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Nr. 322+ 39. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Durch Groß- Berlín.

Im Wohnstraßengebiet des Westens.

VIII.

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Der 7. Bezirk Charlottenburg .

Dienstag, 11. Juli 1922

Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit angelegen sein läßt, fodann aber auch auf die der Lungentuberkulose, des Alkoholismus und der Geschlechtsfrankheiten. Die Säuglingsfürsorge wird durch das Sädtische Krankenhaus, das Städtische Kinder- und Mütterheim Westend und das Auguste- Bifforia- Haus ausgeübt. Das Städtische Krantenhaus Bestend, für 1000 Patienten eingerichtet, ist in Groß­Berlin eines der bestausgestatteten und geleiteten. Außerhalb Groß im Grunde nichts anderes als die ehemalige Dorfane des alten Berlins , weit draußen in der Mart bei Sommerfeld im Osthavelland, Auf dem Weg von dem 14. Berwaltungsbezirf Neukölln um den Dorfes Lühow, und die Lügowstraße in Berlin ist eine Erinnerung liegt zur Behandlung von Tuberkulosen das modern eingerichtete Berliner Often und Norden herum haben wir Bezirke besucht, die daran, daß die Ländereien der alter Lühower Bauern bis in jene großstädtische Waldhaus Charlottenburg. Um die Mollwigstraße fämtlich aus einer oder mehr minder großen Anzahl after felb. Die Frau des Rurfürften Friedrich III. , Sophie Charlotte , die eine dem Auguste- Bittoria- Haus, der städtischen Pulsschen Altersver­Gegend reichten. Wie ist nun daraus Charlottenburg geworden? zwischen der Sophie- Charlotten- Straße und dem Schloßpart ist mit ständiger Gemeinden zusammengesezt worden sind. Im 7. Bezirt, beschauliche philosophische Natur war, sehnte fich von den rauschenden forgungsanstalt und das städtische Bürgerhaus für Siechenpflege Charlottenburg, betreten wir einen Bezirf, der im Grunde genommen Feften in Berlin hinweg und ihr Mann ließ ihr in der Nähe des ein eigenes Wohlfahrtsviertel entstanden. Der Volkspart in der auch heute noch seine alte stadtcharlottenburgische Grenze gewahrt Dorfes Lüzom ein Schlößchen bauen, das auch zuerst den Namen Jungfernheide wird, da Vorbeugung immer noch die beste Wohl hat, denn hinzuggekommen find nur die Gutsbezirke Blögensee, Lüheburg erhielt. Der frühe Tod seiner Frau traf den Kurfürsten fahrtspflege ist, ständig erweitert. Auch im Westen des Bezirks wird Heerstraße füdlicher Teil und Jungfernheide südlicher Teil hart. Ihr zu Ehren nannte er das Schloß Charlottenburg und ging auf dem Gelände des ehemaligen Egerzierplages des Elisabeth- Regi mit insgesamt etwa 2200 Einwohnern, während Charlottenburg jegt dann bazu über, um das Schloß herum eine gleichnamige Stabt zu ments ein Sport- und Erholungspart errichtet. Nicht unerwähnt 341 000, zusammen also 343000 Einwohner hat, und bamit gründen. In dieser ging das alte Dörfchen um 1705 auf. Das mag schließlich bleiben, daß Charlottenburg eine der größten und der größte der neu zu Berlin gekommenen Gebietsteile ist. Auch später auf 500 Meter Länge ausgebaute Schloß mit seinem pracht- modernsten Bolfsbücherelen Deutschlands hat. Und der alte luftige gilt es gleich eingangs die Legende zu zerstören, als ob Charlotten­Spottvers: Berliner Kind, Spandauer Bind, Charlotten burg eine ausschließlich plutokratische Stadt sei. Neben Bierteln, burger Pferd sind alle drei nichts wert, verweist auf den auch die die üppigsten und luguriösesten Stätten des Reichtums bergen, heute noch bestehenden Charlottenburger Pferdemarkt. find Teile und Straßenzüge verhanden, bie start proletarischen Charakter tragen.

Die sechs Hauptstraßen.

