diesen erregten Zeiten völlige Ruh« zu bewahren und sich auch durch Provokationen nicht zu Unüberlegtheiten hin-
reißen zu lassen. Durch die Verordnungen des Reichspräsidenten vom 24. Juni d. I., die nach der eigenen Erklärung der Reichsregie- rung ausschließlich gegen rechts gerichtet sind, sind wir aufs schwerste bedroht. Wir werden' gegen jedes Unrecht, das uns auf diese Weise angetan wird, mit allen gesetzlichen Mitteln ankämp- fen. Wo aber die Staatsbehörden sich für die Wiederherstellung des inneren Friedens gleichmäßig ohne Ansehen der Person und der politischen Parteistellung einsetzen, können und müssen sie der tat- kräftigen Unterstützung der in der Deutschnationalen Volkspartei organisierten, ordnungsliebenden Teile des deutschen Volkes ge- wiß sein. Die Ehre unserer Partei und die Heiligkeit unserer Ziele macht uns zur gebieterischen Pslichl, daß wir unsere eigenen Reihen rein halten von etwaigen Elementen, die es nicht anerkennen wollen, daß unsere politische Arbeit sich nur aus verfassungsmäßiger Grundlage vollziehen kann und darf. Aufgabe unserer Parteigliederungen im ganzen Reiche ist es, über diese Reinhaltung der Partei mit allen Mitteln zu wachen. Gegen jeden, der Gewalttaten predigen, gut- heißen oder sich etwaigen Organisationen anschließen sollte, über ! deren Ziele in dieser Hinsicht Zweifel bestehen könnten, ist rücksichtslos ' der Ausschluß aus unserer Partei zu bewirken. Wenn so durch gemeinsame Arbeit aller wirklich Deusschnatio- nalen für die unbefleckte Ehre unserer Partei Gewähr geboten wird, wissen wir uns mit allen Freunden im Lande einig in der festen i Zuversicht, daß unsere Sache zum besten der Erneuerung und Be- ' freiung unseres Volkes und Vaterlandes auch die schweren Stürme der Gegenwart siegreich überstehen wird. Jeder, der diese Erklärung des Herrn H e r g t liest, wird den Zwiespalt herausfinden, der sie auszeichnet! Zunächst wird mit positiver Gewißheit ausgesprochen, daß alle in der Deutschnationalen Partei„organisierten Deutschen " Gegner der Gewaltaten sind und schließlich wird doch aufgefor- dert, gewalttätige Elemente aus der Partei zu ent- fernen, in der sie angeblich gar nicht vorhanden sind! Vielleicht werden wir in den nächsten Tagen in der deutsch - nationalen Presse diesen Aufruf wieder mit all den tröstlichen Versicherungen begleitet finden, daß immer und zu jeder Zeit die Deutschnationalen auf dem gleichen Standpunkte gestan- den haben, den ihr Vorsitzender Hergt jetzt zu deklarieren sucht. Vielleicht aber wird auch in der Zeitung des früheren deutschnationalen Landtagsabgeordneten Maurcnbrecher wieder ein Mitarbeiter wie nach dem Tode Erzbcrgers schreiben, daß„einem das große Kotzen an- käme" bei soviel Wehleidigkeit, wie sie sich in der deutsch - nationalen Führerschaft über die Mordtat äußere! Man darf Herrn Hergt fragen, ob er die Maurenbrecher und seine Mit- arbeiter noch als Mitglieder der Deutschnationalen Partei ansieht, man darf ihn weiter fragen, ob er Reinhold Wulle und seine deutschvölkischen Sondergenossen noch weiter als Mitglieder der Partei dulden will. Oder ob er etwa die Absicht hat, nachträglich den Ausschluß der„Pommerschen Tagespost" zu veranlassen, die nach dem Tode Erzbergers fönn- lich aufjauchzte, daß dieser Mann zur Strecke gebracht war? Man wird weiter an den Vorsitzenden der Deutschnationalen Partei die klare Frage richten müssen, ob die Till essen und Schulz, die K i l l i n g e r und H o f f m a n n, die T r a u b und all die anderen, die mit ihnen sympathisieren, Mitglieder der Deutschnationalen Partei waren und sind? Villeicht kann auch Herr Hergt darüber Auskunft geben, wie jene Briefe zu verstehen waren, die die Verwandten des Erz- berger-Mörders Schulz einander schrieben und in denen davon die Rede war, daß er die Tat„für seine Partei" voll- bracht habe und daß„die Partei" ihn daher unterstützen müsse! Das find wie gesagt Fragen, die der Beantwortung harren. Aber auch, wenn Hergt in der Lage wäre, sie mit gutem Gewissen alle glatt zu verneinen, so würde doch niemand das Gefühl los werden, daß seine neueste Erklärung ein Vrodukt der Angst ist. Endlich fühlen auch die Deutschnationalen, daß sie unter den Schlitten kommen wür- den, wenn die von den breiten Massen des Volkes gestützte Regierung endlich fest zugreifen würde. Je mehr
Tage indessen ins Land gehen, ohne daß den Ausnahme« Verordnungen ihre rücksichtslose Anwendung folgt, desto mehr wird sich die Angst verflüchtigen und desto drei st er wer- den die Reaktionäre ihr Haupt erheben d—*•* Auch die wehleidige Erklärung der Deutschnationalen von heute, daß sie die politische Mordtat verabscheuen, sollte die Reichsregierung und den Reichstag nicht davon abhalten, jetzt fest zuzupacken und die Personen unschädlich zu machen, die bisher den Mittelpunkt der reaktionären Propa- ganda darstellten. Wenn Gefühls momente Geltung haben dürfen, fo nur das eine, daß die Notwehr der Rc- publik dazu zwingt, die T r ä g e r des monarchischen Ge- dankens außer Gefecht zu setzen.
