Bn die öeutscken Richter! ISom Republikanischen R i ch t e r b u nd geht den PPN. folgender Aufruf zu: Die Freveltat des 24. Juni hat, wie ein greller Blitz das Dunkel zerreißend, die ungeheure Gefahr bewiesen, die unserer jungen, im tiefsten Niederbruch geborenen, mit tausend Sorgen und Schmerzen ringenden Republik von Menschen droht, die, obwohl sie das Nationalgefühl für sich allein in Anspruch nehmen, in Wahrheit den deutschen Namen schänden. Das fluchbeladene System der Verhetzung und des Meuchelmordes, geübt gegen die Träger und Stützen des neuen Staatswesens, muß jeden ehrlichen Rcpubli- kaner zur Abwehr aufrufen. Die Verteidigung der Re- publik ist heilige Pflicht vor ollem derer, die Amt oder Beruf dazu bestimmt, der Republik als Richter oder in ähnlichem Aufgabenkreis zu dienen und, soweit es an ihnen ist, das hohe Ziel zu verwirklichen, das sich der Republikanische Richterbund in seiner Satzung gesteckt hat:„den vollen Einklang des Rechts mit der repu- blikanlschen Staatsordnung.' Der Bund schließt jede Parteipolitik aus; einträchtig und entschlossen sollen in ihm zum wahren chelle des deutschen Volkes und Landes zusammenwirken, die überzeugt aus dem Boden der Republik stehen und der Durchsetzung des neuen Staatsgedankens ihre Kraft weihen wollen. Zu solch wahrhaft patriotischem Werk ruft der Republikanische Richterbund alle, die es angeht. Es ist keine Zeit zu ver- lieren: wir werden unser junges Staatswesen nur retten, festigen und ausbauen können, wenn alle, die guten Willens sind, ihre Kräfte zur ErMung ihrer Aufgabe vereinigen. Berlin , den 23. Juni 1922. Der Vorstand des Republikanischen Richtcrbundes. Lerlin-chalensee, Kurfürstendamm 146, III. «.Temps� für die deutsche Republik. Paris , 23. Juni. (EP.) Der„Temps' legt unter dem Titel .Jas Vorwärtsbringen der Republik in Deutschland " Bericht über die jüngsten republikanischen Kundgebungen in Deutschland ob. Zu den Reden im Reichstag schreibt er: Es wäre absurd, zu behaupten, daß alle diese Worte nichts beweisen oder daß sie eine Komödie darstellen. Die Lage in Deutschland legt nicht nur der deutschen Regierung Pflichten auf, sondern auch der französischen und der eng- lischen Regierung. Gegenwärtig ist die Republik noch eine Partei- oder fast ein« Klasieneinrichtupg. Wenn später alle deutschen Kräfte im republikanischen Sinne beraten seien, wird sich Deutschland um so bester entwickeln, und zwar nach Prinzipien, die nicht notwendig zn einem Kriege führen müßten. Es Ist deshalb von Wichtigkeit, die Zukunft vorzubereiten, so daß die französische Republik in Frieden mit der deutschen Republik leben kann. Die englische Re- gierung kann viel dafür tun, um dieses Ergebnis zu erzielen. Wir geben den englischen Arbeitern, die gestern in Edinburg beschlossen haben, eine Delegation nach Paris zu schicken, den Rat, die Aufhebung der französischen Schulden an Eng- l a n d mitzubringen oder wenigstens die Zusicherung, daß England seine Guthaben nicht fordern wird, solange die deutschen Zahlungen nicht eine gewisse Gesamtsumme erreicht haben werden. Der Kanzler Wirth scheint noch immer das System des„Alles oder Nichts' zu befolgen. Wir sind der Ansicht, daß dieser Weg nicht der richtige ist. Die deutsch « Regierung spricht immer von einer T o t a l s u m m e von 1S2 Milliarden und hetzt damit das deutsche Volk gegen Frank- reich auf. Der„Temps" berechnet, daß der Wert des Reparations- guthabens bis auf den heutigen Tag auf 33 Milliarden für die Obligationen A und B und auf 10 Milliarden für die Obligationen C geschätzt werden kann. Auf die gleiche chypothese gestützt, wäre der Wert der amerikanischen und englischen Guthaben an die anderen Alliierten gleich Rull, warum sich deshalb um loftellige Iahlea streiten? Ist es nicht vorzuziehen, ein Abkommen zu treffen, das gestatten wird, für die Zukunft Atem zu schöpfen? Die streikenden Straßenbahner in Wien veranstalteten Mittwoch. vormittag einen Demonstrationsumzug über die Ringstraße, wobei auch für die sozialen Errungenschasien und gegen ihre Ein- schränkungen demonstriert wurde. Die Kundgebung verlief vollkom- men ruhig.
