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wird immer rfn dunkler Tag in der Geschichte der Berliner Ar- beiterbewegung bleiben. Er zeigt uns, was trotz jahrzehntelanger sozialistischer Erziehungsarbeit an Entartung und Verwilderung möglich geblieben ist. O Zum Urteil im Moskauer Prozeß bemerkt dieFreiheit": Was bedeutet dieses Urteil? Es bedeutet, daß die vorurteilten Sozialrevolutionäre in jedem Augenblick erschossen werden können, in dem es der bolschewistischen politischen Polizeifestzustellen" be- liebt, daß irgendein wirkliches oder gewesenes Mitglied der sozial- revolutionären Partei in Rußland oder im Auslande bei einer Tätigkeiterfaßt" wird, die die Bolschewisten als bewaffneten Kampf oder als Spionage bezeichnen. Es bedeutet, daß jeder Lockspitzel in der Art von Semenow oder Konoplewa imstande ist, aus Geheiß einer bolschewistischen Behörde jeden Augenblick das zu einer Erschießung notwendigeMaterial" zu verschaffen. Es bedeutet, daß Götz und feine Genossen zu einer unglaublichen Qual oerurteilt sind, einer ewigen Erwartung, ihrer Erschießung, völlig ausgeliefert der Willkür ihrer Schergen. Es be- deutet schließlich, daß ein Kampf um die Köpfe dieser Männer, die dem Tode schon mehrmals ins Antlitz gesehen und die zaristischen Gefängnisse und Zuchthäuser vollauf ausgekostet haben, auch weiter- hin innerhalb der bolschewistischen Partei geführt wird, ein Kanrpf, der vorläufig zu einemKompromiß" geführt hat, dessen Grausamkeit alles Erdenklich« übertrifft."

Em üeutfchnationales Mörderneft. Hier ist schon mehrfach von dem Fgll Hörn lein die Rede gewesen, der ein Musterbeispiel für das Treiben deutschnationaler Mörderorganisationen bildet. Hörnlein wandte sich, wie unsere Leser bereits wissen, an das deutschnationale Partei- sekretariat in Osnabrück mit der Angabe, daß er an der Ermordung Erzbergers beteiligt sei und über die Grenze müsse. Der deusschnationale Parteisekretär Landwehr, der deutschnationale Reichstagsabgeordnete Major Hen- n i n g und die deusschnotionalen Fabrikanten Meyer und Frömbling taten sich dann zusammen, um Hörnlein zur Flucht zu verhelfen. Meyer und Frömbling gaben Geld. In einer Zu- schrift an unser Osnabrücker Parteiblatt hat Meyer die Naivität zu erklären, daß er Hörnleinnur" einmal 100 ZR. gegeben und ihm späternicht mehr als 2C00 ITC." nachgesandt hebe. Unser Ostia - brücker Parteiblatt stellt aber dazu fest, daß Meyer und Frömbling dreimal Geld an Hörnlein gesandt und ihm außerdem mit ihrem Geld auch noch«inen photographis chen Apparat gekauft haben, um ihn unter der Flagge einesWiener Journalisten" über die Tiroler Grenze zu schaffen. Ferner stellt unser Osnabrücker Blatt folgendes fest: Bei der Besprechung zwischen Major Henning, Meyer und Frömbling waren sich die drei Genannten darüber einig, daß Hörnlein sehr wohl der Mörder Crzbargor sein könne, und beschlossen, Hörnlein unter allen Umständen über die Grenze zu helfen. Masor Henning hak es hierbei übernommen, einen falschen Paß usw. für Hörnlein zu beschaffen. Dieser Paß sollte, sobald ihn Henning be- schafft hätte. auf dem Parkeisekrelariak der Deutschnaüonalen Dolkrparlei in Hannover in Empfang genommen werden. Di« Bemühungen des Masors