Slutschulö unö Heuchelei. Ein dcutschnationales M. d. R. als Mordhefcer. In der„Germania " macht Graf Albrecht Montgelas auf einen Aufsatz aufmerksam, den der deutschnatio nale Reichstagsabgeordnete Major a. D. Wilhelm Henning im Juniheft der„Konservativen Monatsschrift" über den Rapallo-Vertrag veröffentlicht. In diesem vornehmen, schon 1843 gegründeten Monatsblatte, zu dessen ständigen Mitarbeitern auch Graf Westarp gehört, schreibt Herr Henning folgende Pöbeleien: „Bolschewismus ist der Kampf des internatio- nalen Judentums zur Vernichtung des natio- nalen Besitzers."(Im Original gesperrt gedruckt!!) „So lösen sich alle Rätsel— in Rußland, und in vieler Beziehung in der deutschen Außen-, Innen- und Finanzpolitik! So er- scheinen die Abmachungen des Vertrages von Rapallo plötzlich in einem anderen Lichte: der„deutsche" Jude Hilst dem„russischen" Juden zur Erreichung des gemeinschaftlichen Zieles!" Und von der Sühne für die Ermordung des Grafen Mir- dach heißt es, daß bisher stets von einer solchen gesprochen worden sei, bis, ja bis: „Kaum hat der internationale Jude Rathenau die deutsche Ehre in seinen Fingern, so ist davon nicht mehr die Rede." Und dann, wiederum gesperrt gedruckt:„Die deutsche Ehre ist keine Schacherwore für internationale Iudenhönde! In der Ehrenfrage der Völker aber liegt ein tiefer historischer Sinn und eine geschichtliche treibende Kraft— auch wenn Sie kein Verständnis dafür haben! Die deutsche Ehre wird(im Original gesperrt) gesühnt werden. Sie aber. Herr Rathcnau und Ihre hiulerleute werden vom deutschen Volke zur Rechenschaft gezogen werden,„sonst hätte"— um Ihre eigenen Worte zu gebrauchen,—„die Weltgeschichte ihren Sinn verloren!" Entrüstet fügt Graf Montgelas diesen Zitaten hinzu: „So schreiben in dcr Oeffcntlichkeit, so reden im P r i v a t k r e i s e die verantwortlichen Führer einer verblendeten konservativen Schicht der deutschen Bevölkerung. Wo bleibt die „deutsche Ehre", wenn man hinterher zu feige ist. um zu den Taten zu stehen, die auf solche Worte naturgemäß folgen? Man weiß nicht, ob man über die Dummheit solcher Leute oder über ihre Feigheit und Gemeinheit sich mehr entrüsten soll!" Das sind kräftige Worte, die sich auch Herr Hergt und sein Fraktionsgenosse Graf W e st a r p zu Gemüte führen sollten, besonders nach der neuesten„Erklärung" der Deutsch - nationalen._ Der Untersuchungsrichter von Frankfurt . Die Frankfurter Kriminalpolizei hat, wie der„Franks. Generalanzeiger" meldet, gegen den Amtsgerichtsrat Dr. Thormayer in Frankfurt bei der Justizbehörde Beschwerde eingelegt, weil er es abgelehnt hatte, den politischen Agenten, von dem der durch den Abg. Wels in seiner Reichstags- rede benutzte Bericht über die Vorbereitungen zu dem Mordanschlag auf Scheidemann und Rathcnau stammte, zu vernehmen. Die Kriminalpolizei sei durch diese Ablehnung des richterlichen Vorgehens nicht in der Lage gewesen, rechtzeitig die Schritte zu unternehmen, die möglicherweise zur Verhütung des Mordanschlags auf Rathenau geführt hätten.