auch er in seiner Stille, im harmlosen Schaffen etwas beigetragen hat zur Erkenntnis echten deutschen Wesens, darf er sich schon diesem Frohgefühl ein wenig hingeben. Besonders wenn er 83 Jahre über- schritten hat, wo Frohgefühl nicht mehr in Hochmut übergehen kann. Seit das Unglück über Deutschland hereingebrochen ist und auf ihm lastet, haben wir uns gewöhnt zu jagen: Armes Deutschland ! Aber wir wollen doch auch wieder hie und da aufschauen, da werden wir sehen, daß man das deutsche Volk auch„reich" nennen kann an edlen Gütern, die kein Feind uns nehmen kann." Und in einem Dankbrief auf die Glückwünsche des Reichskanzlers Dr. Wirth sagt er über sein Deutschtum:„Mein Deutschtum ist angeboren: ich wußte nichts davon, aber es äußerte sich in meinem Schaffen, das fo ganz ohne Programm still seinen Weg ging. Der Herr des Lebens hat mir viel Zeit geschenkt, so daß ich sie nicht zu Geld zu machen brauchte. Er gab mir ein im ganzen ruhiges Herz, gar nicht viel Ehrgeiz und ganz wenig Hochmut." kein Slrafurlaub für Ernst Toller . Die reaktionäre Obrigkeit des edlen Bayernlandes hat das von zahlreichen Führern des beut- schen Geisteelebens unterstützte Gesuch abgelehnt und Ernst Toller nicht gestattet, der heutigen Erstaufführung seines Drama»„Ma- schinenstürmer" im Großen Echauspielhause beizuwohnen.— Die Reaktionären waren zu allen Zeiten und sind noch heute unerbittlich im Haß und in der Verfolgung ihrer besiegten Gegner. Es würde nichts schaden, wenn das republikanische Volk sich ein Vorbild daran nähme und da, wo es die Macht hat, den Reaktionären mit gleicher Münze heimzahlte. Reue Forlschrille der Rönlgendiagnose. Di« englische Röntgen- Forschung verzeichnet einige neue Verbesserungen in der Verwertung der Röntgenstrahlen. So hat man eine neue Methode ausgearbeitet, um im Körper das Vorhandensein von Gegenständen festzustellen, die bisher mit der Röntgenphotographie nicht sichtbar zu machen waren. Unter den Diwie'n, die jetzt im Körper festgestellt werden können, befinden sich Kaffeebohnen. Kerne von Nüssen, Mandeln, Melonenkerne und ander«„gefährliche" Ding«, wie sie von Kindern verschluckt werden. Eine andere wichtige Verbesserung soll in der Behandlung der Diphtherie erzielt worden sein. Indem man die Kehle, die Nase oder die Ohren den Röntgenstrahlen aussetzt, will man die Bazillen, die die Diphtherie erregen, in einer großen Anzahl der behandelten Fälle zum Verschwinden gebracht haben, und die Behandlung mit Röntgenstrahlen soll sich als ein wichtiges Schutzmittel für diejenigen erweisen, die mit Diphtheriekranken in Berührung gekommen sind._ Tie«olksbühnc. Tliea-er am Bülowplay, wird in der Spielzeit 1072123 al« erste NeueinstudielUN-, Björnson«.Ueber die Kraft' <11. T c i I> bringen: Regle: Wolfgang Hoffmann Harnilck ES folgt die Erstaufführung von W y» n v t s ch e n t o„D i e L ü g e", Regie: Friedrich Katchler; ferner I b s- n S.Kronprätendenten'. Regie: Eai lbeinz O-nriin ftrth fit..>.«»♦. I � r.„. rts 4 T T««•
Hünther Ex-Sekretär Luöenöorffs.
