An unsere Abonnenten!
Die geknechtete Meinungsfreiheit". rund 90 Prozent der Mitglieder. Es zeigte sich, wenn man in erster Linie die sozialdemokratischen Parteien, die Machts die verheirateten Frauen nicht in Betracht zieht, daß rund erobert haben werden. 80 Prozent der zur Sozialdemokratischen Partei gehörenden So wichtig es auch ist, die gefühls- und verstandesmäßige Im ganzen Reiche versichern die Deutschmonarchisten, daß Bersonen gewerblich tätige Arbeiter und in gleicher sozialer Einstellung gegen den Krieg zu fördern, so reicht sie doch noch durch die Geseze zum Schutz der Republit ihre Meinungs Die Lage befindliche Angestellte und Beamte sind. Der Rest ver- nicht aus, alle Gefahren der Zukunft zu bannen. Meinungs- freiheit gefnebelt würde. Und was die Junker im Norden, teilt fich auf beruflich tätige Frauen, freie Berufe und selbstän- verschiedenheiten und Interessenkonflikte ernstester Art wird es das sagen die Wittelsbacher - Freunde in Bayern . dige Gewerbetreibende. Ueber tausend Mitglieder in der immer geben, mindestens solange, als das heute noch weltbe- Münchener." Post" sieht sich daher veranlaßt, die Rolle aufSozialdemokratischen Partei haben in Berlin die Metall herrschende ta pitalistische System nicht einer anderen zudecken, die diese Verteidiger politischer Meinungsfreiheit arbeiter, die Transportarbeiter, die Buchdrucker, die Gesellschaftsform Platz gemacht hat. Methoden, sie unter allen früher spielten. Im Frühjahr des Jahres 1912- Hertling war bayerischer Gemeinde- und Staatsarbeiter und die Bau arbeiter. Umständen auf gewaltlosem Wege zu entscheiden, müssen geNeben ihnen stehen die kaufmännischen Angestellten, die funden und durch eine starte internationale Ma cht Ministerpräsident- war im oberbayerischen Kohlengebiet das Unerhörte geschehen, daß ein Sozialdemokrat zum Wertmeister, die Post beamten und die Polizei. gesichert werden. Die allgemeine materielle Not drückt selbstverständlich auch Das ist der richtige Grundgedanke des Bölferbundes. Bürgermeister von Unterpeißenberg gewählt wurden auf die Organisation. In ihr ist eben nur die Kerntruppe Aber wie wenig es dem Bölferbund in seiner heutigen Gestalt mar. Natürlich wurde er nicht bestätigt. Der jetzige deutsche Gesandte in Bern , Adolf Müller, stellte darob im Landvereinigt, die bei größeren politischen Ereignissen, und wenn tag den Ministerpräsidenten zur Rede, und dieser gab zur es hart fommt, bei noch schwereren politischen AuseinanderAntwort: fegungen bus Knochengerüst abgibt. Der Wirkungskreis jener Kerntruppe und damit der sozialdemokratischen Propaganda ist selbstverständlich um das vielhundertfache größer. Dafür nur ein Beweis: Es wurden im vergangenen Jahre rund 1600 In der gestrigen Morgennummer haben wir unsern Lesern Mitgliederversammlungen, 400 öffentliche Versammlungen, und Freunden von der leider nicht zu umgehenden Abonnements100 öffentliche Frauenversammlungen, über 400 Frauen- preiserhöhung Kenntnis gegeben. Durch die fortdauernde Steigeabende, 100 Versammlungen der Elternbeiräte und rund 1800 rung des Bezugspreises hat dieser einen Betrag erreicht, den nach Funktionärsigungen abgehalten! Das sind Zahlen, die einen uns zugehenden Zuschriften einzelne Abonnenten in zwei Raten zu bescheidenen Einblick in die aufopfernde Tätigkeit des Partei- zahlen wünschen. Dieser Anregung haben wir Folge gegeben und funktionärs und in weiterem Sinne jedes Mitgliedes der So- die Abonnementsquiffung für den Monat August in geteilter Form zialdemokratischen Partei Groß- Berlins gewähren. Sie sind drucken lassen. Diejenigen Abonnenten, denen die Zahlung des sich alle darin einig, daß die Arbeit des vergangenen Jahres vollen Abonnementspreises in Höhe von 90 m. mit einem Male nur eine Selbstverständlichkeit war, geleistet im Dienste nicht möglich ist, sind dadurch in den Stand gesetzt, den Bezugsder Gesamtpartei. Sie sind sich auch einig darüber, preis in zwei Teilbeträgen von je 45 m. zu zahlen. Die Quittung daß noch viel mehr geleistet werden muß, sie sind mit ist so eingerichtet, daß fie über den Betrag von 45 m. für die dem, was sie bisher erreicht haben, unzufrieden. Hoffen erste resp. zweite Hälfte des Monats August lautet. Wir bitten wir, daß aus dieser Unzufriedenheit, trok aller entgegenstehen- aber unsere Bezieher, welche dazu in der Lage sind, den Betrag den Schwierigkeiten die weiter nötige Energie wächst, um die von 90 m. mit einer Zahlung auszugleichen, um den Botenfrauen sozialdemokratische Organisation auch in Groß- Berlin stets die Arbeit des Kassierens zu erleichtern. mächtiger auszubauen, so wie es die stille Sehnsucht jedes
Funktionärs ist.
