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Der Telegraph bringt uns die Trauerbotschaft vom Tode des Apostels des wissenschaftlichen Sozialismus in Frankreich IulesGuesde. Mit Jules Guesde verschwindet der letzte Vertreter jener glänzenden Phalanx von Volkstribunen, die sich in der 1. Internationale um Karl Marx scharte und in allen Ländern, die von der kapitalistischen Entwicklung durch- setzt waren, das auf wissenfchaftlicher Kritik begründete welt- erlösende Evangelium des Sozialismus verkündete. Jules Guesde war ein Mensch von ausnahmsweiser Be- gabung. Geboren am 11. November 1845 in Paris , Sohn einer Familie von Intellektuellen, widmete er sich gleichfalls dem Studium und bestand schon mit 17 Jahren das Examen, das ihn in Frankreich besähigt hätte, Mittelschulprofessor zu sein. Aber Guesde war eine zu ausgesprochene Kämpfer- natur, um sich in den Schranken einer beschaulichen Gelehrten- laufbahn wohl zu fühlen. Noch in jungen Jahren wurde er Journalist, bestieg die Rednertribüne, die er beide gleich einem antiken Volkstribunen beherrschte. Der Kampf gegen das Kaiserreich führte ihn zur Kom- mune, zu welcher Zeit er in Montpellier wirkte. Dann mußte er ins Exil wandern, wo er in der Schweiz und in Italien als Sprachlehrer sich mühselig durchschlug. 1876 wieder nach Frankreich zurückgekehrt, wurde er sofort das unbestrittene Haupt jener kleinen Gruppe, die den Arbeitern die Harmonie- duselei austrieb. Er hat sein Aposteltum mit Verfolgungen und Gefängnisstrafen und mit dem blinden Haß eines bornierten und verhetzten Spießertums büßen müsien. Er hat sein sieber- hastes Apostelwerk frühzeitig mit jener nervösen Erschöpfung zahlen müssen, die die Tragik seines Kämpferlebens blieb und die ihn jene vielseitige und schier unerschöpfliche Tätigkeit ver- bot, die er Jaurds bewundernd neidete. Frühzeitig oerband ihn mit PaulLafargue, der Laura Marx ehelichen sollte, eine ideelle und persönliche Freundschaft, die in mehr als einer Hinsicht an das Verhältnis zwischen Marx und Engels , Liebknecht und Bebel erinnert. Lafargue , voll von Paradoxen, immer sprudelnd, aber von sel- tener Gelehrsamkeit, trug viel dazu bei, daß der ebenso glän- zende wie unerbittlich logische Guesde der Apostel und Mär- tyrer des Marxismus in Frankreich wurde. Von 1876 bis 1879 war Guesde fieberhast tätig, mit dem Erfolg, daß der in diesem Jahre in MarseMe tagende allge- meine Kongreß der Gewerkschaften und Genossenschaften, die bis dahin unter der Leitung verschwommener Sozialgenossen- schaftler standen, mit großer Mehrheit sich zum Sozialismus bekannte. Nun war der Weg frei zur Gründung der sozia- listischen Partei, die ein Jahr darauf erfolgte. Wir übergehen die folgenden Jahre, die zum großen Teil ausgefüllt waren mit inneren Kämpfen, die 1882 zur ersten Spaltung, 1893 zur zweiten Spaltung, zu einer immer größeren Zersplitterung und Schwächung führten und die Kräfte von Guesde erschöpften. Erst 1990 begann das Werk der Wiedervereinigung, das endlich 1995 vollendet war, bis der Weltkrieg auch hier seine zerstörenden Keime legte... Jules Guesde blieb in allen diesen Wirren und Kämpfen immer derselbe unerbittlich logische Verfechter des sozialistischen Klassenkampfes. Sein Werk hier zu schildern, dazu fehlt uns der Raum. Wer Guesde nur von den Kongreßtribünen kannte, mußte ihn notwendig