Der MarkfchwunS. Sie rapide Entwertung der Mark als internatio- ii.iles �Zahlungsmittel setzt sich unter lebhaften Zuckungen fort. Es ist bezeichnend, wie in den letzten Tagen, nämlich seit Sonnabend, die amtlichen Notierungen des Dollars von L7l) bis auf 830 in die Höhe gingen, wie aber an einem einzigen, dem gestrigen Tage, der Preis des. Dollars im freien Verkehr zwischen 730 und 900 hin- und herpendelte. Ein Geldwert, der an einem einzigen Tag u m e i» F ü n f t e l seines Wertes schwankt, ist keine Rechnungseinheit mehr, wie sie in dem Kreislauf des Waren- und Zahlungsverkehrs gebraucht wer- den kann. In der Tat ist deutlich zu beobachten, wie die Mark nicht nur im Auslande an Wert verliert, sondern auch im In- lande als Tauschmittel zurückgedrängt wird. Phantastische Preissteigerungen für Industriewaren und Nahrungsmittel zeigen, wie sich die Besitzer der Produktionsmittel über die Währungskatastrophe hinweghelfen, wie sie sich leichten Her- zciis gleich aus den netten Stand der Mark einstellen, lind selbst bis, in die Kreise der Arbeitnehmer ist die Forderung gedrungen, die Papiermarklöbne durch Goldlöhne abzulösen. Allerdings ist es hier den sonst so dienstfertigen Helfern des Privatkapitals, den vgewsrkschaftsfeindlichcn leitenden Ange- stellten, vorbehalten geblieben, eine solche Forderung aufzustellen. Die organisierte Arbeiterschaft ist besonnen genug, diese Jagd nach der Valuta nicht mitzumachen. Sie£eii't gewissenhafter als jene famosen„Wirtschaftsführer" auch daran, datz sich die Mark einmal bessern kann, und dast bei einer Ueberspannung der industriellen Erzeugungskosten eine schwere Absatzkrise unvermeidlich ist. Gleichwohl bleibt die Tatsache bestehen, twst die Mark aus dem Zahlungsmittelvertehr des Auslandes schon jegt so gut wie ausgeschaltet ist, daß man an ihrer Stelle auch im Inland in steigendem Maße andere Einheiten als Wermmßstab sucht. Aus den Kreisen der Zahlungsfähigen schwindet die Mark, je größer ihre Schivankunzen sind, je mehr sich ihr Wert dem Nullpunkt nähert. Sie ist heute, fast ebenso wie die öfter- reichische Krone, das Geld der kleinen Leute gewor- den. Inzwischen taumelt der Markt der internationalen Zah- lungsmittel, der Devisenmarkt, wie in steucrloses schiff hin und her. Trotz aller Einschränkungen, die-Zer schlechte Geld- stand dem deutschen Volke auferlegt, wandern wachsende Men- gen Papiergeldes durch den Umtausch in fremde Werte ins Ausland und drohen, jede Tendenz zur Dessermig der deut- stheii Währung im Keime zu ersticken. Das Ausland, das ebenso wie wir in jeder neuen französischen Drohnoie eine neue Gefäbrdung der wirtschaftlichen und finanziellen Ernsten, z Deutschlands sieht, sucht sich seines Markbesitzes zu entledigen und drückt so den Kurs, nachdem vorher die deutsche De - visenspekulation längere Zeit die Führung bei der Attacke auf die Mark gehabt hat. Dem steiaenden Dollarkurs mlgen die inländischen Warenpreise in einem Tempo, wie es bisher noch nicht beobachtet worden ist. Dennoch dauert es geraume Zeit, bte am gesamten Warenmarkt die Tatsache ihren Ansdn.ck gefunden bat, daß die Mark heute knavp einen halben Pfennig gilt. Es ist also mit weiteren Preissteigerungen zu rechnen. So entlädt sich die ganze Wucht des Wähnirrgselends auf die wehrlosen Sozialrentner, auf die Festbesoldeten, auf die Lohn- empfänger. Und es ist kein Ende der Entwicklung abzu- sehen, wenn nicht die internationale