Henning, einen falschen Paß zu beschaffen, bliebenleider", wie Major H. mitteilte, ohne Erfolg. Darauf entschlossen sich Meyer und Frömbling, den deutschnationalen Parteisekretär Landwehr nach Bayern zu enlsenden, um hier für Hörnlein Unterschlupf zu finden. Bayerische Empfang?» station war der in rechtsradikalen Kreisen Bayerns bekannte Major a. D. Kriebel. Als Legitimation diente Landwehr eine Visitenkarte Frömblings, die in der Mitte Zickzack- förmig auseinandergeschnitten wurde und deren eine Hälfte Major Kriebel zugesandt erhielt, während die andere Hälfte Landwehr als Legitimation mitnahm. Bei seiner Ankunft mußte Landwehr die Hälfte vorlegen, und nachdem durch das Zusammenpassen der beiden Hälften seineVertrauenswürdigkeit" festgestellt war, wurde Land- wehr dem rechtsradikalen Professor Stempfle zur Erledigung seines Auftrages zugeführt. Dieser half Hörnlein über

die Grenze, wobei auch eine Studentin namens St ende beteiligt war. Nach einigen Tagen bekam jedoch Frömbling ein Telegramm aus Bayern des Inhalts, daßdie Frömblingsscife nicht guk sei", womit offenbar gesagt worden sollte, daß Hörnlein sich den Rechts- radikalen verdächtig gemacht habe. Kurz darauf wurde' Hörnlcin jenfeiks der Grenze ermordet ausgefunden. Dasselbe Schicksal traf Fräulein S t e u b e. Sie reist« in dar Sache Hörnlein nach Osnabrück und wurde wenige Tage nach ihrer Rückkehr von Osnabrück gleichfalls in München ermordet. Täter sind zwei flüchtige Mitglieder der Organisation C. Grund der Ermordung ist m beiden Fällen:Beseitigung unbeque. mer Mitwisser." Soweit die Tatsachen. Wir gestatten uns nur eine Anfrag«: Was hat die Münchener Polizei des Grafen Lerchenfeld im Falle dieser beiden unzweifelhaften Morde getan, um die Mörder festzustellen und zu verhaften?,

500 flusweisungen aus dem Elsaß . Straßburg . 10. August.(DJIB.) Die Presseabteiluug des Generalkommissariats gibt bekannt: Die Ausweisungsmitteilungen be- ginnen a m F r e i l a g. den 11� um S Uhr und betreffe» S 0 0 P e r- fönen. Diese verteilen sich wie folgt aus die einzelneu Bezirke: Departement Haut-Rhin 100, Bas-Rhin 150, Moselle 250. Die Aus» weisungsmaßnahmen müssen bis Sonnabend Mitternacht durchgeführt sein. Die Ausgewiesenen werden die Grenze einzeln überschreiten. Es werden keine Züge zusammengestellt.

Die Lonöonee Krise. London . 11. August.(EP.) Eine V o l l s i tz u n g der Konferenz ist auf heute vormittag 11 Uhr anberaumt worden. Die englischen Minister sind gebeten worden, in London zu oerbleiben, damit gegebenenfalls heute nachmittag nach der Vollsitzung der Kon- ferenz ein weiterer Kabinettsrat stattfinden kann. In englischen und anderen, den verschiedenen Delegationen nahestehenden Kreisen hält man jetzt die Möglichkeit eines Bruches für wenig wahrscheinlich.