für einen unzugänglichen Kampfhahn halten. Aber hinter diesen schneidenden Allüren eines Dog- matikers verbarg sich eine fast kindliche Künstlernatur.. Jules Guesde war wohl auch einmal Minister. Er wurde von der sozialistischen Partei mit S e m b a t in das Ministerium der„Nationalen Verteidigung" delegiert, das im Augen- blick der höchsten Gefahr, am 28. August 1914, als Frank- reich verloren schien, gebildet wurde. Er war ein Minister ohne Portefeuille. Er, der stets den„Minifterialismus" be- kämpft hatte, nahm diesen Posten nun an, weil seine Partei von ihm dieses Opfer verlangte. Aber er hat nie ein Wort chauvinistischen Hasses gebrochen oder empfunden. Jules Guesdes faszinierende Beredsamkeit beruhte in erster Linie auf der unerbittlichen Logik seinerBeweisführung und auf der wunderbaren, bilderreichen und doch klassisch einfachen Form der Sprache. Mit Jaurhs, der in überquellender Bescheiden- Heft ihn als Lehrmeister behandelte, haben ihn trotz einer fast jahrzehntelangen, tiefgehenden Divergenz doch stets Bande der Freundschaft verknüpft. Und dieser große Apostel, der einst auf den Höhen der Menschheit gewandelt ist, er starb in Ar- mut, wie er stets gelebt hat. Wir grüßen ehrerbietig und er- schüttert das Andenken dieses Vorkämpfers. J—S— I. Die Moskauer prozeffe. ZNoskau, 28. Juli. (OE.) Nach 31tSgig«r Verhandlung hat das Revolutionstribunal die Beweisaufnahme im Sozialistenprozeß für abgeschlossen erklärt. Am 27. Juli kam der Vertreter der Anklage, der Volkskommissar für Bildungswesen, Lunartscharski, zu Wort. In Anbetracht der unbeugsamen Haltung der Ange- klagten vor Gericht fordert das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei die T o d e s st r a f e, gegen die auch Eugen D e b s- Nord- amerika drahtlich protestiert. Aus Anlaß der in der Auslandspresse erschienenen Mitteilungen über den Moskauer Aerztekongreß, dessen offen oppositionelle Haltung als Anzeichen anwachsender regierungsfeindlicher Strömungen gedeutet wurde, hat die Sowjetregierung die Ltiter des Kongresses nach Turlestan verschickt— ganz wie unterm Zarismus! Vor dem Revolutionstribunal begann der Prozeß wegen der Ermordung Spiridonows, eines Berichterstatters- der Mos- kauer„Prawda". Wie die„Prawda" mitteilt, hat Spiridonow einen Kampf gegen die Raubwirtschaft einer Arbeitergruppe der Fabrik Zündel geführt, die der K o m m u n i st i s ch e n Partei angehörte und die Fabrikleitung in Händen hatte. Angeklagt sind der Borsitzende des Arbeiterkomitees, Lewin, der Fabrikdirektor Firssow und ein gewisser Wolodin.
f>ejjas freigelaffen!
Der Versuch der ungarischen Regierung Bethlen, dem Drachen des reaktionären Terrors den Kopf abzuschlagen, indem sie den Massenmörder H e j j a s verhaften ließ, ist gescheitert. Noch Don» nerstag mittag» hotte Bethlen energisch das Verlangen einer„Ab- ordnung der Bevölkerung von Ketschkemet" zurückgewiesen, die in der Kuppelhalle des Parlaments die Freilassung des Hejjas forderte und zwischendurch die Parlamentsberichterftatier der Linkspresse mit Knüppeln bearbeitete. Aber H o r t h y und verschiedene Regierung». parteilcr, die ihre„Wahl" dem Terror verdanken� legten sich ins Mittel, und abends war Hejjas frei. Die„Erwachenden Ungarn" erhielten einige Begrüßungstelcgromme, von denen eines 1000 Kronen für den Ankauf eines Ehrensäbels für Hejjas anbietet.