Vorwärts- Verlag.
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,, Meine Herren von der äußersten Linken! Sind Sie nicht der Meinung, daß das ganz felbstverständlich ist?... Finden Sie aber dann nicht selbstverständlich, daß der monarchistische Staat zu feinen Beamten und zu den Trägern der staatlichen Funktionen überhaupt feine solchen heranzieht, die auf Ihrem Standpunkt stehen, die Sie doch als letztes Ziel eine, wenn auch friedliche, Umwandlung der gesamten heutigen Staats- und Gesellschaftsordnung anstreben?" Noch im selben Jahre wurde zwei sozialdemokratischen Beigeordneten in Franken ebenfalls die Bestätigung versagt. Was wieder zu einer Aussprache im bayerischen Landtag führte. Dabei gab der Innenminister er gehörte der flerifalen, also heutigen Bayerischen Volkspartei , an eine for mulierte Erklärung ab, wonach die bayerische Staatsregierung die Fernhaltung zielbewußter Sozialdemo fraten von den Ehrenämtern eines Bürgermeisters, Beigeordneten oder Adjunkten im Interesse der bestehenden Staatsordnung für geboten erachte". Außerdem glaubte fie „ die grundsätzliche Unvereinbarkeit der zielbewußten Zuge= hörigkeit zur Sozialdemokratischen Partei mit der Wahra nehmung staatlicher Befugnisse" besonders betonen zu sollen. Es ist nicht lokalpatriotischer Ehrgeiz, der uns dazu treibt, Und der fleritale arteiredner fügte hinzu: die Berliner Parteiorganisation als die größte, bestdiszipli= „ Die Herren( Sozialdemokraten) können sich beruhigen, die nierte, schlagkräftigste des ganzen Reiches sehen zu wollen, gelungen ist, jenen Zustand der internationalen Gesondern Erkenntnis unserer politischen Pflicht. Was wäre, rechtigteit herzustellen, auf dem allein der Weltfrieden ganze Frattion steht hinter mir, wenn ich Ihnen fage, daß wir der Anschauung sind, daß das Ministerium vollständig recht um nur ein Beispiel zu erwähnen, aus Deutschland geworden, sicher ruhen kann, bedarf keiner näheren Ausführung. Mit besonderer Freude und Herzlichkeit begrüßen wir die hat, wenn es einem sozialdemokratischen Bürgermeister oder Beigedie in Frank- Das ist nicht Intoleranz, Kapp Putsch auf Bosten çestanden hätten. Davon, mie reich stattfinden. Für die französischen Friedensfreunde gilt das ist die Bestätigung der Grundgefeßes, daß nach unserer An es mit unserer Berliner Parteioraanisation bestellt ist, vor allem unsere Erinnerung, daß das große Werk zu seiner schauung Angehörige einer Partei, die die Grundlagen, uberans hänat für ganz Deutschland und damit für die ganze Welt un- Bollendung nicht bloß des Willens und des Gefühls, sondern monarchischen Staates leugnet, zu solchen Aufgaben nicht herans endlich viel ab. Dessen möge sich jeder Berliner, jede Ber linerin, die mit den Auffassungen unserer Bartei überein- auch der Macht und der wohl überlegten Megezogen werden sollen." thode bedarf. Das Verhältnis zwischen Deutschland und Leugnen etwa die heutigen Deutschmonarchisten nicht die ſtimmen, bewukt fein. Sie werden dann die Opfer niat Frankreich ist der Angelpunkt des gesamten Weltfriedens- Grundlagen der Republik ? Stehen sie nicht auf dem Standscheuen, die es für sie bedeutet, wenn sie unserem Rufe folgen: problems. Nach den Erschöpfungen des Weltkrieges, nach der punkt, als letztes Ziel ihrer Politik eine Umwandlung der Hinein in die Organisation! Entwaffnung Deutschlands , seit dem Erstarken der friedens heutigen