Einzelbild herunterladen
 

Nr. ISS» ZH. Jahrgang vienstag.?. Mgust?�22

Ein Slick in Sie G In mehreren Bezirken Groß-Berlins ist man eifrig am Werke, Gemeinschaftsschulen im Sinne des Paulfenfchen Aufrufs zu schaffen. Es ist zu hoffen, daß diese Vorbereitungen zum Ziele führen werden, da ja der Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung die grundsätzliche Genehmigung zur Errichtung von Gemeinschaftsschulen gegeben hat. Die alte Schule ist heute noch eine Klassen- und Sto.ndesschule. Ein gegenseitiges Helfen und Fördern im Sinne des schönen Wortes:Einer für alle, alle für einen" kennt man bei der Art des gegenwärtigen Unterrichtsbelriebes" in unseren Schulen wenig oder gar nicht. Sie sind Lehr- und Erziehungsanstalten, in denen sich auch noch ein Stück des im Sterben liegenden Militaris- mus wicdcrspiegelt. Man denke nur an das Aeußere vieler Schul- kasernsn" sowie an die mannigfachen Formen des Strafens, die lebhaft an den Kommiß unseligen Angedenkens erinnern(körper- liche Strafen= Nachexerzieren, Nachbleiben= Arrest). Wie sieht es dagegen in der Gemeinschaftsschule aus, wie wir sie uns denken? Werfen wir einen flüchtigen Blick auf das frisch-fröhliche Leben und Treiben in einer solchen Reformschule! vis GroZen. Es ist kurz vor acht Uhr morgens. Knaben und Mädchen eilen vergnügt zur Schule. Keine Spur von Befangenheit, Scheu oder gar Furcht zeigen sie, denn sie wissen, die bisher üblichen Arten der Strafe find in ihrer Schule unbekannt. Dort herrscht kein unnatür­licher Zwang, höchstens der Grundsatz, daß jeder sich der Gemein- schast, der er ja dient und die ihm weiter hilft, zu unterwerfen hat. In dem sauberen, von fleißigen Kinderhänden gepflegten Vorgarten sind einige gerade dabei, die Blumen und Sträucher, die sie selbst ge- pflanzt haben, zu begießen. Wie wohnlich und behaglich haben die Kinder ihren Arbeitsraum eingerichtet. Statt der zwei- oder mehr- sitzigen Schulbänke stehen dort richtige Tische und Stühle wie daheim. Hier und da Blumen in Vasen, Topfpflanzen, Bilder aller Art und Schülcr.zcichnungen an den Wänden erhöhen die Behaglichkeit. Auch derThron" des Lehrers, das Katheder, ist verschwunden. Sein Platz ist mitten'unter den Kindern, deren Kamerad und geistiger Führer er sein will selbst ein Glied der Gemeinschaft. Und nun an die Arbeit! Die einseitige, verderbliche Tyrannei des Lchrplans ist gebrochen. Die Schüler bestimmen mit ihrem Führer gemeinsam den Unterrichts- gang.Herr T., wir haben gestern einen Ausflug gemacht; ich möchte gern etwas darüber erzählen."Herr T., ich bin von meinem Erholungsaufenthalt zurück; darf ich etwas berichten?" Schnell werden die Stühle im Halbkreis aufgestellt. Die Erzähler treten in die Mitte und beginnen. Manchmal werden sie von Zwischen- rufen und-fragen unterbrochen, die sofort von dem oder jenem, die zu antworten wissen, erledigt werden. Bedenken werden laut. Zweifel tauchen auf. Hier stimmt man zu, da lehnt man ab. Und wird's zu lebhaft, so regen sich schon Ungeduldige und schaffen ohne Zutun des Lehrers Ordnung und Ruhe. Ein Stück Selbsterzichung. An die Berichte knüpft sich eine rege Aussprache. Was gibt's da nicht alles zu fragen, zu erörtern und klarzustellen. Kinder sind wißbegierig, wollen lernen und tätig sein. Man darf ihnen nicht das Fragen verbieten wollen, man lasse ihnen Spiel- räum, gewähre ihnen rechte Schaffensfreude. Statt der Lchrerfrage die Schülersrcge, statt des Lchrervortrags die SchülererzShlung. die aus inncrem Drange heraus entstehen müssen. Künstlich errichtete Dämme, wieDas