P o i i i/ t sich auf die so oft geforderte, aber bis setzt nicht durchgeführte Verstän- digtprg über die Reparationsfräge besinnt. P Aber es ist undenkbar und unwürdig, den Dingen ihren fr«en Lauf zu lassen, bis das Währungselcnd über uns zu- sarnmenschlägt. Die Wuchergesetzgebung, so sehr wir ihre schärfste Anwendung wünschen, reicht nicht aus, um die Wirkung des Währungsschwundss vom Warenmarkt gänzlich ab- zuhalten. Maßnahmen gegen die Spekulation in fremden Zahlungsmitteln oAein genügen ebenfalls nicht, um das Bild des Devisenmarktes zu verändern, wo augenblicklich einem völlig zusammengeschmolzenen Angebot eine dauernde und dringende Nachfrage gegenübersteht, so daß auch
Kleine Legende. Von Karl Ettlinger , München.* Die Seligen waren im großen Festfaal des Himmels versam- melt, um dem„Monstre 'onzert zugunsten beschädigter Flügelchen" zu lauschen. Die Sitzplätze waren„ausverkauft", die Stehplätze überfüllt, und es war nur ein Gottesglück, daß oerklärte Seelen nicht in Ohnmacht fallen können, denn sonst hätte man an diesem Abend im Himmel die Freiwillige Sanitätswache einführen müssen. Gerade hat der„Posaunenchor der Jugendgruppe Jehova-West" einem hymnischen Choral zu Ende geblasen, das übliche andachts- volle Schweigen der Ergriffenheit wallte durch den Saal— da platzte plötzlich eine dröhnende Applaussolve in die Stille. Er- schrocken sahen sich die Seligen nach dem Missetäter um: eine erst gestern aufgenommene Seele, die enggepreßt im Mittelgang stand, hatte diesen unerhörten kaux pss begangen.„Da sieht man's," zischelte eine alteingesessene Seele ihrer Nachbarin zu.„Die neuen Seelen."* Petrus aber, eingedenk seiner Würde als Festordner, flog über die Köpfe de» Parterre zu dem Frevler, klopfte ihm väterlich auf die verklärte Schulter und belehrte ihn gutmütig:„Liebe Seele, im Himmel wird nicht applaudiert. Das ist hier nicht Sitte." „Wieso denn?" staunte die Ccese. Es war doch ganz schön? Ich versteh freilich wenig von Musik, aber—" „Pst" machte Petrus , denn der Posaunenchor begann seine zweite Programmnummcr: eine Fuge in irgendeiner Dur-Tonart. (Moll gibt's im Himmel nicht.) Kaum aber war das Schlußpianisiimo verhaucht, da klatschte das Ungetüm von einer Seele abermals- wie besessen. Diesmal huschte schon ein Murmeln des Unwillens durch den Saal. War es erhört?„Leut' kommen jetzt in den Himmel..." flüsterte ein süd- deutscher Verklärter. Auch Petrus fühlte sich durch den wiederholten Verstoß gegen die himmlische Konzertordnung heftig erregt:„Beim krähenden Hahn, wenn er einmal etwas sagte, so konnte das doch genügen. Was glaubte denn eigentlich dieses himmlische Greenhorn?" „Du, meine liebe Seele," sagte er mit Betonung,„jetzt hörst Du aber auf mit dem blöden Beifallklatschen. Das bitt ich mir aus. Sonst muß Du Dir den Saal ein bißchen von außen be- trachten. Verstanden?" „Aber warum denn?" verwunderte sich der Uebeltäter.„Also mir hat's tatsächlich ganz gut gefallen. Nun ja, ein bißchen lang kam mirs ja vor, aber.. „Psti Still bist!" knurrte ihn Petrus an, denn inzwischen war auf dem Podium der Posauncnchor durch die„Gesangsgruppe Halle- luja-Süd" abgelöst worden, die jetzt einen ihrer beliebtesten Lob- gesänge anstimmte. Herrlich erbrausten die wunderbar»» Klänge, und besonders die Tenors sangen mit einer Reinheit, die man auf Erden schwerlich
