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Nr.Z?2» Z».?chrga»g"l* dC0 0)0�0 S-nntag, 2». ftugust 1922
Hezirksparteitag öranöenburg. Der diesjährige Bezirkstag des Bezirtsoerbandes Brandenburg wurde am Sonnabend abend um Uhr durch den Dorsitzenden, Genossen Sydom, mit einer Ansprache eröffnet, in der er auf die innen- und außenpolitischen Schwierigkeiten und auch auf die sich anbahnende Einigung der beiden sozialistischen   Parteien hinwies. Auf der Tagesordnung steht unter anderem ein Referat des Ge- nassen Wels überDie politische Lage und der deutsche Parteitag". Den Geschäfisberichl erstattete Genosse Wilhelm Krüger, der u. a. ausführte: Als wir das im März zu Ende gegangene Geschäftsjahr 1S21/22 begannen, standen wir alle noch unter dem frischen Eindruck des mitteldeutschen Kommuni st en putsch es, dessen Wunden heute noch nicht vernarbt sind und dessen unglückliche Opfer heute noch zum Teil in den Gefängnissen sitzen, aber begründete Hoffnung haben, auf Grund des erlassenen Amnestiegesetzes bald wieder in die Frei- heit zurückkehren zu können. Die allgemeine Agitation, soweit sie durch Versammlungen, Flug- blätter und Broschürenmaterial bestritten worden ist, zeigte die Aktivität der Partei trotz aller Unbilden der Verhältnisse, wie sie sich auch speziell auf finanziellem Gebiet zeigen. Wohl hatten wir im Frühjahr dieses Jahres eine gewisse Müdigkeit in der Bevölke- rung seststellen können. Diese ist bereits wieder überwunden. Unsere Veranstaltungen zeigen gegenwärtig, gemessen an der Jahreszeit, einen sehr guten Besuch. Einen außerordentlich lebhasten Kampf hatten wir mit Deutschnationalen und Kommunisten vorwiegend auf dem Lande durchzuführen, der aber für unsere Partei keineswegs ungünstig verlausen ist. Die Gesamtzahl der in der Berichtsperiode abgehaltenen öffentlichen Versammlungen beläuft sich auf 2Z14. An Broschüren und Flugblattmaterial gelangten in der Lerichtszcit 503 220 zum Vertrieb. Im Broschürenoertrieb wurde zum erstenmal der Versuch unternommen, einen Verkauf der wichtigsten und wert- vollsten Erscheinungen zu organisieren. Für die Industriebevölkerung ist der Ausbau des Betriebsvertrauensmännerkörpers weiter durch- geführt worden. Aus diesem Gebiet der Agitation sind gute Erfolge zu verzeichnen, so daß eine erhebliche Verbesserung unserer Positionen innerhalb der Betriebe festgestellt werden kann. Auch in der B e- amtenagitation waren wir bemüht, durch Gewinnung von Vertrauensleuten in den einzelnen Dienststellen unseren Einsluh-zu verstärken, um damit auch neue Kräfte für die Partei heranzubilden. Redner schildert hierauf den Kampf der Press« gegen die katastrophale Steigerung aller im Buchdruckgewerbe notwendigen Materialien. Seit September v.J. stieg der Papierpreis von 3, M M. pro Kilo auf 28 M. i m A u g u st d. I., eine Steigerung um mehr als das Achtfache. Demgegenüber steht eine Erhöhung der Abonnementspreise um nicht das ganz Zweifache. Trotzdem trat ein Abonnentenverlust von rund 3000 ein, der sich auf g Zeitungen ver- teilt. Redner ersucht eindringlich alles zu tun, um unsere Unter- nehmungen auszubauen und den Verlust wieder weit zu machen. Die Jugendbewegung hat erfteuliche Fortschritte zu verzeich- nen. Zwei Bezirkssugendtag« in Neuruppin   