Das äußere Stadtbild wird wesentlich burch sechs Haupt- und Berkehrsstraßen beftimmt, die als Gesamtheit in ihrer besonderen Prägung in Groß- Berlin einzig dafiehen. Von dem Auguste­Bittoria- Blah weiter gehen bie Hardenberg-, die Kantstraße und der Surfürstendamm ab. Die Rantstraße ist eine reine Verkehrs- und Geschäftsstraße und gewinnt erst in ihrem westlichen Teil ein freund­liches Aussehen. Dort führt sie über den Liehenfee, der einst ein trübes schlammiges Gewässer war, heute aber mit dem zu einem Boltspart ausgestalteten ehemaligen Bart Wigleben ein gärtnerisches Jumel ist. Ganz anders die Hardenbergstraße, die vornehmlich hinter der Stadtbahnführung den Churafter ciner zun genießenden Schlendern einladenden Parkstraße hat. An dem Steinplag liegt die Staatliche Hochschule der bildenden Rünfte und Mujit, unmittelbar hinter dem Bahnhof 30s das Gebäude des Oberverwaltungs­gerichts. Der Rurfürstendamm, immer noch feudaffte Wohnstraße des neuen Westens, wird gleichzeitig von Tag zu Tag mehr eine reine Bergnügungsstraße. Ein abenoither sang zeigt in faft ununter- vollen Park, der den Charlottenburgern den fehlenden Stadtpart brochener Reihe bis zur Halenseer Brüde Cafés, Bierreftaurants, ersehen mußte, dem Mausoleum und dem an die schlimmste preußische Beinstuben, Lugusiofale, Dielen, Bars, Litörftuben, Rabaretts, Reaktionszeit erinnernden Belvedere - Pavillon ist der architektonische Kinos und Klubs und dazwischen eingeftreut fleine vornehme Ge- Sentralpunft Charlottenburgs. schäfte, Bücherstuben, Kunsthandlungen, Bus- und Modesalons, Die geographisch richtige Fortsetzung der Berliner Straße an der Lurusmöbel-, Konfitürengeschäfte. Bas im Osten der 50- Mart- Schein, Strece am Knie wäre die Bismarckstraße, einst eine unbedeutende ift hier der Laufenbmartschein. Die Hardenbergstraße trifft am Knie ichmale Straße, heute aber eine impofante Ausfallstraße, wie sie eine auf zwei weitere bedeutende Straßen, bie Berliner - und die Bismard- Beltstadt eigentlich nach allen Seiten brauchte. Schiller- Theater firaße. Die erstere fonimt com Bahnhof Tiergarten und muß sich und Deutsches Opernhaus sind ihre schönsten Schmuckstücke. Beide auf der Charlottenburger Brüde über die Spree diesen ganz im Stil Bühnen gehören der ehemaligen Stadt Charlottenburg und find von und Geschmad Wilhelms II. gehaltenen überflüffigen und progigen ihr an gemeinnüßige Gesellschaften verpachtet worden, die ich ver­monumentalen Brüdenschmud gefallen laffen und bilbet hinter ber pflichtet haben, alljährlich eine bestimmte Anzahl Borstellungen zu Brüde jene befannte prachtvolle, mit fechs Reihen uralter Linden ganz billigen Preisen für die Schüler der Boltsschulen, der Fort geschmückte Zufahrtsstraße. Zur Linken touchen bald die imposanten bildungsschulen und der höheren Lehranstalten zu veranstalten. Und Gebäude der Technischen Hochschule auf. Hinter der Hochschule macht dann geht diese machtvolle Straße in einem einzigen Zug bis zur dann die Straße den meriwürdigen Knid, die der Stelle den Höhe des Reichsfanglerplages empor. Bon dem Sophle- Charlotte offiziellen Namen Am nie eingetragen hat. Die Weiterführung Blah geht noch die fechfte, bie Schloßffraße, ab, eine breite, behäbige der Straße geschieht in der bisherigen bewunderswerten riefen Straße, die schnurgerade auf das Schloß zuläuft und es dem Fuß­baumgefchmüdten Breite. Durch die Cauerstraße gelangt man zur gänger fchon aus weiter Ferne bedeutsam in das Blidfelb rüdt. Fraunhoferstraße, in der die befannte staatliche Ständige Aus­stellung für Arbeiterwohfahet liegt. Bon der Leibnizstraße ab bis hinauf zum Schloß wird diese schöne alte Straße eine von reidhem Berkehr und Leben durchpuiste moderne Großstadtstraße. Mittel- Charlottenburg hat vor dem Kriege zu den Gemeinden gehört, punft des Ganzen ist das aus dem Jahre 1905 stammende Rathaus, die finanziell verhältnismäßig gut daftanden. Infolgedessen war es dessen Borderfront für den maffigen hohen Turm viel zu schmal ist. Einen überraschenden Eindruck von dem hier herrschenden tommu nalen Sonderleben bekommt man, menn man die schönen und noch 1919 bedeutend erweiterten Räume der städtischen und Giro- Spar­Paffe betritt.