Von unterrichteter Seite wird uns geschrieben: Mit der Verhaftung des Mördergchilfen stuck. Zur. Willy Günther, wohnhaft bei seinen Eltern in der Lützowstraße 84 d, ist es der Kriminalpolizei der Abt. 1» gelungen, die Namen der an der Mordtat an den Minister Rathenau Beteiligten festzustellen und sie teilweise zu verhaften. Wir sind in der Lage, das Geständnis bzw. die bisherigen Ermittelungen der Polizei soweit zu ergänzen, daß sich daraus ein klares Bild über den Mordtomplicen Günther ergibt. Günther, der zwar stuck, iur. ist und an der Friedrich- Wilhelm-Universttät immatrikuliert ist, hat den Hörsaal in den 9 Semestern seines Studiums höchstens dreimal gesehen. Seine ganze Zeit verwendete er darauf, wie er sich Zeugen gegen über ausdrückte, um der„nationalen Sache" zu dienen. Er ist während des Krieges als Freiwilliger bei dem Düsieldorfer Ulanen regiment«ingetreten, wurde jedoch wegen seiner schlechten milb tärifchen Verwendbarkeit zu einem Trainbataillon abge� schoben. Er ist nach der Revolution als Unteroffizier entlasten worden. Von dieser Zeit an suchte er Anschluß an ehemalige Größen des kaiserlichen Regimes. So wurde er Privatsekrelär des Generals Ludendorff, besten rechte Hand er sozusagen war und dessen Vertrauter er auch noch heule ist. Ferner verkehrt er in den ersten Kreisen der natio- nalen Bewegung. Er ging ein und aus bei den Vizeadmiralen v. Stumm und v. knarr und stand In engster Verbindung mit dem ehemaligen Finanzminister Helfferlch, dem kappistev v. Zagow, Westarp und Konsorten. Seine Verbindungen gingen soweit, daß er allen führenden Reaktionären und hauptsächlich in Bayern bekannt war. Er gehörte fast allen reaktionären Studenten- gruppen an sowie den geheimen militärischen Formationen, als deren Geheimkurier er Deutschland kreuz und quer bereiste. Bei den Kämpfen in Oberschlesien hielt er sich bei dem dort be- standenen Selbstschutz auf und verfügte über eine Anzahl falscher Päste, die ihm als geborenen Oberschlesier hinstellten— in Wirklichkeit ist er In Berlin geboren. Vor einiger Zeit gründete er den„deutschen Studentendicnst', der den Zweck haben sollte, unbe mittelten„nationalgesinnten" Studierenden Unterstützung finan zieller Art angedeihen zu lasten. Es wurde ein Bureau tu den Räumen der„Deutschen Tageszeitung' eingerichtet(!) und Günther übernahm mit einem jetzt ebwr falls unter dem Verdacht der Beihilfe zum Rathenau-Mord ver- hafteten B o ck l i tz die Leitung dieses Dienstes. Nebenbei war er Witarbeiler an der„Deutschen Tageszeitung". Die ihm zur Verfügung stehenden Räum« wurden ihm später ent- zogen, da sich herausstellte, daß er unbefugterweise Kopsformulare der„Deutschen Tageszeitung' benutzte, um bei Agrariern und in Aristokratenkreisen Gelder für seine Zwecke zu«rhalten, die ihm auch reichlich zuflosten und die er mit seinen Kumpanen in Wein, Likören u. dgl. anlegte. Damit erlosch jedoch keineswegs seine Mitarbeit bei diesem Agrarierblatt. Er ist bis zu seiner verhafiung Mitarbeiter der „Deutschen Tageszeitung" gewesen. Zu der Beihilfe an der Ermordung Rathenaus kommt noch hin- zu, daß Günther ebenfalls stark im Verdacht fleht, seine Hand bei dem Erzberger -Mord im Spiele gehaAt zu haben. Er