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heit beherzigk und sich nicht von noch so berechtigter Leiden- schaft sein Handeln vorschreiben läßt. Aber die Zeit, die übrig bleibt, muß in Bayern dazn benutzt werden, um zu begreifen, daß die deutsche Reichsverfassung nicht gewaltsam revi- diert werden und daß das zu allerletzt auf Wunsch und im Interesse von Verschwörerzirkeln geschehen darf. De? Reichspräsident hat ruhig, freundschaftlich, in versöhnlichem Ton, aber i» der Sache selbst fest gesprochen. Deutschland und die ganze Welt wartet auf Bayerns Antwort.

Saöen und Württemberg gegen öapern. Karlsruhe , 28. Juli. (WT2S.) DerBadische Beobachter" behandelt die bayerisch« Sonderverordnung und lehnt sie ab, denn es gehe nicht an, daß ein Land die von der gesamten Volks- Vertretung geschaffenen Gesetze alr- für sein Land unwirksam er- klärt. Das bayerische Verhalten werde nach der Auffassung des Blattes zu Verhältnissen führen, die das Reich in Trümmer schlügen. Das Blatt weist darauf hin, daß dis Deutschnationalen in München , die alle Hebel in Bewegung setzen, um die Stimmung in Bayern gegen das Reich aufzureizen, von der� Blättern der Berliner Deutsch - nationalen und ehemaligen Konservativen unterstützt werden, die früher die Bayern auf das gröblichste anfuhren, wenn sie ihre poli- tische und-kulturelle Eigenart gewahrt wissen wollten. Stutsgarl. 28, Juli(MTB.) DerSchwäbische Merkur" sieht in der Verordnung der bayerische» Regierung eine offene Auflehnung gegen die verfassungsmäßige Zuständigkeit der Reichsregierung, die trotz der Erklärung der Reichstreue aus Mün- chen zu den allerbedenklichsten Konsequenzen führen könne. Das Blatt hofft, daß sowohl in München wie in Berlin das Aeußerste von Takt und Behutsamkeit aufgewendet werde, um eine versöhnliche Lösung herbeizuführen. Augsburg . 28. Juk.(MTB.) Der hiesige Stadtrat erließ in seiner heutigen Sitzung eine Erklärung, worin es heißt: Der Stadt- rat von Augsburg tritt den ErKärungen, die der Münchener und der Nürnberger Stadtrat zu dem Borgehen der bayerischen Regie- rung gegenüber dem Reichsgesetze zum Schutze der Republik abge- geben haben, vollinhaltlich bei. Der Stadtrat sieht in den Wirkungen, die durch die Stellungnahme der bayerischen Regierung ausgelöst werden müssen, schwere Gefahren politischer und wirtschaftlicher Natur, auch für unsere Industrie- ftadt. Der Stadtrat von Au-gsburg steht treu zum Reiche und seinen Gesetzen und erwartet von der bayerischen Regierung die Ab- kehr von ihren verhängnisvollen Beschlüssen.

Will man nicht entgegenkommen? München , 28. Juki.(Eigener Drahtbericht.) Graf Lerchen­feld wird das Schreiben des Reichspräsidenten vorläufig nicht persönlich beantworten, soiüdern über die jetzt ein- zuschlagende Haltung der bayerischen Regierung zunächst mit den Parteiführern Veratungen abhalten Wie oerlautet, beab- sichtigt die bayerische Regierung jedoch nicht, die von dem Reichskabinett einstimmig als rechtsungültig bezeichnete Notverordnung ohne weiteres rückgängig zu machen. München , 28. Juli. (WTB.) LautBayerischer Staats- zeitung" dürften der Ministerrat und die Parteien Voraussicht- lich erst anfangs nächster Woche zu dem Bdef des Reichspräfi- d eilten Stellung nehmen. Richter gegen das bayerische Unrecht. Der Republikanische Richterbund übermittelte uns folgendes Rundschreiben, das er seinen bayerischen Mitgliedern zusandte: Die bayerische Regierung hat es aus politischen Gründen Unternommen, Reichsrecht durch Landesrecht zu brechen vder wenigstens zu biegen: sie hat es für gut befunden, im Wege einer Notverordnung die zum Schutze der Republik verfassungs- mäßig beschlossenen Reichsgesetze als solche zu ignorieren und in ihrer Durchführung zu hindern. So ist für die bayerischen Richter eine überaus ernste und verantwortungsschwere Lage entstanden. Wir bjsten deshalb unsere Mitglieder, leidenschaftslos, wie es dem Richter ziemt, den Vorstoß Bayerns als das zu erkennen und zu behandeln, was er ist. Die der Notverordnung beigegebene Be­gründung trägt für jeden parteipolitisch unbeeinslußbaren Richter die