Staatsordnung anzustreben? Wozu fie fich nicht ein freundlichen Elemente in Deutschland existiert die Gefahr mal ausschließlich friedlicher Mittel bedienen, sondern der eines großen Krieges für die nächste Zeit nicht. Es werden deutschvölkische Flügel sogar seine Zuflucht zum Meu chels vielmehr nach menschlicher Voraussicht die nächsten dreißig mord nimmt? Könnte sich also die Republik nicht auf die Jahre sein, die die Entscheidung darüber bringen werden, ob Gepflogenheiten der angeblichen Schüßer der politischen Mei das Leben oder der Tod über Europa triumphieren wird. nungsfreiheit beziehen und mit derselben Ungeniertheit wie Diese Entscheidung liegt in erster Line bei der Macht der Frie- ehedem Monarchisten blauer und schwarzer Couleur, einfach densbewegung in Deutschland und in Frankreich , beide aber als Grundsatz aufstellen; ein Deutschnationaler, ein Monarchist fann nicht Bürgermeister, kann nicht Beigeordneter, erst hängen aufs engste miteinander zusammen. recht nicht Staatsbeamter in der Republik sein?
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„ Nie wieder Krieg!"
Am heutigen Sonntag demonstrieren die pazifistischen Berbände Berlins unter dem Ruf„ Nie wieder Krieg!" und es bedarf keiner umständlichen Versicherung, daß die So zialdemokratische Partei in diesen Ruf laut und überzeugungsvoll einstimmt. Gestern waren es acht Jahre, seit die Berliner Sozialdemokraten jene gewaltige Kundgebung Unter den Lin den veranstalteten, in der sie zum letztenmal gegen die herein brechende Weltkatastrophe ihre Barnerſtimme erhoben. Wäre sie erhört worden, was wäre Deutschland , was wäre der Welt erspart geblieben!
Die Sozialdemokratische Partei war aber damals in Deutschland so machtlos, wie sie leider heute noch in vielen anderen Ländern ist. Die Fäden, die in den Zentralen der politischen Macht gesponnen worden waren, zu zerreißen, war die Arbeiterbewegung von der Straße her nicht imftande. Der Weltfrieden wird erst dann gesichert sein, wenn sich in allen wichtigen Kulturländern die Gegner des Krieges, und das sind
Freiheit- Friede!
Heil dir im Jugendglanz, Sonne des Vaterlands,
Heil, Freiheit, dir!
Strahlend im Fackeltanz
Soll dir dein Siegeskranz Immerdar eigen sein Das schwören wir!
Born gegen Fürstenfron
Gründet den Marmorthron,
Wo dein Licht loht.
Nicht Krieg noch Kriegeszunft,
Hurra und Unvernunft Kann dein Begehren sein Und dein Gebot.
All deine Glorie glüh,
Glüh und erlösche nie
Und leuchte klar.
Schrecke den Friedensfeind, Wandle den Knechtschaftsfreund, Reig' seine Götter ihm Als Mörderschar.
Führ' du das Vaterland, Führ' du mit guter Hand Die Republik ,
Daß sich im Friedensglanz Runde der Völker Kranz Weit um den Freiheitsschwur: ,, Nie wieder Krieg!"
Werner Dreiburg.
Ein Stimmungsbild aus der großen Zeit".
Bon Schwester Elfa Brändström.
In der Orenburger Sandsteppe lag an dem kleinen Fluffe Samarfa das Kriegsgefangenenlager, über dessen Tür unsichtbar Dantes Worte standen:
25 000.
Ich führe dich zum Tale der Verlorenen,
Ich führe dich zu unbegrenztem Leid.
Nur die Beherrschung der französischen Politik durch den Gedanken eines auf Freiheit und Gleichberechtigung der Völker beruhenden Weltfriedens fann die Friedensbewegung in Deutschland zu dem machen, was sie sein will, zur unüber Republikanische Straßennamen in windlichen Ma cht.
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- Bonn.