Die Mark hat gestern einen neuen Tiefstand erreicht. Amtlich notierte der Dollar mit 551 den höchsten Kurs, den deutsche Börsen jemals gesehen haften, und das bei anhaltend fester Tendenz. Bei der neuen Dollarhausse spielen natürlich die außenpolitischen Gründe eine große Rolle, so insbesondere die Ablehnung der von Deutfchland verlangten Aenderung des Ausgleichsoerfah- r e n s und der voraussichtliche Aufschub derLondonerKon- f e r c n z. Nicht ohne Einfluß ist ferner die Tatsache, daß die Reichs- dank wieder 1)4 Milliarden neuer Noten ausgeben mußte und daß die schwebende Sch'uld Deutschlands auf mehr als 309 Milliarden angewachsen ist. Aber auch sonst ist die innen- politische Lage von katastrophalem Einfluß auf die Mark. Hierzu wird uns von gut unterrichteter Seite geschrieben: Die rückgängige Bewegung der Mark ist in ihrer Auswirkunz in hohem Maße auf die bayerische Sonderaktion zurück- zuführen. War nach dem Tode Rathenaus in Industrie- und 5)an- delskreifen gerade in Deutschland der Eindruck entstanden, daß der Mord nicht nur in politischer, sondern auch in wirtschaftlicher Hin- ficht„furchtbare Folgen" zeitigen würde und war im Verfolg dessen eine Flucht aus der Mark erfolgt, so hat sich diese Erscheinung nach dem Erlaß der bayerischen Verordnung wiederholt und ver- schärft. Die Tendenz zum Kursfall ist wiederum stark von Deutsch - land selbst ausgegangen. Das Ausland verhält sich zurzeit den Kurs- bewegungen gegenüber ziemlich passiv; es will nicht mehr in Sveku - lationen mit der Mar! eintreten— und selbst, wenn sie stark sinke, sich nicht an einem größeren Kauf beteiligen. So ist der Kurssturz als Folge unserer inneren Lage zu deuten. Industrie und Handels- welt bezeichnen also das Verhalten Bayerns ins Wirtschaftliche über- tragen als Gefährdung nicht nur der politischen, sondern auch der wirtschaftlichen Einheit. Unter diesen wirtschaftlichen Erscheinungen haben aber die Nicht- besitzenden— also das Volt in seiner großen Gesamtheit— schwer- stens zu leiden. Die Löhne können einer derartig um sich greifenden Geldentwertung nicht mehr folgen. Kapitalistischer Eigennutz sucht die Jnlandpreise auf die Devisenschwankungen einzustellen, um Kapital- Verlusten vorzubeugen. Der ganze große Mittelstand und vor allem die A r b e i t e r s ch a f t und die Lohn- und Gehaltsempfänger können dieser Bewegung nicht folgen. Die ganze Last aus dieser schwanken- den Kursbewegung wird auf ihre Schultern gelegt. Der wichtigste Teil des deulschcn Dolksvermögens, die Arbeitskraft, schwindet in furchtbarem Ausmaße dahin. Dieser Auswirkung der hinaufschnellenden Devisen ist bisher die not- wendige Beachtung gerade von den führenden Wirtschaft s- kreisen nicht geschenkt worden. Es muß wundernehmen, daß selbst bei den letzten' Reichstagsoerhandlungen von Demokraten, Zentrums- abgeordneten und Volksparteilern Anträge gestellt wurden, auch die Wiederbeschaffungskosten im Falle einer vorliegenden Notlage plus' Geschäftsunkosten als nicht unter den Wucher fallend anzusehen. Man wollte das Industrie- und Handelskapital mit dieser Bestimmung schützen, sah aber nicht, daß man den wichtigsten Kapital- bestand— Arbeitskraft und vor allem den großen Mittelstand— dadurch weiterhin einseitig mit der ganzen Wirkung der Geldentwertung b e l a st e t. Reichswirtschaftsminister Schmidt hat sich erstaunt hierüber aus- gesprochen, daß kein Redner von Industrie und Handel eine Aeuße- rung gefunden habe, die auf die Vernichtung dieses Produktions-