Regulierungsversuche der Reichsban? nicht dagegen aufzukommen vermögen. Die Sachwalter des Reiches haben die Pflicht, verschärsts Maßnahmen zur Ueberwachung des Devisenverkehrs zu treffen. Nichts liegt hier näher, wie die auch während des Krieges erfolgte Ausschaltung des freien Marktes durch eine Zentralisierung des Devisenver- kehrs. Zu diesem Schritt haben sich u. u. Deutschösterceich vnd Ungarn neuerdings wieder entschließen müssen. Man hält dem jedoch entgegen, daß eine Zwangswirtschaft für Devisen nur von geringer Wirkung in Deutschland aus den Markt sein kann, weil Deutschland durch die Besetzung �des Rheinlktndes eine riesige und von keinem deutschen Gesetz' be- troffene Wechselstube in seinen eigenen Landesgrenzen hat. Immerhin sollte versucht werden, die Ueberwachung des De- vifenverkehrs zu verschärfen und nach Möglichkeit zu v e r- hindern, daß die für die Einfuhr von Lebensmitteln und Rohstoffen notwendigen fremden Zahlungsmittel der Speku- lation gegen die Volksinteressen, insbesondere aber der De- visenhamsterei anheimfallen., Das fremde Geld, das in Deutschland eindringt, ist in Wirklichkeit eine Anleihe, die mir dem Ausland geben. Während Deutschland unter einer, die ganze Wirtschaft be- drohenden Geldknappheit leidet, konnten die Länder mit hoher Valuta ihre Zinssätze fortgesetzt ermäßigen, weil sich mit dem Fortschreiten der Weltwirtschaftskrise anlogesuchendes Kapital gehäuft hat. England konnte sogar feine"schwebende Schuld zum wesentlichen Teil durch Anleihen fundieren. Die Anleihe, die wir dem Ausland dadurch geben, daß wir die ihm entbehr- lichen Zahlungsmittel gegen immer höhere Beträge von Mark eintauschen, bedeutet eiste Entlastung der übrigen Geldmärkte »nd wird von Deutschland unglaublich teuer bezahlt. Der Preis für sie ist die Verelendung wachsender Volksmasien. Es. muß also die Ausgabe der verantwortlichen Finanzpoliiikcr sein, die im Ausland umlaufenden Beträge deutscher Mark durch eine Goldanlcihe zu fesseln. Bisher hat sich die Industrie dagegen gesträubt, die nötigen Garantien für eine solche Goldanleihe zu geben. Sie allein ist dazu imstande, weil sie über die deutschen Produktionsmittel verfügt. Sie ist aber auch selbst daran interessiert. Die KapUalkimppheit kommt daher, daß der Markschwund mit seinen Folgen, den steigen-- den Preisen und Produktionskosten, den Bedarf an Be- triebskapital in einer Weife erhöht, der weder Geld- markt noch Notenpresse gewachsen sind. Die Industrie steht damit vor der Frage, ob sie in absehbarer Zeit infolge Kapitalmangels zu Stillegungen schreiten will, obwohl es an Aufträgen nickt fehlt, und ob sie zu dem Währungselend noch eine Arbeitslosigkeit heraufbeschwören will, deren innerpolitischd Folgen unabsehbar sind. Darum sollte sie setzt ihren Wider- stand gegen eine solche Goldanleihe aufgeben. Wiederholt ist die Forderung nach ihr erhoben worden, um die Stöße der Schwonkungen am Devisenmarkt auf die deutsche Wirtschaft zu mildern. Jetzt ist Gefahr unmittelbar im Ver- z u g e. Alle erhofften Erleichterungen von außen her können das Währungselend nicht beseitigen, wenn Deutschland sich nicht selbst zu helfen sucht. Auch an der New Porter Börse war die Mark gestern außerordentlich starken Schwankungen ausgesetzt. Man notierte 100 Mark Abschließend mit 13'/» Cents; dos würde einem deutschen Dollarkurs von 748,40 entsprechen. Der höchste Kurs war 14 Cents, was einem deutschen Kurs von 7 14,30, der niedrigste 11'/», was dem deutsche» Dollorkuv von 800 gleichkäme.