und Frankfurt   a. d. O. fanden statt. Der Mitgliederstand ist auf über 3000 gestiegen. Der Einfluß der Partei in den Sclbstverwaltungstörpcrschaften ist im Wachsen begriffen. Gegenüber dem Vorjahr weist die Statistik 4044 Vertreter aus in Sg9 Gemeinden bzw. Kreisen. Gegenüber dem Vorjahr ist dies ein Mehr von 177 Gemeinden mit IIIS Vertretern. Die Provinz Posen  -Westpreußen   ist nunmehr durch Gesetz geschaffen. Im ersten Provinziollandtag gelang es uns. durch eine Koalition von der Bolkspartei bis zur USP., den Präsidenten zu stellen, den 2. Vorsitzenden im Provinzialausschuh und den Landeshauptmann für uns zu gewinnen. Der Bezirksverband Brandenburg ist der erste, der«inen Sozialdemokraten als Landeshauptmann in seinem Bezirk ausweist. Der Bezirksoerband hatte 8978 Neuaufnahmen zu oerzeichnen und übertraf damit das Borjahr um SSV. Die Zahl der Ortsoereine hat sich von 630 auf 635 erhöht. Di« Erhöhung würde größer sein, wenn nicht eine Anzahl kleinerer Verein« zusammengelegt worden »>äre Am 31. März zählten wir 12 Sekretäre in den Unterbezirken. Aus dem Saffenbenchk. den Genosse Richard Schmidt gab. fft hervorzuheben, daß der Etat des Bezierksverbandes mit 1 012 104,69 M. in Ausgabe und Einnahme balanciert. Im Verlauf des verflossenen Jahres mußte infolge der Geldentwertung ein« Beitragserhöhung kür Männer von 40 Pf. auf 1 M.. für Frauen von 30 Pf. auf 40 Pf. je Woche eintreten. Der diesjährige Bezirksparteitag wird sicki weiseren Beitrags­erhöhungen zu beschäftigen hoben. Die Mitglieder werden zu de- weisen haben, daß sie bereit sind, im Interesse der Schlagkraft der Organisation weitere Opfer zu bringen. Genossin TNatfchke behandelte den Stand unserer Frauen- bewegung in der Provinz Brandenburg  . Trotz der großen wirt- schcstlichen Nöte ist festzustellen, daß die Mitarbeit der Frauen bei den Organisationsarbciten steigt. In einer großen Zahl von Orts. vereinen sind die Frauen bereits im Vorstand oertreten. Rodnerin spricht sehr eingehend über die Notwendigkeit, das religiöse Gefühl der Frauen bei unserer Agitation mehr als hisher zu berücksichtigen. (Beifall.) Die Verhandlungen des Bezirkparteitages werden heute weiter. geführt. Sezirksbeamtentag für Sranüenburg. Der Bezirksverband Brandenburg hatte am Sonnabend im Abgeordnetenhaus den ersten Bezirksbeamtento-g ein- berufen, der zahlreich beschickt war. Der Bezirtssekretär Genosse Wilhelm Krüger wies einleitend darauf hin. daß es die erste Zu- jammenkunst der Beamtenschaft innerhalb des Bezirks sei. Es müsse endlich einmal Stellung genommen werden zu den wichtigsten Fragen, die die Beamtenschaft steigend interessieren, wie Beamten  - recht und speziell die Organisierung der Beamten. Durch Zusammen- schluß der parteigenössischen Beamten soll ein innigerer Konnex zwischen ihr und der Bezirksleitung geschaffen werden. Daher Be- schlußfassung über Gründung eines Vezirksdeamtenwerbeausschusies. Darüber referierte der Leiter des Werbeausschusses, Genosse Wäger. Er zeigte, wie die Beamtenschaft sich durch engsten Zu- sammenschluß Achtung und Ansehen verschaffen kann. Nicht taten- loses Beiseitestehcn, sondern innigstes Zusammenarbeiten mit den Handarbeitern wird und muß Erfolge bringen. Aus diesem Grunde ist es dringend notwendig wenn die parteigenössischen Beamten in den einzelnen Orten im Rahmen der Partei zusamlnenarbeiten, um dadurch die Unebenheiten und Mißverständnisse beseitigen zu helfen. die vielfach gegenüber der Partei bestehen. Darum die Gründung von Werbeausschüssen, die in allen Orten ins Leben gerufen werden