Grabe Rachenaus. Republik ! vor dir liegt dein gemordeter Sohn: um deinetwillen der wievielte schon, Republik ? Bluthunde zerrissen das Edelwild, bezahlte Verbrecher schmähen dein Bild: Republik — wehr dich! Republik ! Deutschland gebar dich aus Strömen von Blut. Sind deine Besten zum Sterben nur gut. Republik ? Ludendorsf höhnt dich für englischen Sold— doch Millionen stehen für Schwarz-Rol-Gold: Republik — wehr dich! Republik ! Hüte dich vor dem Gelächter der Well! Deutschland ist tot, wenn dein Banner fällt, Republik ! Man hat dich für deine Milde genarrt— nun hebe die Fäuste und werde hart, Republik — wehr dich! Republik ! Stieb deinen Zorn in der Tollwut Gelechz. greife zur Rotwehr— dein Todseind steht rechts. Republik ! Im offenen Kampfe kniffen sie aus. jetzt Pesten sie wie die Ratten durchs haus... Republik — wehr dich! Republik ! vor dir liegt dein gemordeter Sohn; um deinetwillen der wievielte schon, Republik ? Daß er für immer der Letzte sei, gellt über Deutschland ein einziger Schrei: Republik — wehr dich! Artur Zickler . Sie freuen sich! Ein Leser teilt uns mit: Aus Kissingen wird mir geschrieben: Du kannst dir nicht denken, wie die Leute hier sich freuen. Ueberall wird statt nur am Abend schon am Nach- iniltag„Deutschland , Deutschland über alles" gespielt.— Kissingen ist bekanntlich der Kurort für hcrzverfcttete Agrarier, und ähnliche not- leidende Zeitgenossen.
Patriotismus.
Von Hans Klabautermann. Der Satiriker hält sich den Leidenschaften fern. Er trägt die zuversichtliche Hoffnung im Herzen, daß es einst besser werde in der Welt. Er glaubt nicht an die böse Absicht, sondern ist nachsichtig gegen die Torheit. Sein Leitwort ist: Herr oergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Die Quelle des Humors rieselt nicht unaufhörlich. Sie versiegt, wenn die warme Hoffnung getäuscht wird. Dann schweigt der Sa- tiriker. Liebknecht, Eisner, Erzberger , Scheidemann ..... Der heitere Plauderton stellt sich dem Trauernden nicht ein. Aber auch im Satiriker kreist das heiße Blut. Er kann nicht schweigen, wenn ihm der Ekel in die Kehle steigt. Am Sonnabend vormittag ist Rathenau ermordet worden, ein Mann, der, selbstlos wie selten einer, alle seine Kräfte in den Dienst seines Volkes eingesetzt hat. Am Sonnabend abend schämt man sich nicht, eine Festvorstellung des Fridericus-Rex-Films zu veranstal- ten, jenes geistlosen Machwerks, das auf das verdrillte Gehirn der Unbelehrbaren spekuliert. Auf der Leinwand erscheint der Parademarsch, ausgeführt von Filmstatisten. Und die Menge klatscht, klatscht bei dem Symbol dieses Verhängnis- vollen Ungeistes, klatscht an demselben Tage, an dem ein Unersetz- licher Opfer dieses Ungeistes geworden ist. Kein Widerspruch hat sich erhoben. Die andern dulden es. Run aber ist es genug. Fort mit der Lauheit! Laßt uns beut- lich werden! Mit diesem vaterländischen Aftergcfühl wollen wir nichts zu schaffen haben. Wir lieben unser Vaterland, weil uns tausend Fäden an die Gemeinschaft knüpfen, in der wir leben, die uns vertraut ist. Aber wir rücken ab von dem völkischen Geschrei, das Unheil in die Welt sät. Der Patriotismus der Völkischen ist Lüge, Dummheit, Unkultur. Aus diesem Patriotismus heraus ist ein Brief an die arme Witwe Erzbergers geschrieben, der datiert ist:„A m Tage der Hinrichtung Rathenaus" und an dessen Schluß es heißt:„Mit Güte habt Ihr Männer des Erfüllungswahnsinns nicht hören wollen auf die Stimmen derer, die von der Fortsetzung der Wahnsinnspolitik abraten. So nehme denn das harte Verhäng- nis seinen Lauf, auf daß das Vaterland gedeihe." So mall sich der Vaterlandsgedante im Hirn derer, die nicht umlernen wollen. Das ist die Tradition der Unversöhnlichkeit. Herr Geßler legt Wert auf die Pflege der Tradition. Er sagt: „In den letzten Wochen macht sich das Bestreben bemerkbar, alle Dinge, die sich mit der Tradition des alten Heeres beschäftigen, zu verdächtigen und zu bekämpfen. Im Gegensatz zu diesen Aufsassun- gen halte ich es für gesund und im Geiste auch des neu�n Heeres nur förderlich, daß dem Soldaten die Erinnerung an die Zeit, in der er für fein Vaterland in Ehren gekämpft und gelitten hat, teuer ist." Nein, Herr Geßler, das ist nicht gesund. Nicht der Geist der Ka- meradschaft wächst auf diesem Boden, sondern der Geist der Hand- granaten. Wir wollen uns steucn, wenn der militaristische Gedanke auf der Erde stirbt, trauern, wenn er irgendwo wieder aussebt, und hoffen, daß er kein unausrottbares Ungeziefer ist.
