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Nr.ZY2«ZH.Fahrgakg

2. Seilage öes Vorwärts

Sonntag, 20. Mgust 1022

Ohne Sremfe und Klingel öurch Serlin. Straftenbeobachtung eines aufmerksamen Radfahrers.

In hundert Vorschriften und Erlassen ist das Berliner Ver- tehrsleben geregelt. Man spricht davon, daß ein Droschken- k u t s ch e r 178 Paragraphen auswendig kennen muß, die im Kops zu behalten eine größere Leistung darstellen als die Prüfung zum Abiturium zu bestehen. Dazu kommen alle paar Wochen neue Vorschriften. Jedenfalls ist der Droschkenkutscher im Berliner Ver- kehrsbilde der rücksichtsvollste Fahrer, und an dem Grad dieser Rücksicht gemessen scheint es, daß die Automobilisten weniger Vor- schriften zu beachten haben. Eine Erklärung ist darin zu finden, daß bei der Pferdedroschke zwei Köpfe sich in die Fohrordnung teilen, und der Pferdekopf jedenfalls polizeifrommer ist als ein toter Benzinmotor. Leider schwindet diese gemütliche Fahrgelegenheit immer mehr aus dem Straßenbilde, was insbesondere die Radfahrer und die Sperlinge bedauern. Letztere bedauern es, weil die Automobile nichts fallen lassen, was der nackten Existenz eines Sperlings zum Vorteil gereicht, erstere aus dem Grunde, daß die Automobilisten immer rücksichtsloser gegen die Radfahrer werden. Aus Sport ist auch der Radfahrer nicht auf den Straßen anzu- treffen. Ihn treibt heute die Rot zu diesem Verkehrsmittel, und wer die Augen aufmacht, kann schon hierbei über die Schichtung der Bevölkerung während der letzten Jahre Vergleiche anstellen. Niemals waren so viel Radfahrer auf den Straßen anzutreffen aus der arbeitenden Bevölkerung, als in den letzten Monaten, wo die Preise zur Beförderung auf den elektrischen Bahnen immer uner- schwinglicher werden. Es ist wirklich kein Vergnügen, mit dem Rad durch die Straßen zu fahren, es ist sogar ein lebensgefährliches Vorhaben. Wenn öer poUzekprähKent raöfahren würde. Es ist der Derllnsr Westen, der dem Badsabrer besonderen Grund zur klage gibt. Kier könnte die hochwohllöbliche Verkehrs- regelnde, verkehrshindernisbeseitigende und Hindernisaufbauends Verkehrspolizei noch eifriger am Werke sein als sie es schon ist. Wie oft siebt man die beklagenswerten Opfer des Verkehrs von einem Menschenknäuel umstrickt in der Potsdamer Straße . Beim näheren Zuschauen ist es wieder ein Radfahrer oder es sind ihrer zwei, die ein Stahlroß mit gebrochenen Felgen halten, wenn sie nicht selbst ihre geschundenen Glieder zur nächsten Unfallstation schleppen müssen. Sie sind an einer Straßenkreuzung angefahren worden, man hat sie zwischen Elektrische und Lastwagen gequetscht und in ihrer Not, einen Passanten nicht anzufahren, sind sie selbst willig das Opfer geworden. Selten wird der Schuldige für den Schaden austommen, da die Zufälle meiste so verwickelt liegen, daß allen Teilen eigentlich kein bösartiges Verschulden trifft, wenn man die Rücksichtslosigkeit der Fahrer anderer Verkehrsinstrumente auf Radfahrer dabei außer Betracht läßt. Und doch greift das Jammern der Beklagenswerten ans Herz, denn nichts ist teurer als Bad- reparaturen, die dann die ganze Sparsamkeiten und Mühe wieder auffressen. Wäre der Berliner Polizeipräsident gezwungen, auch auf einem Fahrrad zum Dienst zu fahren, ich glaube, seine Vor- schrift am nächsten Tage würde lauten, daß Radfahrer in Berliner Straßen die gleichen Anrechte auf die Straße besitzen wie jeder andere Fahrende. Jedem Auto müßte bei Strafe verboten werden, trotz furchtbaren Tutens von hinten d->m Radfahrer vorzufahren, wenn der Raum dazu zu eng ist. Denn die Schnelligkeit der Automobile und der Autobusse, die in den letzten Jabren Immer mehr gesteigert wurde, ist kein Privileg der höher Geschichteten, so- lange für die Radfahrer keine Radfahrweg« bestehenl Mit Sem Rod öurch öen Westen. Wer von einem westlichen Vorort das Zentrum der Stadt zu erreichen strebt, sollte sich ganz besonders hoch bei der Unfallverfiche- ,ung einkaufen. Bis zur vülowstraße ist glatter Weg. 5iier setzen bereits die schweren Kraftomnibusse ein, die Linien der Elektrischen an der Lützowstraße vermehren sich, der Wagenvertehr zu den Ber - liner Geschäftshäusern und der durch die Nähe des Potsdamer Güter- bahnhofs bedingte Verkehr wird unangenehm bemerkbar. An der Potsdamer Brücke rettet sich der Radfahrer vor den vorüberhasten- den Schieberautomobilen aus dem Westen, die wegen ihrer Geschäfte aufkurze Sicht" keine Zeit zum Stoppen haben, mit einem Sprung in die Spree. Hat er dann zu Fuß glücklich die Eichhornstrahe pas-

