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Jlt. 346 4 z». Jahrgang t)!e««tog, S5. Juli 1954

Die Dank öer Das Leihamt als Wirtschaftsbarometer. S Die Pfandleihe, einer der verstecktesten und am wenigsten be- achteten Eewerbebetriebe, hat, wie alles in dieser Zeit, eine gründ- liche Wandlung durchgemacht. Wenn auch nach dem WortNot kennt kein Gebot" heute der Gang zum Leihhaus vieles von dem alten schämigen Wesen verloren hat, so wird derletzte Gang" doch immer mit schwerem cherzen getan. In dieser Zeit vielleicht noch schwerer als früher, weil die Not bitterer geworden ist und mancher Kunde, der sonst aus Leichtsinn zum Leihhaus ging, es heute nicht weiß, ob je die Zeit ihn in die Lage bringen wird, das versetzte Pfand wieder einzulösen. Doch dies ist es nicht ollein, was das Gewerbe der Pfandleihen dem Mißkredit des Publikums von jeher aussetzte: es ist vielleicht das, daß wir Leihhaus und Wucher identifizieren. Der Gedanke: es will jemand aus der Notlage eines anderen einen Nutzen ziehen, ist es, der uns gegen das Pfand- leihgewerbe voreinnimmt und dieses alte Porurteil gilt es zu be- fettigen. früher und heute. Die Gefahr der Ausbeutung des Darlehnsempfängers hat schon im Mittelalter zunächst dazu geführt, daß die Pfandleihen von Wohl- tätigkeitsanstalten(mantes pieuti«), bei denen unlautere Zwecke fortfielen, besorgt wurden. Auch in Deutschland spielte bis zum Z9. Jahrhundert nur das von Staat oder Gemeinde betriebene Pfandgewerbe eine Rolle: erst nachher wurde es von Privaten, meist auf Grund besonderer Erlaubnis betrieben. Ein Stückchen von dieser alten Gepflogenheit hat sich auch noch in der heutigen Praxis erhalten. So fließen z. B. die Ueberschüsi« aus Pfandversteigerungen nicht dem Pfandleiher zu, sondern den Armendirektionen: beim staat- lichen Leihhaus in Berlin betätigt sich als stiller Teilhaber«in altes Damenstift. Die Pfandleihe ist im heutigen Leben eigentlich nur eine Art Bank jener kleinen Leute, die sonst an mobilen und immobilen Kapitalien nichts anderes aufzuweisen haben als die wenigen Wirtschafts- und Kleidungsgegenstände, mit denen sie den täglichen Bedarf regeln. Für sie ist ein guter Anzug oder eine Taschenuhr noch ein kreditwürdiger Gegenstand, den eine Pfandleihe als Guthaben annimmt, während die großen Banken sich für solche Einlagen in ihre Tressore bestens bedanken würden. Der Nutzen kann demgemäß auch nicht groß fein, der aus solchen kleinen Ge- schäften springt, dem Zweck der Uebung gemäß darf eine Pfandleihe auch nur ganz minimale Sätze für das Verleihen»en Geldern auf Pfänder nehmen: diese Sätze sind durch Nersügungen geregelt. Das pfanöhaus al» Wirtsch«st»b«r»«<ter. Interessant ist es, den Geschäftsgang der Pfandleihen und ihr Publikum während der verschiedenen Zeitfolgen zu beobachten. Mit peinlicher Genauigkeit registrieren die guten oder schlechten Ge- schäftsjahre auch die guten und schlechten Zeiten für die Allgemein- heit. Sind die Zeiten ruhig, wie vor dem Kriege, so ist der Ge- schäftsverkehr auch ein stiller. Meist war es früher der kleine Ge- schäflsmann oder der Arbeiter, der das Leihhaus bei Stockung von Wochenlohnbcträgen, zur Begleichung unvorhergesehener Rechnungen u. a. in Anspruch nahm. Immer war man auch in der Lage, die versetzten Pfänder wieder einzulösen. Eine umgekehrte Skala zeigte das Wirtschaflsbaromeier bei Kriegsbeainn. Wer ins Feld hinaus- zog, brachte