faktors eingegangen wäre. Den Gipfel der Verstandnislosigt�ft m dieser Hinsicht zeigt der demokratische Abgeordnete G o t h e i n im Leitartikel eines Börsenblattes. Erst wenn es wieder fast zu spät oder gar zu spät ist, wenn unsere Arbeitskraft extensiviert wor- den ist, wird die Einsicht zu dämmern beginnen. Industrie und Handel spürt heute schon selbst in der sich immer weiter fortsetzenden K r e d i t n o t die Folgen dieser gepriesenen freien Wirtschaft, dieser kurzsichtigen, nur auf das prioatwirtschaftlichc Jnter- esse gerichteten Wirtschast der Erhaltung des Produktions- und Han- delskapitals. Die Industrie und der Handel spürt aber auch selbst die politischen Auswirkungen bayerischer Sonderaktionen— spürt die darauf einsetzende Wirkung haltloser Devisenkäuse. Die mit den Devisen springend steigende Entwertung des Geldes übersteigt die vorhandenen Betriebsmittel selbst größerer Unternehmungen. An eine Kapitalverwässerung ist heute nicht mehr so leicht wie früher zu denken, da die Banken die Obligationen und jungen Aktien nicht mehr unterbringen können. Die Reichsbank hat den Diskont herauf- gefetzt. Der Bankkredit wird knapper und knopper. Die Wiederein- führung des Handelswechsels, eines kleinen Mittelchens, stößt auf größten Widerspruch beim 5)andel. Eine verminderte Produktions- basis bringt aber verminderte Rentabilität, verringerte Betriebs- mittel bringen aber zum Schlüsse Arbeitslosigkeik. und so muß auch hier wieder der schwerste Anlest von der Arbeitskraft getragen werden. Die politischen Folgen einer steigenden Arbeits- losigkeit, die finanziellen Lasten von Staat und Gemeinden sind nicht auszudenken. Was wird nun gegen dies alles getan? Da ein weiteres Sinken der Valuta, ein weiteres Steigen der inneren Preise geradezu von unausdenkbaren Folgen für die Erhal- tung unserer Arbeitskraft ist, müssen zur Entlastung des Devisen- Marktes von der Reichsregierung Mahnahmen getrofsen werden. Das Wasser steht uns bis zum Halse! Es muß also, auch wenn eine Entscheidung der Reparationskommisston noch ausbleibt, ein Kredit gesucht werden. Sollte es richtig sein, daß die Clearingzahlungen uns nicht gestundet werden, dann können wir diese Geldzahlungen nicht mehr aus dem freien Markte herausnehmen, wir müssen hierzu eine Anleiheaktion in Aussicht nehmen. Wir brauchen eine Eoldanleihc, die durch unsere Industrie garantiert wird. Es ist auch natürlich, daß derartige, auf Jahr? sich erstreckende Ausgaben durch Anleihen auf- gebracht werden. Collie man nicht versuchen, für den Augenblick unseren Goldbestand für eine Anleihe zu lombardieren? Ein weiteres Sinken der Devisen nach österreichischem Muster ist doch für unsere deutschen wirtschaftlichen Verhältnisse unmöglich. Auf die Devisenfrage, welche nur wenigen Großen einen Nutzen, der gesamten Volkskrast aber ungeheuren Schaden bringt, muß das Augenmerk gerichtet werden. Ist in den Maßnahmen gegen die Kapitalflucht alles getan, damit nicht gerade diese Lage benutzt wird, um nicht für die wenigen Nutznießer dieser Situation auch noch eine bleibende Anlage draußen zu schaffen? Die wirtschafftichen Auswirkungen dieser bayerischen Aktion sind furchtbarer als die politischen. Dem ganzen Volk ist ungeheurer Schaden getan. Die verantwortlichen Führer Bayerns können sich von dieser schweren Last nicht befreien. Aber trotz allem: die äugen- blickliche Deoisensituafton ist Wetterleuchten. Man muß wirk- schasiliche Maßnahmen auf dem Devisenmärkte ergreifen, damit nicht das Unwetter über uns alle hereinbricht.