Bonn , 29. Juli. ( WTB.) Die Stadtverordnetenversammlung nahm gestern einen Antrag des Zentrums, der Demofraten und So London , 29. Juli. ( Reuter.) Bei der heutigen unter dem zialdemokraten an, auf Umbenennung von verschiedenen Straßen in Wahlspruch„ Nie wieder krieg" im Hyde- Part veranstalteten Rathenau - und Erzberger Ufer, Rarl- Marg uno Kundgebung fprachen fünfzig Redner. Die Bersammlungen nahmen Rari- 2egien- Straße, lehnte aber fommunistische Anträge auf eine Entschließung an, in der ein Zufammenwirken mit den gleich- Benennung von Straßen nach Karl Liebknecht und Rosa Lugem artigen Bewegungen in Europa und Amerika befürwortet wird, burg sowie auf Entfernung des Kaifer- Denfmals ab. In Berlin wartet man immer noch auf eine solche symbolische um die Ursachen des Krieges zu beseitigen und die internationale Handlung! Solidarität zu entwickeln.
gefangene Aerzte die Seuche befämpfen. Arzneimittel, Stroh, Wäsche, Holz und Wasser alles fehlte.
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Der Schnee deckte die Fenster, so daß es den ganzen Tag dunkel blieb. In jeder Barate liegen auf den nackten Pritschen bis zu 800 Mann, Krante und Gesunde durcheinander, beinahe unbekleidet, mit Ungeziefer übersäet und unterernährt. Um die unteren Pritschen schlägt man fich, weil die Fiebernden nicht zur dritten und vierten Reihe hinaufflettern können.
Alles ist wie erstorben.
Man hört nur das Stöhnen der Kranken; schwer drückt die feuchte Luft; es gibt keine Latrine, und die Sterbenden vermögen fich nicht mehr in den Schnee hinauszuschleppen.
Schließlich bestimmt der Kommandant vier leere Baraden als Isolierbaracken". Aber die Kranken haben nur den einen Wunsch, unter den noch gefunden Kameraden zu bleiben, wo sie ein wenig und nicht in die IsolierHilfe und ein freundliches Wort finden, baraden geschickt zu werden, in denen die eine Reihe phantafierender, sterbender Menschen neben und über der anderen liegt.
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Die abgearbeiteten Krankenpfleger find abgeftumpft und geben den Kampf auf. Womit sollen sie helfen, wenn nichts dafür vorhanden ist, nicht einmal Holz, um die täglichen qualvollen Erfrierungen an Händen und Füßen bei den Kranken zu verhindern.
Wer im Todeskampf von den unteren Pritschen herunterfällt, bleibt auf dem Steinboden liegen, bis ein anderer ihn anstößt und zur Seite schiebt. Der Körper eines Toten ist manchmal die einzige Stüze des noch lebenden Nachbarn und wird erst nach Tagen entfernt. So mischt sich der Gestank der lebenden mit dem Leichengeruch.
Zur Untersuchung strömen Scharen von hochfiebernden Menschen. Die Aerzte gruppieren fie in Leichtfrante", die noch einige Tage zu leben haben, und„ Schwerkrante", mit denen es in wenigen Stunden zu Ende geht, sowie in" Gesunde" mit Nierenentzündung, Tuberkulose, Ruhr, Typhus , Phlegmone und Gangräne, furz um mit allen Krankheiten bis auf Flecktyphus und Pocken. Wenn das Urteil auf dem Papier feststeht und" Lazarett" oder Isolier baracke" verordnet ist, muß die Menschenmasse noch stundenlang warten, bis ein russisches Pascholl" sie weiterruft. Dann bleiben die, welche während des Wartens zusammengbrochen sind, im Schnee zurück, und nach einiger Zeit kommt ein Schlitten, um die Leichen zu holen.
Die tägliche Sterblichkeit stieg von 20 auf 70, auf 100, auf 350. Es liegt wie ein Fieberwahn über allem Denken. Soll eines Tages feiner mehr leben? Sell niemand aus dieser Hölle herausfinden? Sollen alle den Verstand verlieren?
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Bis zu 2500 Leichen liegen unbegraben angehäuft; Ratten und Es ist Toykoje das Grab für 17000 Kriegsgefangenen Hunde nagen an ihnen. Dann bringt man sie zu 30 auf einen Schlitten, schlingt ein Geil um die Last, und die Totengräber März 1915 tamen die ersten Gefangenentransporte in die noch gefangene Kameraden setzen sich darauf. Wie können sie das? unfertigen Holzbarafen. Erst nach und nach wurde der Boden mit nur der Außenstehende stellt eine solche Frage. Im Lager achtet Riegeln gepflastert und das Dach mit Erde, beworfen, doch blieben niemand auf diese Leichenmagen, denn hier ist Denken, Gefühl und die Gebäude nach wie vor nicht für den Winter eingerichtet. Vernunft völlig abgestorben. Nur der eine Wunsch Icbt noch fo Während des Sommers wurde das Lager überfüllt, und im schnell wie möglich zu sterven, und mancher sucht den Tod im Serbit brach eine Flecktyphusepidemie aus, die den ganzen Winter Fluffe. Das ärgert den Kommandanten so, daß er am Flußufer über wütete. Mit leeren Händen sollten einige russische und kriegs- Posten aufstellt.