gehört nicht Hierher" oderWir müssen in un- screm Stoff fortfahren" werden mit all ihrer Unnatur von der Sturmflut des kindlichen Intsrestes und von der Einsicht des Lehrers in die psychologische. Gesetzmäßigkeit des menschlichen Werdeganges hinweggejchwemmt. Erziehung zur Selbständigkeit. Bald meldet sich ein Mädchen mit der Bitte, ein Gedicht, das von ihm freiwillig gelernt worden ist, vortragen zu dürfen. Die Kleine tritt mitten unter dosPublikum" und beginnt. Im Klang ihrer Stimme, im Spiel ihrer Mienen zeigt sich's, daß das Gedicht ihr Mm Erlebnis geworden ist. Und nun sollen die Mitschüler und -schülerinnen es auch erleben. Darum bietet sie all ihr Können auf zu höchster Leistung. Die Zuhörer stehen völlig unter dem Einfluß der Dichtung und des Vortrages. Das Werk ist gelungen, die Arheit reich belohnt durch den Beifall der Zuhörerschaft. Wieder folgt eine Aussprache. Die Rezitation hat in der Klasse Kräfte ge- löst, die sich nun auswirken. Man forscht daheim, bei Bekannten ,md Verwandten nach Gedichten in Büchern, Zeitschriften und Zei-

emeinsihastssihule! tungen, man legt sich eigene Gedichtsammlungen an, liest gelegentlich daraus den Kameraden vor, lernt Gedichte auswendig, um sie auch einmal vor der Klasse aufzusagen. Es ist ein Suchen und Forsäien nack) dem Schönen, das hier mit Hingebung getrieben wird. Bei der bisherigen Unterrichtsweise lernen die Kinder nur einen winzigen Bruchteil aus der Fülle dichterischen Schaffens kennen. Noch ein anderes Beispiel aus der Gemeinschaftsschule der größeren Schüler möge zeigen, wie der Lehrer der Gemeinschaftsschule sich bemüht, die Kräfte der Jugend zur Entfaltung zu bringen. Es handelt sich um die schriftstellerischen Versuche unserer Kleinen im Aussatzunter­richt. Noch heute wird oft genug das Thema der Arbeit, ja auch die Gliederung vom Lehrer gegeben. Bis zu einem bestimmten Tage muß der Aufsatz ausgearbeitet sein, dann wird er von einigen vor- gelesen, noch einmal durchgesprochen, um in der Reinschrift zur Korrektur, wieder zu einer befohlenen Zeit, abgegeben zu werden. Das ist ein Zerstörungsprozeß. nie und nimmer Aufbauarbeit! Das Kind in der Gemeinschaftsschule wählt sich das Thema selbst, schreibt den Aufsatz, wenn es den inneren Drang dazu fühlt. Ist die Klassen- gemeinschaft an freie geistige Arbeit gewöhnt, sind immer einige da, die irgend etwas Niedergeschriebenes, sei es ein Erlebnis, eine selbst erdichtete Erzählung, die Schilderung eines außerordentlichen Er- eigniffes, der Bericht über die Besichtigung eines Museums oder eines industriellen Unternehmens, der Klasse darbieten wollen. Der Höhepunkt der Arbeit unserer kleinen Schriftsteller ist natürlich da» Vorlesen inmitten der Zuhörer, die dann seine Kritiker werden, denen gegenüber er seine Auffasiung und Darstellungsweise zu verteidigen hat. Er ist Lehrender und Lernender zugleich. Dasselbe gilt von den Zuhörern. Gegenseitig spornen sie sich an zu immer höheren Leistungen Gemeinschaftsarbeit, die den Gemeinschaftssinn weckt und stärkt. Sozialkräfte und Individualkräfte befruchten sich Wechsel- seitig. Die einen sind begabte Schriftsteller, andere tüchtige, Phantasie- Drama ganz oder teilweise(natürlich im Rahmn des Möglichen) werden auch talenwolle Schauspieler entdeckt, wenn es gilt, ein Drama ganz oder teilweise(natürlich im Rahmen des möglichen) vorzuspielen, nachdem durch fleißige Haus- und Gruppenarbeit die Vorbedingungen zur Vortragsreife geschaffen worden sind. Der Raumknappheit müssen wir es uns versagen, hier einen Blick in die Werkstätten, die