daheim vorerst noch seine Berhältnissc in Ordnung, fast alle Pfänder wurden in dieser Zeit eingelöst. Später, bei der ...Frnuenwirtschafl, bot sich das psychologisch interessante Bild, daß die Frauen in der fzauptzahl kein Freund vom Versetzen waren und die Pfänder ihrer leichtlebigen Ehemänner bald wieder heimholten. Es waren keine guten Zeiten für die Leihhäuser. Auch die ersten Jahre während der Revolution gaben kein gutes Gelchöftsbild, was auf die Unsicherbcit und Gefahr, die mit diesen Zeilen verbunden war, zurückzuführen ist. Erst seit ungefähr ' 1 H Jahren hat sich nach und nach eine zum Teil große Kapital- bedürftigkeit geltend gemacht und den Pfandleihen neu« Kunden zu- geführt.' Vornehmlich zwingt die Wirtschaftslage diejenigen Men- sehen zu dem schweren und oft und lang« überlegten Gang ins Leih- baus, die sich durchaus nicht in die neue Form des Lebens und Celdverdienens zu finden vermögen: es sind dies nickt immer die schlechtesten Charaktere, fleute sind es weniger die Minderbemittel- ten und die Arbeiter, sondern mehr der Mittelstand. Kleinrentner und Leute, denen es früber besser ging. Sogar aus denhöchsten" Kreisen finden sich versteckt und schamhaft, meist durch einen Mittels- mann, die neuen Kunden ein. Einzelne stammen bereits schon aus

kleinen Leute. hutz des Publikums gegeu wilde Pfandleihen« dem neugebackenen Reichtum, dsm das Glückwie gewonnen, so zerronnen" ist. Oer Geschäftsbetrieb öer pfanöleiheu. Das strenge abgeschlosicne Wesen dieses eigenartigen Gewerbes, das noch durch unzählige gesetzliche Paragraphen wie mit einem eisernen Panzer umschlossen dahinlebt, Hot, wie eingangs schon hin- gewiesen, seine weise Begründung. Nirgends ist die Gefahr der Ausbeutung und des Betruges größer als bei Menschen, die aus einer augenblicklichen Not heraus fremde Hilfe in Anspruch nehmen müsien. Nur wirkt die Regelung nach dem alten Schema innerhalb des Wandels von Moral und Gesetzesbegrisfen in jetziger Zeit mehr entmutigend als belebend auf den Stand der ehrlichen Pfandlciher, die sich innerhalb ihres Verbandes gegen eine letzte Er- drosselung wehren. Daneben siebt man und das ist das Uner­freuliche an der Sache, daß jedes noch so vollkommene Gesetz zum Schutz der wirtschaftlich Schwachen zur reinen Farce wird, wenn die Zeit und die Gelegenheit günstig sind, mühelosen und be- trügerischen Gewinn einzuheimsen. Wöhrend die konzessionierten und polizeilich überwachten Pfandleihen in altem Formelkram fast ersticken, blühen an allen Enden die wilden Pfandleihen und Rück- kaufshändler auf, die mit offenen marktschreierischen Reklamen die Vögel ins Garn locken. Das Schieber- und Verbrechertum, was sich jetzt breit macht, versucht natürlich auch die ehrlichen Pfandleihen als Unterschlupf für ihre Diebesbeut« zu benutzen: zahlreiche Klagen wegen Hehlerei sind die natürliche Folge, die aber bei konzessionier- ten Pfandleihern fast in allen Fällen immer mit einem Freispruch enden müsien, da die offene Pfandleihe gar nicht anders kann, als die Pfänder in dem gesetzlich vorgeschriebenen Rahmen in Empfang zu nehmen und zu verwalten. Der Vorsitzende des Verbandes der Pfandleiher Deutschlands , Emil Albrecht in Berlin , äußerte sich über diese Frag« in folgendem:Das Publikum ist über das Pfandleih- gewerbe recht im unklaren. Nur unbestraften und poli- zeilich unverdächtigen Personen wird die Kon- Zession zum Betriebe«in es