sollen. Während in kleineren Orten alle Beamtenkoteaorien nur einem Werbeausschuß angehören, sollen sie in den Städten eigene Ausschüsse haben, die wiederum in einer Arbeitsgemeinschaft zu- sammenzufassen sind. Jeder Bezirk hat einen Werbeausschuh, der die Arbeiten für den Bezirk zu übernehmen hat. Damit die nötige Fühlung mit der Partei vorhanden bleibt, entsendet der Ortsausschuß einen Vertreter in die Parteiorganisation des Ortes, der Bezirks- ausschuß einen in den Bezirksvorstand. In der Aussprache wurden die Vorschläge lebhast begrüßt, nur wixd allgemein gewünscht, daß alle Parteigenossen, auch die in best höchsten Aemtern, sich anschließen sollen. Die Beamtenrechtsgese�gebung im Reich behandelte Reichstagsabgeordneter Genosse S t e i n k o p f. Kein noch so großes Geschrei gegen die Sozialdemokratie kann über die Tatsache hinweg- täuschen, daß unsere Partei alles getan hat, um die Rechte der Beamten wahrzunehmen. Man muß sich wundern, daß heute noch behauptet- wird, wir wollten der Beamtenschaft ihre wohlerworbenen Rechte nehmen. Hatten unsere Volksbeauftragten gleich nach der Revolution schon in einem Exlaß aufmerksam gemacht, daß die Beamtenschaft von der Sozialdemokratie keine Schmälerung ihrer Rechte zu fürchten hat, so ist gerade durch unsere Fraktion in Weimar  diese Bestimmung in der Verfassung verankert worden. Redner zeigt, wie wir in der Frage der Personalakten einen zähen Kampf geführt haben. Von einer Beseitigung des Koalitionsrechtes kann keine Rede sein, das haben wir auf dem Weimarer   Parteitag deutlich aus- gesprochen. Wir wünschen aber bei den Beamten, da sig. eine be- sondere Stellung im Staate einnehmen, daß alle Mittel erschöpft werden, um Arbeitseinstellungen zu vermeiden. In bezug auf die Besoldung sind unsere Wünsche von den bürgerlichen Parteien glatt abgelehnt worden. Wir waren und sind noch Gegner von 13 Besoldungsgruppen. Daß wir uns gegen allzu hohe Kinder- zulagen wenden, muß so verstanden werden, daß diese Soziallöhne, vom Reich eingeführt, auch auf die Privatindustrie übergreifen und eine große Gefahr gerade für die kinderreichen Familien bedeuten, weil die Unternehmer dann solch« Familienväter einfach nicht einstellest würden. Redner geht dann ausführlich ein auf das Beamtenrätegesetz. Leider konnte es noch nicht verabschiedet werden. Die Widerstände gegen das Gesetz gehen von den Demokraten bis zu den Deutschnationalen. In der Diskussion wurde geklagt, daß manche Partei- Zeitungen der Provinz sehr schlecht über die Beamtenfragen unter- richten. Von einzelnen Rednern wurden Fälle von Drangsalierungen unserer Parteifreunde berichtet.