verließ Berlin kurz vor der Ermordung Erzbergers, angeblich um nach Parten- kirchen zu fahren. Vor dieser Reise war er mit einem Auslands- paß versehen, der nicht auf seinen Namen lautete. Wiederum kurz nach der Tat in Griesbach tauchte Günther in der Schweiz auf, ohne daß ein Grund für sein dortiges Verweilen vorhanden war. Bemerkenswert ist serner, daß er mit dem Großadmiral o. Tirpitz bekannt war, der sich seit der Revolution in der Schweiz aufhält. Erst längere Zeit später tauchte G. wieder in Berlin auf.
Ueber die Ermittelungen der Abteilung I a, die zu den bereits gemeldeten Verhaftungen führten, bringt eine Korrespondenz noch folgende Einzelheiten: Die Beamten der Politischen Polizei hatten ermittelt, daß' Günther kurz vor dem Attentat versucht hatte, für Freunde, die von auswärts kommen sollten, eine Garage für deren Automobil aus- findig zu machen. Ein Garagenbesitzer hatte ihm auch seinen Stand in Südende angeboten. Günther hatte aber abgelehnt, weil ihm Südende zu weit sei. Am nächsten Tage hat er den Garagenbesitzer gefragt, ob er ihm für seine Freunde, die eine Tour machen und sich an einem entlegenen Ort einschießen wollten, ein Auto besorgen könnte. Der Mann erwiderte ihm, seine Freunde sollten doch selbst mit einem Zluto kommen. Er habe keine, wie er es wünsche. Günther hatte nämlich Wert darausgelegt, ein Auto mit einem behördlichen Anstrich zu bekommen, weil das weniger auffalle. Nachdem die Abteilung I a des Polizeipräsidiums diese Aeuße- rungen festgestellt hatte, fuhr Obcrregierungsrat Weiß mit mehreren Beamten sofort noch in der Nacht vom Sonntag zum Montag persönlich nach der Lützowstraße, verhaftete ihn als dringend verdächtig und nahm ihn auf dem Polizeipräsidium sofort ins Gebet. Günther mußte die ihm zugeschriebenen Aeußerungen und die Bemühungen um eine Garage und um ein Auto auch bald zugeben. Jetzt behauptet« er aber, daß alles nur Prahlerei � gewesen sei. Auch die Namen Tillessen und von Killinger,! die er dabei unter seinen Freunden genannt hatte, hätten nur dazu gedient, ihm selbst ein gewissen Ansttich zu geben. Dann trat er einen A l i b i b e w e i s ein Obwohl er den, wie die wettern Er- mittlungen ergaben, sorgfältig vorbereitet hatte, kam er doch bald in die Enge. So gelang es, positive Behauptungen des Verhafteten als unrichtig umzuwerfen, und die Ergänzung von Lücken fiel ebenfalls immer mehr zu leinen Ungunsten aus. Es wurde ihm immer bestimmter nachgewiesen, daß er bei der Fastung und Bor- bereitung des Mordplanes sogar eine erhebliche Rolle ge- spiett hatte in Verbindung mit Ernst Werner Techow , besten Bruder, dem Gymnasiasten Gerd Techow , Fischer, K n a u e r und dem Gymnasiosten Heinz Stubenrauch. Mit diesen hatte er, wie festgestellt wurde, unter anderem eine B e- sprechung in Wannsee gehabt. Neben diesen Ermittlungen und Feststellungen, die sich auch auf die ganze politische Betätigung und ihre Zugehörigkeit zu politischen Vereinigungen bezog, gingen die eifrigen Nachforschungen nach dem Mörderauto her, bis es bei den Garagenbesitzern RichardSchütz und Franz D i e st e l in der Warnemünder Sit. 14— 16 zu Schmargendorf ermittelt wurde. Am Donnerstag nachmittag vergangener Woche kam ein Mann mit dem Auto nach dem großen Garogenhof Schütz und Diestel und stellte den Wagen mit dem Bemerken ein, daß er nach einigen Tagen wieder abgeholt werde. Am nächsten Tage um 81* Uhr morgens kam der„Ehauffeur" wieder und holt« den Wagen zu einer Tour nach Schwerin in Mecklenburg heraus. Nach- mittags kamen zwei Mann mit dem Wagen zurück. Sie hau- tierten in der Garage an ihren Wagenrädern herum und haben sich
