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hängigen nicht um die Durchsetzung von Bedingungen, nicht um die Erringung von Machtpositionen für die Arbeiterschaft, sondern um die Ergatterung von Ministersesseln zu tun ist. Nur die Arbeiter, die hinter chilferding und Breitscheid stehen, machen den Herrschaften Sorge. Darum haben ste eine Garantie dafür ver- langt, daß die staatsmännische Aktion der Führer nicht von den Arbeitern durchkreuzt werde. Diese Garantie ist das Aufgehen der USP. in den mächtigen und schwerfälligen Apparat der alten Sozialdemokrat»

»> Jetzt ist es offenbar, für welche Einheitsfront die Führer der SPD. und USP. sich eingesetzt haben. Es ist die Einheit-- front der Arbeiterführer mit der Bourgeoisie, die Einheitsfront des Burgfriedens, des kampflosen Zurückweichens vor der Konterrevolution. Es ist anzunehmen, daß selbst die meisten Leser der Roten Fahne" angesichts solcher Schreibübungen in ein helles Gelächter ausbrechen werden. Denn wäre die Verdummung der Arbeiterhirne, wie sie die KPD. betreibt, so weit fortge- schritten, daß sie diesen Unsinn für bare Münze nehmen könnten, so wäre das einfach grauenerregend. Auf alle Fälle hallen wir es für unsere Pflicht, auch von unserer Seite gegen die schmutzigen Unterstellungen, mit denen das Kommunistenblatt gegen die Unabhängigen arbeitet, nach- drücklich Verwahrung einzulegen. Wenn sich die Arbeiterparteien zusammenschließen, um im Reichstag in der Stärke von 180 Mann aufzumarschieren, so bedeutet das. nach KPD. -Logik Schwächung des Arbeiter- cinflufses undArbeiteroerrat",Arbeiterbetrug". Wenn so etwas noch Zustimmung findet, so kann man das nur nach dem bekannten Sprichwort erklären:Es ist auf Erden nichts so dumm, usw." Selbst der verrückte Sektprvphet Häußer hat Zulauf! Vernünftigen Menschen braucht man nicht erst zu er- klären, daß die Arbeitsgemeinschaft der sozialdemokratischen Reichstagsfrattionen anderes zu tun hat, als sich mit den Geistern von der KPD. herumzuschlagen. Ihr Zweck ist, den Einfluß der Arbeiter, Angestellten und Beamten, die unter sozialistischer Fahne stehen, zu stärken, die Kräfte gegen rechts zu konzentrieren. Wäre der Zusammenschluß schon früher erfolgt, so wäre manches nicht geschehen, was wir jetzt zu beklagen haben, und auch der Kampf, den wir jetzt führen müssen, wäre leichter. Nun gilt es, ohne zurückzuschauen, die Kräfte für kommende Kämpfe zusammenzufassen. Das aber kann nicht bloß durch Verabredungen im Reichstag geschehen, dazu bedarf es auch der politischen Einsicht und des kraftvollen Mitwirkens der Massen, die nicht dulden dürfen, daß das Werk der Eini- gung durch schofle Hetzereien gestört wird. Ein Brief Karl Kautskys. Von Genossen Karl Kautsky , über dessen bedauer- liche Erkrankung wir berichteten, geht uns folgendes Schrei- den zu Anläßlich meiner Augenerkrankung find mir so viele Beweise von Sympathie zugegangen, daß es mir unmöglich ist, jedem meiner Freunde besonders zu danken. Ich bitte sie, meinen Dank an dieser Stelle entgegenzunehmen. Leider sind die Aus- sichten gering, daß das erkrankte Auge seine volle Sehkraft wieder gewinnt. Indes hoffe ich, daß mir vergönnt fem wird, auch mit einem Auge noch manches für unsere Sache zu leisten und Großes und Erhebendes zu sehen, so vor allem die organi- satorische Einigung der deutschen Sozialdemokratie und den Wahlsieg der britischen Arbeiterpartei. Diese beiden gewaltgen Ereignisie werden Epoche machen in der Geschichte des proletarischen Aufstiegs zum Sozialismus. Sie werden der fortschreitenden Reaktion einen unübersteiglichen Damm entgegensetzen und das Proletariat aller Länder befähigen, von der Defensive, in die es gedrängt ist, zur Offensiv« überzugehen. Dies« frohe Erwartung, die eben jetzt so nachdrücklich bekräftig:

Diehiösthra" Alohammeös. Genau 1300 Jahre sind seit dem Tage vergangen, wo der Islam geboren wurde und wo er mit der Geburt seinen Siegeszug an- getreten hat. Als Mohammed am 16. Juli 622 von Mekka nach Medina ging, war dies kaum mehr als ein persönliches Erlebnis; er wollte nur sein Leben gegen die durch seine neue Lehre herauf- beschworenen Verfolgungen in Sicherheit bringen. Erst die Folge- zeit hat dieseH i d s ch r a"(Auszug") als soweittragende Tat von so eminenter Wichtigkeit erkannt, daß sie von diesem Tage an die ganze islamische Zeitrechnung datierte. Mit Recht, denn aus diesem Nichts entwickelte sich in kürzester Zeit eine alle übrigen Völker her- ousfordernde gewaltige Macht. Wir kennen den Siegeszug dieses kleinen arabischen Wüstenvolks, das bald Syrien , Aegypten , im Westen Persien unterworfen hatte, das nach Besitzergreifung der ganzen nordaftikanischen Küste in Spanien dem Westgotenreich ein Ende machte, das. wenn es sich hier auch nicht auf die Dauer hielt, doch dem Lande einen unvergänglichen Stempel aufdrückte, ihm eine hohe Kultur hinterließ. Wenn der Islam hier zurückweichen mußte, so entschädigte er sich dafür über Persien hinaus in Indien (heute 65 Millionen) bis weit nach China hinein und setzte seinem Werke die Krone auf durch die Einnahme der byzantinischen Kaiserstadt Konstantinopel (1453). Vor Wien scheiterte er zu unserem Glück. Mohammed wollte mit seinemIsla m"(d. h. volle Hingebung an Gott ) zunächst nur dem Polytheismus seiner arabischen Lands- leute ein Ende machen. Di« christliche Dreieinigkeitslehre erschien ihm nicht rein genug, dennes ist kein Gott außer Gott, und Mo- hammed ist sein Prophet". Sonst steht seine Lehre auf dem Boden des Christen- wie auch des Judentums. Er glaubt an Engel, Auf- erstehung. Paradies, Hölle; von den Juden hat er z. B. die Be- schneidung. Er hat natürlich auch Eigenes. Als Ueberbleibsel vom allen arabischen Heidenglauben ist die Verehrung der ,.K a'a b a", desHauses� Gottes" mit dem heiligen Meteorstein in Mekka , an- zusehen. Die Vorschrift, daß jeder gläubige Moslem wenigstens einmal im Leben dorthin gepilgert fein muß, ist ein sehr festes Band, das auch den Fernsten an das Mutterland kettet. Der Islam ist nicht bloß religiös von Bedeutung, er war ein- mal ein sehr wichtiger Kulturfaktor. Man denke nur an die Herr- lichen Denkmäler arabischer Baukunst, an die A l h a m b r a in Gra- nada, die leider jetzt ganz verfällt, an die Moscheen zu Cordooa, Kairo , Jerusalem ; man denke an die Wunderpracht der moslemi- nischen Residenzen Bagdad , Damaskus ; man denke an die hohe Blüte der Wissenschaften, der Philosophie, der Mathematik un- fere arabisch-(indischen) Zahlen stammen daher. der Naturwissen- schaften, und dann der Poesie! Als Kinder haben wir unsere Phan- tasie in denMärchen von 1001 Nacht" mit ihrem Helden Harun al Raschid er sieht in der Geschichte etwas anders aus schwelgen lassen; als Erwachsene bewundern wir mit Goethe den großen Sänger Hasis(-i- 1389) und freuen uns der Befruchtung unserer Poesie durch die arabische; welche Perlen bieten Goethes west-öst- licherDioan", LessingsNathan", BodenstedtsMirza Schaffy " und andere,.._________..._

wird durch den Abschluß der Arbeitsgemeinschaft der beiden sozial- demokratischen Fraktionen, muh uns hinweghelsen über all das Trübe, was uns die letzte Zeit gebracht hat. Mit Parteigruß Karl Kautsky .