siert, so kann er erleichtert aufatmen und wieder aussitzen. Denn nun steht er unter dem gewaltigen Schutz des händeaushebcnden Verkehrspolizisten und flink und biegsam wie eine Schlange kann er durch die Lücken der gestauten Wagen oder im langsamen Trott an ihrer Seite den Potsdamer Platz überqueren. Doch wehe, wenn sie losgelassen, wachsend ohne Widerstand rollt sich nun in seinem Rücken die tolle Jagd des wilden Heeres auf. Er hatte ja die Ab- sicht, rechts über das Hallesche Tor auszubiegen, um zum Tiergarten zu gelangen, aber des Geschickes Mächte und der Chauffeur einer Droschke ließen es nicht zu. Er mußte notgedrungen links in die Budapefter Straße münden, wo man ihn ig den Rachen der voh-

LesMl heute das

slraße sagte. Die Loßstraße macht ein unschuldiges Gesicht, obwohl die Automobile hier auch auf der linken Seite fahren. Doch rettet man sich noch in eine Torfahrt zu Wertheim . Man fährt die schöne Pellevueslraße hinauf, um auch die Bekanntschaft der Rassentyp- wagen der Ententekommissionen und der Luxusoutomobile der Film- divas zu machen. Oos heißeste Pflaster. Unanständig aber, Herr Polizeipräsident, betragen sich die Auto- mobilisten auf der Charlottenburger Chaussee, die gewiß breit genug ist, daß jeder zu seinem Recht kommen könnte. Hier wird die höchste Geschwindigkeit eingeschaltet und förmliche Wettrennen werden zwischen den Wagen ausgefochlen. Wehe dem Radfahrer, der ge- zwungen ist, nach der Mitte der Straße einmal ausbiegen zu müssen. Es gibt keine Rücksicht für ihn. er muß Herz und Nerven beisammen haben, daß sie ihren Dienst nicht versagen. Passierte es doch erst kürzlich einem Radfahrer, daß er von einem hinter ihm fahrenden Automobil einfach aufgespießt wurde und er es nur der windschnellcn Schnelligkeit des Autos zu danken hatte, daß er nicht unter die Räder kam. Der Radfahrer wurde heruntergefegt, während das Rad im Schwung auf die Motorhaube zu liegen kam, wahrlich auch eine amüsante Beute für Sportautomobilisten I Obwohl die Chaussee breit genug ist, wird im schnellen Jagen schmal am Radfahrer vor» beigcfohren, man merkt die Absicht! Ganz im republikanischen Sinne erhebend wirkt es außerdem, daß geschniegelte Herren und Damen Platz zum Reiten links und rechts der Chaussee finden, wöh- rend für den Radfahrer kein noch so schmaler Streifen übrig ist. Es könnten ja auch etwa die Pferde scheu werden. Unter öen binden. Die Straße Unter den Linden , die große Avenue Berlin «, die Prachtstraße, entspräche dem heutigen Derkehrsleben sicher mehr, wenn das Mittelfeld mit den Bäumen beseitigt und mit dem breiten Damm verschmolzen werden würde. Selbst an Schönheit würde ein solches breites Fahrfeld nichts einbüßen. Heute bietet sie nur den Anblick einer veralteten, selbst der Historie und des letzten Kaiser- tums untreu gewordenen, in den Kinderschuhen steckengebliebenen Folie für etwas, was will und nicht kann. Radsohrcr kommen, hier überhaupt nicht durch. Interessant jedoch ist die Beobachtung des Verkehrs, der gewissenhaft widerspiegelt, wie in den letzten Lahr -n in Berlin gewerkelt, aber auch gepraßt und gefaulenzt wird. Ze- mehr die Mark fällt und der Dollar steigt, je heftiger zirkuliert in dieser Straße dos Menschenblut. Da haben sich in die prächtigen Karossierien der Fremden und der Reichen die schweren Rundfahrt- wagen und die hochsitzigen Autobusse hineingeschoben, Kutschen auf Gummirädern sieht man dazwischen und wiederum auch mit schweren SteincnOvder Eisenträgern beladene Wagen, deren Kutscher bösartig schimpfen. Und ein neues Element dazwischen, Handwagen über Handwagen, die wie in China von schwitzenden Arbeiterkulis ge- schoben werden. Menschenkraft als billigstes Transportmittels Nebenbei bemerkt, die Handwagen und Karren sind die tückischsten Feinde des Radfahrers. Wäbrend jedes mechanische Gefährt ihm einigermaßen die Sicherheit l.istet, daß es in fester Richtung ein Aegziel verfolgt, sind diese hastenden, von Menschenhand geschobenen