Pfandleitzgefchäfts erteilt. Jeder Pfandleiher muß sich verpflichten, genau nach den ge- setzlichen Bestimmungen zu handeln, da ihm bei Verstößen die Konzession sofort entzogen werden kann. Die Erlös« der oersteigerten Pfänder werden oo» einem öffentlich angestellten Ber- steigerer bzw. Gerichtsvollzieher als» amtlich in die Versteige­rungslisten«ingetragen. Der Ueberschuß über die Forderung des Pfandleihers an Varlehen, Zinsen und B«rsteigeruni»g«bühren steht dem Berpfäader zu. Holl dieser den Ueberschuß inner- kalb zweier Wochen von der Pfandstelle nicht ab, s» muß der Ueber- schuß zugunsten der Vrmendirektion bei der Stadthauptkasse«dge- liefert werden. Hier steht der Ueberschuß des«erkauften Pfandes noch ein Jahr lang dem Perpfänder zur Verfügung und verfällt erst dann zugunsten der Armendirettion. Dem Pfandleiher bleibt nur der Anspruch auf sein gegebenes Darlehen und Zinsen. Die Ar- beit zur Versteigerung gibt er noch zu." Demgegenüber handelt der wilde Pfandleiher und Rückkaufs- Händler anders. Cr kümmert sich um kein Gesetz und ist ohne jede behördliche Aufsicht. Ein Zinsfuß bis ZOO Proz. ist bei dielen Nück- kaufshändlern nichts außergewöhnliches: außerdem verkauft er die nicht eingelösten Pfänder freihändig und steckt sich den aanzen Ueber­schuß des Verkaufes als eigenen Verdienst in seine Tasche. Wehe dem Armen, der in solche Hände sieh

Venn man ins fiuslanü will. Da für Personen, die im Inland ihren Wohnsitz oder dauernden Aufenthalt haben, der Sichtvcrmerk-zwang zur Ausreise fort- gefallen ist und an Stell« des Sichtvermerks von dem zuständigen Finanzamt eine Unbedenklichkeitsbescheinigung in den Paß eingetragen wird, so ergeben sich aus dieser neuen Be- stimmung folgende Aenderungen für Reisend« nach dem Ausland: Inländer bedürfen zur Reise nach dem Auslande nur noch eines Passes, aber keines Sichtoermerks. Es braucht deshalb für sie der Fragebogen überhaupt nicht mehr ausgestellt zu werden. Wenn sie einen Paß beantragen wollen, so haben ste stch mit der Paßvorbescheiniaung zunächst an die zuständige Paßstelle zwecks Erlangung des Passes zu wenden. Wenn sie im Besitz des Pasies sind, müssen sie sich den Unbedenklichkeitsvcrmert des Finanzamtes beschaffen. Di« Reihenfolge ist also umgekehrt: Zuerst der'

Der Ruf durchs Fenster. Roman von Paul Frank. Da das Automobil mit einem plötzlichen Ruck hielt, war Doktor Jordan genötigt, feine Standrede zu unterbrechen, stieß jedoch, als er aussteigen wollte, in der Wagentür mit dem Schriftsteller zusammen, dem er den Vortritt überließ. Was hättet Ihr schließlich ohne mich und meine Hypnotiseur- talente angefangen?" setzte er hinzu. Wir sind Ihnen unleugbar zu großem Dank verpflichtet. lieber Doktor Jordan," entgegnete der Schriftsteller.Gleich- zeitig jedoch gebe ich Ihnen die Zusicherung, daß Sie mir in allerkürzester Zeit Abbitte leisten werden. Ich wußte näm- lich nicht, lieber Doktor, daß Sie auch im übertragenen Sinne kurzsichtig sind.. Der Arzt war es, der Richard Faltin behilflich war, von seinen! erhöhten Sitz auf die Straße hinunterzuaelangen. Ringsum herrschte Halbdunkel, und nur spärlicher Laternen- schein blinkte herüber. Die Häuser saßen, ohne irgendeinen Stil oder eine Zusammengehörigkeit zu verraten, als ob der vom Meer herübergewehte Wind sie launisch hierher geworfen und abgeladen hätte, beisammen. Eines, dessen Front von kleinen, lukenartigen Fensterchcn