Der Drief öes Januschauers. Ein Helfer der englischen Blockade. In der Reichstagssitzung vom 22. Juni hatte Genosie Stampfer einen Brief des Herrn v. Oldenburg-Ja- n u s ch a u vom Frühjahr 1915 zur Verlesung gebracht, in dem dieser dem damaligen Minister des Innern v. L o e b e l l mit- teilte, er bestelle aus Aerger über die vielen Verordnungen 500 Morgen seines Gutes überhaupt nicht mehr, und so mach- ten es viele. Der Brief, den unsere Leser aus einer vhoto- graphischen Wiedergabe kennen, schlug damals in die Reihen der Rechten wie eine Bombe ein. Stampfer nannte das Ver- halten des Ianuschauers Schurkerei und glatten Landesverrat, und Herr Mumm rief voller Schrecken:Herr v. Oldenburg ist kein Deutschnationaler." Am Tage darauf erklärte H e l f f e r i ch in seiner Rede, die als Vorspiel zu Rathenaus Ermordung zu traurigem Ruhm gelangte, Herr Mumm habe geirrt. Herr v. Oldenburg sei eineingeschriebenes und geschätzt-s Mitglied" der deutsch - nationalen Partei. Seine Mitteilung an den Minister sei nur eine temperamentvolle Aeußerung des Unmuts gewesen, tat- sächlich habe Oldenburg die 500 Morgen Land bestellt, wie Herr R o e s i ck e aus eigener Erfahrung bestätigen könne. Ein paar Tage später gab Herr v. L o e b e l l eine Er- klärung gleichen Inhalts ab. Nun passiert den drei Leuten das Pech, daß Herr o. O l- denburg selbst sie öffentlich der Lüge zeiht. Er weist die alberne Ausrede feiner drei Nothelfer, die nie- mand ernst nahm, zurück, indem er in derWeichsel-Zeitung" erklärt: ... Ich habe schließlich die Form der Getreidezwangswirtschaft bekämpft, als den Landwirken verwehrt wurde, ihre Angespannc auskömmlich zu ernähren. Das müßte die Landwirte vor die Wahl stellen, entweder ihren Acker schlecht zu bestellen, oder einen Teil vorschriftsmäßig zu bestellen und den anderen gar nicht. Ich kam zu dem Schluß, daß bei meinen Bodenverhältnissen ich beispielsweise mehr produzieren würde, wenn ich 500 Morgen brach liegen ließe, und ähnlich ist es vielen Landwirten ergangen. Diese Notlage hat sich schließlich durch den Ankauf von Zugochsen einschränken lasten; wer mir zutraut, daß ich mich um den Ertrag von 500 Morgen brin- gen lassen wollte, um das Baterland zu schädigen, gehört ins Irren- haus. Also Oldenburg hat die 500 Morgen nicht bebaut, wie das Trio Helfferich-Roesicke-Loebell aus dem Handgelenk be- haupteten, sondern er hat sie tatsächlich brach liegen lassen, angeblich, weil er auf diese Weise mehr produzierte! Eine gute Ausrede ist einen Taler wert, aber zwei, die einander widersprechen, gelten keinen Pfifferling. Herr v. Oldenburg meint, ihm sei nicht zuzutrauen, daß er sich um den Ertrag von 500 Morgen bringen lasse, bloß um das Vaterland zu schädigen. Diesen negativen Idealis- mus traut ihm allerdings niemand zu. Aber er hat aus Junkertrotz und weil er sich davon keinen Gewinn versprach, weite Landstrecken brach liegen lassen, während der Feind Deutschland blockierte und das Volk hungerte. Und viele an- dere haben es ebenso gemacht. Das wäscht ihm und ihnen kein Regen wieder ab. Eben- sowenig kann sich der Minister v. Loebell von dem Vorwurf reinigen, daß er die Mitteilung von dem strafwürdigen Ver- halten der westpreußischen Gutsbesitzer zur Kenntnis nahm, ohne das Geringste dagegen zu veranlassen. Das war die Musterverwalwng von Iunkerpreußen!

Frau Däumigs Dank. Frau Däumig bittet uns, die folgende Danksagung zu veröffentlichen:Von dieser Stelle aus möchte ich allen, die mir zum Tode meines Mannes Beilcidskundgebungen dargebracht haben, wie auch allen, die teilnahmen an den Trauer- feiern, meinen innigstgefühlten Dank aussprechen. Wenn ich mich auch auf diese generelle Danksagung beschränken muß, so möchte ich doch hinzufügen, daß die mir bezeugte Teilnahme ein wohltuender Trost in diesen schweren Tagen gewesen ist."