- Man sieht allgemein voraus, daß die Konferenz noch einige Tage dauern wird. Paris , 11. August. (EP.) Wie derMaiin" schreibt, ist P o i n- c a r e im Interesse der europäischen Solidarität bereit, die Ver. Handlungen in London solange fortzusetzen, bis der Be» weis erbracht sein werde, daß sie zu keinem Ende führen könnte. Unter keinen Umständen werde er aber einem Moratorium zu- stimmen, wenn nicht zugleich produktive Pfänder ergrifsen würden. Diese Garantien müßten nicht nur beschlossen, sondern bis ins Einzelne festgelegt werden, da die Reparationskommission schon oft Beweise ihrer Schwäche gegenüber Deutschland an den Tag ge- legt hätten. Ruftlsche Kronprätenöenten. Der russische Großfürst Kyrill, der sich in Frankreich aufhält, wendet sich mit einem Manifest an das russische Bolk und an das russische Heer, in dem es heißt: »Infolge des Fehlens von Nachrichten über die Rettung des Großfürsten Michael Alexandrowitfch(Bruder Nikolaus II. ) betrachte ich, als dem Thronfolgegesetz nach Nöchstberufcner, Mitglied des kaiserlichen Hauses, es als meine heilige Pflicht, mich andieSpitze aller russischen befreienden Bestrebungen zu stel» len, als Schützer des Zarenthrones bis zu dem Zeit- punkt, da das Gerücht von der verbrecherischen Ermordung Seiner Majestät des Kaisers Nikolai Alexandrowitfch und Seiner Kaiserlichen Hoheit des Zesarewitsch Alexey Nicolajewitsch widerlegt sein wird, oder aber, wenn all diese Hoffnungen sich nicht bewahrheiten sollten, bis zu dem Tage, da der allrussische Voltstag den rechtmäßigen Zaren berufen wird." Das Pariser Organ des Kadettenführers M i l j u t o w bemerkt dazu, daß alle echten russischen Patrioten sich niemals mit der Wiederherstellung der Monarchie einve>' standen erklären wür» den; die russischen Monarchisten seien zu sehr von dem alten Regime durchdrungen, um in Ruhland jemals etwas Gutes leisten zu können.

Em kappiftischer§rei'heitsapoftel. Bekanntlich gehen die Völkischen mit dem Plane um, eine eigene Partei zu gründen, für die sie den Namen einerF r e i h e i t s- partei" mißbrauchen wollen. Außer Herrn S o n t a g, der unseren Lesern als Intimus Ludendorffs und durch seine Briefe an diesen bekannt ist, spielt dabei eine besondere Rolle der Direktor des Pommerschen Landbundes v. Dewitz, der gleichfalls zu den In- timen der Klique Sontag-Ludendorff gehört. Er hat jüngst in Star- gard ein« Rede gehalten, die von derDeutschen Zeitung" unter dem Titel:Eine Freiheitspartei?" veröffentlicht wird. Herr v. Dewitz ist auch sonst der Welt kein Unbekannter, seine Beziehungen zu der Berschwörerklique um Ludendorff sind nicht erst jungen Datums. Er gehört nämlich zu den Personen, die an der Borbereitung des Kapp-Putsches aktiv Anteil gc- nommen, namentlich auch den V e r s ch w ö r e r s i tz u n g e n in den Bureauräumen Kopps, Berlin , Diktoriasttaße, teilgenommen haben. Als Zeuge im Jagowprozeß spielte Herr v. Dewitz die denkbar kläg- lichste Rolle. Er litt nämlich an akuter Gedächtnisschwäche. Aus die Fragen des Oberreichsanwalts Dr. Ebermeyer, wer ihn Herrn v. Dewitz nach der Biktoriastraße eingeladen habe, wer Teilnehmer der Sitzung gewesen sei, was man dort verhandelt habe, wem die Räume gehört hätten usw., wußte Herr o. Dewitz keineAntwort, sondern fuchtelte verzweifelt mit den Armen. Er hatte alles ver- gessenl Es hätte damals sehr nahe gelegen, den gedächtnisschwachen Herrn vom Fleck weg zu verhaften, aber das Reichsgericht begnügte sich, ihn wegendringenden BerdachtesderMittäter- schaft nicht zu vereidigen. So sieht der Mann aus, der im Bunde mit dem Herrn Sontag da- deutsche Bolk mit einer neuenFrciheitspartei" beglücken