tzeute Kabinettssitzung. Die Einladung der Reichsregierung an den bayerischen Ministerpräsidenten zu persönlichen Verhandlungen in Berlin ist bereits am Donnerstag nachmittag nach München abgegangen. Am Freitag vormittan wird die Reichsregierung zu einer Kabinettssitzung zwecks Besprechung der Ant- wort des Grafen Lerchenfeld auf den Brief des Reichspräsi- deuten zusammentreten.
antrifft.— So klatschte denn auch unsere widerspenstige Seele dies- mal eine Beifallskanonade, die einen modernen Dillenbau unfehl- vor zum Einsturz gebracht hätte.( Jetzt war es kein Murmeln des Unwillens mehr, das als Echo antwortete, sondern laute Entrüstung.„Also, da hört sich ja doch der Gemüsihondel auf. Jetzt bin ich schon sechshundertvierzehn Ewigkeiten hier oben, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt. Also, meiner Scel, wenn wir hier nicht im Himmel wären, ich tat sagen: Schmeißt ihn naus, den Lackel."— Dem wütenden Petrus brauchte man dies erst gar nicht zu sagen; mit hochrotem Kopf packte er den störrischen Lösewicht beim rechten Flügel und schleppte ihn vor Gottes Thron. —„Aber ich versteh Sie gar nicht," stotterte die Seele unterwegs.„Das Programm war doch wirklich gar nicht so übel? Ein bisset mehr Abwechslung tat ja freilich nicht schaden, aber—" „Wirf Dich niederl" fauchte ihm Petrus ins Ohr. Du stehst vor Gott ." Gott winkte ihnen mit der Hand das Zeichen des Auf- stehen».„Was hast Du, Petrus ? Schon von weitem hörte man Dich ja schimpfen?"—„Was ich Hab?" zeterte der Schlüsselgewaltige und berichtete erregt das Geschehnis.„Und deshalb sag ich," schloß er,„die Seele da muß erst noch ein paar Jahrhunderte ins Feg- feuer. So einer hat heroben noch nichts zu suchen." „Willst Du meiner Entscheidung vorgreifen?" wie» ihn Gott zurecht. Und sich mit mildem Lächeln zu dem Beschuldigt.>n. wen- den, fragte er:„Und nun sprich Du. Weshalb folgtest Du Petri Anweisung nicht?"— Di« arme Seele hob treuherzig ihre Augen zu dem Glänze Gottes und sagte demütig: Ich hött's ja gern getan, aber ich tyint ja nicht anders. Schau, Gottvater, ich war zu Leb- zeiten Kellner in einem Kabarett, und da hatte ich's vertraglich, daß ich nach, jeder Nummer applaudieren mußte... Die Macht der Gewohnheit, da kannst holt nix machen.. „Ins Fegfeuer," tobte Petrus. „Faule Ausrede. Dir werden wir schon Anstand beibringen."—„Ruhig, Petrus . Hier bin ich, der liebe Gott.— Sprich, arme Seele, wie lange warft Du denn Kabarettkellner?" „Zehn Jahre, Gottvater." Da fuhr Gott unwillkürlich von seinem Throne auf.„Zehn Jahre? Zehn Jahre lang hast Du allabendlich ein Kabarettvrogramm mit anhören müssen?— O himmlische Barmherzigkeit. Und wenn Deine Missetaten zahlreicher wären denn der Sand am Meere, stehe auf, arme Seele, kelre zurück in den Festsaal des Himmels. Allc'Deine Sünden sind Dir vergeben." -. Bismarck und Lassalle. Zu den Lieblingszitaten Bismarcks ge- hörte der Birgilvers(„Aencis" VII, 312):„Ulectere zj nequeo fiiperos Aclieronta movedo", den der neue Brockhous mit den Worten wiedergibt:„Wenn ich den Himmel nicht erweichen kann, werde ich die Hölle in Bewegung setzen." Zweimal spielt Bismarck im dritten Bond der /.Gedanken und Erinnerungen" auf dielen Vers an, und schon in seiner Rede gegen Virchow vom 21. Januar