durchlöchert war, stieg schmal und steil in die Höhe. Oben thronte ein spitzes, zuckerhut- förmiges Dach. Daneben kauerte, in sich gleichsam zu- sammengekrochen, eine ebenerdige mißfarbene Hütte, und da- hinter war das zcrmorschte altersgraue Schindeldach sichtbor, das einem Gebäude zugehörte, dessen Stirnseite offenbar einer Quergasse zugekehrt und das hier und dort durch ein bellergefärbtes BreU ausgebessert war. Ein übel angesäuerter Geruch schwang hier, in dem die Salzlake, die Teersarbe und der Dunst der Kloaken eine Verbindung eingegangen zu haben schienen. Durch den allenthalben lastenden Schnee hatten die Objekte überdies die Kontur verloren, da, was vordem unter normalen Wetterverhältnisscn gerade verlausen, jetzt an Ecken und Enden ausgebuckelt, aufgequollen, völlig verändert und formlos geworden war. Auf der Erde lag eine schmutzige breiige Masse, die durch den fallenden Schnee ins Endlose vermehrt wurde: die Pfützen, die dicht beisammen saßen, waren mit einer papier - dünnen Eisschicht überkrustet, die knirschend und splitternd ein- brach, wenn ein Fuß darüber hinwegzuschrciten versuchte.

In der Ferne schwamm plötzlich Musik: ein Orchestrion stampfte einen Marsch, heiseres Lachen sprang dazwischen, das Adagio einer billigen Violine ertönte, das vom Chorus der Stimmen, die sich wenig später erhoben hatten überschrien wurde. Wir befinden uns hier in einem der verrufensten Hafen- winkel." erläuterte der Präfett mit gedämpfter Stimme, nach- dem er ebenfalls seinen Führersitz verlassen hatte.In diesen Revieren lassen wir, so oft es angeht, Streifungen unter- nehmen, deren Erfolg übrigens weniger als zweifelhaft ist. Das ist alles, was in unserer Macht steht. Erinnern Sie sich, meine Herren, daß ich vor nicht allzu langer Zeit jener Löcher Erwähnung getan habe, deren es leider in dieser Stadt allzu viele gibt, in denen jemand, dem es darum zu tun ist, ver- borgen zu bleiben, weiß Gott wie lange zu stecken vermag, ehe man seiner habhaft wird... Hier gibt es so gut wie gar keine Kontrotte. Denn, wer sich nicht mehr sicher fühlt, der läuft, trotz Hafenpolizei und strengster Papieroorschrift, unter Zuhilfenahme irgendeines gefälschten oder gestohlenen Dokuments auf ein Schiff, verdingt sich oder läßt sich in die Passagierliste aufnehmen und dampft davon... So geht es nämlich mehr oder minder in allen Hafenstädten zu. In Riga , wie in Konstantinopel . Es ist überall dasselbe, und bloß das Klima ist verschieden. Das einzige radikal wirksame Mittel wäre, das ganze Gerumpel zusammenzureißen und ein schönes, neues, lichtes, gesundes Viertel mit breiten Straßen und freundlichen Häusern aufzubauen..." Tudolin veranlaßte den Lenker des Wagens, auch über dos Automobil zu wachen. In der gleichen Sekunde begann es auch schon in den nahestehenden Häusern, in denen sich bis- her nur der eine oder der andere Kopf im Fenster gezeigt hatte, lebendig zu werden, und aus den dunklen Toren kamen vermummte Gestalten hervorgekrochen, die, aus neugierigen 1 Augen starrend, näher kamen, in Lumpen gehüllte Weiber und Kinder. Männer auch, denen die Pelzmütze tief in der Stirn saß, deren Beine in schweren Stieseln staken, und die das Automobil im Kreis umstanden. Ich nehme an, daß unser Führer ungeduldig wird..." unterbrach der Arzt den Redeschwall des Präfckten. Der Bankdirektor war zwischen die beiden hühnenhaften Polizei- agenten getreten, denen er sich mit je einer exakt höflichen Verneigung vorgestellt hatte und zwischen denen er, klein und zierlich von Wuchs, drollig genug sich ausnahm.____