wahrscheinlich auch noch umgekleidet. Weil die Oelzuführungen ver- sagten, so gaben sie die Weisung, deu Wagen in Ordnung zu bringen, weil er am nächsten Tag« wieder gebraucht werden soll. Das ge- schah dann auch. Am Sonnabend vormittag erschien der„Chauffeur' wieder, prüfte die Reifen, füllte Brennstoff und Oel auf und fuhr aus. Kurze Zeit nach dem Verbrechen kehrte er zurück, stellte den Wagen wieder unter, entrichtete die Kosten und erklärte, der Wagen werde am Mittwoch abgeholt werden. Die Ermittlungen der Beamten der Abteilung la ergaben, daß, während der „Chauffeur" sich in der Garage zu tun gemacht hatte, noch zwei andere Männer auf dem Hofe gewesen waren, die mit ihm Fühlung hatten. Schütz und Diestel wollten zunächst gar nicht wissen, wo man den Wagen untergestellt hatte. Es wurde Ihnen aber bewiesen, daß sie nicht bloß mit dem Chauffeur, sondern auch mit den anderen Leuten, darunter auch Fischer und Knauer Besvrechungen gehabt hatten, unter anderein in einer Mampc-Stube. Auch sie wurden deshalb wegen Mitwisserschaft bzw. Begünstigung verhaftet. Der Wagen der Mörder ist festgestellt als ein Auto Nr. 11 478, das einem F a b r i- kanten in Sachsen gehört. Unter welchen Umständen die Mörder es von ihm erhalten hoben, bedarf noch der Feststellung. Beamte der Politischen Polizei sind zu dem Zwecke entsandt worden. Der Berliner Aufenthalt der Mörder war, wie wir schon mit- teilten, ein Pensionat in der nördlichen Friedrichstadt . Hier erschienen am 16. d. M. zwei juage Männer, die den Eindruck von Offizieren mochten und bestellten ein Zimmer mit drei Betten. Später kam dann auch der dritte Mann, für den das dritte Bett bestimmt war. Zu dem Gepäck, das die beiden ersten schon ringe- stellt hatten, brachte er noch einen Rucksack mit, der harte Gegenstände enthielt, wahrscheinlich die Maschinenpistole und die Eierhandgranate. Während das übrige Gepäck draußen blieb, taten die Gäste den Rucksack in ein Spind und hielten ihn dort stets unter Verschluß, nachdem sie den Schlüsiel sofort abgezogen hatten. Die drei Männer, die jetzt die Politisch« Polizei als die Mörder Techow , Fischer und K n a u e r festgestellt hat, waren unter falschem Namen eingekehrt. Die Gäste verweilten mehrere Tage und gingen wiederholt jeden Tag aus. Am Freitag verließen alle drei das Pensionat mit dem Gepäck, nachdem sie ihre Rechnung endgültig beglichen hatten. Einer von ihnen lud beim Abschied noch das Zimmermädchen für Sonnabend abend zu einem Stell- dichein nach dem L u n a p a r k ein. Das Mädchen ging auch dort bin, der Gast aber blieb aus. In der Nacht müssen die Mörder alle Vorbereitungen für ihre'Flucht nach dem Anschlag getroffen haben. Wahrscheinlich sind sie in dieser Nacht auch mit dem Garage- b e s i tz e r noch zusammengetroffen.