- Einstimmig angenommen wurden zwei Anträge: 1. Der Bezirks- beamtentag bittet den Bezirksparteitag, erneut bei den maßgebenden Stellen vorstellig zu werden, daß alle im Gesetze zum Schutze der Republik   angedeuteten Maßnahmen, insbesondere die Reinigung der Behörden von Beamten, deren amtliches Verhalten auf die Weiter- «ntwicklung der Republik   nachteilig wirkt, energisch durchgeführt werden, weiter daraus zu dringen, daß die Anstalten, die die zu- künstigen Republikaner   heranbilden, in ihrem äußeren und inneren Be- triebe republikanisches Gepräge bekommen. Zweitens wird beantragt, daß die Beurlaubungen der Schüler höherer Lehranstalten zur Tech- nifchen Nothilfe und als Streikbrecher gegen streitende Landarbeiter untersagt werden. Die Mitglieder für den Bezirkswerbeausschuß wurden provisorisch gewählt. Für den Bezirk Frankfurt a. O. der Genosse Iuschka, für Potsdam   Genosse Käuz. Die endgiiltige Wahl wird in den Orten resp. Bezirken durch die parteigenössischen Beamten vorgenommen. Der Bezirk Grenzmark   soll zunächsl mit dem Parteisekretär des Bezirks in Fühlung treten und später auf derfelben Grundlage auf- gebaut werden._
Ein böser Scherz. Bon Henri Barbusse  . Das ist verteufelt spaßig", meinte Lafitte. Ich weiß noch Komischeres", entgegnete Iacobus.Es spielt auch noch in dem australischm.Manch", wo sich alle Rassen und Leute der Welt, die aber durchaus kein« Leutevon Welt" begegnen und kreuzen. In einem- Winkel einer im Entstehen begriffenen Stadt, mit Namen der Teufel soll mich Hillen, wenn st« nicht Burbank-City hieß ihre Häuser waren aus Holzplanken und die Straßen Schmutz . hatten sich einige.solide Bürger, zu denen ich gehörte, zu- sammengetan. Warum? Natürlich um Gold oder Silber zu suchen. Verwegen, mit Geld nicht knausernd, lüstern auf Abenteuer, bildeten wir eine Gesellschaft zu wechselseitigem Wagnis und Gewinn. Man fand es dort spaßig, uns Banditen zu heißen. Wie man sich auch zu dieser Behauptung stellen mag, die ich jetzt, wo ich in Ehren reich bin, verachte: sicher ist, daß man da unten sich anders zu Unterhalten pflegt wie im alten Europa  . Während des Esenbahnbaues, der eine Ueberfchwemmung von Chinesen mit sich brachte,speisten" wir in der mit bunten Reklame- -schildern beklebten Baracke der Arabella Cat. Ein dreistes Weibs- biß), das uns Kabeljaus vorsetzt«, die so hart wie em Pferdekieser waren, und Beefsteaks, an die man Schlittschuhe hätte schrauben können. Aber was! War trotzdem ein guter Ort und eine gute Zeit. Da war Billy Faggs, Fix Peccot, Iuniu» Textor, Sennor Espinosa Nicolai nicht zu vergessen, und ich. Aßen wir schlecht, so tranken wir dafür gut. Bor allem und zwar aus Biergläfern einen wahren Nektar, derAthletenwhisky" hieß und in den Konsumenten so- gleich den Wunsch erweckte, Bäume zu fällen. Ich war ein Kerl! na, wie die anderen. Muß ober bekennen. daß Junius uns all« übertrumpft«. Ein Prachtexemplar! Trat er in seiner ganzen Läng« und Breite durch die große offene Türe, dann war es, als schlösse sie sich. Einmal hat er einen Mexikaner eine dieser Typen, die lange braune Gesichter wie Zigarren haben bloß dadurch festgehalten, daß er bis Hilfe kam seinen Fuß auf den des anderen fetzte. Und er war so von Branntwein durchtränkt wie der Docht eines Spirttuskochers. Man kannte ihr- als einen Freund von dunklen Abenteuern. Aber aus Mangel an Beweisen war immer olles ohne Folgen geblieben, und er stand im Begriff, im Augenblick, von dem ich spreche. Miß Lillie Bungalow, die ein ganz durchtriebener Enge! war und ein graziöses Teufelchen dazu, zu heiraten. Das war der Mühe sAon wert! Ihr Haarschopf glänzt« in der Sonne wie eine Goldpepitc. Der Dater Bungalow, ein aller reicher Geizhals, hatte sich dieser,"crbindung widersetzt. Er oerbarg wo, das hatten wir niemals entdecken können, ich gesteh es, aber wir waren dessen sicher einen unberechenbaren Schatz, der früher oder später das Glü» eines Schwiegersohnes bilden sollte. Nun, eines Morgens fand man den alten Bungalow ermordet. Und neben dem starren, durchlöcherten Kadaver, dem ausgeplünder-