will. Daß er Herrn v. Kahr in seinem Bortrag alsden großen nachrevo- lutionären bayerischen Staatsmann" bezeichnet, paßt nur in dieses Bild. Herr v. Kahr, der unter dem Wahrzeichen des u n u n t e r- brochenen Belagerun gs zu st andes regierte, ist in der Tat ein Symbol für eineFreiheitspartei" Dewitz-landbürGlerischen Ur- sprunas. Eme Kulturschanöe! Sie feiern die russische Mordjustiz! Die Kommunisten veranstalten am nächsten Montag, 7 Uhr abends, in derNeuen Welt" eine Versammlung mit der Tages- ordnung:Revolutionäre Klassenjustiz gegen Konterrevolutionäre". Hauptrednerin des Abends ist die Frau Staatsanwalt im Mostauer Prozeß, Klara Zetkin . Daß eine solche Versammlung überhaupt möglich wird, zeigt, wohin die kommunistische Agitation einen, wenn auch kleinen Teil der Berliner Arbeiterschaft gebracht hat. Dos bestialische Mos- kauer Urteil, das zwölf Männer und zwei Frauen ins Ge- fängnis niederdrückt, um sie auch die Ovalen ständiger Todesangst auskosten zu lassen, diese Tat raffiniertester Henkergrausamkeit, die von menschlichen Gehirnen überhaupt ersonnen werden konnte, sie soll in einer Versammlung Berliner Arbeiter verteidigt und ver- herrlicht werden! In der ftanzösischen Kommunistenpartei haben sich mutige Stimmen gegen die Moskauer Schmach hervorgewagt. Die deutsche Kommunistenpartei tuscht und singt gehorsam das Lob dessen, dessen Brot sie ißt. Ja, wäre es noch Fanatismus, der diese Leute dazu veranlaßt«, viehische Grausamkeit an politischen Gegnern zu rechtfertigen, so müßte man das verurteilen, aber es bliebe immer noch eine Em- schuldigung. Aber von solchem Fanatismus kann hier gar nicht die Rede sein. Es sind einfach taktische und noch mehr materielle Gründe, die die deutschen Kommunistenführer zwingen, mit den russischen Bol- schcwiki durch Dick und Dünn zu gehen. Was sich da offenbart ist nackteste Gemeinheit der Gesinnung, die auf die letzten Reste von Menschlichkeit pfeift, wo sie glaubt, ihren Vorteil wahr- nehmen zu können. Und dieses erbärmliche Treiben zu unterstützen, sollen sich Ber - liner Arbeiter hergeben! In derNeuen Welt", in der B e b el und I au res das Evangelium sozialistischer Menschlichkeit verkündeten, soll dem asiatischen Götzen, dessen Altar von Menschenblut raucht, gehuldigt werden? Und wenn es nur tausend Berliner Arbeiter sind, die sich zu einem solchen Unternehmen hergeben dieser Tag

Schauöer öer Ehrfurcht.. Manchmal fühlt man doch eine tiefe Leere, einen unausgefüllten Abgrund in sich, wenn man einen wackeren Mitmenschen aus Herzensgründe schwärmen sieht und so gar nicht mit kann. Ich nehme an. daß Professor Eugen Wölbe ein wackerer Mann ist und aus den Spotten seines innerlichsten Gemüts feine Schwaden aufsteigen läßt(im Sonntagsblatt derKreuzzeitun g"). Kein Sammelgebiet befriedigt Gemüt und Phantasie" schreibt der Wackere in Inbrunst und Einfaltin dem Maße wie die Handschriften berühmter Persönlichkeiten. Der Anblick ihrer Schrift- züge zaubert dem pietätvollen Betrachter ganze Kultur- und Ge- schichtsepochen vor die Seele. Ein Schauder der Ehrfurcht durch- graust ihn, wenn er in den Händen Blätter hätt, über welch« die Blicke und die Feder der Hohen und Großen dieser Erde dahin- strichen." Ja, es