Deutfthe Lanösknechte um 1974. Bon K o l e Kokk. Tragödien älteren Stils pflegte ein lustigesVorspiel aus dem Theater" voraufzugehen. Das Drama des Weltkrieges brachte schnell ein« historische Posse in Vergessenheit, die in Ermangelung interessanteren Stoffes die Zeitungsleser zweier Hemisphären monatelang in angenehmster Spannung hielt. Durazzo Prent Bibdoda Wilhelm Wied, Mbret von Albanien , Essod Pascha vielleicht rufen diese Namen in dem einen oder anderen Leser die Erinnerung wach an jene Zeiten, in denen Albanien im Brennpunkt des politischen Interesses stand. Deralbanische Krieg". DieBelagerung" Durazzos. Die Rebellion" der Skipetaren(die teil» griechisch-orthodox, teils mo- hammedanisch waren) gegen ihrenangestammten" Herrscher, der protestantischer Gardckürassier war und ein Bifrtejahr vor seinem Regierungsantritt kaum gewußt haben dürfte, daß es ein Albanien gab. dessen Nalionalheld Kastriota heißt und in dem man seine steuern zu begleichen pflegte, indem man den Steuerboten die Nasen abschnitt. Es war die glänzendste Parodie auf die Würde des Staates, das Gottesgnadentum der Dynastie und die Erhabenheit des Krieges. Wir haben uns in den wenigen Wochen dieses Satyrspiels gesund gelacht. Aber wenn ich heute daran zurückdenke, gewahre ich, wie in der Groteske bereits die Weissagung des Schrecklichen log, das folgen sollte. In Albanien warKrieg". Der frischgebackene König brauchte ein Heer, um sich der allzu großen Liebe seines Volkes zu erwehren. Es wurde eine freundliche Einladung an alle diejenigen erlassen, die darunter.litten, daß in Europa Frieden herrschte. Man suchte Landsknechte, die mit Mannlichergewehr und Skodageschütz umzu- gehen verstanden. Und die Landsknechte kamen. Sie waren nicht so buntqewürfelt wie die Fähnlein des Mittel- alters. Immerhin, es war Auswahl. Ein junger Schotte, perfön- licher Freund des Fürsten , sah in der Angelegenheit einen smarten Sport. Ein ungarischer Graf, Offizier eines feudalen Honved- regimentes, riskierte für das Abenteuer die Uniform, denn in Oesterreich war die Werbung für Albanien wenigstens offiziell ver- boten. Ein rumänischer Oberst ließ sich von seinem Kriegsministe- riumabkommandieren". Aber das waren nur einzelne. Die Masse und die Führer, sie waren Deutsche . Wer war Kommandeur der Wiedschen Kavallerie? Herr v. G., ehemaliger Husarcnoffizier, dem der deutsche Friedensdienst zu langweilig geworden war, der gestern bei Enver Pascha in Tri- polis auf Italiener schoß und heute in eigener Regie gegen Alba- nicr in ihreni eigenen Lande zu Felde lag. Und wer befehligte die Wiedschc Artillerie? Herr o. d. L., Rittmeister im Saurbrücker Ulanenregiment, dem der Fürst nie etwas zuliebe, die Albanier nie-twas zuleide getan hatten. Werverteidigte" Valona ? Zwei deutsche Herren, die sich aus dieser militärischen Aufgabe einen Ferienjux machten. Sie waren, auf der Reise von Aegypten nach Deutschland , in Dalona aus Neu- gierde an Land gegangen, und als man ihnen erlaubte, mit