in einer ausgebauten Gemeinschafts. schule nicht fehlen dürfen, zu werfen oder das Leben und Treiben im Schulgarten sowie in den Arbeitsgemeinschaften für Physik, Ge- schichte. Mathematik usw. zu schildern. die Kleinen. Eben kehrt ein Lehrer mit Kindern des ersten Schuljahres von einem Lshrspaziergang zurück. Cr hat mit seiner Schar einen ver- kehrsreichen Bahnhof besucht. Dort haben sie eine StundeBahn- hofsfludien" getrieben, die Reisenden, die Güter- und Personen«, Äorort- und Schnellzüge gesehen, die verschiedenen Eisenbahn- beamten und-arbeiter bei ihren Hantierungen kennengelernt, die Lokomotiven bewundert, den Schrankenwärter besucht, kurzum eine Menge neuen Stoffes aus dem wirklichen Leben gesammelt. Die kleinen Plappermäulchen wollen nicht stillstehen. Wie viele Fragen stürmten auf den Lehrer ein!. Nun wird in der Klasse im freien Lehrgespräch der draußenerlebte" Stoff gesichtet und durchforscht. Damit nicht ein heilloser Wirrwarr entsteht, darf nur der sprechen, dem vom Lehrer das Wort erteilt wird. Wochenlang hält das Inter- esse an diesem Stoff an. Da werden Lokomotiven, Schranken mit Wärterhaus, Signalmast, Eisenbahnzüge gemalt, einige basteln aus Streichhölzerschachteln einen Zug zurecht, dann geht's zum Spiel auf den Schulhof. Schienen werden gelegt(parallele Striche im Sande), das Bahnhofsgebäude wird markiert. Eine Anzahl Kinder stellen einen Zug dar, indem sie sich in einer Reihe hintereinander anfasien. Es werden von den Reisenden amSchalter" Fahrkarten gekauft(Rechnen, Geldwechseln). Schließlich folgt ein Singspiel, z. B.Wir reisen nach Jerusalem ". Ein fröhliches, kindliches Treiben herrscht. Spielend werden viele Kenntnisie erworben. Schreiben und Lesen kommen nicht zu kurz. Mit dem Lesekasten werden in der großen lateinischen Druckschrist Wörter und Sätze gedruckt, dann ge- schrieben oder mit Stäbchen gelegt, z. B.Nicht einsteigen!"Rauchen verboten!"Hier halten die Wagen II. Klasse",Nicht öffnen, bevor der Zug hält!" usw. Das ist ein naturgemäßer, dem kindlichen Geiste und seiner Entwicklung entsprechender Arbeitsunterricht. Die üblichen Lehrbücher mit ihrem unkindlichen Leitfadenstil und ihren monarchistischen Tendenzen, die Lesebücher sind völlig überflüssig, wenn für gute Klassenbüchereien gesorgt

Der Ruf durchs Fenster. <57j Roman von Paul Frank. Ich habe Reuß beschworen, von seiner Reise nach Riga abzusehen, ein Verlangen, dem er, obwohl seine Frau sich bittend mir anschloß, heftigen Widerstand entgegensetzte. Er leugnete, daß er überhaupt erkrankt sei, und die Tage bis zu seiner Abfahrt beruhigten ihn insofern, als er keinen weiteren Anfall mehr erlitt. Wichtig ist ferner, daß Sie. meine Herren und Damen, sich vor Augen halten, daß der Schauspieler in jener kritischen Zeit seiner Erkrankung von der Rolle und dem Stück fasziniert und beherrscht gewesen ist, mit dessen Inhalt ich Sie nun notwendigerweise zum besseren Verständnis der resultierenden Ergebnisse bekanntmachen muß. Stellen Sie sich, meine sehr verehrten Zuhörer, einen Mann vor, der in fanatischer Zuneigung einem geliebten Wesen, seiner Frau, zugetan ist, einen Menschen überdies, der mit außergewöhnlichen Fähigkeiten ausgestattet ist und sich im Besitz von Kräften weiß, die ihm eine gewisse Herrschast über die Seelen, über den Willen anderer sichem und der diese Kräfte zwar oft erprobt, jedoch eigentlich noch nicht geübt, sich ihrer in keiner Weise bedient hat. Er weiß, daß ihm erliegen. seinen Wünschen dienstbar werden müßte, wen er sich er- wählen würde. Er widersteht solcher