Der Lühow.

Borher fommt man noch an der alten Rosinenstraße vorbei, in der sich das erste wirklich große und bedeutende Warenhaus der Konsumgenossenschaft Groß- Berlin befindet. Und dann ist man auf dem Lüßow, der Urzelle Charlottenburgs . Der Platz ist auch heute ") Siehe auch Nr. 133, 145, 157, 169, 208, 230 und 266 des

Borwärts".

49]

Der Ruf durchs Fenster.

Roman von Baul Frant.

Böllig unvermittelt jedoch, im hartnädigen Bestreben, sich von solchen trüben Erinnerungen zu trennen, um der liebens­würdigen Hausfrau vor allem ein besserer, tauglicherer Ge­sprächspartner fein zu fönnen, gedachte er des jugendlichen Bantdiebes, um desseniwillen Herr Tudolin abberufen worden war, verglich mit diesem die Figur, die er selbst erschaffen, die er im dritten Att feines Behrwolfs" verwendet hatte, hielt, von der unwahrscheinlichen lebereinstimmung von Dichtung und Wahrheit in Erstaunen verfeßt, inne und wurde im An, schluß von einem Gedanken angefallen, der geradezu stürmisch in ihm aufgetaucht war, der ihm überraschend und neu er schien, so daß er ihn vollständig beherrschte und in Anspruch nahm.

In seinen Gesicht mußte eine auffallende Veränderung vergegangen sein, da Frau Tudolin die Stetigkeit ihres Rebe­flusses unterbrach und ihm einen verwundert teilnahmsvollen Blid zuwarf,

Was haben Sie denn, mein lieber Doftor?" fragte fie. Nichts, verehrte gnädige Frau, nichts Wesentliches viel­mehr," antwortete der junge Schriftsteller rasch. Nichts, was der Mühe wert wäre, erwähnt zu werden."

" Doch." beharrte die Hausfrau. Irgend etwas ist mit Ihnen vorgegangen. Sie haben fich ordentlich verfärbt. Haben Sie sich an irgend etwas unangenehmes erinnert?"

1

Durchaus nicht."

Ah, ich errate und verstehe! Eine neue Idee, der Stoff

zu einem Stück ist Ihnen eingefallen."

Garbislander verneinte.

Dann wohl zu einem Roman. Sie müssen mir die Bahr heit sagen. Ich bin so neugierig."

Rein, fagte er, nichts bergleichen. Mir ist im Augen­blid, um mich präzis auszubrüden, weniger etwas eingefallen, als vielmehr etwas aufgefallen. Und zwar eine fonderbare Aehnlichkeit..."

Bas für eine Aehnlichkeit?" Ich sehe voraus, daß ich zugleich erzeugt bin, daß es fich nur um Zufall oder Spielerei handeln fann Sagen Sie doch endlich...

522

Die Stadt hatte zwar eine vollkommene eigene selbständige Ber­maltung, hatte ein eigenes fommunales Gepräge. Und doch wäre Charlottenburg ohne Berlin ein undenfbares Nichts. Fedor von Bebeltig sagt in seinem Werf: Berlin und die Mart das wahre Wort: Sein Aufblühen hat Charlottenburg allein Berlin zu verdanken.

Panit.