Kennzeichen einer ünjuristifchen, tiefstehenden Umdeutungs- technit. Es liegt klar zutage, daß im gesamten Herrschaftsbereich eines ordnungsmäßig erlassenen Reichsgesetzes eine die Durchführung des Gesetzes sperrende Sonderverordnung auf Grund des Art. ätz der Reichsverfassung unmöglich ist.Reichsrecht bricht Landesrecht" 'ist einer der obersten Verfassungsgrundsätze. Sollten sich in Bayern Richter finden, die jene Verirrung der bayerischen Regierung gut- heißen, so wird es gerade an unseren Mitgliedern sein, die Würde der geordneten Justiz zu wahren und dem Reiche zu geben, was des Reiches ist. Im Notfall bitten wir, mit dem Vorstand des Republikanischen Richterbundes in Verbindung zu treten." Das Urteil eines Münchener Staatsrechtslehrers. Nürnberg , 28. Juli. (WTB.) Karl Rothenbücher , ordent- licher Professor des Staatsrechtes in München , nimmt imF r ä n- tischen Kurier" Stellung zu der bayerischen Ausnahmever- ordnung und lehnt sie als nach der Reichsverfassung nicht zu» l ä s s i g ab. Die bayerische Ausnahmeverordnung kann sich nach Rothenbücher nur stützen auf Art. 48 der Reichsverfassung. Nach diesem Artikel, kann die Landesregierung eineeinstweiNge Maß- nähme", wie sie die bayerische Ausnahmeverordnung darstellt, nur treffen, wennGefahr im Verzuge" ist. Diese Vorbedingung war nicht gegeben. Nach§ 48 kann auch der Reichspräsident oder eine Landesregierung Maßnahmen treffen, die nicht in einem Gesetze vorgesehen sind. Unmöglich ist es aber ein Reichsgesetz, das gerade Ausnahmebedingungen zur Abwendung von Gefahren für die Staatsverfassung aufstellt, aufzuheben. Auch staatsrechtlich muß nach R. die Verordnung Bedenken erregen. In der Einleitung werde angedeutet, daß die Schutzgesetze nicht verfassungs- mäßig seien. Wenn dem so wäre, dann hätte aber die bayerische Regierung nach Art. IS der Reichsverfassung das Recht und die Pflicht, vor dem Staatsgerichtshof des Reiches dagegen Einspruch zu erheben und eine Entscheidung herbeizuführen. Bayerische Hoheitsrechte, auf die in der Verordnung hingewiesen wird, be- stehen nur soweit, als das Reichsgericht sie nicht ausschließt. Also auch hiermit kann sich die bayerische Regierung in diesem Falle nicht berufen._ Luüenöorffs Tätigkeit in Sapern. Merkwürdiger Optimismus der Regierung. München . 28. Juli. (MTB.) Auf eine kommunistische Anfrage im Bayerischen Landtag wegen der TätigkeitLuden- dorsfS in Bayern wurde in der heutigen Plenarsitzung des Bayerischen Landtags mitgeteilt, daß eS als falsch bezeichnet werden muß. daß in den Aeußerungen LudendorffS gegenüber dem Berliner Korrespondenten d-SNew Dork Herald' ein Versuch zu erblicken sei, sich der Entente als Söldnersübrer gegen Rußland anzubieten. Auch die Behauptung, daß Ludendorff eine hetzerische und ber- leumderische, das Reich schädigende und der Entente Vorschub leistende Tätigkeit entwickele, sei nicht gerechtfertigt.

Lügen über den Reichskanzler. Berlin , 28. Juli(WTB.). DieMünchen-Augsburger Abend- zeltung" bringt in ihrer Nummer vom 27. Juli die Meldung, der Reichskanzler Dr. Wirth habe mit dem Reichspräsidenten Ebert in der bayerischen Angelegenheit eine eingehende Rücksprache gehabt, wobei er dem Reichspräsidenten vorgeschlagen habe, im Not- falle gegen Bayern den Artikel 48 der Verfaffung anzuwenden. Das Blatt fügt hinzu, es sei unmuhrscheinlich, daß der Reichspräsident die Verantwortung auf sich nehmen werde, Reichswehr nach Bayern zu senden. Die Nachricht ist in vollem Umfange frei erfunden. Der Reichskanzler hat einen solchen Vorschlag weder gegenüber dem Reichspräsidenten noch auch dem Reichskabinett ge- macht.