Die baperifche Antwort. Dir haben bereits gemeldet, daß dem Briefwechsel zwischen' dem Reichspräsidenten und dem bayerischen Ministerpräsi« deuten mündliche Verhandlungen folgen sollen. Wenn aber von anderer Seite behauptet wird, mit dem Brief des Grafen Lerchenfeld sei„eine Verhandlungsgrund-- läge" geschaffen, so müssen wir dem widersprechen. Ver- Handlungsgrundlage kann nur der Brief des Reichspräsidenten sein, der die bayerische Verordnung für verfassungswidrig er- klärt und die Notwendigkeit ihrer Beseitigung zugunsten des verfassungsmäßigen Reichsrechts darlegt. Der Brirt des Grafen Lerchenfeld ist wegen der Absonderlichkeit des Stand- Punkts, den er einnimmt, eher als ein Hindernis für den Erfolg der mündlichen Verhandlungen zu betrachten. Der Inhalt des Münchener Briefs läßt sich kurz in bis Worte zusammenfassen:„Die Reichsverfassung ist mir nichts, die bayerischen Hoheitsrechte sind mir alles." Es ist möglich, daß der.bedauernswcrte Briefschreiber es anders meint, aber so ist es ihm von den wirklichen Machthabeern Bayerns in die Feder diktiert worden. Die Möglichkeit, daß sich Bayern a u f d e n Boden der Reichsoerfassung zurückbegibt, wird nicht einmal angedeutet, dagegen wird verlangt, daß die Reichsversassung entgegen dem Willen des Reiches und sämt- lichcr anderen Länder nach den Wünschen der Bayerischen Volkspartei umgestaltet wird. Eine schriftliche Antwort auf dieses Schreiben hätte un- seres Erachtcns sehr scharf ausfallen müssen. In mündlichen Verbandlungen wird sich dagegen manches sagen lassen, was, unmittelbar in die Oeffentlichkcit geworfen, nur dazu dienen könnte, deck Konflikt in verhängnisvoller Weise zu vor- tiefen. Wir haben gar kein Verständnis dafür, wenn sonstige Bewunderer einer„starken Staatsautorität" dem Reich zu- muten, es solle vor dem bayerischen Rechtsbruch wie ein Taschenmesser zusammenklappen. Und wenn die„Tägliche Rundschau" meint, man solle den ganzen Streitfall angesichts der auswärtigen Lage begraben, so kann das nur so geschehen, daß sich der Teil dem Ganzen fügt, daß er auf das Privi- legium des Verfassungsbruchs verzichtet und damit seinen von ihm selbst gerühmten Pairiotismus beweist. Wir heben indes aus dem Lager derer, die sich selbst eine besonders hoch� gradigc Vaterlandsliebe zusprechen, noch keine Mahnung ge- hört in dem Sinne, daß Bauern seinen rechtswidrigen Wider- stand gegen die staatlichen Grundlagen der deutschen Volk?- gemeinschaft mit Rücksicht auf die bedrohliche äußere Lage aufgeben solle. Das Reich kann sich aber nach außen nicht dadurch helfen. daß es im Innern Sieben eine gerade Zabl sein läßt. Es mag seine Methoden behutsam wählen, darf aber Bayern gegen- über sein Recht nicht aufgeben, wenn es sich nicht selber aufgeben will. O Der Reichswehrminrster hat bekanntlich bei der Be- sprechung der Regimentsfeiern im Reichstage den Wunsch ge- äußert, das Parlament möge einen Untersuchungs- a u s s ch u ß einsetzen, der die einzelnen Beschwerden über die Reichswehr prüfen soll. Ein entsprechender Antrag der Koa- liitonsparleien wurde angenommen. Nach Blättermeldungen soll jetzt der bayerische Reichswehrgeneral Mühl einen Befehl herausgegeben haben, der besagt, daß er einen un- mittelbaren Verkehr des Untersuchungsausschusses mit den Truppenteilen nicht für angängig hält. Eine De- stätigung dieser Meldung war am Donnerstagabend an zu- ständiger Stelle noch nicht zu erhalten. Sollte dieser Befehl wirklich ergangen sei», so stände er im direkten Gegensatz nicht nur zum Willen des Ministers, sondern auch zum Willen der Mehrheit des Reichsparlaments. Der Untersuchungsausschuß kann seiner Aufgabe nur gerecht werden, wenn er durch nichts in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird. Eine im ReichOwehrministerium stattgesundene Besprechung hat zu demselben Ergebnis geführt. Wir erwarten vom Reichswehr - minister, daß er, falls der General Möhl den erwähnten Bc- fehl wirklich erlassen hat, diesen sofort aufhebt.-