gibt noch Gott sei Dank echte Teutonen, die vor den wahrhaft Großen Demut und Hingabe empfinden und auch in den Abfällen der Weltgeschichte noch erhabene Kultgegenstände ent- decken, wert, im Heiligenschrein des Patrioten entfaltet zu werden und mit Andacht und hohem Gefühl zu erfüllen. Herr Wölbe hat die Prachtstücke seiner Weihegabe den pro- fanen Sterblichen nicht länger vorenthalten wollen. Im Gegenteil, er spendet sie freigebig der Zeit- und Nachwelt. Und so erfahren wir aus den erhebenden Briefen von Königen und Fürsten , aus den Albumsprüchen der bedeutendsten Heerfiihrer der Jetztzeit was alles der Literatur und Kulturgeschichte verloren ginge, wenn eben Herr Wölbe mit seinem Gemüt nicht wäre. Erfreuen wir uns auch seiner Gaben und geben wir ihnen eine etwas größere Breise des Wirkens. Fangen wir mit Wilhelm II. an, der uns immer besonderen Schauder eingeflößt hat. Er schreibt am IS. März 18L1 an einen General: Vor wenigen Tagen las ich die Anzeige vom Ableben Ihrer Frau Mutter. Von ganzem Herzen spreche ich die innigste Kon- dylation aus und wünsche Ihnen, daß Ihnen der Herr mit seinem reichsten Trost helfen und Sie stärken möge, das schwere Unglück in Ergebung zu tragen. Mittlerweile haben wir auch wieder Hoftrauer bekommen und für die verstorbene alte Königinwitwe von Dänemark , eine Großtante meiner Frau. Endlich ist bei uns die Ruhe eingetreten nach so vielen Festen und kann man sich etwas einwohnen. Mit den besten Grüßen an die Ihrigen Ihr treuer Wilhelm, Prinz von Preußen." Das Entzücken des Herrn Wölbe wird in diesem Falle nur ein wenig gestört werden durch die von schlechtem Sprachgefühl zeugende Umstellung der Wortfolge seit uns(und kann man sich"). Aber es bleibt doch ein Raiserbrief, geeignet, jede treue Brust höher schlagen zu lassen.

Wie rührend ist nicht ein Brief des vierzehnjährigen Krön- Prinzen Wilhelm an«inen Studiengenossen: Lieber Muckil Bringe doch nachher die Räder mit. Wir wollen von Mi bis 7 Uhr noch radeln. Dein treuer Freund 16. Mai 1896. Wilhelm." Die ganze Bedeutung dieses entschiedenen Radelwillens ist sicher noch von keinem Historiker ausgeschöpft. Den vollen Pulsschlag der Zelt aber erklimmen(unsere Hinge­rissenheit macht diesen etwa ungewöhnlichen Ausdruck verzeihlich) vollends die schönen Albumsprüche aus der Kriegszeit. Tirpitz dichtet: Ziel erkannt, Kraft gesponnkl Pflicht getan, Kopf obenanl Feldmarschall v. d. Goltz variiert das beliebte Thema vom Stahl- bad des Krieges: Schwere Krieg«, wie wir ihn gegenwärtig durchzukämpfen haben, stärken die stilliche Kraft in einem tüchtigen Volke und ge- währen ihm längere Dauer in der Geschichte. Und als der ganze Segen des Stahlbades offenbar wurde, trom- petete Ludendorsf unentwegt: Lernen wir nach diesem tiefen Fall in Erinnerung an unsere im Glauben an Deutschlands Größe gefallenen Helden, die dem Vaterlande jetzt so fehlen, wieder Deutsche zu werden und stolz zu sein, daß wir es sind." Ach ja, lernen wir aus diesem Rückfall in tiefste Devotion vor fürsllichem Briesabfall(warum nicht auch vor Windeln!), aus dieser Knechtseligkeit, die je dem Wischder Großen" in Ehrfurcht erstirbt, welch einen Stall die deutsche Republik noch zu reinigen hat.