ten Koffer, Junius' Revolver! Noch wehr! Junius hatte diese Nacht die Baracke nicht betreten, die er mit Bob Plantiirus teilte. Nachdem ein ganzer Trupp Polizisten den Hünen hinterrücks festgenommen und mit Stricken und Ketten ins Gefängnis geschleift hotten es waren soviel Transporteure nötig, wie man brancht, um eine groß« Gipsstatue(die immer dieselbe dumme Bewegung macht) zu überführen, beschlagnahmt« man bei ihm Quittungen, die dem aus der Well geschafften Alten gehört hatten. Jlmius war des Wartens müde gewesen! Wir wurden, einer nach dem anbecen, vorgelassen, um den des Verbrechen? bezichtigten Goliath in dem vergitterten Keiler, wo man ihn eingeschlossen hatte, zu befugen. Lochend kamen wir wieder ans Tageslicht! Tatsächlich: so sehr auch aller Anschein g. gen ihn sprach, er war doch nicht schuldig. Kein Zweifel darüber! Ich weiß wohl, daß diese Gewißheit von sekundärem Werte war: aber es gab Besseres. Iu- nius war im Besitz eines Unschuldsbeweises, eines geradezu ausschlog- gebenden, in Form eines Alibis. Jene Nacht, in der er sich damit be- schästtgt haben sollte, den eigensinnigen Achtzigjährigen vom Leben zu kurieren, hatte«r mit William Trott, dem Inspektor der Wasser- Versorgungsgesellschaft, einem ehrwürdigen Beamten, beim Karten- spiel zugebracht. Junius gestattete sich den Schabernack, diese Tatsache dem Scherst vorzuenthalten. Unter dem Siegel des Geheimnisses weihte er uns ein, und wir freuten uns schon insgesamt aist das Gesicht des Rich­ters, wenn nach den vortrefflichen Beweisen die entscheidende Zeugen- aussage kommen würde. Und William Trott, ein sehr origineller Biedermann, der einen so enormen Schädel hatte, daß er sich wie ein Hut ausnahm, gab sich bereitwillig zu diesem Versteckspiel her und rieb sich, im Vorgenuß dieser sensationellen Verhandlung, die Händ-. In ihrer Erwartung widmete er, erst vor kurzem in die Gegend ge- kommen, demAthletenwhisky", den er noch nicht genau kannte, eine wahr« Leidenschaft und imprägnierte sich damit in meihodischer, wohl­bedachter, administrativer Weis«. In diesen jungen Ansiedlungen rechnet die Justiz schnell ab. Uebrigens war es nicht schwierig, die Anklageakten gegen unfern Kameraden zusammenzustellen, der, als guter Engländer, die Rolle des Opfers bis zur äußersten Grenz« spielen wollte. Wir schritten zur Verhandlung wie zur Hochzeit. E» ging schief und je schiefer es ging, um so mehr stießen wir uns mit den Fäusten in die Seite auch wie das bei einer Hochzeit vergnügte Gäste höflich tun. Sozusagen im letzten Augenblick und bei der letzten Frage er-. hebt sich mem Junius, wiegte sich wie eine Pappel hin und her und sagte klar und deutlich: Bitte um Entschuldigung, Sir Horatio. Ich muh tatsächlich etwas hinzufügen. Oh, eine Kleinigkest! Die Nacht