Im Theater oder Kino ist's. Irgendein ängstliches Gemüt fommt zu allerhand beklemmenden Ueberlegungen und äußert halb. laut zu seinem Nachbar oder seiner Nachbarin: Wenn jetzt Fauer ausfäme, fein Mensch würde mit dem Leben davonkommen. Das ist hier wie eine Maufefalle." Ein anderer hört das, rückt ängst­lich hin und her und gibt das Gehörte wieder an seinen Nachbar weiter. Ein Dritter fragt laut: Feuer? Wo ist Feuer? Es soll brennen!" Da fpringt auch schon irgendein Nervöser auf und schreit: Feuer!" Die Banif ist fertig. 2lle gesunde Besinnung ist zum Teufel und rücksichtslos beherrscht der Gedanke der Rettung und der Selbsterhaltung alle die Menschen. Es entstehen dann jene graufigen Ratastrophen, bei denen nachweislich durch die topfloſe Unvernunft der Menschen selber wieder und wieder viel mehr Men­schen, besonders aber Frauen und Kinder, ums Leben kommen als durch bas entfesselte Element. Das Merkwürdige aber ist, daß sich in allen solchen Fällen niemals ein Mann oder ein paar besonnene Männer finden, die die fühle Gelaffenheit aufbringen, unter Ein­fegung der eigenen Person für die Rettung der übrigen Menschen au forgen. Als vor Jahren in einer spanischen Stadt einmal ein Theaterbrand ausbrach und alles in wildem Entsetzen auf die wenigen Ausgänge zustürmte, die natürlich im umsehen verstopft waren, sprang ein mutiger Mann auf einen Bartettfig, holte einen Revolver heraus und brüllte in die Menge: Ruhel Besinnung, ihr Revolver heraus und brüllte in die Menge: Ruhel Besinnung, ihr Leute! Die Ausgänge frei! Frauen und Kinder zuerst raus! Ber nicht auf mich hört, den schieße ich nteber!" Mirklich gelang es ihm, eine gewiffe Ordnung in das Chaos zu bringen und dadurch zu ver­hindern, daß die Schwachen von den Rücksichtslosen zertreten wurden. Der mutige Mann ging als letter aus dem Zuschauerraum und hinter ihm stürzte das brennende Gebält zusammen. Es darf in Deutschland auch nicht vergessen werden, daß gerade unsere Polizei ihr möglich, eine Menge fommunal- sozialer Einrichtungen zu treffen, um die sie andere Städte beneideten. Ein besonderes Interesse mehr als die Polizeibehörden anderer Länder darum besorgt ist, bestand in ber immer als liberal verschrienen Stadt für die moder- alle nur erdenklichen Sicherheitsmaßnahmen zu treffen. Die feuer­nen Schulprobleme. Die Stadt hat für die schwächlichen, strofu gefährlichen Rinoapparate werden hermetisch vom Zuschauerraum lösen und lungenleidenden Schüler der höheren und der Boltsschulen abgeschlossen. Hinter den Kulissen der Theater steht ständig ein im Grunewald je eine Waldschule eingerichtet, die während des Trupp Feuerwehrleute bereit, der auf jeden Borgang achtet. Die Krieges leider gefchloffen werden mußten, jebt aber wieder eröffnet Stühle der Zuschauer müffen zu Sigreihen zusammengeschlossen find. Auch find die Gemeindeschulen mit Sonderklassen für befähigte und womöglich noch am Fußboden befestigt sein, damit, wenn die Schüler ausgestattet, die fremdsprachlichen Unterricht erhalten, Massen bei einer Banif auffpringen, die Stühle sich nicht zwischen ferner mit Sprachheil, orthopädischem, Schwimm- und Handfertig­feitsunterricht. Schulärzte waren 1920 nicht weniger als 22 vor die Menschen schieben und sie zu Fall bringen, und was dergleichen handen. Bon den höheren Schulen ist mit der Sophie- Charlotten- Borsichtsmaßregeln mehr find. Es fommt in der Tat bei solchen Mädchenschule eine Frauenfchule verbunden. Reich ausgebildet ist Unglücksfällen fast immer auf die Menschen selber und auf ihre auch die fommunale Wohlfahrtspflege, die sich ganz besonders die Ruhe und Kaltblütigkeit an.

Schulreformen und Wohlfahrtspflege.

,, Es besteht eine merkwürdige Aehnlichkeit zwischen dem Inhalt meines Stückes, den ich Ihnen vorhin erzählt habe, und den Dingen, die sich hier in Riga ereigneten... Eine fleine Bause entstand.

" Der beharrlich fehlende Anlaß zur gedanklichen Ron­zentration, der Merger darüber, zur Untätigkeit verdammt zu fein, verleitet naturgemäß zu diesen und ähnlichen Spiele­reien..." jeste er gleichsam zu seiner Entschuldigung hinzu. Frau Tudolin fah ihm eine Sefunde lang ins Gesicht. Bufall, weiter nichts."