Verlockung, obwohl ihm «mancherlei vorteil erwachsen müßte, und lebt zurückgezogen mit seinem angetrauten Weibe, das er abgöttisch liebt, seiner bürgerlichen Beschäftigung verbunden und in Gedanken aus- schließlich seinem Ideal ergeben. Aber diese Frau ist Unheil- bor krank, und die kommenden und gehenden Aerzte sind nicht in der Lage, Hisse zu bringen, so sehr der um das Leben feines teuersten Besitzes zitternde Mann auch in sie dringt. Die Männer der Wissenschast sind genötigt, zu erkennen zu -geben, dag ihre Kunst in diesem Fall nicht mehr helfen könne, daß Siechtum und vorzeitiges Dahinscheiden nicht mehr auf- zuhalten seien. Der Mann, der solche trübe Botschaft ver- nimmt, leistet hierauf einen Schwur. Bis dahin hat er ein dem Herrn wohlgefälliges Leben geführt; damit soll es von dem Tag an vorbei fein, an dem man ihm sein Liebstes nimmt, da er aus dieser Welt nichts anderes wünscht, als die Frau behalten zu dürfen..."_ Jiiefc der Wifimschast fee* Aerzte vch

gegeben, haucht sie ihr armes Leben aus. Run vollzieht sich die Wandlung des Mannes, der keiner Trauer sich hingibt, sondern, kaum daß der Sarg aus dem Hause geräumt ist, zum Werwolf wird, der an der gesamten unschuldig-schuldigen Menschheit sich rächt, Seelen einfängt und sie Verbrechen be- gehen heißt. Er lockt Sanftmütige vom Pfade der Tugend ab und heißt sie, nachdem er sie mit seinen stechend schwarzen Augen angesehen, andere Wege gehen. Wer seine Bahn kreuzt, der ist ihm verfallen, der kein Mitleid kennt, ebenso- wenig wie jene Welt, die ungerührt blieb, da sein Weib sterben mußte, das er über alles geliebt hatte. So ungefähr rolli/dle Handlung des Stückes ab, in deren Verlauf der Werwolf ein junges Mädchen aus dem Eltern- haus entführt. Er läßt den Bräutigam in Verdacht fallen, der Mörder seiner Liebsten zu sein, er verleitet einen Unbe- scholtenen zum Diebstahl... Das macht den Inhalt von Klaus GarbislandersWer- wolf " aus, und Sie haben inzwischen wohl selbst gefunden, daß zwischen dem hier Erzählten und den im Laufe dieser Woche in Riga vorgefallenen Ereignissen eine merkwürdige Aehnlichkeit besteht. Die lokale Chronik hat doch gleichfalls von einem entführten, plötzlich verschwundenen jungen Mäd- chen berichtet, von einem Bankbeamten, der über Nacht zum Dieb geworden ist, ohne daß jemand eine Erklärung für eines der beiden Phänomene hätte geben können. Nun denn, meine oerehrten Anwesenden, ich bin in der Lage, Ihnen mitteilen zu können, daß diese Aehnlichkeit keineswegs eine zufällige ist, daß die Identität der Lorgänge, jener, die Garbislander im Rohmen seines Stückes erfunden hat, und der. die in Riga sich ereignet haben, vielmehr eine beabsichtigte gewesen ist! Ich habe vorhin eingangs meiner Ausführungen versichert, daß das Gastspiel Albert Reuß' wirklich stattgefunden hat allerdings nicht im Deutschen Theater! Albert Reuß hat in Riga denWerwolf" gespielt! Albert Reuß ist aus de? Garderobe des Deutschen Theaters verschwunden. Wir alle haben eine Woche lang geglaubt, daß er das Opfer eines tückischen Ueberfalls geworden ist. Er aber ist in diese für ihn fremde Stadt gegangen und hat hier, im Dämmerzustand befangen, im täglichen Leben die Rolle desWerwolfs" gespielt! Ich erbitte nur noch für eine kurze Spanne Zeit Ihre Aufmerkjamkeit« ZeUnahme, da. waK M Lhmn joebea