Die Sitzung des Xleberwachungsauschusses. Die in der Presse wiedergegebenc Mitteilung, daß der Ueberwachungsaus» sch uß des Reichstages am Diensiag zusammentritt, um die baye- rische Frage zu behandeln, trifft nicht zu. Nichtig ist, daß der Uebcrwachungsausschuß am Dienstag über die Hilfsaktion für die Lebensversicherungsgesellschaften Beratungen pflegen wird. unsere Leser unö Zreunöe! Die Lage der Presse wird infolge des erneuten starken Markswrzes immer bedenklicher. Zur Erhaltung der Presse, die doch unbedingt Erfordernis ist, wenn unsere Kultur und politische Bildung nicht verkommen soll, ist eine Anpassung an die allgemeine Preissteigerung notwendig. Nach wie vor bemühen wir uns, auf die mißliche Lage der Arbeiter, deren Einnahmen nicht mit derselben Schnelligkeit sich steigern können, mit der die Preise für die notwendigsten Lebensmittel und Bedarfsgegenstände sich erhöhen, Rücksicht zu nehmen. Aber selbst die jetzt vom Reich in Aussicht genommene Hilfsaktion für die Presse wird in den nächsten Monaten eine Erleichterung nicht bringen. Inzwischen steigt die Belastung der Zeitungen ins Unerträgliche. Die aus der allgemeinen Preissteigerung folgernde Erhöhung der Löhne des Druckereipersonals bringt eine erneute 49prozentige Steige- rung des Druckpreises. Die nicht zu umgehende Erhöhung der Gehälter der Redakteure und Angestellten sowie der Löhne des gewerblichen Personals und der Austräger müssen getragen werden. Aber besonders drückend ist die allmonatliche, und zwar von Monat zu Monat stärker anziehende Erhöhung des Papierpreises. Die Ende Juni von uns angenommene Steigerung des Papierpreises um das 97fache des Vorkriegspreises ist schon im Juli auf das 1 9 9 f a ch e gestiegen und soll im August eine besonders starke Steigerung erfahren. Die Kohlenpreis- erhöhung wird weiter die Produktionskosten sowie die allge- meinen Ausgaben erhöhen. Unsere Freunde werden aus diesen kurzen Angaben ersehen, daß die Lage der Presse, die nur auf ihre Einnahmen aus Abonnements und Inseraten angewiesen, eine außerordentlich schwere ist. Es muß deshalb neben der Jnseratenpreiserhöhung auch leider eine wesentliche Erhöhung der Abonncmentsgebühr stattfinden. Wir müssen, so unangenehm wir es selbst empfinden, daß die Belastung unserer Leser durch Erhöhung des Abonnements immer stärker wird, den Bezugspreis pro Exemplar für den Monat August auf 99 W. festsetzen. Wir möchten dabei wiederholt darauf hinweisen, daß auch dieser Bezugspreis nur möglich ist unter Zuhilfenahme der Jnserateneinnahmen, und bitten deshalb unsere Freunde, die Inserenten des„Vorwärts" bei Einkäufen zu berück- sichtigen. Durch das von unseren Lesern und Genossen der schwie- rigen Lage unserer Presse bisher entgegengebrachte volle Ver- ständnis sind wir überzeugt, daß sie auch weiter durch Fest- halten am Abonnement und durch Propaganda für den„Bor- wärts" den Bestand unseres Organs sichern werden. Verlag unü Redaktion Ses„vorwärts".