1804 hat er das Zitat benutzt, um seinen Standpunkt in der Sck>les- wig-Holsteinischen Frage zu rechtfertigen. Kaum zwei Monate später stand Ferdinand Lassalle vor Gc- licht, weil er durch Agitation für das allgemeine Wahlrecht die preußische Lerfastunz habe stürzen wollen. Damals rief er seinen Richtern zu:„Es wikd vielleicht kein Jahr mehr veraehen — und Herr v. Bismarck hat die Rolle Robert Peels gespielt. und das allgemeine und dirtte Wahlrecht ist oltroyierti" Das �war keine Phrase, denn Lassalls tonnte Genaueres über Bismarcks Pläne wissen: hatte er doch 1803 mehr- fach eingehend mit dem Ministerpräsidenten verhandelt.„Lassall« war ein energischer und sehr geistreicher Mensch, mit dem zu sprechen sehr lehrreich war"— so hat sich Bismarck später geäußert—; „unsere Unterredungen haben stundenlang gedauert, und ich Hab« es immer bedauert, wenn st« beendet waren." Ausdrücklich hat er dann bezeugt:„Unsere Unterhaltungen drehten sich sicherlich auch um das allgemeine Wahlrecht." Und nun ist es merkwürdig, daß der erwähnte Birgilvers auch ein Lieblingszitat Lassalles gewesen ist, der ihn vielleicht noch mit größerem Recht auf sich anwenden konnte als Bismarck . Aus äuten Gründen hat denn auch der erste Biograph Lassalles, Georg Brandes , gerade dielen eminent symbolischen Vers seiner schon vor Jahr und Tag erschienenen, aber noch heute lesenswerten Dar- stcllung an die Spitz« gestellt. Die porzellansammlung der wiilelsbacher. Aus München wird geschrieben: Das Residenzmuseum, wohl das be- deutendste Museum fürstlicher Innenarchitektur Europas , hat einen weiteren Zuwachs an Schauräumen erhalten. In diesen Räumen, die einst vom Rokokobaumeister Cuvillie eingerichtet wurden und Kurfürst Karl Albrecht als fürstliche Sommenvohnung dienten, ist nun die reiche Porzellansammlung der Wittelsbacher unterge- bracht worden. Unzählige Meißner Prunkstücke, staunenswert in ihrer Material- und Immvollendung, geben den Auftakt. Daran reihen sich Nymphenburger Porzellan von 1770 und gleichzeitig Service aus der Frankenthaler Manufaktur. Der zweite Raum birgt französisches Porzellan. Seores, La Reine und Le Gros sind hier vor allem vertreten. Die Empireprachlftücke aus der Zeit des ersten Napoleon gehören zum Besten der Epoche. Im dritten Raum siebt das berühmte umfangreiche Service mit seinen meterhohen Vasen, ein Brautgeschenk der Gemahlin Morimiiians II., einer preußischen Prin-essin. Daran schließen sich als ebenfalls erst jetzt zugänglich gemachte Räume der Ahnensoal mit den Bildern der früheren Wittelsbacher und das Spiegelkabinetc, das einst als Schatz. kammer diente. Die bedeutendsten Porzellanmanukatturen Europas , wie Berlin , Meißen , Sevres , Nyniphcnbura, Wien , als auch die Ostasiens sind hier mit hervorragenden Mustern vertreten. Die Erschließung der Münchener Residenz wird weiter fortge- setzt. Zunächst werden dt« S i l b e r k a m m e r und das A n t i- quarium dem öffentlichen Besuche zugänglich gemacht werden. Die Radiumbank. In New Park ist eine„National Radium Bank" gegründet worden, die eine Raliumu»nge im Werte von 400 000 Dollars besitzt und sie zu den verschiedenartigsten Zwecken ausleiht. Radium ist ja der kostbarste Stokf der Welt, etwa 170 000- mal lo. wertvoll wie Gold. Es bedarf also schon einer bedeutenden si- nanziellen Organisation, um das Radium zu beschossen und auch in