Obzwar man sich dieser bequemen Erklärung niemals bedienen sollte," entgegnete er, durch ihren Widerspruch ge­reigt. Benn man näher zufieht verfolgen Sie doch einmal die Geschehnisse, die die Wirklichkeit sich geleistet, gnädige Frau: Zuerst das Verschwinden der Kaufmannstochter Erita Diest, die meiner Leonore ungefähr gleichwertig ist..." Bei einigem guten Willen.

" Hierauf den Bankdiebstahl, der den Herrn Gemahl vor einer Stunde aus dem Hause gezwungen, und der auch in meinem Stüd, im dritten Aft, zu finden ist...

" Sonderbar..." murmelte Frau Tudolin. Wirklich im höchsten Grade fonderbar."

Und gewiß nicht ohne weiteres von der Hand zu weifen." Reinesfalls."

Bedauerlich, ärgerlich nur, daß die dritte, die wichtigste Parallele, sich nicht herstellen lassen will..." " Ich verstehe nicht..

" Der dritte, respektive der erste Fall..." Welcher?"

" Der Fall Reuß...

Was ist's mit ihm?"

" Er bleibt ohne Pendant. Ich hätte lieber zu seinen Gunsten auf die beiden anderen verzichtet." Abermals entstand eine Pause, und auch Frau Tudolin schwieg.

"

Garbislander bebedte die Augen mit der Hand. Ich muß um Bergebung bitten," sagte er, aber ich bin einigermaßen fonfus geworden und möchte Ihnen darum nicht länger fäftig fallen... Ich will Sie darum bitten, mich ver­abschieden zu dürfen."

Sie wollen wirklich?"

Ueber die Dummheit von vorhin vorerst ein wenig nach denken, da ich glaube, daß die Angelegenheit eingehenderer Betrachtung mert ift"

Ob Sie dem Zufall nicht doch mehr an Wichtigkeit bei­meffen, als er verdient?"

Wieviel Wichtigkeit ihm zukommt, läßt sich vielleicht gegenwärtig noch gar nicht beurteilen." Er erhob sich. Es fehlt bloß noch jeder Zusammenhang."

,, Es wird Sie immerhin genug Anstrengung foften, diesen zu konstruieren..." Glauben Sie?"

Im übrigen dürfen Sie nicht unbescheiden sein. Sie wollen alles auf einmal haben." " Ich empfehle mich, gnädige Frau," fagte Garbislander. Wenn ich meinem Mann von Ihrer Entdeckung erzähle, wird er sich föstlich amüsieren."

"

Ich bin überzeugt davon, möchte Sie jedoch bitten, ihm davon noch feine Mitteilung zu machen."

Wie Sie wollen. Leben Sie wohl, lieber Freund. Aber das darf ich doch sagen, daß ich es bedaure, daß Ihnen die dumme Geschichte eingefallen ist?"

Ich will sie für diese eine Nacht wenigstens ernst nehmen." ,, Schlafen Sie sich lieber ordentlich aus."

Er tüßte ihr die Hand, verbat sich höflich, aber bestimmt jede Begleitung, ließ sich vom Stubenmädchen mittels Drucks auf den Kontakttafter die Haustür öffnen, lief eilig die teppich. belegte Treppe hinab und frat auf die Straße.

17.

Ein Bindstoß schlug ihm ins Gesicht und ließ ihm den Manteltragen um die Ohren flattern, ohne daß er die auf ihn eindringende Kälte unangenehm empfunden hätte, da die Kontrastwirkung ihm, der aus überheizten Räumen unmittel bar in die frische Luft geraten war, fogar wohltat. Im näch ften Augenblic faßte er jedoch den Mantel, 30g ihn über der Brust zufammen, während ein eisiger Schauer ihm über den Rüden rann. Unschlüssig stand er da, fpähte die Straße hinab, war bemüht, da er mit einemmal die Orientierung verloren hatte, sich zurechtzufinden, inmitten des Schneegestöbers bie Augen offenzuhalten, und ahnte nicht einmal, welche von den Häuferfilhouetten hinter feinem Rüden er vor wenigen Mi­nuten verlassen hatte. In feinem Ropf ging es wirr gemug zu, und was thm am peinlichsten berührte, war, daß er nicht die Kraft zu befigen schien, eine Gedankenreihe bis ans Ende zu verfolgen.

( fortjebung folgt.)