zum Sechzehnten habe ich mit emem Gentleman verbracht, einem Beamten der Wasser- versorgungsgesellschast, dem ehrenwerten Mister William Trott den ich zu vernehmen bitte." Theatercoup! Di« Anwesenden johlten wie ein einzige» Weib. Der entgeisterte Vorsitzende schielt wie ein ungeschickter Jäger auf Junius, und die leere Flinte zielle auf«in großes Wild, da» sich, mit Eurer Erlaubnis, aus dem Staube macht. Sein« Stimm« fand gleich­wohl die berufsmäßige Sicherheit wieder, um das Erscheinen ge- nannter Person anzuordnen. Aller Blick« haften auf dem Eingang. Der ehrenwerte Zeuge!" Da ist er. Man führt ihn in dieBox". Er macht einen be- stürzten Eindruck. Wir freuen uns wie Schüler. Junius grinst bis an die Ohren. Stille herrscht wie in der Kirche. Der Richter fragt Mister William Trott, was er auszusagen hat. Der Beamte senkt die Augen. Ein schwaches Murmeln geht aus seinem Muzxde. Ich bin«in Sünder." Ach! Aber was wissen Sie in bezug auf die Ermordung Mister Alexander Bungalows?" Er war ein Sünder," spricht im gleichen Tone Trott. Gut!" sagt der Richter.Aber Sic kennen diesen Mann?" fügt er, auf den Angeklagten weisend, hinzu. Das ist ein Sünder und Sie find auch einer," psalmodiert Wil­liam Trotte ganz sanft. Der Präsident stampft« mit dem Fuße auf und sein Gesicht zieht sich unterhalb seiner weißen Perücke zu linienartigen Furchen zu- fammen: wie eine Seite der Bibel sah es aus. Um das olles handelt stch's nicht. Dieser Mann, verdächtig des in der Nacht zu Sonnabend, den Sechzehnten, an Alexander Bungalow verübten Morde», behauptet, diese Nacht mit Ihnen zu- sammengewesen zu sein. Ist da» richtig?" Der Wasserinspektor faltet die Hände und schüttett sein um- fangreiches Haupt. Ich möchte in den Himmel kommen," erwidert er bloß. Und setzt sich, mit weit aufgerissenen und in Tränen schwimmen- den Augen: seine kurzen Schildtröienarme bewegen sich noch allen Seiten seines riesigen Rumpfes, in den ein Teil der kurzen Beine wieder hineingewachsen zu sein scheint. Bei der Gerechtigkeit des Himmels! Ihr ahnt es: William Trott par verrückt geworden. Der in zu massiven Quantitäten ge­nosseneAthletenwhisky" bewirkt bei schwachen Intelligenzen solch plötzliche Verheerungen. Zugleich mit der Vernunft de» einzigen Entlastungszeugen scheiterte Junius Textors letzte Hoffnung. Seine wahnsinnigen Gesten und unsere Proteste, Zurufe, Indirekten Aussagen fruchteten nichts. Im Gegenteil: um Haaresbreit« sahen wir uns der Mit­täterschaft beschuldigt und mußten während der Abfassung und Ver- lesung des Urteilsspruchs sehr sitffam auf unseren Plätzen verharren und währenddessen noch behilflich sein, Mister Trott in einen mit Matratzen ausgepolsterten Raum zu überfüllen. Der mit Wasserheilmethode innen und außen behandelte Beamte genas sechs Monate nach dem Tage, an welchem Junius gehängt worden war, und drei Monate später stellte sich der wahre Mörder selbst. Noch ein Wort zum Schluß! Wir fanden zunächst das Aden- teuer ein wenig toll, aber dann kamen wir beim Nachdenken zu dem Ergebnis, daß unser Freund an jenem Tage zwar nicht hätte ge- hängt werden dürfen, aber dafür seit vielen Vohren so manches liebe Mal." _ tBtcechtigt« Utfctiftfrmfl von Johann«» Runhe.)
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