Gang zur Paßstelle, dann zum Finanzamt. Inland«, die sich im Besitz eines noch gültigen Passes befinden, brauchen zu Reisen in das Ausland eine polizeiliche Dienststelle üb«rh«upt nicht in Anspruch zu nehmen, sondern können sich sofort«n d«s zustän� dige Finanzamt wenden. Ausländer bedürfen zur Ausreise gleichfalls nur der lln« bedcntlichkeitsbescheinigung des zuständigen Finanzamtes. Wenn sie aber in das Ausland wieder zurückkehren wollen, bleibt es bei dem bisherigen Verfahren, d. h. es muß der Frage» bogen zur Erlangung des Sichtvermerks zur Wiedereinreise ausgefüllt werden. Der Fragebogen muß wie bisher die vorgeschrieben« Aeußerung des Reviers«nt- halten und wird dem Ausländer im verschlossenen Umschlage aus- gehändigt. Er muh jedoch vor dem Gonge zur Hauptpaß» stelle zwecks Erlangung des Sichtvermerks erst da? zuständige Finanzamt aufsuchen, damit es den Unbedenklichkeit?» vermerk zur Ausreise einträgt. Erst dann hat es Zweck, die Haupt- Paßstelle zur Eintragung des Einreisesichtvermerts«ufzustichen. öanköirektor unö vierzehnjährige. Ein neuer Prozeß Keil. Ein Erpressungsprozeß, dessen Vorgeschichte schon mehr- fach die Ossentlichkeit beschäftigt hatte, sollte gestern, wie mitgeteilt, vor der Ferienstrafkammer des Landgerichts I zur Verhandlung kommen. Angellagt war der mehrfach vorbestraft« Zeitungsver- leger und Privatdetektiv Artur Keil, der vom Schöfsengericht unter Zugrundelegung folgenden Sachverhalts zu 1 Jahr Ge» f ä n g n i s wegen versuchter Erpressung verurteilt worden war. Vor einiger Zeit erschien in der Wohnung de» Bankdirektors und Rittmeisters a. D. M. ein junger Mann und gab an, er fei bei dem jetzigen Angeklagten Keil, dem Herausgeber derReuesten Rachrichten", tätig und habe zusällig gehört, wie dieser«inen Artikel in die Schreibmaschine diktierte, in welchem behauptet werde, daß in der Wohnung des Bantdirektorsn a t u r a l i st i- sche Tänze von einem 14jährigen Mädchen auf- geführt worden seien. M., welcher den Charakter der KeilschenZeitung" als Revoloerblatt schlimmster Art kannte, ver- mutete sofort einen Erpressungsversuch und benachrichtigte sofort den Kriminalkommissar Dr. Kopp, den Epezialdezernenten für dos Erpressertum beim Polizeipräsidium. Im Laufe der weiteren ver- Handlungen trat auch der Angeklagte Keil in Aktion, welcher, wie der Zeuge M. bekundet«, indirekte Geldiorderungn für Ablegen des angeblich schon fertigen Satzes usw. stellt«. Dos Schöffen. gericht erblickte hierin«inen recht»erwerslichen Erpressungsversuch und kam zu einer»«rurteilung. Hiergegen legte Keil Berufung ein. Bar Gericht hielten die»an Resereabar Dr. Beerwatb geladen«» S«ch»eritä»bi>eA, S»»it«t»r«t Dr. Max Ebel u»d Ge- richtamedizinalrat Dr. Dhreafurth, den Angeklagten, ber u.«. den Kriminalkammifiar Dr. Kapp alsPerlrauensmonn des Bw bandes Berliner Kupplerinnen" beim Polizeipräsidenten. Ministet und Staatsanwalt angezeigt hatte für einen schweren Psycho. pathen� b«i dem gewisse Zweifel an seiner Zurechnungsfähigkeit vorhanden feien. Da beide Sachverständige den Antrag aus 8 81 StPO. stellten, beschloß das Gericht, den Angeklagten erst auf die Dauer von sechs Wochen in einer öffentlichen Irrenanstalt auf seinen Geisteszustand beabachten zu lassen. Mit Säbel unü hanüfthellen. Au» dem