Die Türken hatten 1916 zur Unterstützung Deutschlands den heiligen Krieg" proklamiert, d. h. den Krieg aller Moslems, also auch derjenigen, die in Indien , Algier usw. den Engländern und Franzosen Untertan sind. Im Grunde genommen sind alle ihre Kriegeheilig"; denn ihr Glaube sieht als heiligste Pflicht die Unter- werfung aller Völker unter den Islam an. Und daß der Moslem gern in den Krieg zieht, dafür sorgt der Islam durch den Glauben an ein- vorherbestimmtes, unentrinnbares Fatum und durch die Der. heißung der Paradiesfreuden, die hauptsächlich im Genuß der Frauenliebe bestehen. Diese Vielweiberei bildet ja für den Westen den schlimmsten Stein des Anstoßes. Aber die Mohammedaner fangen an, dem Rechnung zu tragen. Obgleich ihre religiösen Grundgesetze, der Koran und die Sünna (Tradition), die Dielehe befehlen, sind sie doch keine starren Buchstabengebildc, sondern können der Zeit angepaßt werden. Seit 1917 hat die Frau das Recht, in einem Ehevsrtrag festzulegen, daß der Mann keine zweite Frau hinzu- nehmen darf; tut er es, so ist die Ehe gelöst. Die muselmännischc Frau tritt auch sonst mehr hervor und ist jetzt schon, wie bei uns, in den Verwaltungsämtern, bei der Post, dem Telephon, in den Bureaus tätig.

Politische Probleme im Schulunterricht. Eine Bekanntmachung des preußischen Kultusministers nimmt zur Frage der Behandlung politischer Probleme im Schulunterricht Stellung. Herr Boelitz knüpft an die Beschwerde eines Studienrates gegen eine seine Unter- richtsart verurteilende Verfügung seines Provinzialschultollegiums an. Durfte, so sagt die Entscheidung des Ministers, das Provinzial- schulkollegium von der Voraussetzung ausgehen, daß Sie im Unter- richt unzulässigen politischen Erörterungen Raum gegeben haben, so war es berechtigt und verpflichtet, Ihnen nahe zu legen, in- der da­maligen erregten Zeit alles zu vermeiden, was Andersdenkend« ver- letzen könnte, und sich der gebotenen Vorsicht und Zurückhaltung zu befleißigen... Zwecks völliger Klarstellung füge ich noch aus- drücklich hinzu, daß das Verbot parteipolitischer Beeinflussung der Schüler im Unterricht den Lehrer nicht hindern soll, dann, wenn es die Zwecke des Unterrichts erfordern, auch politische Probleme mit den Schülern zu besprechen. Abgesehen davon, daß Gegenstand und Art dieser Besprechung sich natürlich dem Alter und dem Auf- fassungs- und Urteilsvermögen der Kinder anzupasten hat, kommt es ausschlaggebend darauf an, daß der Lehrer den politischen Ge- genstand als Problem behandelt, den Schülern die oerschie. denen Seiten des Problems unparteiisch vorführt und sie mit allen oeachtlichen Antworten und Lösungen bekannt macht, nicht nur das eben wäre parteipolitische Beeinflussung mit seinem eigenen Werturteil. An dieser schon pädagogisch selbstverständlichen Pflicht des Lehrers ändert auch Artikel 148 Absatz 1 und 2 der Reichsver- fassung nichts, der im übrigen bereits heute geltendes Recht dar- stellt. Nach den bisher gemachten Erfahrungen ist leider zu befürchten, daß alsb e a ch t l i ch e Antworten und Lösungen" nur die im reaktionären Sinne gehaltenen angesehen werden. Und so- lange Schulräte von der Art des neulich von uns charakterisierten Herrn Michaelis im Amt belasten werden, wird sich darin auch kaum etwas ändern.