wird. Diese dürfen freilich nicht fehlen, schon bei den Schul- anfängern nicht, denen gute Bilderbücher vorzügliche Erziehungs- dienste leisten. Hinaus mit den Kindern ins frisch pulsierende Leben, in die herrliche Naturl Hinein mit Leben und Natur in die modernde Schulluft! Beide sind das große unerschöpfliche Lehrbuch, aus dem auch der Erwachsene noch ständig lernen wird, wenn die Schule ihm den starken Trieb zum Weiterlernen und Fortbilden mit auf den Lebensweg gegeben hat. -» Zum Schluß bitten wir den Leser, doch einmal über das Urteil nachzudenken, das ein berühmter Mediziner über die alte Schule qe- fällt hat. Prof. Dr. med. H. Klaatsch schreibt in seinem BucheDer Werdegang der Menschheit" folgendes;Schon genug wird durch den Schulorill verdorben, der die frische Blüte kindlicher Orginalität grausam zerpflückt und den kindlichen Berstond, der gerade im 4. bis 6. Lebensjahr sich zu einer eigenartigen Stufe erhoben hat. zum Durchschnittsniveau poliert. Wie viel reicher könnte sich das Geistes- leben der Jugend gestalten, wenn die Schulen einer gründlichen Re­vision und Reformation unterzogen würden. Lernen soll und muß der Mensch, aber wie vieles könnte er spielend lernen, wozu Neigung und Befähigung ihn treibt, und wie manches geht zugrunde durch den Zwang, dem armen Gehirne Dinge einzuprägen, die nun ein- mal dem Betreffenden nicht eingehen wollen!" Es ist überflüssig, hier auch nur ein Wort der Zustmnnung an­knüpfen zu wollen. Kämpfen wir mit aller Kraft und Energie für die neu« Schule, die das Fundament der neuen Zeit ist!

Unsere �ugenSweihen. Um all den Kindern, deren Eltern sich innerlich von der Kirche losgesagt haben, Gelegenheit zu geben, beim Eintritt ins Leben an Stelle der Konfirmation eine würdige Feier zu bereiten, veranstalten wir auch in diesem Jahre unsere Jugendweihen. Zur Teilnahme an der Jugendweihe ist der Austritt aus der Kirche nicht erforderlich, ebenso ist es auch nicht notwendig, daß die Kinder bereits vom Rcli- gionsunterricht befreit sind; die Teilnehmer dürfen lediglich nicht außerdem noch an einer Konfirmation teilnehmen. Die Anmeldungen zu der Jugendweihe, welche am 17. Sep- tember, vormittags 11 Uhr, und zwar für den 1., 2. und 4. kreis im Saalbau Friedrichshain, 7. kreis Charlottenburg in der Leibniz- Oberrealschule, Schillerstr. 127, 14. kreis und südliche Vororte im großen Saal desOrpheum"(früher Happoldt-Brauerei), Neukölln, Hasenheide, 17. kreis und östliche Vororte im Cecilien-Lyzeum, Lichtenberg , Rathausstr. 8, und am 24. September, vormittags 11 Uhr, und zwar für den g., 1». und 11. kreis und westliche Vor- orte In SchSneberg, 19. kreis und nördliche Vororte im Lyzeum, Pankow , Görschstraße, stattfinden, können bei den nachstehenden Genossen unter Einzahlung des Einschreibegeldes von 5 M. erfolgen: Für Berlin im Jugendsekretoriat, SW. 68, Lindenstraße 3, 2. Hof II l., Zimmer 11(geöffnet von 9 4 Uhr. Mittwoch und Freitag vyn 9 7 Uhr); bei B.Haß, SO. 36, Harzer Str. 117; bei S. Joseph, NW. 21, Wilhelmshavcner Str. 48(Laden); bei A. Hönisch, N. 65, Müller- Ecke Triftsttaße(Laden): bei Walter Rüdiger, N. 28. Lychener Str. 127, Gth. III.; bei Richard Schröter, NO. 55, Goldaper Str. 9; bei Richard Timm, NO. 18, Höchstestr. 51; bei M. Wartmann, O. 34, Königsberger Str. 37; für Charlotten- bürg: bei A. Wilk, Schillerstr. 40; bei F. Schmidt, Rosinenstr. 4 (Zigarrenladen): bei Ernst Tost, Helmholtzstr. 11; für Neukölln: bei M. Baranowski, Niederbarnimstr. 5; bei A. Günther, Wotan- straße 19; für Schöneberg , Friedenau und we st liche Vororte: bei A. Petri, Schöneberg , Ebersstr. 70; bei Frau Ungerer, Wilmersdorf , Hanauer Str. 43, Siedelung. Der Einführungsunterricht beginnt in der zweiten Woche des August. Die Anmeldungen müssen bis spätestens 5. August erfolgen.