Ueber die Flucht, die Verhaftung des Techow erfahren wir noch folgende Einzelheiten: Techow brachte nach der Tat das Sluto nach der Garage in der Warnemünder Straße zurück und fuhr dann zunächst nach Halle. Von dort begab er sich nach dem Gut seines Onkels, Wiesen bei Jakobsdorf. Hier wurde er, wie schon berichtet, bald ermittelt uno festgenommen. Ein Kommissar und mehrere Beamte der Zlbiei- lung la des Polizeipräsidiums brachten ihn alsbald mit dem Auto nach Berln, wo sie gestern nachmittag mit ihm eintrafen. Das Ver- hör, das in Gegenwort des Polizeipräsidenten Richter und des Leiters der Abteilung la mit ihm vorgenommen wurde, dauerte bis in die späten Abendstunden hin«in. Der Verhaftete, ein schlanker, untersetzter, muskulöser Mann mit energischen Gesichtszügen be- kannte sich zu der Fahrt, die dem Minister den Tod gebracht hat, behauptete aber zunächst, daß er deren Zweck nicht gekannt habe. Er erzählte, sein« beiden Freund«, die er hier in Berlin ge- troffen und bei denen er wiederholt in dem Pensionatszimmer ge- weilt habe, hätten ihn gebeten, ihnen ein Auto auf einer Probe- fahrt zu führen. Nach und nach aber ließ er diese Ausrede fallen und gestand, daß er um den ganzen Plan gewußt und bei der Ausführung als Wagenführer mitgewirkt habe. Das u m- fassende Geständnis, das er endlich ablegte, bestätigte im vollen Umfang« das Ergebnis der Ermittelungen der volitischen Polizei. Wohin sein« beiden Tataenossen sich nach dem Verbrechen gewandt haben und wo sie sich aushallen, will er nicht wissen. Auch T i l l« s s« n und K i l l i n g e r wurden aestern eingehend vernommen. Sie bleiben dabei, daß sie mit dem Verbrechen nichts zu tun gehabt und von dem ganzen V<:« nichts gewußt haben. Peide wurden noch in Gewahrsam behalten. Tillessen schon deshalb, weil er aus Grund eines Haftbefehls auch unter dem Verdachte der Mitwirkung bei dem Anschlage aus Scheidemann in Kassel in Flens- bürg festgenommen ist._ IS-monatliche Dienstzeit in Krankreich« Paris , 29. Juni. (MTV.) Das Miiilärdienstpflichtgeseh ist heule in der Kammer mit 404 gegen 220 SNmmeu angenommen worden.
Leiöenfthaftliche Erregung hat alle arbeitenden Schichten erfaßt über die monarchistischen Mordbanden, die das politische Leben unseres Landes ver- giften. Jede Stunde kann wichtige politische Entscheidungen bringen. Die R e i ch s t a g s a u f l ö s u n g ist in greifbare Nähe gerückt. Unter diesen Umständen ist es doppelte Pflicht jedes Parteigenossen, für die weiteste Verbreitung unserer Presse zu sorgen. Damm werbt unablässig neue Leser. für den „vorwärts' Nachstehender Bestellzettel ist auszufüllen und an die Hauptgeschäftsstelle des„Vorwärts", Berlin EW. 68, Linden- straße 3, einzusenden.(In Orten außerhalb Groß-Berlins ist der„Vorwärts" bei der Post zu bestellen.)
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