Weg mit den Monumenten der Monarchie! Bei der heutigen Trauerfeicr für Walter Rathenau wird das Standbild Wil- Helms I., das in der Wandelhalle des Reichstags steht, verhüllt werden, und es heißt, daß man es später entfernen wolle. Diese Maßnahm« ist selbstverständlich und hätte schon längst erfolgen sollen. In das Parlamentsgebäude einer Republik ge- hören keine Monarchendenkmäler. Aber sie gehören auch nicht auf die Plätze und in die Parkanlagen einer republikanischen Reichs- Hauptstadt. Man könnte sie allenfalls dulden, wenn sie werivolle Kunstwerke find und dem Stadtbilde zum Schmuck dienen. Von den Statuen der Siegesallee und den Marmorarrangements vor dem Brandenburger Tor , von den an die Eharlottenburger Brücke angeklaffchten Gestalten Friedrichs I. und seiner Frau und zahl- reichen anderen Ueberbleibseln der wilhelminischen Aera wird das kein Urteilsfähiger zu behaupten wagen. Wenn man sie bis heute geduldet hat, fo war der Hauptgrund der, daß die junge Republik nicht allzu rigoros erscheinen wollte und Rücksichten auf die Empfindungen der monarchisch gesinnten Minorität der Bevölkerung nahm. Diese Rücksichten fallen jetzt weg, nachdem sich gezeigt hat, daß die Anhänger des alten Regimes und Feinds der Republik um so schamloser und brutaler auftreten, je mehr man ihnen nachgibt� Die Entfernung aller Hohenzollcrn-Monument« und sonstiger Er- innerungszeichen der beseitigten Monarchie ist jetzt eine Forderung, deren Erfüllung sich die staatlichen und städtischen Behörden nicht länger entziehen dürfen. Die Pflicht der republikanischen Presse aber ist es, diese Forderung immer wieder zu erheben und nicht eher zu schweigen, als bis ihr Genüge geschehen ist. Dazu erhalten wir folgende Zuschrift: Rathenau ist auf dem Felde der Republik gefallen. Die Republik hat daher die Pflicht, mit dem größtmöglichen Aufwand von Macht und Repräsentation feinen Märtyrertod zu feiern. Die Feier soll durch ihre Größe zeigen, wm groß der Wille und die Macht der Republik ist, sie soll durch ihre Größe das deutschnationale Mörderdeutfchland de- m ü t i g e n. I chschlage daher vor, daß die Stadt Berlin durch U m- taufe einer Berliner Straße oder eines Plaizes eine Stätte dauernden Gedenkens dafür schafft, daß das republika- nifche Berlin ebenfalls die Märtyrer der Republik ehrt. Zur Um- taufe kommt besonders ein byzantinischer Straßenname in Frage, etwa der Victoria-Louise-Platz. Diese Umtaufe soll aber sofort als republikanische Demonstration stattfinden und nicht etwa«rst mit der allgemeinen großen Umbenennung, die za doch noch Jahre auf sich warten lassen wird. holz aus vaumblöltern. Das sogenannt«„künstliche Holz", wie es teilweise auch im Karosserie- und Flugzeugbau.Verwendung findet, ist bis jetzt aus Sägemehl und Holzmehl hergestellt worden. Neuerdings ist, wie das„Wissen" mitteilt, ein Verfahren patentiert, durch welches sowohl trockene Eichen- als auch Buchen- blätter für denselben Zweck verwandt werden können. Die Blätter werden zuerst gemahlen und mit einem Bindemittel wie Leim, Harz oder Wasserglas vermischt, wonach die Masse in Soda- lauge gekocht und darauf in einer Presse geformt wird. Nach dem Trocknen und dem notwendigen Erhitzen unter Druck entsteht ein fertiges Produkt, das ein guter Ersatz für Holz ist und Farben an- nehmen kann. Der Vorteil dieses Holzes liegt in dem billigen Roh- Material.