idyllischen, in der Rühe von Erkner gelegenen Grün« beide wird uns ein Vorgang berichtet, der an die Zeiten des alten Regimes gemahnt. Ein Trupp jugendlicher Wand««»«sammelte sich nach einem Gewitter in Grünheide vor dem Lokal»on Ben- find und fang die Internatisnale. Die» wirkt auf die in der Nähe stehenden drei Polizeibeomten derart, daß sich ein« von ihnen veranlaßt sah, auf die Sänger drohend und schimpfend einzudringen. Ein Jugendlicher oerwahrte sich energisch gegen diese Behandlung und crreichte nur, daß der betreffend« Beamte noch aufgeregter wurde, ihn sogar mit dem blanken Säbel bedrohte. Ein zweiter Beamter mit E. K. I geschmückt hielt sogar die Handschellen bereit, Rur dem Dazwischentreten«ine» Parteigenossen ist es zu danken, daß die Palizeibeamten»on weite- ren Maßnahmen absahen. Durch solches vorgehen einzelner Beamten erhält das Miß- trauen des Püblikums gegen die Polizei imm« Wied« neue Nah­rung. Es fragt sich, ob die hier«wähnten Beamten ebenso ge. handelt hätten, wenn on Stelle der Internationale irgendeine» d« sogenanntenvaterländischen" Lieder gesungen worden wäre. Es muß dielen Beamte» sehr deutlich klargemacht w«den,«i« sie sich dem Publikum gegenüb« zu vnhalten haben.

Faltin stieß, mit geschlossenen Augen marschierend, das Haustor auf, das schmal und niedrig war: der Gang, der die Gesellschaft aufnahm, war von Finsternis erfüllt. Ewer trabte hinter dem anderen. Leise..." ermahnte die Stimme des Präfckten. Nach einer kleinen Weile überquerte man einen Hof, in dessen Mitte die Silhouette eines Brunnens inmitten der braunen Dämme- rung stand. Unter den Füßen der Schreitenden gluckste das Wasser, das hier ganze Rinnsale bildete, und Regen mit Schnee ver- mischt klatschte den Männern ins Gesicht. Eine Häuserwand stieg im Hintergrund auf, in der h»ch»ben ein hell erleuchtetes Fensterviereck saß. Irgendwo wimmerte ein kleines Kind: aus einer anderen Richtung drangen windzerfasert die Akkorde, die einer Mund- Harmonika entlockt wurden. Niemand sprach ein Wort, und Richard Faltin schritt unablässig voran. Direktor Moos, der, geblendet, in das helle Fensterviereck gestarrt hatte, tat einen Fehltritt, so daß er, hätte der eine der beiden ihn behütenden Riesen ihn nicht am Mantelkragen gefaßt, unfehrbar ge- stürzt wäre. Warum eigentlich der Hypnotisierte nicht fällt..." stieß er neiderfüllt hervor, als er den Schrecken überwunden hatte. Sie hätten sich wohl auch ganz gerne hypnotisieren lassen?" brummte der Arzt, der dicht hinter ihm ging. Der Führer öffnete abermals eine Tür. Die Gruppe stand in vollkommener Finsternis, die«nd» lich von einem Strahl der elektrischen Taschenlampe des Prä» selten durchbrochen wurde, der blinkend im Raum umher- flatterte. Alles lauschte, auch Garbislander hielt den Atem an und versuchte hierauf, die Partien, die sekundenlang in der schwarzen Finsternis ausglänzten, zusammenzufügen, um sich derart ein annäherndes Bild seiner Umgebling zu verschaffen, ohne daß ihm das jedoch gelingen wollte. Er fühlt« nur, wie sein Blut unaufhörlich gegen die Schläfenwänd« hämmerte. Ein Zündholz flammte auf, flackernd« Schatten huschten über die Wände. In der Mitte des Raumes hing, vom auf- fallenden Strahl der Laterne getroffen und plötzlich in die Helligkeit gehoben, eine mit einem metallenen Schirm bedeckte Lampe, die einer der Polizeiagenten jetzt anzubrennen ver- suchte.(Fortsetzung folgt.)