Haeckel» Gehirn. Haeckel hatte gewünscht, daß sein Gehirn nach seinem Tode von dem Ienenser Prosessor Friedrich Maurer anato- misch untersucht werde. Der Gelehrte teilt die vorläufigen Ergeb» nisse seiner Untersuchung in derDeutschen Medizinischen Wochen- schrift" mit. Nachdem das Gehirn konserviert war, wurde eine größere Anzahl photographischer Aufnahmen gemacht, und die beiden Hemisphären wurden in Zinn abgegossen. Seine Ergebnisse saßt Maurer dahin zusammen, daßwir ein monumentales Elitemenschen- gehirn vor uns haben". Do Haeckel 83 Jahr« alt wurde, sind selbst- verständlich Altersveränderungen wahrzunehmen: ober Haeckel war bis in sein« letzten Lebenstage vollkommen im Besitz feiner Der- standesträft«. Da er der Form feines Schädels nach zu den Meso- zephalen gehört«, hat das Gehirn im ganzen eine rundliche Form. Das Gesamtgewicht des Gehirns betrug, bei der Sektion festgestellt, 1575 Gramm. Da das mittlere Gewicht des Gehirns bei einem 30- bis<(>j ädrigen Manne 1Z75 Gramm ist, so erscheint dos Gewicht des Haeckelschen Gehirns außerordentlich groß. Di-' linke Hemisphäre ist etwas stärker als die rechte, eine sehr verstündliche Erscheinung, da Haeckel Rechtshänder war. Bei der Bettachttmq der Hemisphären fällt besonders die robuste Ausbildung der Zentralwindungen gegen-

über der feineren Gliederung des St'rn- und Hinterhauptlappens auf. Während der Befund des Gehirns im allgemeinen nichts Heber- raschendes bietet, läßt sich an einer Stelle«ine besonder« Furchen- gestaltung erkennen, nämlich eine mächtige Ausbildimg der löge- nannten Kalkarinusrinde, des Seh Zentrums. Mit dieser Fest- stellung werden die Zusammenhänge des Gehirnbefundes mit der be- sonderen Begabung Haeckels aufgezeigt. Haeckel war in hohem Maße Augenmensch: er beobachtete die Natur in allen Formen und hat die subtilsten Dinge an kleinen Organismen, besonders an Radiolarien, untersucht. Es ist also sehr natürlich, daß das Seh- Zentrum bei ihm so hervorragend ausgebildet war. Die Natur- beobachtungen boten ihm das Material für feine Gedankenarbeit. Er hatte sich eine objektive Grundlage für feine Folgerungen selbst geschaffen und nahm, entsprechend seinem historischen Sinn, die Ge- danken seiner Borgänger imh Mitarbeiter in geschickter Form in seine Anschauungen auf. Wir finden nun in seinem Gehirn den Gz'rus angularis reich gegliedert und ebenso die obere und die mittlere Stirnwindunq sehr fein entwickelt. Es sind also gerade die Teile der Großhirnrinde vorzüglich ausgebildet, von denen man weiß, daß sie für die kombinatorische Denkarbeit besonders in Be- tracht kommen.Der Tätigkeitsdrang und das nicht zu unterdrückende Bedürfnis, sich anderen mitzuteilen, war bei Haeckel aufs Stärkste ausgebildet," sägt Maurer zum Schluß.Sein Gehirn bot dafür eine durchaus geeignete Grundlage."_ Schwarz-Not-Eolö. Bon Ferdinand Freiligrath . (17. 3. 1848.) In Kümmernis und Dunkelheit, Da mußten wir sie bergen! Nun haben wir sie doch befreit, Befreit aus ihren Särgenl Ha, wie das blitzt und rauscht und rollt! Hurra, du Schwarz, du Rot, du Gold! Pulver ist schwarz, Blut ist rot, Golden flackert die Flamme! DieFreiheitistdieNation, Ist aller gleich Gebieten! Di« Freiheit ist die Auktion Bon dreißig Fürstenhütenl Die Freiheit ist die Republik ! Und abermals die Republik ! Pulver ist schwarz, Blut ist rot, Golden flackert die Flammet Ter Berliner Zlonliinstler-Berein veranstaltet anläßlich der lll.Mufik» Fachausstellung am Sonnabend im Sporlpalaft-Kajmosaal einen zweiten Abend mit neuen Berken.