Karren unberechenbar und ein seitliches Ausbiegen solcher Karren bringt den Radfahrer immer in Gefahr. Links der Fnedrichstraße und darüber hinaus in der Moabiler Gegend und nach dem Lehrler und Slettiner Bahnhof zu wird es für den Radfahrer schon angenehmer, obwohl der Verkehr hier wegen der großen Güterbahnhöfe und Hafenanlagen immer noch äußerst lebhaft ist. Aber der Radfahrer ist doch jedensalls in anständiger Gesellschaft. Nechls der Stetlincr Dahn bis in die fernsten Weiten des Nordens und Ostens ist er gänzlich außer Gesahr: hier ist das Eldorado des Radfahrers, hier Ist auch höfliche Rücksichtnahme. Lustig ertönt sein Klingelzeichen, wenn er eine Klingel besitzt. » Und nun möchte ich es dem geduldigen Leser nicht vorenthalten, warum ich dieses Lamento angestimmt habe und warum es mir am Tage zwblfmal kalt über den Rücken gelaufen ist. Es kam nur da- von, daß ich weder eine Klingel noch eine Bremse an meinem Rod besaß, meinem alten treuen Stahlroß. Und ein Rad ohne Bremse und Klingel ist wie ein Pferd ohne Augen und Ohren. Dafür wurde mein« Beobachtung um so mehr geschärft und nichts wird davon zurückgenommen, was hier geschrieben steht. Frei Heil! F. N.

Das teure tzuhn.

Dieproletarischen Agrarier", die heute mit Stolz auf eine Ziege, Kaninchen und etlichen Hühnern als ihr Eigentum hcrabblicken können, haben zeitweilig sicherlich schon des öfteren den Zeigefinger benutzt, um sich hinter dem Ohr zu kratzen und die Frage vorzulegen, ob die Rentabilität des Betriebes noch gewährleistet ist, wenn die Notwendigkeit vorliegt, in Zehn- oder Zwanzig-Pfund-Tüten mühsam das Futtermaterial heranzuschaffen. Die Unterhaltungskosten für die Kleintierzucht sind im Augenblick in geradezu erfchreckendem Maße gestiegen. Ganz abgesehen davon, daß daslebende Material" heute kaum mehr zu bezahlen ist, muß man beachten, daß vor etwa einem Dreivierteljahr der Hafer, der zur Ernährung in umfangreichem Maße für die Kaninchen neben dem Grünzeug mit notwendig ist, von 2,S0 3 M. auf 20 M. das Pfund gestiegen ist. Desgleichennotiert" die Kleie im Augenblick unter günstigster Annahme 10 M. für das Pfund gegenüber einem Preise von 1 1,50 M. vor einem Jahre. Das Grünzeug und die Kartoffelschalen werden von den Nachbarn heute nicht mehr ohne eine Gegenleistung abgegeben. Die Nachbarn rechnen ganz stark darauf, zu billigsten Preisen von ihrem Kartoffelschalenabnehmer Ge- müse oder Früchte, die im Garten des Abnehmers wachsen, zu er- halten. Wenn man beachtet, daß vor l�h Jahren ein Wurf Kanin- chen etwa 46 Stück 30 M. kostete, und heute dagegen 400 bis 500 M., kann einem die innere Freude an seinerLandwirt- schaft" wirklich in die Binsen gehen. Diel ärger bestellt ist es mit einer Hühnerzucht. Eine Henne, die kein besonders guter Leger ist, wird heute mit 300 M. gehandelt. Die Gerste, die den Hühnern gegeben wird, hat heut« in dem Schnellauf der Preise desgleichen «ine unrühmliche Palm« erworben, indem sie sich mit an die Spitze gestellt hat und sich nicht unter 20 M. da» Pfund verkaufen läßt. Mais, gequetscht und ganz, stellt sich auf dasselbe Preisniveau und läßt es fast vergessen erscheinen, daß es«Ine Zeit gab, die kaum lange her ist, als man dafür 2,50 M. bezahlte. Mischfutter, das man früher für 1,80 M. einkaufen konnte, wird man heute mit 17,60 M. kaum einkaufen können. Ein genau soteures" Gut ist die Ziege, die heute zu unerschwinglichen Preisen(2000 M.) im Stalle steht. Trotzdem In der Familie beständig eine Meinungsverschiedenheit darüber besteht, ob es noch zweckmäßig ist, die Landwirtschaft, ins- besondere die Viehzucht, weiter aufrechtzuerhalten, trägt dennoch fast immer derjenige den Sieg davon, der seine Liebe zu den Tieren so überzeugend dokumentieren kann, daß bisher die schätzbaren Haus- genossen an der Bratpfanne und dem Kochtopf vorübergegangen sind. Nur zu ganz großen Familienfesten entschließt man sich, einem der lieben Tierchen unter Wehmut den Hals umzudrehen und unter Ent- zücken festzustellen, daß da» Kaninchen z. B. in brauner Margarine- saure weit angenehmer duftet wie in lebendem Zustande.