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Im Dezember 1915 und Januar 1916 richtete das russische Roms mando ein„ Lazarett" für 400 Krante ein; zur gleichen Zeit star ben täglich 120 bis 350 Mann. So blieben die Zustände bis zum März 1916, als die Epidemie langsam von selbst erlosch. ( Aus dem Buch einer schwedischen Noten- Kreuz- Gowester Unter Kriegs gefangenen in Rußland und Sibirien "; Deutsche Verlagsgesellschaft für Politis und Geschichte.)
Das Loch von Chislehurst.
Chislehurst ist eine fleine Stadt in England. Napoleon ist dort gestorben.( Der Dritte nämlich.) Außerdem fiel mitten in dieses Städtchen die letzte Luftbombe, die aus einem Gotha " auf eng lischen Boden geschleudert wurde. Eie tat, was alle anderen Bomben vorher auch getan hatten: sie riß ein riesiges Loch in den
Boden.
Aber während man sonst derartige durch den Krieg hervor. gerufene Berkehrshindernisse möglichst schnell zu beseitigen trachtete, glaubte man der letzten Bombe eine besondere Ehre erweisen zu müssen. Man erklärte das von ihr gerissene Loch feierlich zum Nationals eigentum. So, wie es der explodierende Brijanastoff gerissen hatte, sollte es erhalten bleiben, zum ewigen Andenken an den Krieg Damit niemand hineinfalle, zeg man ringsherum ein Geländer und befestigte an diesem eine Gedenktafel. Dann empfahl man die ganze Anlage dem Schutze des Publikums.
Die Chislehurster waren auf ihr Loch sehr stolz. Den Fremden wurde es cls Abschluß und Krönung einer Führung durch die Sehenswürdigkeiten der Stadt gezeigt. Im Laufe der Jahre aber begann Gras über die ganze Angelegenheit zu wachsen. Im wahren Sinne des Wortes: im historischen Loch entwickelte sich eine üppig wuchernde Flora und die Erhaltung des Bombentrichters im Originalzustand erwies sich als außerordentlich schwierig. Auch der Schuß des Publikums" nahm sonderbare Formen an. Auf dem Grunde des Trichters sammelte sich mit der Reit eine stattliche Anzahl von Konservenbüchsen und Flaschen an. Zwischen diesen Kulturabfällen siedelte das Geschlecht der Ratten. Hunde. die sich bisher nur mit den Pfählen des Geländers liebevoll beschäftigt hatten, unternahmen jetzt Expeditionen in die Tiefe, nicht ohne dert Spuren ihres Eifers zu hinterlassen. Kurz. die historische Reliquie wurde zum Schandfleck der ehrbaren Stadt Chislehurst. der nicht länger geduldet werden konnte. Magistrat und Bürgerschaft haben daher beschlossen, auch das letzte Loch, das England aus dem Kriege noch übria behalten hat. wieder zuzuschütten.
Dem nachdenklichen Zeitgenossen scheint dieser ganze roang fymbolisch für den Wandel der Anschauungen über Krieg und„ Kriegs4 andenken", wie er nicht nur in England. sondern in der ganzen, langfam defundenden Welt vor sich geht. lieber das tiefe Loch, das empörte Leidenschaft in den ohnehin fnopnen Weltporrat gefunden Menschenverstandes gerissen hat. läßt hie Zeit allmählich das Gras neu fpriekender Bernunft wachsen. Was vom Pulverdampf oder vom Nebel der Krienslügen geblendete Augen als nationales heiligs tum anfaben. erweist sich im hellen unharmherzigen Licht der Nach frienszeit als eine Abladeftätte für den Schutt mittelalterlicher Scale, auf der nur Hunde und Natten noch etwas Brauchbares finden. Nur dak man noch lange nicht überall die Entschlußkraft der Bürger von Chislehurst hat. Aber einmal wird auch an allen anderen