Säuberung der Schuhpolizei. Neben der Republikanisierung der Verwaltung und der Reichs- wehr wird in immer höherem Maße auch eine Säuberung der Schutzpolizei von antirepublikanifchen Elementen gefordert. Tagtäglich kann man in der Presse Klagen über ein« antirepublika- nische Betätigung von Osftzieren der Schutzpolizei im Dienste lesen. Die sich daran knüpfende Kritik schießt aber leider oft über das Ziel hinaus. Man oelangr dabei nicht fetten zu Berallgemeine-

Kanonen zu schießen und sie dafür erstklassig zu verpflegen ver- sprach, konnten die Herren Reserveoffiziere der Artillerie nicht widerstehen. Sold haben sie. soviel ich weiß, nicht bezogen. Wer wird sich auch für ein Vergnügen noch bezahlen lassen! Und von wo kamen die albanischenFremdenlegionen", die der famose Bildhauer Kürschner (Wilhelm Wieds Spezi) tom- melte, die meistenFreiwilligen"? Aus Deutschland ! Was machten die königstreuen Mrditen für Augen, als eines Tages eine kriegsstarke Kompagni« unter Leitung eines graubärtigen Ostafrika - Feldwebels auf dem Marktplatz von Durazzo zu exerzieren begann! Aber all diesen Männern sprach die Freude aus den Augen, wieder einmal tüchtig bimsen zu dürfen und einem Fürsten zu dienen, der auf den NamenWilhelm" hörte. Sie waren durchaus und in jeder BeziehungFreiwillige". Unfreiwillige wurden sie erst, als die versprochene Löhnung nicht gezahlt wurde und sie kein Geld zur Rückfahrt mehr besahen. Aber da brach der wirkliche, der Weltkrieg aus, und der deutsche Gesandte in Italien besörderie uns alle gratts und franko auf die deutschen Kasernenhöfe. Das war heute vor acht Jahren. Ich erinnere mich an zwei junge Leute, die ziemlich spät erst in Durazzo eintrafen und die ich eingehend über ihre Gründe be- fragte. Der eine war Fähnrich, Sohn au» einer Familie des pom- merschen oder mecklenburgischen Uradsls. Er war einfach ausge- rissen, um mitzumachen. Wegen der Folgen machte er sich keine Sorgen.Mein alter Herr renkt das schon ein. Wenn ich hier Offizier werde, können sie mich drüben nicht wegjagen." Der andere, Sohn eines Hamburger Gymnasialprosesiors, sagte wört­lich:Man darf einen deutschen Fürsten nicht in Not lassen." Als ich meinte, deshalb brauche doch nicht ausgerechnet er von der Unterprima auszurücken, gestand er, daß die Bilder des Fürsten in den illustrierten Zeitungen es ihm angetan hätten. Er wolle Wilhelm v. Wied als getreuer Lehnsmann dienen. Für einen ge- liebten Herren sterben, sei das schönste Los. Ich wage nicht, über die Marotten dieses Jungen zu spotten, denn er hat das beneidenswerte Schicksal gehabt, daß sein höchster Wunsch in Erfüllung ging. Er fiel in Frankreich , beglückt vom glückseligen Irrwahn,einem geliebten Herrn treu gedient zu haben". Aber er und die andern wie sind sie typisch für die Menschen, mit denen in Deutschland der Krieg gemacht wurde. DerKindermord bei Langemarck , er ist begangen worden an sol- chen jungen Phantasten, denen das mißverstandene deutsche Mittel- alter im Kopfe spukte. Ich weih nicht, ob der damalige Fähnrich v. Z. noch lebt, wenn ja, so ist«r sicherlich Mitglied der Organisa­tion C, desStahlhelm" oder irgendeines Selbstschutzes. DosKönigreich Albanien" gehört längst der Legende an. Die Oesterreicher entwickelten Humor, als sie den verhinderten Mbret"(der übrigens bis heute noch nicht dem Throneentsagt" hat) dem Stab des Operationskorps gegen Albanien zuteilten, da- mit er wenigstens auf diese Weise einmal sein ganzes Land zu sehen bekam. Bon dem, was sich in jenen kurzen Frühsommer. wochen dort abgespielt hat, wissen heute nur wenige noch zu be> richten. Wollte man etwas daraus machen, so würde es ein Operetten-Libreito. Die Tatsache aber, daß es unmittelbar vor dem Weltkrieg eine Zufallsgemeinschaft deutscher Menschen gab, die ihre Haut zu Markte trugen um des Rausens wilde n« verdient jest-