Morüsache Rathenau. Verhandlung im September. Das Polizeipräsidium teilt durch WTB. mit: Zeitungen berichten, daß die Verhandlungen in der Ak o r d s a ch e R a t h e n a u im Oktober vor dem Staatsgerichlshof stattfinden wird. Diese INitteilung Ist irrig. Gegenwärtig ist der vom Staatsgerichlshof cingeselzle Untersuchungsrichter mit der Bearbeitung der Angelegenheit be- schäftigk. Wenn sich auch noch kein genauer Termin für die haupk- verhandlung bestimmen läßt, so wird man mit Sicherheit damit rechnen können, daß die Verhandlung bereits im September ftallsindct. Der von der Berliner politischen Polizei wegen Begünstigung der Rathenau-Biörder festgenommene Meter der Burg Saaleck , Schriftsteller Dr. Stein, sowie der ebenfalls wegen Begünstigung von der Berliner Polizei festgenommene Kapilänleuinant a. D. Wolsgar.g Dietrich aus Erfurt sind nicht vom Unier- suchungsrlchter des Staalsgerichlshofes, sondern von dem zuständigen Berliner Amtsrichter aus freien Fuß geseh! worden. Der Ovcrreichs- anmalt Hai sofort, als er von dieser Freilassung Kenntnis erhielt, die neuerliche Festnahme von Ar. Stein und Dietrich ange- ordnet. Daraufhin ist Dr. Stein, der sich noch in Berlin aufhiclk. am Freitag, den ZS. Zuli, von der Berliner Polizei wiederum fest- genommen worden. Der preußische fimnestieausschuß. Der preußische Iustizminister hat durch Rundocrfügung vom 12. d. M. den Justizbehörden Beschleunigung der auf Grund des Amnestiegcsetzes zu treffenden Verfügungen und Entscheidungen, zur Pflicht gemacht und die Generalstaatsanwälte angewiesen, das Gesetz nach seinem Inkrafttreten durch die Amtsblätter b e k a n n t zu inachen. Durch Verfügung vom 26. d. M. sind weitere Anordnungen über die Anhörung der Beteiligten und ihre Belehrung über die Bestimmungen des Gesetzes, besonders über das Recht zur Anrufung des durch Z 4 vorgesehenen Ausschusses, getroffen Das Staatsministerinm hat beschlossen, daß dieser Ausschuß aus folgenden Landtagsabgcordneten bestehe: Dr. Siegfried R o e n f e l d lErsatzmnnn K u t t n e r, SPD .), G o t t w a l d- Berlin (Frau Hsßberger, Ztr.),, Dr. S eel m a n n (Dr. Kaufmann. Dirnt.)), Dr. Kriege(Dr. v. Eynern, D. Vp.), Dr. Liebknecht(Leid, USP.), N u s ch k e(Dr. Preuß, Dem.), Menzel- Halle,(Dr. Meyer-Ostpreußen, KPD .). Der Ausschuh wird im Preußischen Justizministerium, Berttü W. 8, Wilhelmstr. 65, tagen und hat dort seine Geschäftsstelle. * Der Iustizminister hat gemäß der Entschließung des Landtags, durch welche das Staatsministcrium ersucht ist, in eine Nachprüfung der aus Anlaß des letzten Eisenbahner streik? abgeurteilten Stroffälle einzutreten, die Anordnungen für eine Prüfung dieser Sachen zur etwaigen Herbeiführung von Gnaden- erweisen getroffen. Karl vkommsen, der Sohn des großen Geickiichlsiclireibeis. ist gestorben. Von Beruf Bankier, hat Karl Mommsen sick als Linls- liberaler auch poiiliich betätigt und hat früher dem Reichstag , dem preußischen TreiklassenhauS und der Berliner Stadtverordnete!" Versammlung angehört.