Ankunft öes Reichspräjlüenten. Der Reichspräsident traf heule morgen, aus Freuden- stadt kommend, in Berlin ein und empfing um 11 Uhr vormittags den Reichskanzler. An diese Besprechung werden sich weitere Konserenzen mit den Parteiführern anschließen. Der Reichspräsident hatte nach seiner heute vormittag erfolgten Rückkehr nach Berlin mit dem Reichskanzler und dem Vizekanzler Bauer eine längere Besprechung über die innen- und außenpolitische Lage._

Anarchie und Aufruhr in Thüringen . Dei Deutschnationalen, stech und auf die Rückständigkeit vieler ihrer Anhänger vertrauend, geben sich alle Mühe, der Oeffentlichkeit klarzumachen, daß z. B. in Thüringen Anarchie und Aufruhr herrsche, weil dort eine energische Regierung gegen die deutsch - völkische und jungdeutsche Ordensbewegung kräftig vorgegangen ist. Die thüringische Regierung hat allen Grund dazu gehabt, fest zu- zufassen. Sie hat dabei rechtzeitig eine deutschnationale Verschwörung aufgedeckt, die mit Waffengewalt die Regierung zu stürzen beabsichtigte. Die Vernehmungen der Verhafteten haben ergeben, daß die Mitglieder des Iungdos Südthüringcns am Dienstag, den 4; Juli auf Veranlassung des Komtur, eines Herrn Ingenieurs L e ß n c r in Zella-Mehlis , zusammenberufen worden sind. Doch lassen wir darüber einige Verhaftete selbst sprechen. Bei den Vernehmungen gibt an: 1. Pfarrer Bohn: Ich bin Mitglied des Iungdeutschen Ordens. Am 4. Juli mittags wurde mir durch telephonischen Zuspruch mitgeteilt, daß Mitglieder des Iungdeutschen Ordens, der Deutschnationalen Volkspartei und der Deut- schen Dolkspartei sich gegen Abend auf der Schleusingcr Straße treffen wollten." 2. Der Landwirtsgehilfe Friedrich Ullrich gibt folgendes an: Am 4. Juli, vormittags 8 Uhr, erhielt ich von dem 2. Großmeister den Auftrag, da ich Mitglied des Jung- deutschen Ordens bin, michnachderSchleusingerStraße zu begeben, da dort ein Zusammentreffen sämt- licher Ordensbrüder von Hildburghausen , Bir- kenfeld, Hehberg, Leimrieth stattfinden würde. Ich selber war im Besitze eines Revolvers. Soweit mir bekannt, hat auch der 2. Großmeister einen Revolver mit Munition bei sich gehabt." 3. Der Landwirt Ernst Ullrich sagt aus: Am Dienstag, den 4. Juli, erhielt ich den Austrag, mich nach der Schleusinger Straße zu begeben und gegen 6 Uhr dort einzu- treffen. Waffen und Proviant, welches für meh- rere Tage ausreichen sollte, ist mitzubringen." 4. Ein Herr Heinrich Müller sagt aus: Am 4. Juli erschien der Schultheiß Erwin R ö h r i g persön- lich mit dem Auftrag, ich solle mich so gut als möglich bewaffnen, mit Berpflegung für einige Tage o e r s e h e n und zum Abmarsch nachmittags 5 Uhr bereit sein. Ich hatte mich mit einem Revolver versehen." Am 3. Juli sind auf einem Rittergut in Berka vor dem Hainich Maschinengewehre, Jnfanteriegcwehre, Munition und Gas- masken gefunden worden. Die im Zusammenhang damit Ver- hafteten geben an, daß sie Mitglieder des Jung- deutschen Ordens sind; sie bestätigen weiter, daß ihnen die Waffen in der Nacht vom 24. zum 25. Juni von einem Führer des Iungdeutschen Ordens in Eisenach überbracht worden seien. Der Führer, ein Herr K o b e l i n s k i in Eisenach , ist flüchtig. Die Verhafteten er- klären weiter, daß auch nach anderen Orten Waffen und Munition geschafft worden sind. Wir zweifeln keinen Augenblick daran, daß die Dcutschnatio- nalen wie auch die führenden Mitglieder des Iungdo auch weiterhin behaupten werden, daß dieser auf dem Boden der Verfassung stehe und daß die Wasfenschiebungen und die Organisierung bewaffneter Banden ausschließlich zum Schutze der Republik erfolgt sei. Die Thüringer Landesregierung ist anderer Meinung. Wenn schon von anarchischen Zuständen gesprochen werden soll, dann sind es die Kreise der Beschwerdeführer, die eine Anarchie herbeizuführen beabsichtigen._ Zur Frage der unehelichen Mutterschaft. Der Reichsrat erhob Einspruch gegen die vom Reichstage beschlostene Aenderung des Reichsbeamtengesetzes, nach welchem die uneheliche Mutterschaft allein nicht eine Disziplinarbestrafung zur Folge hat.