rungen, dis bei der Mehrzahl der Angehörigen der Schutzpolizei , dis treue Republikaner sind, Erbitterung hervorrufen. Mit einer derartigen Kritik wird die Republikanisierung der Schutzpolizei nicht gefördert. Viel wirksamer ist hingegen eine sofortige Meldung aller monarchistischen Ausschreitungen an die vorgesetzten Behörden. Diese sind verpflichtet, überall energisch durchzugreifen. Wie ernst es dem Preußischen Ministerium des Innern mit der Schaffung einer absolut zuverlässigen republikanischen Schutzpolizei ist, zeigt folgende vomEoz. Parlamentsdienst" veröffentlichte Zusammen­stellung über die Entlassung monarchistischer Schupo-Offiziere in den letzten Wochen: Im Soest ist ein Polizeihauptmann vom Dienst enthoben wor, den, dem eine Verletzung seiner Bcrufspflichten im oersassungsseind- lichen Sinne zur Last gelegt wurde.... Aus den gleichen Gründen ist gegen zwei Polizeioffizier« m S t e r k r a d e ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden. Ein Polizeioberleutnant in Sensburg wurde entlasten, weil er sich an einer Waffenschiebung beteiligt hatte. Ein Disziplinarversahren, mit dem Ziel der Dienstentlassung, wurde gegen einen Polizeileutncnt in Breslau eingeleitet, weil er eine Sammelbestellung auf die vom Ordensrat desVerbandes nationalgesinnter Soldaten" verliehene Ehrendenkmünze des Welt- krieges amheilig schwarzweißroten" Bande, trotz des tendenziösen Inhalts des Vordrucks, in dem die Republik und die Regierung ge- schmäht wurden, übernommen hatte. Gegen sechs Polizeiofsiziere ist das Entlassungsverfahren ein- geleitet, weil sie im Unterricht auf der höheren Polizeischule in Eiche beleidigende Zwischenruf« gemacht haben, die sich auf den Reichspräsidenten und die Verfassung bezogen. Ein Polizeioberleutnant in Münster ist entlassen worden, weil er sich in Uniform an einer monarchistischen Kundgebung be- teiligt hat. Ein Polizei-Oberstwachimeister in Breslau mußte den Dienst quittieren, weil er im Dienst eine Gesinnung betätigte, die mit der Treue zur Verfassung nicht in Einklang zu bringen wor. Ein derer Breslouer Polizeioffizier hatte sich an militärischen Uebungen im Glatzer Bergland beteiligt, die mit der Geheimorganisation C in Verbindung gebracht werden. Er ist vom Dienst enthoben worden. Zwei Hildesheimer Polizeiofsiziere gehörten demStahl­helm" an und haben für diesen Berein geworben. Gegen sie ist das Entlassungsverfahren eingeleitet. Vierzehn"Polizeioffiziere in Hannaver haben sich gelegent- lich eines Kasinos est cs im Garten der früheren Kriegsschule in Han- nover antirepublikanisch ausgeführt. Die Entlassung ist vom Minister verfügt worden. Zwei Ossiziere in L y ck haben ihre Berusspflichten bei einer Kundgebung für den General Litzmann bzw. einem Sportfeste des Masurischen Reitervereins gröblich oerletzt. Ein anderer Lycker Offizier hat sich bei der Untersuchung durch eine Ministerialkom- Mission die ungehörigsten Bemerkungen über die Befugnisse feiner Vorgesetzten erlaubt." Die beiden ersteren sind mit einem strengen Verweis bestraft und versetzt worden: der letzter« wird entlassen. Zwei Offiziere in Marienwerder haben durch herab- setzende Aeußerungen über die Regierung den Beweis ihrer illoyalen Gesinnung erbracht. Auch sie sind entsprechend bestrast worden.

Der Reichspräsident in Magdeburg . Magdeburg , 28. Juli. (Eig. Drahtbericht.) Am Freitag vor« mitlag traf der Reichspräsident zum Besuch der Miama in Magde - bürg ein. Tausende von Republikanern füllten den großen Bahn- Hossplatz bis zur Republikstraße hinauf. Die Farben der deutschen Republik weht?« überall. Air der Zug einlief, ertönten TauseiSe von Hochrufen und hallten von den Bahnsteigen hinab auf die Straße zu den Tausenden, die den Ruf aufnahmen. Langsam bahnten sich die Autos einen Weg durch die dichte Menge, in der ein Hochruf den andern ablöste. Einem deutschnationalen Jüngling, der dem Präsidenten Schmähworte zurief, wurde von der erregten Menge die oerdiente Züchtigung zuteil: er wurde von der Schutzpolizei verhaftet. Auf dem Platz der Mitteldeutschen Aus- stcllung(Miama) hielt Oberpräsident Hörsing die Begrüßungs- anspräche, in der er besonders die Verfassungstreue und republika- nische Gesinnung der Bevölkerung der Stadt Magdeburg und der Provinz Sachsen betonte. Nach dem Rundgang durch die Ausstellung folgte eine Besicht:- gung der berühmten Gruson-Getvächshäufer und eine Rundfahrt durch das bunte Magdeburg . Der Reichspräsident besuchte vor allem die Arbeitersiedlungen des Mieter-Bau- und Sparoereins und der GartenstadtReform", wo er von der Arbeit er. j u g e n d begrüßt wurde.