3n der heutigen dentsch-eaglischeu Ariedenskundgebung reden von deutscher Seile Gustav S a b a t h als Borsitzender, von der SPD . Franz Krüger und Erwin Barth , llSPD. Dr. Rudolf Breitscheidt und Dr. MoseS.

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Der Sprung in die Welt. Ein Iungarbeikerroman von Slrkur Iickler.

Paul pfiff von der Siraße herüber, und die Kumpanei brach auf. In Hügeln gewellt, wie ein erstarrtes braungrünes Meer lag die Held« zu beiden Seiten der Straße. Landfahrer kamen ihnen entgegen. Servus, Kunden! Wie weit ist es noch bis Bremen ?" Ein halber Tag und eine ganze Nacht." Wie find die Bauern?" Schlimmes Pack. Bor dem zweiten Dorf, in das ihr kommt, nehmt euch in acht. Dort hat ein Kunde vor einer Woche ein Mädchen mit Gewalt uinaelegt. Jetzt halten die Kuhschinder die Prügel bereit. Der Blechreiter hat ein Rad, und wenn er euch laufen läßt, so bloß darum, weil das s- Spritzenhaus schon voll ist. Morgen geht wieder ein Trupp nach der Schenigelwinde. Servus!" Sie trabten weiter.Wir machen einen Bogen um das Kaff", entschied Paul. Am Abend hatten sie das Dorf umgangen und kamen wieder auf die Landstraße zurück. Der Wind war kühl ge- worden, und die Sterne glommen fern und kalt. Müde tor- kelten die Kunden hintereinnader her. Amanda sang mit l"her dünner Stimme: Als wir einmal in Hamburg waren, sind wir im grünen August gefahren. Da brachten ste eine ins Verließ, weil sie ihre Titten aus dem Fenster hängen ließ. Er hörte bald wieder auf. well ihm die Kälte die Zähne zusammenschlug. Ein Zug mit hundert hellen Fenstern fegte am Himmelsrand dahin. Kurz vor Mitternacht erreichten sie ein Dorf. Im Wirts- haus dengelte Tanzmusik.Richtig," sagte Rudi,s'ist Sonn- tag heute." Knapp hinter dem Dorfe lag die kleine Dahn - station. Die Kunden wollten es sich im Warteraum bequem machen. Da kam ein Eisenbahner und brüllte:Was fällt euch ein, hier ist keine Penne. Schert euch weiter!" Fährt heute noch ein Zug?" fragte Hans. In einer halben Stunde der letzte, ein Personenzug nach Kiemen." Die Freunde zählten ihre letzten Groschen, es