Die schweigsame Eisenbahndirektion. Ueber Waffenfunde auf dem Schlesi scheu Bahn" Hof halten wir imVorwärts" Nr. 242 vom Sonabend, dem 22. Juli berichtet. E4 wurde mitgeteilt, daß im Malerialmagazin 14 Gewehre mit der dazu gehörenden Munition in einem Schrank versteckt waren. Es wurde ferner ganz besonders auf das Verhalten des Bahnhofsvorstandes Dr. Siein brechcr und des Amimannes Bott bei dieser Angelegenheit hingewiesen. Die Eisenbahndireklion hat sich bis jetzt noch nickt zu diesen Mit- teilungen geäußert. Wir hoffen, daß sie eS doch noch für nötig er- achten wird, zu dem von uns gekennzeichneien Falle Stellung zu nehmen.

mitgeteilt habe, Ihnen sogleich nicht mehr absurd erscheinen wird. Sie müssen die ganz eigenartige krankhafte Disposition des Schauspielers bedenken, die überdies mit einer durch die Darstellung dieser Rolle hervorgerufenen AutoHypnose zu- sammenfällt. Die Literatur kennt einen Fall, den der fron - zösische Arzt Dufay berichtet, der allerdings von dem vor- liegenden bei weitem übertroffen und in den Schatten gestellt wird. Dr. Dufay erzählt von einer Bühnenkünstlerin, die für eine Kollegin, die erkrankt war, eine Rolle spielte, die sie nie- mals studiert hatte. Die Schauspielerin bewältigte ihre Auf- gäbe im hypnotischen Zustand ausgezeichnet und mußte von Dr. Dufay nach der Borstellung erst geweckt werden. Reuß hingegen bat seine Rolle im Leben weitergespielt. Ich habe Ihnen vorhin anzudeuten versucht, welches Studium der Künstler an diese Rolle gewendet hat. Sind Sie sich denn überhaupt im klaren, was das heißt, Schauspieler zu sein, Rolle um Rolle zu lernen und jeden Abend einen anderen Menschen anzuziehen? Das ist doch die Aufgabe des dar- stellenden Künstlers, daß er allabendlich sich selbst vollständig vergißt, daß er sein eigenes Leben auslöscht, seine Menschlich- keit gleichsam in die Versenkung fallen läßt, daß er dos eigene Antlitz mit Farbe zudeckt, sich ein anderes anschminkt. Gang, Bewegungen, Stimme eines anderen annimmt, jede Regung seines eigenen Ich unterdrückt, ausschaltet, daß er gezwungen ist, an hundert Tagen hundert Menschen zu verkörpern. Welch ein Beruf, meine sehr verehrten Herrschaften! Nicht wahr! Schaudert einem nicht die Haut, wenn man be- denkt, daß einer sein Leben lang verurteilt ist, allabendlich ans ihr zu schlüpfen, sich mit einer anderen zu umgeben, sich keineswegs mit ihr wie mit einem Fell zu umwickeln, sondern sie sich zugehörig und angewachsen zu betrachten. Was den großen Schauspieler ausmacht, ist dieses restlose Untertauchen in der vom Dichter vorgeschriebenen und vorgezeichneten Ge- statt. Was dieser am Schreibtisch, beim Schein der Lampe erträumt und ersinnt, gewinnt Leben in der Verkörperung durch den Darsteller, der seine eigene Seele preisgibt, nur allzu willig verleugnet und, stets bereit, sie mit der eintauscht, die in der Rolle lebt. Ueberall dort, wo ein Riß sichtbar bleibt, wo es einen klaffenden Spalt gibt zwischen Darsteller und Dargestelltem, dort wird man von keiner einwandfreien Lei» stung sprechen dürfen. Dort kann von Meisterschaft keine Rede sein, denn da ist ein Stümper, ein Unvollkommener am Werk. (Schluß folgt.)