gehatten zu werden. Denn neben viele andere gehalten, beweist auch sie die Notwendigkeit dessen, daß die Parole desNie wie- der Krieg!" ein Schlachtruf fein muß wider eine Erziehung, die dem Raub- und Mordinstinkt im Menschen Vorschub leistet und dieIdeale" des Landsknechttums so sehr kultiviert hat, daß der Schritt vom Haudegen zum Bravo nicht ungelan bleiben konnte.

Thcaiergeschichlllches Lehrfach an der Universität Köln . Nachdem bereits im vergangenen, Jahre eine Theatergeschichtliche Abteilung des deutschen Seminare an der Universität Köln gegründet worden ist, beschloß die philosophische Fakultät nunmehr, Thcatergeschichte als besonderes Prüfungsfach beim Doktorexamen anzuerkennen. Dadurch hat Köln den Ansang mit einer Entwicklung gemacht, die dem Theater- fachmann ein besonderes Studium ermöglicht. Im Wintersemester werden besondere Kurse unter Leitung von Dramaturgen und Re> gisseuren abgehalten werden. Sinderimpack. Wie man weiß, ist Frankreich schon längst infolge der sinkenden Geburtenzahl von Entvölkerung bedroht. Noch nie zuvor hat aber eine Volkszählung so beunruhigende Ziffern aus- gewiesen, wie die vom Jahre 1921, deren Ergebnisse soeben veröf- fentlicht worden sind und ein« Gesamtbevölkerung von nur 29,2 Millionen Seelen zeigen. Die Volkszählung zeigt weiter, daß in Frankreich die Geburten die Sterbesälle nur um 140 000 jährlich übersteigen, gegenüber S00 000 in England und 800 000 in Deutsch - land. Noch schlimmer ist aber, daß bei weiterem Sinken der Ge- burtenziffer in dem seit dem Kriege beobachteten Ausmaß schon im Jahre 1925 die Zahl der Todesfälle die der Geburten um mehrere Hunderttausend übersteigen wird, was die Gefahr des Aussterbens der Nation in bedrohlichste Nähe rückt. Auch die eifrigste Propaganda zur Vermehrung der Kinderzahl, die die Franzosen betrieben haben, hat nichts genützt, und nun plant man. Kinder, hauptsächlich Knaben, aus anderen Ländern zuimportieren", um dem Lande neues Blut zuzuführen, dann aber, um der Entvölkerung Einhalt zu tun. Schon in den letzten Jahren sind aus den notleidenden östlichen Ländern zahlreiche kleine Kinder, von denen die meisten kaum über zwei Jahre att waren, übernommen worden, aber bisher nur au» Wohl- tätigkeitsgriinden, um diese Kinder vom Hungertod zu erretten. Erst neulich wurden tausend polnische Kinder auf die französischen Land- orte vretcilt. Gegenwärtig warten in Konstantinopel zweitausend kleine Russen darauf, nach Frankreich verpflanzt zu werden. Da- gegen haben jetzt aber unerwarteterweise die orthodoxen Priester Einspruch erhoben, mit der Begründung, Frankreich bekenne sich nicht zur griechisch-katholischen Lehre. Aber auch im Lande selbst melden sich Gegner gegen denKinderimport" im großen. Mau befürchtet, durch den fremden Einschlag einen Zuwachs, der die Rasse ungünstig beeinflußt. Die Anhänger der Idee, die etwa 1 Million Kinder nach Frankreich verpflanzen möchten, betonen da- gegen, die französische Kultur sei im Laufe der Jahrhunderte Ein- flüssen und Strömungen der verschiedensten Art unterworfen ge- wesen, ohne daß dadurch der typischen französischen Art und Kultur Abbruch getan worden sei.

Im Potsdamer Schauspielhaus wird vom 2. Auault an«Ine Lommenplclz-it eröffnet. Man wird dieBallerina deS König«' lvieleu und der fremden wegen schon um 4 Uhr ansauge».