Wenn ein neues Diamantfeld eröffnet wird. Das größte Er- eignis in den Diamantgegenden von Südafrika ist die Eröffnung eines neuen Feldes. Wie dieseEinweihung" des Feldes vor sich geht, schildert uns ein alter Diamantgräber in lebendigen Farben: Schon Wochen vor dem Tage der Eröffnung kommen Leute von weit und breit her in allen möglichen Gefährten, die von Ochsen, von Eseln oder Mauleseln gezogen sind, mit all ihrer Ausrüstung, um sogleich mit dem Graben beginnen zu können, wenn sie ihren Anteil" abgesteckt haben. Am Tage der feierlichen Verkündigung sind all« Wege belebt, und alles strebt nach demBold" in der Nachbarschaft, wo man sich versammelt. Da stehen Kraftwagen neben Ochsenwagen, Reitpferde neben Fahrrädern, und zwischen den Ochsen und Eseln weiden Ziegen, flattern Hühner, die für die Ansiedlung mitgebracht worden lind. Rasch aufgeführte Zelte und Wellblechbaracken sind über den Platz oerstreut. Tausende von Menschen wandern über die Hügel und Flächen des neuen Diamant- fcldes, betrachten aufmerksam den Boden und spüren nach Anzeichen dafür, daß dort Edelsteine verborgen sind. Man sucht sich unter, dessen seinen Anteil aus. Eine Stunde etwa vor derEinweihung" säubert die Polizei das Diamantfeld von den Besichtigern, und die zukünftigen Diamantgräber werden hinter eine Linie von weißen Fähnchen gedrängt. Die britische Flagge wird gehißt und ma» weiß, daß ihr Niedergehen das Signal zum Wettlauf nach den einzelnen Stellen gibt. Jeder Mann trägt vier Stöcke, deren jeder seinen Namen enthält, und wenn das Feld von den Beamten er- öffnet ist, dann fallen die Fähnchen, und auf der ganzen sechs Kilo- mcter langen Linie stürmen nun die Diamantenjäger vorwärts, jeder in dem Bestreben, die Stell«, die er sich als die günstigste aus- gesucht hat, abzustecken und für sein Eigentum zu erklären. Ein solcher Anteil mißt 15 Quadratmeter, und die Stäbe müssen an allen vier Ecken sichtbor eingepflanzt sein. Natürlich entsteht eine wilde Verwirrung; der eine steckt hier seinen Stock hinein, der andere dort, man kommt sich ins Gehege, man gerät in Streit, und nicht selten geben die Fäuste den Ausschlag, bis der Inspektor mit der Polizei herbeieilt, die Kämpsenden trennt und den Streitfall ent. scheidet. Ist die Ruhe wieder eingctveren, sind alle Anteile in die Listen eingetragen, dann beginnen manche Eifrigen sofort zu graben und sind mit ihren eingeborenenBoys" emsig tätig. Der größte Teil begnügt sich aber damit, sich die Stell« gesichert zu haben. Diese Geduldigeren kehren in ihre Behausung zurück und warten zunächst eintnal ab, was die andern finden. Erst wenn bedeutendere Fund« gemeldet sind, machen sie sich ans Werk. Kleine Edelsteine findet man meistens. Aber nur selten gelingt die Entdeckung der großen Steine", die der Traum jedes Diamontengräbers sind." Erstaufkübruiigen der Woche. Mittwoch Kammcrsplcle:Die ewig lächelnde Frau". Freitag Thalia-Theater:Prinz Don Ina»-. Urania -Borträge. Sonntag:Im Schwarzwald"(t'/, nachm.:- Unser schönes Nicieng cbirg e"): Montag:Von der Zugipide zum Dahm ann'; Dienstag: Das schöne S chwab enland': Mittwoch: Die malerische Marl "; Donnerstag:Frühling am Neckar '; Freitag u. Sonnabend:Der Etnsteinsilm'. Tobias Pcmberlein wird am kommenden Freitag, den 2t. Juli. abends 8 Uhr, im Programm der.AIhambra' am Moritzplatz zum ersten Male eigene heitere Schöpsimge» vortragen..