fehlten zwanzig Pfennige.Da habt ihr sie", sagte Paul und reichte ihnen die Hand:Servus, Kunden!" Servus, servus..." Paul und die drei anderen liefen wieder hinaus in die Nacht. Und wieder die Landstraße. Zwei Tage hatten sie in Bremen verbracht. Hatten vor Roland dem Riesen gestanden, den Lärm der Baumwollbörse beobachtet, im Rathaus die verräucherten Modelle alter, stolzer Kauffahrteischiffe bestaunt. Hatten auf der Brücke gestanden und ins gelbe Wasser der Weser geschaut. Von der Gewerkschaft konnten sie Zehrgeld erhalten, wofür sie einen langen Schlaf taten und ich satt aßen, aber an Arbeit war nicht zu denken gewesen. Nun schritten sie an den grünen Marschen entlang und waren schon froh, daß das Wetter lzeiter blieb. Geld hatten sie keins mehr; sie mußten fleißig ansprechen. Das fiel ihnen jetzt leichter. Sie machten sich wenig daraus, wenn ihnen eine Tür zugeschlagen wurde. Es fehlte nicht an lustigen Zwisch!n- fällen. So standen sie einmal vor dem Hause eines Dorf- sleischcrs und schauten durch das geöffnete Fenster in die Wohnstube, wo der Meister mit seiner Familie am Kaffee- trinken war. Verdammte Landstreicher," polterte der Schlächter vom Kaffeetisch her.seht zu, daß ihr vom Fenster wegkommt, ihr Bissenzähler, sonst fliegt euch etwas an den Kopf! Hans bekam es mit der Frechheit.Ihr habt gut reden, Meister. Ihr habt euch einen dicken Bauch zurechtgesressen und wißt nicht, wie unsereinem zumute ist." Du bist das frechste Aas, das mir semals in den Topf geguckt bat. Wollt ihr euch setzt endlich scheren?" Wir denken nicht daran. Jetzt gucken wir so lange zu, bis wir sait sind." Paiiliile w�. sagst du dazu!" Pauline sagte gar nichts. Pauline war einfach sprachlos. So entstand eine Pause, bis der älteste des Nachwuchses meinte:Hau sie aufs Maul, Vater!" Der überlegte. Kommt mal in den Laden, ich will euch eine Leberwurst geben." Mach' ich", sagte Hans und ging vorn in den Laden. Rudi blieb nor'orglich dw.ben und wartete das Weiter« ans gemessener Entfernung ab. Der Schlächter kam in den Laden und schüttelte den Kopf.»Du bist ein selten frecher Hund. Soll ich dich um die Ohren schlagen?".

Das werdet ihr nicht tun, Meister: denn ich habe euer Wort, daß ihr mir eine Leberwurst schenken wollt..." Jetzt lachte der Fleischer und gab ihm die Wurst.Nun pack dich aber..." Und Hans packte sich. Drei Minuten später lagen Hans und Rudi im Straßen- graben, sahen in die ziehenden Frühlingswolken und aßen die Wurst. Wenn der Mensch satt ist, wird er müde, und wenn nicht ein großer Hund so laut gebellt hätte, der einen Karren an ihnen vorüberzog, wären sie von der Nacht überrascht wor- den. So aber glimmte das Abendrot, als sie aus dem Graben stiegen und die schlafrostigen Beine wieder in Schwung brach- ten. Nebel schleierten über die Wiesen, das Gelände wurde grau, die Fernen verloren sich. Eine seltsame Stimmung er- griff die beiden. Ein Wasser, das sie nicht sahen, murmelte in die Stille, ein Knizisix ragte im Dunst, und Feuchtigkeit legte sich auf die Gesichter. Unwillkürlich liefen die Freunde schneller, Sehnsucht packte sie noch Licht und Wärnre. So erreichten sie ein kleines Wirthaus. Sie traten in die Sttibe, in der ksin Gast weilte. Eine alte freundliche Frau kam herzu, und sie baten um einen Trunk. Die alte Frau sülltc ihnen zwei Gläser mit Bier und setzte sich mit an den Tisch. Die Freunde er» zählten von der Wanderschaft und von ihrer Heimat: das alte Weiblin hörte ihnen zu und sagte schließlich, daß sie für die Nacht dableiben könnten. In der Stube, in die sie geführt wurden, stand ein breites, wohlbezogenes Bett, und an der Wand hing dag Bild eines jungen Menschen.Das ist mein Sohn," sagte die Alte leise,er ist vor zwanzig Iahren in die Welt gegangen und ist nicht wiedergekommen." Dann wünschte sie eine gute Nacht und ging hinaus. Ein Hahn weckte die Wanderer: sie wuschen sich und liefen in die Wirtsstube. Die alte Frau war noch nicht da: so riegel- ten sie die Hintertür auf und gingen in d'n Hof, wo sie einen Sagebock neben Holzstapeln entdeckten. Die Aermel wurden aufgekrempelt. Rudi sägte die Scheite, und Hans schwang das Beil. Nach einer Stunde kam die Alte in den Hof und freute sich. Sie sckilug den beiden Eier in die Pfanne, die aßen sie zu schwarzem Brot und tranken warmen Kaffee dazu. Schließlich brachte die Alte noch zwei handfeste Stöcke herzu.Sie sind von meinem Jungen. Er wird sie sich doch nicht mehr holen" und sie winkte und nickte hinter den Freunden her, die in die steigende Sonne marschierten. _'(Fortsetzung folgt.)